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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Identifizierung von
Nucleinsäuremolekülen, die
(Poly)peptide codieren, welche mit Zielmolekülen in Wechselwirkung treten.
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist besonders durch einen
in vitro-Translationsschritt unter Bedingungen gekennzeichnet, die
die Bildung von Polysomen in Anwesenheit von Antisense-Oligonucleotiden
erlauben, welche zur Tag codierenden Sequenz von ssrA-RNA komplementär sind.
Die vorliegende Erfindung betrifft darüber hinaus Kits, die zur Durchführung des
Verfahrens der Erfindung nützlich
sind.
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Evolutionäre Verfahren
können
der Proteintechnik die Feinheiten bringen, die über die Möglichkeiten und Präzision des
heutigen rationalen Designs hinausgehen. Evolution kann als eine
Folge von „Generationen", Kreisläufen genetischer
Diversifizierung, gefolgt von Darwinscher Selektion für eine gewünschte phänotypische
Eigenschaft definiert werden. In klassischen Experimenten sind Nucleinsäuren hinsichtlich
physikalischer Eigenschaften in vitro entwickelt worden (Saffhill,
R., Schneider-Bernloehr, H., Orgel, L. E. & Spiegelman, S. (1970) J. Mol. Biol.
51, 531–539),
und in diesem Fall war die Substanz, die den Phänotyp ergab, identisch mit
dem genetischen Material. Oligonucteotid-Liganden, gewöhnlich Einzelstrang-RNA,
sind durch SELEX für
viele Ziele entwickelt worden (Gold, L., Polisky, B., Uhlenbeck,
O. & Yarus, M.
(1995) Annu. Rev. Biochem. 64, 763–797; Irvine, D., Tuerk, C. & Gold, L. (1991)
J. Mol. Biol. 222, 739–761),
bei denen eine synthetische DNA-Bibliothek transkribiert, die RNA
hinsichtlich Bindung ausgewählt,
revers transkribiert und über mehrere
Runden amplifiziert wird. Frühe
Experimente mit Proteinen als den Trägern des Phänotyps, eindeutig mit wesentlich
breiterem Anwendungsbereich, beruhten auf lebenden Zellen zum Erreichen
der Kopplung zwischen Gen und Protein, entweder direkt oder über die
Produktion von Phagen oder Viren (Phizicky, E. M. & Fields, S. (1995)
Microbiol. Rev. 59, 94–123).
Da bei dieser Art von Experiment die DNA-Bibliothek als der Informationsträger für codierte
Proteindiversität
in bakterielle oder eukaryontische Zellen transformiert oder transfiziert
werden muss, wurde die verfügbare
Diversität
durch die geringe Effizienz der DNA-Aufnahme streng begrenzt (Dower,
W. J. & Cwirla,
S. E. (1992) in Guide to Electroporation and Electrofusion, Hrsg. Chang,
D. C., Chassy, B. M., Saunders, J. A. & Sowers, A. E. (Academic Press, San
Diego), S. 291–301).
Darüber
hinaus musste die DNA-Bibliothek in jeder Generation zunächst in
eine replizierbare genetische Verpackung ligiert werden, wodurch
die Diversität
wiederum verringert wurde. Zusätzlich
müssten
viele vielversprechende Varianten in der Wirtszellen-Umgebung aussortiert
werden. Nur sehr wenige Studien (Yang, W. P., Green, K., Pinz-Sweeney,
S., Briones, A. T., Burton, D. R. & Barbas 3., C. F. (1995) J. Mol.
Biol. 254, 392–403) haben
Proteinoptimierung unter Verwendung von Verfahren wie Phagen-Display
durch mehr als eine Generation gebracht, da dies den wiederholten
Wechsel zwischen in vitro-Diversifizierung und in vivo-Durchmusterung
erfordert – ein
aufwendiger Prozess.
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Mit
dem Ziel, diesen Prozess zu umgehen oder zu verbessern, haben eine
Reihe von Labors neue Systeme entwickelt, die auf der unmittelbaren
Nachbarschaft und physikalischen Verbindung von mRNA und zugehörigen (Poly)peptiden
während
der Translation beruhen. Auf diese Weise haben eine Reihe von Studien gezeigt,
dass spezifische mRNAs durch Immunfällung von Polysomen angereichert
werden können
(Schechter, I. (1973) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 70, 2256–2260; Payvar,
F. & Schimke,
R. T. (1979) Eur. J. Biochem 101, 271–282, Kraus, J. P. & Rosenberg, L.
E. (1982) Proc. Natl. Acad Sci. USA 79, 4015–4019). Kürzlich berichteten Mattheakis
und Mitarbeiter von einer Affinitätsselektion eines kurzen Peptids
aus einer Bibliothek unter Verwendung von Polysomen, um Genotyp
und Phänotyp
in vitro zu verbinden (Mattheakis, L. C. Bhatt, R. R. & Dower, W. J.
(1994) Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 91, 9022–9026, WO 95/11922).
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Dieses
System verwendet ein in vitro-Translationssystem, das bevorzugt
mit einem in vitro-Transkriptionssystem verbunden ist. Das Translationssystem
erlaubt die gleichzeitige Isolierung von mRMA und (Poly)peptid in
einem Polysom-Komplex nach einem geeigneten Durchmusterungsschritt
auf das (Poly)peptid. Bevorzugt bestehen die (Poly)peptide im Mattheakis-System
aus zwei Bestandteilen, wobei der eine das zu durchmusternde Peptid
ist und der zweite ein Bindungssegment, welches die mRNA bindet.
Gemeinsame Isolierung von mRNA und (Poly)peptid im Polysom-Komplex kann möglicherweise
mit Hilfe einer die Translation zum Stillstand bringenden Sequenz
verbessert werden, selbst wenn die Existenz solcher Sequenzen für E. coli immer
noch unklar ist. Diese Sequenz verstärkt möglicherweise die Gesamtstabilität des Polysom-Komplexes durch
Verminderung der Translationsrate und ermöglicht dadurch geeignete Bedingungen
für die
gemeinsame Durchmusterung und Isolierung von (Poly)peptid und zugehöriger mRNA.
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Eine ähnliche
Arbeit ist früher
von Gold und Kollegen (WO 93/03172) und Kawasaki und Mitarbeitern (WO
91/05058) berichtet worden. Obgleich die vorstehend beschriebenen
Systeme ein Mittel geschaffen haben, eine Nucleinsäure über die
Erkennung eines von dieser Nucleinsäure codierten Proteins zu charakterisieren,
gibt es praktische Begrenzungen im Hinblick auf die Wirksamkeit
der Ribosomen-Darstellung
des entstehenden (Poly)peptids. Das technische Problem bei der vorliegenden
Erfindung bestand daher in der Steigerung der Wirksamkeit von (i)
der Synthese einer Auswahl an stabilen RNA-Molekülen und (ii) der Translation dieser
RNA-Moleküle
und dadurch eine gesteigerte Wirksamkeit bei der Verwendung von
Polysomen für
die Durchmusterung zu erreichen. Die Lösung dieses technischen Problems
wird durch die Bereitstellung der Ausführungsformen erreicht, die
in den Ansprüchen
beschrieben werden.
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Dem
zufolge betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Erkennung
eines Nucleinsäuremoleküls, das
ein (Poly)peptid codiert, welches mit einem Zielmolekül in Wechselwirkung
tritt, umfassend die nachstehenden Schritte:
- (a)
Translation einer Population von mRNA-Molekülen ohne Stop-Codons im korrekten
Leserahmen in einem prokaryontischen in vitro- Translationssystem, wobei dieses Translationssystem
entweder Antisense-Oligonucleotide
umfasst, die komplementär
zu der Tag codierenden Sequenz von ssrA-RNA sind, oder frei von
ssrA-RNA ist, unter Bedingungen, die die Bildung von Polysomen gestatten;
- (b) Inkontaktbringen der auf diese Weise gebildeten Polysomen
mit den Zielmolekülen
unter Bedingungen, die die Wechselwirkung der (Poly)peptide, die
durch diese mRNA-Moleküle
codiert werden und durch diese Polysomen dargestellt werden, mit
diesen Zielmolekülen
zulassen;
- (c) Abtrennung der die (Poly)peptide darstellenden Polysomen,
die mit diesen Zielmolekülen
in Wechselwirkung treten, von solchen Polysomen, die keine solche
(Poly)peptide darstellen; und
- (d) Identifizierung des Nucleinsäuremoleküls, das ein (Poly)peptid codiert,
das in einem Polysom, welches mit diesen Zielmolekülen in Wechselwirkung
tritt, dargestellt wird.
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Der
in der vorliegenden Erfindung verwendete Ausdruck „(Poly)peptid" betrifft sowohl
Peptide als auch Polypeptide. Diese (Poly)peptide können entweder
eine natürliche
oder eine rekombinant hergestellte Aminosäuresequenz umfassen. Die letztere
Alternative schließt
auch Fusionsproteine ein.
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Im
Einklang mit der vorliegenden Erfindung betrifft der Ausdruck „Polysom" einen Komplex, der
wenigstens von einem, bevorzugt von mehreren Ribosomen und mRNA
während
der Translation gebildet wird.
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Die
Population von mRNA-Molekülen
kann von unterschiedlicher Herkunft sein. Zum Beispiel kann sie aus
einer cDNA-Bibliothek stammen. In einer anderen Ausführungsform
kann sie direkt aus Zellen oder Gewebe stammen. Besonders vorteilhaft
ist auch die Verwendung der vorliegenden Erfindung mit mutabgenisierten
(Poly)peptiden, um verbesserte Varianten zu finden. Alternativ können synthetische
Protein- oder Peptid-Bibliotheken oder Antikörper-Bibliotheken verwendet
werden.
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Der
Ausdruck „Tag
codierende Sequenz von ssrA-RNA" betrifft
eine Nucleinsäuresequenz,
die die Aminosäuresequenz
AANDENYALAA codiert. Diese Sequenz ist von Keiler et al., Science
221 (1996), 1990–1993,
beschrieben worden.
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Die
antisense-Oligonucleotide, die von dem Translationssystem umschlossen
werden, das im Verfahren der Erfindung verwendet wird, sind von
geeigneter Länge,
um unter Bedingungen, die die Bildung von Polysomen gestatten, an
die Tag codierende Sequenz von ssrA-RNA zu hybridisieren und die
Translation hiervon zu blockieren.
