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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Psychostimulantien, insbesondere
ein neues Verfahren zur Herstellung von 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
(1), das auch als Modafinil bekannt ist.
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Technologischer Hintergrund
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Modafinil
(1) ist ein α
1-adrenerger Agonist mit einer psychostimulierenden
Wirkung, der zur Behandlung von idiopathischer Narkolepsie eingesetzt
wird.
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Gegenwärtig umfasst
eine Anzahl bekannter synthetischer Verfahren (
US 4,177,290 ,
FR 2582038 und
EP 0283362 ) als Hauptzwischenprodukt
2-[(Diphenylmethyl)sulfenyl]essigsäurechlorid (2), das durch die
Behandlung mit Ammoniak in das Amid (3) umgewandelt und dann mit
Wasserstoffperoxid oxidiert wird (Schema 1). Schema
1
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Alle
diese Verfahren haben den Umstand gemeinsam, dass die Oxidation
mit Wasserstoffperoxid nicht selektiv das Sulfoxid, sondern auch
das Sulfon (4) ergibt:
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US 4,177,290 offenbart ein
alternatives Verfahren für
die Anwendung im industriellen Maßstab (Schema 2). Benzhydrol
(5), Thioharnstoff (6) und 2-Chloressigsäure (7) reagieren in Anwesenheit
von Bromwasserstoffsäure,
um 2-[(Diphenylmethyl)sulfenyl]essigsäure (8) zu ergeben, die mit
Wasserstoffperoxid oxidiert wird, um 2-[2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
zu ergeben. Diese wird mit NaHCO
3 und Dimethylsulfat umgesetzt
und der entstehende Methylester (10) wird durch die Behandlung mit
Ammoniak zu Modafinil umgewandelt. Schema
2
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Allerdings
ist das Endprodukt schwierig aus 2-[2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
und dem Methylester davon (10) aufzureinigen (es sind zwei Umkristallisationsschritte
erforderlich) und die Gesamtverfahrensausbeute beträgt 41 Darüber hinaus
umfasst das Verfahren die Verwendung von Dimethylsulfat, welches ein
cancerogenes Reagenz ist.
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Gemäß
EP 0233106 und
US 4,927,855 , welche die optisch aktiven
Formen von Modafinil betreffen, wird die optisch aktive 2-[2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
mittels NaHCO
3 und Dimethylsulfat in den Methylester
(10) umgewandelt, und wird dann einer Transamidierungsreaktion mit
Ammoniak unterzogen.
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WO 02/10125 offenbart ein
Verfahren zur Herstellung von Modafinil und seinen Polymorphen mittels Oxidation
von 2-[(Diphenylmethyl)sulfenyl]acetamid (3) mit Wasserstoffperoxid
in Anwesenheit einer anorganischen Säure und eines Alkohols oder
eines Phasentransferkatalysators; dies löst das Problem der Überoxidation.
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Allerdings
ist ein Rekristallisationsschritt notwendig, um das Endprodukt mit
einer pharmazeutisch annehmbaren Reinheit zu erhalten. Es wäre daher
vorteilhaft, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, dass nicht nur
die Sulfonbildung verhindert, sondern auch Modafinil direkt mit
einer pharmazeutisch annehmbaren Reinheit liefert.
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Ausführliche
Offenbarung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid (1)
umfassend die folgenden Schritte:
- a) Oxidation von Natrium-2-[(diphenylmethyl)sulfenyl]acetat
(11) mit Natriumhypochlorit, um
Natrium-2-[(diphenylmethyl)sulfinyl]acetat (12) zu erhalten;
- b) Hydrolyse von Natrium-2-[(diphenylmethyl)sulfinyl]acetat
(12), um 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9) zu erhalten;
- c) Umwandlung der 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure zu 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
durch Behandlung mit einem Kondensationsmittel und Ammoniak.
