DE4403037A1 - Verfahren zum Betrieb eines Streckennetzes - Google Patents
Verfahren zum Betrieb eines StreckennetzesInfo
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- B61—RAILWAYS
- B61L—GUIDING RAILWAY TRAFFIC; ENSURING THE SAFETY OF RAILWAY TRAFFIC
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- B61L27/10—Operations, e.g. scheduling or time tables
- B61L27/14—Following schedules
-
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines
Streckennetzes für mehrere spurgebundene, insbesondere
schienengebundene, Fahrzeuge. Das Streckennetz umfaßt
mehrere einzelne Streckenabschnitte, die von einem Leit
system in an sich bekannter Weise überwacht und bei
spielsweise gemäß für den Fahrzeugverkehr geforderten
Fahrstraßen konfiguriert werden.
In dem Aufsatz "Bessere Disposition durch schnellere In
formation" von W. Wunderlich und E. Kockelkorn in ETR
(24) 7/8-1975, S. 283-294 wird ein derartiges Verfahren
beschrieben, das von einer Analyse des herrschenden Zu
standes und daraus abgeleiteten Situationsbildern aus
geht. Einer festgestellten Situation werden zur Kon
fliktlösung geeignete Maßnahmen (Regeln) zugeordnet, wo
durch zu treffende notwendige Entscheidungen deutlich
werden sollen. Durch Betrachtung der den Fahrzeugen vor
auseilenden Reservierungswellen für die zur Fahrstraßen
bildung zu reservierenden Streckenabschnitte sind Kon
fliktfälle erkennbar; ein Konfliktfall ist durch das Zu
sammenlaufen der beiden den tatsächlichen Fahrzeugbewe
gungen vorauseilenden Reservierungswellen feststellbar.
Bei diesem bekannten Verfahren werden die Streckenab
schnitte lediglich mit einem den Istzustand
(Belegungslage) repräsentierenden Attribut belegt. Wenn
somit ein von zwei Fahrzeugen gleichzeitig zu benutzender
gemeinsamer Streckenabschnitt bereits von dem ersten
Fahrzeug mit einem Belegungswunsch versehen ist, kann der
sich anbahnende Konflikt nur noch durch eine Verhaltens
änderung des zweiten Fahrzeugs (das den Belegungswunsch
später geäußert hat) gelöst werden. Das bekannte Verfah
ren weist insoweit eine Unflexibilität auf, die bei
spielsweise unnötig große Fahrplanabweichungen verursa
chen kann.
Die Aufgabe der Erfindung besteht daher in der Schaffung
eines Verfahrens zum Betrieb eines Streckennetzes, das
bei möglichst hoher Netzauslastung und Flexibilität einen
zuverlässigen Streckennetzbetrieb gewährleistet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Ver
fahren zum Betrieb eines Streckennetzes für spurgebundene
Fahrzeuge mit einzelnen Streckenabschnitten und mit einem
Leitsystem, das die Streckenabschnitte überwacht und
bedarfsweise konfiguriert,
- - bei dem den Streckenabschnitten fahrzeugindividuelle Belegungszeitrahmen zugeordnet werden, die jeweils aus Daten über den voraussichtlichen Zeitpunkt und die Dauer einer zukünftigen Belegung des jeweiligen Streckenab schnitts gewonnen werden,
- - bei dem der Grad der zeitlichen Überlappung (Überlappungsgrad) von Belegungszeitrahmen ermittelt wird, die unterschiedlichen Fahrzeugen für denselben Streckenabschnitt zugeordnet sind,
- - bei dem festgestellte Überlappungen (Elementarkon flikte), die dieselben beteiligten Fahrzeuge betreffen, für benachbarte Streckenabschnitte gemeinsam ausgewertet werden, um einen zu erwartenden Konfliktfallverlauf zu ermitteln,
- - bei dem der zu erwartende Konfliktfallverlauf nach vor gegebenen Konfliktfallmustern klassifiziert wird,
- - bei dem zunächst aus Konfliktlösungsmaßnahmen, die für das klassifizierte Konfliktfallmuster vorgegeben sind, situationsspezifisch realisierbare Konfliktlösungsmaß nahmen ermittelt werden,
- - bei dem dann nur die realisierbaren Konfliktlösungs maßnahmen mittels in einer vorgebbaren Rangfolge vorgeb barer Bewertungskriterien für das jeweilige Konfliktfall muster bewertet werden,
- - indem mit dem ranghöchsten Bewertungskriterium begin nend festgestellt wird, ob das Bewertungskriterium von keiner Konfliktlösungsmaßnahme erfüllt wird, wobei in diesem Fall das rangnachfolgende Bewertungskriterium an gewendet wird,
- - bei dem eine Konfliktlösungsmaßnahme angewendet wird, die das Bewertungskriterium erfüllt, und
- - bei dem zum Umsetzen dieser Konfliktlösungsmaßnahme Steuerbefehle an das Leitsystem zur Konfiguration der Streckenabschnitte und/oder an Steuerungen der beteilig ten Fahrzeuge übermittelt werden.
