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FACHGEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Bewertung der Muskel- und Gelenkkräfte bei
einem Individuum, das eine stabile Stellung einnimmt.
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Seit
Langem wird die Anatomie der Lebewesen analysiert, um insbesondere
deren Skelett mit seinen Gelenken und deren Muskeln, die deren Bewegung
bewirken, zu bestimmen.
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Insbesondere
ist die Form des Skeletts bekannt, die möglichen Bewegungsumfänge, die
Ansatzpunkte der Muskeln und der Umfang ihrer Bewegungen.
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Es
ist jedoch fast nichts über
die Werte der Muskelkräfte
bekannt, die die Bewegungen hervorrufen.
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Es
ist auch nichts bekannt über
die Werte der Muskelkräfte,
die zum Erreichen und Beibehalten einer stabilen Stellung bei einem
Lebewesen erforderlich sind, noch auch über die ausgeübten Gelenkkräfte. Übermäßige Muskel-
und/oder Gelenkkräfte
sind jedoch mit Sicherheit die Ursache von Ermüdung, Funktionsstörungen und
Abnutzung der Gelenke, so dass es nützlich ist, diese Kräfte zu bewerten.
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Die
Schrift
US 4 277 828 beschreibt
ein Verfahren zur Bewertung der Gleichgewichtskräfte des Skelettes eines Individuums,
das die folgenden Schritte umfasst:
- – Aufnahme
eines Röntgenbildes
des zu untersuchenden Skelettes, aufgenommen in einer im Allgemeinen
rechtwinklig zu den Rotationsachsen der Gelenke des zu untersuchenden
Skelettes stehenden Ebene,
- – Bestimmung
der Stellung der globalen Schwereachse des Körpers auf dem Röntgenbild,
- – Auswahl
der aneinander angelenkten Segmente des Skelettes auf dem Röntgenbild,
Bestimmung ihrer Positionen und derer der Gelenke und Zuordnung
des Gewichtes des entsprechenden Körpersegmentes zu jedem Segment,
- – Bestimmung
durch Berechnung der Stärke
der Rückstellkraft,
die von den hauptsächlichen Spannmuskeln
ausgeübt
wird.
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BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
von der vorliegenden Erfindung gestellte Aufgabe besteht darin,
ein neues Verfahren und eine neue Vorrichtung zu schaffen, die die
Bewertung der Gleichgewichtskräfte
des Skelettes oder Muskelkräfte,
die am Einnehmen und Beibehalten einer stabilen Stellung beteiligt
sind, erlauben und die Bewertung der sich daraus ergebenden Gelenkkräfte.
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Die
Erfindung ergibt sich aus der Beobachtung, derzufolge bei einem
Menschen, der eine stabile Stellung einnimmt, davon ausgegangen
werden kann, dass jedes der Körpersegmente
auf dem Segment unter ihm durch Muskelkräfte im Gleichgewicht gehalten
wird, die die Wirkung des Gewichtes ausgleichen. Wie bei der Analyse
der Bewegungen der Segmente relativ zueinander, werden die als unverformbar
angenommenen Segmente betrachtet: Kopf, Unterarm, Oberarm, Füße, Beine,
Schenkel. Im Gegensatz zur Analyse der Bewegungen, In der der Rumpf
als eine einzige praktisch starre Einheit betrachtet wird, geht
die Erfindung davon aus, dass der Rumpf aus einem Halswirbel-Segment,
das der Halswirbelsäule
entspricht, einem Rückenwirbel-Segment,
das der Rückenwirbelsäule entspricht,
einem Kreuzwirbel-Segment, das der Kreuzwirbelsäule entspricht, und dem Becken
besteht. Die Erfindung geht auch von der Feststellung aus, derzufolge eine
stabile Stellung nicht starr ist; es gibt momentane Korrekturen
der Stellung, die nicht die zervikale, dorsale oder lumbare Krümmung ändern, aber
ihre Winkelstellungen zueinander betreffen.
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Zur
Bewertung der Muskel- und Gelenkkräfte geht die Erfindung von
zwei vorherigen Informationen aus.
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Die
erste Information betrifft die Form und die relative Stellung der
Körpersegmente
im Gleichgewicht. Die Morphologie der Körpersegmente und ihre relativen
Stellungen werden mit Hilfe eines Röntgenbildes erhalten. So werden
die gelenkig verbundenen Enden jedes Skelettsegmentes und ihre relativen Stellungen
bestimmt.
