DE4417721A1 - Vorrichtung zur Depolymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen - Google Patents
Vorrichtung zur Depolymerisation von Alt- und AbfallkunststoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Depolymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen
sowie ein zugehöriges Verfahren.
In der EP 0 236 701-A1 ist bei einem Verfahren zur Wiederaufarbeitung Kohlenstoff
enthaltender Abfälle eine thermische Vorbehandlung in Gegenstand oder Abwesenheit
von Wasserstoff von organischen Abfällen synthetischen Ursprungs als Vorstufe
für eine nachfolgende hydrierende Behandlung beschrieben. Aus der Beschreibung
als auch aus den Beispielen geht hervor, daß eine der derartige Vorbehandlung in
einem Rührreaktor durchgeführt werden kann.
In der EP 0 512 482 A2 ist eine thermische Behandlung solcher synthetischer orga
nischer Abfälle beschrieben, bei dem in Abwesenheit von Wasserstoff keine bzw.
eine nur geringe Koksbildung auftritt.
Altkunststoffe, wie sie z. B. aufgrund der deutschen Verpackungsverordnung ver
wertet werden müssen, weisen einen Gehalt an Fremdstoffen von bis zu 10 Gew.-%
auf. Diese Fremdstoffe liegen z. T. als feine Füllstoffe und Pigmente vor, die in dem
verflüssigten Altkunststoff praktisch keine Sinkgeschwindigkeit aufweisen. Andere
inerte Bestandteile sind beispielsweise anhaftende Teile aus Metall z. B. Deckel aus
Aluminium oder dünne Aluminium-Schichten aus Verbundfolien.
In der vorgeschalteten Sortierung und Konfektionierung ist es nicht oder nur mit
extrem hohem Aufwand möglich, diese Metallfolien auszusortieren bzw. me
chanisch/manuell zu entfernen. Die Konfektionierung der Altkunststoffe läßt derzeit
Partikelgrößen von bis zu 10 mm zu. Im Extremfall sind daher auch Metallagglo
merate bis zu dieser Abmessung möglich. Die mit dem Altkunststoff eingetragenen
Metallteile weisen aufgrund ihrer Dichte und Abmessungen eine merkliche bis hohe
Sedimentationsgeschwindigkeit im verflüssigten Kunststoff auf. Sie können daher
Pumpen und andere empfindliche Elemente erodieren, was zu deren Zerstörung
führen kann.
Um Alt- und Abfallkunststoffe thermisch depolymerisieren zu können, muß eine hohe
Energiemenge auf hohem Temperaturniveau (etwa 400°C) eingetragen werden.
Kunststoffe sind gegen Überhitzung sehr empfindlich. Eine solche Überhitzung führt
zu unkontrollierter Zersetzung mit unerwünschten Nebenreaktionen.
Aufgabe der Erfindung ist es, die geschilderten Nachteile des Stands der Technik
insbesondere hinsichtlich der Überhitzungs- und Erosionsproblematik, zu beheben.
Es wird daher erfindungsgemäß vorgeschlagen, den Reaktorinhalt zum Schutz
gegen Überhitzung über ein dem Reaktor angeschlossenes Kreislaufsystem zu
fahren. Dieses Kreislaufsystem umfaßt in einer bevorzugten Ausführungsform einen
Ofen/Wärmetauscher und eine leistungsstarke Pumpe. Der Vorteil dieses Ver
fahrens liegt darin, daß durch einen hohen Umlaufstrom über den externen
Ofen/Wärmetauscher erreicht wird, daß einerseits die notwendige Temperatur
überhöhung des im Kreislaufsystem befindlichen Materials gering bleibt, anderer
seits günstige Übertragungsverhältnisse im Ofen/Wärmetauscher moderate Wand
temperaturen ermöglichen. Dadurch werden lokale Überhitzungen und somit un
kontrollierte Zersetzung und Koksbildung weitestgehend vermieden. Das Aufheizen
des Reaktorinhalts erfolgt so vergleichsweise sehr schonend.
Ein hoher Umlaufstrom läßt sich vorzugsweise mit leistungsstarken Kreiselpumpen
erreichen. Diese weisen jedoch, ebenso wie andere empfindliche Elemente des
Kreislaufsystems den Nachteil auf, daß sie empfindlich gegen Erosion sind.