Ein wesentlicher Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß aus den Daten über die streckenab
schnittsweise Belegungserfassung - ggf. auch unter Be
rücksichtigung der fahrzeugspezifischen Randbedingungen
wie beispielsweise der Fahrzeugart und damit z. B. der zu
erwartenden Pünktlichkeit - eine realitätsnahe Prognose
für die Abschnittsbelegung ermöglicht wird. Die jedem
Streckenabschnitt zugeordneten fahrzeugindividuellen Be
legungszeitrahmen gehen in ihrem Informationsgehalt weit
über eine einfache Belegt/Besetzt-Meldung hinaus. Anhand
des zeitlichen Abstands der Belegungszeitrahmen für ver
schiedene Fahrzeuge lassen sich die Verkehrsdichte und
eventuelle Konflikte mit anderen Fahrzeugen automatisch
erkennen. Dabei wird geprüft, ob sich Belegungszeitrahmen
für unterschiedliche Fahrzeuge für denselben bzw.
dieselben Streckenabschnitt(e) zeitlich überlappen. Durch
Auswertung der Überlappungen, die dieselben beteiligten
Fahrzeuge betreffen, für benachbarte Streckenabschnitte
kann vorteilhafterweise die weitere Konfliktentwicklung
besonders realitätsnah prognostiziert werden. Durch
Auswertung von Überlappungsstruktur und Überlappungstrend
wird der zu erwartende Konfliktfallverlauf einem von
mehreren vorgegebenen Konfliktfallmustern zugeordnet
(Klassifizierung). Aus den Konfliktlösungsmaßnahmen, die
für das klassifizierte Konfliktfallmuster vorgegeben
sind, werden unter Berücksichtigung der situationsspezi
fischen Umstände (z. B. Verfügbarkeit von erforderlichen
Ausweichstrecken, nachfolgend auch als "harte
Randbedingungen" bezeichnet) die realisierbaren Kon
fliktlösungsmaßnahmen ermittelt. Konfliktlösungsmaßnah
men, die z. B. eine während der Konfliktzeit besetzte
Ausweichstrecke erfordern, werden dabei als nicht reali
sierbar eingestuft.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens be
steht in der einfach automatisierbaren Auswahl der anzu
wendenden Konfliktlösungsmaßnahme aus den als reali
sierbar eingestuften Konfliktlösungsmaßnahmen. Diese Aus
wahl erfolgt nach einer vorgebbaren Bewertung z. B. in
Form einer hierarchischen Prioritätenliste mit in einer
vorgebbaren Rangfolge (Priorität) vorgegebenen Bewer
tungskriterien. Dabei wird beginnend mit dem ranghöchsten
Bewertungskriterium geprüft, ob zumindest eine der reali
sierbaren Konfliktlösungsmaßnahmen das Kriterium erfüllt.
