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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Technisches
Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft neue Klassen von Proteinen und Proteinanaloga,
die an humanes Plasmakallikrein binden oder dieses inhibieren.
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Beschreibung
des Standes der Technik
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Kallikreine
sind Serinproteasen, die sowohl in Geweben als auch im Plasma gefunden
werden. Plasmakallikrein ist in die Kontakt-aktivierte (intrinsischer
Weg) Koagulation, Fibrinolyse, Hypotonie und Entzündung einbezogen
(siehe BHOO92). Diese Wirkungen von Kallikrein werden durch die
Wirkungen dreier verschiedener physiologischer Substrate vermittelt:
i) Faktor XII (Koagulation), ii) Pro-Urokinase/Plasminogen (Fibrinolyse),
und iii) Kininogene (Hypotonie und Entzündung).
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Die
Kallikreinspaltung von Kininogenen resultiert in der Produktion
von Kininen, kleinen hochpotenten bioaktiven Peptiden. Die Kinine
wirken über
Zelloberflächenrezeptoren,
die auf einer Vielzahl von Zelltypen vorhanden sind. Intrazelluläre heterotrimere
G-Proteine verbinden die Kininrezeptoren mit Second-Messenger-Signalwegen,
einschließlich
Stickoxid, Adenylylcyclase, Phospholipase A2 und
Phospholipase C. Zu den wichtigen physiologischen Wirkungen von
Kininen gehören:
(i) erhöhte
vaskuläre
Permeabilität;
(ii) Vasodilatation; (iii) Bronchospasmus; und (iv) Schmerzinduktion.
Folglich vermitteln Kinine den lebensbedrohlichen gefäßbedingten
Schock und das Ödem,
das mit einer Bakteriämie
(Sepsis) oder einer Verletzung assoziiert ist, das Ödem und
die Atemwegshyperreaktivität
von Asthma und sowohl entzündungsbedingten
als auch neurogenen Schmerz, der mit einer Gewebeverletzung assoziiert
ist. Die Konsequenzen einer unangemessenen Plasmakallikreinaktivität und der
resultierenden Kininproduktion werden in Patienten mit hereditärem Angioödem (HA)
drastisch veranschaulicht. HA liegt aufgrund eines genetisch bedingten
Mangels des C1-Inhibitors, dem endogenen Hauptinhibitor von Plasmakallikrein,
vor. Die Symptome von HA schließen Ödem der
Haut, subkutaner Gewebe und des Gastrointestinaltrakts sowie abdominale
Schmerzen und Erbrechen ein. Fast ein Drittel der HA-Patienten sterben
durch Ersticken aufgrund eines Ödems
des Larynx und des oberen Atmungstrakts. Kallikrein wird als ein
Zymogen (Präkallikrein)
sekretiert, das als inaktives Molekül zirkuliert, bis es durch ein
proteolytisches Ereignis aktiviert wird, welches die +NH3-IVGGTNSS... Sequenz von Kallikrein (SEQ
ID NR. 1) freisetzt. Humanes Plasmapräkallikrein wird in „Genebank" als Eintrag P03952
gefunden.
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Reifes
Plasmakallikrein enthält
619 Aminosäuren.
Die Hydrolyse der Arg371-Ile371-Peptidbindung ergibt eine
zweikettige Proteinase, die durch eine Disulfidbrücke verbunden
ist. Die amino-terminale leichte Kette (248 Reste) trägt das katalytische
Zentrum.
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Der
Hauptinhibitor von Plasmakallikrein (pKA) ist in vivo der C1-Inhibitor;
siehe SCHM87, Seiten 27–28.
C1 ist ein Serpin und bildet einen im Wesentlichen irreversiblen
Komplex mit pKA. Obwohl von bovinem Pankreas-Trypsin-Inhibitor (BPTI)
zuerst behauptet wurde, dass er mit einem Ki =
320 pM ein starker pKA-Inhibitor ist (AUER88), weist BERN93 darauf
hin, dass sein Ki für pKA 30 nM (d.h. 30.000 pM)
ist. Die G36S-Mutante
hatte einen Ki von über 500 nM. Folglich besteht
ein Bedarf für
einen sicheren Kallikrein-Inhibitor. Die wesentlichen Eigenschaften
eines solchen Mittels sind:
- i. Neutralisation
von relevantem/n Kallikreinenzym(en);
- ii. hochaffine Bindung an Zielkallikreine, um die Dosis zu minimieren;
- iii. Hohe Spezifität
für Kallikrein,
um Nebenwirkungen zu reduzieren; und
- iv. Hoher Ähnlichkeitsgrad
zu einem humanen Protein, um eine potenzielle Immunogenität und Organ-/Gewebetoxizität zu minimieren.
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Die
Kandidaten-Zielkallikreine, die inhibiert werden sollen, sind Chymotrypsin-homologe
Serinproteasen.
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Exzessives
Bluten
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Exzessives
Bluten kann das Ergebnis von defizienter Koagulationsaktivität, erhöhter fibrinolytischer Aktivität oder einer
Kombination von beiden sein. Bei den meisten Diathesen muss die
Aktivität
von Plasmin kontrolliert werden. Allerdings ist Plasmakallikrein
(pKA) ein Aktivator von Plasminogen und ein potenter, selektiver
pKA-Inhibitor kann
die Plasminogenaktivierung verhindern. Von der klinisch vorteilhaften
Wirkung von BPTI bei der Reduktion des Blutverlusts wird angenommen,
dass sie aus ihrer Inhibition von Plasmin (KD ~
0,3 nM) oder von Plasmakallikrein (KD ~
100 nM) oder beider Enzyme resultiert. Es wurde allerdings gefunden, dass
BPTI ausreichend antigen wirkt, so dass eine zweite Verwendung einen
Hauttest erfordert. Darüber
hinaus sind die Dosen an BPTI, die zur Kontrolle einer Blutung benötigt werden,
relativ hoch und der Wirkmechanismus ist nicht klar. Einige sagen,
dass BPTI auf Plasmin wirkt, während
andere sagen, dass es durch Inhibierung von Plasmakallikrein wirkt.
FRAE89 berichtet, dass Dosen von ungefähr 840 mg an BPTI den Blutverlust
bei 80 Patienten mit Operation am offenen Herzen auf fast die Hälfte reduzierten
und dass die mittlere Transfusionsmenge um 74% erniedrigt war. Miles
Inc. führte
kürzlich
Trasylol in den USA zur Reduktion von Blutungen bei Operation in
den Markt ein (siehe Miles Produktbroschüre über Trasylol). LOHM93 schlägt vor, dass
Plasmininhibitoren bei der Kontrolle von Blutungen bei Augenoperationen
nützlich
sein könnten.
SHER89 berichtet, dass BPTI nützlich
bei der Begrenzung von Blutungen bei Colonoperationen sein könnte.
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Ein
Kallikreininhibitor, der sehr viel potenter als BPTI ist und der
fast identisch mit einer humanen Proteindomäne ist, bietet ein ähnliches
therapeutisches Potenzial an, erlaubt die Dosis zu reduzieren und
hat weniger Potenzial zur Antigenizität.
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Mit
rekombinanten DNA-Techniken kann man ein neues Protein durch Expression
eines mutierten Gens eines Elternproteins erhalten. Verschiedene
Strategien für
das Auswählen
von Mutationen zum Testen sind bekannt. Eine, die „Protein-Surgery", bezieht das Einführen einer
oder mehrerer vorher bestimmter Mutationen in ein Gen der Wahl ein.
Ein einzelnes Polypeptid von komplett vorherbestimmter Sequenz wird
exprimiert und seine Bindungseigenschaften werden beurteilt.
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Das
andere Extrem stellt die zufällige
Mutagenese mittels relativ unspezifischer Mutagene, wie z.B. Bestrahlung
oder verschiedener chemischer Mittel, siehe Lehtovaara, E. P. Anmeld.
285,123, oder durch Expression von hoch degenerierter DANN, dar.
Es ist auch möglich,
eine Zwischenstrategie einzuschlagen, in welcher einige Reste konstant
gehalten werden, andere zufällig
mutiert werden und wieder andere in vorbestimmter Weise mutiert
werden. Dieses wird „Variierung" genannt. Siehe Ladner,
et al. USP 5,220,409.
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DENN94a
und DENN94b berichten von der Selektion von Kunitz-Domänen basierend
auf APP-I zur Bindung an den Komplex von Gewebefaktor mit Faktor
VIIa. Sie verwendeten nicht LACI-K1 als
Eltern und auch nicht pKA als ein Ziel. Das bindende Molekül mit der
höchsten
Affinität,
das sie erhielten, hatte einen KD für sein Ziel
von ungefähr
2 nM. Unsere Selektanten der ersten Runde zur Bindung an pKA haben
eine Affinität von
ungefähr
0,3 nM und unsere Selektanten der zweiten Runde sind bei ungefähr 0,1 nM
(= 100 pM) oder besser.
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Von
Proteinen, die von einer bestimmten Spezies genommen wurden, wird
angenommen, dass sie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit eine
Immunantwort verursachen, wenn sie Individuen dieser Spezies injiziert
werden. Murine Antikörper
sind hoch antigen beim Menschen. „Chimere" Antikörper mit humanen konstanten
Domänen
und murinen variablen Domänen
sind entschieden weniger antigen. So genannte „humanisierte" Antikörper haben
humane konstante Domänen
und variable Domänen,
in denen die CDRs von murinen Antikörpern aufgenommen wurden, wohingegen
der Rahmen der variablen Domänen
humanen Ursprungs ist. „Humanisierte" Antikörper sind
viel weniger antigen als „chimere" Antikörper. In
einem „humanisierten" Antikörper sind
fünfzig
bis sechzig Reste des Proteins nicht-humanen Ursprungs. Die erfindungsgemäßen Proteine umfassen
in den meisten Fällen
nur ungefähr
sechzig Aminosäuren
und für
gewöhnlich
gibt es zehn oder weniger Unterschiede zwischen dem gentechnisch
veränderten
Protein und dem Elternprotein. Obwohl Menschen sogar gegen humane
Proteine, wie z.B. humanes Insulin, Antikörper entwickeln, tendieren
solche Antikörper
dazu, schwach zu binden und oft hindern sie das injizierte Protein
nicht daran, seine beabsichtigte biologische Funktion zu zeigen.
Die Verwendung eines Proteins aus der zu behandelnden Spezies garantiert nicht,
dass es keine Immunantwort geben wird. Dennoch reduziert das Auswählen eines
Proteins, welches in seiner Sequenz sehr nahe zu einem humanen Protein
ist, das Risiko für
eine starke Immunantwort im Menschen erheblich.
