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Verfahren und Vorrichtung zum Ent- und Vergasen von kohlenstoffhaltigen
Stoffen Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur gleichzeitigen oder wahlweisen
Ent- oder Vergasung von kohlenstoffhaltigen Stoffen, insbesondere von Kohle, -und
eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
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Bei den bisherigen Behandlungsverfahren für Kohle hat sich die unterschiedliche
Stückgröße der angelieferten Kohle als nachteilig erwiesen. Die Reaktionen, die
sich bei der Ent- oder Vergasung von Kohle abspielen, sind, abgesehen von Temperatur,
Druck und Behandlungsmedium, auch in weitem Maße von der Korngröße des Gutes abhängig.
Nach den bekannten Verfahren gelingt es sehr schwer, ein Erzeugnis von gleichmäßiger
Beschaffenheit zu erhalten. Sehr störend wirkt die Feinkohle und der Kohlenstaub,
die man deshalb häufig abtrennt und gesondert verarbeitet. Führt man aber die gesamte
Kohle durch Vermahlen in Staubform über, so erfordert dies. sehr erheblichen zusätzlichen
Energieaufwand.
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Gemäß der Erfindung werden die verschiedenen Kohlensorten einer .verschiedenen
Behandlung in verschiedenen Vorrichtungen unterworfen. Die Grobkohle wird in einem
bestimmten Abschnitt des Verfahrens ausgenutzt, während die Feinkohle, die beständig
die Grobkohle begleitet, in anderen Verfahrensabschnitten verwertet wird. Ein weiterer
Vorteil dieser Methode ist eine große Ersparnis von Heizdampf. Außerdem kann der
Feinkoks oder Koksabfall sehr gut verwertet werden. Nach der Erfindung wird die
Eilt- oder Vergasung der kohlenstoffhaltigen Stoffe in Gegenwart von überhitztem
Wasserdampf unter Druck vorgenommen. Derartige Verfahren sind an sich bekannt. So
hat man beispielsweise schon vorgeschlagen, das Gut in zerkleinertem Zustand mittels
überhitzten Dampfes durch eine Batterie von Retorten zu führen, die spiralförmige
Kerne und einen Katalysator enthalten, und zwar wird jede Retortenbatterie auf verschiedene
Temperatur erhitzt. Der feste Rückstand aus der ersten Batterie wird in der zweiten
Batterie mit überhitztem Dampf oder nichtoxydierendem Gas behandelt.
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Die im Innern der einzelnen Retorten befindlichen Spiralen dienen
hier dazu, die Heizflächen für den Kohlenstaub zu vergrößern, um so die Erhitzung
der einzelnen Teilchen zu beschleunigen. Die Spiraleinsätze haben jedoch den Nachteil,
daß sie den Durchgangswiderstand sehr erhöhen und leicht zu Verstopfungen führen.
Ferner ist dort eine Zuführungsschnecke für das zerkleinerte Gut vorgesehen. Die
unter Druck stehenden Gase können durch die Undichtigkeiten zwischen der Schnecke
und der Wandung beim Vor= wärtsbewegen des Kohlenstaubes entweichen, so daß kein
erheblicher Druck erzielt werden kann.
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Die Erfindung vermeidet diesen Nachteil und gestattet gleichzeitig
die getrennte Behandlung von Kahle verschiedener Korngröße in einem Verfahren. °
Sie schlägt vor,
Feinkohle vermittels einer Einschleusungskammer
unter Betriebsdrink periodisch in eine Druckkammer einzuführen und dann in Rohrschlangen
einem Hochdruckdampfstrom auszusetzen, der so hoch erhitzt ist, daß die Kohle entgast
oder ganz oder zum Teil vergast wird. Die in der Mischung von Dampf mit entstandenen
heißen, flüchtigen Bestandteilen enthaltene Wärme dient zur Erzeugung neuen Arbeitsdampfes
für die Erhitzung ,weiterer Kohle bei niedrigerem Druck in einer zweiten Einheit.
Man hat zwar schon vorgeschlagen, die Kondensationswärme der bei einem Schwelverfahren
anfallenden flüchtigen Bestandteile zur Erzeugung von Arbeitsdampf zu verwenden,
jedoch wurde dieser Dampf zur Behandlung des Gutes in der gleichen Kammer verwendet.