Wenn nicht, wird dieses Kriterium automatisch aufgegeben
und durch das rangfolgende (als neues gültiges) Kriterium
ersetzt. Wird das gültige Bewertungskriterium von mehre
ren Konfliktlösungsmaßnahmen erfüllt, wird vorzugsweise
die Konfliktlösungsmaßnahme ausgewählt, die auch das
rangnachfolgende Kriterium erfüllt. Die ausgewählte Kon
fliktlösungsmaßnahme führt - soweit notwendig - zur Kon
figuration der Streckenabschnitte (beispielsweise durch
entsprechende Weichenstellungen) und/oder zur entspre
chenden konfliktlösenden Steuerung der beteiligten Fahr
zeuge (beispielsweise durch geeignete Verminderung der
Fahrgeschwindigkeit). Bevorzugt werden die Bewertungs
kriterien anhand der lokalen Umstände in der Umgebung des
Konflikts definiert; dadurch ist die Rechenzeit zur Aus
wahl und Bewertung der Konfliktlösungsmaßnahmen von der
Streckennetzgröße unabhängig. Das erfindungsgemäße Ver
fahren wird dadurch besonders effizient.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist in der Trennung zwischen der (zunächst
vorgenommenen) Ermittlung realisierbarer Konfliktlösungs
maßnahmen und deren anschließender Bewertung zu sehen,
weil dadurch eine Optimierung der Rechenabläufe erreicht
wird.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß kurzfristige gering
fügige Überlappungen der Belegungszeitrahmen zweier Fahr
zeuge für denselben Streckenabschnitt tolerierbar sind;
ein zu rasches Ermitteln und Umsetzen von Konfliktlö
sungsmaßnahmen kann insoweit zu einer ungerechtfertigten
Beeinträchtigung des Fahrzeugverkehrs führen. Eine dies
bezüglich vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht
vor, daß eine Überlappung erst festgestellt wird, wenn
der Überlappungsgrad einen Schwellwert überschreitet. Zur
Anpassung an unterschiedliche Sicherheitsanforderungen
ist der Schwellwert vorzugsweise einstellbar; zur Berück
sichtigung streckenabschnittsspezifischer Anforderungen
kann der Schwellwert streckenabschnittsindividuell ein
stellbar sein.
Konflikte werden rückwirkungsfrei auf bereits gelöste
Konfliktfälle behandelt, indem gemäß einer vorteilhaften
Ausbildung der Erfindung die Elementarkonflikte chronolo
gisch in der Reihenfolge ihres Auftretens ausgewertet
werden.
Eine besonders realitätsnahe Bildung der Belegungs
zeitrahmen unter Berücksichtigung sowohl des Fahrverhal
tens des Fahrzeugs als auch der Leistungsfähigkeit der
konfigurierbaren Elemente der Streckenabschnitte und des
Leitsystems gelingt nach einer vorteilhaften Weiterbil
dung der Erfindung dadurch, daß die Belegungszeitrahmen
jeweils zumindest aus der Summe der Fahrzeit des Fahr
zeugs vom Einfahren bis zum vollständigen Verlassen des
jeweiligen Streckenabschnitts und der für die Konfigura
tion des Streckenabschnitts erforderlichen Zeit gebildet
werden.
Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft anhand einer
Zeichnung weiter erläutert; es zeigen:
Fig. 1 die Bildung eines Belegungszeitrahmens,
Fig. 2 einen Konfliktfall,
Fig. 3 mögliche konkurrierende Konfliktlösungsmaßnahmen,
Fig. 4 verschiedenen Konfliktfallmustern zugeordnete Be
wertungskriterien,
Fig. 5 detailliert eine der in Fig. 3 gezeigten Kon
fliktlösungsmaßnahmen,
Fig. 6A, 6B und 6C ein weiteres Konfliktfallmuster und
konkurrierende Konfliktlösungsmaßnahmen und
Fig. 7 schematisch einen Verfahrensablauf.
Wie aus Fig. 1 hervorgeht, setzt sich ein hinsichtlich
der Wegachse s durch die Länge 1 eines Streckenabschnitts
SA begrenzter Belegungszeitrahmen R aus der Summe fol
gender Einzelzeiten zusammen:
- a) Fahrstraßenbildezeit tFB, die ein Leitsystem zum Bil den einer Fahrstraße benötigt (ca. 0,1-2 min),
- b) Sichtzeit tS, die zwischen dem Erkennen des Vorsignal bildes durch den Fahrzeugführer und dem Passieren des Vorsignals durch die Fahrzeugspitze FS liegt,
- c) Annäherungszeit tA, in der das Fahrzeug F die Strecke zwischen dem Vorsignal und einem Hauptsignal zurücklegt,
- d) Fahrzeit tF, die für das Zurücklegen des Streckenab schnitts SA erforderlich ist,
- e) Räumzeit tR, die das Fahrzeug braucht, um eine Strecke von der Fahrzeugspitze FS bis zum Fahrzeugende FE (Fahrzeuglänge) zurückzulegen,
- f) Fahrstraßenauflösezeit tAUF, die das Leitsystem zum Auflösen der Fahrstraße benötigt.
Fig. 2 illustriert einen Konfliktfall zwischen einem er
sten mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h fahrenden
Fahrzeug (Zug) 1 und einem mit erheblich höherer Ge
schwindigkeit von 160 km/h fahrenden zweiten Fahrzeug
(Zug) 2. In bahnverkehrsüblicher Darstellung sind die
Fahrzeugbewegungen als Weg-Zeit-Linien L1, L2 (Zug 1, Zug
2) mit von rechts nach links verlaufender Wegachse s und
von oben nach unten verlaufender Zeitachse t dargestellt.