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Die
zweite vorherige Information betrifft die Gewichtskräfte, die
auf die Körperstruktur
ausgeübt werden
und die anstreben, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Diese Information
wird in Form der globalen Schwereachse gesucht, die durch den globalen
Schwerpunkt des Individuums in Gleichgewichtsstellung verläuft und
deren Stellung im Allgemeinen relativ zum Skelett versetzt ist.
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In
einer globalen Stellung wird so der Kopf als das Endsegment angesehen,
das zunächst
relativ zum Segment unter ihm in Gleichgewicht gebracht wird, bei
dem es sich um das Halswirbel-Segment handelt.
Die Gesamtheit aus Kopf und Halswirbel-Segment wird auf dem Segment unter ihm
in Gleichgewicht gebracht, bei dem es sich um das Rückenwirbel-Segment
handelt. Schrittweise werden alle Gelenke zwischen Gruppen oberer
und unterer Segmente absteigend ins Gleichgewicht gebracht. Schließlich wird
der gesamte Körper
um den Knöchel ins
Gleichgewicht gebracht.
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So
sieht die Erfindung zur Bewertung der Gleichgewichts-Muskel- und -Gelenkkräfte des
Skelettes eines Individuums ein Verfahren vor, das die folgenden
Schritte umfasst:
- a) Aufnahme eines Röntgenbildes
des zu untersuchenden Skelettes, aufgenommen in einer im Allgemeinen
rechtwinklig zu den Rotationsachsen der Gelenke des zu untersuchenden
Skelettes stehenden Ebene,
- b) gleichzeitig Bestimmung der Stellung der globalen Schwereachse
des Körpers
auf dem Röntgenbild,
- c) Auswahl der aneinander angelenkten Segmente des Skelettes
auf dem Röntgenbild,
Bestimmung ihrer Positionen und derer der Gelenke und Zuordnung
des Gewichtes des entsprechenden Körpersegmentes zu jedem Segment,
- d) Bestimmung der Angriffsrichtungen und -punkte der hauptsächlichen
Gleichgewichts-Spannmuskeln des zu untersuchenden Skelettes auf dem
Röntgenbild,
- e) Bestimmung der Größe der Rückstellkraft,
die von den hauptsächlichen
Spannmuskeln ausgeübt
wird, durch Berechnung, aus der Tatsache, dass sie das Drehmoment
der Schwerkraft, die an jedes Segment angreift, um das untere Gelenk des
genannten Segmentes kompensiert.
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Vorzugsweise
bestimmt das Verfahren außerdem
durch Berechnung die Stützkraft
jedes Segmentes auf sein unteres Gelenk aus der Tatsache, dass sie
der Resultante aus der Schwerkraft und der Rückstellkraft, die an das Segment
angreifen, gleich ist.
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In
der Praxis wird zur Ausführung
eines derartigen Bewertungsverfahrens folgendermaßen vorgegangen:
- – Als
gelenkig verbundene Segmente werden alle oder ein Teil der folgenden
Segmente gewählt: Kopf,
Halswirbel-Segment, Rückenwirbel-Segment,
Kreuzwirbel-Segment, Beckensegment, Oberschenkelknochen;
- – als
hauptsächliche
Spannmuskeln zur Herstellung des Gleichgewichtes werden angesehen:
die wichtigsten Agonisten, Antagonisten, sowohl lateral, als auch
median. Diese Muskeln, die zur Teilnahme an der Herstellung des
Gleichgewichtes hinzugezogen werden, werden vom klinischen Anwender
in Abhängigkeit
von der Stellung der Einheit aus Wirbelsäule und Becken ausgewählt.
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Vorteilhafterweise
können
geringfügige
Bewegungen des Individuums, wenn es in eine Stellung stabilen Gleichgewichts
gebracht wird, berücksichtigt werden.
Hierzu werden die aufeinanderfolgenden Positionen der globalen Schwereachse
während
einiger Sekunden mit einer Frequenz von mehreren Erfassungen pro
Sekunde gespeichert, wobei die Gesamtheit der gespeicherten Positionen
eine elliptische Positionswolke bildet. Die Dispersionsellipse wird
bestimmt, die die genannte Positionswolke einhüllt, und die Röntgenbilder
werden ausgewählt,
die einer globalen Schwereachse entsprechen, deren Position in der
Dispersionsellipse enthalten ist.
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Ebenfalls
kann in Abhängigkeit
von der Dispersionsellipse die Ungewissheit in der Bewertung der
Rückstell-
oder Stützkräfte durch
Berechnung bestimmt werden.
