DE4441770A1 - Kaschierklebstoffe auf Basis von Polyurethanen mit niedrigem Gehalt an monomeren Diisocyanaten - Google Patents
Kaschierklebstoffe auf Basis von Polyurethanen mit niedrigem Gehalt an monomeren DiisocyanatenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen feuchtigkeitshärtenden oder
OH-Gruppen-härtenden Polyurethan-Klebstoff mit einem
niedrigen Anteil an monomeren Diisocyanaten, sowie seine
Herstellung und seine Verwendung.
Feuchtigkeitshärtende bzw. OH-Gruppen-vernetzende Poly
urethan-Klebstoffe sind Klebstoffe, die z. B. in Form ihrer
Schmelze oder Lösung in organischen Lösungsmitteln appli
ziert werden, und deren polymere Bestandteile Urethan
gruppen sowie reaktionsfähige Isocyanatgruppen enthalten.
OH-Gruppen-vernetzende Polyurethan-Klebstoffe im Sinne
dieser Erfindung sind zweikomponentige Klebstoffe, bei
denen die polymeren Bestandteile der einen Komponente
Urethangruppen sowie reaktionsfähige Isocyanatgruppen
enthalten, und die zweite Komponente Hydroxylgruppen-hal
tige Polymere bzw. Oligomere enthält. Bei diesen zwei
komponentigen Systemen wird die OH-Gruppen-haltige Kompo
nente der Isocyanatgruppen-haltigen Komponente unmittelbar
vor der Applikation zugemischt, im Normalfall mit Hilfe
eines Misch-und Dosiersystems. Bei den lösungsmittelhal
tigen Klebstoffen erfolgt die Verfestigung des Klebstoffes
zunächst durch das Verdunsten des Lösungsmittels, worauf
sich die chemische Reaktion der noch vorhandenen Isocya
natgruppen mit Feuchtigkeit oder mit den OH-Gruppen der
zweiten Komponente anschließt. Bei den Lösungsmittel
freien Klebstoffen erfolgt die rasche physikalische
Verfestigung des Klebstoffes zunächst durch das Abkühlen
der Schmelze, gefolgt von einer chemischen Reaktion der
noch vorhandenen Isocyanatgruppen mit Feuchtigkeit oder
OH-Gruppen-haltiger Komponente zu einem vernetzten
unschmelzbaren Klebstoff. Erst nach dieser chemischen Aus
härtung mit Feuchtigkeit bzw. OH-Gruppen-haltiger
Komponente unter Molekülvergrößerung bzw. Vernetzung
erhält der Klebstoff seine endgültigen Eigenschaften.
Polyurethan-Klebstoffe im Sinne dieser Erfindung sind
somit entweder lösungsmittelfreie Klebstoffe oder werden
aus der Lösung verwendet.
Die Hauptvorteile von lösungsmittelfreien Klebstoffen
gegenüber anderen Klebstoff-Systemen sind das sehr
schnelle Abbinden und das Fehlen von Wasser und
Lösungsmitteln.
Reaktive Polyurethan-Klebstoffe zeichnen sich durch ein
sehr hohes Leistungsprofil aus. Daher konnten in den
letzten Jahren zunehmend neue Anwendungen für diese
Klebstoffe erschlossen werden. Derartige Polyurethan
klebstoffe für die Verklebung der verschiedensten
Substrate sind bereits aus sehr vielen Patentanmeldungen
und sonstigen Veröffentlichungen bekannt.
Neben den vielen Vorteilen weisen die bisherigen
lösungsmittelfreien Polyurethan-Klebstoffe auch einige
systembedingte Nachteile auf. Einer der gravierendsten
Nachteile ist der Restmonomer-Gehalt an Polyisocyanaten,
insbesondere der flüchtigeren Diisocyanate. Üblicherweise
werden die Klebstoffe bei erhöhter Temperatur zwischen
etwa 70°C und 150°C verarbeitet, in diesem Temperatur
bereich weisen die monomeren Diisocyante einen merklichen
Dampfdruck auf. Diese Isocyanatdämpfe sind wegen der
reizenden und sensibilisierenden Wirkung toxisch, daher
müssen Schutzmaßnahmen zur Verhütung von Gesundheits
schäden für die mit der Verarbeitung beauftragten Personen
ergriffen werden. Diese Maßnahmen, wie zum Beispiel die
Überwachungspflicht, ob die maximale Arbeitsplatzkonzen
tration nicht überschritten wird, Absaugung der Dämpfe an
der Entstehungs- und Austrittsstelle, sind sehr kosten
intensiv und behindern zudem einige Auftragsverfahren wie
zum Beispiel den Sprühauftrag von reaktiven Polyurethan-
Klebstoffen.
Die Entwicklung von lösungsmittelfreien Polyurethan-Kleb
stoffen mit drastisch reduziertem Anteil an monomeren
Diisocyanten ist daher im hohen Maße wünschenswert und
ermöglicht deren Einsatz bei vielen Applikationen, bei
denen aus den oben erläuterten Gründen bisher der Einsatz
von Polyurethan-Klebstoffen nicht möglich ist.
