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TECHNISCHES
GEBIET
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein einen entfernbaren intraokulären Pfropfen,
der zum zeitweiligen Verschließen
der Punctum- oder Canaliculus-Öffnung des
menschlichen Auges benutzt wird und der z.B. bei der Behandlung
von Keratokonjunktivitis sicca (Augentrockenheit) verwendet werden
soll. Die vorliegende Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren
zum Verschließen
von Augenkanälen
unter Verwendung von Materialien, die sich an die Größe und die
Form des einzelnen Punctums bzw. Canaliculus anpassen können, indem
sie die starren, viskosen und elastischen Eigenschaften der Materialzusammensetzung
ausnutzen.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Das
menschliche Auge enthält
eine komplexe Zusammensetzung in Form eines Tränenfilms. Tränen beinhalten
drei Grundbestandteile: (1) Lipide; (2) eine wäßrige Schicht; und (3) Mucin.
Die Abwesenheit von einem dieser Bestandteile verursacht Beschwerden
und kann zu einem zeitweiligen oder dauerhaften Zustand führen, der
als Keratitis sicca (oder Keratokonjunktivitis sicca, oft als Augentrockenheit
bezeichnet) führt.
Augentrockenheit kann eine Vielzahl an Ursachen haben, wird aber
im allgemeinen einer oder zwei Grundfunktionsstörungen zugeschrieben. Erstens
können
die Tränengänge, die
von den Tränendrüsen abgehen,
verstopft sein oder eine Funktionsstörung aufweisen, so daß eine ungenügende Tränenmenge
das Auge erreicht. Man dachte viele Jahre, daß dies im allgemeinen der Hauptgrund
für die
Augentrockenheit sei. Künstliche
Tränen wurden
als Antwort auf diesen Bedarf entwickelt. Die Linderung für Patienten
jedoch, die diese künstlichen
Tränen
verwenden, ist kurzlebig, und die Behandlung damit muß mehrmals
pro Stunde durchgeführt
werden.
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Kürzlich hat
man entdeckt, daß die
Augentrockenheit mit zunehmenden Alter entweder durch unzureichende
oder ungenügende
Tränen
und Tränenbestandteile oder
durch die Unfähigkeit,
einen effektiven Tränenfilm
aufrechtzuerhalten, verursacht wird. Dementsprechend wurden moderne
Behandlungen auf der Basis durchgeführt, daß die Tränenproduktion bei einigen Personen
ungenügend
sein kann, und daß ein
beträchtlicher
Anteil des Augentrockenheitssyndroms durch Verlangsamen des Abflusses
durch die Tränengänge gelindert
werden kann.
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Tränen werden
durch Abfließen
durch die oberen und unteren Punctum-Öffnungen,
die in die kanalikulären
Kanäle
führen
(siehe 1), aus dem Auge entfernt. Anfängliche Versuche, die auf das
Verschließen der
Puncta und/oder der kanalikulären
Kanäle
gerichtet waren, betrafen das Zunähen der Puncta oder die Elektro-
oder Laserverödung,
um die Puncta und/oder kanalikulären
Kanäle
zu verschließen.
Obwohl eine derartige Vorgehensweise wünschenswerte Resultate liefern
kann, ist das Verfahren ohne plastische Chirurgie nicht reversibel.
Da es manchmal schwierig zu bestimmen ist, ob bei einem einzelnen
Patienten der Abfluß zu groß oder die
Tränenproduktion
zu klein ist, ist eine irreversible Blockierung nicht ohne Risiken.
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Ein
Mittel zur zeitweiligen Blockierung des Punctums und Canaliculus
zur Behandlung von Augentrockenheit ist durch die Verwendung von
intrakanalikulären
Gelatinimplantaten gegeben. Intracanalicular Gelatin Implants in
the Treatment of Kerato-Conjunctivitis Sicca, Wallace S. Foulds,
Brit J. Ophthal (1961) Band 45, Seiten 625-7. Foulds offenbart,
daß der
Verschluß der
lacrimalen Puncta durch Verwendung und Insertion eines dünnen, wasserlöslichen
Gelatinestabs in die Öffnungen
des Punctums durchgeführt
werden kann. Der Gelatinestab wurde aus reiner, pulverisierter Gelatine
gebildet, der eine kleine Menge destillierten Wassers zugesetzt
und die in einem Wasserbad erhitzt wurde, bis die Gelatine sich
aufgelöst
hatte und ein dickes Gel ergab. Durch Eintauchen eines kalten Glasstabs
in die vorbereitete Gelatine und Herausziehen desselben wurden dünne, massive
Gelatinestäbe
gebildet. Die Gelatinestäbe
wurden dann in die Canaliculi eingeführt, um eine zeitweilige Blockierung
bereitzustellen. Die Gelatinestabimplantate als solche, stellen,
obwohl sie sehr zerbrechlich sind, ein alternatives Mittel zur zeitweiligen
Blockierung des Canaliculus bereit.
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Wasserunlösliche Pfropfen,
die in die Öffnungen
des Punctums und in vertikale Abschnitte der kanalikulären Kanäle eingesetzt
werden können,
sind aus dem US-Patent 3,949,750 (Freeman), erteilt am 13. April 1976,
bekannt. Freemans' Punctumpfropfen
ist ein stäbchenförmiger Pfropfen,
der mit einem übergroßen Endstück gebildet
ist, das sich ausdehnt und den vertikalen Canaliculus (siehe 2)
blockiert. Der Punctumpfropfen weist ein relativ großes, glattes
Kopfteil auf, das verhindert, daß der Punctumpfropfen in den
horizontalen Teil des Canaliculus gleitet. Obwohl diese Pfropfen
reversibel sind, neigen sie dazu, daß sie ziemlich leicht verrutschen. Überdies
sind sie etwas schwierig einzuführen,
und gelegentlich können
ihre Größe und Form
während
des Einführens
Gewebeschäden
verursachen oder sie können
zu Reizungen der Lederhaut des Auges führen, wenn sie aus den Puncta
herausragen. Das Punctumgewebe kann ebenfalls beschädigt werden,
indem es durch die Pfropfen über
längere
Zeiträume
gedehnt wird.
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Eine
Verbesserung gegenüber
Freemans' Pfropfen
ist im US-Patent 4,959,048 (Seder et al.), erteilt am 25. September
1990, offenbart. Seder et al. beschreiben einen vorgeformten Pfropfen
oder Kanalverschluß mit
einer in etwa konischen Form, die ein leichteres Einführen des
Verschlusses in die Öffnung
des Punctums ermöglicht,
als die von Freeman offenbarten Vorrichtungen. Ferner beschreiben
Seder et al., daß Abweichungen
bei der Anatomie von verschiedenen Personen es wünschenswert machen, eine Reihe
von Verschlüssen in
verschiedenen Längen
und/oder Breiten bereitzustellen, um sich an anatomische Unterschiede
anzupassen. Deshalb müssen
Augenärzte
die tatsächliche
Größe der Öffnung des
Punctums messen, um die beste Größe des Punctumpfropfens
zu bestimmen, der für
jeden Patienten verwendet werden soll, und Hersteller müssen dann
mindestens fünf
verschiedene Punctumpfropfengrößen bereitstellen,
um dem Bedarf der Augenärzte
gerecht zu werden.