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Kunitz-Domänen sind
hochstabil und können
in Hefe oder anderen Wirtsorganismen effizient hergestellt werden.
Mindestens zehn humane Kunitz-Domänen wurden beschrieben. Obwohl
von BPTI zu einer Zeit angenommen wurde, dass es ein potenter pKA-Inhibitor
ist, gibt es gegenwärtig
keine humanen Kunitz-Domänen,
die pKA sehr gut inhibieren. Daher ist es eine Aufgabe dieser Erfindung,
Sequenzen von Kunitz-Domänen bereitzustellen,
die sowohl potente Inhibitoren von pKA sind als auch in ihrer Sequenz
nahe an humanen Kunitz-Domänen
sind.
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Die
Verwendung von ortsspezifischer Mutagenese, ob nicht zufällig oder
zufällig,
um mutante Bindungsproteine mit verbesserter Eigenschaft zu erhalten,
ist im Stand der Technik bekannt, garantiert aber nicht, dass die
mutanten Proteine die gewünschte
Zielspezifität
oder -affinität
haben werden. Unter der Voraussetzung der schwachen Anti-Kallikrein-Aktivität von BPTI
wären Mutationen
von BPTI oder anderen Kunitz-Domäne-Proteinen vor dieser
Erfindung, einem bevorzugten Verfahren zum Erhalten eines starken
Bindemoleküls,
geschweige denn Inhibitors, von Kallikrein, nicht in Erwägung gezogen
worden.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft neue BPTI-homologe Kunitz-Domänen, insbesondere LACI-Homologe, die ein oder
mehrere Plasma- (und/oder Gewebe-)Kallikreine inhibieren, und die
therapeutische und diagnostische Verwendung dieser neuen Proteine.
Insbesondere betrifft diese Erfindung Kunitz-Domänen, die aus Kunitz-Domänen humanen
Ursprungs und insbesondere aus der ersten Kunitz-Domäne von LACI
abgeleitet sind; Kunitz-Domänen humanen
Ursprungs sind wahrscheinlich nicht immunogen beim Menschen. Die
erfindungsgemäßen Proteine
inhibieren Plasmakallikrein (und/oder Gewebekallikrein) mit einem
KD von nicht mehr als 20 nM, vorzugsweise
nicht mehr als 5 nM, weiter bevorzugt nicht mehr als ungefähr 300 pM
und am meisten bevorzugt nicht mehr als ungefähr 100 pM.
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Ein
spezifischer, hoch affiner Inhibitor von Plasmakallikrein (und,
wo benötigt,
Gewebekallikrein) wird eine signifikante therapeutische Anwendbarkeit
in allen pathologischen Zuständen,
die durch Kallikrein vermittelt werden, und insbesondere solchen
zeigen, die mit Kininen assoziiert sind. Der therapeutische Ansatz
des Inhibierens der katalytischen Produktion von Kininen wird als
bevorzugt gegenüber
einem Antagonismus von Kininrezeptoren betrachtet, da Rezeptorantagonisten
in Abwesenheit der Kallikreininhibition mit kontinuierlicher Kininbildung
konkurrieren müssen.
Bezeichnender Weise ist der genetisch bedingte Mangel an Plasmakallikrein
gutartig und daher ist die Inhibition von Plasmakallikrein wahrscheinlich
sicher. Wir haben kürzlich einen
Lead-pKA-Inhibitor, bezeichnet mit KKII/3#6, entdeckt. Dieser Inhibitor
ist eine Variante einer natürlich vorkommenden
humanen Plasmaprotein-Kunitz-Domäne
und zeigt signifikant größere Kallikrein-Bindepotenz als
Trasylol. KKII/3#6 hat einen Ki für Kallikrein,
welcher mehr als 100-fach über
dem von sowohl Wildtyp-LACI als auch BPTI liegt und ungefähr 300 pM
beträgt.
Im Gegensatz dazu ist sein Ki für Plasmin
10 μM. Die
Proteine KK2/#11 und KK2/#13 sind besonders bevorzugte pKA-Inhibitoren
und haben einen Ki < 300 pM und wahrscheinlich weniger
als 100 pM. Von einem reversiblen Inhibitor wird angenommen, dass
er von größerer Einsetzbarkeit
ist als ein irreversibler Inhibitor wie der C1-Inhibitor.
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Der
Transfer der Subsequenzen, die pKA-Bindung verleihen, auf andere
Kunitz-Domänen,
insbesonders humanen Kunitz-Domänen,
ist offenbart.
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Bevorzugte
pKA-Inhibitoren der vorliegenden Erfindung erfüllen eine oder mehrere der
folgenden Erfordernisse:
- 1) der Inhibitor inhibiert
Plasma-Kallikrein mit einem Ki von nicht
mehr als 20 nM, vorzugsweise 5 nM oder weniger, weiter bevorzugt
300 pM oder weniger, und am meisten bevorzugt 100 pM oder weniger,
- 2) der Inhibitor umfasst eine Kunitz-Domäne, welche den Anforderungen,
die in Tabelle 14 mit den Nummern der Reste mit Bezugnahme auf BPTI
gezeigt sind, entspricht,
- 3) der Inhibitor hat bei den Kunitz-Domäne-Positionen 12–21 und
32–39
einen der Aminosäuretypen,
die für
diese Position in Tabelle 15 aufgeführt sind, und
- 4) der Inhibitor ist im Wesentlichen homolog zu einer Referenzsequenz
von im Wesentlichen humanem Ursprung, ausgewählt aus der Gruppe KKII/3#6,
KK2/#11, KK2/#13, KK2/#1, KK2/#2, KK2/#3, KK2/#4, KK2/#6, KK2/#7,
KK2/#8, KK2/#9, KK2/#10, KK2/#12, KK2con1, humanes LACI-K2, humanes
LACI-K3, humanes Collagen α3
KuDom, humanes TFPI-2 DOMÄNE
1, humanes TFPI-2 DOMÄNE
2, humanes TFPI-2 DOMÄNE
3, K2, humane PRhumanes ITI-K1, humanes ITI-OTEASE NEXIN-II, humanes
APP-I, DKI-1.2.1, DKI-1.3.1, DKI-2.1, DKI-3.1.1, DKI-3.2.1, DKI-3.3.1,
DKI-4.1.1, DKI-4.2.1, DKI-4.2.2, DKI-5.1 und DKI-6.1.
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NOMENKLATUR
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Hierin
werden Affinitäten
als KD (KD(A, B)
= [A][B]/[A – B])
bezeichnet. Ein numerisch kleinerer KD spiegelt
eine höhere
Affinität
wider. Für
die Zwecke dieser Erfindung ist ein „Kallikrein-inhibierendes
Protein" eines, das
ein spezifiziertes Kallikrein mit einer Ki von
ungefähr
20 nM oder weniger bindet und inhibiert. „Inhibition" bezieht sich auf
ein Blockieren der katalytischen Aktivität von Kallikrein und ist daher
in vitro in Tests, die chromogene oder fluorogene Substrate einsetzen,
oder in Tests, die Makromoleküle
einbeziehen, messbar.
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Aminosäurereste
werden auf drei Arten besprochen: der vollständige Name der Aminosäure, der
Standard-Drei-Buchstaben-Code und der Standard-Ein-Buchstaben-Code.
Der Text verwendet die vollständigen Namen
und den Drei-Buchstaben-Code, wo die Klarheit dies erfordert.
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Für den Zweck
dieser Erfindung sind „im
Wesentlichen homologe" Sequenzen
mindestens zu 51%, weiter bevorzugt zu mindestens 80% über jeden
einzelnen spezifizierten Bereich identisch. Für diese Erfindung schließt „im Wesentlichen
homolog" exakte
Identität
ein. Sequenzen sind noch „im
Wesentlichen homolog",
wenn sie in einem Bereich von mindestens 20 Aminosäuren ausreichend ähnlich sind
(51% oder mehr), aber außerhalb
des verglichenen Bereichs völlig
unterschiedlich sind. Eine Insertion von einer Aminosäure in einer
Sequenz relativ zu einer anderen zählt als eine Fehlpaarung. Am
meisten bevorzugt sind nicht mehr als sechs Reste, die nicht an
den Enden sind, verschieden. Vorzugsweise ist die Divergenz in der
Sequenz, insbesondere in den spezifizierten Bereichen, in Form von „konservativen
Modifikationen".
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„Konservative
Modifikationen" sind
definiert als
- (a) konservative Substitutionen
von Aminosäuren,
wie in Tabelle 9 definiert; und
- (b) einzelne oder mehrfache Insertionen oder Deletionen von
Aminosäuren
an den Enden, den Domänengrenzen,
in Loops oder anderen Abschnitten relativ hoher Beweglichkeit.
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Vorzugsweise
sind, außer
an den Enden, nicht mehr als etwa sechs Aminosäuren an jedem Ort insertiert
oder deletiert, und die Modifikationen sind außerhalb von Bereichen, von
denen bekannt ist, dass sie wichtige Bindungsstellen enthalten.