Bei dem betrachteten Ausführungsbeispiel wird angenommen,
daß die Züge 1, 2 an einem Abzweig A auf ein gemeinsames
Gleis eines Teils 4 eines Streckennetzes gelangen, der
aus mehreren einzelnen Streckenabschnitten 6 bis 17
besteht. Vor jedem Streckenabschnitt befindet sich ein
Signal, wobei die Signalstandorte durch senkrechte,
gleichzeitig die Streckenabschnitte begrenzende Linien
SST angedeutet sind. Die Streckenabschnitte werden von
einem nicht gezeigten Leitsystem überwacht und bedarfs
weise konfiguriert.
Für jeden Streckenabschnitt 6 bis 17 sind Belegungs
zeitrahmen R106, R107 . . . R117 für den Zug 1 bzw. R206,
R207 . . . R217 für den Zug 2 (schraffiert) eingetragen.
Aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten erkennt
man eine im Streckenabschnitt 7 beginnende Überlappung
der Belegungszeitrahmen R107/R207. Während der Überlap
pungsgrad ϕ im Abschnitt 7 vergleichsweise gering ist,
nimmt der Grad der Überlappung stetig zu, bis im
Streckenabschnitt 12 ein Konfliktschwerpunkt KSP erreicht
ist. Die zeitliche Überschneidung (Überlappung) der den
unterschiedlichen Fahrzeugen 1, 2 für denselben Strecken
abschnitt (z. B. 7) zugeordneten Belegungszeitrahmen
(R107, R207) wird ermittelt. Vorzugsweise wird nur dann
eine Überlappung (Elementarkonflikt) festgestellt, wenn
der Überlappungsgrad ϕ einen vorgebbaren Schwellwert
überschreitet. In diesem Fall wird ein Elemen
tarkonfliktsignal erzeugt, das sowohl eine Angabe über
den konfliktbehafteten Streckenabschnitt (z. B. 7) als
auch eine Angabe über den Überlappungsgrad enthält. Die
Elementarkonfliktsignale für benachbarte Streckenab
schnitte (7 bis 16) werden gemeinsam ausgewertet, weil
die einzelnen Elementarkonfliktsignale auf der zeitlichen
Überlappung von Belegungszeitrahmen R107/R207 bis
R116/R216 basieren, die denselben Zügen 1, 2 zugeordnet
sind. Der bei dieser Auswertung erkennbare zwischen den
Streckenabschnitten 6 bis 12 stetig zunehmende Überlap
pungsgrad signalisiert, daß es sich bei dem vorliegenden
Konfliktverlauf KV um einen sog. Auflaufkonflikt (ALK)
handelt. Der vorliegende Konfliktfall wird daher in
Abgrenzung zu anderen möglichen Konflikten (z. B. Einfä
delkonflikt) als der Klasse "Auflaufkonflikte" zugehörig
klassifiziert. Für diesen Konfliktfall "Auflaufkonflikt"
sind wie nachfolgend erläutert verschiedene
Konfliktlösungsmaßnahmen vorgegeben.
Fig. 3 zeigt unter Berücksichtigung der zur Konfliktlö
sung wählbaren Orte (Abzweig A und Bahnhöfe B, C, D) mög
liche Konfliktlösungsmaßnahmen M1, M2, M3, M4; die erste
Maßnahme M1 besteht darin, den langsameren Zug 1 im Be
reich des Abzweigs A vor Einfahrt in die gemeinsam mit
dem Zug 2 zu nutzenden Streckenabschnitte 6 bis 17 zu
verlangsamen oder anhalten zu lassen. Der Zug 2 kann dann
mit unvermindert er Geschwindigkeit (wie durch die ge
strichelte Linie L2 angedeutet) durchfahren. Dies bedeu
tet jedoch eine vergleichsweise lange Wartezeit für den
Zug 1, wie aus dem Abstand der Linien L1 und L1′ erkenn
bar ist (kreuzschraffierter Belegungszeitrahmen R106′).
