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Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft Fusionsproteine oder Fusionspeptide, die PTH
und eine Aminosäuresequenz,
die Bindungswechselwirkungen zu Matrices zulässt, enthalten, Matrices, die
das Fusionspeptid aufweisen, ein Verfahren zur Herstellung derartiger
Matrices, und ein das Fusionspeptid aufweisendes Kit. Die Fusionspeptide
sind geeignet zur Verwendung bei der Wiederherstellung und Neubildung
von Gewebe und bei der kontrollierten Freisetzung von PTH.
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Hintergrund der Erfindung
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Nebenschilddrüsenhormon
(PTH – parathyroid
hormone) ist ein Peptid mit 84 Aminosäuren, das von der Nebenschilddrüse hergestellt
und abgesondert wird. Dieses Hormon spielt eine Hauptrolle bei der
Kontrolle von Serum-Calciumspiegeln durch seine Wirkung auf verschiedene
Gewebe, einschließlich
Knochen. Studien am Menschen mit verschiedenen Formen von PTH haben
eine aufbauende Wirkung auf Knochen gezeigt, was sie für die Behandlung
von Osteoporose und verwandten Knochenerkrankungen interessant macht (
US-Patent Nr. 5 747 456 von
Chorev, et al. und
WO 00/10596 von
Eli Lilly & Co.).
Das Nebenschilddrüsenhormon
wirkt auf Zellen durch Bindung an einen Zelloberflächenrezeptor.
Dieser Rezeptor ist dafür
bekannt, auf Osteoblasten gefunden zu werden, den Zellen, die für die Bildung
von neuem Knochen verantwortlich sind.
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Es
wurde berichtet, dass die N-terminale Domäne von 34 Aminosäuren des
menschlichen Hormons dem Hormon in voller Länge biologisch äquivalent
ist. PTH 1-34 und seine Wirkungsweise wurde zuerst in dem
US-Patent Nr. 4 086 196 beschrieben.
Seither wurden Forschungen durchgeführt an PTH 1-34 und anderen verkürzten Versionen
der natürlichen
menschlichen PTH-Form, wie z. B. PTH 1-25, PTH 1-31 und PTH 1-38 (siehe
z. B. Rixon RH, et al., J. Bone Miner. Res., 9(8): 1179–89 (Aug.
1994).
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Der
Mechanismus, durch den PTH die Umbildung von Knochen beeinflusst,
ist kompliziert, was zu gegensätzlichen
Ergebnissen führte,
und danach war eine beträchtliche
Anzahl von Studien zu dem genauen Mechanismus die Folge. Es wurde
gezeigt, dass, wenn PTH systemisch in kontinuierlicher Weise verabreicht wird,
die Knochendichte abnimmt. Im Gegensatz dazu wurde berichtet, dass,
wenn dasselbe Molekül
stoßweise
verabreicht wird, die Knochendichte zunimmt (siehe z. B.
WO 99/31137 von Eli Lilly & Co.). Dieser
scheinbare Widerspruch kann erklärt
werden durch den Mechanismus, durch den PTH die Knochenumbildung
und danach den beobachtbaren Parameter der Knochendichte moduliert.
Bei voll entwickeltem Knochen wurde für den PTH-Rezeptor lediglich
gezeigt, dass er an der Oberfläche
von Zellen der Osteoblasten-Linie vorhanden ist, aber nicht auf
Osteoclasten. Die Rolle, die PTH bei der Knochenumbildung spielt,
nimmt den Weg über
die Osteoblasten im Gegensatz zu den Osteoclasten. Die Zellen an
unterschiedlichen Stadien der Osteoblasten-Linie reagieren jedoch
unterschiedlich, wenn sie an PTH binden. Daher können die dramatischen Unterschiede,
die beobachtet werden, wenn das PTH unter Verwendung verschiedener
Verfahren verabreicht wird, erklärt
werden, indem man die unterschiedlichen Wirkungen versteht, die
dasselbe Molekül
auf die unterschiedlichen Zellen innerhalb der Osteoblasten-Linie
ausübt.
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Wenn
PTH an eine mesenchymale Stammzelle bindet, wird die Zelle veranlasst,
sich in einen Präosteoblasten
zu differenzieren. So gibt es durch Zugabe von PTH zu dem System
eine Erhöhung
der Präosteoblasten-Population.
Diese Präosteoblast-Zellen
haben jedoch ebenso den PTH-Rezeptor, und die nachfolgende Bindung
des PTH an den Rezeptor auf diesen Zellen führt zu einer unterschiedlichen
Reaktion. Wenn PTH an den Präosteoblasten
bindet, führt
das zu zwei getrennten Folgen, die zu Knochenresorption führen. Erstens hemmt
es die weitere Differenzierung der Präosteoblasten zu Osteoblasten.
Zweitens steigert es die Absonderung von Interleukin 6 (IL-6) aus
den Präosteoblasten.
IL-6 hemmt sowohl die Präosteoblast-Differenzierung,
wie es auch die Präosteoclast-Differenzierung
zu Osteoclasten steigert. Diese doppelte Reaktion der Zellen innerhalb
der Osteoblast-Linie ist es, was die komplexe Reaktion zwischen
Knochenumbildung und PTH-Exposition schafft. Wenn PTH periodisch
für kurze
Zeitspannen dosiert wird, dann werden die mesenchymalen Stammzellen
dazu veranlasst, zu Osteoblasten zu differenzieren. Die kurzen Dosierungsspannen
verhindern dann, dass die neu gebildeten Präosteoblasten IL-6 produzieren,
was die Aktivierung der Osteoblasten verhindert. Daher können diese
neu gebildeten Präosteoblasten
während
der Dosierungsintervalle weiter zu Osteoblasten differenzieren,
was zu Knochenbildung führt.
Wenn jedoch eine konstante Dosis PTH angewendet wird, dann haben
die Präosteoblasten
die Gelegenheit, mit der IL-6-Produktion zu beginnen, wodurch sie die
Osteoclasten aktivieren und sich selbst hemmen, was zu der entgegengesetzten
Wirkung führt:
Knochenresorption.
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Zur
Wiederherstellung oder Neubildung von Gewebe müssen Zellen in ein Wundbett
wandern, proliferieren, Matrixkomponenten exprimieren oder extrazelluläre Matrix
bilden, und eine endgültige
Gewebeform bilden. Oft müssen
viele Zeltpopulationen an dieser morphogenetischen Reaktion teilnehmen,
wozu häufig
Gefäßzellen
und Nervenzellen gehören.
Es wurde gezeigt, dass Matrices dies stark fördern, und in manchen Zellen
wurde gefunden, dass sie essenziell sind, damit dies auftritt. Es
wurden Schritte unternommen zur Entwicklung von Matrices aus natürlichen
oder synthetischen Ursprüngen
oder einer Mischung von beidem. Natürliche Matrices zum Einwachsen
von Zellen unterliegen der Umbildung durch zelluläre Einflüsse, die
alle auf Proteolyse basieren, z. B. durch Plasmin (das Fibrin abbaut)
und Matrix-Metalloproteinasen (die Collagen, Elastin, etc. abbauen).
Ein derartiger Abbau ist hochgradig lokalisiert und tritt nur bei
direktem Kontakt mit der wandernden Zelle auf. Zusätzlich ist
die Zuführung
spezifischer Zell-Signalproteine wie Wachstumsfaktoren streng reguliert.
Im natürlichen
Modell werden keine makroporösen
Matrices zum Einwachsen von Zellen verwendet, sondern vielmehr mikroporöse Matrices,
die die Zellen abbauen können,
lokal und bei Bedarf, wenn die Zellen in die Matrix wandern. Aufgrund
von Bedenken bezüglich
Immunogenität,
kostspieliger Herstellung, begrenzter Verfügbarkeit, Chargenveränderlichkeit
und Reinigung, wurden Matrices auf der Basis synthetischer Vorläufermoleküle, wie
modifiziertem Polyethylenglykol, zur Gewebe-Neubildung in und/oder
auf dem Körper
entwickelt.
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Es
wurde zwar viel Arbeit für
das Studium der systemischen Wirkungen von PTH aufgewendet, aber die
Forschung hat die lokale oder topische Verabreichung von PTH nicht
erforscht. Da PTH eine unmittelbare aufbauende Wirkung auf die Abstammungslinie
der Osteoblastzellen hat, sollte es ein starkes Potential zur Heilung
von Knochenschäden
haben, zusätzlich
zur Beeinflussung der Knochendichte, wenn es in einer Schadstelle
passend angeboten wird. Sobald der Schaden mit Präosteoblasten
ausgefüllt
ist, können
sich dann, wenn das PTH-Signal abgeschaltet ist, die neu gebildeten
Präosteoblasten
zu Osteoblasten differenzieren und mit der Umwandlung des Wundbetts
beginnen, zuerst in Geflechtknochengewebe und dann in eine voll
entwickelte Knochenstruktur.
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Die
vorliegende Erfindung beansprucht den Zeitrang der
WO 03/040235 , und
WO 03/040235 beansprucht den Zeitrang
der USSN 60/337 783.
WO 03/040235 stellt
bezüglich
Offenbarung, die in ihrem Prioritätsdokument USSN 60/337 783
enthalten ist, ein Dokument gemäß Artikel
54(3) und (4) EPÜ dar.
USSN 60/337 783 offenbart den Aufbau und die Chemie synthetischer
Biomaterialien. Insbesondere lehrt es den Reaktionsmechanismus zur
Bildung eines synthetischen Biomaterials, die Art der Vorläuferkomponenten,
den Aufbau der Matrix zur Optimierung des Verhältnisses von Einwachsen von
Zellen in das Material gegenüber hydrolytischem
Abbau des Materials. Als eine weitere Ausführungsform wird die Anbringung
von Zelladhäsionspeptiden
zur Erleichterung des Einwachsens von Zellen und die kovalente Anbringung
des Wachstumsfaktors BMP (Bone Morphogenic Protein) offenbart.
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US-A-5 171 670 offenbart
ein Verfahren zur Herstellung großer Mengen an menschlichem
Nebenschilddrüsenhormon
1-84 (hPTH 1-84) oder von Varianten davon in Bakterien unter Verwendung
von DNA-Rekombinationstechniken. Das Dokument lehrt eine DNA, die
für hPTH
codiert, das wirkungsvoll in Bakterien exprimiert werden kann. Die
Expression findet durch ein Fusionsverfahren statt. Das Fusionspeptid
enthält
das PTH oder Varianten davon, eine Spaltungsstelle und ein Leitpolypeptid.
Das Leitpolypeptid hilft, das Peptid (PTH) zu exprimieren und in
einer stabilen Form zu halten, z. B. beständig gegen intrazellulären Abbau,
während
der Bakterienexpression, wird aber nach der Expression abgespalten,
um das natürliche
PTH zu erhalten. Die bevorzugte Leitsequenz ist menschliches Wachstumshormon.
Das Leitpeptid hat in dem Fusionspeptid keine Funktion, nachdem
seine bakterielle Expression beendet ist, sondern wird nach seiner
Expression abgespalten.
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US-A-6 136 564 betrifft
einen Prozess zur rekombinanten Produktion von Peptiden durch Expression von
Fusionsproteinen mit Streptavidin und nachfolgende enzymatische
Spaltung des Fusionsproteins. Das Dokument lehrt, dass die Expression
von Peptiden/Proteinen in löslicher
Form (in das Periplasma) mittels ei nes Fusionsverfahrens, nachfolgende
Abspaltung des Leitpeptids und Freisetzung des gewünschten
Peptids/Proteins in seiner natürlichen
Form insofern nachteilig ist, als die löslichen Fusionsproteine in
der Zelle oder während
der Abscheidung und Verarbeitung durch Proteolyse abgebaut werden
können.
Zur Überwindung
dieses Nachteils benutzt der Prozess von
US-A-6 136 564 Streptavidin,
was den Vorteil schafft, dass Streptavidin-Fusionsproteine sehr
gut in Prokarioten exprimiert werden können und in der Form unlöslicher
inaktiver Proteine isoliert werden können. Der Prozess kann zur
Produktion von Nebenschilddrüsenhormon (PTH)
und von Fragmenten davon verwendet werden. Streptavidin wird nach
der Expression des Fusionsproteins abgespalten.
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, PTH in einer
Form bereitzustellen, die an eine Matrix zur Wiederherstellung,
Neubildung und Umbildung von Gewebe gebunden werden kann.
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Es
ist eine weitere Aufgabe, ein PTH in einer Form anzugeben, die zur
topischen oder lokalen Verabreichung an einen Patienten zur Heilung
von Knochenschäden
geeignet ist.
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Die
Aufgabe wird erfüllt
durch ein Fusionspeptid, aufweisend eine erste Domäne, die
Nebenschilddrüsenhormon
(PTH) aufweist, und eine zweite Domäne, die eine Substratdomäne aufweist,
die so mit einem Fibrin-Matrixmaterial oder mit einem synthetischen
Matrixmaterial kovalent vernetzbar ist, dass das Fusionspeptid durch
die zweite Domäne
an die Matrix gebunden werden kann.
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Die
Aufgabe wird auch gelöst
durch die Matrix, die zum Wachsen von Zellen oder zum Einwachsen von
Zellen geeignet ist, aufweisend das Fusionspeptid der Erfindung,
wobei das Fusionspeptid kovalent an die Matrix gebunden ist.
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Die
Aufgabe wird außerdem
gelöst
durch das Verfahren zur Herstellung der Matrix, aufweisend ein Bereitstellen
mindestens eines Matrixmaterials, das zur Bildung einer vernetzten
Matrix in der Lage ist, wobei das Matrixmaterial ausgewählt wird
aus der Gruppe, die aus Proteinen und synthetischen Materialien
besteht, Zugeben des Fusionspeptids gemäß der Erfindung zu dem Matrixmaterial,
und Vernetzen des Matrixmaterials dergestalt, dass das Fusionspeptid
durch die zweite Domäne
an die Matrix gebunden wird.
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Die
Aufgabe wird auch gelöst
durch ein Kit, das das Fusionspeptid gemäß der vorliegenden Erfindung aufweist.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Fusionspeptide,
die ein Nebenschilddrüsenhormon
(PTH) in einer Domäne
und eine Substratdomäne, die
kovalent mit einer Matrix vernetzt werden kann, in einer anderen
Domäne
enthalten, und Matrices und Kits, die solche Fusionsproteine oder
Fusionspeptide enthalten, werden hierin offenbart. Fusionsproteine
binden kovalent an natürliche
oder synthetische Materialien unter Bildung von Matrices, die zur
Heilung von Knochenschäden
verwendet werden können.