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Beim Verfahren gemäß der Erfindung werden ferner die kondensierbaren,
in jeder Druckeinheit entwickelten Bestandteile - getrennt unter Druck kondensiert.
Das Verfahren kann auch so geleitet werden, daß die von einem Strom überhitzten
Dampfes mitgeführte Feinkohle vollständig vergast wird und die Dämpfe und die entstehenden
heißen flüchtigen Bestandteile durch einen Schachtofen geschickt werden. Dieser
Schachtofen enthält andere, viel gröbere Kohle, so daß die flüchtigen Bestandteilo
der gröberen Kohle abgetrieben werden. Der Dampf und die kondensierbaren Bestandteile
werden nach dem Verlassen des Schachtofens kondensiert. Der mittels ,eines Wärmeaustausches
durch die Kondensation der aus der ersten Rohrschlange austretenden Dämpfe gewonnene
neue Arbeitsdampf kann_ wahlweise zur Ent- oder Vergasung weiteren Rohstoffes in
einer zweiten Rohrschlange benutzt werden. Er kann aber auch statt dessen oder gleichzeitig
zur Entgasung grobstöckiger Kohle in dem Schachtofen Verwendung finden.
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Der mit dem Rohstoff beladene Dampfstrom wird, in der Rohrschlange
fortschreitend, von einer äußeren in der Nähe des Rohrauslasses angeordneten Heizquelle
so erhitzt, daß die Temperatur des Dampfes vom Ein-Iaßende zum Auslaßende zunimmt.
Die Abgase des Erhitzers werden dabei zur Vorwärmung der pulverisierten Kohle verwendet.
Bei den bekannten Verfahren zur Destillation von kohlehaltigen Stoffen in Öfen oder
Retortenanlagen hemmen die feuerbeständigen Werkstoffe, aus denen die Wandungen
hergestellt sind, den raschen Wärmedurchgang. Die erforderliche Behandlungszeit
ist außerdem abhängig von der Entfernung, die die Hitze von der Außenseite der Ofenwände
nach dem Innern durchqueren muß. Die bekannte Herstellung von Wassergas erfordert
die Verwendung eines- nicht schmelzenden Brennstofffes, der keine festgefugten Klinker
bildet. Außerdem muß das Gut angemessen grob un4 frei von Ruß sein. Durch diese
Umstände sind die Möglichkeiten, aus beliebigem Material Wassergas zu erzeugen,
stark beschränkt.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung bietet weit größere Freiheit in
der Verwendung beliebiger Brennstoffe, denn das zerkleinerte Gut kann bei hohem
Druck und mit hoch erhitztem Wasserdampf bei größerer Geschwindigkeit in den Rohrschlangen
ent-oder vergast werden. Für Destillationszwecke wählt man im allgemeinen eine Temperatur
zwischen 370 und 65o° C, so daß die Reaktion der Tieftemperaturdestillation
entspricht. Wird dagegen auf die Erzielung einer möglichst großen Gasmenge Wert
gelegt, so kann die Temperatur über 65o°- erhöht werden, z. B. zwischen 730 und
roro° C liegen.
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Für die Erzielung der angegebenen Vorteile ist es von Bedeutung, das
Gut möglichst fein, beispielsweise bis ,auf Beine Korngröße von o,13 nun Durchmesser,
zu zerkleinern. Außerdem empfiehlt es sich, feste unverkokbare Körper in Zwischenräumen
durch das Rohr zu befördern, um anhaftendes kohlenstoffhaltiges Material- zu -entfernen.
Hierfür kommen beispielsweise kleine- Eisenstücke, wie sie von Lochmaschinen. abfallen,
in Frage.
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Infolge der guten Leitfähigkeit der verhältnismäßig dünnen Metallrohrwandungen
kommt man mit einer verhältnismäßig niedrigen Temperatur der Heizgase, beispielsweise
mit 925 bis 107o° C, aus. Der Dampfstrom in der Rohrschlange wird zweckmäßig
so bewegt, daß ex in seiner Zone höchster Temperatur -eine Endgeschwindigkeit von
ungefähr 19o mliSek. hat.