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Die
Erfindung sieht ebenfalls eine Vorrichtung zur Bewertung der Gleichgewichtskräfte des Skelettes
vor, umfassend:
- – eine Röntgenquelle und Haltemittel
für eine
Zielplatte, die auf Röntgenstrahlen
empfindlich ist,
- – eine
Tragplatte für
das Individuum, geeignet, das Individuum an festgelegter Stelle
zwischen der Röntgenquelle
und den Zielplatten-Haltemitteln zu tragen und Bildpositionssignale
der Horizontalposition der globalen Schwereachse des Individuums
zu erzeugen,
- – Mittel
zur Digitalisierung des Röntgenbildes
des Individuums auf der Zielplatte und dadurch zur Erzeugung eines
digitalisierten Röntgenbildes,
das in einem geeigneten Speicher gespeichert wird,
- – Mittel
zur Überlagerung
des digitalisierten Röntgenbildes
des Individuums mit dem digitalisierten Bild des Schlagschattens
der globalen Schwereachse auf der Zielplatte,
- – Mittel
zur Auswahl der gelenkig verbundenen Skelett-Segmente und ihrer
Gelenke, sowie der Angriffspunkte der Gleichgewichts-Spannmuskeln, auf
dem digitalisierten Röntgenbild,
- – Rechenmittel
und ein Programm zur Berechnung der Stärke der Rückstellkraft, die von den Gleichgewichts-Spannmuskeln
ausgeübt
wird, aus der Tatsache, dass sie das Drehmoment der Schwerkraft,
die an jedes Segment angreift, um das untere Gelenk des genannten
Segmentes kompensiert.
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Vorzugsweise
umfasst die Vorrichtung außerdem
Mittel zur Bewertung der Änderungen
in der Vertikalstellung des Individuums durch die Abmessungen der
Dispersionsellipse der horizontalen Position seiner globalen Schwereachse,
wenn es eine stabile Stellung einnimmt.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
umfasst das Programm eine oder mehrere Erfassungssequenzen, in denen
- – der
Bediener auf dem Röntgenbild
die Positionen der Gelenke, der Segmente und der Angriffspunkte
der Gleichgewichts-Spannmuskeln bezeichnet,
- – die
Mittel zur Digitalisierung des Röntgenbildes des
Individuums im Speicher die Positionen speichern, die vom Bediener
bezeichnet wurden.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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Weitere
Gegenstände,
Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der
folgenden Beschreibung besonderer Ausführungsformen deutlicher werden,
die auf die entsprechenden beigefügten Zeichnungen Bezug nimmt.
Es zeigen:
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1 eine
Seitenansicht, die die Hauptkörpersegmente
des menschlichen Körpers
mit ihren Gelenken und der Stellung der globalen Schwereachse des
Körpers
darstellt;
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2 eine
Seitenansicht, die die partielle Herstellung des Gleichgewichtes
durch die Gewichts- und Muskelkräfte
und die Berührungskräfte zwischen
einer oberen Untereinheit, bestehend aus dem Kopf und dem Halswirbel-Segment,
und dem anschließenden
unteren Körpersegment
darstellt;
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3 die
Berechnung der Kräfte
bei der Herstellung des Gleichgewichtes der oberen Untereinheit,
bestehend aus dem Kopf und dem Halswirbel-Segment;
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4 eine
Seitenansicht, die die Stellungen und Richtungen der Hauptmuskeln
darstellt, die die globale Herstellung des Gleichgewichtes in der
aufrechten Stellung des menschlichen Körpers sicherstellen;
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5 eine
Seitenansicht, die die Bestimmung der Resultante aus den Muskelkräften im
Bereich des Knies darstellt;
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6 eine
Seitenansicht, die das Schema des Prinzips der Bestimmung der Gleichgewichtskräfte im Bereich
des Knies darstellt;
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7 eine
schematische perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur Aufnahme von Röntgenbildern
unter Bestimmung der Stellung der globalen Schwereachse; und
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8 ein
theoretisches Schema, das die wesentlichen Berechnungsmittel zur
Bewertung der Gleichgewichtskräfte
der Erfindung darstellt.
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BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Zunächst wird
die in 7 dargestellte Vorrichtung betrachtet, die beispielsweise
die Erfassung der Daten für
die Analyse der aufrechten Stellung eines Individuums 4 erlaubt.