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Kunitz-Domänen
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Hierin
wird „Kunitz-Domäne" und „KuDom" austauschbar verwendet,
um ein Homolog von BPTI (nicht von dem Kunitz-Sojabohnen-Trypsin-Inhibitor)
zu bezeichnen. Eine KuDom ist eine Domäne eines Proteins mit mindestens
51 Aminosäuren
(und bis zu 61 Aminosäuren),
enthaltend mindestens zwei und bevorzugt drei Disulfide. In dieser
Schrift werden die Reste aller Kunitz-Domänen mit Bezugnahme zu BPTI
nummeriert (d.h. Reste 1–58,
Aminosäuresequenz
in Tabelle 2). So ist der erste Cysteinrest Rest 5 und der letzte
Cysteinrest ist 55. Eine Aminosäuresequenz
soll für
den Zweck dieser Erfindung als eine Kunitz-Domäne gelten, wenn sie mit drei
oder weniger Fehlpaarungen an eine Sequenz, die in Tabelle 14 gezeigt
wird, angelagert werden kann. Eine Insertion oder Deletion eines
Restes soll als eine Fehlpaarung zählen. In Tabelle 14 meint „x" jede beliebige Aminosäure und
meint „X" die Typen, die für diese
Position aufgeführt
sind. Disulfidbrücken
verbinden mindestens zwei aus: 5 nach 55, 14 nach 38 und 30 nach
51. Die Zahl der Disulfide kann um eins erniedrigt sein, aber keines
der Standard-Cysteine soll ungepaart bleiben. Daher wird, wenn ein
Cystein verändert
wird, ein kompensierendes Cystein an einer geeigneten Stelle zugefügt oder
das Partnercystein wird auch durch ein Nicht-Cystein ausgetauscht
(das Letztere wird allgemein bevorzugt). Zum Beispiel hat der Proteaseinhibitor aus
der Nebendrüse
der männlichen
Drosophila funebris kein Cystein an Position 5, aber es hat ein
Cystein an Position –1
(unmittelbar vor Position 1); wahrscheinlich bildet dies ein Disulfid
mit CYS55. Wenn Cys14 und Cys38 ersetzt werden, wird das Erfordernis von
Gly12, (Gly oder Ser)37 und
Gly36 fallen gelassen. Kein Rest bis viele
Reste, einschließlich
zusätzlicher
Domänen
(einschließlich
andere KuDoms), können
an jedes Ende einer Kunitz-Domäne
angelagert werden.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Proteaseinhibitoren,
wie Kunitz-Domänen,
wirken durch Bindung an das aktive Zentrum der Protease, so dass
eine Peptidbindung (die „spaltbare
Bindung"): 1) nicht
gespalten, 2) sehr langsam gespalten oder 3) ohne Wirkung gespalten
wird, da die Struktur des Inhibitors die Freisetzung oder Trennung
der gespaltenen Abschnitte verhindert. In Kunitz-Domänen
wirken Disulfidbrücken,
indem sie das Protein zusammenhalten, sogar wenn exponierte Peptidbindungen
gespalten werden. Von dem Rest auf der Aminoseite der spaltbare
Bindung und sich fortbewegend von der Bindung werden die Reste gewöhnlicher
Weise P1, P2, P3 usw. genannt. Die Reste, die auf die spaltbare
Bindung folgen, werden P1',
P2', P3' usw. genannt (SCHE67,
SCHE68). Es ist allgemein anerkannt, dass jede Serinprotease (einige
Reste umfassende) Stellen S1, S2 usw. hat, die Seitengruppen und
Hauptkettenatom der Reste P1, P2 usw. des Substrats oder Inhibitors
erfassen, und Stellen S1', S2' usw. hat, die Seitengruppen
und Hauptkettenatome von P1',
P2' usw. des Substrats
oder Inhibitors erfassen. Es ist die Wechselwirkung zwischen den
S-Stellen und den P-Seitengruppen und den Hauptkettenatomen, die
die Proteasespezifität
im Hinblick auf Substrate und Inhibitorspezifität im Hinblick auf die Proteasen ergeben.
Da das Fragment mit dem neuen Aminoterminus die Protease zuerst
verlässt,
haben sich viele Wissenschaftler, die Proteaseinhibitoren kleiner
Molekülgrößen entwickeln,
auf Verbindungen konzentriert, die die Stellen S1, S2, S3 usw. binden.
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LASK80
gibt einen Überblick über Proteinproteaseinhibitoren.
Einige Inhibitoren haben einige reaktive Zentren auf einer Polypeptidkette,
und diese Domänen
haben für
gewöhnlich
verschiedene Sequenzen, Spezifitäten
und sogar Topologien. Es ist bekannt, dass das Austauschen von Aminosäuren in
der P5- bis P5'-Region die Spezifität eines
Inhibitors beeinflusst. Kürzlich
wurde die Aufmerksamkeit auf den P1-Rest und die ihm nahen Reste
fokussiert, da diese die Spezifität von einer Enzymklasse zu
einer anderen verändern
können. LASK80
schlägt
vor, dass unter KuDoms Inhibitoren mit P1 = Lys oder Arg Trypsin
inhibieren, jene mit P1 = Tyr, Phe, Trp, Leu und Met Chymotrypsin
inhibieren, und jene mit P1 = Ala oder Ser wahrscheinlich Elastase inhibieren.
LASK80 fährt
fort, dass unter den Inhibitoren vom Kazal-Typ Inhibitoren mit P1
= Leu oder Met starke Elastase-Inhibitoren
sind, und in der Bowman-Kirk-Familie Elastase mit P1 = Ala, aber
nicht mit P1 = Leu inhibiert wird. Solche begrenzten Veränderungen
stellen keine Inhibitoren mit wirklich hoher Affinität bereit
(d.h. besser als 1 bis 10 nM).
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KuDoms
sind oben definiert. Die 3D-Struktur (bei hoher Auflösung) von
BPTI (der archetypischen Kunitz-Domäne) ist bekannt. Eine der Röntgenstrukturen
ist in der Brookhaven Protein Datenbank als „6PTI" hinterlegt. Die 3D-Struktur von einigen
BPTI-Homologen (EIGE90,
HYNE90) ist bekannt. Mindestens siebzig KuDom-Sequenzen sind bekannt.
Bekannte humane Homologe schließen
drei KuDoms von LACI (WUNT88, GIRA89, NOV089), zwei KuDoms des Inter-α-Trypsin-Inhibitors,
APP-I (KIDΟ88),
eine KuDom aus Kollagen, und drei KuDoms von TFPI-2 (SPRE94) ein.
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LACI
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Der
Lipoprotein-assoziierte Koagulationsinhibitor (LACI) ist ein humanes
Serum-Phosphoglycoprotein mit
einem Molekulargewicht von 39 kDa (Aminosäuresequenz in Tabelle 1), enthaltend
drei KuDoms. Wir bezeichnen hierin das Protein als LACI und die
Kunitz-Domänen
hiervon als LACI-K1 (Reste 50 bis 107), LACI-K2 (Reste 121 bis 178)
und LACI-K3 (213 bis 270). Die cDNA-Sequenz von LACI ist in WUNT88
berichtet. GIRA89 berichten von Mutationsstudien, in welchen die
P1-Reste einer jeden der drei KuDoms verändert wurden. LACI-K1 inhibiert
Faktor VIIa (F. VIIa), wenn F.VIIa mit Gewebefaktor komplexiert ist und LACI-K2
inhibiert Faktor Xa. Es ist nicht bekannt,
ob LACI-K3 irgendetwas inhibiert. Weder LACI noch eine der KuDoms
von LACI ist ein potenter Plasmakallikreininhibitor.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung sind KuDoms im Wesentlichen homolog mit LACI-K1, aber
sie unterscheiden sich in einer Weise, die starke Plasmakallikrein-inhibitorische
Aktivität,
wie unten ausgeführt,
verleiht. Andere erfindungsgemäße KuDoms
sind homolog zu anderen natürlich
vorkommenden KuDoms, insbesondere zu anderen humanen KuDoms. Zur
Verwendung in Menschen werden die erfindungsgemäßen Proteine äußerst ähnlich zu
der einen oder anderen humanen KuDom entwickelt, um das Risiko zu verringern,
eine Immunantwort hervorzurufen.
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Die
Variierung eines Proteins wird typischerweise durch Herstellen einer
entsprechenden variierten Mischung von DNA (mit variablen Kodons,
variable Reste kodierend), Klonieren in geeignete Vektoren und Exprimieren
der DNA in geeigneten Wirtszellen erreicht. Für ein gegebenes Proteinmolekül der Bibliothek
ist die Wahl der Aminosäure
für jeden
variablen Rest, unter Berücksichtigung
der obigen Voraussetzungen, zufällig, nämlich das
Ergebnis des zufälligen
Ereignisses, welche DNA dieses Proteinmolekül exprimiert.
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ERSTE LACI-K1-BIBLIOTHEK
GESCREENT AUF pKA-BINDUNG
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Die
Anmelder haben eine erste große
Bibliothek von LACI-K1-Domänen
(das Muster der Variierung ist in Tabelle 21 gezeigt) mit den in
Tabelle 3 gezeigten Ergebnissen gescreent. In Tabelle 3 sind „Bibliotheksreste" jene, denen nach
dem Zufallsprinzip erlaubt wurde, an dieser Position in der Bibliothek
aufzutreten, und „bevorzugte
Reste" sind jene,
die an dieser Position in mindestens einer von 10 Varianten, die
als an humanes Kallikrein bindend identifiziert wurden, erscheinen.
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An
den Resten 13, 16, 17, 18, 31 und 32 ist die Selektion sehr stark.
An Position 34 ist die Selektion für entweder SER oder THR ziemlich
stark. An Position 39 ist die Selektion für GLY stark. Position 19 scheint ziemlich
tolerant zu sein.
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Es
sollte verstanden werden, dass die Anmelder nicht alle positiven
Isolate in dieser oder anderen der hierin offenbarten Bibliotheken
sequenziert haben, dass einige mögliche
mutante Proteine nicht in der Bibliothek in nachweisbaren Mengen
vorhanden gewesen sein könnten,
und dass an einigen Positionen von nur einigen der möglichen
Aminosäuren
beabsichtigt war, in die Bibliothek aufgenommen zu werden.
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ZWEITE BIBLIOTHEK VON
LACI-K1 und SELEKTION NEUER KALLIKREIN-INHIBITOREN
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Die
Anmelder stellten eine zweite LACI-K1-Bibliothek wie in Tabelle
750 gezeigt her. Diese Bibliothek nutzt die Beobachtungen der ersten
Selektion und erlaubt Variabilität
an den Positionen 10, 11, 13, 15, 16, 17, 18, 19 und 21. Die Reste
an Positionen 34 und 39 wurden auf S34 und
G39 festgesetzt. Die Selektanten KK2/#1 bis
KK2/#13, wie in Tabelle 2 gezeigt, wurden in der gleichen Weise
wie in dem Beispiel-Abschnitt für
das erste Screening beschrieben erhalten. Die Anmelder stellten
die Proteine KK2/# 11 und KK2/# 13 in S. cerevisiae in dem Mata-System
wie hierin beschrieben her. Vorläufige
Messungen zeigen, dass diese Proteine sehr potente pKA-Inhibitoren
mit Ki von weniger 300 pM und wahrscheinlich
weniger als 100 pM sind.
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Unter
Verwendung der ausgewählten
Sequenzen und Bindungsdaten der ausgewählten KuDoms können wir
eine Anleitung für
eine hochaffine pKA-inhibierende KuDom schreiben, die auf andere
humane KuDom-Eltern angewendet werden kann. Erstens muss die KuDom
die Erfordernisse in Tabelle 14 erfüllen. Die Substitutionen, die
in Tabelle 15 gezeigt sind, verleihen wahrscheinlich einer jeden
KuDom eine pKA-inhibitorische Aktivität von hoher Affinität. Folglich
ist ein Protein, das eine Sequenz enthält, die eine KuDom ist, wie in
Tabelle 14 gezeigt, und die an jeder der Positionen 12–21 und
32–39
einen Aminosäuretyp
enthält,
wie in Tabelle 15 für
diese Position gezeigt, wahrscheinlich ein potenter Inhibitor von
humaner pKA. Weiter bevorzugt hätte
das Protein einen Aminosäuretyp
wie in Tabelle 15 für
alle in Tabelle 15 aufgeführten
Positionen gezeigt. Um das Potenzial für eine Immunantwort zu reduzieren,
sollte man die eine oder andere humane KuDom als Elternprotein verwenden,
um die Sequenz außerhalb
der Binderegion zu erhalten.