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Natrium-2-[(diphenylmethyl)sulfenyl]acetat
(11) ist eine bekannte Verbindung, insbesondere wird Verbindung
(15), wie bei Zhongguo Yaowu Huaxue Zazhi, 9(2), 132 – 134 (1999)
(Schema 3) erhalten. Schema
3
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Die
Reaktion von Diphenylchlormethan (13) und Ethylmercaptoacetat (14)
in Anwesenheit einer Base und bei Temperaturen, die von –10 °C bis 80 °C, vorzugsweise
von 0 °C
bis 50 °C,
reichen, ergibt 2-[(Diphenylmethyl)sulfenyl]essigsäureethylester
(15) in Ausbeuten größer als
70
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Die
Reaktion wird in Anwesenheit von Basen, wie Alkali- und Erdalkalimetalloxide
und -hydroxide, Alkali- und Erdalkalimetallcarbonate und -bicarbonate,
Alkoxide und Alkoxide in alkoholischer Lösung durchgeführt, in
Mengen, die von 1 bis 5 Äquivalenten,
vorzugsweise von 1,1 bis 2 Äquivalenten,
reichen.
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Das
Lösungsmittel
kann aus Toluol, chlorierten Lösungsmitteln,
vorzugsweise Dichlormethan, Estern, vorzugsweise Ethylacetat, Ethern,
vorzugsweise Diethylether, Tetrahydrofuran, dipolaren aprotischen
Lösungsmitteln,
vorzugsweise Dimethylformamid, Cyclohexan, Alkoholen, vorzugsweise
Methanol, Ethanol und Isopropanol, Ketonen, vorzugsweise Aceton
oder einer Mischung davon ausgewählt werden,
in Mengen, die von 1 bis 10 Volumen, vorzugsweise von 3 bis 6 Volumen
reichen.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
wird der Ester der Formel (15) nicht isoliert, sondern wird direkt
hydrolysiert in Anwesenheit von wässrigen Lösungen von Oxiden, Hydroxiden,
Alkali- und Erdalkalimetallcarbonaten und -bicarbonaten, in Mengen,
die von 1 bis 5 Äquivalenten,
vorzugsweise von 1,1 bis 2 Äquivalenten, reichen,
um das Natriumsalz (11) zu ergeben.
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Erfindungsgemäß wird die
Oxidation des Salzes (11) mittels Abdestillation der Wasser-Lösungsmittelmischung,
Aufnahme des Rests in Wasser und Behandlung mit einer wässrigen
Natriumhypochloridlösung
bei Konzentrationen, die von 2 bis 30 %, vorzugsweise von 5 bis
15 % reichen, in Mengen, die von 1 bis 5 Äquivalenten, vorzugsweise von
1,1 bis 2 Äquivalenten
reichen, durchgeführt.
Die Reaktion wird bei Temperaturen, die von –10 bis 80 °C, vorzugsweise von 10 bis 60 °C, reichen,
ausgeführt.
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Nach
Abschluss der Reaktion wird die Mischung mit einem organischen Lösungsmittel,
vorzugsweise Toluol, extrahiert und die wässrige Phase wird mit anorganischen
Säuren,
wie Salz-, Schwefel-, Phosphorsäuren,
vorzugsweise Schwefelsäure,
angesäuert,
um die entsprechende 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9),
in Ausbeuten von 75 – 80
% des isolierten Produktes, in im Wesentlichen reiner Form und frei
von dem entsprechenden Sulfon zu erhalten. Das Zwischenprodukt Natrium-2-[(diphenylmethyl)sulfinyl]acetat
(12), die wahlweise isoliert werden kann, ist neu und ist ein weiterer
Gegenstand der Erfindung.
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Die
Umwandlung der Säure
(9) in Modafinil wird durch die Behandlung mit Kondensationsmitteln
und Ammoniak durchge führt.
Das herkömmliche
Verfahren der chemischen Aktivierung der Carboxylgruppe, d.h. die Überführung der
Säure in
das entsprechende Chlorid, ist mit der Sulfoxidgruppe nicht zu vereinbaren
(siehe Oae „Organic
Chemistry of Sulfur" Plenum
Press N.Y. 1977 Seite 406), die unter diesen Bedingungen zum Sulfid
reduziert werden würde.