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Die gröbere Kohle wird in dem Schachtofen behandelt, -und zwar tritt
die Stückenkohle in den oberen Teil des Schachtofens zugleich mit dem Heizdampf
ein und -wandert mit ihm abwärts: - Im unteren Teil des Schachtofens wird der Koks
in an sich bekannter Weise 'durch einen aufsteigenden Dampfstrom gekühlt und am
Boden der Retorte entfernt. Die Heizgase, die flüchtigen Bestandteile -und der Kühldampf
werden am Mittelteil des Schachtofens abgezogen.
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Zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung dienen ein oder
mehrere Öfen mit einer Druckkammer, in der die Feinkohle vorgewärmt wird und mittels
- einer Förderschnecke dem Eintrittsende eines mit :einer Dampfquelle- in Verbindung
stehenden überhitzerrohres zugeleitet wird, während an das Austrittsende des Rohres
ein Abscheider für den festen Rückstand der Kohle und -ein Wärmeaustauscher angeschlossen
sind. Zur Erzielung eines möglichst raschen Wärmeüberganges
empfiehlt
@es sich, den überhitzerrohren des Rohrschlangenofens einen kleineren Durchmesser,
von etwa 25 bis 5o mm, zu geben. An den eignen Rohrschlangenofen wird zweckmäßig
kein Wärmeaustauscher angeschlossen, und die aus dem Ofen ausströmenden Gase werden
dem Schachtofen zwecks Verkokung des darin befindlichen Materials zugeleitet. Das
Gasabführungsrohr-5i des einen Retortenrohrschlangenofens 40 steht mit dem Schachtofen
52 in Verbindung, so daß das in dem Rohrschlangenofen 4o erzeugte Gas zur Beheiiung
des Schachtofens dient. Zum ständigen Austragen von Feinkohle aus den Kammern ohne
wesentliche Beeinflussung des Druckes innerhalb der Kohlenbeschickung ist eine Fördervorrichtung
vorgesehen.
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In der Zeichnung ist eine Ausführungsform einer Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens nach der Erfindung schematisch dargestellt. Zur Aufnahme und zum
Vergasen des zerkleinerten Brennstoffes dient der Ofen i, der mit einer isolierten
Wandung 2 versehen ist. Im Innern befindet sich ein zentraler Einsatz 3. In dem
Ringraum zwischen Wandung 2 und Einsatz 3 liegt eine Rohrschlange 4 von vorzugsweise
2,54 cm Weite und aus besonders schwerem Stahl; Sie hat bei einer Gesamtlänge von
3o,5 m zweiundzwanzig Windungen im Abstand von j e etwa i o cm.
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Der Dampf tritt bei 6 in die Apparatur ein und gelangt durch den Dampfwasserauascheider
7 und das Drosselventil 8 in die Rohrschlange 4. Der nach dem Auslaß 9 niederströmende
Dampf bewegt sich im Gegenstrom zu den Verbrennungsgasen in dem Ringraum 5. Die
Hitze wird durch Gasbrenner ii in dem Ringofen io geliefert. Die Verbrennungsgase
entweichen durch den Schornstein 12, der gleichzeitig als Trockner und Vorerhitz.er
für das. zu destillierende zerkleinerte Material, z. B. Kohle, dient. Das zerkleinerte
Material wird durch den Einwurf 14 der Einschleusungskammer 13 zugeführt.
Der mit Kopf- und Bodenventil 15 bzw. - 16 versehene Einwurf 14 ermöglicht,
den Behälter zu jeder Zeit voll gefüllt zu halten, während er gleichzeitig verhindert,
daß Dampf von unten nach .oben durch den Behälter strömt. Am Boden des Behälters
r3 befindet sich eine mechanisch angetriebene, mit Geschwindigkeitsregler 18 versehene
Yörderschnecke r7, durch welche das vorgewärmte Material aus dem Behälter 13 ununterbrochen
in die Dampfleitung i 9 gefördert wird. Kleine Eisenstücke, z. B. die beim Stanzen
von Löchern'sich ergebenden kleinen Blechscheihen, können in Zwischenräumen in die
Dampfleitung 19 von einem Vorratsbehälter 2o aus eingeführt werden, z. B.
mittels. eines mechanisch angetriebenen Schiebers 2 i, der eine Deirchlochung enthält,
mit der er bei jedem Hinundherhub eine oder mehrere aus dem Behälter 21 ausfallende
Blechscheiben aufnimmt ;und der Dampfleitung i 9 zuführt.