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Es
ist wahrscheinlich, dass ein Protein, das eine Aminosäuresequenz
umfasst, die im Wesentlichen zu einem aus KK2/#13, KK2/#11 oder
KKII/3#6 von Rest 5 bis einschließlich Rest 55 (wie in Tabelle
2 gezeigt) homolog ist und mit einer von KK2/#13, KK2/#11 oder KKII/3#6
bei Positionen 13–19,
31, 32, 34 und 39 identisch ist, humane pKA mit einem Ki von
5 nM oder weniger inhibieren wird. KK2/#13, KK2/#11 und KKII/3#6 unterscheiden
sich von LACI-K1 jeweils an den Positionen 10, 8 und 7. Es ist nicht
eindeutig, dass diese Substitutionen gleich wichtig bei der Förderung
der pKA-Bindung
und -Inhibition sind. Von den bekannten aufgeführten pKA-Inhibitoren kann
man eine Reihe von Molekülen
herstellen, die sukzessive in LACI-K1 zurückverwandelt werden. Es wird
erwartet, dass die Moleküle
weniger Affinität
für pKA
zeigen werden, aber auch weniger Potenzial für Antigenizität. Ein Fachmann
kann ein Protein ausreichender Potenz und geringer Immunogenität aus dieser
Sammlung auswählen.
Es ist auch möglich,
dass Substitutionen in einem der aufgeführten pKA-Inhibitoren durch
Aminosäuren,
die sich von LACI-K1 unterscheiden, die Immunogenität reduzieren,
ohne die Affinität
für pKA
in einem solchen Ausmaß zu
reduzieren kann, das das Protein zur Verwendung als Wirkstoff ungeeignet
macht.
-
ENTWICKELTE
KuDom-PKA-Inhibitoren
-
Hierin
nachfolgend wird „DKI" einen „entwickelten
PKA-Inhibitor" (Designed
PKA-Inhibitor) bedeuten, das
heißt
KuDoms, die Aminosäuresequenzinformationen
aus der SPI-Reihe
von Molekülen,
insbesondere KK2/#13, KK2/#11 und KKII/3#6, aufgenommen haben. Die
Sequenzen einiger DKIs und ihrer Elternproteine sind in Tabelle
2 angegeben. Hierin nachfolgend bedeutet der Ausdruck „die Mutationen
XnnY1, XnnY2, ...
werden möglicherweise
nicht benötigt", dass jede der Mutationen
getrennt voneinander für
nicht erforderlich befunden werden könnte. Das heißt, die
Liste soll nicht als ein Block genommen werden, der zusammen angewandt
wird, sondern als eine Liste von Dingen, die getestet werden soll.
Genauso sind die Listen von zusätzlichen
Mutationen einzeln zu testen.
-
Das
Protein DKI-1.2.1 basiert auf humanem LACI-K2 und ist in Tabelle
2 gezeigt. Die Mutationen P11G, I13R, Y17A, I18H, T19P, Y21W, R32E,
K34S und L39G verleihen wahrscheinlich hohe Affinität für pKA. Einige
dieser Substitutionen sind möglicherweise
nicht notwendig; insbesondere P11G und T19P könnten nicht erforderlich sein.
Andere Mutationen, die die pKA-Affinität verbessern könnten, schließen E9A,
D10E, G16A, Y21F und L39E ein.
-
Das
Protein DKI-1.3.1 (Tabelle 2) basiert auf humanem LACI-K3. Die Mutationen
R11D, L13P, N17A, E18H, N19P, R31E, K34S und S36G sind beabsichtigt,
um hohe Affinität
für pKA
zu bewirken. Einige dieser Substitutionen könnten nicht erforderlich sein;
insbesondere N19P könnte
nicht erforderlich sein. Andere Veränderungen, die den KD verbessern könnten, schließen D10E,
F21 W und G39E ein.
-
Das
Protein DKI-2.1 (Tabelle 2) basiert auf der humanen Kollagen α3 KuDom.
Die Mutationen D16A, F17A, I18H, R32E und W34S verleihen wahrscheinlich
hohe Affinität
für pKA.
Einige dieser Substitutionen könnten
nicht erforderlich sein; insbesondere R32E könnte nicht erforderlich sein.
Andere Mutationen, die die pKA-Affinität verbessern könnten, schließen K9A,
D10E, D16G, K20R, R32T, W34V und G39E ein.
-
DKI-3.1.1
(Tabelle 2) ist abgeleitet von der humanen TFPI-2 Domäne 1. Die
Austausche Y11G, L17A, L18H, R31E und L34S verleihen wahrscheinlich
hohe Affinität
für pKA.
Die Mutation L34S könnte
nicht erforderlich sein. Andere Mutationen, die die pKA-Bindung fördern könnten, schließen Y21
W, Y21F, Q32E, L34T, L34I und E39G ein.
-
DKI-3.2.1
(Tabelle 2) ist abgeleitet von der humanen TFPI-2 Domäne 2. Diese
Elterndomäne
enthält Insertionen
nach Rest 9 (einen Rest) und 42 (zwei Reste). Von den Mutationen
E15R, G16A, S17A, T18H, E19P, K32T und F34V ist beabsichtigt, dass
sie Affinität
für pKA
verleihen. Wenn man einen pKA-Inhibitor auf Basis der TFPI-Domäne 2 benötigt, ist
ein bevorzugter Weg, eine Bibliothek von Domänen herzustellen, die die angegebenen
Substitutionen und viele andere erlauben, und dann die Bindemoleküle auszuwählen.
-
DKI-3.3.1
(Tabelle 2) ist abgeleitet von der humanen TFPI-2 Domäne 3. Die
Substitutionen L13H, S15R und N17A verleihen wahrscheinlich hohe
Affinität
für pKA.
Andere Mutationen, die die pKA-Bindung fördern könnten, schließen D10E,
T19Q, Y21W, T36G und G39E ein.
-
DKI-4.1.1
(Tabelle 2) ist aus humanem ITI-K1 durch die Mutationen von S10D,
M15R, M17A, T18H, Q34S und M39G. Die Mutationen M39G und Q34V könnten nicht
erforderlich sein. Andere Mutationen, die die pKA-Bindung fördern sollten,
schließen
ein: G16A, M17N, S19Q, Y21W und Y21F.
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DKI-4.2.1
(Tabelle 2) ist aus humanem ITI-K2 durch die Mutationen V10D, R11D,
F17A, I18H, V31E, L32E, P34S und Q39E. Die Mutationen V31E, L32E
und Q39E könnten
nicht erforderlich sein. Andere Mutationen, die die pKA-Bindung
fördern
sollten, schließen
ein: V10E, Q19P, L20R, W21F, P34I und Q39G. DKI-4.2.2 hat acht Mutationen:
V10D, R11D, F17A, I18H, L20R, V31E, L32E und P34S.
-
DKI-5.1
ist von humanem APP-I (auch bekannt als Protease Nexin-II) durch
die Mutationen M17A, I18H, S19P, A31E und P32E abgeleitet und ist
wahrscheinlich ein potenter pKA-Inhibitor. Die Mutationen S19P, A31E
und P32E könnten
nicht erforderlich sein. Andere Mutationen, die die pKA-Bindung
fördern
könnten, schließen T11D
ein.
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DKI-6.1
ist aus HKI B9 KuDom (NORR93) durch fünf Substitutionen abgeleitet:
K11D, Q15R, T16A, M17A, M18H, T19P und L32E. DKI-6.1 ist wahrscheinlich
ein potenter pKA-Inhibitor. Die Mutationen L32E und T19P könnten nicht
erforderlich sein.
-
Obwohl
BPTI kein besonders guter pKA-Inhibitor ist, könnte es zu einem solchen gemacht
werden. DKI-7.1 ist von BPTI durch die Mutationen Y10E, K15R, R17A,
I18H, I19P, Q31E, T32E und R39E abgeleitet, die wahrscheinlich die
Affinität
für pKA
erhöhen.
Die Mutationen Y10E, K15R, I19P, Q31E, T32E und R39E könnten nicht
erforderlich sein; die wirklich wichtigen Mutationen sind R17A und
I18H.
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MODIFIKATION
VON KUNITZ-DOMÄNEN
-
KuDoms
sind ziemlich klein; falls dies ein pharmakologisches Problem darstellen
sollte, wie z.B. eine sehr schnelle Eliminierung aus dem Kreislauf,
könnten
zwei oder mehr solcher Domänen
zusammengefügt werden.
Ein bevorzugter Linker ist eine Sequenz einer oder mehrerer Aminosäuren. Ein
bevorzugter Linker ist einer, der zwischen sich wiederholenden Domänen eines
humanen Proteins gefunden wird, insbesondere die Linker, die in
humanen BPTI-Homologen gefunden werden, von denen einer zwei Domänen (BALD85, ALBR83a,
ALBR83b) und ein anderer drei (WUNT88) besitzt. Die Peptidlinker
haben den Vorteil, dass das gesamte Protein durch rekombinante DNA-Techniken exprimiert
werden kann. Es ist auch möglich,
einen Nicht-Peptidyl-Linker zu verwenden, wie z.B. einen solchen,
der gewöhnlich
verwendet wird, um immunogene Konjugate zu bilden. Ein alternatives
Mittel zur Erhöhung
der Verweildauer von BPTI-ähnlichen
KuDoms im Serum ist, sie an Polyethylenglycole zu binden, die so
genannte PEGylierung (DAVI79).
-
WEGE ZUR VERBESSERUNG
DER SPEZIFITÄT
VON, ZUM BEISPIEL, KKII/3#7, KK2/#11 UND KK2/#13 FÜR PLASMA-KALLIKREIN:
-
Da
wir einen großen
Teil der Oberfläche
von KKII/3#6, KK2/#11 und KK2/#13 komplementär zur Oberfläche von
pKA gemacht haben, ist R15 für eine spezifische
Bindung an pKA nicht wesentlich. Viele Enzyme in der Gerinnungs-
und fibrinolytischen Kaskade schneiden vorzugsweise nach Arg oder
Lys. Das Nichtbesitzen eines basischen Restes an der Position P1
könnte
eine größere Spezifität verursachen.