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Ein
Translationssystem, das frei von ssrA-RNA ist, kann zum Beispiel
von E. coli-Stämmen erhalten werden,
denen ein funktionales ssrA-Gen fehlt, wie etwa X90 ssrA1::cat (Keiler
et al., Science 221 (1996), 1990–1993), N2211 oder NM101 (Tu
et al., J. Biol. Chem. 270 (1995), 9322–9326), W3110 ΔssrA (Komine
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91 (1994), 9223–9227),
K7823 oder K6676 (Retallack und Friedmann, Cell 83 (1995), 227–235).
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Bedingungen,
die die Wechselwirkung der (Poly)peptide, die von den translatierten
mRNA-Molekülen codiert
und von den Polysomen dargestellt werden, mit den zugehörigen Zielmolekülen gestatten,
können ohne
ungebührlichen
Aufwand von Fachleuten auf dem Gebiet geschaffen werden. Solche
Bedingungen können
zum Beispiel aus den Lehren von WO 95/11922, WO 93/03172 und WO
91/05058 oder aus den anhängenden
Beispielen abgeleitet werden. Wie auf dem Fachgebiet gut bekannt
ist, hängen
solche Bedingungen auch von dem Durchmusterungsverfahren ab, das
für den
Nachweis dieser Wechselwirkungen verwendet wird.
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Die
Abtrennung der Polysomen, die (Poly)peptide darstellen, die mit
den Zielmolekülen
in Wechselwirkung treten, von Polysomen, die keine solche (Poly)peptide
darstellen, kann im Einklang mit bekannten Verfahren durchgeführt werden.
Wiederum kann die verwendete Technik zur Abtrennung sehr von dem
Durchmusterungssystem, das verwendet wird, abhängig sein. Ein vorteilhaftes
Verfahren zur Abtrennung der vorstehend genannten Polysomen basiert
zum Beispiel auf der Affinitätschromatographie,
bei der die Zielmoleküle an
das Säulenmaterial
gebunden sind.
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Die
Identifizierung des Nucleinsäuremoleküls, das
das ausgewählte
(Poly)peptid codiert, kann durch jedes geeignete Verfahren erfolgen
und erfolgt am besten durch Sequenzierung des Nucleinsäuremoleküls, zum
Beispiel durch Sequenzierung der mRNA oder der DNA, nach Clonierung
in einen Vektor. Um die mRNA zu identifizieren, kann sie vom Ribosom
getrennt werden, indem eine Behandlung mit EDTA oder eine Säure-Eluierung
mit anschließender
Standard-RNA-Reinigung unter Verwendung eines Kits (vgl. Beispiel
3) oder durch kompetitive Eluierung unter Verwendung eines löslichen
Zielmoleküls
mit anschließender
Standard-RNA-Reinigung
unter Verwendung eines Kits durchgeführt wird.
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Bevorzugt
und am günstigsten
werden die Schritte (a) bis (c) zweimal oder öfter vor dem Identifizierungsschritt
(d) durchgeführt.
Diese Maßnahme
führt zu
einer weniger mehrdeutigen Identifizierung der gewünschten
Nucleinsäure
mit gleichzeitiger Minimierung von falsch positiven Polysomen und
somit Nucleinsäuren.
Diese Ausführungsform
zur Identifizierung der gewünschten
Nucleinsäure
ist besonders bevorzugt, wenn mehrere Durchläufe zur Abtrennung notwendig
sind, um das spezifisch miteinander in Wechselwirkung tretende Paar
(Poly)peptid-Zielmolekül
zu isolieren.
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In Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung wurde überraschend festgestellt, dass
das Einschließen
von Antisense-Oligonucleotiden, die komplementär zur Tag codierenden Sequenz
von ssrA-RNA sind, einen vielfachen Anstieg der Wirksamkeit der
Polysomen-Darstellung zur Folge hat. Dieses Ergebnis ist umso mehr
unerwartet, als die vorstehend genannten vorangegangenen Arbeiten
bereits über
zahlreiche Wege und Mittel versucht hatten, solche optimalen Bedingungen
herzustellen.
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Die
vorliegende Erfindung liefert daher ein System zur phänotypischen
Selektion von Zielmolekülen wie
etwa Liganden mit (Poly)peptiden, die bevorzugt vollständige, native
Proteinmoleküle
sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weisen die mRNA-Moleküle eine Stammschleife an ihrem
3'-Ende auf.
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In
dieser Ausführungsform
der Erfindung wird der Abbau der mRNA durch Exonucleasen in einem
signifikanten Ausmaß verhindert.
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Am
meisten bevorzugt wird ein Spacer in den Leserahmen des (Poly)peptids
eingefügt,
um das entstehende, gefaltete (Poly)peptid an den mutmaßlichen
(Poly)peptid-Kanal des Ribosoms zu binden. Dieser Spacer codiert
bevorzugt 57 bis 116 Aminosäuren.
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Die
Bindung des entstehenden (Poly)peptids an den (Poly)peptid-Kanal
des Ribosoms ist ein zusätzliches
vorteilhaftes Mittel, um gemeinsame Selektion von (Poly)peptid und
zugehöriger
mRNA zu ermöglichen, weil
sie die Dissoziation des Polysoms signifikant verlangsamen könnte.
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In
einer weiteren, am meisten bevorzugten Ausführungsform codiert die genannte
Stammschleifenregion am 3'-Ende
der mRNA-Moleküle
diesen Spacer. Auf diese Weise kann die Länge der gesamten 3'-Region auf einem
Minimum gehalten werden, wenn sowohl Spacer (auf Proteinebene erforderlich)
als auch Stammschleife (auf RNA-Ebene erforderlich) von der selben
DNA codiert werden können.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft das vorstehend genannte Verfahren,
in dem die genannten mRNA-Moleküle
eine Stammschleifenstruktur an ihrem 5'-Ende umfassen.
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Wie
die Stammschleifenstruktur am 3'-Ende
dient die Stammschleife am 5'-Ende
der mRNA dem Zweck, einen erfolgreichen Angriff von Exonucleasen
auf die mRNA zu verhindern. Es ist besonders bevorzugt, dass die
mRNA sowohl eine 5'-
als auch eine 3'-Stammschleifenstruktur
enthält.
In dieser Ausführungsform
würde das
mRNA-Molekül
strukturell an natürliche
mRNAs erinnern.
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In
einer zusätzlichen
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung wird das genannte in vitro-Translationssystem
mit Ribonuklease-Inhibitoren ergänzt.
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Bevorzugt
sind diese Ribonuklease-Inhibitoren Analoga von Übergangsstadien und am meisten
bevorzugt sind sie Vanadyl-Ribonuklease-Komplexe.
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In Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung fand man heraus, dass besonders die
Vanadyl-Ribonucleasekomplexe vorteilhaft verwendet werden können, um
die Wirksamkeit der Ribosomen-Darstellung weiter zu verbessern.
Dieses Ergebnis ist besonders überraschend,
da diese Komplexe gleichzeitig teilweise die Proteinsynthese hemmen.
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Eine
darüber
hinaus bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren, in dem die Polysomen in den
Schritten (a) bis (c) stabilisiert werden durch
- (a)
die Zugabe von Magnesiumsalzen, bevorzugt Magnesiumacetat, nach
der Bildung von Polysomen; und/oder
- (b) ein Mittel, das eine Brücke
zwischen der mRNA und dem zugehörigen
(Poly)peptid bildet; und/oder
- (c) eine niedrige Temperatur nach der Translation und/oder während des
Durchmusterungsvorganges.
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Es
hat sich gezeigt, dass die vorstehend genannten Maßnahmen
die Stabilität
der Polysome erhöhten. So
stabilisiert eine Magnesiumacetat-Konzentration von 50 mM in der
Reaktionspufferlösung
die Ribosomen-Komplexe signifikant gegen Dissoziation.
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Der
Ausdruck „niedrige
Temperatur" in vorstehendem
Zusammenhang bedeutet eine Temperatur, die die Durchführung einer
erfolgreichen Durchmusterung gestattet. Bevorzugt liegt diese niedrige
Temperatur im Bereich von 0 bis 5°C.
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Bevorzugt
wird die Translation in einem prokaryontischen Translationssystem
durchgeführt.
Besonders bevorzugt ist ein auf E. coli basierendes Translationssystem
wie etwa das S-30-Translationssystem von E. coli.
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In
einer darüber
hinaus bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung umfasst Schritt (d)
- (da) reverses Transkribieren dieser mRNA;
- (db) optionales Amplifizieren der entstehenden cDNA;
- (dc) optionales Clonieren der optional amplifizierten cDNA,
und
- (dd) Bestimmen der Sequenz dieser cDNA.
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Diese
Ausführungsform
zur Identifizierung der interessierenden Nucleinsäure ist
bevorzugt, wenn die Population von mRNA-Molekülen zu umfangreich ist, um
die gewünschten
Arten in einem einzigen Durchlauf zu identifizieren. Darüber hinaus
erlaubt sie wiederholtes und detailliertes Testen von identifizierten
Molekülen, da
die Population von mRNA-Molekülen
durch Clonierung „unsterblich" wird.
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Die
reverse Transkription gestattet Sequenzierung unter Verwendung der
sehr vorteilhaften DNA-Sequenzierungstechnik, die sowohl von Maxam
und Gilbert als auch von Sanger und Mitarbeitern entwickelt wurde
(vgl. z.B. Sambrook et al., „Molecular
Cloning, A Laboratory Manual",
zweite Auflage 1989, CSH Press, Cold Spring Harbor).
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Die
Amplifizierung von cDNA, bevorzugt durch PCR, mit oder ohne anschließender Clonierung
in einen geeigneten Vektor erleichtert die Identifizierung des gewünschten
Nucleinsäuremoleküls weiterhin
signifikant. In zahlreichen Fällen
wird die Amplifizierung des Nucleinsäuremoleküls für den Forscher eine Vorbedingung
zur anschließenden
Identifizierung dieses Nucleinsäuremoleküls sein.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung wird DNA in Anwesenheit eines Reduktionsmittel,
wie etwa β-Mercaptoethanol
und/oder DTT vor Schritt (a) in mRNA transkribiert.
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Es
ist bekannt, dass der Einschluss eines Reduktionsmittels wie etwa β-Mercaptoethanol und/oder DTT
in die Reaktionspufferlösung
die Stabilität
von DNA-Polymerase
erhöht.
Dem zufolge führt
ein Reduktionsmittel in der Pufferlösung zu einem Ansteigen des
Erhalts an mRNA, was wiederum zu einer Gesamtverbesserung der Ribosomendarstellung
führt.
