-
Diese
Erfindung betrifft die wechselseitige Umwandlung zwischen inaktiven
11-Ketosteroiden und
ihren aktiven 11β-Hydroxy-Äquivalenten,
Verfahren, durch die die Umwandlung der inaktiven in die aktive
Form kontrolliert werden kann, sowie nützliche therapeutische Effekte,
die als Ergebnis einer solchen Kontrolle erhalten werden können. Spezifischer,
jedoch nicht ausschließlich,
betrifft die Erfindung die wechselseitige Umwandlung zwischen Cortison
und Cortisol beim Menschen.
-
Glucocorticoide,
wie etwa Cortisol, weisen eine Anzahl verschiedener Wirkungen auf
unterschiedliche Körpergewebe
auf. So wurde beispielsweise die Verwendung von Cortisol als entzündungshemmendes
Mittel in unserer internationalen Patentanmeldung WO 90/04399 beschrieben,
die sich mit dem Problem beschäftigte,
dass therapeutisch verabreichtes Cortisol dazu neigt, im Körper durch 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenaseenzyme
in inaktives Cortison umgewandelt zu werden. Unsere frühere Erfindung
stellte die Verstärkung
von Cortisol durch die Verabreichung eines Inhibitors der 11β-Dehydrogenaseaktivität dieser
Enzyme bereit.
-
Eine
weitere, wesentliche physiologische Wirkung von Cortisol ist dessen
Antagonismus gegenüber
Insulin, wobei es z. B. bekannt ist, dass hohe Konzentrationen an
Cortisol in der Leber die Insulin-Empfindlichkeit dieses Organs
wesentlich vermindern, das dann dazu neigt, die Gluconeogenese zu
verstärken
und folglich den Blutzuckerspiegel anhebt [1]. Dieser Effekt ist
besonders nachteilig für
Patienten, die unter einer verminderten Glucosetoleranz oder unter
Diabetes mellitus leiden, und bei denen die Wirkung des Cortisols
dazu führen
kann, dass die Insulinresistenz verschlimmert wird. Tatsächlich kann beim
Cushing Syndrom, das durch exzessive Konzentrationen an zirkulierendem
Cortisol verursacht wird, der Antagonismus gegen Insulin bei dafür empfindlichen
Individuen Diabetes mellitus auslösen [2].
-
Wie
oben erwähnt,
ist es bekannt, dass Cortisol im Körper durch die 11β-Dehydrogenaseaktivität der 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenaseenzyme
zu Cortison umgewandelt wird. Es ist auch bekannt, dass die umgekehrte
Reaktion, die Umwandlung von inaktivem Cortison zu aktivem Cortisol,
in bestimmten Organen durch die 11β-Reduktaseaktivität dieser Enzyme bewirkt wird.
Diese Aktivität
ist auch als Corticosteroid-11β-Reduktase, Cortison-11β-Reduktase oder
als Corticosteroid-11β-Oxidoreduktase
bekannt.
-
Es
ist erst in jüngerer
Zeit festgestellt worden, dass es mindestens zwei verschiedene Isoenzyme
der 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
gibt (gemeinsam abgekürzt
als 11β-HSD, wobei
diese Bezeichnung – wo
es passend ist – in
dieser Schrift verwendet wird). Aldosteron-Zielorgane und die Plazenta exprimieren
ein NAD–-abhängiges Enzym
hoher Affinität
(11β-HSD2) [3]. Dieses
Enzym ist in der Plazenta und der Niere charakterisiert worden [4,
5], und es wurden cDNA-Klone isoliert [6, 9]. 11β-HSD2 katalysiert ausschließlich 11β-Dehydrogenaseaktivität [4, 7].
Im Gegensatz dazu ist das zuvor gereinigte, aus der Leber erhaltene
Isoenzym (11β-HSD1)
ein NADP–/NADPH-abhängiges Enzym
geringerer Affinität
[10, 11]. Die Expression von 11β-HSD1
in einer Reihe von Zelllinien codiert entweder ein bidirektionales
Enzym [11, 12] oder eine vorherrschende 11β-Reduktase [13, 15], die, weit
davon entfernt, Glucocorticoide zu inaktivieren, aktives 11β-Hydroxysteroid
aus dem ansonsten inerten 11-Ketosteroid regeneriert. Die 11β-Reduktaseaktivität, am besten
in intakten Zellen untersucht, aktiviert das 11-Ketosteroid, die
Transkription von Zielgenen und die Funktion differenzierter Zellen
zu verändern
[13, 14]. 11β-HSD1 und
11β-HSD2
sind die Produkte verschiedener Gene und haben nur 20% Aminosäurehomologie
gemeinsam [6, 7].
-
Stewart
et al., J. steroid Biochem. Mol. Biol., Band 40, Nr. 4–6, S. 501
bis 509, offenbart einen Enzymkomplex, 11β-OHSD, der aus einer 11β-DH, die im
Menschen Cortisol in Cortison umwandelt, und einer Ketoreduktase,
die die umgekehrte Reaktion durchführt, besteht. Dieses Dokument
zitiert Carboxelon, dessen Einnahme mit der Inhibition von 11β-DH assoziiert
wird.
-
Soweit
die Anmelder wissen, sind zuvor keine Anstrengungen unternommen
worden, um die Wirkung von 11β-Reduktase
zu modifizieren. Wir haben nun herausgefunden, dass es möglich ist,
diese Aktivität
in vivo zu inhibieren, und haben bei dieser Tätigkeit die Möglichkeit
eines neuen Medikaments für
die Verwendung zur Behandlung vieler der schädlichen Effekte des massiven
Glucocorticoid-Überschusses
geschaffen. Walker et al., Clin. Endocrinol., Band 39, Nr. 2, 1993,
S. 221–227
bezieht sich auf die Hypothese, dass Carbenoxolon beim Menschen
beide 11β-Dehydrogenaseaktivitäten hemmt
und schlägt
vor, dass die gleichzeitige Inhibierung beider Aktivitäten in einer
verstärkten
intra-renalen Cortisol-Konzentration, jedoch in einer verminderten
intra-hepatischen Cortisol-Konzentration resultieren könnte, während die
zirkulierenden Konzentrationen an Cortison und Cortisol unverändert bleiben.
-
Unsere
Studien haben auch gezeigt, dass 11β-HSD1 im Fettgewebe von Ratten
und in Fettzelllinien in Kultur exprimiert wird, wo es 11-Dehydrocorticosteron
in Corticosteron (die Ratten-Äquivalente von
humanem Cortison bzw. Cortisol) umsetzt. Dies legt nahe, dass in
menschlichem Fettgewebe eine ähnliche
11β-Reduktaseaktivität zu beobachten
sein wird, mit dem Ergebnis, dass die Inhibition des Enzyms eine
Linderung der Auswirkungen der Insulinresistenz in menschlichem
Fettgewebe bewirken wird. Dies würde
zu einer besseren Gewebenutzung von Glucose und Fettsäuren führen und
damit die zirkulierenden Spiegel senken. Die Erfindung stellt daher in
einem weiteren Aspekt einen 11β-Reduktase-Inhibitor
für die
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung eines Zustands, ausgewählt unter
Fettgewebeinsulinresistenz, neuronalem Verlust oder neuronaler Funktionsstörung aufgrund
von durch Glucocorticoid verstärkter
Neurotoxizität
und einer Kombination dieser zwei Zustände, bereit.
-
Die
Ergebnisse unserer Studien haben uns ermutigt, anzunehmen, dass
die Inhibition der intrazellulären
Cortisolproduktion auch zu einer verstärkten Insulin-Empfindlichkeit
in anderen Geweben, auf die Insulin einwirkt, führen wird, z. B. der Skelettmuskulatur
[21]. Die Inhibition der 11β-Reduktase
verspricht daher eine Umkehr der Auswirkungen der Insulinresistenz
im Muskelgewebe und eine Förderung der
Aufnahme essentieller Moleküle
wie etwa Glukose und freier Fettsäuren in die Muskelzellen, mit
einem infolge verbesserten Muskelmetabolismus und einer Verminderung
der zirkulierenden Spiegel an Glucose und Fettsäuren.