Dem kann erfindungsgemäß dadurch entgegengewirkt werden, daß der in das
Kreislaufsystem abgezogene Reaktorinhalt vor seinem Eintritt in die Abzugsleitung
eine in den Reaktor integrierte Steigstrecke durchläuft, wo größere Fremdstoff
partikel mit entsprechend hoher Sinkgeschwindigkeit abgeschieden werden.
Die Aufgabe der Erfindung wurde demzufolge gelöst durch eine Vorrichtung zur De
polymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen umfassend einen geschlossenen
Reaktor (1) mit
- a) Zugabevorrichtung (18) für die Alt- und Abfallkunststoffe, vorzugsweise im Kopfbereich des Reaktors,
- b) Entnahmevorrichtung (7) für das Depolymerisat, vorzugsweise im Boden bereich des Reaktors,
- c) Vorrichtung (4) zum Abführen der entstehenden Gase und der konden sierbaren Produkte im Kopfbereich des Reaktors,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Reaktor ein Kreislaufsystem zum schonenden
Aufheizen des Reaktorinhalts angeschlossen ist, welcher vor dem Eintritt in die Ab
zugsleitung (16) eine in den Reaktor integrierte Steigstrecke (2) zur Abtrennung
gröberer Festkörperpartikel mit entsprechend hoher Sinkgeschwindigkeit durchläuft.
Der Reaktor ist also so gestaltet, daß die Abzugsvorrichtung für den Umlauf
(Kreislaufsystem) am Ende einer Steigstrecke für den im wesentlichen flüssigen Re
aktorinhalt liegt. Durch geeignete Festlegung der Steiggeschwindigkeit, im wesent
lichen bestimmt durch die Dimensionierung der Steigstrecke und des Umlaufstroms,
können Partikel mit höherer Sinkgeschwindigkeit, die für die Erosion ursächlich sind,
aus dem Umlauf gehalten werden. In einer besonderen Ausführungsform ist die
Steigstrecke innerhalb des Reaktors in Form eines Rohres ausgebildet, welches im
wesentlichen senkrecht im Reaktor angebracht ist (vgl. Fig. 1). In einer anderen
bevorzugten Ausführungsform kann anstelle eines Rohres die Steigstrecke auch
dadurch ausgebildet sein, daß eine Trennwand den Reaktor in Segmente unterteilt
(vgl. Fig. 2). Das Rohr bzw. die Trennwand schließen nicht mit dem Reaktordeckel
ab, ragen aber über die Füllhöhe hinaus. Vom Reaktorboden sind Rohr bzw. Trenn
wand soweit entfernt, daß der Reaktorinhalt ungehindert und ohne größere Turbu
lenzen in die Steigstrecke einströmen kann.
Der Abzug der Feststoffe erfolgt am Boden des Reaktors zusammen mit der Menge
an Depolymerisat, die zur weiteren Verarbeitung geführt werden soll. Damit die se
dimentierten Inertstoffe möglichst vollständig aus dem Reaktor entfernt werden, ist
die Entnahmevorrichtung für das Depolymerisat vorzugsweise im unteren Bereich,
insbesondere am Boden des Reaktors, angebracht. Um die möglichst vollständige
Entfernung der Inertstoffe weiter zu unterstützen, ist der Reaktor vorzugsweise im
Bodenbereich verjüngt und in einer vorteilhaften Ausführungsform als ein auf seiner
Spitze stehender Kegelmantel ausgebildet.
Des weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Depolymerisation von Alt- und
Abfallkunststoffen, gekennzeichnet durch deren Behandlung bei erhöhter Temperatur
in einer Vorrichtung gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5. Vorzugsweise
wird dabei das Verfahren aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentan
meldung mit dem Aktenzeichen P 43 11 034.7 zugrunde gelegt.
Erfindungsgemäß erfolgt eine Aufteilung der Reaktionsprodukte in drei Hauptpro
duktströme:
- 1. Ein Depolymerisat, üblicherweise in einer Menge zwischen etwa 25 und 85 Gew.-%, bezogen auf die eingesetzte Kunststoffmischung, das je nach Zu sammensetzung und den jeweiligen Erfordernissen in Produktteilströme auf geteilt werden kann, die z. B. einer Sumpfphasenhydrierung, einer Druckver gasung und/oder ggf. einer Schwelung (Pyrolyse) zugeführt werden können. Es handelt sich dabei im wesentlichen um < 480°C siedende schwere Koh lenwasserstoffe, die alle mit den Alt- und Abfallkunststoffen in den Prozeß eingetragenen Inertstoffe, wie Aluminium-Folien, Pigmente, Füllstoffe, Glasfa sern, enthalten.