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Folglich
müssen Ärzte, die
die Pfropfen aus dem Stand der Technik verwenden, mehreren Prozeduren folgen,
die nicht nur zeitraubend sind, sondern auch einen hohen Geschicklichkeitsgrad
erfordern. Erstens müssen
die Ärzte
bei jedem Patienten den Durchmesser des Punctums ausmessen, da diese
Größe von Patient
zu Patient verschieden ist, und bei einigen Patienten treten selbst
Abweichungen bei der Größe des Punctums
zwischen dem linken und dem rechten Auge auf (siehe 3).
Ein zu großer
Pfropfen verursacht dem Patienten Beschwerden, wogegen ein zu kleiner
Pfropfen aus dem Auge des Patienten fällt. Zweitens müssen Ärzte das
Punctum dehnen und den Pfropfen schnell einführen, für gewöhnlich innerhalb von 30 Sekunden oder
schneller (siehe 4). Die Dilatation muß wiederholt
werden, wenn es nicht gelingt, den Pfropfen innerhalb von 30 Sekunden
einzuführen,
und es ist oft sehr schwierig, das Einführen innerhalb dieses 30 Sekunden-Zeitfensters
durchzuführen,
da der Pfropfen so weich und klein ist.
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Aufgrund
der vorangegangenen Erörterung
besteht ein klarer Bedarf an einer neuen Ausführung eines Punctumpfropfens,
der die gegenwärtigen
zeitraubenden chirurgischen Dilatations- und Einführungsverfahren stark
vereinfacht oder eliminiert. Eine Pfropfenausführung in Einheitsgröße würde nicht
nur die Notwendigkeit für
Hersteller beheben, Ärzte
mit Pfropfen verschiedener Abmessung zu versorgen, sondern auch
die Notwendigkeit für Ärzte, die
Größe des Punctums
des Patienten vor der chirurgischen Behandlung zu messen.
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Verfahren
zum Verschließen
von Kanälen
in lebenden Säugetieren,
die von thermoplastischen Polymerzusammensetzungen Gebrauch machen,
und ein Verfahren zum Entfernen eines Verschlußpfropfens sind in WO-A-9405342
offenbart. Der Punctumpfropfen besteht aus thermoplastischen Polymerzusammensetzungen,
vorzugsweise aus Polymeren mit kristallisierbaren Seitenketten,
die Schmelzpunkte von 30 bis 50°C
aufweisen, einschließlich
Poly-n-laurylacrylat,
Poly-n-stearylmethacrylat und Poly-n-stearylacrylat.
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Diese
Polymerzusammensetzungen sind über
den gesamten Bereich der natürlichen
Körpertemperatur
des Kanals, der verschlossen werden soll, fest und werden in diesen
bei einer etwas höheren
Temperatur eingeführt,
so daß sie
in einem flüssigen
Zustand vorliegen. Nach dem Einführen
verfestigt sich die Zusammensetzung, während sie auf die normale Temperatur
des Kanals abkühlt,
und bildet somit einen Pfropfen, der sich der Form des Punctums
anpaßt.
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Die
vorhergehend beschriebenen Ziele werden durch das Verfahren und
die Ausführung
des Augenpfropfens der vorliegenden Erfindung erreicht. Diese Erfindung
betrifft einen „intelligenten" Punctum- und Canaliculuspfropfen
zum Blockieren des Tränenflusses
durch die Augenkanäle.
Dieser „intelligente" Pfropfen ist ein
schmaler, stäbchenförmiger Zylinder
mit einem für
das Einführen
in einen Augenkanal geeigneten Durchmesser. Er ist an einem Ende
verjüngt
und aus einer (oder beiden) von zwei bestimmten Polymerwerkstoffklassen
hergestellt, die sowohl starre, elastische als auch viskose Eigenschaften
aufweisen. Die erste Polymerwerkstoffklasse weist eine Glasübergangstemperatur
(Tg) bei oder unter der menschlichen Körpertemperatur
(37°C) auf.
Die zweite Polymerwerkstoffklasse weist eine Schmelztemperatur (Tm) bei oder unter der menschlichen Körpertemperatur
(37°C) auf.
Die Polymerwerkstoffe der vorliegenden Erfindung können auch mit
wachsartigen Materialien gemischt sein, um eine Zusammensetzung
mit einer Tg und/oder Tm bei
oder unter 37°C
zu bilden. Für Ärzte sollte
es im Vergleich zu einem weichen Pfropfen leichter sein, diesen
Pfropfen in das Punctum oder den Canaliculus des Auges einzuführen, da
er vor dem Einführen
in einem gefrorenen, starren, langgestreckten Zustand gelagert wird,
und die Notwendigkeit für
ein spezielles Einführgerät während der
chirurgischen Behandlung wird behoben (siehe 5).
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Wenn
der „intelligente" Pfropfen einmal
in einen Augenkanal eingesetzt ist, reagiert er auf eine Temperaturzunahme,
die auf die umgebende physiochemische Umgebung zurückzuführen ist,
wodurch er weich wird, und er dehnt sich anschließend aus,
um sich an Größe und Form
des Punctums oder des Canaliculus des Patienten anzupassen. Wenn
sich der Pfropfen einmal auf die Größe des speziellen Augenkanals
ausgedehnt hat, stößt er auf
einen Widerstand des ihn umgebenden Gewebes und zu diesem Zeitpunkt
endet die Ausdehnung des Pfropfens. Dieser durch das umgebende Gewebe
aufgebrachte äußere Widerstand
aktiviert wiederum die elastischen und viskosen Eigenschaften des
Pfropfens, die dazu dienen, jegliche Lücke zwischen dem Pfropfen und
dem Punctum oder dem Canaliculus (siehe 8) zu füllen. Somit
kann der Pfropfen effektiv verhindern, daß die Tränen durch einen Augenkanal
abfließen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren zum Einführen eines
Pfropfens in einen Augenkanal, bei dem eine biokompatible Zusammensetzung
bereitgestellt wird, die bei Raumtemperatur starr ist, elastisch
wird, wenn sie auf eine Temperatur über entweder ihrer Schmelztemperatur
Tm oder ihrer Glasübergangstemperatur Tg erwärmt
wird, wieder starr wird, wenn sie auf eine Temperatur unter entweder
ihrer Tm oder Tg abgekühlt wird
und eine Schmelztemperatur Tm oder Glasübergangstemperatur
Tg von weniger als etwa 37°C aufweist.