-
Es
ist auch bekannt, dass ein Glucocorticoid-Überschuss die Wirkung bestimmter
Neurotoxine verstärkt,
was zu neuronaler Funktionsstörung
und neuronalem Verlust führt.
Wir haben die wechselseitige Umwandlung zwischen 11-Dehydrocorticosteron und
Corticosteron in Kulturen aus dem Hippocampus der Ratte untersucht
und haben (überraschender Weise
angesichts der schädigenden
Wirkungen der Glucocorticoide) herausgefunden, dass die 11β-Reduktaseaktivität in intakten
Hippocampus-Zellen über die
11β-Dehydrogenaseaktivität dominiert
[22]. Der Grund für
diese Aktivität
ist unbekannt, jedoch deutet dieses Ergebnis darauf hin, dass der
Glucocorticoid-Überschuss
in Hippocampus-Zellen (bzw. in Ausweitung auf das Nervensystem im
Allgemeinen bezogen) mittels Verwendung eines 11β-Reduktase-Inhibitors kontrolliert
werden kann. Somit stellt die Erfindung einen alternativen Aspekt
der Verwendung eines Inhibitors der 11β-Reduktase für die Herstellung eines Medikaments
zur Vorbeugung oder Minderung neuronaler Funktionsstörung und
neuronalen Verlustes aufgrund einer durch Glucocorticoid verstärkten Neurotoxizität bereit.
Es ist auch möglich,
dass Glucocorticoide an Wahrnehmungsstörung im Alter mit oder ohne
neuronalen Verlust und auch an dendritischer Abschwächung beteiligt
sind [23–25].
Weiterhin sind Glucocorticoide in die neuronale Funktionsstörung bei
schweren Depression einbezogen worden. Daher könnte ein Inhibitor der 11β-Reduktase auch
bei diesen Zuständen
wertvoll sein.
-
Es
wird aus dem Vorstehenden ersichtlich werden, dass die potentiellen
Nutzeffekte von Inhibitoren der 11β-Reduktase zahlreich und verschiedenartig
sind, und es wird so eingeschätzt,
dass in vielen Fällen
eine kombinierte Aktivität
gezeigt werden kann, die darauf abzielt, die Auswirkungen endogener
Glucocorticoide bei Diabetes mellitus, Fettsucht (einschließlich Stammfettsucht),
neuronalem Verlust und Wahrnehmungsstörung im Alter auszuschalten. Somit
stellt die Erfindung in einem weiteren Aspekt die Verwendung eines
Inhibitors der 11β-Reduktase für die Herstellung
eines Medikaments zum Erzielen mehrerer therapeutischer Effekte
bei einem Patienten, dem das Medikament verabreicht wird, bereit; diese
therapeutischen Effekte beinhalten eine Zunahme der Insulinempfindlichkeit
in Fettgewebe und die Vorbeugung oder Minderung von neuronalem Verlust/Wahrnehmungsstörung aufgrund
von durch Glucocorticoid verstärkter
Neurotoxizität
oder neuronaler Funktionsstörung
oder Schädigung.
-
Von
einem alternativen Gesichtspunkt aus betrachtet, stellt die Erfindung
ein Verfahren zur Behandlung eines menschlichen oder tierischen
Patienten bereit, der unter einem Zustand leidet, der ausgewählt ist
aus der Gruppe, bestehend aus Leberinsulinresistenz, Fettgewebeinsulinresistenz,
Muskelinsulinresistenz, neuronalem Verlust oder neuronaler Funktionsstörung aufgrund
von durch Glucocorticoid verstärkter
Neurotoxizität,
sowie jedweder Kombination der vorstehend genannten Zustände, wobei
das Verfahren den Schritt der Verabreichung eines Medikaments, enthaltend
eine pharmazeutisch wirksame Menge eines 11β-Reduktase-Inhibitors, an den
Patienten umfasst.
-
Wie
zuvor erwähnt,
sind die Faktoren, die die relativen Aktivitäten der 11β-Dehydrogenase und der 11β-Reduktase
unter verschiedenen Bedingungen kontrollieren, insbesondere im Falle
des 11β-HSD1-Isoenzyms,
schlecht verstanden. Es ist wahrscheinlich, dass ein 11β-Reduktase-Inhibitor
in vivo für
das 11β-HSD1-Isoenzym
selektiv sein wird. Wir haben beispielsweise herausgefunden, dass
Glycyrrhetinsäure
(ein bekannter Inhibitor der 11β-Dehydrogenase) in
vivo keine Wirkung auf 11β-Reduktase zeigt
[26]. Jedoch haben wir überraschend
herausgefunden, dass Carbenoxolon, das als Inhibitor des 11β-Dehydrogenaseenzyms
bekannt ist, in vivo auch die 11β-Reduktase
hemmt [26, 27]. Bei bevorzugten Ausführungsformen ist der Inhibitor
daher Carbenoxolon (3β-(3-Carboxypropionyloxy)-11-oxo-olean-12-en-30-säure) oder
ein pharmazeutisch verträgliches
Salz davon. Die von uns in unseren Studien verwendete Dosis an Carbenoxolon
betrug 100 mg alle 8 Stunden bei oraler Verabreichung.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden rein beispielhaft und unter Bezugnahme
auf die folgenden Versuchsprozeduren, Ergebnisse und begleitenden Zeichnungen
in größerem Detail
beschrieben, wobei von den Figuren:
-
1 ein
Graph ist, der die Dextrose-Infusionsraten (M-Werte) nach Verabreichung
eines Placebos oder von Carbenoxolon in einer euglykämischen, hyperinsulinämischen
Klemmstudie zeigt, die beim Menschen durchgeführt wurde;
-
2 ist
ein Graph, der die Plasma-Glukosekonzentrationen im nüchternen
Zustand bei Ratten nach Placebo-Behandlung oder Carbenoxolon-Behandlung
bei den angegebenen täglichen
Dosen zeigt;
-
3 ist
ein Graph, der die Auswirkung der Verabreichung von Östradiol
auf Ratten, denen die Gonaden oder die Gonaden und Nebennieren entfernt
wurden, im Hinblick auf die hepatische 11β-HSD1-Aktivität sowie
die mRNA-Expression für 11β-HSD1 und
PEPCK darstellt;
-
4 beinhaltet
Graphen von Daten, die von Mäusen
erhalten wurden, die entweder homozygot für das wildtypische 11β-HSD1-Alle)
oder homozygot für
ein mutantes Knock out-Allel
von 11β-HSD1
sind;
-
5 zeigt
die 11β-HSD1-Enzymaktivitäten und
die -mRNA-Expression in undifferenzierten und differenzierten 3T3-F442A-Zellen;
-
6 ist
ein Graph, der die Wirkung einer Vorbehandlung mit Corticosteron
und 11-Dehydrocorticosteron
mit oder ohne Carbenoxolon auf das Überleben von Zellen aus dem
Hippocampus der Ratte nach Exposition gegenüber Kainsäure zeigt.
-
VERSUCHSERGEBNISSE ZUR
UNTERMAUERUNG DER ERFINDUNG
-
A. INSULINEMPFINDLICHKEIT
-
A.1 AUSWIRKUNG VON CARBENOXOLON
AUF DIE INSULINEMPFINDLICHKEIT BEIM MENSCHEN
-
In Übereinstimmung
mit den oben beschriebenen Beobachtungen an tierischen Geweben und kultivierten
Zellen haben wir die relativen Aktivitäten der 11ß-Dehydrogenase und 11β-Reduktase in vivo bei
verschiedenen Organen des Menschen etabliert, indem das Cortisol/Cortison-Verhältnis im
Plasma aus selektiven venösen
Kathetern gemessen wurde [28]. Bei den meisten Organen enthält der venöse Abfluss
Cortisol und Cortison in einem Verhältnis von 10 : 1. Im renalen
Venenplasma ist das Verhältnis
jedoch 3 : 1, während
es im hepatischen Venenplasma 55 : 1 ist, was mit der starken Aktivität von 11β-Dehydrogenase
aufgrund der 11β-HSD2-Expression
in der Niere und der starken 11β-Reduktaseaktivität, d. h.
der starken 11β-HSD1-Aktivität in der
Leber übereinstimmt.