Die Variante KKII/3#7-K15A (gezeigt in Tabelle 27) mit einem ALA
an P1 ist wahrscheinlich ein guter pKA-Inhibitor und könnte eine
höhere
Spezifität
für pKA
relativ zu anderen Proteasen als KKII/3#7 haben. Die Affinität von KKII/3#7-K15A
für pKA
ist wahrscheinlich niedriger als die Affinität von KKII/3#7 für pKA, aber
der Verlust an Affinität
für andere
Arg/Lys-bevorzugende
Enzyme ist wahrscheinlich größer und
in vielen Anwendungen ist die Spezifität wichtiger als die Affinität. Andere
Mutanten, die wahrscheinlich eine gute Affinität und sehr hohe Spezifität haben,
schließen
KK2/#13-R15A und KK2/#11-R15S ein. Dieser Ansatz könnte auch
auf andere hochaffine pKA-Inhibitoren angewandt werden.
-
ART DER HERSTELLUNG
-
Die
erfindungsgemäßen Proteine
können
durch jedes übliche
Verfahren hergestellt werden, einschließlich
- (a)
nicht-biologische Synthese durch sequenzielles Koppeln der Aminosäurebestandteile,
- (b) Herstellung durch rekombinante DNA-Techniken in einer geeigneten
Wirtszelle, und
- (c) Entfernen unerwünschter
Sequenzen aus LACI und Koppeln von synthetischen Austauschsequenzen.
-
Die
hierin offenbarten Proteine werden vorzugsweise rekombinant in einem
geeigneten Wirt, wie z.B. Bakterien der Genera Bacillus, Escherichia,
Salmonella, Erwinia, und Hefen der Genera Hansenula, Kluyveromyces,
Pichia, Rhinosporidium, Saccharomyces und Schizosaccharomyces, oder
kultivierten Säugerzellen, wie
COS-1, hergestellt. Die weiter bevorzugten Wirte sind Mikroorganismen
der Spezies Pichia pastoris, Bacillus subtilis, Bacillus brevis,
Saccharomyces cerevisiae, Escherichia coli und Yarrowia lipolytica.
Jeder Promotor, regulierbar oder konstitutiv, der in dem Wirt funktional
ist, kann verwendet werden, um die Genexpression zu kontrollieren.
-
Vorzugsweise
werden die Proteine sezerniert. Am meisten bevorzugt werden die
Proteine aus konditioniertem Medium erhalten. Es ist nicht notwendig,
dass die hierin beschriebenen Proteine sezerniert werden. Die Sekretion
ist der bevorzugte Weg, da die Proteine mit höherer Wahrscheinlichkeit korrekt
gefaltet werden, in konditioniertem Medium mit weniger Kontaminanten
produziert werden können
und weniger wahrscheinlich für
Wirtszellen toxisch sind. Die Sekretion ist nicht erforderlich.
-
Wo
es nicht einen bestimmten Grund gibt, Glycogruppen einzubeziehen,
ziehen wir Proteine vor, die so entwickelt wurden, dass N-geknüpfte Glycosylierungsstellen
fehlen, um das Potenzial für
Antigenizität
von Glycogruppen zu reduzieren, und so dass äquivalente Proteine in einer
großen
Vielzahl von Organismen exprimiert werden können, einschließlich: 1)
E. coli, 2) B. subtilis, 3) P. pastoris, 4) S. cerevisiae und 5)
Säugerzellen.
-
Es
existieren einige Mittel, mit denen das Problem, dass Wirtszellen
Proteasen herstellen, die das rekombinante Produkt abbauen, reduziert
werden kann; siehe z.B. BANE90 und BANE91. VAND92 berichtet, dass
die Überexpression
der B. subtilis-Signalpeptidase in E. coli zu einer erhöhten Expression
eines heterologen Fusionsproteins führt. ANBA88 berichtet, dass
die Zugabe von PMSF (einem Serinprotease-Inhibitor) zu dem Kulturmedium
die Ausbeute eines Fusionsproteins verbesserte.
-
Andere
Faktoren, die die Produktion dieser und anderer hierin offenbarter
Proteine beeinflussen könnten,
schließen
ein: 1) Kodon-Verwendung (Optimierung der Kodons für den Wirt
ist bevorzugt), 2) Signalsequenz, 3) Aminosäuresequenz an den beabsichtigten
Prozessierungsstellen, Vorhandensein und Lokalisation von Prozessierungsenzymen,
Deletion, Mutation oder Inhibition verschiedener Enzyme, die das
gentechnisch hergestellte Produkt verändern oder abbauen könnten und
Mutationen, die den Wirt permissiver für die Sekretion machen (permissive
Sekretionswirte sind bevorzugt).
-
Nachschlagewerke
für die
allgemeinen Prinzipien der rekombinanten DNA-Technologie schließen ein Watson
et al., Molecular Biology of the Gene, Band I und II, The Benjamin/Cummings
Publishing Company, Inc., Menlo Park, CA (1987); Darnell et al.,
Molecular Cell Biology, Scientific American Books, Inc., New York, N.Y.
(1986); Lewin, Genes II, John Wiley & Sons, New York, N.Y. (1985); Old
et al., Principles of Gene Manipulation: An Introduction to Genetic
Engineering, 2. Auflage, University of California Press, Berkeley,
CA (1981); Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY (1989); und
Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology, Wiley Interscience,
NY, (1987, 1992). Diese Referenzen werden hierin vollständig durch
Bezugnahme aufgenommen, wie dies für alle hierin zitierten Referenzen
gilt.
-
HERSTELLUNG
VON PEPTIDEN
-
Die
chemische Polypeptidsynthese ist ein sich schnell entwickelndes
Gebiet der Wissenschaft und Verfahren von Festphasen-Polypeptidsynthese
sind in den folgenden Referenzen gut beschrieben, die hierdurch
vollständig
durch Bezugnahme aufgenommen werden: (Merrifield, J Amer Chem Soc
85: 2149–2154 (1963);
Merrifield, Science 232: 341–347
(1986); Wade et al., Biopolymers 25: 521–537 (1986); Fields, Int J Polypeptide
Prot Res 35: 161 (1990); MilliGen Report Nrn. 2 und 2a, Millipore
Corporation, Bedford, MA, 1987) Ausubel et al., supra, und Sambrook
et al., supra. Tan und Kaiser (Biochemistry, 1977, 16: 1531–41) synthetisierten
vor achtzehn Jahren BPTI und ein Homolog.
-
Wie
im Stand der Technik bekannt, beziehen solche Verfahren das Blockieren
und Schützen
reaktiver funktioneller Gruppen, wie freier Amino-, Carboxy- und
Thiogruppen, ein. Nach der Bildung der Polypeptidbindung werden
die Schutzgruppen entfernt. Folglich benötigt die Zugabe jedes Aminosäurerests
einige Reaktionsschritte zum Schützen
und Entschützen.
Gegenwärtige
Verfahren benützen
Festphasensynthese, wobei die C-terminale
Aminosäure
kovalent an ein unlösliches
Harzpartikel gebunden wird, das gefiltert werden kann. Die Reaktanten
werden durch Waschen der Harzpartikel mit geeigneten Lösungsmitteln
unter Verwendung eines automatisierten Geräts gewaschen. Verschiedene
Verfahren, einschließlich
des „tBoc"-Verfahrens und des „Fmoc"-Verfahrens sind im Stand der Technik
gut bekannt. Siehe unter anderem Atherton et al., J Chem Soc Perkin
Trans 1: 538–546
(1981) und Sheppard et al., Int J Polypeptide Prot Res 20: 451–454 (1982).
-
TESTS FÜR PLASMA-KALLIKREIN-BINDUNG
UND -INHIBITION
-
Jedes
geeignete Verfahren zum Testen der erfindungsgemäßen Verbindungen kann verwendet
werden. Scatchard (Ann NY Acad Sci (1949) 51: 660–669) beschrieb
ein klassisches Verfahren zum Messen und Analysieren der Bindung,
welches auf Proteinbindung anwendbar ist. Dieses Verfahren benötigt ein
relativ reines Protein und die Fähigkeit,
zwischen gebundenem und ungebundenem Protein zu unterscheiden.
-
Ein
zweites geeignetes Verfahren zum Messen der KD besteht
darin, die inhibitorische Aktivität gegen das Enzym zu messen.
Wenn der zu messende KD im Bereich zwischen
1 nM bis 1 μM
liegt, benötigt
dieses Verfahren chromogene oder fluorogene Substrate und mehrere
10 Mikrogramm bis Milligramm eines relativ reinen Inhibitors. Für die erfindungsgemäßen Proteine
mit einem KD im Bereich von 5 nM bis 50
pM reichen Nanogramm- bis Mikrogramm-Mengen des Inhibitors. Bei
Verwendung dieses Verfahrens kann die Kompetition zwischen dem Inhibitor
und dem Enzymsubstrat einen gemessenen Ki ergeben,
das höher
als der wahre Ki-Wert ist. Die hierin berichteten
Messungen sind nicht korrigiert, da die Korrektur sehr klein wäre und jede Korrektur
den Ki reduzieren würde. Wir benutzen hier den
gemessenen Ki als direktes Maß für den KD.
-
Ein
drittes Verfahren zum Bestimmen der Affinität eines Proteins für ein zweites
Material besteht darin, dass das Protein auf einer genetischen Verpackung
wie M13 präsentiert
wird und die Fähigkeit
des Proteins, sich an ein immobilisiertes „zweites Material" anzulagern, gemessen
wird. Dieses Verfahren ist hoch empfindlich, da genetische Verpackungen
amplifiziert werden können.
Wir erhalten zumindest semiquantitative Werte für die Bindungskonstanten durch
Verwendung eines pH-Stufengradienten. Inhibitoren bekannter Affinität für die Protease
werden verwendet, um Standardprofile zu erstellen, gegen welche
andere von Phagen präsentierte
Inhibitoren beurteilt werden. Jedes andere geeignete Verfahren zum
Messen der Proteinbindung kann verwendet werden.
-
Vorzugsweise
haben die erfindungsgemäßen Proteine
einen KD für pKA von höchstens ungefähr 5 nM, mehr
bevorzugt höchstens
ungefähr
300 pM und am meisten bevorzugt 100 pM oder weniger. Vorzugsweise ist
die Bindung inhibitorisch, so dass der Ki mit
dem KD gleich ist. Der Ki von
KKII/3#6 ist ungefähr
300 pM und die Ki-Werte von KK2/#11 und
KK2/#13 sind weniger als 300 pM und wahrscheinlich weniger als 100
pM.
-
PHARMAZEUTISCHE
VERFAHREN UND ZUBEREITUNGEN
-
Ein
bevorzugtes Subjekt dieser Erfindung ist ein Säuger. Die Erfindung ist insbesondere
zur Behandlung von Menschen verwendbar, aber auch für veterinärmedizinische
Anwendungen geeignet.
