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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft im Allgemeinen die Plasmabehandlung von Kohlenstofffibrillen,
darunter Kohlenstofffibrillenstrukturen (d. h. eine miteinander verbundene
Vielzahl von Kohlenstofffibrillen). Genauer betrifft die Erfindung
die Oberflächenmodifikation
von Kohlenstofffibrillen durch Einwirkung eines kalten Plasmas (darunter
durch Mikrowellen oder Radiofrequenzen erzeugte Plasmen) oder eines
anderen Plasmas. Die Oberflächenmodifikation
umfasst die Funktionalisierung, Vorbereitung für die Funktionalisierung, Vorbereitung
für das
haftende Aufbringen oder eine andere vorteilhafte Modifikation von Kohlenstofffibrillen
oder Kohlenstofffibrillenstrukturen.
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Hintergrund
der Erfindung
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Diese
Erfindung befasst sich mit dem Gebiet der Behandlung graphitischer
Fibrillen im Submikronbereich, die manchmal auch als dampfgezüchtete Kohlenstofffibrillen
bezeichnet werden. Kohlenstofffibrillen sind wurmartige Kohlenstoffablagerungen
mit einem Durchmesser von weniger als 1,0 μm, vorzugsweise weniger als
0,5 μm und
stärker
bevorzugt weniger als 0,2 μm.
Sie liegen in einer Vielzahl von Formen vor und wurden durch die
katalytische Zersetzung verschiedener kohlenstoffhaltiger Gase an Metalloberflächen hergestellt.
Solche wurmartigen Kohlenstoffablagerungen sind praktisch zu beobachten,
seit es die Elektronenmikroskopie gibt. Ein guter früher Überblick
bzw. eine Quellenangabe ist in Baker und Harris, "Chemistry and Physics
of Carbon", Herausg.
Walker & Thrower,
Band 14, 1978, S. 83, sowie in N. Rodriguez, J. Mater. Research,
Band 8, S. 3233 (1993) zu finden.
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1976
beleuchteten Endo et al. (siehe A. Obelin und M. Endo, "J. of Crystal Growth", Band 32 (1976),
S. 335–349)
den Grundmechanismus, nach dem solche Kohlenstofffibrillen wachsen.
Es zeigte sich, dass sie aus einem Metallkatalysatorteilchen stammten,
das in Gegenwart eines kohlenwasserstoffhaltigen Gases mit Kohlenstoff übersättigt wird. Es
wird ein zylindrisch angeordneter graphitischer Kern extrudiert,
der laut Endo et al. sofort mit einer äußeren Schicht pyrolytisch abgeschiedenen
Graphits beschichtet wird. Diese Fibrillen mit einem pyroly tischen Überzug haben
typischerweise Durchmesser von mehr als 0,1 μm, spezieller 0,2 bis 0,5 μm.
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1984
gelang es Tennent (US-A-4,663,230), zylindrisch angeordnete Graphitkerne
zu züchten, die
nicht mit pyrolytischem Kohlenstoff kontaminiert waren. Daher erhielt
man durch die Erfindung von Tennent Zugang zu kleineren Fibrillen
von typischerweise 35 bis 700 Å (0,0035
bis 0,070 μm)
und zu einer geordneten graphitischen Oberfläche, die "wie gezüchtet" war. Auch fibrillare Kohlenstoffe mit
einer weniger perfekten Struktur, aber ebenfalls ohne eine pyrolytische
Außenschicht
wurden gezüchtet.
Diese Kohlenstofffibrillen sind frei von einem zusammenhängenden
thermischen Kohlenstoffüberzug,
d. h. von pyrolytisch abgeschiedenen Kohlenstoff, der aus dem thermischen
Kracken der zu ihrer Herstellung verwendeten Gasbeschickung stammt,
und verfügen über mehrere
graphitische Außenschichten,
die im Wesentlichen parallel zur Fibrillenachse verlaufen. Als solche
können
sie so charakterisiert werden, dass ihre c-Achsen, die Achsen, die
senkrecht zu den gekrümmten
Graphitschichten verlaufen, im Wesentlichen senkrecht zu ihren zylindrischen
Achsen liegen. Im Allgemeinen haben sie einen Durchmesser von nicht
mehr als 0,1 μm
und Verhältnisse
von Länge
zu Durchmesser von mindestens 5.