Gewünschtenfalls
werden alle Komponenten zur Bildung der Matrix einem Knochenschaden
zugeführt,
und die Matrix wird an der Anwendungsstelle gebildet. Das Fusionspeptid kann
so in die Matrix inkorporiert werden, dass entweder das Fusionspeptid
insgesamt oder nur die entsprechende PTH-Sequenz der ersten Domäne durch
den Abbau der Matrix durch enzymatische und/oder hydrolytische Wirkung
freigesetzt wird. Das Fusionspeptid kann auch eine abbaubare Bindung
zwischen der ersten und der zweiten Domäne, die hydrolytische oder
enzymatische Spaltungsstellen enthält, enthalten. Insbesondere
enthält
das Fusionspeptid PTH in einer Domäne, eine Substratdomäne, die
kovalent mit einer Matrix vernetzt werden kann, in einer zweiten
Domäne,
und eine Abbaustelle zwischen der ersten und der zweiten Domäne. Bevorzugt
ist das PTH menschliches PTH, obwohl auch PTH aus anderen Quellen,
wie Rinder-PTH, geeignet sein kann. Das PTH kann PTH 1-84 (natürlich),
PTH 1-38, PTH 1-34, PTH 1-31 oder PTH 1-25 oder irgendeine modifizierte
Version oder Allel-Version von PTH sein, die Eigenschaften aufweisen,
die den vorstehenden ähnlich
sind, d. h. Knochenbildung. Die Abbaustelle erlaubt, dass die Zuführungsgeschwindigkeit
an unterschiedlichen Orten in der Matrix in Abhängigkeit von der zellulären Aktivität an dem
Ort und/oder innerhalb der Matrix variiert wird. Zusätzliche
Vorteile umfassen die niedrigere Gesamtarzneimitteldosis in dem
Zuführungssystem
und die räumliche
Regulierung der Freisetzung, was erlaubt, dass ein größerer Prozentsatz des
Arzneimittels zur Zeit der größten Zellenaktivität freigesetzt
wird.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1 ist
ein Fluoreszenznachweis-Chromatogramm von durch Plasmin abgebauten,
Peptid enthaltenden Fibringelen und freiem Peptid. Größenausschluss-Chromatografie
eines abgebauten Fibringels mit dem eingebauten α2 PI1-7-ATIII121-134-Peptid (-), mit demselben
Peptid, dem abgebauten Fibringel, das eingebautes Peptid enthielt,
frei zugesetzt (∙∙∙), und
von freiem Peptid alleine (--), sind gezeigt. Der N-terminale Leucinrest
war dansyliert (abgekürzt
dL). Das freie Peptid eluierte bei längeren Zeiten, einem geringeren
Molekulargewicht entsprechend, als es das während der Koagulierung in das
Fibringel eingebaute Peptid tat, was eine kovalente Anheftung an
abgebautem Fibrin und daher einen kovalenten Einbau durch die Wirkung
der Faktor XIIIa-Aktivität
zeigt.
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2 ist
eine grafische Darstellung des Einbaus von dLNQEQVSPLRGD (SEQ ID
NO: 1) in Fibringele mit hinzugefügtem exogenem Faktor XIII.
Wenn ein 1 U/ml zugesetzt wurde, stieg das Ausmaß des Einbaus dergestalt, dass
mehr als 25 Mol Peptid/Mol Fibrinogen erzielt werden konnten.
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3 ist
eine grafische Darstellung des Einbaus des Zweidomänenpeptids
dLN-QEQVSPLRGD (SEQ
ID NO: 1) in unverdünnten
Fibrinkleber. Es wurden drei getrennte Kits getestet, und in jedem
Fall konnte ein hohes Ausmaß an
Einbau beobachtet werden, das 25 Mol Peptid/Mol Fibrinogen erreichte.
Die für
einen maximalen Einbau erforderliche Konzentration an exogenem Peptid
war mindestens 5 mM, möglicherweise aufgrund
von Diffusionseinschränkungen
innerhalb der hochgradig dichten Fibrinmatrix, die erzeugt wird.
Das Ausmaß des
Einbaus war sehr gleichmäßig, wobei
jedes Kit ein ähnliches
Einbauprofil ergab.
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Genaue Beschreibung der Erfindung
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Hierin
werden Produkte und Verfahren zur Wiederherstellung, Neubildung
oder Umbildung von hartem Gewebe, insbesondere zum Knochenwachstum,
unter Verwendung natürlicher
und synthetischer Matrices, in die PTH freisetzbar eingebaut ist,
beschrieben. Die natürlichen
Matrices sind biologisch verträglich
und biologisch abbaubar und können
in vitro oder in vivo, zur Zeit der Implantation, gebildet werden.
PTH kann in die Matrices eingebaut werden und seine volle biologi sche
Aktivität
beibehalten. PTH kann freisetzbar eingebaut werden unter Verwendung
von Techniken, die eine Kontrolle darüber, wie und wann und in welchem
Ausmaß das
PTH freigesetzt wird, ermöglichen,
so dass die Matrix direkt oder indirekt zur Wiederherstellung von
Gewebe verwendet werden kann, wobei die Matrix als ein Vehikulum
zur kontrollierten Freisetzung verwendet wird.
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Definitionen
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„Biomaterial", wie allgemein hierin
verwendet, betrifft ein Material, das dazu gedacht ist, eine Schnittstelle
mit biologischen Systemen zu bilden, um irgendein Gewebe, Organ
oder eine Funktion des Körpers
in Abhängigkeit
von dem Material entweder dauerhaft oder zeitlich begrenzt zu untersuchen,
zu behandeln, zu verstärken
oder zu ersetzen. Die Begriffe „Biomaterial" und „Matrix" werden hierin synonym
verwendet und bedeuten ein vernetztes polymeres Netzwerk, das in
Abhängigkeit
von der Art der Matrix mit Wasser gequollen, aber nicht in Wasser
gelöst
werden kann, d. h. ein Hydrogel bilden kann, das für eine gewisse
Zeitdauer im Körper
verbleibt, wobei es gewisse Stützfunktionen
für traumatisiertes
odergeschädigtes
hartes Gewebe erfüllt.
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„PTH-Fusionspeptid", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet ein Peptid, das mindestens eine erste und
eine zweite Domäne
enthält.
Eine Domäne
enthält
ein PTH (natürliche
oder verkürzte
Formen, insbesondere PTH 1-34), und die andere Domäne enthält eine
Substratdomäne
zur Vernetzung mit einer Matrix. Eine enzymatische oder hydrolytische
Abbaustelle kann ebenfalls zwischen der ersten und der zweiten Domäne vorhanden
sein.
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„Starkes
Nucleophil", wie
allgemein hierin verwendet, bezeichnet ein Molekül, das in der Lage ist, in einer
eine polare Bindung bildenden Reaktion ein Elektronenpaar an ein
Elektrophil abzugeben. Bevorzugt ist das starke Nucleophil nucleophiler
als Wasser bei physiologischem pH. Beispiele für starke Nucleophile sind Thiole
und Amine.
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„Konjugierte
ungesättigte
Bindung", wie allgemein
hierin verwendet, bezeichnet das Alternieren von Kohlenstoff-Kohlenstoff-,
Kohlenstoff-Heteroatom- oder Heteroatom-Heteroatom-Mehrfachbindungen
mit Einfachbindungen oder die Bin dung einer funktionellen Gruppe
an ein Makromolekül
wie ein synthetisches Polymer oder ein Protein. Solche Bindungen
können
Additionsreaktionen eingehen.
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„Konjugierte
ungesättigte
Gruppe", wie allgemein
hierin verwendet, bezeichnet ein Molekül oder einen Bereich eines
Moleküls,
das (der) ein Alternieren von Kohlenstoff-Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Heteroatom-
oder Heteroatom-Heteroatom-Mehrfachbindungen
mit Einfachbindungen enthält,
das (der) eine Mehrfachbindung hat, die Additionsreaktionen eingehen
kann. Beispiele für
konjugierte ungesättigte
Gruppen umfassen, aber ohne darauf beschränkt zu sein, Vinylsulfone,
Acrylate, Acrylamide, Chinone und Vinylpyridinium-Verbindungen,
beispielsweise 2- oder 4-Vinylpyridinium, und Itaconate.
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„Synthetische
Vorläufermoleküle", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet Moleküle,
die in der Natur nicht vorkommen.
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„Natürlich vorkommende
Vorläufer-Komponenten
oder -Polymere",
wie allgemein hierin verwendet, bezeichnet Moleküle, die in der Natur zu finden
sind.
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„Funktionalisieren", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet das Modifizieren eines Moleküls in einer
Weise, die zur Anheftung einer funktionellen Gruppe oder Baueinheit
führt.
Beispielsweise kann ein Molekül
durch die Einführung
eines Moleküls,
das das Molekül
zu einem starken Nucleophil oder einer konjugierten Ungesättigtheit
macht, funktionalisiert werden. Bevorzugt wird ein Molekül, beispielsweise
PEG, funktionalisiert, um zu einem Thiol, Amin, Acrylat oder Chinon
zu werden. Insbesondere Proteine können auch wirkungsvoll durch
teilweise oder vollständige
Reduktion von Disulfidbindungen zur Erzeugung freier Thiole funktionalisiert
werden.
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„Funktionalität", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet die Anzahl reaktiver Stellen an einem Molekül.
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„Funktionalität der Verzweigungspunkte", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet die Anzahl von Armen, die sich ausgehend von
einem Punkt in dem Molekül
erstrecken.
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"Adhäsionsstelle
oder Zellen-Anheftungsstelle",
wie allgemein hierin verwendet, bezeichnet eine Peptidsequenz, an
die ein Molekül,
beispielsweise ein adhäsionsfördernder
Rezeptor an der Oberfläche
einer Zelle, bindet. Beispiele für
Adhäsionsstellen
umfassen, aber ohne darauf beschränkt zu sein, die RGD-Sequenz von
Fibronectin und die YIGSR (SEQ ID NO: 2)-Sequenz von Laminin. Bevorzugt
werden Adhäsionsstellen
in das Biomaterial eingebaut bzw. inkorporiert, indem eine Substratdomäne, die
mit einer Matrix vernetzbar ist, einbezogen wird.
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„Biologische
Aktivität", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet funktionelle Ereignisse, die von einem Protein
von Interesse vermittelt werden. In einigen Ausführungsformen umfasst dies Ereignisse,
die durch Messen der Wechselwirkungen eines Polypeptids mit einem
anderen Polypeptid untersucht werden. Sie umfasst auch die Untersuchung
der Wirkung, die das Protein von Interesse auf Zellen-Wachstum,
Differenzierung, Tod, Wanderung, Adhäsion, Wechselwirkungen mit
anderen Proteinen, enzymatische Aktivität, Protein-Phosphorylierung
oder Dephosphorylierung, Transkription oder Translation hat.
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„Empfindliches
biologisches Molekül", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet ein Molekül,
das in einer Zelle oder in einem Körper zu finden ist, oder das
als ein therapeutisches Mittel für
eine Zelle oder einen Körper
verwendet werden kann, das mit anderen Molekülen in seiner Anwesenheit reagieren
kann. Beispiele für
empfindliche biologische Moleküle
umfassen, aber ohne darauf beschränkt zu sein, Peptide, Proteine,
Nucleinsäuren
und Arzneimittel. Biomaterialien können in Anwesenheit empfindlicher
biologischer Materialien hergestellt werden, ohne die empfindlichen
biologischen Materialien ungünstig
zu beeinflussen.
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„Neubilden", wie allgemein hierin
verwendet, bedeutet Rückwachstum
von einem Teil oder Allem von etwas wie hartem Gewebe, insbesondere
Knochen.
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„Multifunktionell", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet mehr als eine elektrophile und/oder nucleophile
funktionelle Gruppe pro Molekül
(d. h. Monomer, Oligomer und Polymer).
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„Eigenselektive
Reaktion", wie allgemein
hierin verwendet, bedeutet, dass die erste Vorläuferkomponente einer Zusammensetzung
viel schneller mit der zweiten Vorläuferkomponente der Zusammensetzung
reagiert und umgekehrt, als mit an deren in einem Gemisch oder an
der Reaktionsstelle vorhandenen Verbindungen. Wie hierin verwendet,
bindet das Nucleophil bevorzugt an ein Elektrophil, und ein Elektrophil
bindet bevorzugt an ein starkes Nucleophil, statt an andere biologische
Verbindungen.
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„Vernetzen", wie allgemein hierin
verwendet, bedeutet die Bildung kovalenter Bindungen. Es kann jedoch
auch die Bildung nicht-kovalenter Bindungen, wie ionischer Bindungen,
oder Kombinationen kovalenter und nicht-kovalenter Bindungen, bezeichnen.
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„Polymeres
Netzwerk", wie allgemein
hierin verwendet, bedeutet das Produkt eines Prozesses, bei dem
im Wesentlichen alle Monomere, Oligomere oder Polymere mittels ihrer
verfügbaren
funktionellen Gruppen durch intermolekulare kovalente Bindungen
gebunden werden, um zu einem riesigen Molekül zu führen.
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„Physiologisch", wie allgemein hierin
verwendet, bedeutet Bedingungen, wie sie in lebenden Wirbeltieren
zu finden sind. Insbesondere bezeichnen physiologische Bedingungen
die Bedingungen im menschlichen Körper, wie Temperatur, pH, etc.
Physiologische Temperaturen bedeuten insbesondere einen Temperaturbereich
von zwischen 35°C
und 42°C,
bevorzugt um 37°C.
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„Vernetzungsdichte", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet das mittlere Molekulargewicht zwischen zwei
Vernetzungen (Mc) der jeweiligen Moleküle.
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„Äquivalentgewicht", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet mMol der funktionellen Gruppe/g Substanz.
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„Quellen", wie allgemein hierin
verwendet, bezeichnet die Zunahme an Volumen und Masse durch die Aufnahme
von Wasser durch das Biomaterial. Die Begriffe „Wasseraufnahme" und „Quellen" werden überall in
dieser Anmeldung synonym verwendet.
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„Gleichgewichtszustand", wie allgemein hierin
verwendet, ist der Zustand, in dem ein Hydrogel keiner Massenzunahme
oder Massenverlust unterliegt, wenn es unter konstanten Bedingungen
in Wasser aufbewahrt wird.
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I. Matrices und PTH
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A. Matrixmaterialien
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Die
Matrix wird gebildet, indem Vorläufermoleküle ionisch,
kovalent oder durch Kombinationen davon zu einem polymeren Netzwerk
vernetzt werden, oder indem ein oder mehrere polymere Materialien,
d. h. Matrices, gequollen werden, um ein polymeres Netzwerk zu bilden,
das genügend
Zwischenräume
zwischen den Polymeren hat, um ein Einwachsen oder ein Wandern von
Zellen in die Matrix zu erlauben.
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Bei
einer Ausführungsform
wird die Matrix aus Proteinen gebildet, bevorzugt aus Proteinen,
die in dem Patienten, in den die Matrix implantiert werden soll,
natürlicherweise
vorhanden sind. Ein besonders bevorzugtes Matrixprotein ist Fibrin,
obwohl aus anderen Proteinen wie Collagen und Gelatine hergestellte
Matrices ebenfalls verwendet werden können. Polysaccharide und Glykoproteine
können
ebenfalls zur Bildung der Matrix verwendet werden. Es ist auch möglich, synthetische
Polymere, die durch ionische oder kovalente Bindung vernetzbar sind,
zu verwenden.
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Fibrinmatrices
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Fibrin
ist ein natürliches
Material, das für
mehrere biomedizinische Anwendungen angezeigt wurde. Fibrin wurde
in dem
US-Patent Nr. 6 331 422 von
Hubbell, et al. als ein Material für Matrices zum Einwachsen von
Zellen beschrieben. Fibringele wurden wegen ihrer Fähigkeit,
an viele Gewebe zu binden, und wegen ihrer natürlichen Rolle bei der Wundheilung
als Dichtmittel verwendet. Einige spezielle Anwendungen umfassen
die Verwendung als ein Dichtmittel zur Gefäßtransplantat-Befestigung,
Herzklappen-Befestigung, Knochenpositionierung in Brüchen und
Sehnenwiederherstellung (Sierra, D. H., Journal of Biomaterials
Applications, 7: 309–352
(1993)). Zusätzlich
wurden diese Gele als Arzneimittel-Zuführvorrichtungen und zur Nervenregenerierung
verwendet (Williams, et al., Journal of Comparative Neurobiology,
264: 284–290
(1987)). Obwohl Fibrin einen festen Träger zur Neubildung von Gewebe
und zum Einwachsen von Zellen liefert, gibt es wenige aktive Sequenzen
in dem Monomer, die diese Prozesse direkt fördern.