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Die
Vorrichtung umfasst eine Röntgenquelle 1,
Zielplatten-Haltemittel 2 zum Halten einer Zielplatte,
die auf Röntgenstrahlen
empfindlich ist und die in einem bestimmten Horizontalabstand von
der Röntgenquelle 1 vertikal
orientiert ist und Mittel 3 zum Tragen des Individuums,
die geeignet sind, ein Individuum 4 in fester Stellung
zwischen der Röntgenquelle 1 und
den Zielplatten-Haltemitteln 2 zu tragen. Die Vorrichtung
ist also eine Anlage zur Aufnahme von Röntgenbildern. Die Röntgenquelle 1 und
die Zielplatten-Haltemittel 2 können einen Aufbau haben, wie
die üblicherweise
in den medizinischen Röntgenbildanlagen
verwendeten.
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In
der Vorrichtung der
7 umfassen die Tragemittel
3 für das Individuum
Mittel zur Feststellung der Horizontalstellung der Trageebene und
zur Feststellung der momentanen Stellung der globalen Schwereachse
5 des
Individuums
4 oder vertikalen Achse, die durch den Schwerpunkt
G des Individuums
4 verläuft, während der Arbeit der Röntgenquelle
1.
Die globale Schwereachse
5 wird während der Aufnahme des Röntgenbildes
erfasst und ihre Stellung ausgehend von der Röntgenquelle
1 in einer
Kegelprojektion in die Ebene des Röntgenbildes projiziert. Ein
Prinzip eines Sensors der Stellung der globalen Schwereachse und
der Projektion auf das Röntgenbild
wird in der Schrift
WO 01/50956 oder
der ihr entsprechenden Schrift
FR 2 803 507 A beschrieben.
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Beispielsweise
umfassen die Tragemittel 3 für das Individuum eine modifizierte
Gleichgewichts-Kraftplatte 15, die mit mehreren Kraftsensoren
versehen ist, die horizontal an Positionen verteilt sind, die relativ
zu einem Koordinatensystem Xb Yb bestimmt sind, und die mit Berechnungsmitteln 21 verbunden
sind, um die Stellung Og der Resultante der Kräfte, die vom Individuum 4 auf
die Kraftplatte 15 im Koordinatensystem Xb Yb ausgeübt werden,
in der horizontalen Ebene zu berechnen. Die Berechnungsmittel 21 können beispielsweise
die Recheneinheit eines Mikrocomputers sein, der auch über einen
Anzeigebildschirm 23 und eine Tastatur 22 verfügt.
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In
der aufrechten Stellung können
die Arme 6 und 7 des Individuums 4 freigelassen
werden. Alternativ hierzu kann als vorteilhaft angesehen werden,
Halter 8 und 9 vorzusehen, auf die das Individuum
seine Hände
oder Arme legen kann, was erlaubt, eine stabile und reproduzierbare
Stellung des Individuums 4 festzulegen.
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In
der Vorrichtung der 7 werden außerdem Mittel 20 vorgesehen,
um durch Abtasten das Röntgenbild
des Individuums auf den Zielplatten-Haltemitteln 2 zu digitalisieren.
Hierzu kann ein geeigneter Scanner verwendet werden, um durch Abtasten das
auf der auf Röntgenstrahlen
empfindlichen Zielplatte 2 erzeugte Röntgenbild zu untersuchen und um
eine Folge digitaler Signale zu erzeugen, die das digitale Röntgenbild
darstellt. Dieses Bild wird an die Berechnungsmittel 21 übermittelt,
die seine Speicherung und Verarbeitung vornehmen.
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Die
Verarbeitung umfasst insbesondere einen Vorgang, der darin besteht,
dem Röntgenbild
des Individuums das Bild des Schlagschattens Hg der globalen Schwereachse 5 des
Individuums auf der Zielplatte 2 zu überlagern, die das Röntgenbild
aufweist.
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Diese Überlagerung
kann durch die Berechnungsmittel 21 erfolgen, die von der
Kraftplatte 15 die Information der Koordinaten der horizontalen
Projektion Og des Schwerpunktes G empfangen, die daraus die Position
des Schlagschattens Hg ableiten und die ihn ins digitalisierte Bild
einfügen,
das sich im Speicher befindet.
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Eine
derartige Vorrichtung kann derart sein, wie die in der Schrift
WO 01/50956 beschriebene,
auf die für
weitere Einzelheiten verwiesen sei.
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Jetzt
werden die 1 bis 4 betrachtet, um
das erfindungsgemäße Kraftbewertungsverfahren
und die Arbeitsweise der Vorrichtung der 7 besser
zu verstehen.