- 2. ein Kondensat in einer Menge von bis zu 50 Gew.-% und mehr, bezogen auf die eingesetzte Kunststoffmischung, das in einem Bereich zwischen 25°C und 520°C siedet und ca. 1000 ppm organisch gebundenes Chlor enthalten kann. Dieses Kondensat läßt sich z. B. durch Hydrotreating an fest ange ordneten handelsüblichen Co-Mo- oder Ni-Mo-Katalysatoren in ein hoch wertiges synthetisches Rohöl (Syncrude) umwandeln oder auch direkt in Chlor tolerierende chemisch-technische Verfahren als kohlenwasserstoff haltige Basissubstanz einbringen.
- 3. ein Gas in Mengen von bis zu 20 Gew.-% bezogen auf die eingesetzte Kunststoff-Mischung, das üblicherweise neben Methan, Ethan, Propan und Butan auch gasförmigen Chlorwasserstoff sowie leichtflüchtige, chlorhaltige Kohlenwasserstoff-Verbindungen enthält. Der Chlorwasserstoff läßt sich z. B. mit Wasser aus dem Gasstrom zur Gewinnung einer 30prozentigen wäßrigen Salzsäure herauswaschen. Das Restgas kann hydrierend in der Sumpfphase oder in einem Hydrotreater vom organisch gebundenen Chlor befreit und z. B. der Raffineriegas-Verarbeitung zugeführt werden.
Der Vorteil dieses Verfahrens besteht im wesentlichen darin, daß die anorganischen
Nebenbestandteile der Alt- bzw. Abfallkunststoffe in der Sumpfphase aufkonzentriert
und ggfs. ausgeschleust werden, während das diese Inhaltsstoffe nicht enthaltende
Kondensat durch weniger aufwendige Verfahren weiter verarbeitet werden kann.
Insbesondere über die optimale Einstellung der Prozeßparameter Temperatur und
Verweilzeit kann erreicht werden, daß einerseits ein relativ hoher Anteil von Kon
densat entsteht und andererseits das viskose Depolymerisat unter den Verfahrens
bedingungen pumpbar bleibt.
Die Erfindung betrifft also ein Verfahren zur Verarbeitung von Alt- oder Abfallkunst
stoffen zwecks Gewinnung von Chemierohstoffen und flüssigen Kraftstoffkom
ponenten durch Depolymerisieren der Einsatzstoffe zu einer pumpbaren sowie einer
flüchtigen Phase Auftrennen der flüchtigen Phase in eine Gasphase und ein Kon
densat bzw. kondensierbare Depolymerisationsprodukte, die raffinerieüblichen
Standardprozeduren unterworfen werden, wobei die nach Abtrennen der flüchtigen
Phase verbleibende pumpbare Phase einer Sumpfphasenhydrierung, Vergasung,
Schwelung oder einer Kombination dieser Verfahrensschritte unterworfen wird.
Ein für das erfindungsgemäße Verfahren günstiger Temperaturbereich für die Depo
lymerisation beträgt 150 bis 470°C. Besonders geeignet ist ein Bereich von 250 bis
450°C. Die Verweilzeit kann 0,1 bis 10 h betragen. Als besonders günstig hat sich
ein Bereich von 0,5 bis 5 h erwiesen. Der Druck ist bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren eine weniger kritische Größe. So kann es durchaus bevorzugt sein, das
Verfahren bei Unterdruck durchzuführen, z. B. wenn flüchtige Bestandteile aus ver
fahrensbedingten Gründen abgezogen werden müssen. Aber auch relativ hohe
Drucke sind praktikabel, erfordern jedoch einen höheren apparativen Aufwand. Im
allgemeinen dürfte der Druck im Bereich von 0,1 bis 50 bar, insbesondere 0,5 bis
5 bar liegen. Das Verfahren läßt sich vorzugsweise bei Normaldruck oder leicht dar
über (bis etwa 2 bar) ausführen, was den apparativen Aufwand deutlich reduziert.