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Die
Fibrillen (darunter ohne Einschränkungen "Buckytubes" und Nanofasern),
die in dieser Anmeldung behandelt werden, können von zusammenhängenden
Kohlenstofffasern unterschieden werden, die im Handel als Verstärkermaterialien
erhältlich sind.
Im Gegensatz zu Kohlenstofffibrillen, die erwünscht große, aber unvermeidlich endliche
Seitenverhältnisse
haben, haben zusammenhängende Kohlenstofffasern
Seitenverhältnisse
(L/D) von mindestens 104 und oft 106 oder mehr. Der Durchmesser zusammenhängender
Fasern ist auch wesentlich größer als
der von Fibrillen und ist immer größer als > 1,0 μm
und typischerweise 5 bis 7 μm.
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Das
Tennent et al. erteilte Patent US-A-5,171,560 beschreibt Kohlenstofffibrillen,
die frei von einem thermischen Überzug
sind und Graphitschichten aufweisen, die im Wesentlichen parallel zu
den Fibrillenachsen liegen, so dass diese Schichten über eine
Entfernung von mindestens zwei Fibrillendurchmessern in die Fibrillenachsen
hineinragen. Typischerweise sind solche Fibrillen im Wesentlichen zylindrische,
graphitische Nanoröhrchen
mit einem im Wesentlichen konstanten Durchmesser und umfassen zylindrische
graphitische Flächengebilde,
deren c-Achsen im Wesentlichen senkrecht zu ihren zylindrischen
Achsen liegen. Sie sind im Wesentlichen frei von pyrolytisch abgeschiedenem
Kohlenstoff, haben einen Durchmesser von weniger als 0,1 μm und ein
Verhältnis
von Länge
zu Durchmesser von mehr als 5.
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Kohlenstoffnanoröhrchen mit
einer ähnlichen Morphologie
wie die vorstehend beschriebenen katalytisch gezüchteten Fibrillen sind in einem
Hochtemperaturkohlenstofflichtbogen gezüchtet wurden (Iijima, Nature
354, 56, 1991). Inzwischen wird allgemein akzeptiert (Weaver, Science
265, 1994), dass diese mit Lichtbogen gezüchteten Nanofasern die gleiche
Morphologie haben wie die früheren
katalytisch gezüchteten
Fibrillen von Tennent. Mit Lichtbogen gezüchtete Nanofasern sind ebenfalls
brauchbar für
die Erfindung.
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Moy
et al. beschreiben in der am 22. Mai 1992 eingereichten US-Anmeldung
Nr. 07/887,307 Fibrillen, hergestellt als Aggregate mit verschiedenen (durch
Rasterelektronenmikroskopie bestimmten) makroskopischen Morphologien,
in denen sie willkürlich
miteinander verhakt werden, um Vogelnestern (birds nest = BN) ähnliche
verhakte Fibrillenbälle
herzustellen, oder als Aggregate, die aus Bündeln gerader bis leicht gebogener
oder gekräuselter
Kohlenstoffnanofasern mit im Wesentlichen gleicher relativer Orientierung
bestehen und aussehen wie gekämmtes
Garn (combed yarn = CY), wobei z. B. die Längsachse jeder Nanofaser (trotz
einzelner Krümmungen
oder Kräuselungen)
sich in die gleiche Richtung erstreckt wie die der umgebenden Nanofasern in
den Bündeln;
oder als Aggregate, die aus geraden bis leicht gebogenen oder gekräuselten
Nanofasern mit einer Vielzahl relativer Orientierungen bestehen und
aussehen wie Zuckerwatte (cotton candy = CC); oder als Aggregate,
die die aus geraden bis leicht gebogenen oder gekräuselten
Fibrillen bestehen, welche lose miteinander verhakt sind, um die
Struktur eines offenen Netzes (open net = ON) zu bilden. In ON-Strukturen
sind die Nanofasern stärker
verhakt als in den CY-Aggregaten (in denen die einzelnen Nanofasern
im Wesentlichen die gleiche Orientierung haben), aber nicht so stark
wie in "Vogelnestern". CY- und ON-Aggregate
lassen sich leichter dispergieren als BN-Aggregate, so dass sie nützlich für die Herstellung
von Verbundwerkstoffen sind, in denen einheitliche Eigenschaften
in der ganzen Struktur gefragt sind.