Das Material für
diese Zusammensetzung besteht aus Polymerwerkstoffen, wie z.B. Homopolymeren,
vernetzten Polymeren und Copolymeren aus Silikonen, Acrylsäureestern,
Polyurethanen, polymeren Kohlenwasserstoffen, Silikonelastomeren
und Mischungen dieser Polymerwerkstoffe mit Wachsen. Die biokompatible
Zusammensetzung wird dann auf eine Temperatur erwärmt, bei
der sie elastisch wird, und anschließend durch Strecken zu einem
Stab geformt, der Abmessungen aufweist, welche für das Einführen in einen Augenkanal geeignet
sind. Die sich ergebende Zusammensetzung läßt man in ihrer gestreckten,
starren Form sich abkühlen
und wieder verfestigen. In diesem Zustand wird sie in einen Augenkanal
eingeführt.
Die Zusammensetzung wird dann durch den Körper erwärmt, wird viskos und elastisch
und paßt
sich anschließend an
die Form des Augenkanals an.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls einen entfernbaren stäbchenförmigen Pfropfen
zum Blockieren des Tränenflusses
durch das Punctum oder den Canaliculus des menschlichen Auges. Er
ist aus einer biokompatiblen Zusammensetzung aufgebaut, die bei
Raumtemperatur starr ist, elastisch wird, wenn sie auf eine Temperatur über entweder
ihrer Schmelztemperatur Tm oder ihrer Glasübergangstemperatur
Tg erwärmt wird
und wieder starr wird, wenn sie auf eine Temperatur unter entweder
ihrer Tm oder Tg abgekühlt wird.
Geeignete Materialien für
diese Zusammensetzung bestehen im allgemeinen aus Polymeren, Homopolymeren, vernetzten
Polymeren und Copolymeren aus Silikonen, Acrylsäureestern, Polyurethanen, polymeren
Kohlenwasserstoffen, Silikonelastomeren und Mischungen dieser Polymere
mit Wachsen. Die Zusammensetzung wird zu einer zylindrischen Form
mit einem Durchmesser und einer Länge geformt, die dazu ausreicht,
den Augenkanal vollständig
zu verschließen,
und die ein sich verjüngendes
Ende aufweist, um das Einführen
in das Punctum oder den Canaliculus zu erleichtern. Der Pfropfen
ist in Längsrichtung
gestreckt und in der langgestreckten Form vor dem Einführen eingefroren.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 ist
eine anatomische Darstellung des menschlichen Auges und des damit
verbundenen Tränensystems.
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2 ist
ein Punctumpfropfen, der zum zeitweiligen Verschluß der Öffnung des
Punctums verwendet wird, um zur Behandlung der Symptome der Augentrockenheit
die Tränen
im menschlichen Auge zu behalten (siehe US-Patent 3,949,750).
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3 ist
ein Meßinstrument,
das zum Messen des Punctumdurchmessers des Patienten verwendet wird.
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4 ist
ein Instrument, das vor dem Einführen
des Punctumpfropfens zum Erweitern des Punctums und des damit verbundenen
Canaliculus verwendet wird.
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5 ist
ein Einführinstrument,
das für
das Fassen, das Handhaben und das Einführen des Pfropfens in die Öffnung des
Punctums verwendet wird.
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6 zeigt
die Formumwandlung des langgestreckten, nadelartigen Pfropfens der
vorliegenden Erfindung, der zu seiner Ausgangsform zurückkehrt,
wenn keine begrenzende Kraft aufgebracht wird.
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7 ist
das 1H-NMR-Spektrum des Produkts, das sich
aus der Copolymerisation von Laurylmethacrylat mit Methylmethacrylat
ergibt.
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8 zeigt
die Formumwandlung des langgestreckten, nadelartigen Pfropfens der
vorliegenden Erfindung, der sich seiner Umgebung anpaßt, wenn
eine begrenzende Kraft aufgebracht wird.
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9 zeigt
die Form und die Abmessungen der Ni-Cu-Form, die zur Herstellung
des Pfropfens verwendet wird.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Zu
einem leichteren Verständnis
der vorliegenden Erfindung ist eine kurze Beschreibung des menschlichen
Auges 1 und des damit verbundenen Tränensystems dargelegt, welches
die Wege der Tränen
aus den Quellen zeigt. 1 veranschaulicht das Tränensystem
eines menschlichen Auges 1. Die Tränen fließen in kleine Öffnungen,
Puncta genannt, die sich in den Augenlidern befinden. Sowohl das
obere Punctum 2 als auch das untere Punctum 3 führen zu
dem entsprechenden oberen Canaliculus 4 und unteren Canaliculus 5. Der
obere Canaliculus 4 und der untere Canaliculus 5 laufen
im Tränensack 6 zusammen,
aus dem die Tränen in
den Tränen-Nasen-Gang 7 wandern
und in die Nase abfließen.
Der Hauptteil der Tränen
fließt
durch das untere Punctum 3 über den Canaliculus in den
Nasengang ab. Das Implantat soll entweder in die Öffnung des Punctums
oder in den horizontalen Teil des Canaliculus eingeführt werden.
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Definitionen
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In
der gesamten Offenbarung beinhalten die Bezeichnungen „ein" und „das" Mehrfachbezüge, solange aus
dem Zusammenhang nicht eindeutig etwas anderes hervorgeht. Folglich
beinhaltet z.B. eine Bezugnahme auf „ein Polymer" eine Polymermischung
und statistische Polymermischungen, die Polymere beinhalten, die über einen
Bereich verschiedene durchschnittliche Molekülmassen aufweisen. Die Bezugnahme
auf einen „Verschluß" beinhaltet einen
oder mehrere Verschlüsse
oder Pfropfen, und die Bezugnahme auf einen „Augenkanal" beinhaltet das Punctum
und den Canaliculus.
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Solange
sie nicht anderweitig definiert sind, haben alle hierin verwendeten
technischen und wissenschaftlichen Bezeichnungen die gleiche Bedeutung,
wie sie im allgemeinen einem Durchschnittsfachmann auf diesem Gebiet
geläufig
sind. Obwohl jegliche ähnlichen
oder äquivalenten
zu den hierin beschrieben Verfahren und Materialien bei der Ausübung oder
der Erprobung der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, sind
bevorzugte Verfahren und Materialien nachfolgend beschrieben. Ferner
ist nachfolgend die besondere Terminologie erklärt, die für die Beschreibung dieser Erfindung
von besonderer Wichtigkeit ist.
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Die
Bezeichnungen „Verschließen" oder „Blockieren" betreffen das Verfahren
des teilweisen und/oder vollständigen
Füllens
mindestens eines Teils oder Abschnitts eines Augenkanals, eines
Durchgangs, einer Öffnung,
eines Hohlraums oder eines Raums mit einer Substanz, die den Transport
oder die Bewegung einer anderen Substanz durch den Kanal aushält und/oder
vollständig
verhindert. Diese „andere
Substanz" besteht
im allgemeinen aus Tränen.
In bevorzugten Ausführungsformen
ist der Kanal vollständig
blockiert, um den Tränenfluß zu verhindern.
