DE6064C - Darstellung eines neuen Explosivstoffes' - Google Patents
Darstellung eines neuen Explosivstoffes'Info
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Description
1878.
EGBERT JUDSON in SAN FRANCISCO. Darstellung eines neuen Explosivstoffes.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 26. Juli 1878 ab.
Explosivstoffe, die aus Mischungen von Gas producirenden Körpern mit Nitroglycerin hergestellt
werden, konnten nur durch Hinzufügung einer verhältnifsmäfsig grofsen Menge Nitroglycerins
dargestellt werden. Weniger als 15 pCt. davon war unthunlich, in Wirklichkeit werden
30 bis 40 pCt. genommen. Kleine Quantitäten werden kurze Zeit nach ihrer Einführung so
vollständig absorbirt, dafs die Verbindung unexplosiv ist.
Die trockenen Mischungen, denen Nitroglycerin zugesetzt werden soll, enthalten weitere
reichliche Mengen von Nitraten und sind daher hygroskopisch.
Gegenstand meiner Erfindung ist die Darstellung eines billigen, sicher und kräftig wirkenden
explosionsfähigen Gemisches, welches eine verhältnifsmäfsig sehr geringe Menge Nitroglycerin
enthält. Dies wird dadurch ausgeführt, dafs die Nitrattheilchen der trockenen Mischung
mit einem Ueberzng oder Firnifs versehen werden. Nöthigenfalls wird aber auch die Kohle
oder irgend ein anderer poröser oder absorbirender Gemengtheil mit einem aus brennbaren
Substanzen zusammengesetzten Firnifs oder Ueberzuge bekleidet, der durch Hitze flüssig wird.
Dieser Ueberzug oder Firnifs kann aus besonderen Substanzen, aber auch aus einem Theil
der trockenen Mischung selbst bestehen.
Wenn die trockenen Mischungen, welche einen Ueberzug erhalten sollen, sehr fein zertheilt
sind, z. B. staubförmig, so werden dieselben zum Zwecke der Ueberziehung zu Körnern
von passender Gröfse geformt. Bei grobkörnigem Material werden die Theile oder Körner
einfach mit dem erforderlichen Ueberzuge oder Firnifs versehen.
Die in der angegebenen Weise überzogenen Theilchen der trockenen Mischung halten das
Nitroglycerin auf ihren Oberflächen oder doch auf dem gröfsten Theile derselben fest, ohne
dafs erhebliche Absorption stattfindet.
Hierdurch ist eine kleine Schicht des Nitroglycerins im Stande, einen ununterbrochenen
Zusammenhang durch die ganze Masse hindurch zu unterhalten, wodurch das zusammenhängende
Ganze explosionsfähig wird; aufserdem ist das Gemisch bedeutend gegen Feuchtigkeit geschützt.
Die trockenen Mischungen der in Rede stehenden explosionsfähigen Gemische enthalten
im allgemeinen Kohle als Zusatz zu einer bedeutenden Gewichtsmenge irgend eines Nitrates,
einen oder mehr Theile Kohlenwasserstoff, harzige oder bituminöse Substanzen, und oft.
wird als Zusatz Schwefel genommen. An Stelle der zuerst erwähnten drei Ingredienzien kann
man viele verschiedene Stoffe anwenden, so dafs zahlreiche Variationen gestattet sind.
Zur Erläuterung meiner Erfindung gebe ich eine der vielen Formeln, welche ein stark explosionsfähiges
Gemisch angiebt.
Man nehme folgende Stoffe:
15 Theile Schwefel,
3 Theile Harz,
2 Theile Asphalt,
3 Theile Harz,
2 Theile Asphalt,
70 Theile salpetersaures Natron,
10 Theile Anthracitkohle.
Schwefel, Harz und Asphalt werden geschmolzen und gut umgerührt. In diese
Mischung kommt während des Schmelzens das salpetersaure Natron und die Kohle, welche
beide pulverisirt und gut ausgetrocknet sind. Das Gemisch wird nun gut umgerührt, bis sich
der Firnifs oder Ueberzug aus der geschmolzenen Mischung gebildet hat. Hierbei mufs auf die
Temperatur sorgfältig Acht gegeben werden, damit nicht etwa das Gemisch sich entzünde.
Empfehlenswerth ist, dafs sowohl das Natriumnitrat als auch die Kohle beim Vermischen
heifs sind. Die ganze Mischung mufs nachher langsam aber beständig umgerührt werden, bis
sie soweit abgekühlt ist, dafs die Körner aufhören, aneinanderzuhängen. Dann erst ist die
trockene Mischung geeignet, das Nitroglycerin aufzunehmen. Dasselbe wird in irgend einer
Weise zugesetzt.