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Besonders
bevorzugt ist es, dieses Reduktionsmittel nach der Transkription
und vor Schritt (a) zu entfernen. Dieses Verfahren der Erfindung
ist am meisten in Fällen
bevorzugt, in denen das zu durchmusternde (Poly)peptid Arten enthalten
kann, die ihre native Konformation durch Bildung von Disulfid-Brücken erlangen. Ein
Beispiel für
solche (Poly)peptide sind Mitglieder der Immunglobulin-Überfamilie.
Durch Einführung
dieser bevorzugten Ausführungsform
steht die vorliegende Erfindung in direktem Widerspruch zu dem vorstehend
angeführten
Stand der Technik, der die Verwendung eines kombinierten Transkriptions/Translationssystems
vorschlägt.
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Darüber hinaus
beschreibt die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur Identifizierung
eines Nucleinsäuremoleküls, welches
ein (Poly)peptid codiert, das mit einem Zielmolekül in Wechselwirkung
tritt, welches die nachstehenden Schritte umfasst:
- (a) Transkribieren einer Population von DNA-Molekülen ohne
Stop-Codons im korrekten Leserahmen in die zugehörige Population von mRNA-Molekülen in Anwesenheit
eines Reduktionsmittels;
- (b) Entfernen dieses Reduktionsmittels aus dieser Population
von mRNA-Molekülen;
- (c) Translatieren dieser Population von mRNA-Molekülen in ein
in vitro-Translationssystem
unter Bedingungen, die die Bildung von Polysomen gestatten;
- (d) Inkontaktbringen der auf diese Weise gebildeten Polysomen
mit diesen Zielmolekülen
unter Bedingungen, die die Wechselwirkung der (Poly)peptide, die
von diesen mRNA-Molekülen
codiert werden und von diesen Polysomen dargestellt werden, mit
diesen Zielmolekülen
zu lassen;
- (e) Abtrennen der Polysomen, die (Poly)peptide darstellen, die
mit diesen Zielmolekülen
in Wechselwirkung treten, von Polysomen, die keine solchen (Poly)peptide
darstellen; und
- (f) Identifizieren des Nucleinsäuremoleküls, das ein (Poly)peptid codiert,
das in einem Polysom, welches mit diesen Zielmolekülen in Wechselwirkung
tritt, dargestellt wird.
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Das
in Schritt (a) beschriebene Reduktionsmittel ist β-Mercaptoethanol
und/oder DTT.
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In
einer darüber
hinaus bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung umfassen die (Poly)peptide
Domänen
der Immunglobulin-Überfamilie
und bevorzugt der Immunglobulin-Familie.
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Zum
Beispiel können
diese (Poly)peptide den vollständigen
T-Zellrezeptor oder Antikörperketten
oder Teile hiervon wie etwa Domänen
von Antikörpern,
zum Beispiel die VH- oder VL-Regionen,
umfassen.
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Es
ist besonders bevorzugt, dass die (Poly)peptide Einzelketten-Antikörper oder
Fusionsproteine sind, die solche Einzelketten-Antikörper umfassen.
In letzterer Alternative ist der Fusionspartner dieser Antikörperketten
bevorzugt ein Tag, das für
die Bindung des entstehenden (Poly)peptids an die zugehörige mRNA
verwendet wird.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch bevorzugt ein Verfahren, in
dem das Translationssystem mit wenigstens einer Verbindung versetzt
ist, die aus der Gruppe ausgewählt
ist, die aus Proteindisulfid-Isomerase, oxidiertem oder reduziertem
Glutathion, E. coli-Protein DsbA und molekularen Chaperonen wie
etwa DnaK, DnaJ, GrpE, GroEL oder GroES besteht.
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Die
vorstehenden Verbindungen können,
allein oder in Kombination, die Stabilität, Solubilität und/oder nativen
Fähigkeiten
zur Faltung des entstehenden (Poly)peptids verstärken.
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Die
Proteindisulfid-Isomerase kann bakterieller oder eukaryontischer
Herkunft sein. Die Verbindung/das Enzym, welche/welches in das System
eingeschlossen wird, würde
von Fachleuten auf dem Gebiet nach dem Proteintyp, der durchmustert
wird, ausgesucht werden. Wenn zum Beispiel eine Bibliothek, die
Antikörper-Domänen umfasst,
durchmustert wird, würde
in Übereinstimmung
mit den Lehren aus der vorliegenden Erfindung eine eukaryontische
Proteindisulfid-Isomerase eingeschlossen werden. Wie durch die vorliegende
Erfindung gezeigt werden konnte (vgl. die anhängenden Beispiele), wird das
System zur Darstellung der Polysomen durch Einbeziehung dieses Enzyms
in das Translations-Reaktionssystem signifikant verbessert.
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In
einer darüber
hinaus bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der vorliegenden Erfindung werden nicht spezifische
Wechselwirkungen zwischen den Polysomen und/oder Polysomen und den
Zielmolekülen
und/oder optional den Polysomen und der Matrix, auf der die Zielmoleküle immobilisiert
sind, gebildet während
des Schrittes des Inkontaktbringens der Polysomen mit diesen Zielmolekülen, durch
die Zugabe einer blockierenden Verbindung gehemmt oder reduziert.
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In
einer am meisten bevorzugten Ausführungsform ist diese blockierende
Verbindung eine polyanionische Verbindung wie Heparin. Es wurde
vorgeschlagen, Heparin als RNase-Inhibitor einzuschließen (WO 91/05058),
es hat sich aber überraschenderweise
im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung herausgestellt, dass
es zusätzlich
nicht spezifische Bindung vermindert. Es kann angenommen werden,
dass Heparin als polyanionische Verbindung mit der polyanionischen
mRNA als Teil des Polysom-Komplexes um nicht spezifische Bindungsstellen
konkurriert, was die Zugabe von polyanionischen Verbindungen wie
etwa Heparin zur Polysomen-Darstellung zu einem allgemein anwendbaren
Verfahren zur Verminderung nicht spezifischer Bindung macht.
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In
einer anderen sehr bevorzugten Ausführungsform ist diese blockierende
Verbindung sterilisierte Milch. Die Zugabe von fettfreier Milch
ist für
die Polysom-Darstellung
schon vorgeschlagen worden (WO 95/11922). Es stellte sich jedoch
im Einklang mit der vorliegenden Erfindung heraus, dass keine RNA
isoliert werden konnte, wenn Milch während der Affinitätsselektion
verwendet wurde. Überraschenderweise
war die RNA-Isolierung wieder möglich,
wenn sterilisierte Milch verwendet wurde, und der Umfang an nicht
spezifischer Bindung wurde wesentlich gesenkt.
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Darüber hinaus
betrifft die vorliegende Erfindung einen Kit, umfassend
- (a) Antisense-Oligonucleotide, die komplementär zu der
Tag codierenden Sequenz von ssrA-RNA sind; und wenigstens eine Verbindung
ausgewählt
aus der Liste
- (b) ein Vektor, der zur Clonierung von Nucleinsäuren, die
die zu durchmustemden (Poly)peptide codieren, geeignet ist;
- (c) Ribonuclease-Inhibitoren, bevorzugt Analoga von Übergangsstadien
und am meisten bevorzugt Vanadyl-Ribonukleosid-Komplexe;
- (d) mindestens eine Verbindung, ausgewählt aus der aus einer Proteindisulfid-Isomerase, oxidiertem
oder reduziertem Glutathion, E. coli-DsbA und molekularen Chaperonen
bestehenden Gruppe; und
- (e) Oligonucleotide, die 5'-
oder 3'-Stammschleifen,
Spacer oder Terminatoren ohne Stop-Codons codieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
kann der Kit im Einklang mit der Erfindung darüber hinaus umfassen:
- (f) S-30-Translationsextrakt;
- (g) PCR-Bestandteile;
- (h) reverse Transkriptase;
- (i) einen RNA-Sequenzierungskit;
- (j) einen DNA-Sequenzierungskit, entweder allein oder in Kombination.
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Schließlich betrifft
die Erfindung einen Kit, umfassend
- (a) einen
prokaryontischen zellfreien in vitro Translationsextrakt, frei von
ssrA-RNA; und mindestens
eine Verbindung ausgewählt
aus der Liste
- (b) einen Vektor, der zur Clonierung von Nucleinsäuren, die
die zu durchmusternden (Poly)peptide codieren, geeignet ist;
- (c) Ribonuclease-Inhibitoren, bevorzugt Analoga von Übergangsstadien
und am meisten bevorzugt Vanadyl-Ribonukleosid-Komplexe;
- (d) mindestens eine Verbindung, ausgewählt aus der aus einer Proteindisulfid-Isomerase, oxidiertem
oder reduziertem Glutathion, DsbA von E. coli und molekularen Chaperonen
bestehenden Gruppe; und
- (e) Oligonucleotide, die 5'-
oder 3'-Stammschleifen,
Spacer oder Terminatoren ohne Stop-Codons codieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
kann der Kit im Einklang mit der Erfindung darüber hinaus umfassen:
- (f) PCR-Bestandteile;
- (g) reverse Transkriptase;
- (h) einen RNA-Sequenzierungskit;
- (i) einen DNA-Sequenzierungskit, entweder allein oder in Kombination.
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Der
Kit der vorliegenden Erfindung kann vorteilhaft verwendet werden,
um das Verfahren der vorliegenden Erfindung durchzuführen.
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Die
Abbildungen zeigen:
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1 Prinzip
der Ribosomen-Darstellung in vitro zur Durchmusterung von nativen
Protein-(scFv)-Bibliotheken auf Ligand-(Antigen-)Bindung. 1,
eine DNA-scFv-Bibliothek
wird zunächst
durch PCR amplifiziert, wobei ein T7-Promotor, eine Ribosomen-Bindungsstelle
und Stammschleifen eingeführt
werden, und wird dann zu RNA transkribiert. 2, nach Reinigung
wird mRNA in vitro in einem S30-System von E. coli in Anwesenheit
von verschiedenen Faktoren transkribiert, die die Stabilität von ribosomalen
Komplexen erhöhen
und die Faltung der scFv-Antikörper
auf den Ribosomen verbessern. Die Translation wird durch Kühlen auf
Eis gestoppt, und die Ribosomen-Komplexe werden durch Erhöhung der
Magnesiumkonzentration stabilisiert. 3, die gewünschten
Ribosomen-Komplexe werden durch Affinitätsselektion vom Translationsgemisch
getrennt, indem das native scFv an das immobilisierte Antigen gebunden
wird. Unspezifische Ribosomen-Komplexe werden durch intensives Waschen
entfernt. 4, die gebundenen Ribosomen-Komplexe können dann
durch EDTA dissoziiert werden (4b), oder ganze Komplexe
können
mit Antigen spezifisch eluiert werden (4a). 5,
RNA wird aus den Komplexen isoliert. 6, isolierte mRNA
wird zu cDNA revers transkribiert, und cDNA wird dann durch PCR
amplifiziert. Diese DNA wird dann für die nächste Anreicherungsrunde verwendet,
und ein Teil kann durch Clonieren und Sequenzieren und/oder durch
ELISA- oder RIA-Tests analysiert werden.