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Wenn
die Graphitschichten um weniger als zwei Fibrillendurchmesser hineinragen,
nehmen die Kohlenstoffebenen der Graphitnanofaser im Querschnitt
ein Fischgrätmuster
an und werden Fischgrätfibrillen
genannt (fishbone = FB). Geus stellt in US-A-4,855,091 ein Verfahren
zur Herstellung von Fischgrätfibrillen
vor, die im Wesentlichen keinen pyrolytischen Überzug aufweisen. Diese Fibrillen
sind auch für
die Ausführung
der Erfindung brauchbar.
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Weitere
Einzelheiten bezüglich
der Herstellung von Kohlenstofffibrillenaggregaten sind in den Offenbarungen
von Snyder et al., US-Anmeldung Nr. 149/573, eingereicht am 28.
Januar 1988, und der PCT-Anmeldung Nr. US89/00322, eingereicht am
28. Januar 1989 ("Carbon
Fibrils"), WO89/07163,
sowie Moy et al., US-Anmeldung Nr. 413,837, eingereicht am 28. September
1989 und der PCT-Anmeldung
Nr. US90/05498, eingereicht am 27. September 1990 ("Fibril Aggregates
and Method of Making Same"), WO
91/05089, zu entnehmen, die alle der Anmelderin der vorliegenden
Erfindung erteilt wurden.
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Die
anhängige
vorläufige
Anmeldung Nr. 60/020,804 ('804)
beschreibt starre poröse
Kohlenstoffstrukturen aus Fibrillen oder Fibrillenaggregaten, die über eine
sehr gut zugängliche,
im Wesentlichen von Mikroporen freie Oberfläche verfügen. In '804 geht es um die Steigerung der mechanischen
Integrität
und/oder Starrheit von porösen
Strukturen, die miteinander verschlungene Kohlenstofffibrillen enthalten.
Nach '804 hergestellte
Strukturen brechen weniger leicht als herkömmliche Fibrillenstrukturen. '804 stellt ein Verfahren
zur Verbesserung der Starrheit der Kohlenstoffstrukturen zur Verfügung, indem die
Fibrillen dazu gebracht werden, Bindungen einzugehen oder an Fibrillenkreuzungen
mit anderen Fibrillen zu verkleben. Diese Bindung kann durch eine bindungsfördernde
chemische Modifikation der Fibrillenoberfläche ausgelöst werden, indem man "Klebstoffe" zusetzt und/oder
die Fibrillen pyrolysiert, um eine Verschmelzung oder Verbindung
der Kreuzungspunkte zu bewirken.
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Wie
bereits erwähnt,
können
die Fibrillen getrennt oder in Aggregatform vorliegen. In ersterem Fall
sind ziemlich gleichmäßige Eigenschaften
zu beobachten. In letzterem Fall entsteht eine Makrostruktur, die
miteinander verbundene Partikelaggregate der Komponentenfibrillen
und eine Mikrostruktur miteinander verschlungener Fibrillen umfasst.
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Die
anhängige
Anmeldung Nr. 08/057,328 beschreibt eine Stoffzusammensetzung, die
im Wesentlichen aus einer dreidimensionalen makroskopischen Assemblage
einer Vielzahl willkürlich
orientierter Kohlenstofffibrillen besteht. Diese Fibrillen sind
im Wesentlichen zylindrisch mit einem im Wesentlichen kon stanten
Durchmesser, haben c-Achsen, die im Wesentlichen senkrecht zu ihrer
zylindrischen Achse sind, sind im Wesentlichen frei von pyrolytisch
abgeschiedenem Kohlenstoff und haben einen Durchmesser zwischen
etwa 3,5 und 70 nm, wobei die Assemblage eine Schüttdichte
von 0,001 bis 0,50 g/cc hat. Vorzugsweise hat die Assemblage relativ
oder im Wesentlichen gleichmäßige physikalische
Eigenschaften entlang mindestens einer dimensionalen Achse und sollte
in einer oder mehreren Ebenen innerhalb der Assemblage relativ oder
im Wesentlichen gleichmäßige physikalische
Eigenschaften haben, d. h. sie verfügen in dieser Ebene über isotrope
physikalische Eigenschaften. Die gesamte Assemblage kann auch bezüglich einer
oder mehrerer ihrer physikalischen Eigenschaften relativ oder im
Wesentlichen isotrop sein.