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1 stellt
die Form der Hauptsegmente des menschlichen Skeletts, ihre Stellungen
zueinander und die Gelenkpunkte schematisch dar. So können das
obere Segment S1, aus dem Kopf bestehend, das zweite Segment S2,
aus der Halswirbelsäule
bestehend, das dritte Segment S3, aus der Rückenwirbelsäule bestehend, das vierte Segment
S4, aus der Kreuzwirbelsäule
bestehend, das fünfte
Segment S5, aus dem Becken bestehend, ein sechstes, aus dem Femur
bestehendes Segment S6 und der obere Teil eines siebten Segmentes
S7 unterschieden werden, das aus der Tibia besteht. Zu erkennen sind
die entsprechenden Gelenke dazwischen A1, A2, A3, A4, A5 und A6,
wie in der Figur dargestellt.
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Jedem
Segment S1–S7
des Skelettes entspricht ein Körpersegment,
das das Skelett und die anderen Organe umfasst, die sich im selben
Höhenabschnitt
des Körpers
befinden. Im Allgemeinen sind die anderen Organe relativ zum Skelett
seitlich versetzt.
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Es
wird von der Annahme ausgegangen, dass der Schwerpunkt jedes der
Segmente des Körpers
auf der Vertikalen liegt, die durch den Schwerpunkt G der Gesamtheit
verläuft.
Diese Vertikale wird durch die globale Schwereachse 5 dargestellt,
wie sie von der Vorrichtung der 7 bestimmt
wird, wie oben angegeben wurde.
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Das
Kopf-Segment S1 ist im Gelenkpunkt A1 angelenkt. Die Einheit aus
dem Kopf-Segment S1 und dem Halswirbel-Segment S2 ist im Gelenkpunkt A2
angelenkt. Die Einheit aus dem Kopf-Segment S1, dem Halswirbel-Segment S2
und dem Rückenwirbel-Segment S3 ist im
Gelenkpunkt A3 angelenkt. Die aus dem Kopf-Segment S1, dem Halswirbel-Segment S2,
dem Rückenwirbel-Segment S3 und dem Kreuzwirbel-Segment
S4 gebildete Einheit ist im Gelenkpunkt A4 angelenkt etc.
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Jedes
Körpersegment
verfügt über ein
Eigengewicht. Früher
veröffentlichte
anatomische Studien definieren jedes Segmentgewicht als Anteil am Gesamtgewicht
des Körpers.
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Als
Beispiel wird jetzt das Gleichgewichtsmodell der beiden oberen Segmente
S1 und S2 auf dem dritten Segment S3 betrachtet, wie in 2 dargestellt.
Die Gesamtheit S1 und S2 ist in der Lage, sich in der Ebene der
Figur um das Gelenk A2 des Rückenwirbel-Segmentes
S3 zu drehen. Die Einheit S1 und S2 unterliegt einer Gewichtskraft
W1 + W2, deren Betrag relativ zum Gesamtgewicht W aus den früheren Arbeiten über die
Anatomie bekannt ist. Diese Gewichtskraft W1 + W2 greift in einem
lokalen Schwerpunkt an, der von der bekannten Richtung der globalen
Schwereachse 5 getragen wird.
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Diese
Gewichtskraft W1 + W2 versetzt die Einheit S1 und S2 in Drehung
um den Gelenkpunkt A2, der auf der Röntgenaufnahme bezeichnet ist
und damit auf dem digitalisierten Röntgenbild. Ihre Drehwirkung
wird durch die Kraft kompensiert, die von den Muskeln ausgeübt wird.
Im vorgeschlagenen Beispiel sind zwei Muskelstränge beteiligt: Der eine entspringt am
Segment S3 in Höhe
des dritten Rückenwirbels, wobei
der Ursprung in 2 durch das Bezugszeichen B3
bezeichnet ist, und setzt am Kopf S1 im Punkt C1 an; ein anderer
Strang geht vom selben dorsalen Ursprung B3 aus zum vierten Halswirbel,
an dem er im Punkt C2 ansetzt. Die resultierende Wirkung der Muskeln
kombiniert die Wirkung der beiden Stränge und es wird angenommen,
dass die resultierende Kraft der Muskeln einer mittleren Richtung B3B2
folgt, die so aus der Röntgenaufnahme
bestimmt wird.