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Der
Prozess, durch den Fibrinogen zu Fibrin polymerisiert wird, wurde
ebenfalls charakterisiert. Zu Beginn spaltet eine Protease das dimere
Fibrinogenmolekül
an den zwei symmetrischen Stellen. Es gibt mehrere mögliche Proteasen,
die Fibrinogen spalten können,
wozu Thrombin, Reptilase und Protease III gehören, und jede schneidet das
Protein an einer unterschiedlichen Stelle (Francis, et al., Blood
Cells, 19: 29–307,
1993). Wenn das Fibrinogen gespalten ist, läuft ein Autopolymerisationsschritt
ab, in dem die Fibrinogenmonomere zusammenkommen und ein nicht-kovalent
vernetztes Polymergel bilden (Sierra, 1993). Dieser Selbst-Zusammenbau geschieht,
weil nach dem Auftreten der Protease-Spaltung die Bindungsstellen
exponiert werden. Wenn diese Bindungsstellen exponiert sind, können diejenigen
im Zentrum des Moleküls
an andere Stellen auf den Fibrinogenketten, die an den Enden der
Peptidketten vorliegen, binden (Stryer, L. In Biochemistry, W. H. Freeman & Company, NY,
1975). Auf diese Weise wird ein Polymernetzwerk gebildet. Faktor
XIIIa, eine von Faktor XIII durch Thrombinproteolyse aktivierte
Transglutaminase, kann dann das Polymernetzwerk kovalent vernetzen.
Es gibt andere Transglutaminasen, und sie können ebenfalls bei der kovalenten
Vernetzung und Pfropfung an das Fibrinnetzwerk beteiligt sein.
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Sobald
ein vernetztes Fibringel gebildet ist, wird der nachfolgende Abbau
streng kontrolliert. Eines der Schlüsselmoleküle bei der Kontrolle des Abbaus
von Fibrin ist der α2-Plasmin-Inhibitor (Aoki, N., Progress in Cardiovascular
Disease, 21: 267–286,
1979). Dieses Molekül
wirkt durch Vernetzung mit einer α-Kette
von Fibrin durch die Wirkung von Faktor XIIIa (Sakata, et al., Journal
of Clinical Investigation, 65: 290–297, 1980). Dadurch, dass
er sich selbst an das Gel anheftet, kann an dem Gel eine hohe Konzentration
an Inhibitor lokalisiert werden. Der Inhibitor wirkt dann durch
Verhindern der Bindung von Plasminogen an Fibrin (Aoki, et al., Thrombosis
and Haemostasis, 39: 22–31,
1978) und durch Inaktivieren von Plasmin (Aoki, 1979). Der α2-Plasmin-Inhibitor
enthält
ein Glutaminsubstrat. Die genaue Sequenz wurde als NQEQVSPL (SEQ
ID NO: 12) identifiziert, wobei das erste Glutamin die zur Vernetzung
aktive Aminosäure
ist.
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Es
wurde gezeigt, dass Zweidomänenpeptide,
die eine Faktor XIIIa-Substratsequenz und eine biologisch aktive
Peptidsequenz enthalten, in Fibringele ver netzt werden können, und
dass dieses biologisch aktive Peptid in vitro seine zelluläre Aktivität behält (Schense,
J. C., et al. (1999) Bioconj. Chem. 10: 75–81).
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Synthetische Matrices
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Vernetzungsreaktionen
zur Bildung synthetischer Matrices zur Anwendung im Körper umfassen
(i) radikalische Polymerisation zwischen zwei oder mehr Vorläufern, die
ungesättigte
Doppelbindungen enthalten, wie beschrieben in Hern, et al., J. Biomed.
Mater. Res. 39: 266–276
(1998), (ii) nucleophile Substitutionsreaktion wie z. B. zwischen
einem Vorläufer,
der eine Amingruppe enthält,
und einem Vorläufer,
der eine Succinimidyl-Gruppe enthält, wie offenbart in dem
US-Patent Nr. 5 874 500 von
Rhee, et al., (iii) Kondensations- und Additionsreaktionen und (iv)
Additionsreaktion vom Michael-Typ zwischen einem starken Nucleophil
und einer konjugierten ungesättigten
Gruppe oder Bindung (als ein starkes Elektrophil). Besonders bevorzugt
ist die Reaktion zwischen einem Vorläufermolekül mit einer Thiol- oder Amin-Gruppe
als die nucleophile Gruppe und Vorläufermolekülen, die Acrylat- oder Vinylsulfon-Gruppen
als elektrophile Gruppen enthalten. Als die nucleophile Gruppe am
meisten bevorzugt ist die Thiol-Gruppe. Additionsreaktionen vom
Michael-Typ sind in
WO 00/44808 von
Hubbell, et al. beschrieben. Additionsreaktionen vom Micheal-Typ
erlauben eine in situ-Vernetzung mindestens einer ersten und einer
zweiten Vorläuferkomponente
unter physiologischen Bedingungen in einer selbst-selektiven Weise,
selbst in Anwesenheit von empfindlichen biologischen Materialien.
Wenn eine der Vorläuferkomponenten
eine Funktionalität
von mindestens 2 hat, und mindestens eine der anderen Vorläuferkomponenten
eine größere Funktionalität als 2
hat, reagiert das System selbst-selektiv unter Bildung eines vernetzten
dreidimensionalen Biomaterials.
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Bevorzugt
sind die konjugierten ungesättigten
Gruppen oder die konjugierten ungesättigten Bindungen Acrylate,
Vinylsulfone, Methacrylate, Acrylamide, Methacrylamide, Acrylnitrile,
Vinylsulfone, 2- oder 4-Vinylpyridinium, Maleimide oder Chinone.
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Die
nucleophilen Gruppen sind bevorzugt Thiol-Gruppen, Amino-Gruppen
oder Hydroxyl-Gruppen. Thiol-Gruppen sind wesentlich reaktiver als
nicht-protonierte Amin-Gruppen. Wie vorher angegeben, ist der pH wichtig
bei dieser Überlegung:
Das deprotonierte Thiol ist wesentlich reaktiver als das protonierte
Thiol. Daher werden die Additionsreaktionen, an denen eine konjugierte
Ungesättigtheit,
wie ein Acrylat oder ein Chinon, beteiligt ist, mit einem Thiol,
um die zwei Vorläuferkomponenten
in eine Matrix umzuwandeln, oft am besten am schnellsten und selbst-selektiv
bei einem pH von näherungsweise
8 durchgeführt.
Bei einem pH von näherungsweise
8 sind die meisten der Thiole von Interesse deprotoniert (und daher
reaktiver), und die meisten der Amine von Interesse sind noch protoniert
(und daher weniger reaktiv). Wenn ein Thiol als das erste Vorläufermolekül verwendet
wird, ist eine konjugierte Struktur, die in ihrer Reaktivität selektiv
für das
Thiol im Verhältnis
zu Aminen ist, hochgradig wünschenswert.
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Geeignete
erste und zweite Vorläufermoleküle umfassen
Proteine, Peptide, Poly-oxyalkylene,
Poly(vinylalkohol), Poly(ethylen-co-vinylalkohol), Poly(acrylsäure), Polyethylen-co-acrylsäure), Poly(ethyloxazolin), Poly(vinylpyrrolidon),
Poly(ethylen-co-vinylpyrrolidon), Poly(maleinsäure), Polyethylen-co-maleinsäure), Poly(acrylamid)
und Poly(ethylenoxid)-co-poly(propylenoxid)-Blockcopolymere. Ein
besonders bevorzugtes Vorläufermolekül ist Polyethylenglykol.
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Polyethylenglykol
(PEG) stellt einen gut geeigneten Aufbau-Baustein bereit. Man kann
leicht lineare (was bedeutet: mit zwei Enden) oder verzweigte (was
bedeutet: mehr als zwei Enden) PEGs käuflich erwerben oder synthetisieren
und dann die PEG-Endgruppen funktionalisieren, um entweder ein starkes
Nucleophil, wie ein Thiol, oder eine konjugierte Struktur, wie ein
Acrylat oder ein Vinylsulfon, einzuführen. Wenn diese Komponenten
in einer leicht basischen Umgebung entweder miteinander oder mit
einer entsprechenden Komponente gemischt werden, wird durch Reaktion
zwischen der ersten und der zweiten Vorläuferkomponente eine Matrix gebildet.
Eine PEG-Komponente kann mit einer nicht-PEG-Komponente zur Reaktion
gebracht werden, und das Molekulargewicht oder die Hydrophilie beider
Komponenten kann kontrolliert werden, um die mechanischen Eigenschaften,
die Permeabilität
und den Wassergehalt des sich ergebenden Biomaterials zu manipulieren.
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Diese
Materialien sind allgemein brauchbar in medizinischen Implantaten,
wie unten detaillierter beschrieben wird. Bei der Bildung von Matrices,
insbesondere Matrices, die sich in vivo abbauen sollen, stellen Peptide
einen sehr gut geeigneten Aufbau-Baustein dar. Es ist unkompliziert,
Peptide zu synthetisieren, die zwei oder mehr Cystein-Reste enthalten,
und diese Komponente kann dann leicht als die erste Vorläuferkomponente
mit nucleophilen Gruppen dienen. Beispielsweise bildet ein Peptid
mit zwei freien Cystein-Resten leicht eine Matrix, wenn es bei physiologischem
oder leicht höherem
pH (z. B. 8 bis 9) mit einem PEG-tri-vinylsulfon (einem PEG mit
3 Armen mit Vinylsulfonen an jedem seiner Arme) gemischt wird. Das
Gelieren kann auch bei sogar höherem
pH gut vorangehen, aber möglicherweise
auf Kosten der Selbst-Selektivität.
Wenn die zwei flüssigen
Vorläuferkomponenten
miteinander vermischt werden, reagieren sie über eine Dauer von einigen
wenigen Minuten, um ein elastisches Gel zu bilden, das aus einem
Netzwerk von PEG-Ketten, die die Knoten des Netzwerks ausmachen,
mit den Peptiden als Verbindungsgliedern besteht. Die Peptide können als Proteasesubstrate
gewählt
werden, um das Netzwerk zu befähigen,
von Zellen infiltriert und abgebaut zu werden, wie es in einem Netzwerk
auf Proteinbasis, wie in einer Fibrinmatrix, geschieht. Bevorzugt
sind die Sequenzen in den Domänen
Substrate für
Enzyme, die an der Zellwanderung beteiligt sind (z. B. wie Substrate für Enzyme
wie Collagenase, Plasmin, Metalloproteinase (MMP) oder Elastase),
obwohl geeignete Domänen nicht
auf diese Sequenzen beschränkt
sind. Eine besonders brauchbare Sequenz ist ein Substrat für das Enzym
Plasmin (siehe Beispiele). Die Abbaueigenschaften der Gele können durch
Verändern
der Einzelheiten des Peptids, das als vernetzende Knoten dient,
manipuliert werden. Man kann ein Gel herstellen, das durch Collagenase,
aber nicht durch Plasmin, oder durch Plasmin, aber nicht durch Collagenase
abbaubar ist. Außerdem
ist es möglich,
das Gel als Reaktion auf ein solches Enzym schneller oder langsamer
abbauen zu lassen, einfach durch Verändern der Aminosäuresequenz,
um die Km oder kcat,
oder beide, der enzymatischen Reaktion zu verändern. Man kann auf diese Weise
ein Biomaterial herstellen, das insofern biomimetisch ist, als es
in der Lage ist, durch die normalen Umbildungseigenschaften von
Zellen umgebildet zu werden. Beispielsweise zeigt eine derartige
Studie Substratstellen für
die wichtige Protease Plasmin. Das Gelieren bzw. Festwerden des
PEG mit dem Peptid ist selbst-selektiv.
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Optional
können
biofunktionale Mittel in die Matrix inkorporiert bzw. eingebaut
werden, um für
eine chemische Bindung an andere Spezies (z. B. eine Gewebeoberfläche) zu
sorgen. Proteasesubstrate in die Matrix inkorporiert zu haben, ist
wichtig, wenn die Matrix aus PEG-vinylsulfon gebildet wird. Anders
als Matrices, die durch die Reaktion von PEG-acrylaten und PEG-thiolen
gebildet werden, enthalten Matrices, die aus PEG-vinylsulfonen und
PEG-thiolen gebildet werden, kei ne hydrolytisch abbaubaren Bindungen.
Daher erlaubt es das Inkorporieren von Proteasesubstraten, dass
sich die Matrix im Körper
abbaut.
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Die
synthetischen Matrices sind vorgehensmäßig einfach zu bilden. Es werden
zwei flüssige
Vorläufer gemischt;
ein Vorläufer
enthält
ein Vorläufermolekül mit nucleophilen
Gruppen, und das andere Vorläufermolekül enthält die elektrophilen
Gruppen. Physiologische Kochsalzlösung kann als Lösungsmittel
dienen. Durch die Reaktion wird minimale Wärme erzeugt. Daher kann das
Gelieren in vivo oder in vitro, in direktem Kontakt mit Gewebe,
ohne ungünstige
Toxizität
durchgeführt
werden. Daher können
andere Polymere als PEG, entweder telechel modifiziert oder an ihren
Seitengruppen modifiziert, verwendet werden.
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Für die meisten
Heilungsindikationen ist die Geschwindigkeit des Einwachsens von
Zellen oder der Wanderung von Zellen in die Matrix in Kombination
mit einer angepassten Abbaugeschwindigkeit der Matrix kritisch für die Heilungsreaktion
insgesamt. Das Potential von hydrolytisch nicht abbaubaren Matrices,
von Zellen infiltriert zu werden, ist in erster Linie eine Funktion
der Netzwerkdichte. Wenn der vorhandene Raum zwischen Verzweigungspunkten
oder Knoten in Beziehung zur Größe der Zellen
zu klein ist, oder wenn die Abbaugeschwindigkeit der Matrix, was
zur Schaffung von mehr Raum in der Matrix führt, zu langsam ist, beobachtet
man eine sehr begrenzte Heilungsreaktion. In der Natur zu findende
Heilungsmatrices, wie z. B. Fibrinmatrices, die als eine Reaktion
auf eine Verletzung im Körper
gebildet werden, sind dafür
bekannt, dass sie aus einem sehr lockeren Netzwerk bestehen, das
sehr einfach von Zellen infiltriert werden kann. Die Infiltration wird
durch Liganden zur Zellanhaftung, die ein integrierter Teil des
Fibrin-Netzwerks sind, gefördert.
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Aus
synthetischen, hydrophilen Vorläufermolekülen, wie
Polyethylenglykol, hergestellte Matrices quellen in wässriger
Umgebung nach Bildung des polymeren Netzwerks. Um eine ausreichend
kurze Gelierzeit (zwischen 3 bis 10 min bei einem pH von zwischen
7 und 8 und bei einer Temperatur in einem Bereich von 36 bis 38°C) und eine
quantitative Reaktion während
einer in situ-Bildung der Matrix im Körper zu erzielen, muss die
Ausgangskonzentration der Vorläufermoleküle genügend hoch
sein. Unter solchen Bedingungen würde nach der Netzwerkbildung
kein Quellen stattfinden, und die erforderlichen Ausgangskonzentrationen
würden zu
Matrices führen,
die für
eine Zell-Infiltration zu dicht sind, wenn die Ma trix in wässriger
Umgebung nicht abbaubar ist. So ist ein Quellen des polymeren Netzwerks
wichtig, um den Raum zwischen den Verzweigungspunkten zu vergrößern und
auszuweiten.