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McCarthy
et al. beschreiben in der am 15. Mai 1989 eingereichten US-Anmeldung
Nr. 351,967 Verfahren zur Oxidation der Oberfläche von Kohlenstofffibrillen,
bei denen die Fibrillen unter Reaktionsbedingungen (z. B. Zeit,
Temperatur und Druck), die ausreichen, um die Oberfläche der
Fibrille zu oxidieren, mit einem Oxidationsmittel in Kontakt gebracht werden,
das Schwefelsäure
(H2SO4) und Kaliumchlorat
(KClO3) enthält. Die nach den Verfahren
von McCarthy et al. oxidierten Fibrillen sind nicht gleichmäßig oxidiert,
d. h. die Kohlenstoffatome sind mit einem Gemisch aus Carboxyl-,
Aldehyd-, Keton-, Phenol- und anderen Carbonylgruppen substituiert
(McCarthy und Bening, "Polymer
Preprints ACS Div. of Polymer Chem." 30 (1) 420 (1990)).
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Fibrillen
sind auch durch Behandlung mit Salpetersäure ungleichmäßig oxidiert
worden. Die internationale Anmeldung PCT/US94/10168 offenbart die
Herstellung oxidierter Fibrillen, die ein Gemisch aus funktionellen
Gruppen enthalten. M. S. Hoogenraad et al. ("Metal Catalysts supported on a Novel Carbon
Support", vorgestellt
bei der 6. Internationalen Konferenz über wissenschaftliche Grundlagen zur
Herstellung heterogener Katalysatoren, Brüssel, Belgien, September 1994)
stellten ebenfalls fest, dass es bei der Herstellung von fibrillengeträgerten Edelmetallen
vorteilhaft ist, zuerst die Oberfläche der Fibrillen mit Salpetersäure zu oxidieren.
Eine solche Vorbehandlung mit Säure
ist ein Standardschritt bei der Herstellung kohlenstoffgeträgerter Edelmetallkatalysatoren,
wo sie angesichts der üblichen
Quellen dieses Kohlenstoffs ebenso zur Reinigung der Oberfläche von
unerwünschten
Materialien wie zu ihrer Funktionalisierung dient.
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Es
sind zwar viele Anwendungen für
Kohlenstofffibrillen und Aggregate von Kohlenstofffibrillen, darunter
nicht funktionalisierte und funktionalisierte Fibrillen der in den
vorstehenden Patenten und Patentanmeldungen beschriebenen Art gefunden
worden, doch es besteht nach wie vor Bedarf an einer Technologie,
die die praktische und effektive Funktionalisierung oder einer anderen
Veränderung
der Oberflächen
der Kohlenstofffibrillen ermöglicht,
sowie an Fibrillen mit einer so behandelten Oberfläche.
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EP-A-0
110 118 und US-A-4,487,880 beschreiben ein Verfahren zur Behandlung
von Kohlenstofffasern, bei dem man diese Fasern einem Plasma mit
niedriger Temperatur aussetzt. Das Plasma wird dadurch erzeugt,
dass man eine Spannung zwischen Elektroden anlegt, und es hat sich
gezeigt, dass die Spannung, bei der es zur Entladung kommt, besonders
kritisch ist.
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EP-A-0
280 184 betrifft ein kontinuierliches Verfahren zur Beschichtung
von Faserbündeln
mit einer Siliciumschicht. Dies erreicht man durch Radiofrequenzsputtern,
bei dem eine Siliciumschicht physikalisch abgeschieden wird, um
beschichtete Fasern zu bilden, die sich zur Herstellung verstärkter Kunststoffe
eignen. Auf ähnliche
Weise beschreibt US-A-4,596,741 Kohlenstofffasern, die mit einer Schicht
amorphen Siliciumcarbids beschichtet sind. Die resultierenden Fasern
verfügen über bessere
Beständigkeit
gegen die Oxidation an der Luft oder bei hohen Temperaturen. Außerdem haben
sie eine verbesserte Affinität
zu bzw. Benetzbarkeit mit Kunststoffen und geschmolzenen Metallen.
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Ein
Verfahren zur Verbesserung der Bindung zwischen Graphitfasern und
einer Kunststoffmatrix ist in US-A-3,634,220 beschrieben. Die Graphitfasern werden
in Kontakt mit Sauerstoffgas gebracht, das der Entladung eines elektrischen
Feldes mit Radiofrequenz- oder Mikrowellenenergie ausgesetzt wurde.
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Aufgaben der
Erfindung
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Es
ist daher eine Hauptaufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Behandlung
von Kohlenstofffibrillen mit einem Plasma zur Verfügung zu
stellen, um die Oberflächen
der behandelten Kohlenstofffibrillen chemisch zu verändern.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Oxidation
von Kohlenstofffibrillen und Kohlenstofffibrillenstrukturen zur
Verfügung zu stellen,
indem man eine Plasmabehandlung in Gegenwart von Sauerstoff oder
eines sauerstoffhaltigen Materials durchführt.