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2(A) Schematische Zeichnung der scFv-Konstruktion,
die für
die Ribosom-Darstellung
verwendet wurde. T7 kennzeichnet den T7-Promotor, SD die Ribosomen-Bindungsstelle,
F die 3 Aminosäuren
lange FLAG-Sequenz (Knappik, A. & Plückthun,
A. (1994) Bio Techniques 17, 754–761) mit N-terminalem Methionin, VL und VH die variablen
Domänen
des scFv-Fragmentes, L den Linker, Spacer den Teil der Proteinkonstruktion, der
das gefaltete scFv mit dem Ribosom verbindet, 5'sl und 3'sl die Stammschleifen an den 5'- und 3'-Enden der mRNA.
Der Pfeil kennzeichnet den Beginn der Transkription. Die Vorgehensweise
der PCR-Amplifizierung wird gezeigt.
-
(B)
Die Menge der scFvhag-mRNA, die an die Polysomen-Komplexe gebunden
ist, wird durch die Sekundärstruktur
ihrer Enden und die Länge
des Spacers, der das gefaltete scFv mit dem Ribosom verbindet, beeinflusst.
Unterschiedliche Konstruktionen von scFvhag-mRNA wurden für eine Runde
der Ribosomen-Darstellung
verwendet (Konstruktionen c1–c9).
Keine von ihnen enthielt ein Stop-Codon. Jede Art wurde getrennt untersucht.
Nach der Affinitätsselektion
der Ribosomen-Komplexe aus jeweils 100 μl Translationsgemischen wurden
die mRNAs isoliert und durch Northern-Hybridisierung analysiert.
Die Anwesenheit der 5'-Stammschleife wurde
mit (+) oder (–)
markiert, die der 3'-Stammschleife
wurde mit (–)
markiert, wenn sie fehlte, (l) wenn sie vom lpp-Terminator stammte,
oder (t), wenn sie vom T3Te-Terminator stammte. Die Länge des Spacers
zeigt die Anzahl der Aminosäuren
an, die dem scFv folgen und es mit dem Ribosom verbinden, einschließlich der
translatierten Stammschleife. Die Längen der RNA in kb stammen
von der RNA-Molekulargewichtsmarkierung III (Boehringer Mannheim).
Das Balkendiagramm zeigt die quantifizierten Mengen an mRNA aus
der Fluoroimager-Analyse.
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(C)
Wirkung von Zusätzen
auf die Menge an mRNA, die an die Ribosomen-Komplexe gebunden ist. Die mRNA der
scFvhag-Konstruktion c7 wurde für
eine Runde der Ribosomen-Darstellung verwendet. Die Proben in
2B Bande c7 und
2C Bande
6 sind identisch. Wenn angegeben, waren 3,5 mM anti-ssrA-Oligonucleotid ON10
35 mg/ml Proteindisulfid-Isomerase
(PDI) oder 1 mg/ml Vanadyl-Ribonucleosid-Komplexe (VCR) in die Translationslösungen eingeschlossen.
Die Translationen wurden durch Zugabe von Mg(Ac)
2 zur
angegebenen Endkonzentration (in mM) und durch Kühlen auf Eis gestoppt. Nach
Affinitätsselektion
der Ribosomen-Komplexe aus 100 μl
Translationsgemischen wurden die mRNAs isoliert und durch Northern-Hybridisierung analysiert. Das
Balkendiagramm zeigt die quantifizierten Mengen an mRNA aus der
Fluoroimager-Analyse.
-
3 Das
anti-ssrA-Antisense-Oligonucleotid ON10 (2C)
vermindert die Molekülmasse
der längsten
Proteinarten (Pfeile). In vitro-Translation wurde unter Verwendung
von 35S-Methionin und scFvhag c7-mRNA durchgeführt. Die
Reaktionen wurden in Abwesenheit (–) oder Anwesenheit (+) von
3,5 mM Oligonucleotid ON10 durchgeführt. Eine SDS-PAGE-Analyse
der Translationsprodukte wird gezeigt.
-
4(A) Anreicherung des scFvhag-Ribosomen-Komplexes
aus Gemischen mit scFvAL2 durch Ribosomen-Darstellung. mRNA von
scFvhag c5 wurde 108-fach mit mRNA von scFvAL2
verdünnt,
und das Gemisch wurde zur Ribosomen-Darstellung verwendet. Nach
Affinitätsselektion
von scFvhag-Ribosomen-Komplexen wurde mRNA isoliert, unter Verwendung
von Oligonucleotid ON5 in cDNA revers transkribiert, die cDNA wurde
unter Verwendung der Oligonucleotide ON3 und ON7 durch PCR amplifiziert
und durch Agarose-Elektrophorese analysiert. Banden 1–5 sind
PCR-Produkte, die nach den 1. bis 5. Zyklen (in dieser Reihenfolge aufgetragen)
der Ribosomen-Darstellung amplifiziert worden sind. M ist die 1
kB umfassende DNA-Leiter (Gibco BRL), die als MG-Markierung verwendet
wurde. Die zu scFvhag und scFvAL2 gehörenden PCR-Produkte sind markiert.
-
(B)
Anreicherung von entweder scFvhag-c5 oder scFvAL2-Ribosomen-Komplexen
durch Ribosomen-Darstellung als eine Funktion von immobilisiertem
Antigen. Die mRNAs von scFvhag und scFvAL2 wurden im Verhältnis 1:1
gemischt und für
eine Runde der Ribosomen-Darstellung verwendet. Nach Affinitätsselektion
wurde mRNA isoliert, revers transkribiert, durch PCR amplifiziert
und durch Agarose-Elekrtophorese analysiert,
wie in 4A. Dasselbe 1:1-Gemisch wurde
einer Affinitätsselektion
auf immobilisiertem Transferrin (tr) als Kontrolle unterzogen. Ampicillin-Transferrin-Konjugat
(amp) oder hag-Peptid-Transferrin-Konjugat (hag). Zu scFvhag und
scFvAL2 gehörende
PCR-Produkte sind markiert.
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5(A) Analyse des RNA-Pools nach der 3.
Runde der Polysomen-Darstellung: in vitro-Translation des RNA-Pools
und RIA-Test von markierten Polysomen-Komplexen in Anwesenheit von 2% Milch:
(a) Bindung an BSA; (b) Bindung an BSA-GCN4(7P14P); (c) Bindung an BSA-GCN4(7P14P)
bei Hemmung mit 1 μM GCN4(7P14P);
(d) Bindung an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM hag-Peptid; (e) Bindung
an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM Fluorescein.
-
(B)
Analyse des RNA-Pools nach der 3. Runde der Polysomen-Darstellung:
in vitro Translation des RNA-Pools und RIA-Test von markierten Polysomen-Komplexen
bei Abwesenheit von 2% Milch; (a) Bindung an BSA; (b) Bindung an
BSA-GCN4(7P14P);
(c) Bindung an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM GCN4(7P14P);
(d) Bindung an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM hag-Peptid; (e) Bindung
an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM Fluorescein.
-
(C)
RIA-Analyse des RNA-Pools nach der 3. Runde der Polysomen-Darstellung:
RNA- Pool nach 3 Runden Affinitätsselektion,
die in Abwesenheit von Milch (A) oder in Anwesenheit von Milch (B)
durchgeführt wurden:
in
vitro-Translation des RNA-Pools und Bindungstest mit markierten
Polysomen-Komplexen
in Anwesenheit von 2% Milch: (a) Bindung an BSA-GCN4(7P14P); (b)
Bindung an BSA-GCN4(7P14P) bei Hemmung mit 1 μM GCN4(7P14P).
-
Die
Beispiele erläutern
die Erfindung.
-
In
den anhängenden
Beispielen wird gezeigt, dass ein scFv-Fragment eines Antikörpers, welches
seine korrekt zusammengesetzte dreidimensionale Struktur benötigt, um
das Antigen (ein hydrophiles Peptid) zu binden, durch Ribosomen-Darstellung 108-fach angereichert werden kann, und seine
Sequenz wird während des
Prozesses „weiterentwickelt".
-
Beispiel 1: Konstruktion
von scFv-Antikörperfragmenten
-
Die
scFvhag-Konstruktion c7 wurde in zwei Schritten durch PCR von einem
fd-Phagen amplifiziert,
der das scFv 17/9 darstellte, (Schulze-Gahmen, U., Rini, J. M. & Wilson, I. A.
(1993) J. Mol. Biol. 234, 1098–1118; Krebber,
C., Spada, S., Desplancq, D. & Plückthun,
A. (1995) FEBS Lett. 377, 227–231)
welches einen (Gly4Ser)
3-Linker umfasste, indem im ersten Schritt
das Oligonucleotid ON1
das eine
Ribosomen-Bindungsstelle (RBS) einführt, und ON2
verwendet wurden. Im zweiten
Schritt wurden ON3
welches
den T7-Promotor und die 5'-Schleife
einführt,
und ON4
welches
eine modifizierte lpp-Terminator-Schleife mit entferntem Stop-Codon
einführt,
verwendet. Der Spacer, der C-terminal an das scFv fusioniert wurde,
stammt von den Aminosäuren
211 bis 299 von Gen III des filamentösen Phagen M13mp19 (Krebber,
C., Spada, S., Desplancq, D. & Plückthun,
A. (1995) FEBS Lett. 377, 227–231),
und der translatierte lpp-Terminator steuert weitere 24 Aminosäuren bei.