Eine Alternative besteht in der Konfliktlösungsmaßnahme
M2 im Bahnhof B, wobei der Zug 2 nur geringfügig abge
bremst werden muß, wie die nur geringfügig von der ge
strichelt gezeichneten Geschwindigkeitslinie L2 abwei
chende Geschwindigkeitslinie L2′ zeigt. Durch die Ge
schwindigkeitsverminderung des Zuges 2 wird ein Auflaufen
solange vermieden, bis der Zug 1 auf einem Ausweichgleis
im Bahnhof B von Zug 2 überholt werden kann. Zug 1 kann
den Bahnhof B verlassen, wenn der (dick hervorgehobene)
Belegungszeitrahmen R209′ des Zuges 2 für den Streckenab
schnitt 9 endet. Der Belegungszeitrahmen R109 für den Zug
1 verschiebt sich dadurch (kreuzschraffierter Rahmen R109′
bzw. Linie L1′′). Bei dieser Variante ist eine ge
ringfügige Verzögerung des Zuges 2 bei einer vergleichs
weise geringen Wartezeit des Zuges 1 in Kauf zu nehmen.
Wird Zug 1 im Bahnhof C überholt (M3), muß zur Kollisi
onsvermeidung eine vorübergehende Geschwindigkeitsver
minderung bei Zug 2 erfolgen, die sich in einem verspä
teten Durchfahren des Bahnhofs C von dem Zug 2 nieder
schlägt (parallel verschobene Linie L2′′). Auch hier ist
seine frühestmögliche Abfahrt von einem Ausweichgleis des
Bahnhofs C so anzusetzen, daß sein Belegungszeitrahmen
R112′ mit dem Belegungszeitrahmen R212′ nicht überlappt
(Linie L1′′′).
Schließlich ist bei einer Konfliktlösung (M4) mittels
Ausweichgleis im Bahnhof D eine jeweils vergleichsweise
große Verspätung des Zuges 2 bzw. Wartezeit des Zuges 1
in Kauf zu nehmen (Parallelverschiebung der Linien L1′′′′
und L2′′′′)
Welche von den vorgegebenen Konfliktlösungsmaßnahmen M1 bis M4 tatsächlich angewendet wird, wird durch eine nach folgend beschriebene Bewertung der als realisierbar er mittelten Konfliktlösungsmaßnahmen für den geschilderten Konfliktfall (Auflaufkonflikt) bestimmt.
Welche von den vorgegebenen Konfliktlösungsmaßnahmen M1 bis M4 tatsächlich angewendet wird, wird durch eine nach folgend beschriebene Bewertung der als realisierbar er mittelten Konfliktlösungsmaßnahmen für den geschilderten Konfliktfall (Auflaufkonflikt) bestimmt.
Die anwendbaren Bewertungskriterien (nachfolgend auch
Strategien oder "weiche Randbedingungen" genannt) orien
tieren sich z. B. an den lokal geltenden Fahrordnungen,
Rangordnungen, Wartezeitvorschriften, Zugarten (z. B.
Extrazüge) und/oder Zugladungen. Fig. 4 zeigt beispiel
haft in hierarchischer Ordnung (vorgebbare) Bewer
tungskriterien für einen Auflaufkonflikt ALK und für ei
nen "Auflauf-vor-Zugende"-Konflikt AVZ. Ranghöchstes Be
wertungskriterium ist bei beiden Konfliktfällen jeweils
"Anschlüsse halten". Zweithöchste Priorität hat dagegen
"Auflaufenden Zug minimal stören" bzw. "Unnötiges Über
holen" vermeiden. "Hochwertig hat Vorrang" bezieht sich
auf die Zugklasse (z. B. Vorrang eines IC-Zuges gegenüber
einem Vorortzug). Die Bezeichnung Langlauf/Kurzlauf be
zieht sich auf die jeweils noch zurückzulegende Entfer
nung. Vorzugsweise enthalten die Bewertungen als letztes
Kriterium ein Kriterium (z. B. "Erster zuerst"/der auf
lauf ende Zug wartet, bis der zu befahrende Streckenab
schnitt frei ist), das in jedem Fall eine Konfliktlösung
ermöglicht. Man erkennt, daß unterschiedlichen Konflikt
fallmustern ALK, AVZ individuelle vorgebbare Bewertungs
kriterien in individuellen vorgebbaren Rangfolgen für die
Auswahl einer anzuwendenden Konfliktlösungsmaßnahme
zugeordnet sind.