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Eine
andere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
zur Einleitung von stickstoffhaltigen funktionellen Gruppen in Kohlenstofffibrillen
und Kohlenstofffibrillenstrukturen, indem man eine Plasmabehandlung
in Gegenwart eines stickstoffhaltigen Materials durchführt.
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Eine
weitere und verwandte Aufgabe dieser Erfindung besteht in der Bereitstellung
eines Verfahrens zur Behandlung von Kohlenstofffibrillen und Kohlenstofffibrillenstrukturen
zur Vorbereitung der anschließenden
Oxidation, Anreicherung mit Stickstoff, Fluorierung oder einer anderen
Funktionalisierung.
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Eine
weitere Aufgabe dieser Erfindung besteht in der Bereitstellung eines "trockenen" Verfahrens zur Behandlung
oder Funktionalisierung von Kohlenstofffibrillen.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung plasmabehandelter
Fibrillen und Fibrillenstrukturen mit modifizierten Oberflächeneigenschaften.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
Erfindung umfasst Verfahren zur Herstellung von Kohlenstofffibrillen
und Kohlenstofffibrillenstrukturen wie Assemblagen, Aggregaten und
harten porösen
Strukturen, darunter funktionalisierte Fibrillen und Fibrillenstrukturen,
durch In-Kontakt-Bringen einer
Fibrille, einer Vielzahl von Fibrillen oder einer oder mehreren
Fibrillenstrukturen mit einem Plasma. Die Plasmabehandlung, die
gleichmäßig oder
ungleichmäßig sein
kann, bewirkt eine (chemische oder sonstige) Veränderung der Oberfläche einer
Fibrille oder Fibrillenstruktur und kann die Funktionalisierung bewirken,
die Funktionalisierung vorbereiten und viele anderen chemischen
oder sonstigen Modifikationen der Eigenschaften der Fibrillenoberfläche bewirken,
um z. B. einzigartige Stoffzusammensetzungen mit einzigartigen Eigenschaften
und/oder behandelte Oberflächen
im Rahmen eines "trockenen" chemischen Verfahrens
herzustellen.
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So
besteht die Erfindung in einem ihrer Aspekte aus einem Verfahren
zur chemischen Modifizierung der Oberfläche einer Kohlenstofffibrille,
das den Schritt des Exponierens der Kohlenstofffibrillen an ein
Plasma umfasst.
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In
einem anderen ihrer Aspekte besteht die Erfindung aus einer modifizierten
Kohlenstofffibrille, deren Oberfläche durch In-Kontakt-Bringen
mit einem Plasma verändert
wurde.
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In
einem weiteren ihrer Aspekte ist die Erfindung eine modifizierte
Kohlenstofffibrillenstruktur, deren Fibrillenbestandteile durch
In-Kontakt-Bringen mit einem Plasma an der Oberfläche verändert wurden.
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Beschreibung
bestimmter bevorzugter Ausführungsformen
der Erfindung
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst die chemische Modifikation der Oberfläche einer oder mehrerer Kohlenstofffibrillen
und schließt
folgende Schritte ein: das Einbringen der Fibrillen in ein Behandlungsgefäß und das
In-Kontakt-Bringen der Fibrillen mit einem Plasma innerhalb des
Gefäßes für einen
vorher festgelegten Zeitraum.
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Eine
besonders bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst ein Verfahren zur chemischen Modifikation der Oberfläche einer
oder mehrerer Kohlenstofffibrillen, das folgende Schritte umfasst.:
Einbringen der Fibrillen in ein Behandlungsgefäß; Schaffen eines gasförmigen Milieus
mit niedrigem Druck in diesem Behandlungsgefäß; und Erzeugen eines Plasmas
in dem Behandlungsgefäß, so dass
sich das Plasma über
einen vorher festgelegten Zeitraum in Kontakt mit dem Material befindet.
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Die
Behandlung kann an einzelnen Fibrillen sowie an Fibrillenstrukturen
wie Aggregaten, Matten, harten porösen Fibrillenstrukturen und
sogar zuvor funktionalisierten Fibrillen oder Fibrillenstrukturen durchgeführt werden.