Um das Depolymerisat möglichst vollständig zu entgasen und um den Kondensat
anteil noch zu erhöhen, wird das Verfahren vorteilhafterweise bei einem leichtem
Unterdruck bis etwa 0,2 bar durchgeführt.
Das Depolymerisieren kann vorzugsweise unter Zusatz eines Katalysators, bei
spielsweise einer Lewis-Säure wie Aluminiumchlorid, einer radikalbildenden Sub
stanz, z. B. einer Peroxidverbindung, oder einer Metallverbindung, beispielsweise
eines mit einer Schwermetallsalzlösung imprägnierten Zeoliths, erfolgen.
Weitere bevorzugte Ausgestaltungen des Verfahrens bestehen in der Depolymeri
sation unter Inertgas d. h. Gas, das sich gegenüber den Einsatzstoffen und Depo
lymerisationsprodukten inert verhält, z. B. N₂, CO₂, CO oder Kohlenwasserstoffe.
Das Verfahren kann auch unter Einleitung von Strippgasen und Strippdämpfen, wie
Stickstoff, Wasserdampf oder Kohlenwasserstoffgasen durchgeführt werden. Grund
sätzlich kann als Vorteil des Verfahrens angesehen werden, daß in diesem Verfah
rensschritt kein Wasserstoff zugesetzt werden muß und daß nicht das gesamte Re
aktionsprodukt der aufwendigen Sumpfphasenhydrierung unterzogen wird.
Als flüssige Hilfsphase, bzw. Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch eignen sich
beispielsweise gebrauchte organische Lösungsmittel, also Lösungsmittelabfälle,
Produktionsfehlchargen organischer Flüssigkeiten, Altöle oder Fraktionen aus der
Erdölraffination, beispielsweise Vakuumrückstand. Ein weiterer Vorteil des Ver
fahrens liegt darin, daß dem eingesetzten Alt- oder Abfallkunststoff keine flüssige
Hilfsphase zugesetzt werden muß. Auf die Zugabe von Lösungsmitteln oder soge
nannten Anreib- und Anmaischölen kann verzichtet werden. Dies gilt gleichermaßen
für Fremdöle als auch für rezirkulierte Eigenöle des Prozesses.
Die Depolymerisation kann in einem üblichen Reaktor, z. B. einem Rührkessel
reaktor durchgeführt werden, welcher zusätzlich eine Steigstrecke aufweist und dem
ein externer Umlauf zum Aufheizen des Reaktorinhalts angeschlossen ist. Der
Reaktor ist auf die entsprechenden Prozeßparameter, wie Druck und Temperatur,
ausgelegt und muß auch gegen die eventuell entstehenden sauren Bestandteile wie
Chlorwasserstoff resistent sein.
Das Depolymerisieren erfolgt vorzugsweise unter turbulenten Strömungsbe
dingungen, z. B. mittels mechanischer Rührer, aber auch durch Umpumpen des
Reaktorinhalts. Dies gilt jedoch nur für den Reaktorteil, der nicht als Steigstrecke
ausgebildet ist.
Im Vergleich zu den nachfolgenden Aufarbeitungsschritten, wie Hydrotreating,
Schwelung, Hydrierung oder Vergasung, ist der apparative Aufwand für die Depoly
merisation vergleichsweise gering. Dies gilt insbesondere, wenn das Verfahren in
Nähe des Normaldrucks, also im Bereich zwischen 0,2 und 2 bar, ausgeführt wird.
Im Gegensatz zur hydrierenden Depolymerisation ist der apparative Aufwand
ebenfalls deutlich geringer. Dieser wird dadurch noch weiter reduziert, daß auf die
Zugabe von Lösungsmitteln, Fremdölen oder rezirkulierten Eigenölen als Anreib-
oder Anmaischöle gänzlich verzichtet werden kann. Trotz dieser vergleichsweisen
einfachen apparativen Ausstattung des Depolymerisationsreaktors können die nach
folgenden Verfahrensschritte bei optimaler Prozeßführung der Vorbehandlung um
bis zu 50% und mehr entlastet werden. Gleichzeitig entsteht bei der Depolymeri
sation gewollt ein hoher Anteil kondensierbarer Kohlenwasserstoffe, der durch be
kannte und vergleichsweise wenig aufwendige Verfahren zu wertvollen Produkten
aufgearbeitet werden kann. Außerdem ist das in der Vorbehandlung entstehende
Depolymerisat nach Abtrennung von Gas und Kondensat einfach zu handhaben, da
es pumpbar bleibt und in dieser Form ein gutes Einsatzmaterial für nachfolgende
Verfahrensstufen darstellt.