Darüber
hinaus wird oral aufgenommenes und somit über die Pfortader zur Leber
transportiertes Cortison begierig auf direktem Wege in Cortisol für den peripheren
Kreislauf umgewandelt [26, 27]. Unter Verwendung dieses Index' der 11β-Reduktaseaktivität haben
wir gezeigt, dass Carbenoxolon (aber nicht Glycyrrhetinsäure) [26,
27] zusätzlich
zur Hemmung der renalen 11β-Dehydrogenaseaktivität auch die
hepatische 11β-Reduktaseaktivität beim Menschen
in vivo hemmt.
-
In
der Leber werden Mineralcorticoid-Rezeptoren nicht in signifikanter
Zahl exprimiert, während Glucocorticoid-Rezeptoren überreich
vorhanden sind. Erstaunlicherweise ist die Affinität der Glucocorticoid-Rezeptoren
für Cortisol
10–40mal
niedriger als die Affinität
der Mineralcorticoid-Rezeptoren [29]. Es könnte so sein, dass der Schutz
der hohe Affinität
besitzenden Mineralcorticoid-Rezeptoren des distalen Nephrons vor
Cortisol die 11β-Dehydrogenaseaktivität erfordert,
während
die 11β-Reduktaseaktivität in der
Leber dazu benötigt
wird, sicherzustellen, dass die Glucocorticoid-Rezeptoren mit niedriger
Affinität genügenden Mengen
an Cortisol ausgesetzt werden. Die freien zirkulierenden Konzentrationen
an Cortisol und Cortison sind etwa gleich, sodass ein großer Pool
an Cortison für
die Aktivierung in der Leber verfügbar ist. Ein derartiger Mechanismus
wäre analog zu
der intrazellulären
Aktivierung der anderen Mitglieder der Thyroid-Steroidhormon-Familie,
die in relativ inaktiven Formen zirkulieren [30], wie etwa Testosteron,
das durch 5α-Reduktase
in Dihydrotestosteron umgewandelt wird, und Thyroxin, das durch 5'-Monodeiodinase in
Triiodthyronin umgewandelt wird.
-
Um
diese Hypothese zu testen, haben wir Carbenoxolon verwendet, um
die 11β-Reduktase der Leber
zu inhibieren, und Veränderungen
bei der hepatischen Glucocorticoid-Rezeptor-Aktivierung, die indirekt mit
Veränderungen
der Insulinempfindlichkeit zusammenhängen, überwacht. Sowohl bei pharmakologischen
[31, 32] als auch bei physiologischen [33] Steigerungen des Glucocorticoid-Spiegels nimmt
die Insulinempfindlichkeit der Leber ab, während die Glukoseproduktion
der Leber zunimmt. Die Ergebnisse dieser Versuche wurden publiziert
[16], nachdem unsere britische Patentanmeldung Nr. 9517623.8 am
29. August 1995 eingereicht worden war.
-
Verfahren
-
Sieben
nicht fettleibige (Body Mass Index < 25), gesunde männliche kaukasische Freiwillige ohne
Medikation und im Alter von 27–36
Jahren wurde in einer überkreuzten,
zufälligen
Doppelblindstudie Carbenoxolon für
sieben Tage (100 mg alle 8 Stunden oral) oder in entsprechender
Weise ein Placebo verabreicht, wobei die Versuchsphasen um mindestens
4 Wochen auseinander lagen. Am siebten Tag jeder Phase wurden euglykämische,
hyperinsulinämische
Klemmstudien unter Messung der Glukoseaufnahme am Unterarm durchgeführt, wie
dies detailliert in Referenz 16 beschrieben ist, deren Inhalt hiermit
durch Referenz einbezogen wird.
-
Ergebnisse
-
Die
Carbenoxolon-Verabreichung war mit keiner Veränderung der Glukosekonzentration
im Nüchternzustand,
jedoch mit einem Abfall der Insulinkonzentration im Nüchternzustand
assoziiert. Während
der euglykämischen
Klemme steigerte Carbenoxolon die Geschwindigkeitsrate der metabolischen
Clearance von Glukose (M-Werte: 41,1 ± 2,4 μb 5 mol/kg/min für das Placebo
gegenüber
44,6 ± 2,3
für Carbenoxolon;
p < 0,03) (1).
Es wurde kein Unterschied bei der peripheren Glukoseaufnahme festgestellt,
wie dies anhand der Glukoseaufnahme im Unterarm gemessen wurde,
jedoch war diese Messung aufgrund der durch Insulin induzierten
Gefäßerweiterung
[34] und des durch die Einschränkungen
der Versuchsbedingungen verursachten mentalen Stresses weniger genau.
-
Diskussion
-
Diese
Daten zeigen, dass Carbenoxolon die Insulinempfindlichkeit des gesamten
Körpers
steigert. Dies könnte
das Ergebnis entweder einer verstärkten Hemmung der Glukoseproduktion
der Leber infolge der gesteigerten Insulinempfindlichkeit der Leber,
oder einer verstärkten
peripheren Nutzung von Glukose infolge einer verstärkten peripheren
Insulinempfindlichkeit sein. Das Fehlen einer Veränderung
der Glukoseaufnahme im Unterarm bei Carbenoxolon deutet an, dass
der erstgenannte Mechanismus vorherrscht. Jedoch lässt die
Ungenauigkeit dieser Messung die Möglichkeit offen, dass es einen Beitrag
aus einer verstärkten
peripheren Insulinempfindlichkeit gibt, den wir nicht detektiert
haben. Eine genauere Diskussion dieser Daten ist nun veröffentlicht
worden [16].
-
Es
ist unwahrscheinlich, dass Carbenoxolon die Insulinempfindlichkeit
durch einen Mechanismus beeinflusst, der von dessen Wirkung auf
die 11β-Reduktase
unabhängig
ist. Carbenoxolon hemmt auch andere Enzyme, die Cortisol umsetzen,
wobei hier die 5β-Reduktase [35] zu
nennen ist, jedoch würde dieser
Effekt die intra-hepatischen Cortisol-Konzentrationen steigern und die Insulinempfindlichkeit
herabsetzen. In Abwesenheit von Corticosteroiden besitzt Carbenoxolon
bei dieser Dosis keine dokumentierten Effekte in vivo und eine niedrige
Affinität
für Corticosteroid-Rezeptoren
in vitro [36], sodass eine direkte Wirkung von Carbenoxolon bei
der Steigerung der Insulinempfindlichkeit unwahrscheinlich ist. Tatsächlich deuten
vorherige Versuche darauf hin, dass Carbenoxolon bei höheren Konzentrationen (mmol/l)
in Abwesenheit von Corticosteroid der Wirkung von Insulin in Fettzellen
entgegenwirkt [37]. Der Blutdruck und der Blutfluss im Unterarm
wurden bei dieser Studie nicht durch Carbenoxolon erhöht, und selbst
wenn dies so wäre,
könnte
dies verminderter Insulinempfindlichkeit zugeschrieben werden [34]. Schließlich sind
auch andere neurohumorale Veränderungen
infolge der renalen Wirkungen von Carbenoxolon (verminderte(s) Plasma-Renin,
Aldosteron- und Kaliumkonzentrationen) nicht dafür bekannt, dass sie einen direkten
Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit hätten, bzw. wurden im Kontext
der oralen Natriumzufuhr mit einer verminderten Insulinempfindlichkeit
assoziiert [38].
-
Aus
diesen Beobachtungen schlussfolgern wir, dass die basale 11β-Reduktaseaktivität eine Rolle
bei der Aufrechterhaltung einer angemessenen Exposition von Glucocorticoid-Rezeptoren gegenüber Cortisol
in der menschlichen Leber spielt. Der zirkulierende Pool an Cortison
ist daher als Quelle des aktiven Glucocorticoids an Orten, an denen
die 11β-Reduktase exprimiert
wird, von physiologischer Wichtigkeit.