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Die die gesamte Asche und Koks führenden Gase gehen durch das Auslaßende
9 der Rohrschlange 4 und die Verbindungsleitung 22 in den Zyklon-Staubsammler 23,
dessen Wandungen gut isoliert sind, so daß hier keine Ausscheidung von niederschlagsfähigen
Dämpfen stattfinden kann. Die festen ausgeschiedenen Teile können aus dem Abscheider
23 mit Hilfe eines mit zwei Endventilen versehenen Auslaßbehälters 24 ohne nennenswerten
Verlust an Gas und Druck abgeführt werden.
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Die gereinigten Gase und Dämpfe gelangen durch eine Leitung 25 in
eine Kühlschlange 27 einer Wärmeaustauschvorrichtung. Druck- und TemperatuY der
Dämpfe in der Leitung 25 sind so hoch, daß das Wasser in der Austauschvorrichtung
26 genügend Dampf für weitere Verwendung gibt, wähnend die niedergeschlagenen Dämpfe
von Wasser und Teer, Ölen, Harzen usw. zusammen mit den nichtniedergeschlagenen
Gasen-aus der Schlange 27 durch eine Leitung 28 in einen Ahscheider 29 abfließen.
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Hier trennen sich vier Produkte, wenn eine Kohle, wie z. B. Utah-Kohle,
verarbeitet wird. Als schwerste Schicht sammeln sich Wachs enthaltende Harze, die
in kaltem _- Zustand eine klebrige dickflüssige Mischung bilden. Darüber liegt eine
dickere Schicht von Ammoniak und einige Teersäuren enthaltendem Wasser. Darauf schwimmt
eine Schicht von Öl und Wachs, die in kaltem Zustand die Beschaffenheit von Schmierbüchsenfett
hat. Oberhalb der Ölschicht befinden sich die nicht niederschlagbaren Gase, die
etwas leichtes Öl tragen. Die vier Produkte werden-durch die Ventile 30, 3 i, 32,
3,3 abgezogen.-. Der in der Wärmeaustauschvorrichtung 26 erzeugte
Dampf wird zum Destillieren einer weiteren Menge von Kohle benutzt. Gemäß dem Ausfüluungsbeispiel
dient dieser Dampf zur vollkommenen Vergasung einer zweiten Kohlenmenge unter weiterer
Ausnutzung der fühlbaren Hitze der so erzeugten Dämpfe und Gase für die Tieftemperaturverkokungeiner
dritten Kohlenmenge, die vorzugsweise Stückenkohle ist. - So ist Vorsorge für die
vollkommene Ausnutzung aller Formen von handelsüblicher Kohle getroffen.
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"Der im Wärmeaustauscher 26 erzeugte Dampf wird durch ein isoliertes
Hauptrohr 34, einen Dampfwasserabscheider 35 und !ein Ventil 37 der Vergasungsröhrschlange
38 zugeführt, die mit zerkleinerter Kohle gespeist
wird wie die
Rohrschlange 4. Dieser Rohrschlangenofen entspricht mit seinen Teilen 38 bis 5o
den Bauteilen 2 bis 24 des ersten Ofens.
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Das isolierte Rohr 5 i führt die noch sehr heißen Vergasungsprodukte
aus dem Sammler 49 i die Retorte 52, in der die Gase zum Verkoken von Kohle oder
anderem Material benutzt werden. Die Retorte kann 15 m und noch mehr hoch
sein, und Dampf kann ihr aus einer Mehrzahl von Rohrschlangen 38 zugeführt werden.
Kohle von -richtiger Stückengrflße, vorzugsweise frei von Grus, wird in das sich
nach oben hin verjüngende obere Ende 53 der Retorte 52 durch ein Einlaßventil54
zugeführt. Zum Vorerhitzen der Kohle dient eine Beschickungskammer 5 5 mit Beheizungseinrichtung.
Zur Erhitzung der Kohle in der Retorte 52 durch die aus der Hauptleitung 5 i kommenden
Gase haben sich zwei Maßnahmen als zweckmäßig erwiesen: Die herabgleitende Kohle
wird durch einen aufsteigenden Strom von Dampf 'und Gas erhitzt. Die Haupthitze
liefern die aus der Leitung 5 z kommenden heißen Gase. In die Retorte 52 ist da,
wo sich das weitere Ende des sich verjüngenden Teiles 53 ansetzt, ein ringförmiges
Hohlstück mit einer Mehrzahl von Auslässen 56 eingesetzt. Durch diese Auslässe treten
die durch ein Venti157 in das Hohlstück eingelassenen heißen Gase,und Dämpfe in
die Retorte (ein.