-
Hierin
schließt „Schutz" die „Vorbeugung", „Unterdrückung" und „Behandlung" ein. „Vorbeugung" bezieht die Verabreichung
eines Wirkstoffs vor der Induktion einer Krankheit ein. „Unterdrückung" bezieht die Verabreichung
eines Wirkstoffs vor dem klinischen Auftreten einer Krankheit ein. „Behandlung" bezieht die Verabreichung
eines Wirkstoffs nach Auftreten einer Krankheit ein.
-
In
der Human- und Veterinärmedizin
kann es bisweilen unmöglich
sein, zwischen „Vorbeugen" und „Unterdrücken" zu unterscheiden,
da das/die induktive(n) Ereignisse) unbekannt oder latent sein kann/können oder
der Patient erst nach dem Auftreten des/der induktiven Ereignisse/s
untersucht wurde. Wir benutzen den Ausdruck „Prophylaxe" im Unterschied zu „Behandlung", um „Vorbeugen" und „Unterdrücken" einzubeziehen. Hierin
schließt „Schutz" die „Prophylaxe" ein. Der Schutz
muss nicht vollständig
sein, um geeignet zu sein.
-
Die
erfindungsgemäßen Proteine
können
durch jedes Mittel, systemisch oder topisch, verabreicht werden,
um ein Subjekt vor einer Krankheit oder einem nachteiligen Zustand
zu schützen.
Zum Beispiel kann die Verabreichung einer solchen Zusammensetzung
durch jede parenterale Route, durch Bolusinjektion oder sukzessive
Perfusion erfolgen. Alternativ, oder gleichzeitig, kann die Verabreichung
auf oralem Wege erfolgen. Eine geeignete Behandlungsweise umfasst
das Verabreichen einer effektiven Menge des Proteins, verabreicht als
einzelne Dosis oder als mehrere Dosen über einen Zeitraum von Stunden,
Tagen, Monaten oder Jahren.
-
Die
geeignete Dosis eines erfindungsgemäßen Proteins kann vom Alter,
Geschlecht, Gesundheitszustand und dem Gewicht des Empfängers, der
Art der gleichzeitigen Behandlung, falls vorhanden, der Häufigkeit
der Behandlung und dem angestrebten Effekt abhängen. Allerdings kann die am
meisten bevorzugte Dosierung an das einzelne Subjekt angepasst werden,
wie es vom Fachmann verstanden und ohne übermäßiges Experimentieren durch
Einstellung der Dosis auf im Stand der Technik bekannte Weise zu
bestimmen sein wird.
-
Für Verfahren
zum vorklinischen und klinischen Testen von Wirkstoffen, einschließlich Proteinen,
siehe z.B. Berkow et al. Hrsg., The Merck Manual, 15. Auflage, Merck
and Co., Rahway, N. J., 1987; Goodman et al., Hrsg., Goodman and
Gilman's The Pharmacological
Basis of Therapeutics, B. Auflage, Pergamon Press, Inc., Elmsford,
N.Y., (1990); Avery's
Drug Treatment: Principles and Practice of Clinical Pharmacology
and Therapeutics, 3. Auflage, ADIS Press, LTD., Williams and Wilkins,
Baltimore, MD, (1987); Ebadi, Pharmacology, Little, Brown and Co.,
Boston (1985), wobei die Literaturstellen und die darin zitierten
Literaturstellen hiermit durch Bezugnahme aufgenommen werden.
-
Zusätzlich zu
einem hierin offenbarten Protein kann eine pharmazeutische Zusammensetzung
pharmazeutisch geeignete Träger,
Zusatz- oder Hilfsstoffe enthalten. Siehe z.B. Berker, supra, Goodman,
supra, Avery, supra und Ebadi, supra.
-
IN-VITRO-DIAGNOSEVERFAHREN
UND REAGENZIEN
-
Die
erfindungsgemäßen Proteine
können
in vitro zu einer geeigneten Probe zugefügt werden, die Plasmakallikrein
enthalten könnte,
um vorhandene pKA zu messen. Um dieses zu tun, muss der Test ein „Signal-produzierendes
System" (Signal
Producing System, SPS) einschließen, welches ein detektierbares
Signal bereitstellt, das von der Menge der vorhandenen pKA abhängt. Das
Signal kann visuell oder mittels Instrumenten bestimmt werden. Mögliche Signale
schließen
die Produktion von farbigen, fluoreszierenden oder lumineszierenden
Produkten, eine Veränderung
der Eigenschaften der Absorption oder Emission von Strahlung durch
einen Testbestandteil oder ein Testprodukt und die Präzipitation
oder Agglutination eines Bestandteils oder Produkts ein.
-
Der
Bestandteil des SPS, welcher am engsten mit dem diagnostischen Reagens
assoziiert ist, wird „Marker" genannt. Ein Marker
kann z.B. ein Radioisotop, ein Fluorophor, ein Enzym, ein Co-Enzym,
ein Enzymsubstrat, eine elektronendichte Verbindung oder ein agglutinierbares
Teilchen sein. Ein radioaktives Isotop kann unter Verwendung von
beispielsweise einem γ-Counter
oder einem Szintillationscounter oder durch Autoradiographie nachgewiesen
werden. Isotope, die besonders geeignet sind, sind 3H, 125I, 131I, 35S, 14C und vorzugsweise 125I. Es ist auch möglich, eine Verbindung mit
einer fluoreszierenden Verbindung zu markieren. Wenn die fluoreszenzmarkierte
Verbindung Licht mit der geeigneten Wellenlänge ausgesetzt wird, kann ihre Anwesenheit
nachgewiesen werden. Zu den am häufigsten
verwendeten Fluoreszenz-Markierungsverbindungen gehören Fluorescein-Isothiocyanat,
Rhodamin, Phycoerythrin, Phycocyanin, Allophycocyanin, o-Phthaldehyd
und Fluorescamin. Alternativ können
Fluoreszenz-emittierende
Metalle, wie 125Eu oder andere Lanthanide,
an das Bindungsprotein unter Verwendung von Gruppen, die solche
Metalle chelieren, wie Diethlyentriaminpentaessigsäure oder
Ethylendiamintetraessigsäure,
angelagert werden. Die Proteine können auch nachweisbar durch
Koppeln an chemilumineszierende Verbindungen, wie Luminol, Isoluminol,
theromatischer (engl.: theromatic) Acridiniumester, Imidazol, Acridiniumsalz
und Oxalatester, markiert sein. Ebenso kann eine biolumineszierende
Verbindung, wie Luciferin, Luciferase und Aequorin, zur Markierung
des Bindungsproteins verwendet werden. Die Gegenwart eines biolumineszierenden
Proteins wird durch Detektieren des Vorhandenseins von Lumineszenz
bestimmt. Enzymmarker, wie Meerrettichperoxidase und alkalische
Phosphatase, sind bevorzugt.
-
Es
gibt zwei Grundtypen von Tests: heterogene und homogene. In heterogenen
Tests beeinflusst die Bindung des Affinitätsmoleküls an den Analyten nicht den
Marker; daher muss zur Bestimmung der Menge des Analyten der gebundene
Marker von dem freien Marker getrennt werden. In homogenen Tests
beeinflusst die Wechselwirkung sehr wohl die Aktivität des Markers,
und der Analyt kann ohne Trennung gemessen werden.
-
Im
Allgemeinen kann ein Kallikrein-Bindungsprotein (KBP) diagnostisch
auf die gleiche Weise verwendet werden, in der ein anti-pKA-Antikörper verwendet
wird. So kann es in Abhängigkeit
von dem Testformat verwendet werden, um pKA oder, durch kompetitive
Inhibition, andere Substanzen, die pKA binden, in einem Test zu
untersuchen.
-
Die
Probe wir normalerweise eine biologische Flüssigkeit, wie z.B. Blut, Urin,
Lymphe, Samen, Milch, Liquor cerebrospinalis, oder ein Derivat hiervon,
oder ein biologisches Gewebe, z.B. ein Gewebestück oder -homogenat, sein. Die
Probe kann jede beliebige sein. Wenn die Probe eine biologische
Flüssigkeit
oder ein biologisches Gewebe ist, kann sie/es einem Menschen oder
anderen Säuger,
Vertebraten oder Tier, oder einer Pflanze entnommen werden. Die
bevorzugte Probe ist Blut oder eine Fraktion oder ein Derivat hiervon.
-
In
einer Ausführungsform
wird das pKA-bindende Protein (KBP) immobilisiert, und dem pKA in
der Probe wird erlaubt, mit einer bekannten Menge eines markierten
oder spezifisch markierbaren pKA-Analogs zu kompetitieren. Das „pKA-Analog" ist ein Molekül, das in
der Lage ist, mit pKA um die Bindung an dem KBP, welches pKA selbst
einschließt,
zu kompetitieren. Es kann bereits markiert sein oder anschließend durch
spezifische Bindung des Markers an eine Gruppe, die das pKA-Analog
von pKA unterscheidet, markiert werden. Die Phasen werden getrennt
und das markierte pKA-Analog
in einer Phase wird quantifiziert.
-
In
einem „Sandwich-Test" werden sowohl ein
unlöslich
gemachtes pKA-bindendes Mittel (pKA-binding agent, KBA) als auch
ein markiertes KBA eingesetzt. Der pKA-Analyt wird durch das unlöslich gemachte
KBA eingefangen und durch das markierte KBA mit einem Tag versehen,
was einen tertiären
Komplex bildet. Die Reagenzien können
in jeder Reihenfolge zu der Probe zugefügt werden. Die KBAs können gleich
oder verschieden sein und nur ein KBA muss ein erfindungsgemäßes KBP
sein (das andere kann z.B. ein Antikörper sein). Die Menge an markiertem
KBA in dem tertiären
Komplex ist direkt proportional zu der Menge des pKA in der Probe.
-
Die
zwei oben beschriebenen Ausführungsformen
sind beide heterogene Tests. Ein homogener Test erfordert nur, dass
der Marker durch Bindung des KBP an pKA beeinflusst wird. Der pKA-Analyt
kann als sein eigener Marker fungieren, wenn ein pKA-Inhibitor als ein
diagnostisches Reagens verwendet wird.
-
Ein
Marker kann direkt oder indirekt (z.B. durch einen markierten anti-KBP-Antikörper), kovalent
(z.B. mit SPDP) oder nicht-kovalent, an das pKA-Bindungsprotein
konjugiert werden, um ein diagnostisches Mittel herzustellen. In ähnlicher
Weise kann das pKA-Bindungsprotein
an einen Festphasenträger
konjugiert werden, um ein diagnostisches Festphasen-(„Fänger")-Reagens zu bilden.
Geeignete Träger
schließen
Glas, Polystyrol, Polypropylen, Polyethylen, Dextran, Nylon, Amylasen
und Magnetit ein. Der Träger
kann für
die Zwecke dieser Erfindung bis zu einem gewissen Grad löslich oder
unlöslich
sein. Das Trägermaterial
kann jede Struktur besitzen, solange das gekoppelte Molekül in der
Lage ist, pKA zu binden.