-
A.2 AUSWIRKUNG VON CARBENOXOLON
AUF DIE INSULINEMPFINDLICHKEIT BEI DER RATTE
-
Nach
unseren Studien über
die Wirkungen von Carbenoxolon im gesunden Menschen haben wir unveröffentlichte
Studien der Wirkungen von Carbenoxolon bei lebenden, gesunden Ratten
durchgeführt. In Übereinstimmung
mit den Beobachtungen beim Menschen haben wir gezeigt, dass Ratten-Leberzellen
in Primärkultur
11β-HSD1
exprimieren, die vorherrschend 11β-Reduktaseaktivität besitzt
[15]. Wir haben auch gezeigt, dass die zirkulierende Konzentration
an 11-Dehydrocorticosteron (gemessen durch Gaschromatographie und
Massenspektrometrie) 40–50
nmol/l beträgt
(Dr. R. Best, unveröffentlichte Beobachtung),
sodass es einen wesentlichen Pool an inaktivem 11-Ketosteroid gibt,
der für
die Aktivierung zu Corticosteron an Orten, an denen 11β-Reduktase
aktiv ist, zur Verfügung
steht.
-
Verfahren
-
Intakte
männliche
Wistar Hans-Ratten mit einem Körpergewicht
von 200–250
g wurden mit täglichen
subkutanen Injektionen von 1 ml entweder von 0,9% Saline (Trägerlösung) oder
Carbenoxolon (angesetzt mit 1, 3 oder 10 mg/ml in 0,9% Saline) für 14 Tage
behandelt. Ab 4 Uhr nachmittags wurde den Tieren die Nahrung entzogen,
und um 9 Uhr morgens am nächsten Tag
wurde Blut durch Einritzen des Schwanzes erhalten. Die Plasmaglukose
wurde durch ein Glukoseoxidase-Verfahren auf einem Beckmann CX-3-Autoanalysator
gemessen.
-
Ergebnisse
-
Carbenoxolon
erzeugte einen Dosis-abhängigen
Abfall der Glukosekonzentrationen im Nüchternzustand (2).
-
Diskussion
-
Diese
Versuche haben vorbereitenden Charakter, da es nun unser Ziel ist,
die Insulinempfindlichkeit und Glukosetoleranz bei Ratten zu bestimmen,
die mit Carbenoxolon behandelt wurden. Jedoch steht der Abfall der
Plasmaglukose im Nüchternzustand
in Übereinstimmung
mit der Hemmung der hepatischen Gluconeogenese mit oder ohne gesteigerte
periphere Glukoseaufnahme bei Ratten, die mit dem 11β-Reduktase-Inhibitor
Carbenoxolon behandelt wurden.
-
A.3 WIRKUNG DER DURCH ÖSTRADIOL
VERMITTELTEN HEMMUNG DER HEPATISCHEN 11β-HSD1-EXPRESSION AUF DIE INSULINEMPFINDLICHKEIT
BEI DER RATTE
-
Nach
der Feststellung der Wirkungen eines kompetitiven pharmakologischen
Inhibitors der 11β-Reduktaseaktivität auf die
Insulinempfindlichkeit und die Glukosespiegel beim Menschen und
bei der Ratte, war es die Aufgabe dieser Studie, die Auswirkungen
der Herunterregulierung der Transkription und Translation des 11β-HSD1-Enzyms
zu prüfen. Die
Ergebnisse dieser Studien sind bei wissenschaftlichen Treffen in
1996 vorgestellt, jedoch noch nicht veröffentlicht worden.
-
Die
11β-HSD1-Expression
wird in vivo durch eine Vielzahl von Hormonen reguliert [26]. In
der Leber der Ratte zeigt 11β-HSD1
einen ausgeprägten sexuellen
Dimorphismus mit geringerer Aktivität bei den Weibchen. Tatsächlich unterdrückt eine
anhaltende Verabreichung von Östradiol
die 11β-HSD1-Expression
der Leber sowohl bei männlichen
als auch bei weiblichen Ratten nahezu vollständig [39–41]. Diese Regulation scheint
Gewebe- und Isoenzym-spezifisch zu sein, da Östrogen die 11β-HSD1-Expression
im Hippocampus oder die 11β-HSD2-Aktivität in der
Niere nicht abschwächt [41].
Das Ziel dieser Studie war es daher, den Anteil zu prüfen, den
die Reaktivierung der Glucocorticoide durch hepatische 11β-HSD1 auf
die Expression der leberspezifischen, durch Glucocorticoid modulierten Gene
der Ratte ausübt, indem
die selektive Unterdrückung
der hepatischen 11β-HSD1
durch Östradiol
in vivo ausgenutzt wird.
-
Verfahren
-
In vivo-Studien
-
Männliche
Han Wistar Ratten (200–250
g) wurden unter Halothan-Betäubung
einer Entfernung der Gonaden und einer entweder beidseitigen Entfernung
der Nebennieren oder einem Bauchwandschnitt unterzogen. Zur Östradiolverabreichung
wurden Kapseln aus Silikonelastomer (1,95 mm Innendurchmesser, 3,125
mm Außendurchmesser)
(Dow Corning Corporation, Midland, Michigan, USA), die 17β-Östradiol
(Sigma, Poole, UK) enthielten, subkutan implantiert. Bei Tieren,
die für
42 Tage mit Östradiol
behandelt worden waren, wurden die Kapseln nach 21 Tagen entfernt
und ersetzt. Den Kontrolltieren wurden leere Kapseln eingesetzt.
Die Ratten, denen die Nebennieren entfernt worden waren, wurden mit
0,9%iger Saline am Leben gehalten. Die Ratten wurden an den Tagen
10, 21 oder 42 nach der Operation getötet. Leber und Hippocampus
wurden entnommen und auf Eis geschnitten, um einen Test der 11β-HSD-Aktivität durchzuführen; weiterhin
wurde ein Aliquot der Leber auf Trockeneis eingefroren und bei –80°C bis zur
Extraktion der RNA gelagert.
-
Quantifizierung der 11β-HSD-Aktivität in in
vivo-Versuchen
-
Die
Gewebe wurden in Krebs-Ringer-Bicarbonat-Puffer mit 0,2% Glukose,
pH 7,4 homogenisiert und, wie zuvor beschrieben [40], getestet.
Die Homogenate (6,25 μg
an Leberprotein, 250 μg
an Hippocampusprotein) wurden mit 200 μM NADP (Sigma Poole, UK) und
12 nM [3H]-Corticosteron (spezifische Aktivität 84 Ci/mmol;
Amersham International, Aylesbury, UK) in einem Gesamtvolumen von
250 μl mit Krebs-Ringer-Puffer,
supplementiert mit 0,2% Rinderserum-Albumin, für 10 min bei 37°C inkubiert.
Die 11β-Dehydrogenaseaktivität wurde
bei diesem Test als Maß für das aktive
Enzym quantifiziert, da die 11β-Reduktase
in Homogenaten instabil ist. Die Steroide wurden mit Ethylacetat
extrahiert und durch HPLC mittels eines Online-β-Zählers aufgetrennt. Die 11β-HSD-Aktivität wurde
(nach einer Korrektur um die scheinbare Umwandlung in Inkubaten
ohne Enzym (< 3%))
als Umsatz des Corticosterons zu 11-Dehydrocorticosteron ausgedrückt.
-
Extraktion und Analyse
von mRNA
-
Gesamt-RNA
wurde mittels des Guanidinthiocyanat-Verfahrens gemäß Beschreibung
in [40] aus Lebergewebe extrahiert und in mit Diethylpyrocarbonat
behandeltem Wasser resuspendiert. Die RNA-Konzentration und -Reinheit
wurde spektrophotometrisch bestimmt. 20 μg-Aliquots wurden auf einem
1,2% Agarosegel, enthaltend 2% Formaldehyd, aufgetrennt.
-
Die
RNA wurde auf Nitrocellulosemembranen (Hybond-N, Amersham International,
UK) geblottet, in 6 ml Phosphatpuffer (0,2 M NaH2PO4, 0,6 M NaH2PO4, 5 mM EDTA), 3 ml 20% SDS und 100 μg denaturierter
Heringshoden-DNA (Sigma, Poole, UK) für 2 h bei 55°C prähybridisiert;
die Hybridisierung erfolgte über
Nacht bei 55°C
in derselben Lösung,
enthaltend cDNA von Ratten-11β-HSD1
oder -PEPCK, die unter Verwendung eines DNA-Markierungskits mit
Zufallsprimern (Boehringer Mannheim UK Ltd., Lewes, UK) mit 32P-dCTP markiert worden war. Drei 20 min-Waschschritte
wurden bei Raumtemperatur in 1 × SSC
(0,3 M NaCl, 0,03 M Natriumcitrat), 0,1% SDS durchgeführt, gefolgt
von einem stringenten Waschschritt bei 55°C für 30 min in 0,3 × SSC, 0,1% SDS.