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Diese Gase von ungefähr 65o bis ioio° C destillieren die flüchtigen
Bestandteile der Kohle mit großer Geschwindigkeit ab, während der Dampf bis. zu
einem beträchtlichen Maße mit dem entstehenden Koks reagiert unter Bildung von Wassergas
und Kohlenwasserstoffen. Die flüchtigen Produkte und Gase strömen durch die Kohle
nach oben und ziehen durch ein Vielwegauslaßstück 58 ab.
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Zwischen dem Auslaßstück 58 und dem Ventilkreuz 5q.` befindet sich
eine Kohlensäule von genügender Höhe, um eine beständige Kohlenzufuhr nach "der
Destillierzone sicherzustellen, solange das Ventil 54 geschlossen ist und die Kammer
55 wieder mit Kohle aufge= füllt wird. Die Kohle in der Kammer 5 5 kann dadurch
vorerhitzt werden, daß man einen Teil der heißen Gase aus der Leitung 5 i durch
ein mit Einlaßventil ausgestattetes Zuleitungsrohr 59 in die Kammer 55 einläßt.
Diese Gase durchströmen das in der Kammer 5 5 befindliche Material von oben nach
unten und entweichen durch das Auslaßstück 58, wodurch sie die Kohle trocknen und
vorerhitzen und gleichzeitig das Eintreten und Kondensieren von Destillationsprodukten
(Teer- und Öldämpfen) der in der Retorte destillierenden Kohle in die Beschickungskammer
verhindern. Die durch den Vielwegauslaß 58 entweichenden Gase und Dämpfe gelangen
in ein isoliertes, mit Ventil versehenes Ableitungsrohr 6o, welches sie einem isolierten
Zyklon-Staubsammler 6 1 zuführt. Von hier leitet ein isoliertes Rohr 62 die
Dämpfe und Gase, die fast Ausgangstemperatur haben, einemVerdampfer oder Wärmeaustauscher
63 zu. Hier wird die gebundene und -fühlbare Wärme der kondensierbaren Bestandteile
wiedergewonnen, während die vier Produkte Harz, Wasser, Öl und Gas m einem Trenngefäß
64, ähnlich dem Trenngefäß 29, voneinander getrennt und durch Zapfventile 65, 66,
67 oder 68 entfernt werden.
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Zusätzlich zu der durch das Vielwegestück 56 zugeführten Hitze wird
der Inhalt der Retorte noch weiter beheizt durch den Dampf, der von dem Koks. aufsteigt.
Der untere Teil 70 der Retorte hat vorzugsweise einen Knick 7 i, der eine
fast waagerechte Unterstützung für das Gewicht der Beschickung der Retorte bildet.
Der Auslauf des Inhalts aus dem Ellenbogenteil 7 i kann durch ein Armkreuz 72 überwacht
werden, das fest auf einer drehbaren Welle 73 sitzt und dessen Arm sich bis zu herabhängenden
Schwingarmen 74 erstreckt, die den oberhalb des Armkreuzes befindlichen Teil der
Beschickung bzw. des Kokses zurückhalten. Nach Passieren des Armkreuzes 72 gleitet
der Rückstand in einen Sammelbehälter 75 mit Bodenschieber 76. Ein Schieber 77 wird
geschlossen, wenn der Behälter 75 durch Öffnen des Bodenschiebers entleert werden
soll. Der Koksrückstand, der auf den Schiebern 76 und 77 ruht, kann. zum Erhitzen
von Gas, Wasser oder Dampf benutzt werden, die durch Rohre 78 und 79 eingeführt
werden. Diese Rohre sind durch ein gemeinschaftliches Zuleitungsrohr 8o an ein Dampfrohr
81 angeschlossen. Dampf oder anderer Stoff, der durch die Rohre 78 und 79 zugeführt
wird, kann beladen sein mit Lösungen von leuchtkrafterhöhenden Salzen oder wohlriechenden
Stoffen, um - so dem gelieferten Koks irgendwelche gewünschten Eigenschaften zu
geben.