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Die
Bezeichnung „biokompatibel" soll so verstanden
werden, daß keine
akute physiologische Aktivität als
Reaktion auf das Vorhandensein des Materials oder der Substanz beobachtet
wird, dem bzw. der eine solche Eigenschaft zugeschrieben wird. Beispiele
für unannehmbare
physiologische Eigenschaften würden
eine Oberflächenreizung,
ein zelluläres Ödem, usw.
beinhalten.
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Die
Bezeichnungen „Polymer" und „Polymerwerkstoff" werden hierin austauschbar
verwendet und betreffen Materialien, die durch Verknüpfen von
Atomen und/oder Molekülen
zu einer Kette unter Bildung eines längeren Moleküls, d.h.
dem Polymer, gebildet sind. Die in der vorliegenden Erfindung verwendeten
Polymere sind vorzugsweise biologisch inen, biokompatibel und lösen keine
Immunreaktion aus. Die besonders bevorzugten Polymerwerkstoffe sind
biokompatibel, lösen
keine Immunreaktion aus und unterliegen unter physiologischen Bedingungen
keinem nennenswerten Abbau.
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Die
Bezeichnungen „Polymer", „Polymerzusammensetzung", „Polymerwerkstoff", „Zusammensetzung" und „Verbundstoff" stehen in Beziehung
zueinander. Die Bezeichnungen „Polymerzusammensetzung" und „Polymerwerkstoff" werden austauschbar
verwendet und betreffen entweder, wie oben definiert, das Polymer
oder den Polymerwerkstoff selbst oder einen Verbundstoff, wie nachfolgend
definiert. Die Bezeichnung „Verbundstoff" betrifft eine Kombination
eines Polymers mit einer biologisch inerten Substanz, die nicht
als „Polymer" bezeichnet werden
muß, aber
die besonderen Eigenschaften, einen Schmelzpunkt über der
Körpertemperatur
zu haben, haben kann sowie die Fähigkeit,
dem Polymer wünschenswerte
Eigenschaften (wie z.B. um das Polymer zäher zu machen oder um als Wärmesenke
für das
Polymer zu wirken) zu verleihen. Beispiele für diese biologisch inerten
Substanzen oder Wachse sind z.B. Octadecan oder oligomere Polyethene.
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Die
Bezeichnung „Schmelzpunkt" (Tm)
des Polymers bezieht sich auf die Temperatur, bei der das Maximum
des endothermen Anstiegs beobachtet wird, wenn sich die Temperatur
durch den Übergang
erster Ordnung bei Standardbedingungen erhöht. Der Übergang erster Ordnung ist
der Schmelzpunkt der kristallinen Domänen des Polymers. Das Maximum,
das bei der Aufzeichnung eines Differential-Kalorimeteranalyse-Experiments
entsteht, wurde verwendet, um diesen Übergang (siehe Encyclopedia
of Polymer Science and Engineering, 2. Ausgabe, Bd. 4, S. 482–519) zu
bestimmen.
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Die
Bezeichnung „Glasübergangstemperatur" (Tg)
bezieht sich auf die Temperatur, bei der die amorphen Domänen eines
Polymers die charakteristischen Eigenschaften des Glaszustands – Sprödigkeit,
Steilheit und Starrheit – annehmen.
Bei der Glasübergangstemperatur
beginnt das feste, glasige Polymer zu erweichen und zu fließen (siehe
Encyclopedia of Polymer Science and Engineering, 2. Ausgabe, Bd.
7, S. 531–544).
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Die
Bezeichnungen „intelligenter
Pfropfen" und „Pfropfen" werden austauschbar
verwendet und beziehen sich auf das Polymer, den Polymerwerkstoff
die Polymerzusammensetzung oder den Verbundstoff in seiner bzw.
ihrer festen, langgestreckten Form unter der kristallinen Tm oder Tg (d.h. vor
der Insertion in den Augenkanal) und in der Form und den Abmessungen
des Kanals, den er bzw. sie ausfüllt.
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Polymere
mit kristallisierbarer Hauptkette (MCC-Polymere) sind für diese
Erfindung nützlich
und bekannt, und einige davon sind käuflich. Diese sind von Robert
W. Lenz in „Organic
Chemistry of Synthetic High Polymers", John Wiley & Sons, New York, 1967, S. 44–49, beschrieben.
Im allgemeinen sind diese Polymere dadurch gekennzeichnet, daß sie als
Teil der Hauptpolymerketten kristallisierbare Strukturen, wie z.B.
steife, sich wiederholende Einheiten oder stereoreguläre sich
wiederholende Einheiten, aufweisen. Je beständiger die kristallinen Struktureinheiten
sind, desto höher
ist der Kristallinitätsgrad
des Polymers.
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Polymere
mit kristallisierbarer Seitenkette (SCC-Polymere) sind für diese
Erfindung ebenfalls besonders nützlich,
und auch bekannt, und einige davon sind käuflich. Diese Polymere sind
in J. Polymer Sci.: Macromol. Rev. 8: 117–253 (1974) beschrieben. Im
allgemeinen sind diese Polymere dadurch gekennzeichnet, daß sie kristallisierbare
Gruppen an den Seitenketten des Hauptgerüsts aufweisen und in mehreren
Ausführungen,
d.h. als Homopolymere, statistische Copolymere, Blockcopolymere
und Pfropfcopolymere, hergestellt werden können.
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Polymerwerkstoffe
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Im
allgemeinen können
Materialzusammensetzungen der vorliegenden Erfindung in zwei Klassen
eingeteilt werden. Die erste Klasse enthält mindestens einen Bestandteil,
der eine Glasübergangstemperatur
(Tg) bei oder unter der menschlichen Körpertemperatur
(37°C) aufweist.
Die zweite Klasse enthält
mindestens einen Bestandteil, der eine Schmelztemperatur (Tm) bei oder unter der menschlichen Körpertemperatur
(37°C) aufweist.
Zusammensetzungen, die sowohl die erste als auch die zweite Klasse
enthalten, können
ebenfalls für
die vorliegende Erfindung verwendet werden, solange entweder die
Tg oder die Tm der
Mischung unter etwa 37°C
liegt (oder sowohl die Tg als auch die Tm der Mischung unter etwa 37°C liegt).
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Die
Glasübergangstemperatur
eines Polymers ist die Temperatur, über der das Polymer weich und elastisch
und unter der das Polymer hart oder glasartig ist. Beispiele für geeignete
Tg Polymerwerkstoffe beinhalten Silikone,
Acrylpolymere, Polyurethane, polymere Kohlenwasserstoffe, Copolymere
der vorhergehenden, und jegliche Kombinationen davon, sind auf diese
aber nicht beschränkt.
Diese Polymere können
mit wachsartigen Materialien, wie z.B. Octadecan oder oligomeren
Polyethenen, unter Bildung eines Verbundstoffs gemischt sein, der
sowohl feste, elastische als auch viskose Eigenschaften zeigt und
eine Tg bei oder unter 37°C aufweist.
