-
Gebiet der Erfindung
-
Diese
Erfindung bezieht sich auf eine neue Verwendung von Piperazinphenothiazinderivaten und
deren pharmazeutisch annehmbaren Salzen oder Estern bei der Herstellung
eines Arzneimittels mit Neuroprotektor-Wirkungen und/oder neurotrophischen
Wirkungen auf das ZNS und/oder PNS zur Behandlung amyotrophischer
Lateralsklerose (ALS).
-
Hintergrund der Erfindung
-
Diese
Verbindungen sind als bedeutende Tranquilizer und Neuroleptika dafür bekannt,
daß sie schizophrene
Bewegungen und manisches Verhalten lindern. Genauer gesagt, sind
die Piperazinreihe, die Trifluorperazin, Prochlorperazin, Flufenazin
umfaßt,
die wirksamsten antipsychotischen Phenothiazinverbindungen. Flufenazin
wird unter dem Markennamen Moditen® hinsichtlich
seiner therapeutischen Wirkungen als Neuroleptikum vermarktet. Fluphenazin
und sein Hydrochloridsalz oder seine Enanthat- oder Decanoatesterform
zeigen an verschiedenen Punkten des ZNS sowie an peripheren Organsystemen
Aktivität,
die seine antipsychotische Wirkung und Nebenwirkungen ergeben. Ein
indirekter Nachweis zeigt, daß die
antipsychotischen Wirkungen von Phenothiazinen mit deren Wirkung
bei der Blockade von Dopamin- und anderen Katecholaminrezeptorstellen
in Verbindung stehen.
-
WO
03/062232 offenbart Derivate von Thiazolen, die einen Phenothiazinrest
umfassen und zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie ALS
verwendet werden.
-
US 6482822 offenbart Derivate
von N-Iminomethylamin, die einen Phenothiazinrest umfassen, mit
Inhibierungswirkung auf NO-Synthetaseenzymen, die NO erzeugen, und/oder
einer Wirkung, die die reaktive Sauerstoffspezies fängt und
vorteilhafte Wirkungen bei der Behandlung von Symptomatiken erzeugen
kann, bei denen diese chemischen Spezies involviert sind. Es werden
ALS-Erkrankungen genannt.
-
WO
02 083656 offenbart 5-gliedrige heterocyclische Derivate, umfassend
einen Phenothiazinrest, mit inhibierender Wirkung auf Monoaminoxidase
oder auf Lipidperoxidation oder mit Modulationswirkung auf Natriumkanäle und die
zur Behandlung von ALS verwendet werden können.
-
WO
00/32175 offenbart Phenothiazinderivate, die zur Krebsbehandlung
nützlich
sind und die mit der Expression eines Mutantenproteins der p53 interagieren
können.
Sie sind auch für
Erkrankungen, die mit einem bezogen auf die räumliche Anordnung instabilen
oder fehlgefalteten Protein im Zusammenhang stehen, wie ALS-Erkrankungen
nützlich.
-
Zusammenfassung der Erfindung
-
Der
Anmelder hat überraschend
herausgefunden, daß Piperazinphenothiazinderivate
und genauer gesagt Flufenazin, signifikante neuroprotektive und
neurotrophische Wirkungen zeigen. Diese neuen Wirkungen, die nicht
von der tatsächlichen
antipsychotischen Wirkung von Flufenazin abgeleitet werden können, sind
während
spezifischer in vitro- und in vivo-Modellstudien der neuronalen ZNS- und PNS-Degeneration
hervorgebracht worden.
-
Die
Erfindung bezieht sich auf
- 1. Die Verwendung
einer Verbindung der Formel I worin
A eine gerade
oder verzweigte Alkylen-Kette von 2 bis 6 Kohlenstoffatomen, die
die daran gebundenen Stickstoffatome durch mindestens 2 Kohlenstoffatome
trennt, repräsentiert;
R1
Wasserstoff, Halogen, niedrigeres Alkyl, niedrigeres Alkoxy, niedrigeres
Alkanoyl, niedrigeres Alkylmercapto, Trifluormethylmercapto, niedrigeres
Alkylsulfonyl (bevorzugt mit Methylsulfonyl), Perfluoralkyl von
1 bis 3 Kohlenstoffatomen repräsentiert;
R2,
R3, R4 und R5 jeweils Methyl, Ethyl oder Wasserstoff repräsentieren,
R6
Wasserstoff, niedrigeres Alkyl, Hydroxy-niedrigeres Alkyl oder aliphatisches
Acyloxy-niedrigeres Alkyl mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen in dem Acyloxy-Teil
und 1 bis 6 Kohlenstoffatomen in dem Alkyl-Teil, CH2-CH2-O-R7, worin R7 Wasserstoff repräsentiert,
COR8,
worin R8 eine verzweigte oder geradkettige Alkylgruppe von 7 bis
14 Kohlenstoffatomen ist, repräsentiert;
zur
Herstellung eines Arzneimittels mit Neuroprotektor-Wirkungen und/oder
neurotrophischen Wirkungen auf das ZNS und/oder PNS zur Behandlung
amyotrophischer Lateralsklerose (ALS)-Krankheiten.