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Es
muss also ein Problem der Statik in der Ebene gelöst werden,
in dem drei Kräfte
auftreten:
- – eine Gewichtskraft, deren
vertikale Richtung, d. h. die Richtung der globalen Schwereachse,
bekannt ist und deren Wert bekannt ist und, bekannten Wertetabellen
entnommen, W1 + W2 beträgt,
- – eine
Muskelkraft, deren Richtung B3B2 aus der Röntgenaufnahme oder dem digitalisierten
Röntgenbild
bestimmt wird und deren Stärke
unbekannt ist,
- – eine
Berührungskraft,
die durch das Gelenk A2 verläuft
und deren Stärke
und Richtung unbekannt sind.
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Dieses
Problem wird graphisch gelöst,
entweder direkt auf der Röntgenaufnahme
oder vorzugsweise durch Vektorrechnung unter Verwendung der Daten
des digitalen Röntgenbildes.
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Zur
Bestimmung des Wertes der Gleichgewichtskraft, die von den Muskeln
ausgeübt
wird, besteht eine einfache Berechnungsweise darin, davon auszugehen,
dass die Gleichgewichtskraft das Drehmoment der Gewichtskraft kompensiert,
die auf die Einheit ausgeübt
wird, um das untere Gelenk A2. Die Richtung der bei den Kräfte ist
nämlich
bekannt, sowie die Stärke
der Gewichtskraft, und daraus wird die Stärke der Muskelkraft abgeleitet.
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Ein
globales Lösungsverfahren,
wie es in 3 dargestellt ist, erlaubt es,
das Problem zu lösen
und gleichzeitig die Muskelkraft und die Berührungskraft zu bestimmen. Hierfür wird davon
ausgegangen, dass die Richtung der resultierenden Muskelkraft B3B2
die globale Schwereachse 5 im Punkt K2 schneidet. Dieser
Punkt K2 definiert ebenfalls die Richtung der Berührungskraft
Fc, da auf diese Weise das Drehmoment der drei Kräfte um das
Gelenk A2 verschwindet.
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Dann
wird geschrieben, dass die geometrische Resultante der Gewichtskraft
W1 + W2, die die globale Schwereachse 5 trägt, der
Muskelkraft Fm, die die Richtung B3B2 trägt, und der Berührungskraft Fc
der bekannten Richtung A2K2 gleich null ist. Diese Berechnung ist
in 3 dargestellt, in der Fc in der Richtung A2K2
eingezeichnet ist, dann W1 + W2 in der vertikalen Richtung ausgehend
von K2, und daraus wird Fm abgeleitet, die die Enden der beiden vorangehenden
Vektoren verbindet. Dieselbe Bestimmung der Kraft Fm erfolgt durch
Berechnung aus den Daten des digitalisierten Röntgenbildes. Auf diese Weise
ergibt sich die Stärke
der Muskelkraft Fm und die Stärke
der Berührungskraft
Fc. Diese letztgenannte kann in eine Normalkomponente FN im rechten
Winkel zum Berührungsbereich
im Gelenk A2 und eine Tangentialkomponente FT parallel zum Berührungsbereich
A2 zerlegt werden. FN stellt die Druckkraft der Einheit S1 und S2
auf S3 dar. FT stellt die Scherkraft im Berührungsbereich A2 dar.
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Die
Erfindung beschränkt
sich darauf, unter der Gesamtheit an Muskeln, die am Gleichgewicht der
Stellung beteiligt sind, die Muskeln zu betrachten, die eine Hauptrolle
spielen. Diese Muskeln sind in 4 dargestellt.
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So
wird für
die Herstellung des Gleichgewichtes des Kopfes S1 der Muskel M1
betrachtet, der der musculus complexus maior ist.
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Zur
Herstellung des Gleichgewichtes des Halswirbel-Segmentes S2 wird
der zervikale Abschnitt der Nackenmuskeln, wie des latissimus dorsi und
des m. trapezius M2 betrachtet.
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Zur
Herstellung des Gleichgewichtes des Rückenwirbel-Segmentes S3 wird
der Muskel M3 betrachtet, bei dem es sich um den dorsalis maior
handelt.
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Zur
Herstellung des Gleichgewichtes des Kreuzwirbel-Segmentes S4 werden
die Lumbalrinnen M4 betrachtet, deren Stränge vom Rückenwirbel D12 zum Lendenwirbel
L3 verlaufen.