Die Oberflächenmodifikation von
Fibrillen kann durch viele verschiedene Plasmen erfolgen, darunter
solche, die auf F2, O2,
NH3, He, N2 und
H2, anderen chemisch aktiven oder inerten
Gasen basieren, andere Kombinationen aus einem oder mehreren reaktiven
und einem oder mehreren inerten Gasen wie Methan, Ethan oder Acetylen.
Darüber hinaus
bewirkt die Plasmabehandlung diese Oberflächenmodifikation in einem trockenen
Verfahren (im Vergleich zu herkömmlichen "nassen" chemischen Techniken
unter Beteiligung von Lösungen,
Wäschen,
Verdampfung usw.). Beispielsweise kann es möglich sein, die Plasmabehandlung
an in einem gasförmigen
Milieu dispergierten Fibrillen durchzuführen.
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Ein
normal gebildeter Fachmann, der über die
Lehre dieser Erfindung verfügt,
wird in der Lage sein, sie unter Einsatz bekannter Plasmatechnologie durchzuführen (ohne
dass weitere erfinderische Tätigkeit
oder übermäßiges Experimentieren
erforderlich wären).
Der verwendete Plasmatyp und die Zeitspanne, während der Plasma in Kontakt
mit den Fibrillen gehalten wird, hängt von den angestrebten Ergebnissen
ab. Wenn die Oberfläche
der Fibrillen beispielsweise oxidiert werden soll, würde man
ein O2-Plasma verwenden, während ein
Ammoniakplasma verwendet würde,
um stickstoffhaltige funktionelle Gruppen in die Fibrillenoberflächen einzubringen. Ein
Fachmann, der über
die Lehre dieser Erfindung verfügt,
wäre (ohne übermäßiges Experimentieren) in
der Lage, die Behandlungszeiten zu wählen, um den erwünschten
Grad der Veränderung/Funktionalisierung
zu erreichen.
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Genauer
werden Fibrillen oder Fibrillenstrukturen dadurch plasmabehandelt,
dass man die Fibrillen in ein Reaktionsgefäß legt, das Plasmen enthalten
kann. Ein Plasma kann beispielsweise dadurch erzeugt werden, dass
man (1) den Druck des gewähltes
Gases oder Gasgemischs innerhalb des Gefäßes auf z. B. 100 bis 500 mT
senkt und (2) eine Radiofrequenz auf das Gas mit niedrigem Druck
einwirken lässt,
wodurch das Plasma gebildet wird. Wenn das Plasma erzeugt wurde,
belasst man es über
einen vorher festgelegten Zeitraum in Kontakt mit den Fibrillen
oder den Fibrillenstrukturen. Dieser Zeitraum liegt typischerweise
im Bereich von etwa 10 Minuten (obwohl er in einigen Ausführungsformen
auch kürzer
oder länger
sein könnte,
je nach Probengröße, Reaktorgeometrie,
Reaktorleistung und/oder Plasmatyp). Dabei entstehen funktionalisierte
oder ansonsten oberflächenmodifizierte
Fibrillen oder Fibrillenstrukturen. Die Oberflächenmodifikationen können die
Vorbereitung für
die anschließende
Funktionalisierung einschließen.
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Die
Behandlung einer Kohlenstofffibrille oder Kohlenstofffibrillenstruktur
wie vorstehend angegeben ergibt ein Produkt mit einer modifizierten
Oberfläche
und somit veränderten
Oberflächeneigenschaften,
die besonders vorteilhaft sind. Die Modifikationen können eine
Funktionalisierung der Fibrille oder Fibrillenstruktur (wie eine
Chlorierung, Fluorierung usw.) bzw. eine Modifikation, die das Oberflächenmaterial
empfänglich
für die
anschließende
Funktionalisierung (ggfs. durch eine andere Technik) oder je nach
Wunsch eine andere (chemische oder physikalische) Modifikation sein.
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Die
Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher beschrieben, obwohl diese
keinesfalls als einschränkend
auszulegen sind.