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Unabhängig von
der Ausgangskonzentration der Vorläufermoleküle quellen Hydrogele, die aus
denselben synthetischen Vorläufermolekülen hergestellt
sind, wie ein vierarmiges PEG-vinylsulfon und ein Peptid mit SH-Gruppen,
im Gleichgewichtszustand zum selben Wassergehalt. Dies bedeutet,
dass das Endvolumen des Hydrogels, wenn es seinen Gleichgewichtszustand
erreicht, um so höher
ist, je höher
die Ausgangskonzentration der Vorläufermoleküle ist. Wenn der im Körper verfügbare Raum
zu klein ist, um eine ausreichende Quellung zuzulassen, und insbesondere
wenn die aus den Vorläuferkomponenten
gebildeten Verknüpfungen nicht
hydrolytisch abbaubar sind, verringert sich die Geschwindigkeit
der Zell-Infiltration und die Heilungsreaktion. Folglich muss das
Optimum zwischen zwei widersprüchlichen
Erfordernissen für
die Anwendung im Körper
gefunden werden. Eine gute Zell-Infiltration und nachfolgende Heilungsreaktionen
wurden mit einem dreidimensionalen polymeren Netzwerk beobachtet,
das durch die Reaktion eines trifunktionellen verzweigten Polymers
mit mindestens drei Armen, die hinsichtlich Molekulargewicht im
Wesentlichen gleich waren, und eines zweiten Vorläufermoleküls, das
mindestens ein difunktionelles Molekül war, gebildet wurde. Das
Verhältnis
des Äquivalentgewichts
der funktionellen Gruppen des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls ist zwischen
0,9 und 1,1. Das Molekulargewicht der Arme des ersten Vorläufermoleküls, das
Molekulargewicht des zweiten Vorläufermoleküls und die Funktionalität der Verzweigungspunkte
werden so gewählt,
dass der Wassergehalt des sich ergebenden polymeren Netzwerks zwischen
dem Gleichgewichts-Prozentsatz und 92 Gew.-% des Gesamtgewichts
des polymeren Netzwerks nach Beendigung der Wasseraufnahme ist.
Bevorzugt ist der Wassergehalt zwischen 93 und 95 Gew.-% des Gesamtgewichts
des polymeren Netzwerks und des Wassers nach Beendigung der Wasseraufnahme.
Die Beendigung der Wasseraufnahme kann entweder erreicht werden, wenn
die Gleichgewichtskonzentration erreicht ist oder wenn der in dem
Biomaterial verfügbare
Raum keine weitere Volumenerhöhung
zulässt.
Es ist daher bevorzugt, die Ausgangskonzentrationen der Vorläuferkomponenten
so zu wählen,
dass sie so niedrig wie möglich
sind. Dies trifft für
alle quellbaren Matrices zu, aber insbesondere für jene Matrices, die einem
zell-vermittelten Abbau unterliegen und keine hydro lytisch abbaubaren Verknüpfungen
bzw. Bindungen in dem polymeren Netzwerk enthalten.
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Die
Ausgewogenheit zwischen Gelierzeit und niedriger Ausgangskonzentration
insbesondere für
hydrolytisch nicht abbaubare Gele sollte auf der Basis der Struktur
der Vorläufermoleküle optimiert
werden. Insbesondere das Molekulargewicht der Arme des ersten Vorläufermoleküls, das
Molekulargewicht des zweiten Vorläufermoleküls und der Grad der Verzweigung,
d. h. die Funktionalität
der Verzweigungspunkte, müssen entsprechend
eingestellt werden. Der tatsächliche
Reaktionsmechanismus hat einen geringeren Einfluss auf dieses Zusammenspiel.
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Ist
das erste Vorläufermolekül ein dreiarmiges
oder vierarmiges Polymer mit einer funktionellen Gruppe am Ende
jedes Arms, und ist das zweite Vorläufermolekül ein lineares bifunktionelles
Molekül,
bevorzugt ein Peptid, das mindestens zwei Cystein-Gruppen enthält, dann
werden das Molekulargewicht der Arme des ersten Vorläufermoleküls und das
Molekulargewicht des zweiten Vorläufermoleküls bevorzugt so gewählt, dass
die Verbindungen zwischen den Verzweigungspunkten nach der Bildung
des Netzwerks ein Molekulargewicht in dem Bereich von zwischen 10
und 13 kD (unter der Bedingung, dass die Verbindungen linear, nicht verzweigt,
sind), bevorzugt zwischen 11 und 12 kD, haben. Dies lässt eine
Ausgangskonzentration der Summe des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls in einem
Bereich von zwischen 8 und 12 Gew.-%, bevorzugt zwischen 9 und 10
Gew.-%, des Gesamtgewichts des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls in Lösung (vor der
Netzwerkbildung) zu. In dem Fall, wenn der Verzweigungsgrad der
ersten Vorläuferkomponente
auf 8 erhöht
wird und das zweite Vorläufermolekül noch ein
lineares bifunktionelles Molekül
ist, wird das Molekulargewicht der Verbindungen zwischen den Verzweigungspunkten
bevorzugt auf ein Molekulargewicht von zwischen 18 und 24 kDa erhöht. In dem
Fall, wenn der Verzweigungsgrad des zweiten Vorläufermoleküls von linear zu einer dreiarmigen
oder vierarmigen Vorlauferkomponente erhöht wird, erhöht sich
das Molekulargewicht, d. h. die Länge der Verbindungen, entsprechend.
In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird eine Zusammensetzung gewählt, die
als das erste Vorläufermolekül ein trifunktionelles dreiarmiges
15 kD-Polymer, d. h. jeder Arm hat ein Molekulargewicht von 5 kD,
und als das zweite Vorläufermolekül ein bifunktionelles
lineares Molekül
eines Molekulargewichts in dem Bereich von zwischen 0,5 und 1,5 kD,
noch bevorzugter um 1 kD, enthält.
Bevorzugt ist die erste und die zweite Vorläuferkomponente ein Polyethylenglykol.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die erste Vorläuferkomponente
als funktionelle Gruppen konjugierte ungesättigte Gruppen oder Bindungen,
am meisten bevorzugt ein Acrylat oder ein Vinylsulfon, und die funktionellen
Gruppen des zweiten Vorläufermoleküls umfassen
eine nucleophile Gruppe, bevorzugt eine Thiol-Gruppe oder eine Amino-Gruppe.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung ist das erste Vorläufermolekül ein vierarmiges
Polymer von 20 kD (jeder Arm ein Molekulargewicht von 5 kDa) mit
funktionellen Gruppen am Ende jedes Arms, und das zweite Vorläufermolekül ist ein
bifunktionelles lineares Molekül
eines Molekulargewichts in dem Bereich von zwischen 1 bis 3 kD,
bevorzugt zwischen 1,5 und 2 kD. Bevorzugt ist das erste Vorläufermolekül ein Polyethylenglykol
mit Vinylsulfon-Gruppen, und das zweite Vorläufermolekül ist ein Peptid mit Cystein-Gruppen.
In beiden bevorzugten Ausführungsformen
liegt die Ausgangskonzentration der Summe des ersten und des zweiten
Vorläufermoleküls in dem
Bereich von 8 bis 11 Gew.-%, bevorzugt zwischen 9 und 10 Gew.-%,
des Gesamtgewichts des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls und Wasser
(vor Bildung des polymeren Netzwerks), bevorzugt zwischen 5 und
8 Gew.-%, um eine Gelierzeit von unter 10 min zu erzielen. Diese
Zusammensetzungen haben eine Gelierzeit bei pH 8,0 und 37°C von etwa
3 bis 10 min nach dem Vermischen.
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Wenn
die Matrix hydrolytisch abbaubare Verknüpfungen enthält, die
z. B. durch die bevorzugte Reaktion zwischen Acrylaten und Thiolen
gebildet wurden, ist die Netzwerkdichte hinsichtlich Zelleninfiltration
besonders wichtig zu Beginn, aber in wässriger Umgebung werden die
Verknüpfungen
hydrolysiert und das Netzwerk gelockert, um eine Zelleninfiltration
zuzulassen. Mit einer Erhöhung
des Gesamtverzweigungsgrads des polymeren Netzwerks muss das Molekulargewicht
der Zwischenverbindungen, d. h. die Länge der Verbindungen, steigen.
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B. Zellen-Anheftungsstellen
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Zellen
Wechselwirken mit ihrer Umgebung durch Protein-Protein-, Protein-Oligosaccharid-
und Protein-Polysaccharid-Wechselwirkungen an der Zellenoberfläche.
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Extrazelluläre Matrixproteine
versorgen die Zelle mit einer Unmenge bioaktiver Signale. Dieses
dichte Netzwerk ist zur Unterstützung
der Zellen erforderlich, und von vielen Proteinen in der Matrix
wurde gezeigt, dass sie die Adhäsion,
Verteilung, Wanderung und Differenzierung von Zellen kontrollieren
(Carey, Annual Review of Physiology, 53: 161–177, 1991). Zu einigen der
spezifischen Proteine, von denen gezeigt wurde, dass sie besonders
aktiv sind, gehören
Laminin, Vitronectin, Fibronectin, Fibrin, Fibrinogen und Collagen
(Lander, Journal of Trends in Neurological Science, 12: 189–195, 1989).
Es wurden viele Studien zu Laminin durchgeführt, und es wurde gezeigt,
dass Laminin eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Neubildung
von Nerven in vivo und Nervenzellen in vitro (Williams, Neurochemical
Research, 12: 851–869,
1987), sowie bei der Angiogenese spielt.
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Einige
der spezifischen Sequenzen, die direkt mit zellulären Rezeptoren
Wechselwirken und entweder Adhäsion,
Ausbreitung oder Signalübermittlung
veranlassen, wurden identifiziert.
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Von
Laminin, einem großen
Mehrdomänenprotein
(Martin, Annual Review of Cellular Biology, 3: 57–85, 1987),
wurde gezeigt, dass es aus drei Ketten mit mehreren Rezeptor-Bindungsdomänen besteht.
Diese Rezeptor-Bindungsdomänen
enthalten die YIGSR (SEQ ID NO: 2)-Sequenz der Laminin B1-Kette
(Graf, et al., Cell, 48: 989–996,
1987; Kleinman, et al., Archives of Biochemistry and Biophysics,
272: 39–45,
1989; und Massia, et al., J. of Biol. Chem., 268: 8053–8059, 1993),
LRGDN (SEQ ID NO: 3) der Laminin A-Kette (Ignatius, et al., J. of
Cell Biology, 111: 709–720,
1990) und PDGSR (SEQ ID NO: 4) der Laminin B1-Kette (Kleinman, et al.,
1989). Mehrere andere Erkennungssequenzen für Zellen wurden ebenfalls identifiziert.
Dazu gehören
IKVAV (SEQ ID NO: 5) der Laminin A-Kette (Tashiro, et al., J. of Biol.
Chem., 264: 16174–16182,
1989) und die Sequenz RNIAEIIKDI (SEQ ID NO: 6) der Laminin B2-Kette
(Liesi, et al., FEBS Letters, 244: 141–148, 1989). Die Rezeptoren,
die an diese spezifischen Sequenzen binden, wurden ebenfalls oft
identifiziert. Ein Unterset zellulärer Rezeptoren, von denen gezeigt
wurde, dass sie für
Vieles bei der Bindung verantwortlich sind, ist die Integrin-Superfamilie
(Rouslahti, E., J. of Clin. Investigation, 87: 1–5, 1991). Integrine sind Protein-Heterodimere,
die aus α-
und β-Untereinheiten
bestehen. Frühere
Arbeit hat gezeigt, dass das Tripeptid RGD an mehrere β1- und β3-Integrine
bindet (Hynes, R. O., Cell, 69: 1–25, 1992; Yamada, K. M., J.
of Biol. Chem., 266: 12809–12812,
1991), dass IKVAV (SEQ ID NO: 5) an einen Rezeptor von 110 kDa bindet
(Tashiro, et al., J. of Biol. Chem., 264: 16174–16182, 1989); Luckebill-Edds,
et al., Cell Tissue Research, 279: 371–377, 1995), dass YIGSR (SEQ
ID NO: 2) an einen Rezeptor von 67 kDa bindet (Graf, et al., 1987)
und dass DGEA (SEQ ID NO: 7), eine Collagensequenz, an das α2,β1-Integrin
bindet (Zutter & Santaro,
Amer. J. of Pathology, 137: 113–120,
1990). Über
den Rezeptor für
die RNIAEIIKDI (SEQ ID NO: 6)-Sequenz wurde nicht berichtet.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
werden Peptidstellen zur Zellenadhäsion in die Matrix inkorporiert,
nämlich
Peptide, die an adhäsionsfördernde
Rezeptoren an den Oberflächen
von Zellen binden, in die Biomaterialien der vorliegenden Erfindung.
Derartige adhäsionsfördernde
Peptide können
aus der oben beschriebenen Gruppe ausgewählt werden. Besonders bevorzugt
sind die RGD-Sequenz
von Fibronectin, die YIGSR (SEQ ID NO: 2)-Sequenz von Laminin. Das
Inkorporieren von Zellen-Anheftungsstellen ist eine besonders bevorzugte
Ausführungsform
bei synthetischen Matrices, kann aber auch bei manchen der natürlichen Matrices
beinhaltet sein. Das Inkorporieren kann, beispielsweise, einfach
durch Mischen eines Cystein enthaltenden Zellen-Anheftungspeptids
mit einem Vorläufermolekül, das die
konjugierte ungesättigte
Gruppe enthält, wie
PEG-acrylat, PEG-acrylamid
oder PEG-vinylsulfon, einige wenige Minuten vor dem Mischen mit
dem Rest der Vorläuferkomponente,
die die nucleophile Gruppe enthält,
wie einer Thiol enthaltenden Vorläuferkomponente, durchgeführt werden.
Wenn die Zellen-Anheftungsstelle kein Cystein enthält, kann
sie chemisch so synthetisiert werden, dass sie eines enthält. Während dieses
ersten Schritts wird das adhäsionsfördernde
Peptid in ein Ende des Vorläufers,
der mehrfach mit einer konjugierten Ungesättigtheit funktionalisiert
ist, eingebaut; wenn das verbleibende Multithiol zu dem System zugegeben
wird, bildet sich ein vernetztes Netzwerk. Eine andere wichtige
Ausführung
des Wegs, auf dem Netzwerke hier hergestellt werden, ist die Wirksamkeit
des Inkorporierens von anhängenden
bioaktiven Liganden wie Adhäsionssignalen.
Dieser Schritt muss quantitativ sein, da beispielsweise ungebundene
Liganden (z. B. Adhäsionsstellen)
die Wechselwirkung von Zellen mit der Matrix hemmen könnten. Wie
später
beschrieben wird, wird die Derivatisierung des Vorläufers mit
solchen Oligopeptid-Anhängen
in einem ersten Schritt in großem
stöchiometrischem Überschuss
(Minimum: 40-fach) von mehrarmigen elektrophilen Vorläufern gegenüber Thiolen
durchgeführt
und ist daher definitiv quantitativ. Neben dem Verhindern einer
unerwünschten
Hemmung ist diese Ausführung
biologisch sogar noch signifikanter: Das Zellenverhalten ist äußerst empfindlich
gegenüber
kleinen Veränderungen
der Ligandendichten, und ein genaues Wissen über inkorporierte Liganden
hilft, Zell-Matrix-Wechselwirkungen zu konstruieren und zu verstehen.
Zusammengefasst, die Konzentration an Adhäsionsstellen, die kovalent
in die Matrix gebunden sind, beeinflusst signifikant die Geschwindigkeit
der Zelleninfiltration. Beispielsweise kann für ein gegebenes Hydrogel ein
RGD-Konzentrationsbereich in die Matrix inkorporiert werden, der
das Einwachsen von Zellen und die Zellenwanderung in einer optimalen
Weise unterstützt.
Der optimale Konzentrationsbereich von Adhäsionsstellen wie RGD liegt
zwischen 0,04 und 0,05 mM, und noch bevorzugter 0,05 mM, insbesondere
für eine Matrix
mit einem Wassergehalt zwischen der Gleichgewichtskonzentration
und 92 Gew.-% nach Beendigung der Wasseraufnahme.