-
Die
anderen Konstruktionen wurden durch PCR von c7 unter Verwendung
der nachstehenden Primer-Paare hergestellt: c1, ON5
welches
den T7-Promotor und RBS ohne die 5'-Stammschleife einführt, der Spacer stammt von
den Aminosäuren
211–294
von Gen III; c2, ON4 und ON6, der gleiche Spacer wie c7; c3, ON6
und ON7
der Spacer stammt von den
Aminosäuren
211–294
von Gen III im Anschluss an 7 Aminosäuren des translatierten T3Te-Terminators;
c4, ON3 und ON5, der gleiche Spacer wie in c1; c5, ON3 und ON7,
der gleiche Spacer wie in c3; c6, ON2 und ON3, der Spacer stammt
von den Aminosäuren
211–299
von Gen III im Anschluss an die ersten 4 Aminosäuren des lpp-Terminators; c8,
ON3 und ON8
der Spacer stammt von den
Aminosäuren
211–264
von Gen III, im Anschluss an die ersten 4 Aminosäuren des lpp-Terminators; c9,
ON3 und ON4, der Spacer stammt von den Aminosäuren 211–299 von Gen III, im Anschluss
an 24 Aminosäuren
des lpp-Terminators, wobei die Konstruktion c8 als eine Matrize
verwendet wurde.
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Die
Konstruktion scFvAL2 (VL-(Gly4Ser)4-VH) wurde durch
PCR in zwei Schritten vom Plasmid pAK202 amplifiziert (Krebber,
A., Bornhauser, S., Burmester, J., Honegger, A., Willuda, J., Bosshard,
H. R. & Plückthun, A.
(1997) J. Immunol. Meth. 201, 35–55), wobei erst die Oligonucleotide
ON1 und ON7 und in dem zweiten Schritt ON3 und ON7 verwendet wurden.
Der Spacer stammt von den Aminosäuren
240–294
von Gen III des filamentösen
Phagen M13mp19 (Krebber, A., Bornhauser, S., Burmester, J., Honegger,
A., Willuda, J., Bosshard, H. R. & Plückthun,
A. (1997) J. Immunol. Meth. 201, 35–55), und der translatierte
T3Te-Terminator steuert weitere 7 Aminosäuren bei.
-
Beispiel 2: RT-PCR und
in vitro-Transkription
-
Reverse
Transkription wurde unter Verwendung der reversen Transkriptasesuperscript
(Gibco BRL) nach Angaben des Herstellers durchgeführt. PCR
wurde unter Verwendung von Taq-Polymerase (Gibco BRL) in Anwesenheit
von 5% DMSO (4 min bei 94°C,
gefolgt von 3 Zyklen mit 30 sec bei 94°C, 30 sec bei 37°C, 2 min
bei 72°C,
gefolgt von 10 ähnlichen
Zyklen bei 60°C
statt bei 37°C,
20 ähnlichen
Zyklen bei 60°C
statt bei 37°C
mit Elongation bei 72°C,
verlängert
um 15 sec pro Zyklus und beendet durch 10 min bei 72°C). Die PCR-Produkte
wurden mit Agarose-Gel-Elektrophorese analysiert und aus dem Gel
gereinigt und reamplifiziert, wenn Menge und Qualität nicht
ausreichend waren, oder direkt ohne weitere Reinigung für die Transkription
verwendet. In vitro-Transkription wurde, wie beschrieben, durchgeführt (Pokrovskaya,
I. D. & Gurevich,
V. V. (1994) Anal. Biochem. 220, 420–423).
-
Beispiel 3: Modellsystem
und Quantifizierung von Erträgen
aus der Affinitätsselektion
-
Als
ein Modellsystem verwendeten wir Einzelketten-Fv (scFv)-Fragmente
von Antikörpern
(Huston, J. S., Levinson, D., Mudgett-Hunter, M., Tai, M. S., Novotny,
J., Margolies, M N., Ridge, R. J., Bruccoleri, R. E., Haber, E.,
Crea, R. & Oppermann,
H. (1988) Proc. Natl. Acad. Sci, USA 85, 5879–5883), in denen die variable Domäne der leichten
Kette (VL) über einen flexiblen Linker
mit der variable Domäne
der schweren Kette (VH) verbunden ist. Um
das gefaltete Protein an das Ribosom zu binden und die Faltung nicht
zu beeinflussen, fusionierten wir einen Spacer an den C-Terminus
des scFv-Fragmentes. Da die Antikörperdomänen Disulfidbrücken bilden,
und die RNA-Polymerase β-Mercaptoethanol
für maximale
Stabilität
erfordert, wurde die Auswirkung der Durchführung der Transkription in
einer gesonderten Reaktion untersucht. Darüber hinaus wurden die Bedingungen
für oxidative
Proteinfaltung während
der Translation (Ryabova, L., Desplancq, D., Spirin, A. & Plückthun,
A. (1997) Nature Biotechnology, 15, 79–84) optimiert (vgl. nachstehend).
-
Die
Freisetzung des Polypeptids ist ein aktiver Prozess, der bei E.
coli drei Polypeptid-Freisetzungsfaktoren (Grentzmann, G., Brechemier-Baey,
D., Heurgue-Hamard,
V. & Buckingham,
R. H. (1995) J. Biol. Chem. 270, 10595–10600; Tuite, M. F & Stansfield, I.
(1994) Mol. Biol. Rep. 19, 171–181;
Tate, W. P. & Brown, C.
M. (1992) Biochemistry 31, 2443–2450)
und einen Ribsomen-Recycling-Faktor erfordert, welcher die mRNA freisetzt
(Janosi, L., Shimizu, I. & Kaji,
A. (1994) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 4249–4253). Die Folge der Bindung
von Freisetzungsfaktoren ist normalerweise die Hydrolyse der Peptidyl-tRNA
zwischen der Ribose und der letzten Aminosäure durch das Peptidyl-Transferase-Zentrum
des Ribosoms (Tate, W. P. & Brown,
C. M. (1992) Biochemistry 31, 2443–2450). Unserem System fehlen
die Stop-Codons,
und daher kann es vorkommen, dass ein Abschnitt des Polypeptids
nicht durch Hydrolyse von der tRNA getrennt wird und an das Ribosom
gebunden bleibt und auf diese Weise für die Affinitätsselektion
verfügbar
ist.
-
In
vitro-Translation in einem S-30-System von E. coli wurde nach Chen
und Zubay (Chen, H. Z. & Zubay,
G. (1983) Methods Enzymol. 101, 674–690) mit einigen Modifikationen
durchgeführt.
Die Translation wurde über
10 min bei 37°C
in einer Reaktionslösung
von 110 μl
durchgeführt,
welche die nachstehenden Bestandteile enthielt: 50 mM Tris-Ac, pH-Wert
7,5, 30 mM NH4Ac, 12,3 mM Mg(Ac)2, 0,35 mM von jeder Aminosäure, 2 mM
ATP, 0,5 mM GTP, 1 mM cAMP, 0,5 mg/ml tRNA von E. coli, 20 μg/ml Folsäure, 100
mM KAc, 30 mM Acetylphosphat (Ryabova, L. A., Vinokurov, L. M.,
Shekhotsova, E. A., Alakhov, Y. B. & Spirin, A. S. (1995) Anal. Biochem.
226, 184–186),
1,5% PEG 8000, 33 μg/ml
Rifampicin, 1 mg/ml Vanadyl-Ribonucleosid-Komplexe
(VRC), 23 μl
MRE600-Extract von E. coli (Chen, H. Z. & Zubay, G. (1983) Methods Enzymol.
101, 674–690)
und 90 μg/ml
mRNA.
-
Die
Translation wird durch Kühlen
auf Eis gestoppt, und die Ribosomen-Komplexe werden mit 50 mM Magnesiumacetat
weiter gegen Dissoziation stabilisiert (Holschuh, K. & Gassen, H. G.
(1982) J. Biol. Chem. 257, 1987–1992).
Chloramphenicol in einer Konzentration von 50 μM, das gleichfalls ein Stoppen
der Ribosomen auszulösen
schien (Mattheakis, L. C., Bhatt, R. R. & Dower, W. J. (1994) Proc Natl. Acad.
Sci. USA 91, 9022–9026;
Moazed, D. & Noller,
H. F. (1987) Nature 327, 389–394),
verbesserte die Selektionseigenschaften nicht (Daten nicht dargestellt).
Der gesamte Komplex, bestehend aus synthetisiertem Protein, Ribosom
und mRNA, wurde dann an die Affnitätsmatrix gebunden, gewaschen
und mit konkurrierendem Ligand eluiert, oder die Ribosomen wurden
mit EDTA dissoziiert (1). Im Einzelnen wurden die
Proben viermal mit eisgekühlter Waschpufferlösung (50
mM Tris-Ac, pH-Wert 7,5, 150 mM NaCl, 50 mM Mg(Ac)2 und
0,1% Teeen-20) gespült und über 5 min
bei 4°C
und 10.000 × g
zentrifugiert, um unlösliche
Bestandteile zu entfernen. Mikrotiterplatten, die mit hag-Transferrin-Konjugat überzogen
waren, wurden mit eisgekühlter
Waschpufferlösung
vorgewaschen, und der Überstand
aus dem zentrifugierten Translationsgemisch wurde aufgebracht (200 μl pro Mikrotiter-Vertiefung),
und die Platte wurde über
1 Stunde im gekühlten
Raum sanft geschwenkt. Nach 5 Waschgängen mit eisgekühlter Waschpufferlösung wurden
die zurückgehaltenen
Ribosomen-Komplexe
mit eisgekühlter Eluierungspufferlösung (100 μl pro Vertiefung;
50 mM Tris-Ac, pH-Wert 7,5, 150 mM NaCl, 10 mM EDTA, 50 μg/ml tRNA
von E. coli) über
10 min im gekühlten
Raum dissoziiert, und die freigesetzte mRNA wurde durch Ethanol-Fällung oder
durch Isolierung unter Verwendung des Rneasy-Kits (Qiagen) gewonnen.
-
Wir
fanden es zu keinem Zeitpunkt notwendig, Polysomen präparativ
zu isolieren. Es stellte sich heraus, dass die Wirksamkeit der Ribosomen-Darstellung
um zwei Größenordnungen
geringer war, wenn ein gekoppeltes in vitro-Transkriptions-Translationssystem
verwendet wurde (Daten nicht dargestellt).
-
Wir
entwickelten das System der Ribosomen-Darstellung in zwei Schritten,
zuerst durch Herstellung der Genstruktur zur in vitro-Transkription,
Translation und Faltung, dann durch Optimierung der Translationsreaktion
selbst. Jeder Test startete mit 10 μg eingesetzter mRNA; dies entspricht
~1,5 × 1013 Molekülen.
Die eingesetzte mRNA wurde einer einzelnen Runde der Affinitätsselektion
unterworfen: Translation in vitro, Einfangen von Ribosom-Komplexen
auf immobilisiertem Ziel-Ligand und Freisetzung von mRNA. Die freigesetzte mRNA
wurde dann durch Northern-Analyse quantifiziert.