Vorzugsweise ist der auf der Tg basierende
Polymerwerkstoff ein Acrylsäureester
und bevorzugter ist er ein Copolymer aus Laurylmethacrylat und Methylmethacrylat.
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Allgemein
gesagt hängt
die Tg eines Copolymers, das zwei oder mehr
Monomere enthält,
von der prozentualen Zusammensetzung der Monomere ab. Beispielsweise
weist Poly(methylmethacrylat) (PMMA) eine Tg von
105°C auf.
Deshalb ist es weich und gummiartig und kann über 105°C in verschiedene Formen gebracht werden.
Bei Raumtemperatur ist PMMA jedoch aufgrund der kurzen C-1-Seitenkette
hart. Diese Härte
erhöht die
Elastizität
des Copolymers und ist die Triebkraft dafür, daß das gestreckte Polymer in
seine Ausgangsform zurückkehrt,
nachdem die Temperatur über
seine Tg steigt. Dagegen weist Poly(laurylmethacrylat)
(PLMA) eine Tg von –65°C auf und ist bei Raumtemperatur
weich, was teilweise auf die C-12-Seitenketten zurückzuführen ist.
Folglich kann ein Copolymer, das verschiedene Verhältnisse
von PMMA zu PLMA enthält,
entwickelt werden, um jegliche Tg im Bereich
von –65°C bis 105°C zu schaffen.
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Beispielsweise
weist ein Copolymer mit einem Molverhältnis von 40% Laurylmethacrylat
und 60% Methylmethacrylat, wie in Beispiel 1 beschrieben, eine Tg von 19°C
auf. Dieses besondere Seitenkettenpolymer weist mehrere wünschenswerte
Eigenschaften für
die Ausführung
eines intelligenten Punctum pfropfens auf. Weil die Tg dieses
Copolymers 19°C
beträgt,
ist es bei Raumtemperatur elastisch und kann gestreckt werden. Wenn
die gestreckte Probe etwa eine Minute lang in Eiswasser gelegt wird,
bleibt sie in der gestreckten, starren Form, und zwar solange wie
die Umgebungstemperatur unterhalb 19°C gehalten wird. Der Fachmann
ist sich jedoch darüber
im Klaren, daß die
Glasübergangstemperatur
eines Polymers sich eher über
einen Temperaturbereich erstreckt, möglicherweise von 10°C oder noch
größer, als
auf eine einzelne, genau festgelegte Temperatur. Da dieses Copolymer
C-12-Alkylseitenketten aufweist, liegt auch ein hoher Freiheitsgrad
vor, der mit den verschiedenen Rotationsstörungen, die ein Molekül eingehen
kann, verbunden ist. Ein derartiges Copolymer ist Polymeren mit
kristallisierbarer Hauptkette sowie vernetzten Polymeren überlegen,
da diese bezüglich
der Freiheitsgrade der Rotationsbewegung viel eingeschränkter sind.
Folglich ermöglicht
die Flexibilität der
C-12-Seitenkette des LMA-Bestandteils, daß sich dieses Copolymer ohne
weiteres an die Form des Augenkanals anpaßt. Der MMA-Bestandteil dieses
Copolymers ist relativ hart und elastisch. Diese Elastizität ist die
Triebkraft dafür,
daß der
gestreckte Pfropfen in seine Ausgangsform zurückkehrt. Zusätzlich kann
das LMA/MMA-Copolymer mittels geeigneter Vernetzungsmittel (siehe
Beispiel 2) vernetzt sein. Das Vernetzen erhöht überdies die elastischen Eigenschaften
dieses Copolymers.
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Schließlich ist
dieses Copolymer ein Acrylsäureester
und Polymere mit dieser chemischen Zusammensetzung wurden aufgrund
ihrer Langzeitstabilität
und Biokompatibilität
am häufigsten
in Augenimplantaten verwendet.
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Eine
zweite Klasse von Polymeren, die auch als ideales Material für diese
Ausführungen
von „intelligenten" Pfropfen dienen
können,
sind diejenigen Polymere, die eine Tm unter
etwa 37°C
aufweisen. Die Tm dieser Polymere hängt von
der kristallinen Struktur ab, die sich aus der Art der Haupt- oder
Seitenkette ergibt. Die Gruppe der Tm Werkstoffe
beinhaltet diejenigen Zusammensetzungen, die eine kristalline Struktur
aufweisen, welche auf einer oder mehreren Seitenketten basiert,
die mindestens 10 Kohlenstoffatome enthalten oder alternativ dazu
jegliche Zusammensetzungen, deren kristalline Struktur von der Struktur
der Polymerhauptkette abhängt,
ist auf diese aber nicht beschränkt.
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Beispiele
für Materialien
mit einer kristallisierbaren Seitenkette sind Homopolymere oder
Copolymere, die eine oder mehrere Monomereinheiten (worin n = mindestens
1 Monomereinheit ist) der allgemeinen Formel enthalten:
worin X = H oder ein Alkylrest
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen ist; R ein linearer Alkylrest mit
10 bis 26 Kohlenstoffatomen ist. Die Materialien sind aber nicht
auf diese Polymere beschränkt.
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Poly(stearylmethacrylat)
(PSMA) beispielsweise ist ein weißer Feststoff, der eine gemessene Schmelztemperatur
von 34°C
(siehe Tabelle 1) aufweist. Diese Schmelztemperatur ist hauptsächlich auf
die kristalline Struktur des Polymers aufgrund des Vorhandenseins
der C-18-Seitenkette zurückzuführen. Beim
Erwärmen
des PSMA auf die menschliche Körpertemperatur
(ca. 37°C)
wird dieser weiße
Feststoff in ein durchsichtiges elastisches Polymer umgewandelt.
Weiterhin können
die elastischen Eigenschaften des PSMA durch Copolymerisation mit
einem oder mehreren weiteren Monomeren verändert sein. Ob das PSMA-Copolymer elastischer
oder starrer als das PSMA alleine wird, ist ebenfalls nur durch
die An des zugefügten
Monomers bestimmt. Tabelle 1 veranschaulicht die Eigenschaften von
verschiedenen Copolymerzusammensetzungen von Stearylmethacrylat
(SMA) mit Methylmethacrylat (MMA). Wie in Tabelle 1 veranschaulicht
ist, wird das Copolymer starrer und seine Elastizität nimmt
zu, wenn der MMA-Gehalt in der Polymerzusammensetzung zunimmt. Für die vorliegende
Erfindung ist diese Zusammensetzung vorzugsweise ein Copolymer,
das aus mindestens 95% SMA/5% MMA und bevorzugter 97,5% SMA/2,5%
MMA besteht.
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Tabelle
1 SMA/MMA
Polymerzusammensetzungen und ihre Schmelztemperatur
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Beispiele
für Materialien
mit einer kristallisierbaren Hauptkette der Tm-Familie beinhalten
Silikonelastomere, die aus der allgemeinen Struktur von Poly[methyl(3,3,3-trifluorpropyl)siloxan]
abgeleitet sind, sind auf diese aber nicht beschränkt. Beispiele
für derartige
Silikonelastomere sind im US-Patent 5,492,993 (Saam et al.), erteilt
am 20. Februar 1996, und ebenfalls in Strain-Induced Crystallization
in Poly[methyl(3,3,3-trifluoropropyl)siloxane] Networks, Battjes
et al., Macromolecules, 1995, 28, 790–792, beschrieben.