Die Filter wurden für
1–4 Tage
zur Exposition gegenüber
dem autoradiographischen Film gebracht (angepasst, um sicherzustellen,
dass sich die Signaldichte im linearen Bereich befindet). Die Filter
wurden mit einer entsprechend markierten 7S-cDNA-Sonde oder einer Transferrin RNA-cDNA-Sonde erneut
hybridisiert, um, wie zuvor beschrieben [40], die Beladung zu testen
(die Expression der Transferrin mRNA wird durch Östradiol oder Glucocorticoid nicht
verändert).
Die optische Dichte wurde unter Verwendung eines Computergesteuerten
Bildanalysesystems (Seescan plc, Cambs, UK) bestimmt. Die Werte
wurden als Prozentanteile der Kontrollniveaus ausgedrückt.
-
Statistik
-
Die
Daten entsprechen den Mittelwerten ±SEM von 5–10 Wiederholungen (angezeigt
in der Legende der Figur). Der Vergleich der Daten erfolgte, jeweils
passend zur Situation, mittels ANOVA und Newman-Keuls Post-hoc Test
oder durch ungepaarten Student t-Test. Die statistischen Tests wurden
mit den absoluten Daten durchgeführt,
während
die Figuren zur Verbesserung der Klarheit die Daten als Prozentanteil
der Werte für
die Kontrolltiere wiedergeben.
-
Ergebnisse
-
Wirkung der anhaltenden Östradiol-Behandlung
auf die 11βHSD1-Aktivität und -mRNA-Expression
-
Die Östradiolverabreichung
für 10,
21 und 42 Tage bei den männlichen
Ratten, denen die Gonaden entfernt worden waren, resultierten in
merklichen Abnahmen der hepatischen 11β-HSD-Aktivität (3). Jedoch
wurde die 11β-HSD-Aktivität nicht
vollständig aufgehoben,
da eine verlängerte
Inkubation (60 min) der Leber-Homogenate der Ratten, die für 42 Tage Östradiol
erhalten hatten, eine detektierbare (12,2 ± 14,7%) Umwandlung von Corticosteron
zu 11-Dehydrocorticosteron zeigte. Die 11β-HSD1 mRNA-Expression fiel nach
21 und 42 Tagen der Östradiol-Behandlung
auf nicht detektierbare Niveaus. Die 11β-HSD-Aktivität im Hippocampus wurde durch
die Östradiol-Behandlung
nach 21 oder 42 Tagen nicht verändert
(Daten nicht gezeigt).
-
Wirkung von Östradiol
auf die durch Glucocorticoid induzierbare Genexpression in der Leber
-
Um
die Wirkung der abgeschwächten
hepatischen 11β-HSD1-Aktivität auf die
lokale Glucocorticoid-Wirkung zu untersuchen, wurde die Expression der
leberspezifischen, durch Glucocorticoid induzierbaren Gene nach
42 Tagen der Östradiol-Behandlung
gemessen. Die Expression der PEPCK-mRNA wurde durch die Östradiol-Behandlung
signifikant vermindert (3).
-
Um
zu prüfen,
ob diese Wirkungen des Östradiols
auf die Expression von Lebergenen direkt oder über Veränderungen der Glucocorticoid-Wirkung
in der Leber vermittelt wurden, wurden die Wirkungen von Östradiol
bei Tieren geprüft,
denen man die Nebennieren entfernt oder bei den Kontrolltieren, bei
denen man einen Bauchwandschnitt durchgeführt hatte. Die Tiere wurden
nach 21 Tagen getötet. Die
Werte für
Plasma-Corticosteron bestätigten
die Sinnhaftigkeit der Entfernung der Nebennieren (Daten nicht gezeigt).
Die Entfernung der Nebennieren steigerte die hepatische 11β-HSD1-Genexpression und
Aktivität
im Vergleich zu den Kontrolltieren, bei denen man die Bauchwand
geöffnet
hatte (3). Östradiol
reduzierte die mRNA und Aktivität
der Leber-11β-HSD1
in Ratten mit fehlenden Nebennieren, und, obwohl die mRNA-Expression
höher war
als bei mit Östradiol
behandelten Ratten mit intakten Nebennieren, blieb sie im Vergleich
zu den unbehandelten Kontrollen signifikant vermindert.
-
Die
hepatische PEPCK-Genexpression war nach 21 Tagen der Behandlung
mit Östradiol
vermindert, allerdings in einem etwas geringeren Maße als nach
42 Tagen (3). Es war nicht überraschend, dass
die Entfernung der Nebennieren auch die hepatische PEPCK-Genexpression abschwächte, jedoch führte Östradiol
bei Ratten nach Nebennierenentfernung nicht länger zu einer Verminderung,
sondern tatsächlich
zu einer Zunahme der Spiegel an PEPCK-mRNA im Vergleich zur Nebennierenentfernung alleine.
-
Diskussion
-
Die
Verabreichung von Östradiol
führte
sowohl bei 21 Tagen als auch bei 42 Tagen zu einer nicht mehr detektierbaren
hepatischen 11β-HSD1 mRNA-Expression
und zu einer deutlich verminderten 11β-HSD-Aktivität (obwohl diese klar messbar blieb),
was vorherige Studien [41] bestätigt.
Die Diskrepanz zwischen der mRNA-Expression und der Aktivität könnte auf
die viel langsamere Umsatzrate des 11β-HSD1-Proteins, oder wahrscheinlicher,
auf die Transkription und Translation verbleibender niedriger Spiegel
an 11β-HSD1
mRNA, die in der Northern-Analyse
nicht detektierbar sind, zurückgehen. Diese
Wirkung der Geschlechtshormon-Steroide ist relativ spezifisch für die Leber,
da die 11β-HSD1
des Hippocampus unbeeinflusst blieb, und vorherige Studien gezeigt
haben, dass 11β-HSD2
nicht durch Östrogene
abgeschwächt
wird [22]. Der Vorteil der Verwendung von Östrogen zur Herunterregulierung
der hepatischen 11β-HSD1 besteht – im Gegensatz
zu konventionellem Carbenoxolon oder anderen Inhibitoren des Enzyms – darin,
dass 11β-HSD2
unbeeinflusst bleibt.
-
Nach
42 Tagen der Östradiol-Behandlung war
die hepatische Expression der für
PEPCK codierenden mRNA deutlich vermindert. Prinzipiell kann dieser
Effekt der anhaltenden Östrogen-Behandlung auf
verschiedene Weise erklärt
werden: (i) Östrogen kann
direkt wirken, um die hepatische Genexpression zu unterdrücken; (ii) Östradiol
kann den Corticosteroid-Metabolismus
in der Leber verändern.
Man nimmt an, dass eine verminderte hepatische, durch 11β-HSD1 vermittelte
Reaktivierung des ansonsten inerten 11-Dehydrocorticosterons die
Expression dieser Glucocorticoid-empfindlichen Transkripte vermindert;
(iii) es könnte
andere indirekte Wirkungen der anhaltenden Östradiolverabreichung geben.
-
Im
Fall von PEPCK erscheint eine direkte Inhibition durch Östradiol
unwahrscheinlich, da dieses Transkript in Ratten, denen die Nebennieren
entfernt worden waren, durch Östrogen
induziert wurde. Der Verlust der abschwächenden Wirkung von Östradiol auf
die PEPCK-Expression
in Ratten, denen die Nebennieren entfernt worden waren, deutet eher
eine Notwendigkeit von Glucocorticoiden in diesem Prozess an als
irgendeinen sonstigen, indirekten Effekt. Glucocorticoide steigern
die Expression der PEPCK in der Leber [17], sodass dieses Muster
der Änderungen
zu der Glucocorticoid-Kontrolle der Expression dieses Gens passt.