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Das
Kondensationsmittel wird vorzugsweise aus N,N'-Carbonyldiimidazol, N,N'-Carbonylditriazol,
Dicyclohexylcarbodiimid, vorzugsweise N,N'-Carbonyldiimidazol, in Mengen ausgewählt, die
von 1 bis 5 Äquivalenten,
vorzugsweise von 1,1 bis 2,0 Äquivalenten,
reichen. Das Reaktionslösungsmittel
wird aus Toluol, chlorierten Lösungsmitteln,
vorzugsweise Dichlormethan, Estern, vorzugsweise Ethylacetat, Ethern,
vorzugsweise Diethylether, Tetrahydrofuran, dipolaren aprotischen
Lösungsmitteln,
vorzugsweise Dimethylformamid, Cyclohexan, Ketonen, vorzugsweise
Aceton, in Mengen ausgewählt,
die von 1 bis 10 Volumen, vorzugsweise von 3 bis 6 Volumen reichen.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführung
der Erfindung ist das Lösungsmittel
Dichlormethan. Die Reaktion wird bei einer Temperatur, die von –10 °C bis 50 °C, vorzugsweise
von 0 °C
bis 20 °C, reicht,
durchgeführt.
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Die
Reaktion verläuft über ein
reaktives Zwischenprodukt, das nicht isoliert wird und das mit Ammoniakgas
bei einer Temperatur, die von –10 °C bis 30 °C, vorzugsweise
von 0 bis 10 °C,
reicht, reagiert, um Modafinil zu ergeben. Ammoniak kann entweder
in Gasphase oder als wässrige
Lösung
verwendet werden, in Konzentrationen, die von 5 bis 30 % und in
Mengen, die von 1 bis 5 Äquivalenten,
vorzugsweise von 1,2 bis 2 Äquivalenten,
reichen.
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Das
Produkt wird in Ausbeuten von 70 – 75 % in Bezug auf [(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure und mit
einer prozentualen HPLC-Reinheit von > 99,5 % erhalten.
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Die
Erfindung wird ausführlicher
durch die folgenden Beispiele dargestellt.
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Beispiele
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Beispiel 1: Herstellung von 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
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81,5
g einer unter inerter Atmosphäre
gehaltenen 21%-igen Natriumethoxidlösung in Ethanol (0,237 Mol
Natriumethoxid) werden mit 28,6 g (0,237 Mol) Ethylmercaptoacetat
(14) versetzt. Die gerührte
Mischung wird auf 30 – 35 °C Innentemperatur
erhitzt und 45 g (0,22 Mol) Diphenylchlormethan (13) werden innerhalb von
15' zugegeben. Nach
Abschluss der Zugabe wird die Masse unter Rühren bei 30 – 35 °C für 4 h gehalten. Nach
Abschluss der Reaktion werden 24 ml einer 30%-igen Natriumhydroxidlösung (0,239
Mol) innerhalb von 15 – 20' zugegeben, wobei
die Innentemperatur bei 30 – 35 °C gehalten
wird. Nach Abschluss der Zugabe wird die Mischung für weitere
30' gerührt, dann
werden die Lösungsmittel
abdestilliert bis eine Innentemperatur von 100 °C erreicht wird, wobei schrittweise
ein äquivalentes
Volumen Wasser dem Destillat während
des Arbeitsablaufs zugegeben wird.
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Die
Masse wird auf 40 – 45 °C Innentemperatur
abgekühlt
und 360 ml einer wässrigen
5%-igen Natriumhypochloridlösung
(0,24 Mol) werden innerhalb von ungefähr 2 Stunden zugegeben.