-
IN-VIVO-DIAGNOSTISCHE
VERWENDUNGEN
-
Eine
Kunitz-Domäne,
die sehr fest an pKA bindet, kann für In-vivo-Bildgebung verwendet
werden. Diagnostische Bildgebung von Krankheitsherden wurde als
eine der größten kommerziellen
Chancen für
monoklonale Antikörper
angesehen, aber diese Chance wurde nicht umgesetzt. Trotz beachtlicher
Anstrengungen wurden nur zwei auf monoklonalen Antikörpern basierende
Bildgebungsmittel zugelassen. Die enttäuschenden Ergebnisse, die mit
monoklonalen Antikörpern
erzielt wurden, sind in großem
Maße begründet in:
- i) Ungeeignete Affinität und/oder Spezifität;
- ii) Schlechte Penetration zu den Zielstellen;
- iii) Langsame Beseitigung (Clearance) von Nicht-Zielstellen;
- iv) Immunogenität
(die meisten sind murin); und
- v) Hohe Produktionskosten und geringe Stabilität.
-
Diese
Beschränkungen
führten
bei den meisten auf dem Gebiet der diagnostischen Bildgebung dazu, dass
sie anfingen, Bildgebungsmittel auf Peptidbasis zu entwickeln. Während diese
potenziell die Probleme der schlechten Penetration und langsamen
Beseitigung lösen,
besitzen Bildgebungsmittel auf Peptidbasis wahrscheinlich keine
adäquate
Affinität,
Spezifität
und In-vivo-Stabilität,
um in den meisten Anwendungen brauchbar zu sein.
-
Gentechnisch
hergestellte Proteine sind in einzigartiger Weise für die Anforderungen
an ein Bildgebungsmittel geeignet. Insbesondere die außergewöhnliche
Affinität
und Spezifität,
die durch gentechnisch veränderte
kleine, stabile Proteindomänen
humanen Ursprungs mit bekannten In-vivo-Beseitigungsraten und Mechanismen
erhältlich
sind, verbinden sich und stellen frühere, verlässlichere Ergebnisse, weniger Toxizität/Nebenwirkungen,
geringere Herstellungs- und Lagerkosten und größere Einfachheit bei der Markerherstellung bereit.
In der Tat sollte es möglich
sein, das Ziel einer Bildgebung in Echtzeit mit gentechnischen Proteinbildgebungsmitteln
zu erreichen. So kann ein Kallikrein-bindendes Protein, z.B. KKII/3#6,
KK2/#11 und KK2/#13, zur Lokalisation von Stellen mit sehr hoher
pKA-Aktivität
verwendet werden.
-
Radioaktiv
markierte Bindungsproteine können
an einen Menschen oder ein Tier verabreicht werden. Die Verabreichung
erfolgt typischerweise durch Injektion, z.B. intravenös oder arteriell,
oder durch andere Mittel der Verabreichung, in einer Menge, die
ausreicht, um anschließend
eine dynamische und/oder statische Bildgebung unter Verwendung geeigneter
Strahlungsnachweisgeräte
zu ermöglichen.
Die Dosierung entspricht der kleinsten Menge, die in der Lage ist,
ein diagnostisch wirksames Bild bereitzustellen, und kann durch
im Stand der Technik übliche
Mittel unter Verwendung bekannter Strahlungsbildgebungsmittel als
Richtschnur ermittelt werden.
-
Typischerweise
wird die Bildgebung am gesamten Körper des Subjekts oder an dem
Teil des Körpers oder
dem Organ durchgeführt,
der/das für
den zu untersuchenden Zustand oder die Krankheit relevant ist. Das radioaktiv
markierte Bindungsprotein wird angereichert. Die Menge des angereicherten
radioaktiv markierten Bindungsproteins zu einem bestimmten Zeitpunkt
in den relevanten Zielorganen kann dann quantifiziert werden.
-
Ein
besonders geeignetes Strahlungsnachweisgerät ist eine Szintillationskamera,
wie eine γ-Kamera. Das
Nachweisgerät
in der Kamera nimmt den radioaktiven Zerfall wahr und zeichnet ihn
auf (und digitalisiert ihn wahlweise). Die digitalisierte Information
kann dann auf jede geeignete Weise analysiert werden, von denen
viele im Stand der Technik bekannt sind. Zum Beispiel kann bei einer
Zeit-Aktivitäts-Analyse
die Aufnahme durch Beseitigung des radioaktiv markierten Bindungsproteins
durch die Zielorgane über
die Zeit dargestellt werden.
-
Verschiedene
Faktoren werden bei der Auswahl eines geeigneten Radioisotops in
Betracht gezogen. Das Isotop wird ausgewählt: um eine gute Qualität der Auflösung bei
der Bildgebung zu erlauben, um zu Diagnosezwecken bei Mensch und
Tier sicher zu sein und vorzugsweise, um eine kurze Halbwertzeit
zu besitzen, damit die Menge der Strahlung, der der Körper ausgesetzt
wird, reduziert wird. Das verwendete Radioisotop sollte vorzugsweise
pharmakologisch inert sein und die verabreichten Mengen sollten
keine wesentliche physiologische Wirkung haben. Das Bindungsprotein
kann mit verschiedenen Iodisotopen radioaktiv markiert sein, z.B, 123I, 125I oder 131I (siehe zum Beispiel US-Patent 4,609,725).
Die Menge der Markierung muss geeigneterweise überwacht werden.
-
In
Anwendungen am Menschen kann es wünschenswert sein, andere Radioisotope
als 125I zur Markierung zu verwenden, um
die dosimetrische Gesamtexposition auf den Körper zu reduzieren und die
Nachweisbarkeit des markierten Moleküls zu optimieren. Im Hinblick
auf die leichte klinische Verfügbarkeit
für den Einsatz
im Menschen sind als bevorzugte Radiomarker eingeschlossen: 99mTc, 67Ga, 68Ga, 90Y, 111In, 113mIn, 123I, 186Re, 188Re oder 211At.
Das radioaktiv markierte Protein kann durch verschiedene Verfahren
hergestellt werden. Diese schließen beispielsweise Radiohalogenierung
durch das Chloramin-T- oder Lactoperoxidaseverfahren und anschließende Reinigung
durch Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie
ein, siehe z.B. Gutkowska et al. in „Endocrinology and Metabolism
Clinics of America: (1987) 16 (1): 183. Andere Verfahren zur radioaktiven
Markierung können
verwendet werden, wie z.B. IODOBEADSTM.
-
Ein
radioaktiv markiertes Protein kann durch jedes Verfahren verabreicht
werden, das das aktive Mittel dazu befähigt, den Wirkort des Mittels
in einem Säuger
zu erreichen. Da Proteine verdaut werden, wenn sie oral verabreicht
werden, würde
für gewöhnlich parenterale
Verabreichung, i.e. intravenös,
subkutan, intramuskulär,
verwendet werden, um die Absorption zu optimieren.
-
Hochaffinitäts-, Hochspezifitäts-Inhibitoren
sind auch zur In-vitro-Diagnose von übermäßiger humaner pKA-Aktivität verwendbar.
-
Andere Verwendungen
-
Die
erfindungsgemäßen Kallikrein-Bindungsproteine
können
auch verwendet werden, um Kallikrein aus einer Flüssigkeit,
z.B. Blut, zu reinigen. Hierfür
wird KBP vorzugsweise auf einem Träger immobilisiert. Solche Träger schließen diejenigen
ein, die bereits als verwendbar zum Herstellen von Festphase-Diagnostikreagenzien
genannt wurden.
-
Proteine
können
als Molekulargewichtsmarker als Referenz bei der Trennung und Reinigung
von Proteinen verwendet werden. Es kann nötig sein, dass die Proteine
denaturiert werden müssen,
um als Molekulargewichtsmarker zu dienen. Eine zweite allgemeine
Verwendbarkeit von Proteinen ist die Verwendung von hydrolysierten
Proteinen als eine Nahrungsquelle. Proteine können auch verwendet werden,
um die Viskosität einer
Lösung
zu erhöhen.
-
Die
erfindungsgemäßen Proteine
können
sowohl für
jeden der zuvor genannten Zwecke als auch für therapeutische und diagnostische
Zwecke, wie dies ausführlicher
weiter oben in der Beschreibung diskutiert wurde, verwendet werden.
-
BEISPIEL 1: KONSTRUKTION
EINER ERSTEN LACI-K1-BIBLIOTHEK
-
Eine
synthetische Oligonukleotidduplex mit NsiI- und MluI-kompatiblen
Enden wurde in einen Elternvektor (LACI:III) kloniert, welcher zuvor
mit den beiden oben genannten Enzymen geschnitten wurde. Das resultierende
ligierte Material wurde durch Elektroporation in den XLIMR (F–)
Escherichia coli-Stamm transfiziert und auf Amp-Platten ausplattiert, um Phagen-bildende
AmpR-Kolonien zu erhalten. Das Variierungsschema
für Phase
1 fokussiert sich auf den P1-Bereich und betrifft die Reste 13,
16, 17, 18 und 19. Es ermöglicht
6,6 × 105 verschiedene DNA-Sequenzen (3,1 × 105 verschiedene Proteinsequenzen). Die erhaltene
Bibliothek bestand aus 1,4 × 106 unabhängigen
cfu's, was ungefähr eine
zweifache Repräsentation
der gesamten Bibliothek darstellt. Der Phagenstock, der aus dieser
Plattierung gebildet wurde, ergab einen Gesamttiter von 1,4 × 1013 pfu's
in ungefähr
3,9 ml, wobei jeder unabhängige
Klon im Mittel 1 × 107 Mal im gesamten Phagenstock und 2,6 × 106 Mal pro ml vertreten war.
-
Um
eine Variierung der Reste 31, 32, 34 und 39 (Phase II) zu ermöglichen,
wurden synthetische Oligonukleotidduplexe mit MluI- und BstEII-kompatiblen
Enden in zuvor geschnittene Rf DNA kloniert,
welche aus einem der folgenden erhalten wurde:
- i)
der Elternkonstruktion,
- ii) der Phase-I-Bibliothek, oder
- iii) einem präsentierenden
Phagen, welcher aus der ersten Phase aufgrund seiner Bindung an
ein gegebenes Ziel ausgewählt
wurde.
-
Das
Variierungsschema für
Phase II ermöglicht
4096 verschiedene DNA-Sequenzen (1600 verschiedene Proteinsequenzen)
aufgrund der Veränderungen
an den Resten 31, 32, 34 und 39. Die endgültige Phase-II-Variierung hängt von
dem Variierungsniveau ab, welches nach drei Runden von Bindung und
Elution mit einem gegebenen Ziel der Phase I erhalten bleibt.