Die Wirkung von Östradiol
bei der Abschwächung
der PEPCK mRNA-Expression bei unversehrten Ratten war ebenso groß wie die
Entfernung der Nebennieren alleine. Diese Daten stehen daher in Übereinstimmung
damit, dass die Wirkungen von Östradiol
indirekt über
den deutlichen Verlust der 11β-HSD1
11β-Reduktaseaktivität vermittelt
werden, was somit die intra-hepatische Glucocorticoid-Regeneration
abschwächt.
Somit kommt der 11β-Reduktaseaktivität der 11β-HSD1 wahrscheinlich
eine Schlüsselrolle
bei der Erzeugung hinreichend hoher intra-hepatischer Corticosteron-Spiegel zu,
um die PEPCK über
die von basalen (nicht glucocorticoidischen) Faktoren erhaltenen
Minimalspiegel hinaus anzuheben.
-
A.4 WIRKUNG DES TRANSGENEN
KNOCK-OUTS DER 11β-HSD1
EXPRESSION
-
Obwohl
die Wirkungen der von Carbenoxolon und Östrogen induzierten Herunterregulierung der
11β-HSD1
Expression eine starke Unterstützung für unsere
Hypothese darstellen, dass die Inhibition der 11β-Reduktase die Insulinempfindlichkeit
erhöhen
und die hepatische Glucoseproduktion vermindern wird, so sind beide
dieser Mittel potentiell in andere Aktionen verwickelt, einschließlich direkter
Wirkungen auf die 11β-HSD2
(Carbenoxolon) und weiterer Wirkungen auf die Leber (Östrogen).
Der am klarsten herausgestellte Beweis für die Wichtigkeit eines spezifischen
Proteins kann nun am effektivsten unter Verwendung transgener Technik
getestet werden. Wir haben nun eine transgene Maus hergestellt, die
homozygot für
ein mutantes Allel ist, das eine gezielte Unterbrechung des 11β-HSD1-Gens
trägt.
Einige dieser Ergebnisse sind auf wissenschaftlichen Treffen in
1996 vorgestellt, jedoch noch nicht veröffentlicht worden.
-
Verfahren
-
Eine
genomische Mausbibliothek, hergestellt aus isogener OLA129 DNA im
Lambda-Vektor GEM12,
wurde einem Screen mit einer Ratten-11β-HSD1 cDNA-Sonde unterzogen.
Ein Lambda-Phage, der ein 14 kb-Insert enthielt, das die Exons 2
bis 5 des Maus-11β-HSD1-Gens
umfasste, wurde kloniert und einer ausführlichen Restriktionskartierung
und Sequenzanalyse unterzogen. Unter Verwendung dieser Information
wurde ein Austausch-Vektor, 16 KpnβA, konstruiert, wozu die pBS-KpnA-Kassette
verwendet wurde. Der Vektor bestand aus dem Neomycinresistenz-Gen
unter der Kontrolle des humanen β-Actinpromotors,
gefolgt von dem SV40-Polyadenylierungssignal. Der 6,5 kb lange 3'-Homologie-Arm wurde
aus dem Intron D subkloniert. Der 1,2 kb kurze Homologie-Arm wurde mittels
PCR unter Verwendung von hochgenauer Ultma Taq-Polymerase, 129 genomischer
Maus-DNA und Primern, die verschachtelte („nested") Sac I- und Spe I-Restriktionsstellen
aufweisen und in Exon 1 und Intron B liegen, synthetisiert. Eine
externe Sonde wurde mittels PCR synthetisiert. Bei Verwendung dieser
Sonde ergibt sich über
ein spezifisches Rekombinationsereignis ein 1,5 kb BamH I-Fragment anstelle
eines 3 kb-Fragments, das für
das wildtypische Gen zu erwarten wäre.
-
Nach
der Transfektion des 16 Kpnβ A-Austausch-Konstrukts
in „CGR
8" embryonale Stammzellen
zeigte von 368 getesteten Neomycin-resistenten Kolonien nur eine
Kolonie homologe Rekombination am 5'-Ende. Die Spezifität dieses Rekombinationsereignisses
wurde nach BamH I-Verdau durch Southern Blot-Hybridisierung getestet.
Die Spezifität der
Restriktionsspaltung am 3'-Ende
wurde ebenfalls, nach drei verschiedenen Restriktionsverdauen, durch
Hybridisierung mit einer internen Sonde bestätigt.
-
Positive
embryonale Stammzellen wurden in C57B1/6-Blastocysten injiziert,
um chimäre
Nachkommen zu erzeugen, die in Kreuzungen weitergezüchtet wurden,
um eine Kolonie von Homozygoten für das Knock-out-Allel zu etablieren.
-
Ergebnisse
-
Homozygote
für das
mutante Allel sind morphologisch unversehrt und uneingeschränkt fruchtbar.
Das mutante Allel bringt keine Einschränkung der Überlebensfähigkeit mit sich. Jedoch lassen
sich in mutanten Homozygoten weder 11β-HSD1 mRNA noch Enzymaktivität (Techniken
wie oben) nachweisen, und bei Heterozygoten wurde eine Verminderung
der mRNA und der Aktivität
detektiert. Die Plasma-Corticosteron-Spiegel sind bei den Mutanten nicht
verändert,
jedoch ist das Verhältnis
von Corticosteron zu 11-Dehydrocorticosteron im Urin merklich reduziert.
Homozygot mutante Mäuse
sind auch unfähig,
in vivo 11-Dehydrocorticosteron
in Corticosteron umzuwandeln und sind daher resistent gegenüber der
Thymus-Rückbildung,
die mit 11-Dehydrocorticosteron in den wildtypischen Kontrollmäusen beobachtet
wird.
-
Den
Tieren wurde für
48 Stunden das Futter entzogen, bevor diese getötet und Blut am Rumpf abgenommen
wurde. Die Plasmaglukose wurde mittels eines Glukoseoxidase-Verfahrens (siehe
oben) gemessen. Bei den mutanten Tieren waren die Plasmaglukose-Konzentrationen im
Nüchternzustand niedriger
(4).
-
Die
Messung der Enzyme, die für
die hepatische Glykolyse/Gluconeogenese verantwortlich sind, zeigten
im gefütterten
Zustand keine Unterschiede zwischen den wildtypischen und den mutanten
Tieren. Bei Nahrungsentzug zeigten die mutanten Tiere jedoch nicht
die normale Induzierung von Glucose-6-Phosphatase und PEPCK (4).
Die Glucokinase zeigte keine Veränderung.
-
Diskussion
-
Diese
Daten zeigen die Wichtigkeit der 11β-HSD1 für den Glucosestoffwechsel und
die Insulinempfindlichkeit der Leber. Glucose-6-Phosphatase und
PEPCK sind zwei der Gluconeogenese dienende Enzyme, die durch Insulin
herunterreguliert und durch Exposition gegenüber Glucocorticoid heraufreguliert
werden [1]. In Gegenwart von Insulin (bei gefütterten Tieren) gibt es keine
Veränderung
hinsichtlich der Expression dieser Enzyme, was bestätigt, dass
die Regulation durch Insulin dominiert. Bei Tieren unter Nahrungsentzug
und mit geringen Insulinspiegeln, kommt es jedoch zu einem Ausbleiben
der Induzierung dieser Enzyme, was mit einem Ausbleiben der Corticosteron-abhängigen Induktion übereinstimmt.
Bei Tieren, bei denen der Mutationsvektor spezifisch rekombiniert
hat, um nur 11β-HSD1
auszuschalten, und bei denen das Plasma-Corticosteron durch normale
Rückkopplung
zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren aufrechterhalten wird,
können
diese Veränderungen
der beeinträchtigten
intra-hepatischen Umwandlung von 11-Dehydrocorticosteron zu Corticosteron
zugeschrieben werden.
-
A.5 ROLLE VON 11β-HSD1 BEI
DER REIFUNG VON FETTZELLEN
-
Glucocorticoide
sind daran beteiligt, die Differenzierung von Adipozyten aus nicht
differenzierten Adipoblasten in sich differenzierende Präadipozyten anzutreiben.