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Hervorragende
Knochenheilungsergebnisse können
erzielt werden, indem man die Geschwindigkeit der Zellenwanderung
und die Geschwindigkeit des Matrix-Abbaus schnell hält. Was die Konstruktion der
Matrix (insbesondere kovalent gebundenes PTH 1-34) betrifft, ergibt
ein vierarmiges Polyethylenglykol mit einem Molekulargewicht von
etwa 20.000 Da, vernetzt mit einer Protease-Abbaustelle GCRPQGIWGQDRC
(SEQ ID NO: 8) und 0,050 mM GRGDSP (SEQ ID NO: 9) besonders gute
Zellen-Einwachsergebnisse und eine besonders gute Heilung von Knochenschäden. Die
Ausgangskonzentration von PEG und Peptid unter 10 Gew.-% des Gesamtgewichts
der Moleküle
und Wasser (vor dem Quellen). Diese Gele haben eine brauchbare Konsistenz
und erlauben es den Osteoblasten und Vorläuferzellen, die Matrix leicht
zu infiltrieren.
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Das
Matrixmaterial ist bevorzugt durch natürlich vorliegende Enzyme biologisch
abbaubar. Die Abbaugeschwindigkeit kann durch den Grad der Vernetzung
und durch die Einschließung
von Protease-Inhibitoren in die Matrix manipuliert werden.
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C. Vernetzbare Substratdomänen
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Das
PTH-Fusionspeptid kann durch die vernetzbare Substratdomäne des PTH-Fusionspeptids mit den
Matrices vernetzt und kovalent an sie gebunden werden. Die Art der
Substratdomäne
hängt von
der Natur der Matrix ab. Für
das Inkorpo rieren bzw. den Einbau in Fibrinmatrices sind Transglutaminase-Substratdomänen besonders
bevorzugt. Die Transglutaminase-Substratdomäne kann eine Faktor XIIIa-Substratdomäne sein.
Diese Faktor XIIIa-Substratdomäne
kann GAKDV (SEQ ID NO: 10), KKKK (SEQ ID NO: 11) oder NQEQVSPL (SEQ
ID NO: 12) enthalten. Die Kopplung zwischen dem PTH und der Transglutaminase-Substratdomäne kann
durch chemische Synthese durchgeführt werden.
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Die
Transglutaminase-Substratdomäne
kann ein Substrat für
eine andere Transglutaminase als Faktor XIIIa sein. Die am meisten
bevorzugte Faktor XIIIa-Substratdomäne hat eine Aminosäuresequenz
NQEQVSPL (SEQ ID NO: 12)(hierin als „TG" bezeichnet). Andere Proteine, die Transglutaminase
erkennt, wie Fibronectin, könnten
an das Transglutaminase-Substratpeptid gekoppelt werden. Tabelle 1: Transglutaminase-Substratdomänen
SEQ
ID NO: 13 | YRGDTIGEGQQHHLGG
(SEQ ID NO: 13)
Ein Peptid mit Glutamin an der Transglutaminase-Kopplungsstelle in der
Kette von Fibrinogenketten |
SEQ
ID NO: 14 | GAKDV
(SEQ ID NO: 14)
Ein Peptid, das die Lysin-Kopplungsstelle in
der Kette von Fibrinogen nachahmt |
SEQ
ID NO: 11 | KKKK
(SEQ ID NO: 11)
Ein Peptid mit einem Polylysin an einer beliebigen
Kopplungsstelle |
SEQ
ID NO: 12 | NQEQVSPL
(SEQ ID NO: 12)
ein Peptid, das die Vernetzungsstelle im α2-Plasmininhibitor
(abgekürzt
TG) nachahmt |
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Für das Inkorporieren
von PTH in eine aus synthetischen Vorläuferkomponenten gebildete Matrix muss
das PTH-Fusionspeptid oder irgendein anderes zu inkorporierendes
Peptid mit mindestens einer zusätzlichen
Cystein-Gruppe(-SH), bevorzugt am N-Ende von PTH, als die vernetzbare
Substratdomäne
synthetisiert werden. Das Cystein kann entweder direkt oder durch
eine Linkersequenz bzw. Verbindungssequenz an das PTH gebunden werden.
Die Linkersequenz kann zusätzlich
eine enzymatisch abbaubare Aminosäuresequenz enthalten, so dass
das PTH durch Enzyme in im Wesentlichen der natürlichen Form von der Matrix
abgespalten werden kann. Die freie Cystein-Gruppe reagiert mit der
konjugierten ungesättigten
Gruppe der Vorläuferkomponente
in einer Additionsreaktion vom Michael-Typ. In dem Fall von PTH
1-34 wird die Bindung an eine synthetische Matrix für PTH 1-34
möglich
gemacht durch Anheften einer zusätzlichen
Aminosäuresequenz,
die mindestens ein Cystein enthält,
an das N-Ende von PTH 1-34. Die Thiol-Gruppe des Cysteins kann mit
einer konjugierten ungesättigten
Bindung an dem synthetischen Polymer reagieren, um eine kovalente
Bindung zu bilden. In Möglichkeit
(a) wird nur ein Cystein an das Peptid angeheftet, in Möglichkeit
(b) wird eine enzymatisch abbaubare, insbesondere eine von Plasmin
abbaubare, Sequenz als ein Linker zwischen dem Cystein und dem Peptid
angebracht. Die Sequenz GYKNR (SEQ ID NO: 15) zwischen der ersten
Domäne
und der zweiten Domäne,
dem Cystein, macht die Bindung durch Plasmin abbaubar.
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So
können
die PTH-Fusionspeptide weiter modifiziert werden, dass sie eine
abbaubare Stelle zwischen der Anheftungsstelle, d. h. der zweiten
Domäne
(d. h. der Faktor XIIIa-Substratdomäne oder dem Cystein) und dem
PTH, d. h. der ersten Domäne,
enthalten. Diese Stellen können
entweder durch unspezifische Hydrolyse abbaubar sein (d. h. eine
Esterbindung), oder sie können
Substrate für
einen spezifischen enzymatischen (entweder proteolytischen oder
Polysaccharid abbauenden) Abbau sein. Diese abbaubaren Stellen erlauben
das Konstruieren einer spezifischeren Freisetzung von PTH aus Matrices
wie Fibringelen. Beispielsweise erlaubt der Abbau auf der Basis
von enzymatischer Aktivität,
dass die Freisetzung von PTH durch einen zellulären Prozess anstatt durch Diffusion
des Faktors durch das Gel kontrolliert wird. Die abbaubare Stelle oder
Bindung wird durch Enzyme gespalten, die aus Zellen, die in die
Matrix eingedrungen sind, freigesetzt werden.
-
Die
Abbaustellen erlauben, dass das PTH mit wenig oder ohne Modifizierung
der primären
Peptidsequenz freigesetzt wird, was zu einer höheren Aktivität des Faktors
führen
kann. Außerdem
erlauben sie, dass die Freisetzung des Faktors durch zellenspezifische
Prozesse, wie lokalisierte Proteolyse, statt durch Diffusion aus
irgendwelchen porösen
Materialien kontrolliert wird. Dies erlaubt, dass Faktoren in demselben
Material in Abhängigkeit
von der örtlichen
Anordnung der Zellen in dem Material mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten freigesetzt
werden. Dies verringert auch die Menge an insgesamt erforderlichem
PTH, da seine Freisetzung durch zelluläre Prozesse kontrolliert wird.
Die Erhaltung von PTH und seine biologische Verfügbarkeit sind charakteristische
Vorteile der Ausnutzung der zellenspezifischen proteolytischen Aktivität gegenüber der
Verwendung von diffusionskontrollierten Freisetzungsvorrichtungen.
Bei einer möglichen
Erklärung
für die
starke Heilung eines Knochenschadens mit PTH, das kovalent an eine
Matrix gebunden ist, wird es als wichtig betrachtet, dass das PTH über einen
längeren
Zeitraum (d. h. nicht nur eine einzige gepulste Dosis), aber nicht
in kontinuierlicher Weise, örtlich
verabreicht wird. Dies wird durch einen langsamen Abbau durch entweder
enzymatische Spaltung oder hydrolytische Spaltung der Matrix erreicht.
Auf diese Weise wird das Molekül
dann durch einen scheinbar gepulsten Effekt, der über einen
Dauerzeitraum auftritt, zugeführt.
Wenn eine Vorläuferzelle die
Matrix infiltriert, trifft sie auf ein PTH-Molekül und kann in einen Präosteoblasten
differenzieren. Wenn jedoch die bestimmte Zelle nicht fortfährt, gebundenes
PTH aus der Matrix zu befreien, wird sie sich effektiv in einen
Osteoblasten umwandeln und mit der Produktion von Knochenmatrix
beginnen. Schließlich
sind die therapeutischen Wirkungen des Peptids örtlich auf den Schadensbereich
begrenzt und werden danach vergrößert.
-
Die
Enzyme, die für
einen proteolytischen Abbau verwendet werden könnten, sind zahlreich. Proteolytisch
abbaubare Stellen könnten
Substrate für
Collagenase, Plasmin, Elastase, Stromelysin oder Plasminogen-Aktivatoren
umfassen. Beispielhafte Substrate sind unten aufgelistet. P1–P5 bezeichnen
Aminosäuren
1 bis 5 Positionen in Richtung auf das Amino-Ende des Proteins von
der Stelle, wo die Proteolyse auftritt. P1' bis P4' bezeichnen Aminosäuren 1 bis 4 Positionen in
Richtung auf das Carboxy-Ende des Proteins von der Stelle, wo die
Proteolyse auftritt. Tabelle 2: Proben-Substratsequenzen für Protease
Protease | P | P4 | P3 | P2 | P1 | P1' | P2' | P3' | P4' | Literatur |
Plasmin | | | L | I | K | M | K | P | | Takagi
and Doolittle, (1975) Bloc hem. 14: 5149–5156 |
Plasmin | | | N | F | K | S | Q | L | | Takagi
and Doolittle, 1975 |
Stromelysin | Ac | G | P | L | A | L | T | A | L | Smith
et al., (1995). J. Biol. Chen. 270: 6440–6449 |
Stromelysin | | Ac | P | F | E | L | R | A | NH2 | Smith
et al., 1995 |
Elastase | | | Z- | A | A | F | A | NH2 | | Besson
et (6) al., 199 Analvtical Biochemis try 237: 216–223. |
Collagenase | | G | P | L | G | I | A | G | P | Netzel-Amett
et al., (1991) J. Biol. Chem. 266: 6747–6755 |
t-PA | P | H | Y | G | R | S | G | G | | Coombs
et al., 1998 J. Biol. Chem. 273: 4323–4328 |
u-PA | P | G | S | G | R | S | A | S | G | Coombs
et al., 1998 |
-
In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
könnte
eine Oligoesterdomäne
zwischen die erste und die zweite Domäne eingefügt werden. Dies könnte unter
Verwendung eines Oligoesters wie Oligomeren von Milchsäure durchgeführt werden.
-
Ein
Substrat für
nicht-enzymatischen Abbau kann aus irgendeiner Verknüpfung bzw.
Bindung bestehen, die einer Hydrolyse durch einen säurekatalysierten
oder basenkatalysierten Mechanismus unterliegt. Diese Substrate
können
Oligoester wie Oligomere von Milchsäure oder Glykolsäure umfassen.
Die Geschwindigkeit des Abbaus dieser Materialien kann durch die
Wahl des Oligomers kontrolliert werden.
-
D. PTH
-
Der
Begriff „PTH", wie hierin verwendet,
umfasst die menschliche Sequenz von PTH 1-84 und alle verkürzten, modifizierten
und Allel-Versionen von PTH, die Knochenbildungseigenschaften aufweisen,
wenn sie kovalent an biologisch abbaubare, natürliche oder synthetische Matrices
gebunden werden. Bevorzugte verkürzte
Versionen von PTH sind PTH 1-38, PTH 1-34, PTH 1-31 oder PTH 1-25. Am meisten bevorzugt
ist PTH 1-34. Bevorzugt ist das PTH menschliches PTH, obwohl PTH
aus anderen Quellen, wie Rinder-PTH, geeignet sein kann.
-
Verfahren zum Inkorporieren und/oder zur
Freisetzung biologisch aktiver Faktoren
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
zum Inkorporieren eines PTH in die Matrix enthält die Matrix Fibrin, das aus
Fibrinogen gebildet wird, eine Calciumquelle und Thrombin, und das
PTH-Fusionspeptid wird während
der Koagulierung in das Fibrin inkorporiert. Das PTH-Fusionspeptid
ist als Fusionspeptid, das zwei Domänen, eine erste und eine zweite,
enthält,
konstruiert, wobei eine Domäne,
die zweite, ein Substrat für
ein Vernetzungsenzym wie Faktor XIIIa ist. Faktor XIIIa ist eine
Transglutaminase, die während
der Koagulierung aktiv ist. Dieses Enzym, das in der Natur aus Faktor
XIIIa durch Spaltung durch Thrombin gebildet wird, wirkt dahingehend,
Fibrinketten über
Amidbindungen, die zwischen Glutamin-Seitenketten und Lysin-Seitenketten gebildet
werden, aneinander zu binden. Das Enzym wirkt auch dahingehend,
während
der Koagulierung andere Peptide an Fibrin zu binden, z. B. die Zellen-Anheftungsstellen,
vorausgesetzt, sie enthalten ebenfalls einen Faktor XIIIa. Speziell
wurde für
die Sequenz NQEQVSP (SEQ ID NO: 16) gezeigt, dass sie als ein wirkungsvolles
Substrat für
Faktor XIIIa wirkt. Wie hierin vorstehend beschrieben, ist sie entweder
direkt an das PTH gebunden, oder sie kann eine Abbaustelle zwischen
dem PTH (erste Domäne)
und der NQEQVSP (SEQ ID NO: 16)-Sequenz (zweite Domäne) enthalten.
Auf diese Weise kann das PTH-Fusionspeptid via ein Faktor XIIIa-Substrat
während
der Koagulierung in Fibrin eingebaut werden.
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Konstruktion von Fusionsproteinen
zum Inkorporieren
-
Das
PTH-Fusionspeptid, das eine erste Domäne, die das PTH enthält, eine
zweite Domäne,
die eine Substratdomäne
für ein
vernetzendes Enzym enthält,
und gewünschtenfalls
eine Abbaustelle zwischen der ersten und der zweiten Domäne enthält, kann
unter Verwendung unterschiedlicher Schemata in die Fibringele inkorporiert
werden. Bevorzugt enthält
die zweite Domäne
eine Transglutaminase-Substratdomäne, und
noch bevorzugter enthält
sie eine Faktor XIIIa-Substratdomäne. Am meisten bevorzugt enthält die Faktor
XIIIa-Substratdomäne
NQEQVSP (SEQ ID NO: 16). Wenn dieses PTH-Fusionspeptid während der
Polymerisierung des Fibrinogens vorhanden ist, d. h. während der
Bildung der Fibrinmatrix, wird es direkt in die Matrix eingebaut.
-
Die
Abbaustelle zwischen der ersten und der zweiten Domäne des PTH-Fusionspeptids
kann eine enzymatische Abbaustelle sein, wie vorher beschrieben.
Bevorzugt ist die Abbaustelle durch ein Enzym spaltbar, das ausgewählt ist
aus der Gruppe, die aus Plasmin und Matrix-Metalloproteinase besteht.
Durch sorgfältige Wahl
von Km und kcat dieser
enzymatischen Abbaustelle kann der Abbau kontrolliert werden, dass
er entweder vor oder nach der Proteinmatrix stattfindet und/oder
durch Verwendung ähnlicher
oder unähnlicher
Enzyme zum Abbau der Matrix, wobei die Anbringung der Abbaustelle
für jede
Art von Protein und Anwendung zugeschnitten wird. Dieses PTH-Fusionspeptid
konnte direkt in die Fibrinmatrix hinein vernetzt werden, wie oben beschrieben.