Die in dem vorliegenden Verfahren einzusetzenden Kunststoffe sind z. B. Mischfrak
tionen aus Abfallsammlungen, u. a. durch die Duale System Deutschland GmbH
(DSD). In diesen Mischfraktionen sind z. B. Polyethylen, Polypropylen, Polyvinyl
chlorid, Polystyrol, Polymer-Blends wie ABS sowie Polykondensate z. B. Po
lyethylenterephthalat (PET) enthalten. Einsetzbar sind auch Kunststoffpro
duktionsabfälle, gewerbliche Verpackungsabfälle aus Kunststoff, Rest-, Misch- oder
Reinfraktionen aus der kunststoffverarbeitenden Industrie, wobei für die Eignung, in
dem vorliegenden Verfahren einsetzbar zu sein, die chemische Zusammensetzung
dieser Kunststoffabfälle nicht kritisch ist. Geeignete Einsatzprodukte sind auch
Elastomere, technische Gummiartikel oder Altreifen in geeignet vorzerkleinerter
Form.
Die eingesetzten Alt- oder Abfallkunststoffe stammen beispielsweise aus Formteilen,
Laminaten, Verbundwerkstoffen, Folien oder synthetischen Fasern. Beispiele für
halogenhaltige Kunststoffe sind chloriertes Polyethylen (PEC), Polyvinylchlorid
(PVC), Polyvinylidenchlorid (PVDC), Chloropren-Kautschuk, um nur einige wichtige
Vertreter zu nennen. Aber auch insbesondere schwefelhaltige Kunststoffe, bei
spielsweise Polysulfone oder mit Schwefelbrücken vernetzte Kautschuke wie in Alt
reifen fallen in großen Mengen an und sind bei Vorhandensein der entsprechenden
Ausrüstungen für die Vorzerkleinerung und Vorsortierung in Kunststoff- und Metall
bestandteile einer Depolymerisation und weiteren Aufarbeitung zur Gewinnung von
Chemierohstoffen oder auch Kraftstoffkomponenten zugänglich. Der bei diesen Vor
behandlungsstufen oder chemischen Umwandlungsverfahren im Verfahren
anfallende Chlorwasserstoff geht überwiegend in das Abgas über, das abgetrennt
und einer weiteren Verwertung zugeführt wird.
Unter den in dem vorliegenden Verfahren einzusetzenden Alt- oder Abfallkunststof
fen sind synthetische Kunststoffe, Elastomere, daneben aber auch abgewandelte
Naturstoffe einsetzbar. Hierunter fallen neben den bereits erwähnten Polymerisaten,
insbesondere Thermoplaste, auch Duroplaste und Polyaddukte. Die hieraus gefer
tigten Erzeugnisse umfassen Halbzeuge, Einzelteile, Bauelemente, Verpackungen,
Lager- und Transportbehälter sowie Konsumwaren. Unter die Halbzeuge fallen auch
Tafeln und Platten (Leiterplatten) sowie Schichtpreßstoffplatten, die teilweise noch
Metallbeschichtungen enthalten können und die, wie die übrigen einzusetzenden
Produkte, nach Vorzerkleinerung auf Teilchen- bzw. Stückgrößen von 0,5 bis 50 mm
ggf. von Metall-, Glas- oder Keramikbestandteilen mittels geeigneter Klassierverfah
ren abgetrennt werden können.
Die genannten Alt- und Abfallkunststoffe fallen z. B. durch Sammlungen des DSD in
Gemischen oder Gemengen unterschiedlicher Zusammensetzung an und können bis
zu 10 Gew.-%, ggf. bis zu 20 Gew.-% anorganische Nebenbestandteile enthalten,
wie Pigmente, Glasfasern, Füllstoffe wie Titan- oder Zinkoxid, Flammschutzmittel,
pigmententhaltende Druckfarben, Ruß und auch Metalle, z. B. metallisches
Aluminium. Üblicherweise werden diese Kunststoffgemische in zerkleinerter Form
eingesetzt.