Ein Glucocorticoid-Überschuss
beim Menschen verursacht tiefgreifende Veränderungen sowohl der Fettgewebeverteilung
als auch des Fettgewebestoffwechsels [18]. Beim Cushing Syndrom zeigt
das Fett des Bauchfellnetzes (Omentums) eine Hyperplasie der Fettzellen,
die mit einer Steigerung der Aktivität der Lipoprotein-Lipase und
der Glycerophosphat-Dehydrogenase assoziiert ist. In homogenisiertem
Fettgewebe werden Cortisol und Corticosteron zu Cortison und 11-Dehydrocorticosteron
oxidiert, was die Anwesenheit von 11β-HSD anzeigt [42], die die Glucocorticoid-Wirkung
in einer orts- und entwicklungsspezifischen Weise modifizieren könnte. Wir
haben (i) die Expression der 11β-HSD-Enzymaktivität und der
11β-HSD1-mRNA
in isolierten primären
Fettzellen der Ratte geprüft,
und (ii) bestimmt, ob 11β-HSD1
in einer von Fibroblasten abgeleiteten, klonalen Zelllinie, 3T3-F442A,
exprimiert wird, die in Gegenwart von fetalem Kälberserum und Insulin zu reifen
Fettzellen (Adipozyten) induziert werden kann. Die Ergebnisse dieser
Arbeit sind nicht veröffentlicht worden.
-
Verfahren
-
Tiere
-
Adulten
männlichen
Wistar-Ratten wurde Fettgewebe des Nebenhodens entnommen. Das Fettgewebe
wurde mehrere Male in Phosphat-gepufterter Saline gewaschen, von
großen
Blutgefäßen befreit
und zerkleinert. Das Gewebe wurde in Krebs-Ringer-Puffer (KRB),
enthaltend Collagenase II (2 mg/ml) (Sigma, UK), bei 37°C für 40 Minuten
inkubiert und das aufgeschlossene Material dann durch einen 250 μm-Nylonfilter
geleitet und kurz zentrifugiert. Die von einander getrennten Fraktionen
der Fettzellen (schwimmend) und die Bindegewebe/Gefäß-Fraktion
(Pellet) wurden gesammelt für
(i) RNA-Extraktion und Northern Blot gemäß obiger Beschreibung und (ii)
Bioaktivitätstest
von 11β-Dehydrogenase
gemäß obiger
Beschreibung, wobei Endkonzentrationen von 500 μg Protein/ml, 200 μM Cofaktor
(NADP oder NAD) und 12 nM 1,2,6,7-3H-Corticosteron
in einem Gesamtvolumen von 250 μl Krebs-Ringer-Puffer
für 15
min bei 37°C
verwendet wurden.
-
Zellkultur
-
Die
klonale Präadipozyten-Zelllinie 3T3-F442A
(freundlicherweise zur Verfügung
gestellt durch das Dr. Pairault Henri Modor Hospital, Creteil, Frankreich)
wurden mit einer Dichte von 104 Zellen/100
mm Durchmesser-Schale in „Basismedium" (Dulbecco's modifiziertes Eagle's Medium (DMEM), supplementiert
mit 10% Neugeborenenkälber-Serum,
Penizillin 200 U/ml und Streptomycin 50 μg/ml) ausplattiert. Um die Differenzierung
der konfluenten 3T3-F442A-Zellen zu bewirken, wurde das Basismedium
durch „Differenzierungsmedium" (DMEM, 10% fetales
Kälberserum
und Insulin, 5 μg/ml)
ersetzt, und die Zellen wurden in diesem Medium für 11 Tage
gehalten, wobei das Medium alle 48 Stunden gewechselt wurde.
-
Die
Aktivitäten
von 11β-Dehydrogenase
und 11β-Reduktase
wurden in intakten Zellen durch Zugabe von 25 nM Corticosteron mit
markiertem 3H-Corticosteron oder von 25
nM 11-Dehydrocorticosteron
mit markiertem 3H-11-Dehydrocorticosteron gemessen.
Die wechselseitige Umwandlung von Corticosteron und 11-Dehydrocorticosteron
wurde, wie oben, 3, 8 und 24 Stunden nach der Zugabe der Steroide
gemessen.
-
Ergebnisse
-
Extrakte
aus homogenisierten Fettzellen der Ratte zeigten 11β-HSD-Aktivität, wie durch
die Umwandlung von Corticosteron zu 11-Dehydrocorticosteron gezeigt
wurde. 11β-HSD1
wurde in ganzem weißem
Fettgewebe und in isolierten Fettzellen als einzelne, etwa 1,6 kb
große
mRNA-Spezies transkribiert, die damit von ähnlicher Größe wie die hepatische Spezies
ist, obwohl die Expression niedriger als in der Leber war. 11β-HSD1-Transkripte
wurden auch in der Bindegewebe/Gefäß-Fraktion exprimiert (Daten
nicht gezeigt).
-
3T3-F442A-Zellen
wurden zur Differenzierung angeregt, wobei nach 10 Tagen > 90% der Zellen differenziert
waren, wie anhand der sichtbaren Lipidanreicherung bestimmt wurde.
Im Zusammenhang mit dieser Differenzierung gab es einen merklichen
Anstieg der 11β-HSD1
mRNA-Expression und der 11β-Reduktaseaktivität, was jedoch
spät (8
Tage nach Zugabe des Differenzierungsmediums) und in Zusammenhang
mit der Induktion der GPDH-Expression erfolgte (5).
-
Diskussion
-
Bei
dieser Studie haben wir die 11β-HSD1-Genexpression
im Fettgewebe der Ratte und in isolierten Ratten-Fettzellen, und
ebenso in der Bindegewebe/Gefäß/Präadipozyten-Fraktion
nachgewiesen, was in Übereinstimmung
mit Daten steht, die 11β-HSD-Aktivität in der
Fettgewebekomponente der Brustdrüse
nachweisen [42]. Im Gegensatz zu für homogenisiertes Gewebe erhaltene
Daten und in Übereinstimmung
mit Ergebnissen für
andere Präparationen
ganzer Zellen [15, 22] haben wir herausgefunden, dass 11β-HSD1 in
ganzen Zellen eher als 11β-Reduktase
denn als 11β-Dehydrogenase-Enzym wirkt.
Zusätzlich
haben wir in der Zelllinie 3T3-F442A gezeigt, dass die 11β-HSD1-Expression
in einer von der Differenzierung abhängigen Weise reguliert wird. 11β-HSD1 hat
somit Eigenschaften eines „späten" Gens der Differenzierung.
Darüber
hinaus entsprach die regulierte Expression von 11β-HSD1 derjenigen von
GPDH, einem Glucocorticoid-empfindlichen späten Marker der Fettzellen-Differenzierung.
-
Diese
Ergebnisse stützen
die Hypothese, dass 11β-Reduktase
eine physiologische Rolle bei der Umwandlung von 11-Ketosteroiden
in 11β-Hydroxysteroide
spielt und somit die Glucocorticoidaktivität steigert. In den Fettzellen
mag dies die Induktion von GPDH erklären. Obwohl man nicht erwarten
würde, dass
die Inhibition der 11β-Reduktase
die frühe
Differenzierung von Fettzellen beeinflusst, so könnte diese doch den biochemischen
Phänotyp
der differenzierten Zellen beeinflussen, insbesondere im Hinblick auf
den Lipid-Metabolismus.
-
B NEURONALE WIRKUNGEN
VON 11β-REDUKTASE-INHIBITOREN
-
Verschiedene
Studien haben 11β-HSD-Aktivität, Immunreaktivität und mRNA-Expression
in Neuronen des Hippocampus gezeigt [43, 45]. Die Verabreichung
von 11β-HSD-Inhibitoren
verändert die
funktionelle Aktivität
im Hippocampus in vivo [46], obwohl die Mechanismen, die diesem
Effekt zugrunde liegen, nicht verstanden sind.
-
Vorherige
Studien haben gezeigt, dass in Homogenaten des Hippocampus sowohl
Dehydrogenierung als auch Reduktion stattfinden [44], aber die Reaktionsrichtung
bei intakten Zellen war bislang unbekannt. Wir haben nun die 11β-HSD-Aktivität und deren
Funktion in Primärkulturen
fetaler Hippocampus-Zellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Versuche
wurden veröffentlicht
[22], nachdem wir unsere Patentanmeldung Nr. 9517622.8 am 29. August
1995 eingereicht hatten. Weitere Details der Versuche sind in Referenz
22 zu finden, deren Inhalt hiermit durch Referenz einbezogen wird.