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Der zweite Weg für die Erhitzung der Beschickung in dem oberen Teil
53 der Retorte besteht in dem Schließen der Verbindung 57 und in dem öffnen
des Ventils 82 am oberen Vielwegestück 58, um Dampf aus dem Hauptrohr 5 i einzulassen.
Das Ventil 83 wird geschlossen und das Venti184 geöffnet, so daß Heizdampf und Heizdämpfe
von dem Hauptrohr 5 i durch das Vielwegestück 58 oben in die Retorte 53 eindringen
'und mit der Kohlebeschi.ckung abwärts wandern und dann. durch das Vielwegestück
56 und die Leitung 85-in den Staubsammler 6i gelangen. Von einer Beschickung, die
nach dieser zweiten Methode
erhitzt wird, wird beträchtlich mehr
Öl erhalten als aus einer Beschickung, die in der Retorte im Gegenstrom von Wasserdampf
und Dämpfen beheizt wird. Die Vorwärmung der Kammer 55 kann entweder durch die Dampfleitung
87, 8i oder die Leitung 59, 51 erfolgen. Zu diesem Zweck ist in der Leitung 87 ein
Ventil 86 vorgesehen, das bei geöffneter Stellung die Rohre 87 und 81 miteinander
verbindet.
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Die Verdampfer 26 und 63 besitzen in der Nähe ihrer Böden mit Ventil
gesteuerte Kaltwasserzulaßrohre 89. Die kondensierten Öle können leicht getrennt
werden. Menge und Eigenschaft der Bestandteile ändern sich mit dem jeweils behandelten
Material. Für eine leichte Abscheidung besonders geeignet sind lange, enge, geschlossene
Kammern, in denen sich das kondensierte Material sehr langsam nach dem Auslaß hin
bewegt, so daß eine Schichtenbildung eintritt. Aus den abziehenden Gasen werden
in Skrubbern die leichten öle und Ammoniak entfernt.
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Bei der dargestellten Anlage arbeiten hintereinandergeschaltete Vergaser
wirksam der Reihe nach mit niedrigeren Temperaturen, so daß der eine die gebundene
und die fühlbare Hitze von Dampf, Gasen und überhitzten Dämpfen vom vorhergehenden
Vergaser ausnutzt. Dabei werden 5o bis 75 Gewichtsprozente Dampf, bezogen auf das
Gewicht des Kondensates, erzeugt. Es hat sich herausgestellt, daß sich bei vollständiger
Vergasung sehr wenig Koks in den Staubsammlern 23 und 49 ansammelt. Zur Erleichterung
des Betriebes des Apparates sind Dampfdruckmesser an jedem Verdampfer und an dem
Auslaßende jeder Rohrschlange angebracht.
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Bei einer Niederdruckanlage wurde gesättigter Dampf von ungefähr o,4kg/cm=
benutzt und in diesen Kohle aufgegeben, die zu einem solchen Grade vermahlen war,
daß sie ein Sieb von 16 Maschen vollständig und zum größten Teil auch ein Sieb von
40 Maschen passierte. Die Kohle wurde dem Dampf in einem Verhältnis von
2259 auf 4509 zugesetzt. Der Dampf strömte in einer Menge von 3859
pro Minute durch das Rohr. Die Rohrschlange von 25,4mm Weite und 30,48 m Länge wurde
am unteren Ende mit Gasen beheizt, die eine Temperatur von angenähert iooo" C hatten.
Beim Durchfließen des Dampfes durch die Rohrschlange steigerte sich seine Temperatur
von i i o° C am Eingangsende auf etwa 871° C. Es wurde im wesentlichen die ganze
Kohle vergast.
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Erhebliche Dampfdrücke beschleunigen die Wassergasreaktion und gestatten
auch die Wiedererzeugung von Dampf aus der Abhitze zum Destillieren :einer anderen
Charge. Das gebildete Gas ist reich an Ammoniak. Dampf von i r,24 kg Druck und in
einer Menge von i,13 kg pro Minute hatte am Austrittsende der Rohrschlange eine
Temperatur von 7o4° C, die Verbrennungsgase eine solche von 954° C. Wurden pro Minute
o,68kg Dampf zugeleitet, so erreichte dieser bei Beheizung der Rohrschlangen mit
Verbrennungsgasen von 954° C das Austrittsendemit 8o4° C. Hatten die Verbrennungsgase
aber eine Temperatur von 1o93° C, so trat der Dampf mit 982° C aus.