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Zur
Herstellung des Gleichgewichtes des Beckens S5 wird der Muskel M5
betrachtet, bei dem es sich um den großen Gesäßmuskel handelt, der tätig wird,
wenn die globale Schwereachse vor das Zentrum der Femurköpfe tritt;
dieser Muskel setzt fächerförmig am
Kreuzwirbel an; wenn die globale Schwereachse hinter das Zentrum
der Femurköpfe tritt,
wird der Muskel M6 betrachtet, bei dem es sich um den Psoas handelt,
der den Femurkopf umgibt.
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Zur
Herstellung des Gleichgewichtes der Oberschenkel wird der m. rectus
anterior M62 und die ischiokrurale Muskelgruppe M61 (siehe 6) betrachtet.
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Als
zweites Beispiel wurde in den 5 und 6 die
Bewertung der Gleichgewichtskräfte
des Kniegelenks dargestellt.
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Das
Knie ist das Gelenk zwischen dem Femur F und der Tibia T. Es weist
eine anatomische Besonderheit auf. Der Femur F kann sich drehen,
er kann sich aber auch an der Kniegelenkfläche Pt entlang verschieben,
so dass er sich dreht und gleitet, Dieses Gleiten wird klinisch
durch den Schubladentest verdeutlicht.
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Erfindungsgemäß wird davon
ausgegangen, dass die Berührung
zwischen Femur F und Tibia T ohne Reibung erfolgt, um die Bedingung
von Rollen und Gleiten zu berücksichtigen.
Die Agonisten-Muskelkräfte
(in Richtung der Bewegung, die vom Gewicht auferlegt wird) und Antagonisten-Muskelkräfte (in
entgegengesetzter Richtung) sind derart, dass sie mit einer Berührung ohne
Reibung kompatibel sind.
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Die
Gewichtskraft W1–6
der Segmente, die sich oberhalb des Knies befinden, ist in Stärke und Richtung
bekannt. Es ist die Summe der Gewichtskräfte W1, W2, W3, W4, W5 und
W6. Diese Kraft W1–6
wird von der globalen Schwereachse getragen.
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Die
Richtung der Berührungskraft
Fc ist bekannt: Sie verläuft
durch den Berührungspunkt
A6 zwischen Femur F und Tibia T, der auf der Röntgenaufnahme identifiziert
werden kann. Sie steht senkrecht auf der Kniegelenkfläche Pt,
die ebenfalls auf der Röntgenaufnahme
sichtbar ist. Der rechte vordere Muskel M62 erzeugt eine Agonisten-Kraft
Fag, während
die ischiokrurale Muskelgruppe M61 eine Antagonisten-Kraft Fat erzeugen,
deren Wirkungsrichtungen auf die Tibia T in 5 dargestellt
sind und sich im Punkt I6 schneiden.
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Für die Bestimmung
der Kräfte
wird wie oben vorgegangen, wie jetzt unter Bezug auf die 5 und 6 angegeben
wird. Die Richtung der Berührungskraft
Fc, die durch den Berührungspunkt
A6 verläuft,
schneidet die globale Schwereachse 5 im Punkt K6.
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Die
Resultante Fm aus den Agonisten- und Antagonisten-Muskelkräften muss
durch K6 verlaufen, um die Drehwirkungen der Schwerkraft aufzuheben.
Diese Resultante verläuft
auch durch den Punkt I6. So ist I6K6 die Richtung der Resultante
der Muskelkräfte.
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Wie
in 6 dargestellt, kann das Problem durch Einzeichnen
der Vektoren gelöst
werden, indem die Regel des Kräfteprallelogramms
für ein
System im Gleichgewicht angewandt wird. Mit der bekannten Gewichtskraft
W1–6 und
der bekannten Richtung der Berührungskraft
Fc kann daraus die Muskelkraft Fm abgeleitet werden, die dann zerlegt wird,
um die Agonisten-Kraft Fag und die Antagonisten-Kraft Fat zu bestimmen.
Dieselbe Berechnung kann am digitalisierten Röntgenbild ausgeführt werden.
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Jetzt
wird wieder die 7 betrachtet, die die Vorrichtung
nach einer Ausführungsform
der Erfindung darstellt.
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Nachdem
der Bediener das Röntgenbild
aufgenommen und die Stellung der globalen Schwereachse 5 verzeichnet
hat, geht der Bediener zur Bewertung der Muskelkräfte und
der Druckkräfte
auf die Gelenke über.