Fig. 1 zeigt eine beispielhafte Ausführung der erfindungsgemäßen Vorrichtung. In
Reaktor (1) wird aus Vorratsbehälter (13) Alt- und Abfallkunststoff über Zugabevor
richtung (18) mittels einer gasdicht abschließenden Dosiervorrichtung (14) z. B. auf
pneumatischem Wege eingebracht. Als eine solche Dosiervorrichtung ist beispiels
weise eine Zellenradschleuse gut geeignet. Das Depolymerisat samt der ent
haltenen Inertstoffe kann über Vorrichtung (7) am Boden des Reaktors entnommen
werden. Die Zugabe des Kunststoffs sowie die Entnahme des Depolymerisats erfolgt
vorteilhafterweise kontinuierlich und ist so gestaltet, daß in etwa eine bestimmte
Füllhöhe (3) des Reaktorinhalts beibehalten wird. Über Vorrichtung (4) werden ent
stehende Gase und kondensierbare Produkte aus dem Kopfbereich des Reaktors
abgezogen. Über Abzugsleitung (16) zum Kreislaufsystem wird der Reaktorinhalt
über Pumpe (5) zum schonenden Aufheizen in Ofen/Wärmetauscher (6) geführt,
um über Zufluß (17) in Reaktor (1) rezirkuliert zu werden. In Reaktor (1) ist Rohr (20)
senkrecht angeordnet, welches eine Steigstrecke (2) für den Reaktorumlaufstrom
bildet.
Der dem Reaktor entnommene Depolymerisatstrom ist um einen Faktor 10 bis 40
kleiner als der Umlaufstrom. Dieser Depolymerisatstrom wird über Naßmühle (9) ge
fahren, um die darin enthaltenen inerten Bestandteile auf eine für die weitere Ver
arbeitung zulässige Größe zu bringen. Der Depolymerisatstrom kann aber auch über
eine weitere Trenneinrichtung (8) geführt werden, um von den inerten Bestandteilen
weitgehend befreit zu werden. Geeignete Trenneinrichtungen sind beispielsweise
Hydrozyklone oder Dekanter. Diese inerten Bestandteile (11) können dann separat
entnommen und beispielsweise einer Wiederverwertung zugeführt werden. Optional
kann auch ein Teil des über die Naßmühle bzw. über die Trenneinrichtung ge
fahrenen Depolymerisatstroms über eine Pumpe (10) wieder in den Reaktor zu
rückgeführt werden. Der übrige Teil wird der Weiterverarbeitung z. B. Sumpf
phasenhydrierung, Schwelung oder Vergasung zugeführt (12). Ein Teil des Depoly
merisats kann über eine Leitung (15) direkt dem Kreislaufsystems entnommen und
der Weiterverarbeitung zugeführt werden.
Fig. 2 zeigt einen ähnlich gebauten Reaktor wie in Fig. 1 mit dem Unterschied,
daß die Steigstrecke nicht durch ein Rohr ausgebildet ist, sondern durch einen Re
aktorsegment, welches durch eine Trennwand (19) vom übrigen Reaktorinhalt se
pariert ist.
Bei dem Einsatz von Alt- und Kunststoffen aus Haushaltssammlungen bestehen die
über die Trenneinrichtung (8) ausgeschleusten inerten Bestandteile (11) über
wiegend aus Aluminium, welches auf diesem Wege einer stofflichen Wiederverwer
tung zugeführt werden kann. Diese Ausschleusung und Wiederverwertung von
Aluminium eröffnet zusätzlich die Möglichkeit, auch Verbundverpackungen voll
ständig stofflich zu verwerten. Diese Verwertung kann gemeinsam mit Kunststoff
verpackungen erfolgen. Dies bietet den Vorteil, daß eine Trennung dieser Ver
packungsmaterialien unterbleiben kann. Verbundverpackungen bestehen üblicher
weise aus Papier oder Pappe verbunden mit einer Kunststoff- und/oder Aluminium
folie. Im Reaktor wird der Kunststoffanteil verflüssigt, das Papier bzw. die Pappe in
Primärfasern zerlegt, die wegen ihrer geringen Sedimentationsneigung der Flüssig
keit folgen, und das Aluminium kann weitgehend getrennt gewonnen werden.
Kunststoff und Papier werden nach der erfolgten Depolymerisation einer rohstoff
lichen Verwertung zugeführt.