- 2. Die Verwendung nach Punkt 1, bei der A Ethylen, Propylen
oder 2-Methylpropylen repräsentiert:
R1 Wasserstoff, Chlor, COCH3, -CF3 repräsentiert;
R2, R3, R4 und R5 jeweils Wasserstoff repräsentieren; R6 CH3,
CH2-CH2-O-R7, worin
R7 Wasserstoff repräsentiert,
COR8, worin R8 eine geradkettige Alkyl-Gruppe von 7 bis 14 Kohlenstoffatomen
ist, repräsentiert.
- 3. Die Verwendung nach den Punkten 1 bis 2, bei der die Piperazinphenothiazin-Derivate
Flufenazin oder ein pharmazeutisch annehmbares Salz oder ein pharmazeutisch
annehmbarer Ester davon ist.
- 4. Die Verwendung nach einem der Punkte 1 bis 3, bei der das
Arzneimittel für
einen oralen, rektalen, subkutanen, intramuskulären oder intravaskulären Verabreichungsweg
ist.
- 5. Die Verwendung nach einem der Punkte 1 bis 4, bei der das
Arzneimittel als Wirkstoff von 0,2 mg bis 500 mg der Piperazinphenothiazin-Derivate
aufweist.
- 6. Die Verwendung nach einem der Punkte 1 bis 5, bei der das
Arzneimittel in Dosen zu verabreichen ist, die zwischen 0,1 mg/kg
bis 10 mg/kg liegen.
-
Die
Erfindung liefert auch Arzneimittel zur Behandlung amyotrophischer
Lateralsklerose (ALS)-Krankheiten. Die obigen Arzneimittel zur Verabreichung
an einen Menschen oder andere tierische Individuen umfassen eine
wirksame Menge von Piperazinphenothiazinderivat-Verbindungen der
Formel I mit Neuroprotektor-Wirkungen und/oder neurotrophischen
Wirkungen.
-
Kurze Beschreibung der
Figuren
-
1:
Flufenazinwirkungen auf die Rückenmarksneuronen-Überlebenszeit
-
2:
Schutzwirkungen von Flufenazin auf Kortexneuronen nach Glutaminsäureintoxikation
und unter Reifung mit BDNF.
-
3:
Schutzwirkungen von Flufenazin auf mesenzephale Neuronen nach MPP+-Intoxikation
-
4:
neurotrophische Wirkungen von Flufenazin auf Kortexneuronen
-
5:
neurotrophische Wirkungen von Flufenazin auf Rückenmarksneuronen
-
6: Überlebensrate
von SOD-Mäusen nach
oraler Verabreichung von Flufenazin.
-
Ausführliche Beschreibung
-
Folglich
wird gemäß der vorliegenden
Erfindung die Verwendung von Piperazinphenothiazin-Derivaten und
eines pharmazeutisch annehmbaren Salzes und/oder Esters davon bei
der Herstellung eines Arzneimittels mit Neuroprotektor-Wirkungen und
neurotrophischen Wirkungen auf das ZNS und PNS zur Behandlung amyotrophischer
Lateralsklerose (ALS)-Krankheiten
bereitgestellt.