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Nach
einer ersten Möglichkeit
betrachtet er das Röntgenbild,
wie es sich auf der empfindlichen Platte 2 in den Haltemitteln
befindet, und gibt auf diesem Röntgenbild
die Stellen der Gelenke, der Segmente und der Verankerungspunkte
der Gleichgewichts-Spannmuskeln
an. Die Mittel 20 zur Digitalisierung des Röntgenbildes
des Individuums speichern gleichzeitig die vom Bediener bezeichneten Punkte,
die in der Folge für
die Berechnungen der Kräfte
verwendet werden.
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Nach
einer anderen Möglichkeit
stellt der Bediener auf einem Bildschirm 23 das digitalisierte Röntgenbild
dar, sowie die Stellung der globalen Schwereachse 5, und
gibt mit Hilfe der Tastatur 22 oder einer Maus die Stellen
der Gelenke, der Segmente und der Verankerungspunkte der Gleichgewichts-Spannmuskeln an.
Die Berechnungsmittel 21 und das zugehörige Programm erlauben es,
die vom Bediener bezeichneten Punkte für die spätere Ausführung der Berechnungen der
Kräfte
zu speichern.
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Ein
besonderes Erfassungsprogramm erlaubt dem Bediener, einen anatomischen
Punkt mit der Maus auf dem digitalisierten Bild des Filmes zu erfassen.
Aus der Bildverarbeitung hervorgegangene Techniken sind in das Programm
eingearbeitet, um die Erfassung eines Punktes oder eines Details
zu erleichtern. Dabei handelt es sich um: einen Vergrößerungseffekt,
eine Kontrasterhöhung,
um eine unscharfe Aufnahme verwendbar zu machen, Hilfen zur Erfassung
der Tangenten an Knochenprofile oder zur reproduzierbaren Identifizierung
des Zentrums quasi kreisförmiger
Konturen.
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Ein
Programm zur digitalen Darstellung erlaubt dem Benutzer, die verschiedenen
Schritte der Berechnung der Muskel- und Berührungskräfte aus der Form der Stellung
anzuzeigen.
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Das
in den Berechnungsmitteln 21 enthaltene Programm erlaubt
dann, die Berechnungen der Kräfte
nach dem weiter oben angegebenen Prinzip auszuführen und das Programm zeigt
die Ergebnisse auf dem Bildschirm 23 an oder auf einem
beliebigen anderen geeigneten Träger.
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Vorzugsweise
berücksichtigt
das Programm die Abmessung der Dispersionsellipse der Horizontalstellung
der globalen Schwere achse, um einen Bereich der Ungewissheit der
Berechnung der Muskel- und Berührungskräfte zu berechnen.
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So
erlaubt die Erfindung, durch erfindungsgemäße Ausnutzung einer begrenzten
Anzahl an Punkten, die auf den Röntgenaufnahmen
bezeichnet werden, die den Gelenkbereichen und den Richtungen der
das Gleichgewicht herstellenden Muskeltätigkeiten entsprechen, und
unter Verwendung der Stellung der globalen Schwereachse des Individuums,
den Wert der Hauptmuskelkraft zu berechnen, die für das Gleichgewicht
eines Segmentes oder einer Gesamtheit von Segmenten zu sorgen, die
vorab relativ zu den folgenden Segmenten ins Gleichgewicht gebracht
worden sind. Die Beträge
und Richtungen der in Höhe
des Gelenks ausgeübten
Berührungskräfte werden
ebenfalls bestimmt.
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Diese
Bewertungen verwenden einfache Gesetze der Statik und der Kenntnisse
aus der Physiologie der Gelenke.
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Die
Erfindung erlaubt so die Bewertung der Muskelkräfte und der Druckkräfte auf
die Gelenke, ohne das Einsetzen von Sensoren oder anderen Messinstrumenten
ins Innere des menschlichen Körpers
zu erfordern.
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Die
Erfindung kann bei der Abschätzung
der Kräfte
a priori zum Studium einer gegebenen Stellung angewandt werden.
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Die
Erfindung wird ebenfalls im Vergleich mehrerer aufeinanderfolgender
Bewertungen der Kräfte
desselben Individuums angewandt, beispielsweise vor und nach einer
Operation oder vor und nach orthopädischer Behandlung. So ist
es möglich, erheblich
aussagekräftigere
Veränderungen
aufzuzeigen als die, die die Morphologieänderungen darstellen.
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Die
vorliegende Erfindung ist nicht auf die ausdrücklich beschriebenen Ausführungsformen
eingeschränkt,
sondern sie schließt
deren verschiedene Varianten und Verallgemeinerungen ein, die im
Bereich der folgenden Patentansprüche liegen.