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Beispiel 1
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Verfahren
zur Plasmabehandlung von Kohlenstofffibrillen
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Eine
Matte aus Kohlenstofffibrillen wird durch Vakuumfiltration auf einer
Nylonmembran hergestellt. Die Nylonmembran wird dann in die Kammer
eines Plasmareinigungsapparates gelegt. Der Plasmareinigungsapparat
wird versiegelt und an eine Vakuumquelle angeschlossen, bis ein
Umgebungsdruck von 40 mTorr (mT) erreicht ist. Eine Ventilnadel
auf dem Plasmareinigungsgerät
wird für
Luft geöffnet,
um einen dynamischen Druck von etwa 100 mT zu erreichen. Wenn der
dynamische Druck stabilisiert ist. wird die Radiofrequenzeinstellung
auf dem Plasmareinigungsgerät
10 Minuten auf einen mittleren Wert gestellt, um ein Plasma zu erzeugen.
Man belässt
die Kohlenstofffibrillen weitere 10 Minuten im Plasmareinigungsgerät, nachdem
die Radiofrequenz abgestellt wurde.
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Die
Probe der plasmabehandelten Fibrillenmatte wird durch Elektronenspektroskopie
für chemische
Analysen (ESCA) analysiert. Dabei zeigt sich im Vergleich zu einer
unbehandelten Probe ein Anstieg im atomaren Prozentsatz des Sauerstoffs
gegenüber Kohlenstoff.
Darüber
hinaus zeigt die Untersuchung des Kohlenstoff 1s (C 1s) Peaks des
unter Bedingungen höherer
Auflösung
erzeugten ESCA-Spektrums die
Gegenwart von Sauerstoff, der auf verschiedene Weise an Kohlenstoff
gebunden ist, darunter Einzelbindungen wie bei Alkoholen und Ethern,
Doppelbindungen wie bei Carbonylen oder Ketonen oder höhere Oxidationszustände wie
Carboxyl oder Carbonat. Der in seine Einzelteile zerlegte C 1s-Peak
zeigt die relativ große
Menge an Kohlenstoff in den verschiedenen Sauerstoffbindungsarten.
Darüber
hinaus zeigt die Gegenwart eines N 1s-Signals, dass N aus dem Luftplasma
inkorporiert wurde.
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Eine
Analyse der Gesamttiefe der plasmabehandelten Fibrillenmatte wird
dadurch durchgeführt, dass
man ein Stück
der Probe an einer Elektrode anbringt und die Form der cyclischen
voltammetrischen Kurven in 0,5 MK2SO4-Elektrolyten
betrachtet. Ein 3 mal 5 mm Stück
der Fibrillenmatte, das sich nach wie vor auf der Nylonmembranunterlage
befindet, wird an einem Ende an einem Kupferdraht mit einem leitenden
Silberanstrich befestigt. Der Silberanstrich und der Kupferdraht
werden mit einer isolierenden Schicht aus Epoxidklebstoff befestigt.
Dabei bleibt eine 3 mal 3 mm Fahne der membrangeträgerten Fibrillenmatte
als aktiver Bereich der Elektrode exponiert. Zyklische voltammetrische
Kurven werden in einer 3-Elektroden-Konfiguration mit einer Drahtnetzgegenelektrode
aus einem Pt-Draht
und einer Ag/AgCl-Referenzelektrode aufgezeichnet. Der Elektrolyt wird
mit Ar gespült,
um vor dem Aufzeichnen der voltammetrischen Kurve den Sauerstoff
zu entfernen. Eine unbehandelte Kontrollprobe zeigt rechteckige zyklische
voltammetrische Kurven, die zwischen –0,2 V gegen Ag/AgCl und +0,8
V gegen Ag/AgCl mit einem konstanten Strom aufgezeichnet wurden,
was ausschließlich
auf das Zweischichten-Kapazitätsladen
und -entladen der Fibrillen mit großer Oberfläche in der Mattenprobe zurückzuführen ist.
Ein Stück
der plasmabehandelten Mattenprobe von vergleichbarer Größe zeigt
einen großen
breiten Peak sowohl im anodischen als auch im kathodischen Teil
der zyklischen voltammetrischen Kurve, der über dem Zweischichten-Kapazitätsladen
und -entladen, das in der Kontrollprobe zu beobachten ist, liegt.
Dies ist den Spuren ähnlich,
die bei Fibrillenmatten aufgezeichnet wurden, die aus auf chemische
Weise oxidierten Fibrillen hergestellt wurden.
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Beispiel 2
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Plasmabehandlung
von Kohlenstofffibrillen mit einem fluorhaltigen Plasma
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Die
Fluorierung von Fibrillen durch Plasma erfolgt entweder unter Verwendung
von Fluorgas oder einem fluorhaltigen Gas, wie z. B. flüchtigem Fluorkohlenstoff
wie CF4, entweder allein oder verdünnt mit
einem Inertgas wie Helium. Die Proben werden in die Kammer des Plasmareaktorsystems gelegt
und die Kammer evakuiert. Anschließend wird die Kammer unter
dynamischem Druck wieder mit dem Behandlungsgas, wie z. B. 10% Fluor
in Helium, auf den gewünschten
Betriebsdruck gefüllt.