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Beschreibung der Methodik
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Wie
bereits oben erläutert
wurde, ist es möglich,
Materialien mit ausgewogenen starren, elastischen und viskosen Eigenschaften
zu entwickeln. Ein aus diesen Materialien hergestellter „intelligenter" Pfropfen wird bei
Temperaturen über
seiner Tg oder Tm gedehnt
und wird anschließend
in seiner langgestreckten Form bei Temperaturen unter seiner Tg oder Tm eingefroren.
Beim Einführen
in den Augenkanal „fühlt" der Pfropfen eine Zunahme
seiner äußeren Umgebungstemperatur.
Als Reaktion auf diese Temperaturzunahme wird der langgestreckte
starre Pfropfen weich und gummiartig, was dann wiederum die Formrückstellbewegung
einleitet, die durch die elastischen Eigenschaften des Pfropfenmaterials
hervorgerufen wird. Wenn der Pfropfen einmal ungefähr der Größe des Augenkanals
entspricht, hält
der Widerstand des umgebenden Gewebes eine weitere Ausdehnung des
Pfropfens auf, und er „paßt" sich der Größe und Form
des Augenkanals des Patienten an, was nun auf der inneren Viskosität der Zusammensetzung
beruht. Es sei angemerkt, daß ein
derartiges Bestreben der Zusammensetzung auf ihre Viskosität auf molekularer
Ebene zurückzuführen ist
und sich aus dem Vorhandensein von Kohlenwasserstoffseitenketten
am Polymer ergibt. Folglich ist dies ein „intelligenter Pfropfen", weil er imstande
ist, sich an die Größe und die
Form des Augenkanals jedes Patienten anzupassen.
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Wenn
ein Pfropfen dieser neuen Ausführung
hergestellt wird, ist seine ursprüngliche Abmessung so bemessen,
daß sie
für den
großen
Teil des Punctums geeignet ist, der ca. 1 mm bis etwa 5 mm lang
ist und ca. 0,5 mm bis maximal etwa 2,5 mm im Durchmesser beträgt. Dieser
großformatige
Punctumpfropfen wird dann bei Temperaturen über der T
g oder
T
m zu einem dünnen, nadelartigen Stab gedehnt,
dessen Länge
etwa der doppelten Ausgangslänge
des Pfropfens entspricht. Der Durchmesser ist somit auf etwa 70%
oder weniger seines ursprünglichen
Durchmessers vermindert. Das Abkühlen
des langgestreckten Pfropfens auf Temperaturen unter seiner T
g oder T
m friert
die nadelartige Form solange ein, wie die Temperatur unter der T
g oder T
m des Pfropfenmaterials
bleibt. Deshalb können Ärzte den
langgestreckten Pfropfen einfach in einen Augenkanal einführen. Da
dieser langgestreckte Pfropfen starr ist und einen verminderten
Durchmesser aufweist, besteht keine Notwendigkeit, das Punctum zu
dehnen, wie es im Stand der Technik (siehe z.B.
US 3,949,750 (Freeman), erteilt am
13. April 1976) beschrieben ist. Beim Erwärmen wird dieser Pfropfen weich
und gummiartig, und der elastische Bestandteil des Pfropfenmaterials
bewirkt, daß der
langgestreckte nadelartige massive Stab zu seiner ursprünglichen
größeren Grüße und Form
zurückkehrt,
wenn keine begrenzende Kraft auf den Pfropfen aufgebracht wird.
Diese Formumwandlung ist in
6 dargestellt.
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Für in vivo-Anwendungen
jedoch setzt das umgebende Augengewebe dem sich ausdehnenden Pfropfen
eine Widerstandskraft entgegen, wenn dieser einmal die Größe des bestimmten
Augenkanals erreicht, in dem er sich befindet, womit eine Pfropfenausführung in
Einheitsgröße geschaffen
ist. Wo und wann der Pfropfen seine Ausdehnung stoppt, wird durch
das Gleichgewicht zwischen den elastischen Eigenschaften des Pfropfenmaterials
und dem Widerstand, der durch das umgebende Gewebe entgegengesetzt
wird, gesteuert. Im Sinne der Polymerrheologie wird durch das Verhältnis der
elastischen und viskosen Bestandteile des Polymerwerkstoffs bestimmt,
wie gut sich der nadelartige Stab an die Größe und Form des Punctums oder
Canaliculus des Patienten anpaßt.
Je höher
der prozentuale Anteil der viskosen Bestandteile ist, wie z.B. eines
Polymers mit einer kristallisierbaren C-18-Seitenkette, desto wahrscheinlicher
wird sich der Pfropfen an die Größe und Form
des Augenkanals anpassen. Um eine ausreichende Menge des viskosen
Bestandteils für
die Polymerzusammensetzung bereitzustellen, sollte das Polymer mit
der kristallisierbaren Seitenkette ein Kohlenstoffrest mit 10 oder
mehr Kohlenstoffatomen sein; alternativ, wenn die Zusammensetzung
ein Copolymer ist, sollten 50% der Copolymerzusammensetzung ein
Polymer mit einer kristallisierbaren Seitenkette enthalten, welche
10 oder mehr Kohlenstoffatome aufweist.
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Bei
typischen Anwendungen werden Homopolymere oder Copolymere (siehe
Tabelle 1) routinemäßig für die Ausführung eines „intelligenten" Punctumpfropfens
verwendet. Beispielsweise wird ein massiver Stab des Polystearylmethacrylat/Methylmethacrylat-Copolymers
(1 mm im Durchmesser, 100 mm in der Länge) auf eine Temperatur über seiner
Tm erwärmt,
so daß er
weich wird. Der Stab wird anschließend auf einen Durchmesser
von ca. 0,5 mm und eine Länge
von 300 mm gestreckt und in Eiswasser eingetaucht. Nachdem der Stab
ca. 1 Minute lang abgekühlt
wurde, bleibt er in seiner langgestreckten, starren Form. Der Stab
wird bei einer Temperatur unter seiner Tm gehalten,
bis er undurchsichtig wird, was darauf hinweist, daß die Kristallisation
der Polymerseitenkette stattgefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt ist
der gestreckte Stab fast so hart wie ein Festkörperkristall. Diese Härte ist
für das
mühelose
Einführen
des Stabes in die Augenkanäle
erforderlich. Dieser langgestreckte Stab wird dann in 6 mm lange
Stücke
geschnitten. Eine Ende des gekürzten
Stabes wird dann angespitzt, um eine verjüngte Spitze für ein müheloses
Einführen
zu schaffen. Wenn nötig,
kann ebenfalls ein konisch erweiterter Ansatz am entgegengesetzten
Ende des Stabes gebildet sein. Auf diese Art und Weise können insgesamt
ca. 45-50 Stücke gebildet
werden. Beim Einführen
wird der Stab durch das umgebende Körpergewebe erwärmt, und
die langgestreckte Form des Stabes beginnt, sich zu verformen und
nimmt die Form des zu verschließenden
Augenkanals an. Die Endabmessungen des Pfropfens passen sich an
die Größe und Form
des Augenkanals der jeweiligen Person an.