Das Inkorporieren einer enzymatischen Abbaustelle verändert jedoch
die Freisetzung des PTH während
der Proteolyse. Wenn die von Zellen stammenden Proteasen das komplexierte
Fusionspeptid erreichen, können
sie das durch Engineering erhaltene Protein an der neu gebildeten
Abbaustelle spalten. Die sich ergebenden Abbauprodukte würden das
freigesetzte PTH enthalten, das nun nahezu frei von irgendwelchen durch
Engineering erhaltenen Fusionssequenzen wäre, sowie irgendwelches abgebautes
Fibrin enthalten.
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II. Verwendungsverfahren
-
Die
Matrices können
zur Wiederherstellung, Neubildung oder Umbildung von Geweben und/oder
zur Freisetzung von PTH, vor oder zur Zeit der Implantation, verwendet
werden. In manchen Fällen
ist es wünschenswert,
die Vernetzung an der Stelle der Verabfolgung auszulösen, um
die Matrix an das Gewebe an der Implantationsstelle anzupassen.
In anderen Fällen
ist es gut passend, die Matrix vor der Implantation herzustellen.
-
Zellen
können
ebenfalls vor oder zur Zeit der Implantation, oder sogar nach der
Implantation, entweder bei oder nach der Vernetzung des Polymers
zur Bildung der Matrix, zu der Matrix zugegeben werden. Dies kann
zusätzlich
zu oder anstelle der Vernetzung der Matrix geschehen, um Zwischenräume zu erzeugen,
die dazu ausgelegt sind, eine Zellen-Proliferation oder ein Einwachsen
von Zellen zu fördern.
-
Obwohl
es in den meisten Fällen
wünschenswert
sein wird, die Matrix zur Förderung
des Zellenwachstums oder der Proliferation zu implantieren, werden
die biologisch aktiven Faktoren in manchen Fällen dafür verwendet werden, die Geschwindigkeit
der Zellproliferation zu hemmen. Eine spezifische Anwendung ist,
die Bildung von Verwachsungen nach einem chirurgischen Eingriff
zu hemmen.
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III. Anwendungsverfahren
-
In
der bevorzugten Ausführungsform
wird das Material in situ in oder auf dem Körper geliert. In einer anderen
Ausführungsform
kann die Matrix außerhalb
des Körpers
gebildet werden und dann in der vorgeformten Gestalt angewendet
werden. Das Matrixmaterial kann aus synthetischen oder natürlichen
Vorläuferkomponenten
hergestellt werden. Unabhängig
von der Art der verwendeten Vorläuferkompo nente
sollten die Vorläuferkomponenten
vor der Anbringung des Gemisches am Körper getrennt sein, um eine
Vereinigung oder einen Kontakt miteinander unter Bedingungen, die
eine Polymerisation oder ein Gelieren der Komponenten zulassen,
zu verhindern. Um einen Kontakt vor der Verabreichung zu verhindern,
kann ein Kit verwendet werden, das die Zusammensetzungen voneinander
trennt. Beim Vermischen unter Bedingungen, die eine Polymerisation
zulassen, bilden die Zusammensetzungen ein durch einen biologisch
aktiven Faktor ergänztes, dreidimensionales
Netzwerk. Abhängig
von den Vorläuferkomponenten
und ihren Konzentrationen kann das Gelieren praktisch augenblicklich
nach dem Vermischen eintreten. Ein derartiges schnelles Gelieren
macht ein Einspritzen, d. h. ein Quetschen des gelierten Materials
durch die Injektionsnadel, nahezu unmöglich.
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In
einer Ausführungsform
wird die Matrix aus Fibrinogen gebildet. Fibrinogen geliert über eine
Kaskade verschiedener Reaktionen unter Bildung einer Matrix, wenn
es bei geeigneter Temperatur und geeignetem pH in Kontakt mit Thrombin
und eine Calciumquelle gebracht wird. Die drei Komponenten, Fibrinogen,
Thrombin und die Calciumquelle, sollten getrennt aufbewahrt werden.
Solange jedoch mindestens eine der drei Komponenten getrennt gehalten
wird, können
die beiden anderen Komponenten vor der Verabreichung vereinigt werden.
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In
einer ersten Ausführungsform
wird Fibrinogen in einer Pufferlösung
(die zusätzlich
Aprotinin zur Erhöhung
der Stabilität
enthalten kann) bei physiologischem pH (in einem Bereich von pH
6,5 bis 8,0, bevorzugt von pH 7,0 bis 7,5) gelöst und getrennt von einer Lösung von
Thrombin in einem Calciumchlorid-Puffer (z. B. Konzentrationsbereich
von 40 bis 50 mM) aufbewahrt. Die Pufferlösung für das Fibrinogen kann eine
Histidin-Pufferlösung
mit einer bevorzugten Konzentration von 50 mM, die zusätzlich NaCl
in einer bevorzugten Konzentration von 150 mM enthält, oder
eine IRIS-Puffer-Salzlösung
(bevorzugt mit einer Konzentration von 33 mM) sein.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird ein Kit, das ein Fusionsprotein, Fibrinogen, Thrombin und eine
Calciumquelle enthält,
bereitgestellt. Gewünschtenfalls
kann das Kit ein vernetzendes Enzym, wie Faktor XIIIa, enthalten.
Das Fusionsprotein enthält
einen biologisch aktiven Faktor, eine Substratdomäne für ein vernetzendes
Enzym und eine Abbaustelle zwischen der Substratdomäne und dem
biologisch aktiven Faktor. Das Fusionsprotein kann entweder in der
Fibrinogenlö sung
oder in der Thrombinlösung
vorliegen. In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die Fibrinogenlösung das
Fusionsprotein.
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Die
Lösungen
werden bevorzugt mittels einer Zweiwege-Spritzenvorrichtung gemischt,
in der das Mischen durch Quetschen der Inhalte von beiden Spritzen
durch eine Mischkammer und/oder Nadel und/oder einen statischen
Mischer geschieht.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden sowohl Fibrinogen als auch Thrombin getrennt in gefriergetrockneter
Form aufbewahrt. Jedes der zwei kann das Fusionsprotein enthalten.
Vor der Verwendung wird der Tris- oder Histidin-Puffer zu dem Fibrinogen zugegeben,
wobei der Puffer zusätzlich
Aprotinin enthalten kann. Das gefriergetrocknete Thrombin wird in
der Calciumchlorid-Lösung
gelöst.
Danach werden die Fibrinogen- und die Thrombin-Lösung in getrennte Behälter/Ampullen/Spritzenkörper gebracht
und mittels einer Zweiwege-Verbindungsvorrichtung, wie einer Zweiwege-Spritze,
gemischt. Gewünschtenfalls
sind die Behälter/Ampullen/Spritzenkörper zweigeteilt,
so dass sie zwei Räume
haben, die durch einen einstellbaren Trenneinsatz, der senkrecht
zur Spritzenkörperwand
ist, getrennt werden. Einer der Räume enthält das gefriergetrocknete Fibrinogen
oder Thrombin, während
der andere Raum eine geeignete Pufferlösung enthält. Wenn der Kolben nach unten
gepresst wird, bewegt sich der Trenneinsatz und setzt den Puffer
in den Fibrinogenraum hinein frei, um das Fibrinogen zu lösen. Wenn
sowohl das Fibrinogen als auch das Thrombin gelöst sind, werden beide zweigeteilten
Spritzenkörper
an einer Zweiwege-Verbindungsvorrichtung befestigt, und die Inhalte
werden vermischt, indem sie durch die Injektionsnadel, die an der
Verbindungsvorrichtung befestigt ist, gepresst werden. Gewünschtenfalls
enthält
die Verbindungsvorrichtung einen statischen Mischer zur Verbesserung
des Mischens der Inhalte.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird das Fibrinogen vor dem Vermischen 8-fach verdünnt und das
Thrombin 20-fach verdünnt.
Dieses Verhältnis
führt zu
einer Gelierzeit von näherungsweise
1 min.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
wird die Matrix aus synthetischen Vorläuferkomponenten, die in der
Lage sind, eine Michael-Additionsreaktion einzugehen, gebildet.
Da die nucleophile Vorläuferkomponente
(das Multithiol) nur bei basischem pH mit der Multiakzeptor-Komponente
(der konjugierten ungesättigten
Gruppe) reagiert, sind die drei Komponenten, die vor dem Mischen
getrennt aufbewahrt werden müssen:
die Base, die nucleophile Komponente und die Multiakzeptor-Komponente.
Sowohl die Multiakzeptor- als auch die Multithiol-Komponente werden
als Lösungen
in Puffern aufbewahrt. Beide Zusammensetzungen können die Zellen-Anheftungsstelle
und zusätzlich
das biologisch aktive Molekül
enthalten. So kann die erste Zusammensetzung des Systems beispielsweise
die Lösung
der nucleophilen Komponente enthalten, und die zweite Zusammensetzung
des Systems kann die Lösung
der Multiakzeptor-Komponente enthalten. Jede oder beide der zwei
Zusammensetzungen kann (können)
die Base enthalten. In einer anderen Ausführungsform können der
Multiakzeptor und das Multithiol als Lösung in der ersten Zusammensetzung
enthalten sein, und die zweite Zusammensetzung kann die Base enthalten.
Das Verbinden und Mischen geschieht in derselben Weise wie vorher
für Fibrinogen
beschrieben. Der zweigeteilte Spritzenkörper ist gleichermaßen geeignet
für die
synthetischen Vorläuferkomponenten.
Anstelle von Fibrinogen und Thrombin werden die Multiakzeptor- und
die Multithiol-Komponente in pulverisierter Form in einem der Räume aufbewahrt,
und der andere Raum enthält
den basischen Puffer.
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Die
folgenden Beispiele sind enthalten, um bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung aufzuzeigen. Die Zusammensetzungen und Verfahren wurden
zwar anhand von bevorzugten Ausführungsformen
beschrieben, aber für
Fachleute auf dem Gebiet wird es offensichtlich sein, dass die Zusammensetzung,
die Verfahren und die Schritte oder die Abfolge von Schritten des
hierin beschriebenen Verfahrens variiert werden können, ohne
von dem Konzept, Geist und Umfang der Erfindung abzuweichen.
-
Beispiel 1: Matrices, die kovalent gebundenes
TGPTH enthalten
-
Synthese von TGPTH
-
Das
PTH-Peptid mit den monomeren Einheiten 1-34 (PTH 1-34-mer), das
die gleiche Aktivität
wie das gesamte Protein zeigt, und Proteine dieser Länge können durch
Standard-Peptidsyntheseverfahren im festen Zustand synthetisiert
werden.
-
Alle
Peptide wurden auf einem Festharz unter Verwendung einer automatisierten
Peptid-Syntheseeinrichtung unter Verwendung von Standard-9-Fluorenylmethyloxycarbonyl-Chemie
synthetisiert. Die Peptide wurden durch C18-Chromatografie gereinigt
und unter Verwendung von Umkehrphasenchromatografie mittels HPLC,
zur Bestimmung der Reinheit, sowie Massenspektroskopie (MAIDI) zur
Identifizierung des Molekulargewichts jedes Produkts analysiert.
Unter Verwendung dieses Verfahrens wurde das folgende Peptid (hierin als „TGPTH" bezeichnet) synthetisiert:
NH3-Asn-Gln-Glu-Gln-Val-Ser-Pro-Leu-Ser-Val-Ser-Glu-Ile-Gln-Leu-Met-His-Asn-Leu-Gly-Lys-His-Leu-Asn-Ser-Met-Glu-Arg-Val-Glu-Trp-Leu-Arg-Lys-Lys-Leu-Gln-Asp-Val-His-Asn-Phe-COOH
(SEQ ID NO: 17)
-
In vivo-Ergebnisse
-
Die
Aktivität
von TGPTH zur Verbesserung der Knochenbildung wurde in einer TISSUCOL®-Matrix
in einem Bohrloch-Schaden an Schafen getestet. Löcher mit 8 mm von 12 mm Tiefe
wurden im proximalen und distalen Femur und Numerus von Schafen
erzeugt. Diese Löcher
wurden mit einem in situ polymerisierenden Fibringel gefüllt. Die
Defekte bzw. Schäden
wurden leer gelassen, mit TISSUCOL® gefüllt, oder
es wurde vor der Polymerisierung TGPTH zu TISSUCOL®-Fibrin
zu 400 μg/ml
zugegeben. In jedem Beispiel, in dem TISSUCOL® verwendet
wurde, wurde es ausgehend von der verfügbaren Standardkonzentration
4-fach verdünnt, was
zu einer Fibrinogen-Konzentration von 12,5 mg/ml führte.
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Die
Defekte wurden 8 Wochen lang heilen lassen. Nach dieser Heilungsperiode
wurden die Tiere geopfert, und die Knochenproben wurden entfernt
und durch Mikrocomputertomografie (μCT) analysiert. Dann wurde der
Prozentsatz des Defektvolumens, der mit calcifiziertem Knochengewebe
gefüllt
war, bestimmt. Wenn die Defekte leer gelassen wurden, gab es keine
Bildung von calcifiziertem Gewebe im Inneren der Fibrinmatrix. Wenn
nur ein Fibringel zugegeben wurde, gab es ebenfalls praktisch keine
Knochenheilung. Mit dem Zusatz von 400 mg/ml TGPTH jedoch stieg
der Grad der Heilung dramatisch, wobei der Defekt zu 35% mit calcifiziertem
Knochen gefüllt
war.
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BEISPIEL 2: Heilungsreaktion mit an eine
Fibrinmatrix gebundenem, modifiziertem PTH 1-34
-
Materialien
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Die
modifizierte Version von PTH 1-34, die in eine Fibrinmatrix eingebaut
werden kann, wurde dann hinsichtlich Heilungsreaktion in einem Schädeldefekt
kritischer Größe an Ratten
getestet.
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Ein
Fibringel wurde hergestellt aus Fibrinkleber-Vorläuferkomponenten
des TISSUCOL®-Kits
(Baxter AG, CH-8604 Volketswil/ZH). Das Fibrinogen wurde in steriler
0,03 M Tris-gepufferter Lösung
(TBS, pH 7,4) verdünnt,
um eine Lösung
von näherungsweise
8 mg/ml zu bilden, und das Thrombin wurde in steriler 50 mM CaCl2. Lösung
verdünnt,
um eine Lösung
von 2 U/ml zu bilden. Die Endkonzentration von Fibrinogen war 1:8 ursprüngliche
TISSUCOL®-Formulierung
(etwa 100 mg/ml) und 1:160 ursprüngliche
TISSUCOL®-Thrombin-Konzentration
(etwa 500 IE/ml). Eine vorbestimmte Menge an TG-pl-PTH1-34,
oder TGPTH1-34 wurde dann zu dem Thrombin
zugegeben und gemischt, um eine homogene Konzentration zu bilden.
-
Zur
Bildung des Fibringels wurden die verdünnten Vorläufer zusammengemischt, indem
das Fibrinogen in das das Thrombin enthaltende Röhrchen gespritzt wurde. Im
Falle des Bohrungsdefekts beim Schaf (wie unten beschrieben) wurde
dieses Gemisch dann sofort in einen Bohrungsdefekt, erzeugt in Schaf-Spongiosa,
eingespritzt, wo sich innerhalb von 1 bis 5 min ein Fibringel bildete.
In der ersten Reihe von Tierversuchen wurde die Wirksamkeit eines
Fusionsproteins, das PTH 1-34 als den biologisch aktiven Faktor
enthielt (NQEQVSPLYKNRSVSEIQLMHNLGKHLNSMERVEWLRKKLQDVHNF, SEQ ID
NO: 18) bei der Heilung der Corticalis in einem Kleintiermodell
getestet. Die Sequenz YKNR (SEQ ID NO: 19) macht die Bindung plasminabbaubar
(„TG-pl-PTH1-34").