Fig. 5 zeigt detailliert die bereits im Zusammenhang mit
Fig. 3 erläuterte Konfliktlösungsmaßnahme M3 im Bahnhof
C, die in diesem Beschreibungsbeispiel im Hinblick auf
die Bewertung mit der höchsten Priorität ("Anschlüsse
halten") gemäß Fig. 4 bevorzugt wird, weil für Zug 1 im
Bahnhof C eine pünktliche Ankunft mit anschließender War
tezeit tW1 erforderlich ist. Dieses Bewertungskriterium
(Anschluß für Zug 1 halten) wird nur von der Maßnahme M3
erfüllt. Könnte dieses ranghöchste (Fig. 4) Kriterium
von keiner der realisierbaren Konfliktlösungsmaßnahmen
erfüllt werden, wurden die Konfliktlösungsmaßnahmen be
züglich des rangfolgenden Kriteriums (auflaufenden Zug 2
minimal stören) bewertet werden. Dieses Kriterium wurde
von der Maßnahme M1 erfüllt werden. Die Konfliktlösungs
maßnahme M3 mit einem Überholvorgang im Bahnhof C sieht
vor, daß Zug 2 in den Streckenabschnitten 6, 7 seine Ge
schwindigkeit V₂ (Linie L2′) geringfügig vermindert, so
daß er um eine Stutzzeit tST2 verspätet den Bahnhof C oh
ne Halt passiert. Anschließend kann er seine Geschwin
digkeit erhöhen, um sich der gestrichelt angedeuteten
unverzögerten Geschwindigkeitslinie L2 wieder anzunähern.
Der Zug 1 hält auf einem Nebengleis im Bahnhof C während
der Wartezeit tW1 zumindest solange, bis der Bele
gungszeitrahmen R112′ überlappungsfrei an den Belegungs
zeitrahmen R212′ anschließt.
Aufgrund stark schwankender Streckenabschnittslängen oder
einer nur kurzzeitigen Geschwindigkeitsverminderung eines
grundsätzlich mit ausreichender Geschwindigkeit in aus
reichendem Abstand voraus fahrenden Zuges können eine oder
wenige aufeinanderfolgende Belegungszeitrahmen-Überlap
pung(en) auftreten. Durch die gemeinsame Auswertung der
Elementarkonfliktsignale benachbarter Streckenabschnitte
ist erkennbar, ob sich die Belegungszeitrahmen-Überlap
pungen zu einem "harten Auflaufkonflikt" (Fig. 2) weite
rentwickeln oder ob es sich nur um eine temporäre Bele
gungszeitrahmen-Überlappung handelt, die kein Eingreifen
erfordert.
Ein weiterer möglicher Konfliktfall besteht darin, daß
der nachfolgende Zug 2 (Fig. 2) unmittelbar nach dem
Konfliktschwerpunkt KSP fahrplangemäß endet. Dieser Kon
fliktfall wird dem Konfliktfallmuster "Auflauf-Vor-Zug
ende (AVZ) zugeordnet. In diesem Fall besteht das prio
ritätshöchste Bewertungskriterium zur Auswahl der geeig
neten Konfliktlösungsmaßnahme in "Anschlüsse halten". Ist
z. B. kein Anschlußzug vorgesehen, wird das rangfolgende
Kriterium "Unnötiges Überholen vermeiden" (Fig. 4)
angewendet. Demgemäß wird nach Berechnung der Folgever
spätung des Zuges 2 infolge des Abbremsens bei vertret
barer Folgeverspätung das Zugende (endgültiger Halt) des
nachfolgenden Zuges abgewartet.
Eine entsprechende Strategie ist möglich, wenn die Züge
absehbar auf unterschiedliche Strecken verzweigen
(Auflaufkonflikt vor einer Abzweigstelle oder Abzweig
bahnhof).
Ein weiteres Konfliktfallmuster (Einfädelkonflikt EFK)
wird nachfolgend anhand der Fig. 6A zusammen mit schema
tisch dargestellten, diesem Konfliktfallmuster zugeordne
ten Konfliktlösungsmaßnahmen M10, M11 beschrieben. Fig.
6A zeigt zwei Züge 1, 2, aus deren fahrzeugindividuellen
Daten über den voraussichtlichen Zeitpunkt und die Dauer
einer zukünftigen Belegung der nachfolgenden gemeinsamen
Streckenabschnitte GS1, GS2 im Streckenabschnitt GS2 ein
Konfliktfall erkennbar ist (Kreuzung der Zeit-Weg-Linie
L1 des Zuges 1 mit der L2 des Zuges 2). Aufgrund der den
vor der Einfädelung E liegenden individuellen Strecken
abschnitten IS1, IS2 zugeordneten Belegungszeitrahmen
R100, R200 und den den gemeinsamen Streckenabschnitten
GS1, GS2 zugeordneten, sich überschneidenden Belegungs
zeitrahmen R101, R201; R102, R202 wird der vorliegende
Konfliktfall als Konfliktfallmuster "Einfädelkonflikt"
EFK klassifiziert. Ein derartiger Konfliktfall kann auch
auftreten, wenn in einem Bahnhof ein Zug neu beginnt.