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Für die Northern-Analyse
wurden RNA-Elektrophorese und -Transfer auf eine Nytran-Membran (Schleicher & Schuell), wie
beschrieben (Goda, S. K. & Minton,
N. P. (1995) Nucleic Acids Res. 23 3357–3358), mit einem Turboblotter
(Schleicher & Schuell)
durchgeführt.
Die Hybridisierung wurde über
12 Stunden bei 60°C
durchgeführt
(Church, G. M. Gilbert, W. (1984) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81,
1991–1995).
Die Hybridisierung wurde mit den Oligonucleotid ON9
durchgeführt, welches sich an die V
L-Region der scFvhag-mRNA anheftet. Dieses
Oligonucleotid wurde durch Anhängen
von Digoxigenin-11-dUTP/dATP am 3'-Ende unter Verwendung des DIG Oligonucleotide
Tailing Kit (Boehringer Mannheim) markiert. Die Waschbedingungen
waren wie folgt: 2 × SSC,
0,5% SDS über
5 min bei Zimmertemperatur; 2 × SSC,
0,5% SDS über
2 × 30
min bei 60°C;
0,1 × SSC über 10 min
bei Raumtermperatur. Die hybridisierte Oligonucleotid-Sonde wurde
nachgewiesen, indem der DIG DNA Labeling and Detection Kit mit dem
chemolumineszierenden Substrat CSPD (Boehringer Mannheim) verwendet
wurde, wobei die Membran und einem Röntgenfilm ausgesetzt wurde,
oder mit dem fluorimetrischen Substrat Attophos (Boehringer Mannheim)
verwendet wurde, wobei die Analyse unter Verwendung eines Fluoroimagers
(Molecular Dynamics) erfolgte.
-
Beispiel 4: Einfluss der
mRNA-Struktur auf den Ertrag
-
Bei
dem Entwurf des Systems der Ribosomen-Darstellung erzeugten wir
zunächst
die flankierenden Regionen des scFv-Gens (2A).
Das Gen sollte sehr wirksam vom PCR-Produkt transkribiert werden,
und seine mRNA sollte stabil gegenüber Nucleasen sein. Für das 5'-Ende verwendeten
wir den T7-Promotor und die natürliche,
stromaufwärts
von T7-Gen 10 gelegene Region, die eine Stammschleifenstruktur direkt
zu Beginn der mRNA codiert (Studier, F. W., Rosenberg, A. H., Dunn,
J. J. & Dubendorff,
J. W. (1990) Methods Enzymol. 185, 60–89). Am 3'-Ende fusionierten wir eine Spacer-Region
von 57–116
Aminosäuren
an den Leserahmen des scFv, um das entstehende, gefaltete Polypeptid
an den mutmaßlichen
Polypeptid-Kanal des Ribosoms zu binden und ihm genug Abstand zu
geben, um die Faltung nicht zu beeinflussen. Dieser Spacer codiert
auf der RNA-Ebene
eine 3'-Stammschleife,
entweder den Terminator des Lipoproteins von E. coli (Studier, F.
W., Rosenberg, A. H., Dunn, J. J. & Dubendorff, J. W. (1990) Methods
Enzymol. 185, 60–89)
(lpp-Term) oder den frühen
Terminator des Phagen T3 (Reynolds, R., Bermudez-Cruz, R. M. & Chamberlin, M.
J. (1992) J. Mol. Biol. 224, 31–51)
(T3Te), um die Stabilität
der mRNA gegenüber
Exonucleasen zu erhöhen.
In einem direkten Vergleich von flankierenden Regionen (2B) nach einer Runde von Translation und
Selektion erhielten wir das beste Ergebnis für Konstruktionen, die eine
5'-Schleife (von
T7-g10), eine 3'-Schleife
(vom lpp-Terminator) und den längsten
Spacer mit 116 Aminosäuren
besaßen.
Der Ertrag an mRNA nach einer Runde Ribosomen-Darstellung verbesserte
sich von weniger als 0,001% der eingesetzten mRNA auf 0,015% (15-fach).
-
Beispiel 5: Einfluss von
Translationsbedingungen auf den Ertrag
-
Wir
untersuchten dann den Einfluss von verschiedenen Verbindungen, die
während
der Translation anwesend waren. Es stellte sich heraus, dass Nucleasen
wirksam durch Vanadyl-Ribonukleosid-Komplexe (VRC) gehemmt werden,
die als Analoga zu Übergangsstadien
dienen sollten (Berger, S. L. (1987) Methods Enzymol. 152, 227–234). VRC
zu 1 mg/ml maximierte den Ertrag an isolierter mRNA von Ribosomenkomplexen
nach einer Runde der Affinitätsselektion,
wenn es während
der Translation anwesend war (20),
obgleich die Proteinsynthese zum Teil gehemmt wurde (Daten nicht
dargestellt), und das Weglassen von VRC führte zu einer mehrfach geringeren
Wirksamkeit der Ribosomen-Darstellung (20).
Im Gegensatz dazu hatte Rnasin (Mattheakis, L. C., Bhatt, R. R. & Dower, W. J.
(1994) Proc. Natl. Acad. Sci USA 91, 9022–9026) keinen Einfluss auf
die Wirksamkeit des Systems. Wir fanden kein Anzeichen für signifikanten
proteolytischen Abbau des unter diesen Bedingungen synthetisierten
scFv, denn verlängerte
Inkubation des freigesetzten Produktes (bis zu 300 min) änderte das
elektrophoretische Muster nicht (Daten nicht dargestellt).
-
Mit
einer systematischen Untersuchung der in vitro-Translation von löslichen
scFv-Fragmenten
in Anwesenheit von molekularen Chaperonen und Disulfid bildenden
Katalysatoren (Ryabova, L., Desplancq, D., Spirin, A. & Plückthun,
A. (1997) Nature Biotechnology, 15, 79–84) fanden wir heraus, dass
man Bindungsaktivität
erhält,
wenn und nur wenn ermöglicht
wird, dass Disulfid-Bildung und Neuordnung während der Translation und Faltung
stattfinden kann. Der sehr vorteilhafte Einfluss von Protein-Disulfid-Isomerase
(PDI) wurde für
das System der Ribosomen-Darstellung bestätigt, in dem das Protein nicht
freigesetzt wird. Man kann sehen, dass PDI die Leistung der Ribosomen-Darstellung
für scFv-Fragmente
um das Dreifache verbessert (2C),
und auf diese Weise die Bildung und Isomerisierung von Disulfid-Brücken in
dem an das Ribosom gebundenen Protein katalysiert.
-
Kürzlich wurde
bei E. coli ein System zum Markieren von Peptid entdeckt, mit dem
Proteine, die von mRNA translatiert worden sind und denen ein Stop-Codon
fehlt, modifiziert und aus den Ribosomen freigesetzt werden, indem
eine C-terminate Markierung bzw. ein C-terminates Tag angefügt wird,
die von ssrA-RNA codiert wird und sie auf diese Weise zum Abbau
markiert (Keiler, K. C., Waller, P. R. & Sauer, R. T. (1996) Science 271,
990–993).
Es wird in der vorliegenden Erfindung gezeigt, dass dieser Abbau
durch ein Antisense-Oligonucleotid gehemmt werden könnte, welches
komplementär
zu der die Markierung codierenden Sequenz der ssrA-RNA ist. Es war
darüber
hinaus überraschend
zu beobachten, dass eine solche mögliche Hemmung einen Einfluss
auf die Ribosomen-Darstellung hatte. Tatsächlich ist bei der Anwesenheit
eines anti-ssrA-Oligonucleotides eine vierfach höhere Wirksamkeit der Ribosom-Darstellung
sichtbar (2C), und das MG des längsten Proteinproduktes
ist verringert, vermutlich dadurch, dass das Anhängen der Markierung zum Abbau verhindert
wird (3). Die Kombination von PDI und dem anti-ssrA-Oligonucleotid
führte
zu einer um das Zwölffache
erhöhten
Wirksamkeit des Systems der Ribosomen-Darstellung (2C).
-
Durch
die Kombination der richtigen Sekundärstruktur der mRNA und verschiedener
Verbindungen, die während
der Translation anwesend sind, konnten wir den Ertrag an mRNA nach
einer Runde der Affinitätsselektion
um das 200-fache steigern – von
weniger als 0,001% auf 0,2% der eingesetzten mRNA. Dieser Faktor
zeigt die kombinierte Wirksamkeit von kovalenter Bindung an das
Ribosom, Proteinfaltung, Liganden-Bindung, Ribosomen-Fang und RNA-Freisetzung
und -Amplifizierung.
-
Beispiel 6: Spezifische
Anreicherung von Ziel-mRNA durch mehrfache Selektionsrunden
-
In
einem Test mit dem optimierten System untersuchten wir, wie gut
ein Gemisch aus zwei Proteinen zur Funktion angereichert werden
kann. Zwei scFv-Antikörper-mRNAs, nach 2A identisch konstruiert, beide in Besitz
der 5'- und der
3'-T3Te-Schleife, die eine
das anti-Hämagglutinin-scFv
17/9 codierend (Schulze-Gahmen, U., Rini, J. M. & Wilson, I. A. (1993) J. Mol. Biol.
234, 1098–1118)
(scFvhag), die andere den anti-beta-Lactam-Antikörper AL2 (Krebber, A., Bornhauser,
S., Burmester, J., Honegger, A., Willuda, J., Bosshard, H. R. & Plückthun,
A. (1996) J. Immunol. Meth., in Druck) (scFvAL2), wurden in einem
Verhältnis
von 1:108 gemischt. Ihre PCR-Produkte unterscheiden
sich etwas in der Länge,
im Wesentlichen auf Grund von Unterschieden in der Länge der
Spacer, und können
daher leicht voneinander unterschieden werden (4A). Nach
5 Zyklen nach 1 enthielten bei der Selektion
auf immobilisiertem hag-Peptid 90% der Ribosomen-Komplexe scFvhag.
Wir können
daher schließen,
dass die Anreicherung unter diesen Bedingungen etwa 2 Größenordnungen
pro Zyklus beträgt.
-
Um
zu sicherzustellen, dass die Anreicherung wirklich während der
Affinitätsselektion
stattfand, untersuchten wir die Anreicherung eines 1:1-Gemisches
beider mRNAs auf einer irrelevanten Oberfläche und stellten keine Abweichung
vom Ausgangsverhältnis
fest (4B). Darüber hinaus konnte von dem identischen 1:1-mRNA-Gemisch einer
der beiden Antikörper
angereichert werden, in Abhängigkeit
davon, welches Antigen immobilisiert worden war (4B).