Das TG-pl-PTH1-34 wurde durch chemische
Synthese hergestellt. Die Reinigung wurde durch Umkehrphasen-HPLC
(C18-Säule)
unter Verwendung von TFA als das Gegenion durchgeführt, was
zu einem Endprodukt führte,
das ein TFA-Salz
war. Die Reinheit des TG-pl-PTH1-34 wurde
zu 95% bestimmt.
-
Die
Heilungsreaktion wurde sowohl bei kurzen (3 Wochen) als auch bei
langen Heilungszeiten (7 Wochen) untersucht, um zu bestimmen, ob
eine Verbesserung der Heilung beobachtet werden konnte.
-
Schädeldefekt kritischer Größe bei Ratten
-
Ratten
wurden anästhesiert,
und der Schädelknochen
wurde exponiert. Die Knochenhaut an der Außenoberfläche des Schädels wurde zurückgezogen,
so dass sie beim Heilungsprozess keine Rolle spielen würde, und
es wurde ein einziger runder Defekt von 8 mm erzeugt. Diese Defektgröße wurde
gewählt,
weil vorher bestimmt worden war, dass Defekte von 8 mm oder größer nicht
spontan von selbst heilen und Defekte von kritischer Größe sind.
Der Defekt wurde dann mit einer vorgeformten Fibrinmatrix versehen,
und das Tier wurde 3 und 7 Wochen lang heilen lassen. Der Defektbereich
wurde dann explantiert und mittels Radiologie sowie Histologie analysiert.
-
Ergebnisse
-
Wenn
TG-pl-PTH
1-34 zum Zeitpunkt von 3 Wochen
studiert wurde, war der Grad der Heilung sehr ähnlich demjenigen, der mit
einer Fibrinmatrix alleine beobachtet wurde. Der Zeitpunkt von 3
Wochen wurde als ein früher
Zeitpunkt gewählt,
da andere wirkungsvolle Morphogene, wozu rhBMP-2 gehört, nach
3 Wochen eine starke Heilungswirkung zeigten. Im Gegensatz dazu
war die Heilungswirkung zu diesem frühen Zeitpunkt für TG-pl-PTH
1-34 nicht beobachtbar. Wenn jedoch der längere Zeitpunkt
(7 Wochen) analysiert wurde, wurde eine mäßige dosisabhängige Verbesserung
bei der Heilung des Schädeldefekts
kritischer Größe bei Ratten beim
Zusatz von modifiziertem PTH
1-34 zu Fibrinmatrices
beobachtet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 gezeigt. Wenn die hohe
Dosis an modifiziertem PTH
1-34 verwendet
wurde, erhöhte
sich die Heilungsreaktion um 65%. Tabelle 3: Heilungsreakation beim Ratten-Schädeldefekt
mit modifiziertem PTH
Probe | Dosis
(μg/ml) | Zeit
(Tage) | Heilung
(% Defekt gefüllt mit
Knochen) |
Fibrin | 0 | 63 | 38 |
TG-pl-PTH1-34 | 10 | 63 | 43 |
TG-pl-PTH1-34 | 200 | 63 | 50 |
TG-pl-PTH1-34 | 500 | 63 | 62 |
-
Diese
Ergebnisse demonstrieren, dass PTH1-34,
wenn es in eine Fibrinmatrix eingebaut ist, eine gewisse Aktivität behält, wie
durch die mäßige Steigerung
der Knochenbildung angezeigt wird.
-
Knochen-Bohrungsdefekt bei
Schafen
-
TG-pl-PTH1-34 wurde ebenso an einem Langknochen-Defektmodell
getestet, um die Wirkung dieses Hormons auf die Heilung von Knochen
zu testen. Bei dem Schaf-Bohrungsdefekt-Modell wurden zylindrische Bohrungsdefekte
von 8 mm, die näherungsweise
15 mm tief waren, sowohl in dem proximalen als auch dem distalen
Bereich der Femur- und Numerus-Knochen angebracht. Da der Defekt
in der Epiphyse der langen Knochen angebracht wurde, wurde der Defekt
von trabekulärem
Knochen mit einer dünnen
Schicht von cortikalem Knochen am Rand des Defekts umgeben. Diese
Defekte wurden dann mit einem in situ polymerisierenden Fibrin (etwa
750 μl),
das verschiedene Dosen an TG-pl-PTH1-34 oder
TGPTH1-34 enthielt, gefüllt. Die Tiere wurden 8 Wochen
lang heilen lassen und wurden dann geopfert. Der Defekt wurde mit μCT und Histologie
analysiert.
-
Für diese
Reihe von Versuchen wurden drei Arten von Zusammensetzungen getestet.
Zuerst wurde TG-pl-PTH1-34 über einen
großen
Konzentrationsbereich getestet. Zweitens wurde ein anderes modifiziertes PTH1-34, TGPTH1-34(NQEQVSPLSVSEIQLMHNLGKHLN
SMERVEWLRKKLQDVHNF; SEQ ID NO: 17), verwendet, das nur eine Transglutaminase-Sequenz
am Amino-Ende, ohne eine Abbaustelle, hatte. So konnte TGPTH1-34 nur durch Abbau der Fibrinmatrix selbst
freigesetzt werden. TGPTH1-34 wurde ähnlich wie TG-pl-PTH1-34 hergestellt und gereinigt. Die Reinheit
wurde zu 95% bestimmt. TGPTH1-34 wurde bei
mehreren Konzentrationen, die den Konzentrationen von TG-pl-PTH1-34 gleich waren, getestet, um die Wirksamkeit
zu vergleichen. Schließlich
wurden Matrices in Anwesenheit von granularem Material, entweder
mit TGPTH1-34 oder mit TG-pl-PTH1-34, hergestellt. Das granulare Material
war ein Standard-Tricalciumphosphat/Hydroxyapatit-Gemisch, das während des
Gelierens in die Matrix eingebettet wurde. Die Wirkung der Zugabe
dieser Granalien auf die Wirksamkeit von TGPTH1-34 wurde
untersucht. Als eine Kontrolle wurde unmodifiziertes Fibrin getestet.
-
Ergebnisse
-
Wenn
eines der beiden modifizierten PTH1-34-Moleküle in Defekte
der langen Knochen gebracht wurde, wurde eine signifikante Verbesserung
der Heilungsreaktion gegenüber
der Verwendung von Fibrinmatrices (Kontrolle) alleine beobachtet.
Die Verwendung von Fibrin alleine führte zu wenig Heilung, wobei
nur 20% des ursprünglichen
Defekts mit neu gebildetem Knochen gefüllt wurden.
-
TG-pl-PTH1-34 wurde in einer Konzentrationsreihe von
20 bis 1000 μg/ml
getestet. Für
jede getestete Dosis wurde eine signifikante Steigerung der Heilungsreaktion
beobachtet. Wenn beispielsweise 100 μg/ml TG-pl-PTH1-34 verwendet
wurden, stieg die Heilungsrate auf fast 60%.
-
In
einer zweiten Reihe von Experimenten wurde TGPTH1-34 getestet.
Die Verwendung von TGPTH1-34 verbesserte
ebenfalls die Knochenheilung. Beispielsweise verbesserte die Verwendung
von 400 μg/ml
die Heilungsreaktion auf 40%, und 1000 μg/ml erhöhten die Knochenheilung auf
65%. So führte
die Zugabe von jeder der beiden modifizierten PTH1-34-Sequenzen
zu einer stärkeren
Heilungsreaktion als die Kontrolle.
-
Schließlich wurde,
wenn jeweils eines der beiden modifizierten PTH
1-34-Moleküle an die
Matrix gebunden wurde und ein Granalien/Matrix-Gemisch verwendet
wurde, die Wirksamkeit des PTH
1-34 beibehalten.
Dies wurde sowohl für
TG-pl-PTH
1-34 (siehe Tabelle 4) als auch
für TGPTH
1-34 (siehe Tabelle 5) getestet. Tabelle 4: Heilung eines Schaf-Bohrungsdefekts
mit TG-pl-PTH
1-34, eingebaut in eine Fibrinmatrix;
Heilungszeit 8 Wochen
Probe | Dosis
(μg/ml) | Heilung
(% Defekt gefüllt
mit Knochen) |
Fibrin
(Kontrolle) | 0 | 20 |
TG-pl-PTH1-34 | 50 | 31,3 |
TG-pl-PTH1-34 | 100 | 59,7 |
TG-pl-PTH1-34 | 400 | 73 |
TG-pl-PTH1-34 | 1000 | 77 |
TG-pl-PTH1-34 400 TCP | 400 | 68 |
Tabelle 5: Heilung eines Schaf-Bohrungsdefekts
mit PTH
1-34, an eine Fibrinmatrix gebunden;
Heilungszeit 8 Wochen
Probe | Dosis
(μg/ml) | Heilung
(% Defekt gefüllt
mit Knochen) |
Fibrin | 0 | 20 |
TGPTH1-34 | 400 | 40 |
TGPTH1-34 | 1000 | 65 |
TG-PTH1-34 400 TCP | 400 | 71 |
-
Die
histologische Untersuchung zeigte eine hohe Infiltration von Spindel-
und Osteoblasten-Vorläuferzellen,
getragen auf einer extrazellulären
Matrix, in den ursprünglichen
Defekt. Aktive Osteoide mit großen
gerundeten Osteoblasten waren üblich,
und es wurden Anzeichen von endochondraler Knochenbildung (Chondrocyten)
beobachtet. Nach 8 Wochen konnten Osteoclasten und gesunde Anzeichen
für Umbildung
gefunden werden. Aber anders als bei den Ergebnissen, die bei kontinuierlicher
systemischer PTH-Exposition erhalten wurden, wurde keine offenkundige
Reaktion von Osteoclasten beobachtet, und die Bildung von neuem Knochen
war signifikant größer als
die Absorption in und um den Defektbereich. Keine Fremdkörper-Entzündungsreaktion
wurde nachgewiesen (d. h. Keine Riesenzellen und nur schwache Monozyten-Anwesenheit).
In Proben mit zugesetzten mineralischen Partikeln waren die Granalien
noch vorhanden.
-
Beispiel 3: Herstellung von Vorläuferkomponenten
für synthetische
Matrices
-
Herstellung von PEG-vinylsulfonen
-
Im
Handel erhältliche
verzweigte PEGs (vierarmiges PEG, Molekulargewicht 14.800, vierarmiges PEG,
Molekulargewicht 10.000 und achtarmiges PEG, Molekulargewicht 20.000;
Shearwater Polymers, Huntsville, AL, USA) wurden an den OH-Enden
funktionalisiert.
-
PEG-vinylsulfone
wurden unter Argon-Atmosphäre
durch Zur-Reaktion-Bringen einer Dichlormethan-Lösung der Vorläuferpolymere
(vorher über
Molekularsieben getrocknet) mit NaH und dann, nach Wasserstoffentwicklung,
mit Divinylsulfon (Molverhältnisse:
OH 1: NaH 5: Divinylsulfon 50) hergestellt. Die Reaktion wurde bei
Raumtemperatur 3 Tage lang unter Argon unter dauerndem Rühren durchgeführt. Nach
Neutralisierung der Reaktionslösung
mit konzentrierter Essigsäure
wurde die Lösung
durch Papier filtriert, bis sie klar war. Das derivatisierte Polymer
wurde durch Fällung
in eiskaltem Diethylether isoliert. Das Produkt wurde zweimal erneut
in Dichlormethan gelöst
und erneut in Diethylether gefällt
(mit sorgfältigem
Waschen), um alles überschüssige Divinylsulfon
zu entfernen. Schließlich
wurde das Produkt unter Vakuum getrocknet. Die Derivatisierung wurde
mit 1H-NMR bestätigt. Das Produkt zeigte charakteristische
Vinylsulfon-Peaks bei 6,21 ppm (zwei Wasserstoffe) und 6,97 ppm
(ein Wasserstoff). Es wurde gefunden, dass der Endgruppen-Umsetzungsgrad
100% war.
-
Herstellung von PEG-Acrylaten
-
PEG-Acrylate
wurden unter Argon-Atmosphäre
durch Zur-Reaktion-Bringen einer azeotrop getrockneten Toluol-Lösung der
Vorläuferpolymere
mit Acryloylchlorid in Anwesenheit von Triethylamin (Molverhältnisse: OH
1: Acryloylchlorid 2: Triethylamin 2,2) hergestellt. Die Reaktion
verlief unter Rühren über Nacht
im Dun kein bei Raumtemperatur. Die sich ergebende blassgelbe Lösung wurde
durch ein neutrales Aluminiumoxidbett filtriert; nach Verdampfen
des Lösungsmittels
wurde das Reaktionsprodukt in Dichlormethan gelöst, mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat
getrocknet und in kaltem Diethylether ausgefällt. Ausbeute: 88%; Umsetzung von
OH zu Acrylat: 100% (aus 1H-NMR-Analyse)
1H-NMR (CDCl3); 3,6
(341H (14800 vierarmig: 337H theor.), 230 (10000 vierarmig: 227H
theor.), oder 210H (20000 achtarmig: 227H theor.), PEG-Kettenprotonen),
4,3 (t, 2H, -CH2-CH 2-O-CO-CH=CH2), 5,8 (dd, 1H, CH2=CH-COO-),
6,1 und 6,4 (dd, 1H, CH 2=CH-COO-) ppm.
FT-IR (Film auf ATR-Platte):
2990–2790
(γ C-H),
1724 (γ C=O),
1460 (γs CH2), 1344, 1281,
1242, 1097 (γas C-O-C), 952, 842 (γs C-O-C)
cm–1.
-
Peptid-Synthese
-
Alle
Peptide wurden auf Festharz unter Verwendung einer automatischen
Peptid-Syntheseeinrichtung (9050
Pep Plus Synthesizer, Millipore, Framingham, USA) mit Standard-9-Fluorenylmethyloxycarbonyl-Chemie
synthetisiert. Hydrophobe Reinigungsmittel und abgespaltene Schutzgruppen
wurden durch Ausfällung des
Peptids in kaltem Diethylether und Auflösen in deionisiertem Wasser
entfernt. Nach Gefriertrocknung wurden die Peptide wieder in 0,03
M Tris-gepufferter Salzlösung
(TBS, pH 7,0) gelöst
und unter Verwendung von HPLC (Waters; Milford, USA) auf einer Größenausschlusssäule mit
TBS, pH 7,0 als Laufpuffer gereinigt.
-
Matrixbildung durch Konjugat-Additionsreaktion
-
MMP-empfindliche
Gele, hergestellt durch Konjugat-Addition mit einem peptidverknüpften Nucleophil und
einer PEG-verknüpften
konjugierten Ungesättigtheit,
die eine proteolytische Zellenwanderung erlauben.
-
Die
Synthese der Gele wird vollständig
durch Additionsreaktion vom Michael-Typ von Thiol-PEG an Vinylsulfon-funktionalisiertes
PEG bewerkstelligt. In einem ersten Schritt wurden Adhäsionspeptide
anhängend
(z. B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ
ID NO: 20)) an ein mehrarmiges PEG-vinylsulfon angeheftet, und dann
wurde dieser Vorläufer
mit einem Dithiol enthaltenden Peptid (z. B. dem MMP-Substrat Ac-GCRDGPQGIAGFDRCG-NH2 (SEQ ID NO: 21)) vernetzt. Bei einer typischen
Geldarstellung für
3-dimensionale in vitro-Studien wurde vierarmiges PEG-vinylsulfon
(Molekulargewicht 15000) in einem TEOA-Puffer (0,3M, pH 8,0) gelöst, um eine
10%ige (w/w) Lösung
zu ergeben. Um die Gele zellenadhäsiv zu machen, wurde das gelöste Peptid
Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ ID NO 20)(gleicher
Puffer) zu dieser Lösung
zugegeben. Das Adhäsionspeptid
wurde 30 min lang bei 37°C
reagieren lassen. Danach wurde das Vernetzerpeptid Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG-NH2 (SEQ ID NO: 21) mit der obigen Lösung gemischt,
und es wurden Gele synthetisiert. Das Gelieren geschah innerhalb
von wenigen Minuten, jedoch wurde die Vernetzungsreaktion bei 37°C 1 h lang
durchgeführt,
um eine vollständige
Reaktion zu garantieren.