Beispiel | |
Stoffwerte | |
Wärmebedarf für Depolymerisation von Altkunststoffen: | |
350 kWh/t | |
Depolymerisations-Temperatur: | 400 °C |
zulässige Temperaturüberhöhung: | 25 °C |
Auslegung des Reaktors | |
Durchsatz:|10 t/h | |
mittlere Verweilzeit: | 4 h |
notwendiger Umlauf des Kreislaufsystems: | 370 m³/h |
Die integrierte Sedimentationsstrecke, die so ausgelegt ist, daß der Austrag von
Aluminium-Folie der Dicke < 0,1 mm und der Abmessung < 1×1 mm verhindert wird,
ist wie folgt dimensioniert:
Äquivalenzdurchmesser der Aluminium-Folie berechnet als Kugel mit gleichem Volumen:|0,576 mm | |
Sedimentationsgeschwindigkeit als Kugel: | 0,15 m/s |
Sedimentationsgeschwindigkeit als Plättchen: | 0,07 m/s |
Viskosität des Reaktorinhalts bei 175°C: | 200 m Pa·s |
Ergebnis | |
Querschnitt Sedimentationsstrecke:|1,47 m² | |
Länge der Sedimentationsstrecke: | F4,4 m |
Durch Anordnung einer solchen Steigstrecke im Reaktor wurde erreicht, daß nur
Feststoffteilchen mit sehr geringer Sedimentationsneigung durch den Umlauf ge
pumpt wurden. Erosion in der Umwälzpumpe trat praktisch nicht auf.
Claims (7)
1. Vorrichtung zur Depolymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen, umfassend
einen geschlossenen Reaktor (1) mit
- a) Zugabevorrichtung (18) für die Alt- und Abfallkunststoffe, vorzugsweise im Kopfbereich des Reaktors,
- b) Entnahmevorrichtung (7) für das Depolymerisat, vorzugsweise im Boden bereich des Reaktors,
- c) Vorrichtung (4) zum Abführen der entstehenden Gase und der konden sierbaren Produkte im Kopfbereich des Reaktors,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Reaktor ein Kreislaufsystem zum
schonenden Aufheizen des Reaktorinhalts angeschlossen ist, welcher vor dem
Eintritt in die Abzugsleitung (16) eine in den Reaktor integrierte Steigstrecke
(2) zur Abtrennung gröberer Festkörperpartikel mit entsprechend hoher Sink
geschwindigkeit durchläuft.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steigstrecke in
Form eines im Reaktor im wesentlichen senkrecht angebrachten Rohres (20)
ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steigstrecke
durch eine den Reaktor in Segmente unterteilende Trennwand (19) ausgebildet
ist.
4. Vorrichtung nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Reaktor sich im Bodenbereich verjüngt, vorzugsweise in
Form eines auf seiner Spitze stehenden Kegelmantels.
5. Vorrichtung nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Kreislaufsystem zum schonenden Aufheizen des Reak
torinhalts Abzugsleitung (16), Zufuhrleitung (17) sowie Pumpe (5) und Ofen/
Wärmetauscher (6) umfaßt.
6. Verfahren zur Depolymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen, gekennzeichnet
durch deren Behandlung bei erhöhter Temperatur in einer Vorrichtung gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 5.
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Family
ID=6518591
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DE4417721A Withdrawn DE4417721A1 (de) | 1994-05-20 | 1994-05-20 | Vorrichtung zur Depolymerisation von Alt- und Abfallkunststoffen |
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Cited By (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10136619A1 (de) * | 2001-07-19 | 2003-02-06 | Abf Entwicklungsbetr Fuer Inno | Vorrichtung zur Aufbereitung von organischen Abfallstoffen |
DE102008003837A1 (de) * | 2008-01-04 | 2010-01-14 | Nill, Wolf Eberhard | Verfahren zur Reinigung von organischen Reststoffen vor der Thermolyse und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
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Citations (2)
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-
1994
- 1994-05-20 DE DE4417721A patent/DE4417721A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (2)
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Non-Patent Citations (1)
Title |
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WO2014106650A2 (de) | 2013-01-03 | 2014-07-10 | EZER, Argun | Verfahren und vorrichtungen zur verölung von kohlenwasserstoffhaltigem eingangsmaterial |
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