-
Piperazinphenothiazin-Derivate
werden als Verbindungen der Formel I
definiert, worin
A eine
gerade oder verzweigte Alkylen-Kette von 2 bis 6 Kohlenstoffatomen,
die die daran gebundenen Stickstoffatome durch mindestens 2 Kohlenstoffatome
trennt, repräsentiert;
R1
Wasserstoff, Halogen (bevorzugt Chlor), niedrigeres Alkyl, niedrigeres
Alkoxy, niedrigeres Alkanoyl (bevorzugt COCH
3),
niedrigeres Alkylmercapto, Trifluormethylmercapto, nied rigeres Alkylsulfonyl (bevorzugt
Methylsulfonyl), Perfluoralkyl von 1 bis 3 Kohlenstoffatomen, bevorzugt
CF
3 repräsentiert;
R2,
R3, R4 und R5 jeweils Methyl, Ethyl oder Wasserstoff repräsentieren,
R6
Wasserstoff, niedrigeres Alkyl, Hydroxy-niedrigeres Alkyl oder aliphatisches
Acyloxy-niedrigeres Alkyl mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen in dem Acyloxy-Teil und
1 bis 6 Kohlenstoffatomen in dem Alkyl-Teil, CH
2-CH
2-O-R7, worin P7 Wasserstoff repräsentiert,
COR8,
worin RB eine verzweigte oder geradkettige Akylgruppe von 7 bis
14 Kohlenstoffatomen ist, repräsentiert.
-
Die
Ausdrücke „niedrigeres
Alkyl", „niedrigeres
Alkoxy", „niedrigeres
Alkanoyl", wie hierin
verwendet, umfassen sowohl gerad- als auch verzweigtkettige Reste
von 1 bis 6 Kohlenstoffatomen.
-
Bevorzugt
sind die Piperazinphenothiazinderivate, die in den Arzneimitteln
der Erfindung verwendet werden, aus Verbindungen der Formel I ausgewählt, worin
A
Ethylen, Propylen oder 2-Methylpropylen repräsentiert;
R1 Wasserstoff,
Chlor, COCH3, CF3 repräsentiert;
R2,
R3, R4 und R5 jeweils Wasserstoff repräsentieren;
R6 CH2-CH2-O-R7, worin
R7 Wasserstoff repräsentiert,
COR8, worin R8 ein geradkettiger Alkylrest von sieben bis vierzehn
Kohlenstoffatomen ist, repräsentiert.
-
Stärker bevorzugt
sind die Piperazinphenothiazinderivate, die in den Arzneimitteln
der Erfindung verwendet werden, 4-[3-[2-(Trifluormethyl)-10H-phenothiazin-10-yl]propyl]-1-pyperazinethanol
(Flufenazin) oder Salze und/oder Ester davon.
-
Diese
Verbindungen und deren chemische Herstellung in Form freier Basen
werden in
GB 829246 ,
US 3.058.979 beschrieben.
Diese Erfindung umfaßt
auch Salze der oben definierten Basen, gebildet mit nicht toxischen
organischen und anorganischen Säuren.
Solche Salze sind durch in der Technik bekannte Verfahren leicht
herzustellen und werden in
GB
829246 ,
US 3.058.979 offenbart.
Die Erfindung umfaßt
auch Esterderivate der obigen Verbindungen, und deren Herstellung
wird in
GB 833474 und
US 3.194.733 beschrieben.
-
Die
Arzneimittel der Erfindung dienen zur Behandlung amyotrophischer
Lateralsklerose (ALS)-Krankheiten.
-
Die
neuroprotektiven und neurotrophischen Wirkungen von Flufenazin wurden
in vitro an Kulturen primärer
neuronaler Zellen und in vivo in Tiermodellstudien getestet.
-
Zunächst wurden
in vitro-Studien an Rückenmarkmotoneuronen,
die mit peripheren Neuropathieerkrankungen wie zum Beispiel amyotrophischer
Lateralsklerose (ALS) im Zusammenhang stehen, gemäß der von
Martinou J.C., Martinou I., Kato A.C. in Cholinergic differentiation
factor (CDF/LIF) promotes survival of isolated rat embryonic motoneurons
in vitro. Neuron 1992, 8(4): 737–744) und Ometani A, Nomoto
H, Nitta A, Furukawa Y, Furukawa S. in 4-Methylcatechol stimulates
phosphorylation of Trk family neurotrophin receptors and MAP kinases
in cultured rat cortical neuron. J Neurosci Res 1. November 2002;
70(3): 335–9
beschriebenen Protokolle durchgeführt.
-
Weitere
Studien wurden an Kortexneuronen, intoxiniert mit Glutaminsäure, gemäß dem von
Nilsen J. and Brinton RD in Impact of progestins on oestrogen-induced
neuroprotection: synergy by progesterone and 19-norprogesterone
and antagonism by medoxyprogesterone acetate. Endocrinology 143: 205–212, 2002,
beschriebenen Protokoll durchgeführt.