Gemäß Fig. 6B besteht eine dem Konfliktfallmuster
"Einfädelkonflikt" zugeordnete mögliche Konfliktlösungs
maßnahme M10 darin, daß der (langsamere) Zug 1 (Fig. 6A)
soweit verzögert wird, bis der zuerst von dem Zug 2 be
fahrene gemeinsame Streckenabschnitt GS1 wieder freige
geben ist; der Zug 1 fährt dann ohne Überlappung seines
Belegungszeitrahmens R101′ mit dem Belegungszeitrahmen
R201′ des Zuges 2 in den Streckenabschnitt GS1 ein. Durch
die Verzögerung (erkennbar an der zunächst gegenüber der
gestrichelt eingetragenen Linie L1 abfallenden Linie L1′
in Fig. 6B) des Zuges 1 ergibt sich eine Gesamtwartezeit
des Zuges 1 vor der Einfädelung E von twz1.
Eine alternative Konfliktlösungsmaßnahme M11 beim Kon
fliktfallmuster "Einfädelkonflikt" zeigt Fig. 6C. Hier
wird der schnellere Zug 2 um eine Stutzzeit tST2 vor der
Einfädelung E soweit verzögert, daß zumindest im ersten
gemeinsamen Streckenabschnitt GS1 eine Überlappung der
Belegungszeitrahmen R101′′, R201′′ vermieden wird. Durch
die unterschiedlichen Geschwindigkeiten kann sich in
nachfolgenden Streckenabschnitten eine erneute Überlap
pung ergeben. Die in Fig. 6C skizzierte Konfliktlö
sungsmaßnahme M11 wird beispielsweise ausgewählt, wenn
gemäß der Bewertungen (Fig. 4) für den Zug 1 "Anschlüsse
halten" höchste Priorität hat und sich der
Anschlußbahnhof beispielsweise am Ende des gemeinsamen
Streckenabschnittes GS1 befindet.
Fig. 7 erläutert zusammenfassend (schematisch) wesentli
che Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Ausgehend von der Erkennung einzelner Elementarkonflikte
aufgrund festgestellter zeitlicher Überlappungen der
vorab aus den fahrzeugindividuellen Daten berechneten Be
legungszeitrahmen (Fig. 1) werden die Elementarkonflikte
nach beteiligten Zügen zusammengefaßt. Aus der zugweisen
Zusammenschau der Elementarkonflikte erfolgt eine Klassi
fizierung nach vorgegebenen Konfliktfallmustern (z. B.
Auflaufkonflikt ALK, Einfädelkonflikt EFK). Aus den vor
gegebenen und die Möglichkeiten der Konfliktlösungsorte
(z. B. Bahnhöfe) berücksichtigenden Konfliktlösungsmaß
nahmen, die den jeweiligen Konfliktfallmustern und Kon
fliktorten zugeordnet sind, werden diejenigen Konflikt
lösungsmaßnahmen ermittelt (Fig. 3), die unter Berück
sichtigung der jeweiligen Konfliktumgebung realisierbar
sind. Den möglichen Konfliktlösungsmaßnahmen sind die für
den jeweiligen Konfliktlösungsort (z. B. Bahnhöfe B, C,
D) vorhandenen Lösungsmittel zugeordnet. Dabei können
vorgegebene Konfliktlösungsmaßnahmen ausscheiden, wenn
beispielsweise die dazu erforderlichen Resourcen/Umge
bungsbedingungen (z. B. freie Ausweichgleise) temporär
nicht vorhanden sind. Durch eine anschließende Bewertung
nach vorgegebenen Bewertungskriterien (Fig. 4) wird die
bevorzugte Konfliktlösungsmaßnahme ausgewählt. Ein
Leitsystem 20, das die Streckenabschnitte 6 bis 17 (Fig.
2) des Streckennetzes 4 überwacht und bedarfsweise
konfiguriert, wirkt beispielsweise durch funkübermittelte
Steuerbefehle 21 gemäß der bevorzugten, ausgewählten
Konfliktlösungsmaßnahme auf die Streckenabschnitte (z. B.
7, 8) ein, um diese z. B. durch Weichenstellung zur Lösung
des Konfliktfalls zu konfigurieren.