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Beispiel 7: Analyse von
scFv-Antikörper-Fragmenten
nach Affinitätsselektion
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Nach
der 5. Selektionsrunde wurden die PCR-Produkte in einen Vektor ligiert,
in E. coli transformiert, und einzelne Clone wurden analysiert.
Das experimentelle Protokoll war wie folgt: Nach der 5. Runde der
Ribosomen-Darstellung wurden die PCR-Produkte in den Vektor pTFT74
cloniert (Ge, L., Knappik, A., Pack, P., Freund, C. & Plückthun,
A. (1995) in Antibody Engineering, Hrsg. Borrebaeck, C. A. K. (Oxford
University Press, New York). Gekoppelte in vitro-Transkription-Translation
im S-30-System von E. coli wurde unter Verwendung von 50 μg/ml Plasmid-DNA
unter ähnlichen
Bedingungen, wie vorstehend beschrieben, mit den folgenden Modifikationen
durchgeführt.
Eine gekoppelte Transkription-Translation wurde über 30 min bei 37°C durchgeführt, und
dem Reaktionsgemisch wurden 2000 U/ml T7-RNA-Polymerase und 0,5 mM UTP und TTP zugegeben.
Das Gemisch enthielt 50 μCi/ml
35S-Methionin und 0,35 mM von jeder Aminosäure außer Methionin. Nach der Translation
wurden das Reaktionsgemisch vierfach mit PBS verdünnt und
in einer Mikrotiterplatten-Vertiefung an immobilisiertes hag-Peptid
gebunden. Nach Inkubation über
60 min bei sanftem Schwenken wurden die Mikrotiterplatten- Vertiefungen fünfmal mit
PBST gewaschen und gebundenes radioaktives Protein wurde mit 0,1
M Triethylamin eluiert. Das eluierte Protein wurde in einem Szintilationszähler quantifiziert.
Von 20 sequenzierten Clonen wiesen 18 die scFvhag-Sequenz auf, und
2 wiesen die scFvAL2-Sequenz auf, wodurch gezeigt wurde, dass die
108-fache Anreicherung erfolgreich war.
Von den 18 scFvhag-Clonen
gaben 13 ELISA-Signale innerhalb von 43–102% des Wildtyps, hemmbar
durch lösliches
hag-Peptid, 2 waren auf 14 und 18% reduziert, und 3 wurden signifikant
bei der Bindung reduziert (weniger als 10%), möglicherweise ein Ergebnis von
Fehlern, die während
der letzten Runde der PCR-Amplifizierung eingebracht worden waren
(Tabelle 1). Auf diese Weise ist der selektive Druck, Antigen-Bindung
zu erhalten, durchgeführt
durch Bindung und Eluierung von immobilisiertem Antigen, deutlich
wirksam, sogar im Zusammenhang einer fortlaufenden genetischen Diversifizierung
durch PCR-Fehler.
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Die
Sequenzanalyse ergab, dass die Clone zwischen 3 und 7 Änderungen
von Basen enthielten, davon 90% Transitionen und 10% Transversionen,
was sich in guter Übereinstimmung
mit den bekannten Fehlereigenschaften von Taq-Polymerase befindet (Keohavong, P. & Thilly, W. G.
(1989) Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 86, 9253–9257). Jeder Clon hat im Ganzen
165 PCR-Zyklen durchlaufen, unterbrochen durch 5 phänotypische
Selektionen für
die Bindung, und unter diesen Bedingungen kann eine Fehlerrate von
3,3 × 10–5 berechnet
werden, wenn nur Mutationen gezählt
werden, die die Selektion überlebt
haben.
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Auf
der Protein-Ebene tragen die selektierten Clone zwischen 0 und 4
ausgetauschte Aminosäuren, verteilt über VL, VH und den Linker.
Alle Mutationen sind unabhängig
voneinander (Tabelle 1) und geben damit einen Hinweis auf einen
weiten Bereich an neutralen Mutationen, die mit der Funktion im
Einklang stehen, und vielleicht sogar auf Verbesserungen, die das
System selektiert hat. Während
die genauen Eigenschaften der selektierten Moleküle weitere Analyse erfordert,
stellen wir die Selektion eines Prolin am Anfang des Linkers fest,
das die erforderliche Bildung der Kehre (Tang, Y., Jiang, N., Parakh,
C & Hilvert,
D. (1996) J. Biol. Chem. 271, 15682–15686) und die Selektion von
sauren Resten, von denen bekannt ist, dass sie die Löslichkeit
erhöhen,
(Dale, C. E., Broger, C., Langen, H., D'Arcy, A. & Stüber, D. (1994) Protein Eng.
7, 933–939;
Knappik, A. & Plückthun,
A. (1995) Protein Eng. 8, 81–89)
ermöglichen
kann.
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Beispiel 8: Konstruktion
einer Bibliothek der Polysomen-Darstellung
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Wir
konstruierten eine Bibliothek von scFvs in der Ausrichtung VL-VH,
wobei die beiden Domänen durch
einen (Gly4Ser)4-Linker
verbunden sind. Um einen Spacer einzuführen, ein Protein, das ein
scFv an das Ribosom bindet und gestattet, dass ein scFv sich auf
ihm falten kann, ligierten wir zuerst die Bibliothek in den Vektor
pAK200 (Krebber, A., Bornhauser, S., Burmester, J., Honegger, A.,
Willuda, J., Bosshard, H. R. & Plückthun,
A. (1997) J. Immunol Meth. 201, 35–55), was auf der Protein-Ebene
dazu führte,
dass scFvs an den C-terminalen Teil von Gen III des filamentösen Phagen
M13mp19 fusionierten. Im zweiten Schritt führten wir Stammschleifen, welche
mRNA gegen RNAsen stabilisieren, und die anderen wichtigen Eigenschaften
durch PCR ein. Die endgültige
Bibliothekskonstruktion enthielt einen T7-Promotor, eine 5'-Stammschleife und
eine Shine-Dalgarno-Sequenz
stromaufwärts
der scFv codierenden Sequenz und einen Spacer, der aus 129 Basen aus
Gen III des filamentösen
Phagen M13mp19 bestand (Aminosäuren
250–293),
gefolgt von 21 Basen des translatierten frühen Terminators des Phagen
T3 (T3Te), der auch eine 3'-Stammschleife
stromabwärts
von scFv einführte.
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Die
Clonierung der Bibliothek folgte den in der Literatur beschriebenen
Verfahren (Krebber, A., Bornhauser, S., Burmester, J., Honegger,
A., Willuda, J., Bosshard, H. R. & Plückthun,
A. (1997) J. Immunol. Meth. 201, 35–55). In Kürze, mRNA wurde aus Milzzellen
von 6 Mäusen
extrahiert, die entweder mit GCN4(7P14P)-Peptid (RMKQLEPKVEELLPKNYHLENEVARLKKLVGER),
das an KLH gekoppelt war, oder mit biotinyliertem GCN4(7P14P), das
an Avidin gekoppelt war, immunisiert worden waren, und wurde unter Verwendung
von zufälligen
hexameren Primern in cDNA transkribiert. Nach PCR-Amplifizierung
von VL und VH, gefolgt von einer Zusammensetzungs-PCR, wurden die
PCR-Produkte direkt 3 × in
SfiI-Reaktionspufferlösung verdünnt, gespalten
und unter Verwendung von Agarose-Gel-Elektrophorese getrennt. Mit SfiI gespaltene
DNAs wurden durch Amicon-Spin- Säulen aus
dem Agarose-Gel extrahiert, durch Isopropanol-Fällung konzentriert und in sterilem
Wasser gelöst.
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Die
gereinigten PCR-Produkte (jeweils 150 ng) wurden über Nacht
bei 16°C
in die SfiI-Stelle des Vektors pAK200 ligiert (Molares Verhältnis Insertion:Vektor
= 1:2).
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Die
Ligierung der Bibliothek in den Vektor pAK200 war sehr wirksam:
durch Agarose-Gel-Elektrophorese
und Restriktionsanalyse fanden wir heraus, dass 100% der scFv-DNA
aus der Bibliothek mindestens an eine Stelle in den Vektor ligiert
worden waren und mehr als 50% wurden mit dem Spacer-Abschnitt des
Plasmids verbunden, waren.
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Um
die für
die Polysomen-Darstellung notwendigen Eigenschaften einzuführen, wurden
Ligierungsgemische in zwei Schritten durch PCR amplifiziert, wobei
im ersten Schritt die Oligonucleotide SDA
welches
eine Ribosomen-Bindungsstelle (RBS) einführt, und ON7 (vgl. Beispiel
1), welches einen translatierten T3Te-Terminator einführt, und
im zweiten Schritt die Oligonucleotide T7B
welches den T7-Promotor und
die 5'-Schleife
einführt,
und Oligonucleotid ON7 verwendet wurden. Die PCR-Produkte wurden
direkt ohne zusätzliche
Reinigung zur in vitro-Transkription verwendet, und die RNA wurde
durch LiCl-Fällung
gereinigt (Pokrovskaya, I. D. & Gurevich,
V. V. (1994) Anal. Biochem. 220, 420–423). Die RNAs aus beiden
Mini-Bibliotheken wurden in gleichen Verhältnissen zusammengegeben und
für die
Polysomen-Darstellung verwendet.
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Beispiel 9: In vitro-Translation
einer Bibliothek aus scFv-Antikörperfragmenten
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In
vitro-Translation in einem S-30-System von E. coli wurde mit kleinen
Modifikationen, wie in Beispiel 6 beschrieben, durchgeführt. In
Kürze,
die in vitro-Translation
wurde über
8 min bei 37°C
in 220 μl
Reaktionslösung
durchgeführt,
die die folgenden Bestandteile enthielt: 50 mM Tris-Ac, pH-Wert
7,5, 30 mM NH4Ac, 12,3 mM Mg(Ac)2, 0,35
mM von jeder Aminosäure,
2 mM ATP, 0,5 mM GTP, 1 mM cAMP, 0,5 mg/ml tRNA von E. coli, 20 μg/ml Folsäure, 100
mM KAc, 30 mM Acetylphosphat, 1,5% PEG 8000, 33 μg/ml Rifampicin, 1 mg/ml Vanadyl-Ribonucleosid-Komplexe
(VRC), 3,5 mM anti-ssrA-Oligonucleotid, 0,3 μM PDI, 51,4 μl MRE600-Extrakt von E. coli
und 90 μg/ml
mRNA.