-
Kortexneuronen
sind verbunden mit der Alzheimer-Krankheit und auch mit mesenzephalen
Neuronen oder dopaminergen Neuronen, die wiederum selbst mit der
Parkinson-Krankheit verbunden sind. (siehe auch das von Y. Mitsumotol,
A. Watanabe, T. Miyauchi, F. Jimma, und T. Moriizumi in Stimulation
of the regrowth of MPP+/damaged dopaminergic fibers by the treatment
of mesencephalic cultures with basigin; J Neural Transm (2001) 108:
1127–1134
beschriebene Protokoll.)
-
Die
in vivo-Studien wurden an transgenen Tieren mit ALS hervorrufenden
Mutationen, einem Modell für
neurodegenerative Erkrankungen gemäß den von Gurney Me, Pu H,
Chiu Ay, Dal Canto Mc, Polchow Cy, Alexander Dd, Caliendo J, Hentati
A, Kwon Yw, Deng Hx, et al. in Motor neuron degeneration in mice
that express a human Cu, Zn superoxide dismutase mutation. Science
(1994) 264: 1772–1775;
und Mohajeri Mh, Figlewicz Da, Bohn Mc in Selective loss of alpha
motoneurons innervating the medial gastrocnemius muscle in a model of
amyotrophic lateral sclerosis. Exp. Neurol. (1998) 150: 329–336 beschriebenen
Protokollen durchgeführt.
-
Alle
diese Tests zeigen, daß die
neuronale Überlebenszeit
in Gegenwart mehrerer Konzentrationen von Flufenazin im Vergleich
zu der Kontrolle ohne Flufenazin steigt, und daß Flufenazin nach verschiedenen
Intoxikationen eine neuroprotektive Wirkung induziert.
-
Die
neurotrophische Wirkung, das heißt, das Neuritwachstum, mit
Flufenazin wurde sowohl an neuronalen Kortex- als auch Rückenmarkkulturen gemäß dem von
Lucius R, Sievers J. in Postnatal retinal ganglion cells in vitro:
protection against reactive oxygen species (ROS)induced axonal degeneration by
cocultured astrocytes Brain Res 16. Dez. 1996; 743 (1-2): 56– 62 beschriebenen
Protokolls überprüft.
-
Die
Ergebnisse hinsichtlich der Neuritlänge als auch des Prozentsatzes
an Zellen mit Neuriten, quantifiziert durch sorgfältige mikroskopische
Inaugenscheinnahme, zeigen die neurotrophische Wirkung in Gegenwart
mehrerer Flufenazinkonzentrationen im Vergleich zu der Kontrolle
ohne Flufenazin.
-
Die
in vivo-Testergebnisse zeigen die verbesserte Überlebenszeit der Tiere bei
der Verabreichung von mehreren Dosen Flufenazin im Vergleich zu
der Kontrolle ohne Flufenazin.
-
Diese
Arzneimittel können
auf oralen, rektalen, subkutanen, intramuskulären oder intravaskulären Verabreichungswegen
verabreicht werden.
-
Die
Arzneimittel gemäß der Erfindung
können
Feststoffe oder Flüssigkeiten
sein, und können
in den pharmazeutischen Formen, die üblicherweise in der Humanmedizin
verwendet werden, wie zum Beispiel blanken oder mit Zucker überzogenen
Tabletten, Gelatinekapseln, Granulaten, Zäpfchen, injizierbaren Präparaten,
Salben, Cremes, Gelen vorliegen; sie werden gemäß den üblichen Verfahren hergestellt.
Der/Die Wirkstoff(e) kann/können
mit den Trägerstoffen,
die für
gewöhnlich
in diesen pharmazeutischen Zusammensetzungen verwendet werden, wie Talk,
Gummiarabikum, Lactose, Stärke,
Magnesiumstearat, Kakaobutter, wässerigen
oder nicht wässerigen
Vehikeln, fettigen Substanzen tierischen oder pflanzlichen Ursprungs,
Paraf finderivaten, Glykolen, verschiedenen Benetzungs-, Dispergier-
oder Emulgiermitteln, Konservierungsstoffen, eingeführt werden.
-
Diese
Zusammensetzungen können
insbesondere in Form eines Pulvers zur unvorbereiteten Auflösung in
einem geeigneten Vehikel, zum Beispiel apyrogenen sterilen Wasser,
vorliegen.
-
Das
Arzneimittel kann als Wirkstoff 0,2 mg bis 500 mg der Piperazinphenothiazin-Derivate
umfassen.