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Schließlich wird
ein Eisbeutel auf die das Punctum umgebende Außenfläche gelegt, wenn Ärzte den Punctumpfropfen
entfernen wollen. In wenigen Minuten wird der „intelligente" Punctumpfropfen
wieder hart. Ärzte
können
gewöhnliche
Instrumente, wie z.B. Pinzetten, verwenden, um den Pfropfen zu ergreifen
und herauszuziehen. Dieses Verfahren beseitigt jegliche Risiken,
die das Entfernen eines weichen Pfropfens betreffen, der in kleine
Stücke
brechen kann, wenn er mit Pinzetten herausgezogen wird.
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Beispiele
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Um
die vorliegende Erfindung verständlicher
zu machen, werden nachfolgende Beispiele und weitere Vergleichsergebnisse
angegeben, die nur der Verdeutlichung dienen und nicht einschränkend verstanden
werden sollen.
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Beispiel 1
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In
einen Rundkolben unter Stickstoffatmosphäre, der mit einem Magnetrührstab ausgerüstet ist,
wird eine Mischung aus 8,89 g Methylmethacrylat, 15,39 g Laurylmethacrylat
und 0,02 g Benzoylperoxid gegeben. Die Reaktionsmischung wird auf
ca. 100–110°C erhitzt.
Nach ca. 20 Minuten wird eine O2(g)-Entwicklung
beobachtet, welche auf die Zersetzung des Benzoylperoxids hinweist,
die die Polymerisationsreaktion einleitet. Etwa 5 Minuten nach der
anfänglichen
Gasentwicklung wird die Reaktionsmischung viskos, was darauf hinweist,
daß die
Polymerisationsreaktion eingesetzt hat. Bevor die Reaktionsmischung
zu viskos wird, wird sie auf eine Teflonplatte, die mit einer Teflondichtung
ausgerüstet
ist, übergeführt. Eine
zweite Teflonplatte wird dann auf die Reaktionsmischung gelegt,
um das Polymer zwischen den beiden Teflonplatten sandwichartig anzuordnen.
Dieser Teflonplattensatz, der das Polymer enthält, wird dann zwischen zwei
Glasplatten gelegt, verpreßt
und in einem Ofen 15 Stunden lang auf 90°C erhitzt. Die Temperatur wird
dann für
weitere 3 Stunden auf 130°C
erhöht.
An dieser Stelle werden die Glasplatten, die das Polymer enthalten,
aus dem Ofen genommen; sie ergeben ein transparentes elastisches
Polymerblatt, das 3,5 Zoll × 4,5
Zoll mißt.
Das Polymer weist eine Tg von 19°C auf. Die
mechanischen Eigenschaften des Polymers, die gemäß ASTM D412 gemessen wurden, lauten
wie folgt: Zugfestigkeit: 292 psi; Bruchdehnung: 531%. Da keine
Vernetzungsmittel in dieser Zusammensetzung sind, ist das Copolymer
in organischen Lösungsmitteln,
wie z.B. Chloroform, löslich.
Durch 1H-NMR Spektroskopie konnten keine
Signale entdeckt werden, die durch Vinylprotonen hervorgerufen werden,
was darauf hinweist, daß die
Polymerisation vollständig
abgelaufen ist (siehe 7). Eine quantitative Analyse
des 1H-NMR-Spektrums weist darauf hin, daß es in
diesem Copolymer ca. 56 Mol-% Laurylmethacrylat gibt. Das Polymer
ist ein Thermoelastomer. Eine einzigartige Eigenschaft eines Thermoelastomers besteht
darin, daß es
bei Temperaturen über
seiner Glasübergangstemperatur
spritzgegossen werden kann.
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Beispiel 2
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Es
wird das gleiche Verfahren wie für
Beispiel 1 verwendet, mit Ausnahme der Ausgangsstoffe: 7,8 g Methylmethacrylat
werden mit 13,2 g Laurylmethacrylat vereinigt und 0,07 g eines Vernetzungsmittels,
Ethylendimethacrylat, werden ebenfalls zur Reaktionsmischung zugefügt. Die
Copolymerisation wird durch Benzoylperoxid eingeleitet. Das sich
ergegebende Copolymer weist eine Tg von
9°C auf.
Aufgrund seiner Vernetzung ist dieses Copolymer nicht in jedem organischen
Lösungsmittel
löslich.
Tatsächlich
verhält
sich dieses Copolymer aufgrund des hohen Vernetzungsgrades wie ein
typisches Elastomer mit einer sehr kleinen Viskositätskomponente.
Die mechanischen Eigenschaften des Polymers wurden gemäß ASTM D412
gemessen und lauten: Zugfestigkeit: 550 psi; Bruchdehnung: 488%.
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Beispiel 3
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Es
wurde das gleiche Verfahren wie für Beispiel 1 verwendet, mit
folgenden Ausnahmen: Eine Mischung aus 9 g Stearylmethacrylat wird
mit 1 g Methylmethacrylat vereinigt, wobei Benzoylperoxid als Initiator verwendet
und die Reaktionsmischung 15 Stunden lang auf 110°C erhitzt
wird. Die Schmelztemperatur des sich ergebenden Copolymers beträgt 22°C (siehe
Tabelle 1). Die anderen, in Tabelle 1 aufgelisteten Zusammensetzungen,
werden ähnlich
hergestellt.
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Beispiel 4
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In
einen Rundkolben unter Stickstoffatmosphäre wird eine Mischung aus 9
g Stearylmethacrylat, 1 g Methylmethacrylat und 0,02 g Benzoylperoxid
gegeben. Die Reaktionsmischung wird leicht gerührt, bis das Benzoylperoxid
vollständig
gelöst
ist. Die sich ergebende Lösung
wird mittels einer 100 μl-Spritze
in ein Glaskapillarrohr (ca. 1 mm im Durchmesser und 100 mm lang)
injiziert. Die Glaskapillare wird abgedichtet und über Nacht
auf 100°C
erhitzt. Das Rohr wird dann im Laufe von 15 Stunden auf 10°C abgekühlt, wobei
das Copolymer aufgrund der Kristallisation der Seitenkettenstruktur
weiß wird.
Das Glasrohr wird vorsichtig zerbrochen, und man erhält ein festes
Copolymer mit einem Durchmesser von ca. 1 mm und einer Länge von
100 mm.