Ein, zwei oder drei Procent des Nitroglycerins werden dann schon das Gemisch in einen kräftig
wirkenden Explosivstoff verwandeln; dies Verhältnifs kann nach Belieben bis auf fünfzehn
und mehr Procent gebracht werden.
Bei allen Variationen in Auswahl und Menge der Stoffe mufs meiner Erfindung gemäfs die
Bedingung erfüllt werden, dafs die Körner oder Theilchen der trockenen Mischung überzogen,
überstrichen oder überfirnifst werden, und zwar mit einer brennbaren Substanz, die
der Absorption sowohl von Nitroglycerin als auch von Wasser Widerstand entgegensetzt und
zu gleicher Zeit im Stande ist, einen gewissen Hitzegrad zu ertragen, .dem das dargestellte expjpsive
Gemisch auf 4em Transporte oder während
der Aufbewahrung ausgesetzt werden könnte.
Es können auch gewisse Lacke, Pflanzenharze und verschiedene bituminöse Stoffe zu dem
oben erwähnten Ueberzuge oder Firnifs verwendet werden. Doch sind die meisten von
ihnen wegen ihrer grofsen Kostspieligkeit etc. zu verwerfen.
Schwefel kann allein benutzt werden und wird einen sehr guten Firnifs bilden, andererseits
kann er ganz und gar weggelassen werden. Einige sehr flüchtige Ueberzugssubstanzen
können kalt zu der trockenen Mischung oder den betreffenden Theilchen hinzugefugt werden
und werden den Zweck, den ich erreichen will, mehr oder weniger erfüllen.
Die den Ueberzug oder Firnifs bildenden Ingredienzien können auch, ohne erst geschmolzen
zu werden, aufgetragen werden. Zu diesem Zwecke wird erst jeder einzelne Stoff der
trockenen Mischung zerrieben, dann werden alle unter einander vermengt· und die Kohle
noch fortgelassen. Nachher wird mit dem sorgfältigen Erhitzen vorgeschritten, wobei während
der ganzen Zeit umgerührt wird; letzteres wird so lange fortgesetzt, bis das Ganze durch und
durch überzogen oder überfirnifst ist. Während sich die Mischung abkühlt, mufs das Umrühren
sorgfältig fortgesetzt werden, bis die Körnchen aufhören, aneinanderzuhängen. Darauf wird
die pulverisirte Kohle zugesetzt, die vollkommen trocken sein mufs; sie wird gut untermengt,
nachher das Nitroglycerin eingemischt.
Wenn man nicht poröse oder nicht absorbirende Kohle nimmt, dann ist der Firnifs oder
Ueberzug nicht nothwendig. Doch ist in diesem Falle ein Ueberzug, Anstrich oder Firnifs
auf dem Nitrate anzubringen.
Selbst wenn die Mischung nur sehr wenig absorbirt, empfiehlt es sich, dieselbe mit meinem
Firnifs oder Ueberzuge zu behandeln, wodurch sowohl der Absorption des Nitroglycerins entgegengewirkt
wird, als auch die Eigenschaft, aus der Luft Wasser anzuziehen, aufgehoben wird.
Die so behandelte trockene Mischung ist »unabsorptionsfähig« zum Unterschiede von den absorbirenden
Mischungen, welche früher bei dieser Gruppe von Explosivkörpern angewendet wurden.
Das in beschriebener Art hergestellte Gemisch explodirt in derselben Weise, wie jedes andere
sogenannte Nitroglycerinpulver.
Claims (3)
1. Das Verfahren, ein Pulver oder ein explosives Gemisch der erwähnten Gruppe herzustellen,
welches aus Theilchen oder Körnern eines Gas erzeugenden Stoffes besteht, der durch das beschriebene Verfahren »unabsorptionsfähig«
gemacht wird und durch Beimischung von Nitroglycerin explosionsfähig wird; dem Wesen nach wie beschrieben.
2. Bei der Fabrikation von Pulver oder explosiven Gemischen das angegebene Verfahren,
zusammengesetzte Körner zu bilden, welches der Hauptsache nach darin besteht, dafs
das trockene, pulverförmige, Gas erzeugende Material in einen schmelzbaren, anhängenden
und brennbaren, auch unabsorptions- ' fähigen Stoff verwandelt wird; dem Wesen
nach wie beschrieben.
3. Bei der Herstellung von explosiven Gemischen, die der erwähnten Gruppe angehören,
das Verfahren, die Theilchen oder Körner solcher Mischung vorzubereiten, um das Nitroglycerin aufnehmen zu können
durch einen bei den Theilchen oder Körnern solches Gemisches angewendeten, nicht
absorbirenden Stoff; dem Wesen nach wie beschrieben.
Publications (1)
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