-
MMP-unempfindliche
Gele, hergestellt durch Konjugat-Addition mit einem PEG-verknüpften Nucleophil
und einer PEG-verknüpften
konjugierten Ungesättigtheit,
die nicht-proteolytische Zellenwanderung erlauben.
-
Die
Synthese der Gele wird ebenfalls vollständig durch Additionsreaktion
vom Michael-Typ von Thiol-PEG an Vinylsulfon-funktionalisiertes
PEG bewerkstelligt. In einem ersten Schritt wurden Adhäsionspeptide anhängend (z.
B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ ID NO: 20)) an ein mehrarmiges PEG-vinylsulfon
angeheftet, und dann wurde dieser Vorläufer mit einem PEG-dithiol
(mw 3,4 kD) vernetzt. Bei einer typischen Geldarstellung für dreidimensionale
in vitro-Studien wurde vierarmiges PEG-vinylsulfon (Molekulargewicht
15.000) in einem TEOA-Puffer
(0,3 M, pH 8,0) gelöst,
um eine 10%ige (w/w) Lösung
zu ergeben. Um die Gele zellenadhäsiv zu machen, wurde das gelöste Peptid
Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ ID NO: 20)(im gleichen Puffer) zu
dieser Lösung
zugegeben. Das Adhäsionspeptid
wurde 30 min lang bei 37°C
reagieren lassen. Danach wurde der PEG-dithiol-Vorläufer mit
der obigen Lösung
gemischt, und die Gele wurden synthetisiert. Das Gelieren geschah
innerhalb weniger Minuten, jedoch wurde die Vernetzungsreaktion
bei 37°C
eine Stunde lang durchgeführt,
um eine vollständige
Reaktion zu garantieren.
-
Matrixbildung durch Kondensationsreaktionen
-
MMP-empfindliche
Gele, hergestellt durch Kondensationsreaktionen mit einem mehrere
Amine enthaltenden Peptid X-Linker und einem elektrophil aktiven
PEG, die eine proteolytische Zellenwanderung erlauben.
-
MMP-empfindliche
Hydrogele wurden ebenfalls durch Durchführen einer Kondensationsreaktion
zwischen MMP-empfindlichem Oligopeptid, das zwei MMP-Substrate und
drei Lys enthielt (Ac-GKGPQGIAGQKGPQGIAGQKG-NH2 (SEQ
ID NO: 22)), und einem im Handel erhältlichen (Shearwater polymers)
difunktionellen Doppelester-PEG-N-hydroxysuccinimid (NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS)
erzeugt. In einem ersten Schritt wurde ein Adhäsionspeptid (z. B. das Peptid
Ac-GCGYGRGDSPG-NH2)(SEQ ID NO: 20) mit einem kleinen Anteil
an NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS
zur Reaktion gebracht, und dann wurde dieser Vorläufer durch
Vermischen mit dem Peptid Ac-GKGPQGIAGQKGPQGIAGQKG-NH2 (SEQ
ID NO: 22), das drei ε-Amine
(und ein primäres
Amin) trug, zu einem Netzwerk verknüpft. Bei einer typischen Geldarstellung
für dreidimensionale
in vitro-Studien wurden beide Komponenten in 10 mM PBS bei pH 7,4
gelöst,
um eine 10%ige (w/w) Lösung
zu ergeben, und innerhalb von weniger als einer Stunde wurden Hydrogele
gebildet.
-
Im
Gegensatz zu den vorliegenden, durch Reaktion vom Michael-Typ gebildeten
Hydrogelen ist die gewünschte
Eigenselektivität
bei diesem Verfahren nicht garantiert, da in biologischen Materialien
wie Zellen oder Geweben vorhandene Amine ebenfalls mit den difunktionellen
aktivierten Doppelestern reagieren. Dies trifft auch für andere
elektrophile Funktionalitäten
tragende PEGs wie PEG-Oxycarbonylimidazol (CDI-PEG) oder PEG-nitrophenylcarbonat
zu.
-
MMP-unempfindliche
Hydrogele, hergestellt durch Kondensationsreaktionen mit einem PEG-Amin-Vernetzer
und einem elektrophil aktiven PEG, die eine nicht-proteolytische Zellenwanderung
erlauben.
-
Hydrogele
wurden ebenfalls durch Durchführen
einer Kondensationsreaktion zwischen im Handel erhältlichen
verzweigten PEG-Aminen (Jeffamines) und demselben difunktionellen
Doppelester PEG-N-hydroxysuccinimid (NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS) hergestellt.
In einem ersten Schritt wurde das Adhäsionspeptid (z. B. das Peptid
Ac-GCGYGRGDSPG-NH2)(SEQ ID NO: 20) mit einem
kleinen Anteil an NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS zur Reaktion gebracht,
und dann wurde dieser Vorläufer
durch Vermischen mit dem mehrarmigen PEG-Amin zu einem Netzwerk
verknüpft.
Bei einer typischen Geldarstellung für dreidimensionale in vitro-Studien
wurden beide Komponenten in 10 mM PBS bei pH 7,4 gelöst, um eine
10%ige (w/w) Lösung
zu ergeben, und innerhalb von weniger als einer Stunde wurden Hydrogele
gebildet.
-
Wiederum
ist, im Gegensatz zu den vorliegenden, durch Reaktion vom Michael-Typ hergestellten
Hydrogelen, die erwünschte
Eigenselektivität
bei diesem Verfahren nicht garantiert, da in biologischen Materialien wie
Zellen oder Geweben vorhandene Amine ebenfalls mit den difunktionellen
aktivierten Doppelestern reagieren. Dies trifft auch für andere
elektrophile Funktionalitäten
tragende PEGs wie PEG-oxycarbonylimidazol (CDI-PEG) oder PEG-nitrophenylcarbonat
zu.
-
Beispiel 4: Knochen-Neubildung mit synthetischen
enzymatisch abbaubaren Matrices
-
Es
wurden zwei verschiedene Ausgangskonzentrationen der enzymatisch
abbaubaren Gele verwendet. In jedem davon wurde die Konzentration
an RGD und an dem aktiven Faktor (CplPTH bei 100 μg/ml) konstant
gehalten. Das polymere Netzwerk wurde aus einem vierarmigen verzweigten
PEG, das mit vier Vinylsulfon-Endgruppen eines Molekulargewichts
von 20 kD (Molekulargewicht jedes der Arme 5 kD) funktionalisiert war,
und einem Dithiol-Peptid der folgenden Sequenz Gly-Cys-Arg-Asp-(Gly-Pro-Gln-Gly-Ile-Trp-Gly-Gln)-Asp-Arg-Cys-Gly
(SEQ ID NO: 21) hergestellt. Beide Vorläuferkomponenten wurden in 0,3
M Triethanolamin gelöst.
Die Ausgangskonzentration des funktionalisierten PEG (erstes Vorläufermolekül) und des
Dithiol-Peptids (zweites Vorläufermolekül) wurde
variiert. In einem Fall war die Konzentration 12,6 Gew.-% des Gesamtgewichts
der Zusammensetzung (erste und zweite Vorläuferkomponente + Triethanolamin-Lösung). Die
12,6 Gew.-% entsprechen einer 10 Gew.-%igen Lösung, wenn auf der Basis von
nur der ersten Vorläuferkomponente
gerechnet wird (100 mg/ml erstes Vorläufermolekül). Die zweite Ausgangskonzentration
war 9,5 Gew.-% des Gesamtgewichts der Zusammensetzung (erste und
zweite Vorläuferkomponente
+ Triethanolamin-Lösung),
was 7,5 Gew.-% auf der Basis nur des ersten Vorläufermoleküls (75 mg/ml erstes Vorläufermolekül) des Gesamtgewichts
entspricht. Dies hat die Folge, dass die Menge an Dithiol-Peptid
so verändert
wurde, dass das Molverhältnis
zwischen Vinylsulfonen und Thiolen beibehalten wurde.
-
Das
Gel, das mit einer Ausgangskonzentration von 12,6 Gew.-% begann,
quoll auf eine Konzentration von 8,9 Gew.-% des Gesamtgewichts des
polymeren Netzwerks plus Wasser auf, so dass die Matrix einen Wassergehalt
von 91,1 hatte. Das Gel, das mit einer Ausgangskonzentration von
9,5 Gew.-% begann, quoll auf eine Endkonzentration von 7,4 Gew.-%
des Gesamtgewichts des polymeren Netzwerks plus Wasser auf, hatte
also einen Wassergehalt von 92,6.
-
Um
die Wirkung dieser Veränderung
zu untersuchen, wurden diese Materialien in einem Schaf-Bohrungsdefekt
getestet. Hier wurde ein Defekt von 750 μl in der Spongiosa der Diaphysen
von Schaf-Femur und Schaf-Numerus angebracht und mit einem in situ
gelierenden enzymatischen Gel gefüllt. Die folgende Menge an
calcifiziertem Gewebe wurde erhalten, bestimmt mittels μCT, mit jeder
Gruppe bei N = 2:
Ausgangskonzentration
des Gels | calcifiziertes
Gewebe |
12,6% | 2,7% |
9,5% | 38,4% |
-
Indem
man die Gele weniger dicht und für
eine Zellenpenetration einfacher machte, war die sich ergebende
Heilungsreaktion bei der Zugabe eines aktiven Faktors stärker. Die
Auswirkung von endgültigen
Feststoff-Konzentrationen von unter 8,5 Gew.-% ist aus diesen Ergebnissen
offensichtlich.
-
Es
ist dann klar, dass der Aufbau der Matrix kritisch für die Ermöglichung
einer Heilung in Wundschäden
ist. Jedes dieser Hydrogele bestand aus großen Ketten von Polyethylenglykol,
die zur Erzeugung einer Matrix endenverknüpft waren. Die Einzelheiten,
wie sie verknüpft
waren, über
enzymatische Abbaustellen, die Dichte der Linker und mehrere andere
Variablen waren jedoch kritisch für die Ermöglichung einer funktionellen Heilungsreaktion.
Diese Unterschiede wurden sehr deutlich in dem Schaf-Bohrungsdefektmodell
beobachtet.
-
Beispiel 5: Knochenbildung mit synthetischen,
hydrolytisch abbaubaren Matrices
-
PTH
1-34-Fusionspeptid wurde auch in einem synthetischen Gel in dem
Schaf-Bohrungsdefektmodell getestet,
genau wie für
die Fibrinmatrices beschrieben. Ein Hydrogel-Netzwerk wurde erzeugt
durch Zusammenmischen von acryliertem vierarmigem Polyethylenglykol,
MW 15.000 (Peg 4* 15 Acr) mit einem linearen Polyethylenglykol-dithiol
mit MW 3400. Wenn die beiden Komponenten in einem Puffer von 0,3
M Triethanolamin bei pH 8,0 gemischt werden, können die sich ergebenden Thiolate,
die bei diesem pH gebildet werden, dann durch eine Reaktion vom
Michael-Typ mit der konjugierten Ungesättigtheit des Acrylats reagieren,
um eine kovalente Bindung zu erzeugen. Durch Zusammenmischen von
mehrfunktionellen Vorläufern
dergestalt, dass die vereinigte Mehrfunktionalität größer als oder gleich fünf ist,
wird ein Hydrogel gebildet. Zusätzlich
können
biologisch aktive Faktoren durch ein identisches Reaktionsschema
zu der Matrix zugegeben werden. In diesem Fall könnten biologisch aktive Faktoren,
wozu Zellenadhäionsmotive
oder morphogene oder mitogene Faktoren gehören, an die Matrix gebunden
werden, indem an die Sequenz ein Cystein, die Thiol enthaltende Aminosäure, hinzugefügt wird.
Hier haben wir ein Cystein an die Zellenadhäsionssequenz, RGD, und genauer RGDSP
(SEQ ID NO: 23), sowie an die PTH1-34-Sequenz
hinzugefügt,
und beide wurden mittels der Acrylate in dem Vernetzer an die Matrix
gebunden. Danach haben diese neu gebildeten Hydrogele dann zahlreiche
Ester nahe einem Thiol, wovon gezeigt wurde, dass es hydrolytisch
instabil ist. Diese Instabilität
erlaubt, dass die Gele sich langsam abbauen und durch neu gebildetes
Gewebe ersetzt werden.
-
Diese
bestimmten Gele, die hydrolytisch abbaubar sind mit kovalent an
die Matrix gebundenem RGD und PTH wurden in dem Schaf-Bohrungsdefektmodell
getestet, um die Fähigkeit
von matrixgebundenem C-PTH
1-34 zur Steigerung
des Knochenwachstums zu testen. Um den Steigerungsbetrag zu bestimmen,
wurden der Matrix 0, 100 und 400 μg/ml
PTH
1-34-Fusionspeptid zugegeben. Wenn dies
getan wurde, wurde bei der Zugabe von PTH
1-34 ein
Anstieg der Knochenbildung beobachtet. In jedem Test wurde die Heilungsreaktion zum
selben Zeitpunkt von 8 Wochen gemessen. Dies wurde mit Defekten,
die leer gelassen wurden, verglichen. Wenn die synthetische hydrolytisch
abbaubare Matrix ohne PTH-Fusionspeptid verwendet wurde, wurde die
Heilungsreaktion bei etwa 40% gemessen. Dies bedeutet, dass 40%
des ursprünglichen
Defektvolumens mit neu gebildetem Knochengewebe gefüllt waren.
Dann, wenn 400 μg/ml
modifiziertes PTH
1-34-Fusionspeptid verwendet
wurden, stieg die Heilungsreaktion auf näherungsweise 60%. Zum Vergleich,
wenn die Defekte leer gelassen wurden, wurde näherungsweise 10% mit calcifiziertem
Gewebe gefüllt.
Diese Daten sind in Tabelle 6 unten gezeigt. Tabelle 6: Heilungsreaktion mit synthetischen
Matrices mit und ohne modifiziertes PTH
Behandlung | Heilung
(% calcifiziertes Gewebe) |
leer | 10 |
hydrolytisches
Gel | 40 |
hydrolytisches
Gel mit 100 μq/ml
CPTH | 54 |
hydrolytisches
Gel mit 400 μg/ml
CPTH | 60 |
-
Verglichen
mit einem leeren Defekt hatte die Zugabe des hydrolytisch abbaubaren
PEG-Gels alleine eine große
Auswirkung auf die Knochenheilung, wobei die Menge an calcifiziertem
Gewebe um 300% mehr wurde. Wenn PTH1-34 an
diese Matrix gebunden wurde, erhöhte
sich die Heilung noch mehr, wobei das Ausmaß bis zu 50% höher ist
als bei einer alleinigen Verwendung der Matrix, und 500% höher als
das Ausmaß der
Heilung, das erhalten wurde, wenn der Defekt leer gelassen wurde.
-
Die
im Sequenzprotokoll verwendeten englischen Begriffe haben folgende
deutsche Bedeutung:
<120> growth factor modified
Protein matrices for tissue engineering – Wachstumsfaktor-modifizierte
Proteinmatrices zur Gewebekonstruktion
<213> artificial
sequence – künstliche
Sequenz
<223> bidomain peptide – Zweidomänen-Peptid
dansyl leucine – dansyliertes
Leucin SEQUENCE
LISTING