-
Die
verabreichte Dosis ist gemäß des zu
behandelnden Zustandes, des betreffenden Patienten, dem Verabreichungsweg
und des in Frage kommenden Produktes variabel. Sie kann mit Flufenazin
zum Beispiel zwischen 0,01 mg und 50 mg pro Tag auf oralem Weg bei
Erwachsenen oder auch zwischen 0,1 mg und 10 mg pro Tag auf intramuskulärem oder intravenösem Weg
liegen.
-
Beispiele
-
In vitro-Studien:
-
Zellkultur-Bedingungen:
-
Zwei
Arten von Kulturen primärer
neuronaler Zellen, d. h., Kortex- und Rückenmarksneuronen, wurden aus
15–17
Tage alten Föten
weiblicher Wistar-Ratten isoliert und in neurobasal/B27-Medium bis zur
Zelldifferenzierung kultiviert.
-
Neuroprotektionsassays:
-
Alle
Tests wurden mit ihrer entsprechenden Kontrolle durchgeführt.
-
Beispiel 1
-
Die
Erhaltung der neuronalen Überlebenszeit
und Proliferation ist ein entscheidender Vorgang für die Integrität von Neuronen.
In der vorliegenden Studie wird eine Rückenmarksmotoneuronenzellkultur
dazu verwendet, zu beurteilen, ob Flufenazin die neuronale Überlebenszeit
und Proliferation fördert oder
nicht.
-
Neuronale Überlebenszeit
und Proliferation
-
Die
Zellenkulturen werden mit unterschiedlichen Flufenazin-N-Mustard-dihydrochlorid-Konzentrationen inkubiert:
50, 100, 250 nmol/l.
-
Dann
wird die neuronale Überlebenszeit
zu verschiedenen Zeitpunkten aufgezeichnet: 2, 24, 48, 72, 96, 120
Stunden, indem die Anzahl der Zellen unter einem Mikroskop gezählt wurde.
-
Die
Ergebnisse werden in 1 gezeigt:
Der Prozentsatz
der neuronalen Überlebenszeit,
erhalten, wenn Zellkulturen mit Flufenazin inkubiert wurden, wird
mit Zellkulturen, die allein mit nur 50 Mikrogramm hirnabstammendem
neurotrophischem Protein (BDNF) inkubiert wurden, verglichen. Alle Prozentsätze stiegen
gleichmäßig von
48 h bis 120 h und die besten Überlebenszeitergebnisse
wurden mit Flufenazinkonzentrationen von 50 bis 250 nmol/l erhalten.
-
Beispiel 2
-
Glutaminsäureintoxikationsassay:
-
Die
neuroprotektive Wirkung wird am Glu-induzierten Kortexneuronenverlust
bewertet. Der Sterbeprozeß wird
durch eine 10minütige
Behandlung von Neuronenzellkulturen mit einer neurotoxischen Konzentration
an Glutaminsäure
bei 100 Mikromol/l initiiert.
-
Die
Fähigkeit
von Flufenazin, den Sterbeprozeß umzukehren
zu machen, wird durch das anschließende Aussetzen der Zellen
zu Flufenazinkonzentrationen von 100 und 200 nmol/l erreicht. Die Menge
an freigesetztem LDH wird zur Bestimmung des Intoxikationsgrades
verwendet, und die Verringerung der freigesetzten Menge ist bei
Zellresistenz proportional zur Glu-Neurotoxizität.
-
Die
Ergebnisse werden in 2 (rechter Teil) gezeigt:
Der
Prozentsatz der neuronalen Überlebenszeit,
erhalten, wenn intoxinierte Zellkulturen mit Flufenazin inkubiert
wurden, wird mit Zellkulturen ohne Flufenazin verglichen.
-
Mit
200 nmol/l Flufenazin ist eine signifikante 10%ige Steigerung zu
beobachten.
-
Im
linken Teil von 2 ist zu beobachten, daß Flufenazin
keine oder nur eine sehr geringe Wirkung auf die Zellüberlebenszeit
in Abwesenheit einer neurotoxischen Verbindung hat.
-
Beispiel 3
-
MPP+-Intoxikationsassay:
-
Die
neuroprotektive Wirkung wird am MPP+-induzierten Verlust mesenzephaler
Neuronen mit einer Flufenazinkonzentration von 250 nmol/l bewertet.