-
Die
kombinierte mögliche
Variierung für
beide Phasen entspricht 2,7 × 108 verschiedenen DNA-Sequenzen oder 5,0 × 107 verschiedenen Proteinsequenzen. Wenn vorher
ausgewählte
präsentierende
Phagen als eine Quelle für
Rf DNA für
die Phase-II-Variierung verwendet werden, liegt das Endniveau der
Variierung wahrscheinlich im Bereich von 105 bis
106.
-
BEISPIEL 2: SCREENEN DER
LACI (K1)-BIBLIOTHEK AUF DIE BINDUNG AN KALLIKREIN
-
Das
Gesamtschema zur Auswahl einer LACI-K1-Variante, die an eine gegebene
Protease binden soll, bezieht die Inkubation der Phagen-präsentierenden
Bibliothek mit den interessierenden Kallikreinkügelchen in einer gepufferten
Lösung
(PBS enthaltend 1 mg/ml BSA), gefolgt von einem Wegwaschen der ungebundenen oder
schwach zurückgehaltenen
präsentierenden
Phagenvariante mit PBS enthaltend 0,1% Tween 20 ein. Die Kallikreinkügelchen
werden durch Koppeln von humanem Plasmakallikrein (Calbiochem, San
Diego, CA, #420302) an Agarosekügelchen
unter Verwendung von Reactigel (6×) (Pierce, Rockford, IL, #202606)
hergestellt. Die stärker
gebundenen präsentierenden
Phagen werden mit einem Elutionspuffer mit niedrigem pH, typischerweise
Citratpuffer (pH 2,0) enthaltend 1 mg/ml BSA eluiert, welcher sofort
mit Tris-Puffer auf pH 7,5 neutralisiert wird. Dieses Verfahren
stellt eine einzelne Runde der Selektion dar.
-
Der
neutralisierte eluierte präsentierende
Phage kann für
beides benutzt werden:
-
- i) um einen F+ Stamm
von E. coli zu inokulieren, um einen neuen präsentierenden Phagenstock zu
bilden, der für
anschließende
Selektionsrunden verwendet werden kann (so genanntes konventionelles
Screening), oder
- ii) direkt für
eine weitere anschließende
Selektionsrunde mit den Proteasekügelchen verwendet werden (so genanntes
Schnellscreening).
-
Typischerweise
werden drei Runden eines der Verfahren oder eine Kombination der
beiden durchgeführt,
um zu einem endgültigen
ausgewählten
präsentierenden
Phagen zu führen,
von dem eine repräsentative Zahl
sequenziert und auf seine Bindungseigenschaften entweder als Pools
von präsentierenden
Phagen oder als individuelle Klone analysiert wird.
-
Es
werden zwei Phasen der Selektion durchgeführt, wobei jede aus drei Runden
von Bindung und Elution besteht. Die Phase-I-Selektion verwendet
die Phase-I-Bibliothek (variierte Reste 13, 16, 17, 18 und 19), die
durch drei Runden von Bindung und Elution gegen eine Zielprotease
gegangen war, um zu einer Subpopulation von Klonen zu führen. Die
Rf DNA, die von dieser ausgewählten
Subpopulation abgeleitet ist, wurde verwendet, um die Phase-II-Bibliothek
(zusätzlich
variierte Reste 31, 32, 34 und 39) zu bilden. Die 1,8 × 107 unabhängigen
Transformanten wurden für
jede der Phase-II-Bibliotheken erhalten. Die Phase-II-Bibliotheken wurden
drei weiteren Runden von Bindung und Elution mit der gleichen Zielprotease
unterzogen, um zu den endgültigen
Selektanten zu führen.
-
Nach
zwei Phasen der Selektion gegen humane Plasmakallikrein-Agarosekügelchen
wurde eine Zahl (10) der endgültig
ausgewählten
präsentierenden
Phagen sequenziert. Die Aminosäuresequenzen
sind in Tabelle 2, Einträge
KBPcon1 bis KKII/3#C, gezeigt.
-
Tabelle
23 zeigt, dass KkII/3(D) ein hochspezifischer Inhibitor von humanem
Kallikrein ist. Der Phage, der das LACI-K1-Derivat KkII/3(D) zeigt,
bindet an die Kallikreinkügelchen
mindestens 50-fach stärker,
als er an andere Proteaseziele bindet.
-
Vorläufige Messungen
weisen darauf hin, dass KKII/3#6 ein potenter Inhibitor von pKA
mit einem Ki wahrscheinlich von weniger
als 500 pM ist.
-
EXPRESSION, REINIGUNG
UND KINETISCHE ANALYSE
-
Die
drei Isolate KKII/3#6, KK2/#11 und KK2/#13 wurden in einen Hefeexpressionsvektor
umkloniert. Der Hefeexpressionsvektor ist von pMFalpha8 abgeleitet
(KURJ82 und MIYA85). Die varianten LACI-Gene wurden an einen Teil
des matα-1-Gens
fusioniert, was ein Hybridgen bestehend aus dem matα-1-Promotor-Signalpeptid
und der Leadersequenz, welche an die LACI-Variante fusionierten
waren, ergab. Die Klonierungsstelle ist in Tabelle 24 gezeigt. Bemerken
Sie, dass das korrekt prozessierte LACI-K1-Variantenprotein wie
in Tabelle 2 ausgeführt
mit der Addition der Reste glu-ala-ala-glu an das N-terminale met angetroffen
werden sollte (Rest 1 in Tabelle 2). Die Expression in S. cerevisiae
ergab einen annehmbaren Ertrag, der für dieses System typisch ist.
Das Hefe-exprimierte
LACI (Kunitz-Domäne
1), BPTI und LACI-Varianten: KKII/3#6, KK2/#11 und KK2/#13 wurden
durch Affinitätschromatographie
unter Verwendung von Trypsin-Agarosekügelchen
gereinigt.
-
Für die Herstellung
in größerem Maßstab ist
Pichia pastoris ein bevorzugter Wirt. Das am meisten bevorzugte
Herstellungssystem in P. pastoris ist das Alkoholoxidasesystem.
Von anderen wurde eine Anzahl von Proteinen in der Hefe Pichia pastoris
hergestellt. Zum Beispiel produzierten Vedvick et al. (VEDV91) und
Wagner et al. (WAGN92) Aprotinin mit dem Alkoholoxidasepromotor
mittels Induktion durch Methanol als ein in das Kulturmedium sekretiertes
Protein mit ≈ 1
mg/ml. Gregg et al. (GREG93) haben die Herstellung einer Reihe von
Proteinen in P. pastoris in einer Übersicht dargestellt. Tabelle
1 von GREG93 zeigt Proteine, die in P. pastoris produziert wurden,
sowie deren Ausbeute.
-
TABELLE
1: Sequenz des gesamten LACI:
-
Die
Signalsequenz (1–28)
ist in unterstrichenen Großbuchstaben
LACI-K1
ist in Großbuchstaben
LACI-K2
ist unterstrichen
LACI-K3 ist fett
-
TABELLE
2 ist weiter unten.
-
-
-
-
-
-
-
-
Der
Wechsel von A, F, H, I, L, M, P, V, W oder Y nach C ist semikonservativ,
wenn das neue Cystein als ein freies Thiol verbleibt.
-
Der
Wechsel von M nach E, R, K ist semikonservativ, wenn die ionische
Spitze der neuen Seitengruppe die Proteinoberfläche erreichen kann, während die
Methylengruppen hydrophobe Kontakte bilden.
-
Der
Wechsel von P zu einem aus K, R, E oder D ist semikonservativ, wenn
die Seitengruppe auf oder nahe der Oberfläche des Proteins ist.
-
-
-
-
Unter
den „Bevorzugten" sind die höchst bevorzugten
Typen fett.
-
Unter
den „Erlaubten" sind Typen, die
tatsächlich
nicht getestet, aber als annehmbar beurteilt wurden. Die in eckigen
Klammern angegebenen Typen wurden erlaubt und nicht ausgewählt, aber
sie sind zu den ausgewählten
Typen so ähnlich,
dass der Typ wahrscheinlich die pKA-Bindung nicht unterbindet. Solche
Typen sind nicht bevorzugt, aber pKA-Bindungsproteine könnten solche
Typen haben.
-
Unter „Wahrscheinlich
nicht funktionsfähig" wurden die Typen
ohne Klammern ausprobiert und keine Isolate hatten diesen Typ; die
Typen in Klammern wurden nicht getestet, aber aus Überlegungen
bezüglich
der tatsächlich
ausgeschlossenen Typen als ungeeignet beurteilt.
-
TABELLE
21: Erste Variierung von LACI-K1
-
-
Der
Abschnitt von NsiI bis MluI ergibt 65.536 DNA-Sequenzen und 31.200
Proteinsequenzen. Die zweite Gruppe der Variierung ergibt 21.840
und 32.768. Varianten. Diese Variierung kann auf einem Fragment mit
MluI und einem der Enden AgeI, BstBI oder XbaI hinein gehen. Aufgrund
der Nähe
zwischen Kodon 42 und der 3'-Restriktionsschnittstelle
wird man ein selbst-primendes Oligonukleotid herstellen, einfüllen und
mit MluI und beispielsweise BstBI schneiden. Die Gesamtzahl der
Varianten betrug 2,726 × 109 und 8,59 × 109.
-
Die
DNA-Sequenz hat SEQ ID NR. 56.
-
Die
Aminosäuresequenz
hat SEQ ID NR. 57.
-
-
Die
Zahlen beziehen sich auf die relative Bindung der Phagen-präsentierenden
Klone im Vergleich zu den präsentierenden
Elternphagen.
-
Der
KkII/3(D)(Kallikrein)-Klon behält
die Affinität
des Elternmoleküls
für Trypsin
bei. KkII/3(D) wurde für
die Bindung an pKA ausgewählt.
-
TABELLE
24: Mat α S.
cerevisiae Expressionsvektoren:
-
Wir
erwarten, dass die Matα-Präsequenz
vor GLUa-ALAb- abgespalten
wird.
-
Tabelle
27: Hochspezifische Plasmakallikrein-Inhibitoren
-
-
Tabelle
750: DNA, die die Bibliothek KKF verkörpert.
-
Die
RsrII- und BspHI-Schnittstellen, welche in dem präsentierten
Eltern-LACI-K1-Gen (Tabelle 6) gefunden wurden, sind in der Bibliothek
KKF nicht vorhanden.
-
Es
gibt 1 536 000 Aminosäuresequenzen
und 4 194 304 DNA-Sequenzen. Met18 und Lys19 sind in der Bibliothek KKF nicht erlaubt.
-
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