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Beispiel 10: Durchmusterung
der scFv-Bibliothek
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Affnitätsselektion von Polysomen-Komplexen
und RNA-Isolierung
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In
einem ersten Ansatz wurde die Affinitätsselektion, wie in Beispiel
6 beschrieben, mit der Verbesserung der Verwendung von Heparin während der
Selektion durchgeführt.
Wir beobachteten, dass Heparin die unspezifische Bindung von Polysomen-Komplexen
an spezifische (GCN4(7P14P)-BSA) als auch an unspezifische Oberfläche (Milch
oder BSA) verringert.
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Die
Translation (vgl. Beispiel 9) wurde durch Zugabe von Mg(Ac)2 auf eine Endkonzentration von 50 mM gestoppt,
und das Translationsgemisch wurde auf Eis gekühlt. Die Proben wurden vierfach
mit eisgekühlter
Waschpufferlösung
(50 mM Tris-Ac, pH-Wert 7,5, 150 mM NaCl, 50 mM Mg(Ac)2,
2,5 mg/ml Heparin und 0,1% Tween-20) verdünnt und über 5 min bei 4°C bei 10.000 × g zentrifugiert,
um unlösliche
Bestandteile zu entfernen. Mikrotiterplatten, die mit GCN4(7P14P)-BSA-Konjugat überzogen
waren, wurden mit eisgekühlter Waschpufferlösung vorgewaschen,
und der Überstand
aus dem zentrifugierten Translationsgemisch wurde aufgetragen (200 μl pro Mikrotiterplatten-Vertiefung),
und die Platte wurde über
1 h im kalten Raum sanft geschwenkt. Nach 5 Waschgängen mit
eisgekühlter
Waschpufferlösung
ohne Heparin wurden die zurückgehaltenen
Polysomen-Komplexe
mit eisgekühlter
Eluierungspufferlösung
(100 μl
pro Vertiefung; 50 mM Tris-Ac, pH-Wert 7,5, 150 mM NaCl, 10 mM EDTA,
50 μg/ml
tRNA von E. coli) über
10 min im kalten Raum dissoziiert, und freigesetzte mRNA wurde durch
Isolierung unter Verwendung des RNeasy-Kit-1 (Qiagen) gewonnen und zur
RT-PCR verwendet.
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Nach
in vitro-Transkription von PCR-Produkten wurde RNA durch LiCl-Fällung gereinigt
(Pokrovskaya, I. D. & Gurevich,
V. V. (1994) Anal. Biochem. 220, 420–423) und entweder für die RIA-Analyse
(vgl. nachstehend) oder für
die nächste
Runde der Polysomen-Darstellung verwendet.
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Um
die Affinitätsselektion
weiter zu verbessern, wurde die Verwendung von kompetitiven Proteinen während der
Selektion untersucht. Die Verwendung von Milch während der Affinitätsselektion
von Polysomen-Komplexen auf GCN4(7P14P)-Peptid ergab keine isolierte RNA nach
einer Runde der Polysomen-Darstellung, wahrscheinlich auf Grund
der RNase-Aktivität
von Milch. Reine Proteine (z.B. BSA, Casein oder Transferrin) verminderten
unspezifische Bindung nicht. Überraschenderweise
beobachteten wir, dass Milch während
der Affinitätsselektion
von Polysomen-Komplexen verwendet werden konnte, wenn sie sterilisiert
war. Auf diese Weise hatte sie keinen Einfluss auf RNA-Stabilität und verminderte
unspezifische Bindung an die Oberfläche wesentlich.
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In
diesem zweiten Ansatz wurden die vorstehend beschriebenen Bedingungen
mit der Modifikation verwendet, dass sich während der Affinitätsselektion
2% sterilisierte Milch in der Pufferlösung befanden.
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Radioimmun-Test (RIA)
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Nach
jeder Runde der Polysomen-Darstellung wurde RNA aus dem gesamten
rückgewonnenen
Pool in vitro in dem S-30-System von E. coli translatiert, wobei ähnliche
Bedingungen, wie vorstehend für
die Bibliothek beschrieben, mit den nachstehenden Modifikationen
verwendet wurden: die Translation wurde über 30 min bei 37°C durchgeführt, das
Reaktionsgemisch enthielt 50 μCi/ml
35S-Methionin und 0,35 mM von jeder Aminosäure außer Methionin, und anti-ssrA-Oligonucleotid
sowie PDI fehlten. Nach der Translation wurde das Reaktionsgemisch
vierfach mit PBST/Milch auf eine Endkonzentration von 2% Milch verdünnt und
in einer Mikrotiterplatten-Vertiefung an immobilisiertes GCN4(7P14P)-Peptid
gebunden. Nach Inkubation über
30 min unter sanftem Schwenken wurden die Mikrotiterplatten-Vertiefungen fünfmal mit
PBST gewaschen und das gebundene radioaktive Protein wurde mit 0,1
M Triethylamin eluiert. Das eluierte Protein wurde in einem Szintillationszähler quantifiziert.
Inhibitions-RIA wurde durchgeführt,
indem das Translationsgemisch, das mit PBST/Milch verdünnt war,
mit dem GCN4(7P14P)-Peptid
bei unterschiedlichen Konzentrationen mindestens 1 Stunde bei Raumtemperatur
vorinkubiert wurde, bevor die Bindung an immobilisiertes Antigen
erfolgte.
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ELISA-Test
von einzelnen Clonen
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Nach
der dritten Runde der Polysomen-Darstellung wurden die PCR-Produkte
in den Vektor pTFT74 cloniert (Ge, L., Knappik, A., Pack, P., Freund,
C. & Plückthun,
A. (1995) Antibody Engineering, Hrsg. Borrebaeck, C. A. K. (Oxford
University Press, New York)). Plasmide von einzelnen Clonen wurden
isoliert, in vitro transkribiert (3), RNA wurde durch LiCl-Fällung gereinigt
(3) und für
in vitro-Translation im S-30-System
von E. coli verwendet, wobei ähnliche
Bedingungen, wie vorstehend für
die Bibliothek beschrieben, mit den nachstehenden Modifikationen
verwendet wurden: die Translation wurde über 30 min bei 37°C durchgeführt, und
anti-ssrA-Oligonucleotid,
VRC sowie PDI fehlten. Nach der Translation wurde das Reaktionsgemisch
vierfach mit PBST/Milch auf eine Endkonzentration von 2% Milch verdünnt, wobei
das Gemisch GCN4(7P14P)-Peptid in unterschiedlichen Konzentrationen
enthielt, und über
1 Stunde bei Zimmertemperatur vorinkubiert. Die Bindung an immobilisiertes
GCN4(7P14P)-Peptid in einer Mikrotiterplatten-Vertiefung wurde über 30 min
unter sanftem Schwenken durchgeführt,
und gebundenes scFv-Protein
wurde unter Verwendung des monoclonalen anti-Myc-Tag-Antikörpers 9E10
und eines polyclonalen anti-Maus/Peroxidase-Konjugats (Pierce) nachgewiesen.
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Ergebnisse
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Nach
der dritten Runde der Polysomen-Darstellung ohne Zugabe von Milch
analysierten wir den Pool der Bindungsmoleküle für die Bindung an das GCN4(7P14P)-Peptid
durch einen RIA-Test (unter Verwendung von 2% Milch) und fanden
heraus, dass der Pool bindet und nahezu vollständig durch 1 μM Peptid
gehemmt werden kann. Keine Hemmung wurde sowohl für hag-Peptid
als auch für
Fluorescein beobachtet (5A). Jedoch
zeigte die Analyse von einzelnen Clonen aus dem Pool durch den ELISA-Test
(unter Verwendung von 2% Milch), dass von 24 Clonen nur 3 GCN4(7P14P)-Peptid
banden und durch es gehemmt werden konnten (positive Clone). Die
anderen 21 Clone banden das Zielpeptid nicht und waren wahrscheinlich
unspezifisch an die Oberfläche
gebunden. Weitere 2 Runden der Polysomen-Darstellung erhöhten das
RIA-Signal des Pools nicht, was darauf hin deutet, dass es keine
weitere Anreicherung der Bindemoleküle gab. Weil wir keine Milch während der
Affinitätsselektion
von Polysomen-Komplexen verwendet hatten und es aus Experimenten
zur Phagen-Darstellung bekannt ist, dass Milch unspezifische Bindungen
von Phagen an Oberflächen
vermindert, wiederholten wir sowohl RIA-Tests der Pools als auch
ELISA-Tests von einzelnen Clonen in Abwesenheit von Milch. Der RIA-Test
des Pools in Abwesenheit einer Milch ergab, dass der Pool auch unspezifische
Bindemoleküle
enthielt (5B). Die Analyse von einzelnen
Clonen zeigte, dass die Bindungseigenschaften der drei positiven
Clone während
des ELISA-Tests nicht durch die Anwesenheit von 2% Milch beeinflusst
wurden, jedoch banden unspezifische Bindemoleküle in Abwesenheit von Milch
an die Oberfläche,
banden aber nicht in Anwesenheit von 2% Milch.
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Die
Affinitätsselektion
wurde mit Zugabe von 2% Milch wiederholt. Nach der 3. Runde analysierten
wir den Pool wiederum durch RIA-Test auf Bindung an das GCN4(7P14P)-Peptid.
In diesem Fall ergab der Pool etwa viermal mehr gebundenes Protein
als der Pool, der ohne Milch erhalten worden war, und wurde nahezu vollständig durch
1 μM Peptid
gehemmt (5C). Die Analyse von einzelnen
Clonen aus diesem Pool durch den ELISA-Test ergab, dass nahezu 75%
der Clone positiv waren.
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Tabelle
1: Mutationen in scFvhag-Fragmenten, die durch Ribosomen-Darstellung
in vitro selektiert wurden.
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Mutationen
im scFv des Antikörpers
17/9 (Schulze-Gahmen, U., Rini, J. M. & Wilson, I. A. (1993) J. Mol. Biol.
234, 1098–1118)
sind nach Kabat, E. A., Wu, T. I., Perry, H. M., Gottesmann, K.
S. & Foeller,
C. (1991) in Sequences of Proteins of Immunological Interesf, Bd.
I. (US Department of Health and Human Services, 5. Aufl.), S. 151
und 464, in den variablen Domänen
und sequentiell im Linker nummeriert. Die Clone sind nach ihrem
relativen RIA-Signal geordnet. Die Wildtyp-Clone 2 und 6 sind durch ein Sternchen
gekennzeichnet. Die RIA-Tests wurden auf die gleiche Menge an Protein
in voller Länge
normiert und durch 0,1 mM hag-Peptid (als +hag gekennzeichnet) gehemmt,
um Bindungsspezifität
zu bestätigen.