Alternativ wird ein Massenflussregler verwendet, um einen kontrollierten
Strom des Behandlungsgases durch den Reaktor zu ermöglichen.
Das Plasma wird durch Anlegen eines Radiosignals über einen
bestimmten Zeitraum erzeugt. Nachdem das Plasma abgestellt wurde,
wird die Probenkammer evakuiert und wieder mit Helium gefüllt, ehe
man sie öffnet,
um die Proben zu entnehmen.
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Die
Probe der plasmabehandelten Fibrillen wird durch Standardelementaranalyse
analysiert, um das Ausmaß der
Fluorinkorporierung in die Fibrille zu dokumentieren.
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Auch
die Elektronenspektroskopie für
die chemische Analyse (ESCA) wird dazu verwendet, die Probe auf
die Fluorinkorporierung zu analysieren, indem man das F 1s-Signal
bezogen auf das C 1s-Signal misst. Die Analyse der Form des C 1s-Signals, die unter
Bedingungen höherer
Auflösung
durchgeführt
wurde, wird dazu verwendet, das Fluorinkorporierungsmuster zu untersuchen
(z. B. -CF, -CF2, -CF3).
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Beispiel 3
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Plasmabehandlung
von Kohlenstofffibrillen mit einem stickstoffhaltigen Plasma
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Die
Probe einer Fibrillenmatte wird in einem Ammoniakplasma behandelt,
um Amingruppen einzubringen. Die Proben werden in die Kammer das Plasmareaktorsystems
gelegt und die Kammer evakuiert. Dann wird die Kammer unter einem
dynamischen Vakuum wieder auf den erwünschten Betriebsdruck gefüllt. Alternativ
wird ein Massenflussregler verwendet, um einen kontrollierten Strom
des Ammoniakgases durch den Reaktor unter einem dynamischen Vakuum
zu ermöglichen.
Das Plasma wird durch Anlegen eines Radiosignals erzeugt und über einen
festgelegten Zeitraum gesteuert und wirken gelassen. Danach wird
das Plasma "abgeschaltet". Anschließend wird
die Kammer evakuiert und wieder mit Helium gefüllt, ehe man sie öffnet, um
die Probe zu entnehmen.
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Alternativ
wird ein Gemisch aus Stickstoff und Wasserstoffgassen in einem kontrollierten
Verhältnis
als Behandlungsgas verwendet, um Amingruppen in die Fibrillenprobe
einzubringen.
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Die
Probe der plasmabehandelten Fibrillenmatte wird durch eine Standardelementaranalyse analysiert,
um die Inkorporierung von Stickstoff und das C : N-Verhältnis zu
zeigen. Um geringe Mengen der Inkorporierung nachzuweisen, verwendet
man die Kjeldahl-Analyse.
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Außerdem wird
die Probe der plasmabehandelten Fibrillenmatter durch die Elektronenspektroskopie
für die
chemische Analyse (ESCA) analysiert, um die Inkorporierung von Stickstoff
in das Fibrillenmaterial anzuzeigen. Die Gegenwart und Größe des N
1s-Signals zeigt die Inkorporierung von Stickstoff und das prozentuale
Atomverhältnis
bezogen auf die anderen Elemente im Fibrillenmaterial. Das N 1s-Signal
zeigt die Inkorporierung von Stickstoff in allen Formen. ESCA wird
auch eingesetzt, um spezifisch die Inkorporierung primärer Amingruppen
zu messen. Dazu setzt man zuerst die Probe der plasmabehandelten
Fibrillenmatte mit Pentafluorbenzaldehyddampf (PFB) um, um Komplexe
zwischen dem PFB und den primären
Amingruppen auf der Probe zu bilden. Dann quantifiziert man das
Fluorsignal mit ESCA.
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Nachdem
die Anmelderin die bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung hier im einzelnen beschrieben hat, weist sie darauf hin, dass
die durch die beigefügten
Ansprüche
definierte Erfindung nicht auf die speziellen Details in der vorstehenden
Beschreibung beschränkt
ist. Vielmehr sind zahlreiche offenkundige Abwandlungen möglich, ohne
dass dadurch der Charakter oder Rahmen der Erfindung verlassen würde.