-
Die
Zellen werden mit 2 Mikromol MPP+ als Neurotoxikum über 24 h
intoxiniert. Die Zellkultur wird dann mit 250 nm/l Flufenazin behandelt.
Nach 48 h sind umgekehrte Wirkungen zu beobachten.
-
Diese
neuroprotektiven Wirkungen werden durch die erhöhte Anzahl TH-positiver Zellen
oder dopaminerger Neuronen (d. h. mesenzephaler Neuronen, die Tyrosinhydroxylase
(TH), ein Dopaminsyntheseenzym, enthalten) gemessen.
-
Die
Ergebnisse werden in 3 (rechter Teil) gezeigt:
Der
Prozentsatz der Überlebenszeit
mesenzephaler Neuronen, erhalten, wenn intoxinierte Zellkulturen mit
Flufenazin inkubiert wurden, wird mit Zellkulturen ohne Flufenazin
verglichen.
-
Mit
250 nmol/l Flufenazin ist eine signifikante 30%ige Steigerung der
TH-positiven Zellen zu beobachten.
-
Diese
Ergebnisse zeigen, daß Flufenazin (250
nmol/l) den MPP+-induzierten Neuronenverlust im selben Ausmaß wie Riluzole
(5 Mikromol/l), ein Arzneimittel mit anerkannter neuroprotektiver
Wirkung, in diesem Modell umkehrt (siehe Referenz Storch A, Burkhardt
K, Ludolph AC, Schwarz J. Protective effects of riluzole on dopamine
neurons: involvement of oxidative stress and cellular energy metabolism.
J. Neurochem., Dez. 2000, 75(6): 2259–69).
-
Im
linken Teil von 3 kann bestätigt werden, daß Flufenazin
gemäß seiner
bekannten extrapyramidalen Reaktionen eine negative Wirkung (weniger
als 50%) auf die Überlebenszeit
von dopaminergen Neuronen hat.
-
Überdies
zeigt dieser Assay auch eine längere
Neuritausdehnung als bei Kontrollneuronen bei 250 nmol/l.
-
Beispiel 4
-
Neurotrophische Assays:
-
Die
Fähigkeit
von Flufenazin, das Neuritwachstum zu induzieren, wird sowohl an
neuronalen Kortex- als auch Rückenmarkskulturen
nach einer 24stündigen
Flufenazinaussetzung untersucht.
-
Die
Neuritlänge
sowie der Prozentsatz an Zellen mit Neuriten werden durch sorgfältige mikroskopische
Inaugenscheinnahme quantifiziert.
-
Die
Ergebnisse für
die Kortexneuronen werden in 4 gezeigt,
die neurotrophische Wirkung von Flufenazin (200 nmol/l) auf Kortexneuronen
wird als eine Steigerung von 30% der Neuritenlänge im Vergleich zur Neuritenlänge der
Kontroll-Kortexneuronen ausgedrückt.
-
Die
Ergebnisse für
die Rückenmarksneuronen
werden in 5 gezeigt:
Die neurotrophische
Wirkung von Flufenazin (50 nmol/l; 100 nmol/l) wird als eine Steigerung
von 40% bis 50% der Neuritenlänge
im Vergleich zur Neuritenlänge
der Kontroll-Rückenmarksneuronen
ausgedrückt.
-
Beispiel 5
-
In vivo-Assays.
-
Tiere und Flufenazinbehandlung.
-
4
Monate alte Mäuse,
das heißt,
etwa 2 Wochen vor Erscheinen der ersten Symptome, wurden verwendet.
-
Sie
wurden unter Verwendung des PCR-Verfahren hinsichtlich des SOD1-Gens
genotypiert. Die Tiere wurden in vier Gruppen eingeteilt, denen
täglich oral
1) Kochsalzlösung
als Kontrolle, 2) 0,1 mg/kg, 3) 1 mg/kg, 4) 10 mg/kg Flufenazin
verabreicht wurde, bis Tod aufgrund von Schwäche und Paralyse eintraten.
-
Die Überlebensrate
wurde täglich
aufgezeichnet.
-
Die
Ergebnisse werden in 6 gezeigt:
Dosen von 0,1
und 1 mg/kg Flufenazin erhöhten
die Überlebenszeit
der SOD-Mäuse
im Vergleich zu der mit Kochsalz behandelten Gruppe. Im Gegensatz dazu
schien eine höhere
Dosis (10 mg/kg) eine nachteilige Wirkung zu haben und führte zu
einer Linksverschiebung der Überlebenszeitkurve.