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Der
sich ergebende Copolymerstab wird in einem Wasserbad auf 40°C erwärmt, bis
zu einer Länge von
ca. 300 mm gestreckt und anschließend 1 Minute lang in einem
Eisbad abgekühlt,
um den gestreckten Stab wieder zu verfestigen. Der gestreckte Stab
wird anschließend
in 6 mm lange Stücke
geschnitten, wobei ein Ende angespitzt ist, und das entgegengesetzte
Ende ggf. einen konisch erweiterten Ansatz aufweist.
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Beispiel 5
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Es
wurde das gleiche Verfahren wie für Beispiel 4 verwendet, mit
folgenden Ausnahmen: 0,02 g Ethylendimethacrylat wird als Vernetzungsmittel
hinzugefügt.
Der Zusatz des Vernetzers macht dieses Copolymer starrer und folglich
elastischer, so daß es
seine Ausgangsform besser aus der gestreckten festen Form wiedererlangen
kann. Die Vernetzung des Copolymers vermindert auch die viskosen
Eigenschaften des Copolymers, so daß eine größere von außen aufgebrachte Kraft nötig ist,
um den Formrückgewinnungsprozeß aufzuhalten.
Folglich ist es durch Steuern der in der Zusammensetzung verwendeten
Menge an Vernetzungsmittel möglich,
ein Gleichgewicht von Eigenschaften für wünschenswerte viskose und elastische
Eigenschaften zu schaffen.
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Beispiel 6
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Herstellung eines Copolymers
aus 62% cis- und 38% trans-Isomeren von 1,3,5-Trimethyl-1,3,5-tris(3',3';3'-trifluorpropyl)cyclotrisiloxan
und Härten
(Vernetzen):
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(1)
Herstellung des Initiators: In einen 10 ml Rundkolben unter Argon,
der mit einem Magnetrührstab ausgerüstet ist,
werden 0,5 g Diphenyldihydroxysilan, 5 μl Styrol und 4 ml trockenes
THF gegeben. Dann werden 2,5M n-Butyllithium (in Hexan) zugetropft,
bis die Reaktionsmischung gelb wird (ca. 1,8 ml n-Butyllithium wurden
zugefügt).
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(2)
Polymerisation: In einen 50 ml Rundkolben unter Argon werden 12,4
g 1,3,5-Trimethyl-1,3,5-tris(3',3',3'-trifluorpropyl)cyclotrisiloxan
(mit 62% cis-Isomer
und 38% trans-Isomer) in 12 ml trockenem THF gegeben. Zu dem Siloxan
werden 0,7 ml der frisch hergestellten Initiatorlösung zugetropft.
Die Reaktionsmischung wird bei Raumtemperatur 3 h lang gerührt. Dann
wird eine Mischung aus 0,5 ml Dimethylvinylchlorsilan und 0,5 ml
Triethylamin zugefügt,
und die Reaktionsmischung wird für
weitere 5,5 h gerührt.
Dann werden der Lösung
25 ml Wasser zugefügt,
und nach der Aufarbeitung dieser Reaktionsmischung wird ein Copolymer
mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 74.200 und einem
zahlengemittelten Molekulargewicht von 49.600 erhalten. DSC-Experimente
weisen darauf hin, daß das
cis-angereicherte Copolymer eine Tm von
12°C und
eine Tg von –69°C aufweist.
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(3)
Härten:
Zu 0,2 g des 62% cis- und 38% trans-Isomers von Poly-1,3,5-trimethyl-1,3,5-tris(3',3'3'-trifluorpropyl)trisiloxan werden 8 μl Tetrakis(dimethylsiloxyl)siloxan
und 2 Tropfen eines Platinkatalysators hinzugefügt. Die Reaktionsmischung wird
5 Minuten lang gerührt,
in ein Glaskapillarrohr übergeführt und
luftdicht verschlossen. Das Rohr wird für 15 h in einen Ofen bei 100°C gelegt
und anschließend
in einem Eiswasserbad abgekühlt,
bis das Silikon aushärtet,
was durch eine leichte Trübung
angezeigt wird. Das Glasrohr wird vorsichtig zerbrochen, und man
erhält
ein festes Copolymer mit einem Durchmesser von ca. 1 mm und einer
Länge von
100 mm.
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Beispiel 7
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Die
folgenden Copolymere wurden wie in Beispiel 4 beschrieben hergestellt.
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Beispiel 8
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Für alle Polymere,
die mit den erforderlichen Tg- oder Tm-Werten hergestellt wurden, ist das Herstellungsverfahren
und die Verwendung des Pfropfens wie folgt: Ein Stab aus festem
Copolymer, das gemäß den in
Beispiel 4 beschriebenen Verfahren hergestellt wurde, wird auf etwa
37°C erwärmt, so
daß er
weich wird. Der Stab wird dann auf circa 5 mm Länge und etwa 0,5 mm im Durchmesser
gestreckt. Der gestreckte Stab wird in ein Bad mit Eiswasser eingetaucht,
während
die Streckkraft für
circa 5 Minuten aufrecht erhalten wird. Dann wird der Stab aus dem
Eiswasserbad entfernt und bei einer Temperatur unter seiner Tm oder Tg gehalten. Ein
Ende des Stabs wird mechanisch angespitzt, um eine verjüngte Spitze
zu bilden, für
eine mühelose
Insertion in den Augenkanal. Ggf. kann ein konisch erweiterter Ansatz
am entgegengesetzten Ende des Stabs gebildet werden. Dieser verjüngte Teil
des Pfropfens (Stab) wird dann in den Augenkanal des Patienten eingeführt, wobei
Pinzetten verwendet werden, um den konisch erweiterten Endteil des
Pfropfens zu halten.
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Beispiel 9
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Unter
Verwendung des in Beispiel 4 beschriebenen Verfahrens zur Herstellung
des Polymers, wird die resultierende Lösung in eine Ni-Cu-Form injiziert,
die eine Form und Abmessungen hat, wie sie in 9 gezeigt
sind. Die Gesamtpfropfenlänge
beträgt
circa 1,7 mm, wobei der Körper
des Pfropfens 1,02 mm lang ist, die geschärfte Spitze circa 0,68 mm lang
ist und der konisch erweiterte Ansatz circa 0,15 mm lang ist. Der Durchmesser
des Pfropfenkörpers
beträgt
circa 0,61 mm und die Spitze und der konisch erweiterte Ansatz des Pfropfens
haben beide einen Durchmesser von circa 1,19 mm. Die Form wird dicht
verschlossen und auf 100°C über Nacht
erhitzt und anschließend
im Laufe von 15 h auf 10°C
abgekühlt,
wobei das Copolymer aufgrund der Kristallisation der Seitenkettenstruktur
weiß wird.
Die Form wird dann geöffnet
und der Pfropfen erhalten. Dieser Pfropfen wird anschließend auf
40°C erwärmt, auf
eine Länge
von 40 mm gestreckt und für
1 Minute lang in Eiswasser eingetaucht, um den Pfropfen wieder zu
verfestigen. Dann wird der gestreckte Pfropfen bei einer Temperatur
unter seiner Tm vor der Insertion in den
Augenkanal gelagert.