Das Leitsystem 20 kann beispielsweise durch eine Linien
zugbeeinflussung auch auf Steuerungen 23, 24 der Fahr
zeuge 1, 2 geschwindigkeitsverändernd einwirken. Einer
Leiteinrichtung, die Bestandteil des Leitsystems 20 oder
separat ausgebildet sein kann, werden fahrzeugindividuel
le Daten beispielsweise über Funk eingespeist. Die
fahrzeugindividuellen Daten ergeben sich aus den fahr
plangemäß vorzusehenden Fahrstraßen für die Fahrzeuge 1,
2 und durch fahrzeugindividuelle Eigenschaften
(beispielsweise Fahrzeuglänge, Geschwindigkeitsbe
schränkungen, aufgelaufene Verspätungen), die ggf. auch
über streckenseitig angeordnete Kommunikationspunkte
übertragen und aktualisiert werden können. Aus den fahr
zeugindividuellen Daten berechnet die Leiteinheit wie er
läutert die den einzelnen Streckenabschnitten zugeordne
ten fahrzeugindividuellen Belegungszeitrahmen.
Claims (5)
1. Verfahren zum Betrieb eines Streckennetzes für
spurgebundene Fahrzeuge (1, 2)
mit einzelnen Streckenabschnitten (6 bis 17) und
mit einem Leitsystem (20), das die Streckenabschnitte (6
bis 17) überwacht und bedarfsweise konfiguriert,
- - bei dem den Streckenabschnitten (6 bis 17) fahrzeug individuelle Belegungszeitrahmen (R106 bis R117; R206 bis R217) zugeordnet werden, die jeweils aus Daten über den voraussichtlichen Zeitpunkt und die Dauer einer zukünfti gen Belegung des jeweiligen Streckenabschnitts (6 bis 17) gewonnen werden,
- - bei dem der Grad der zeitlichen Überlappung (Über lappungsgrad (ϕ)) von Belegungszeitrahmen (R107, R207) ermittelt wird, die unterschiedlichen Fahrzeugen (1, 2) für denselben Streckenabschnitt (7) zugeordnet sind,
- - bei dem festgestellte Überlappungen (Elementar konflikte), die dieselben beteiligten Fahrzeuge (1, 2) betreffen, für benachbarte Streckenabschnitte (7 bis 17) gemeinsam ausgewertet werden, um einen zu erwartenden Konfliktfallverlauf (KV) zu ermitteln,
- - bei dem der zu erwartende Konfliktfallverlauf (KV) nach vorgegebenen Konfliktfallmustern (ALK, EFK) klassifiziert wird,
- - bei dem zunächst aus Konfliktlösungsmaßnahmen (M1 bis M4), die für das klassifizierte Konfliktfallmuster (ALK) vorgegeben sind, situationsspezifisch realisierbare Konfliktlösungsmaßnahmen (M1 bis M4) ermittelt werden,
- - bei dem dann nur die realisierbaren Konfliktlösungsmaß nahmen (M1 bis M4) mittels in einer vorgebbaren Rangfolge vorgebbarer Bewertungskriterien für das jeweilige Konfliktfallmuster (ALK, EFK) bewertet werden,
- - indem mit dem ranghöchsten Bewertungskriterium beginnend festgestellt wird, ob das Bewertungskriterium von keiner Konfliktlösungsmaßnahme (M1 bis M4) erfüllt wird, wobei in diesem Fall das rangnachfolgende Bewertungskriterium angewendet wird,
- - bei dem eine Konfliktlösungsmaßnahme (M3) angewendet wird, die das Bewertungskriterium erfüllt, und
- - bei dem zum Umsetzen dieser Konfliktlösungsmaßnahme (M3) Steuerbefehle (21) an das Leitsystem (20) zur Konfi guration der Streckenabschnitte (6 bis 17) und/oder an Steuerungen (23, 24) der beteiligten Fahrzeuge (1, 2) über mittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Überlappung erst festgestellt wird, wenn der Über
lappungsgrad (ϕ) einen Schwellwert überschreitet.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Schwellwert, vorzugsweise streckenabschnittsindivi
duell, einstellbar ist.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Elementarkonflikte chronologisch in der Reihenfolge
ihres Auftretens ausgewertet werden.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Belegungszeitrahmen (R) jeweils zumindest aus der
Summe der Fahrzeit des Fahrzeugs vom Einfahren bis zum
vollständigen Verlassen des jeweiligen Streckenabschnitts
(tF, tR) und der für die Konfiguration des Streckenab
schnitts erforderliche Zeit (tFB, tAUF) gebildet werden.
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