-
Verfahren und Ergebnisse
-
Hippocampi
wurden Embryonen der Wistar-Ratte an Tag 18,5 der Schwangerschaft
entnommen und, wie beschrieben [22], in DMEM mit Supplementen kultiviert.
Diese Zellen exprimierten 11β-HSD1
mRNA, und homogenisierte Zellen zeigten entweder 11β-Dehydrogenase- oder
11β-Reduktaseaktivität. Bei ganzen
Zellen in Kultur wurde jedoch nur 11β-Reduktaseaktivität gezeigt.
Diese 11β-Reduktaseaktivität könnte durch
die Zugabe von Carbenoxolon (10–6 M)
nahezu aufgehoben werden [22].
-
Um
den Einfluss der 11β-Reduktaseaktivität auf die
Neurotoxizität
zu bestimmen, wurden Zellen Kainsäure ausgesetzt und das Zellüberleben
bestimmt. Sowohl Corticosteron als auch 11-Dehydrocorticosteron
verstärkten
die Neurotoxizität
der Kainsäure.
Dabei veränderte Carbenoxolon
die Wirkung von Corticosteron nicht, während es Zellen jedoch vor
dem verstärkenden
Effekt durch 11-Dehydrocorticosteron schützte (6).
-
Diskussion
-
Diese
Daten zeigen, dass 11β-HSD1
im Hippocampus der Ratte ein 11β-Reduktase-Enzym ist, und dass
die Umwandlung von 11-Ketosteroiden in 11-Hydroxysteroide die neurotoxische
Wirkung der Glucocorticoide verstärkt. Wichtiger Weise zeigen diese
Daten, dass die Inhibition der 11β-Reduktaseaktivität die Zellen
vor dem Schaden schützen
kann, der aufgrund der Reaktivierung von 11-Dehydrocorticosteron
auftritt. Dies unterstützt
die Hypothese, dass die Inhibition von 11β-Reduktase im menschlichen Gehirn
die Reaktivierung von Cortison zu Cortisol verhindern und vor schädlichen,
durch Glucocorticoid vermittelten Effekten auf das neuronale Überleben
und auf andere Aspekte der Nervenfunktion einschließlich Wahrnehmungsstörung, Depression
und gesteigertem Appetit schützen
wird.
-
LITERATURSTELLEN
-
- 1. Dallman MF, Strack AM, Akana SF, et al.
Front Neuroendocrinol 14, 303–347
(1993).
- 2. Ross EJ & Linch
DC. Lancet 2, 646–649
(1982).
- 3. Walker BR, Campbell JC, Williams CRW. Endocrinology 131,
970–972
(1992).
- 4. Brown RW, Chapman KE, Edwards CRW & Seckl JR. Endrocrinol 132, 2614–2621 (1993).
- 5. Rusvai E & Náray-Fejes-Tóth A.
J. Biol Chem 268, 10717–10720
(1993).
- 6. Agarwal AK, Mune T, Monder C & White PC (1994) J Biol Chem 269,
25959–25962
(1994).
- 7. Albiston AL, Obeyesekere VR, Smith RE & Krozowski ZS. Mol Cell Endocrinol
105, R11–R17 (1994).
- 8. Náray-Fejes-Tóth A & Fejes-Tóth G.
Endocrinology 136, 2579–2586
(1995).
- 9. Brown RW, Chapman KE, Koteletsev Y, et al. Biochem J 313,
1007–1017
(1996).
- 10. Lakshmi V & Monder
C. Endocrinol 123, 2390–2398
(1988).
- 11. Agarwal AK, Monder C, Eckstein B & White PC. J Biol Chem 264, 18939–18943 (1989).
- 12. Agarwal AK, Tusie-Luna M-T, Monder C & White PC. Mol Endocrinol 4, 1827–1832 (1990).
- 13. Duperrex H, Kenouch S, Gaeggleler HP, et al. Endocrinology
132, 612–619
(1993).
- 14. Low SC, Chapman KE, Edwards CRW & Seckl JR. Journal of Molecular Endocrinology
13, 167–174 (1994).
- 15. Jamieson PM, Chapman KE, Edwards CRW & Seckl JR. Endocrinology 136, 4754–4761 (1995).
- 16. Walker BR, Connacher AA, Lindsay RM, Webb DJ & Edwards CRW.
J Clin Endocrinol Metab 80, 3155–3159 (1995).
- 17. Friedman JE, Yun JS, Patel YM, McGrane MM & Hanson RW. J.
Biol Chem 268, 12952–12957
(1993).
- 18. Bjorntorp P. J Intern Med 230, 195–201 (1991).
- 19. Walker BR, Seckl JR & Phillips
DIW. J. Endocrinol 148 (suppl), P370 (1996). (Abstract)
- 20. Hammami MM & Siiteri
PK. J Clin Endocrinol Metab 73, 326–334 (1991).
- 21. Monder C & Shackleton
CHL. Steroids 44, 383–417
(1984).
- 22. Rajan V, Edwards CRW & Seckl
J R. J Neurosci 16, 65–70
(1996).
- 23. Landfield PW, Waymire J & Lynch
G. Science 202, 1098–1102
(1978).
- 24. Sapolsky RM, Krey LC & McEwen
BS. J Neurosci 5, 1221–1226
(1985).
- 25. Sapolsky RM, Krey LC & McEwen
BS. Endocr Rev 7, 284–301
(1986).
- 26. Walker BR, Edwards CRW. Endocrinol Metab Clin N Amer. 23(2),
359–377
(1994).
- 27. Stewart PM, Wallace AM, Atherden SM, Shearing CH, Edwards
CRW. Clin Sci. 78, 49–54
(1990).
- 28. Walker BR, Campbell JC, Fraser R, Stewart PM, Edwards CRW.
Clin Endocrinol (Oxf). 27, 483–492 (1992).
- 29. Arriza JL, Weinberger C, Cerelli G. Science 237, 268–275 (1987).
- 30. Stewart PM & Sheppard
MC. Mol. Cell Endocrinol. 83, C13–18 (1992).
- 31. de Feo P, Perriello G, Torlone E, et al. Am J Physiol. 257,
E35–E42
(1989).
- 32. Rooney DP, Neely RDG, Cullen C, Ennis CN, Sheridan B, Atkinson
AB. J Clin Endocrinol Metab. 77, 1180–1183 (1994).
- 33. Dinneen S, Alzaid A, Miles J, Rizza R. J. Clin Invest. 92,
2283–2290
(1993).
- 34. Tappy L, Randin D, Vollenweider P, et al. J Clin Endocrinol
Metab. 79, 1063–1069
(1994).
- 35. Latif SA, Conca TJ, Morris DJ. Steroids. 55, 52–58 (1990).
- 36. Armanini D, Karbowiak I, Funder JW. Clin Endocrinol (Oxf).
19, 609–612
(1983).
- 37. Gomez-Capilla JA, Gutierrez C, Fernandez-Fernandez JM. Biochem
Pharmacol. 37, 1299–1301 (1988).
- 38. Donovan DS, Solomon CG, Seely EW, Williams GH, Simonson
DC. Am J Physiol. 264, E730–E734 (1993).
- 39. Lax ER, Ghraf R & Schriefers
H. Acta Endocrinol (Copenh) 89, 352–358 (1978).
- 40. Low SC, Moisan M-P, Edwards CRW & Seckl JR. J Neuroendocrinol 6, 285–290 (1994).
- 41. Low SC, Chapman KE, Edwards, CRW Wells T, Robinson ICAF & Seckl JR. J Endocrinol
143, 541–548
(1994).
- 42. Quirk SJ, Slattery J & Funder
JW. J Steroid Biochem 35, 623–625
(1990).
- 43. Moisan M-P, Seckl JR & Edwards
CRW. Endocrinol 127, 1450–1455
(1990).
- 44. Lakshmi V, Sakai RR, McEwen BS & Monder C. Endocrinol 128, 1741–1748 (1991).
- 45. Sakai RR, Lakshmi V, Monder C & McEwen BS. J Neuroendocrinol 4,
101–106
(1992).
- 46. Seckl JR, Dow RC, Low SC, Edwards CRW & Fink G. J Endocrinol 136, 471–477 (1993).