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15' nach dem Abschluss
der Zugabe wird die Masse auf 20 – 25 °C Innentemperatur abgekühlt, mit 180
ml Toluol versetzt und mit 88 ml 50%-iger Schwefelsäure angesäuert, wobei
ein pH von 2 erhalten wird; das ausgefällte Produkt wird filtriert,
mit Wasser bis zur Neutralität gewaschen,
dann eingeengt und im Ofen unter Vakuum bei einer Temperatur von
55 – 60 °C getrocknet,
wobei 44 g (0,16 Mol) 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
(Ausbeute: 73 %) erhalten werden.
1H-NMR
(CDCl3, δ ppm):
3,20 – 3,25
(d, 1H); 3,63 – 3,68
(d, 1H) (J = 12 Hz) ; 5,29 (s, 1H); 7,38 – 7,49 (m, 10 H).
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Beispiel 2: Herstellung von 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
(Modafinil)
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Verfahren 1
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Eine
auf 15 °C
gekühlte
Lösung
aus 10 g (0,036 Mol) 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
in 66 g Dichlormethan wird mit 6,8 g (0,042 Mol) N,N'-Carbonyldiimidazol
in 5 Teilen von jeweils 1,3 g versetzt. Nach Abschluss der Zugabe
wird die Masse auf 0 – 5 °C abgekühlt und
Ammoniakgas wird eingeblasen. Anschließend wird die Innentemperatur
auf 20 – 25 °C gebracht
und diese Bedingungen werden für
ungefähr
30' beibehalten,
dann wird die Mischung mit 50 ml Wasser verdünnt. Die Phasen werden getrennt,
die organische Phase wird mit 40 ml Wasser versetzt und Dichlormethan
wird unter Atmosphärendruck
abdestilliert.
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Die
Masse wird auf 20 – 25 °C abgekühlt und
mit 20 ml Ethylacetat versetzt und für ungefähr 1 Stunde weitergerührt; das
Präzipitat
wird abgefiltert, mit Wasser gewaschen, um 6,9 g (0,025 Mol) 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
(Modafinil) (Ausbeute: 70 %, HPLC-Reinheit > 99.5%) zu ergeben.
1H-NMR
(CDCl3, δ ppm):
3,22 – 3,27
(d, 1H); 3,63 – 3,68
(d, 1H) (J = 12 Hz); 5,32 (s, 1H); 7,38 – 7,49 (m, 10 H).
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Beispiel 3: Herstellung von 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
(Modafinil)
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Verfahren 2
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Eine
auf 15 °C
gekühlte
Lösung
aus 20 g (0,073 Mol) 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]essigsäure (9)
in 132 g Dichlormethan wird mit 13,6 g (0,084 Mol) N,N'-Carbonyldiimidazol
in 5 Teilen von jeweils 2,7 g versetzt. Nach Abschluss der Zugabe
wird die Masse auf 0 – 5 °C abgekühlt und
mit 120 ml (1,06 Mol) einer wässrigen 15%-igen
Ammoniaklösung
versetzt. Anschließend
wird die Innentemperatur auf 20 – 25 °C gebracht und diese Bedingungen
werden für
ungefähr
30' beibehalten,
dann wird die Mischung mit 100 ml Wasser verdünnt. Die Phasen werden getrennt,
die untere organische Phase wird mit 80 ml Wasser versetzt und Dichlormethan wird
unter Atmosphärendruck
abdestilliert.
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Die
Masse wird auf 20 – 25 °C abgekühlt und
mit 40 ml Ethylacetat versetzt und für ungefähr 1 Stunde weitergerührt; das
Präzipitat
wird abgefiltert und mit Wasser gewaschen, um 14,4 g 2-[(Diphenylmethyl)sulfinyl]acetamid
(Modafinil) (Ausbeute: 72,2 %, HPLC-Reinheit > 99.5%) zu ergeben.
1H-NMR
(CDCl3, δ ppm):
3,22 – 3,27
(d, 1H); 3,63 – 3,68
(d, 1H) (J = 12 Hz); 5,32 (s, 1H); 7,38 – 7,49 (m, 10 H).