Zur Lösung dieses Problems wurden bisher bereits mehrere
Wege beschritten:
Nach der Schulz-Flory-Statistik ist bei der Verwendung von Diisocyanaten mit Isocyanat-Gruppen gleicher Reaktivität der Gehalt an monomerem Diisocyanat im Reaktionsprodukt vom NCO/OH-Verhältnis bei der Prepolymer-Synthese abhängig:
Nach der Schulz-Flory-Statistik ist bei der Verwendung von Diisocyanaten mit Isocyanat-Gruppen gleicher Reaktivität der Gehalt an monomerem Diisocyanat im Reaktionsprodukt vom NCO/OH-Verhältnis bei der Prepolymer-Synthese abhängig:
wobei β der Gehalt an monomerem Diisocyanat und α das
NCO/OH-Verhältnis ist (Siehe z. B. R. Bonart, P. Demmer,
GPC-Analyse des Gehaltes an monomerem Diisocyanat in
Prepolymeren von segmentierten Polyurethanen, Colloid &
Polymer Sci. 260, 518-523 (1982)). Bei einem NCO/OH-Ver
hältnis von 2, wie es häufig in Klebstoffen anzutreffen
ist, verbleiben 25% des eingesetzten Diisocyanates als
Monomer im Klebstoff. Werden beispielsweise 10 Gew.-%
Diphenylmethan-Diisocyanat (MDI) zur Prepolymersynthese
bei einem NCO/OH-Verhältnis von 2 eingesetzt, so findet
man in Übereinstimmung mit der obigen statistischen
Abschätzung größenordnungsmäßig ca. 2 Gew.-% monomeres MDI
in Prepolymeren. Bei einer Applikationstemperatur von
150°C hat das MDI bereits einen Dampfdruck von etwa 0,8
mbar. Bei den oben beschriebenen Applikationsbedingungen,
insbesondere bei der großflächigen Applikation des
Klebstoffes in dünner Schicht, gelangen erhebliche Mengen
dieses Restmonomers in den darüberliegenden Luftraum und
müssen durch Absaugung entfernt werden.
Um diesen Monomergehalt um eine Zehnerpotenz zu reduzie
ren, müßte das NCO/OH-Verhältnis drastisch auf etwa 1,19
reduziert werden. Dies ist aber in der Praxis in aller Re
gel nicht durchführbar, weil das durchschnittliche Moleku
largewicht dann exponentiell ansteigen würde und die dar
aus resultierenden lösungsmittelfreien Polyurethan-
Klebstoffe extrem hochviskos würden und nicht mehr zu
verarbeiten wären. In der Praxis geht man daher bei der
Prepolymer-Synthese auch andere Wege. So wird zum Beispiel
mit einem ausreichend hohen NCO/OH-Verhältnis syntheti
siert und das monomere Di- oder Polyisocyanat nach der
Prepolymerisierung in einem 2. Schritt entfernt, zum
Beispiel
- - Destillation im Vakuum (Dünnschichtverdampfer), siehe z. B. Kunststoff-Handbuch Band 7, Polyurethane G. W. Becker (Herausgeber), Hanser Verlag München, 3. Auflage 1993, Seite 425
- - Nachträgliche chemische Bindung des monomeren Di bzw. Polyisocyanates z. B. durch partielle Trimerisierung und Aufarbeitung des Reaktions gemisches siehe zum Beispiel K. C. Frisch, S. L. Reegen (Herausgeber): Advances in Urethane Science and Technologie, Band 1-7, Technomic, Westport Conn., 1971-1979.
Diese Verfahren werden zum Beispiel bei der Herstellung
von niederviskosen Addukten bzw. lösungsmittelhaltigen
Addukten wie beispielsweise Härtern für Lackbindemittel
angewendet. Im Falle der hochviskosen lösungsmittelfreien
Polyurethan-Klebstoffe haben sie wegen des notwendigen
hohen technischen Aufwandes keine Bedeutung erlangt.
Es bestand daher die Aufgabe, einen Klebstoff bereitzu
stellen, dessen Gehalt an monomeren, flüchtigen
Isocyanaten (im wesentlichen Diisocyanaten) so niedrig
ist, daß bei deren Anwendung aus Gründen der Arbeitssi
cherheit keine aufwendige Absaugung oder andere Schutz
maßnahme notwendig ist.
Erfindungsgemäß wurde diese Aufgabe dadurch gelöst, daß
der Klebstoff aus Polyisocyanaten, die eine Iso
cyanatfunktionalität von 3 ±0,7 haben und weniger als 20
Gew.-% an Diisocyanat, bezogen auf das eingesetzte Polyiso
cyanat, enthalten und Polyolen sowie gegebenenfalls mono
funktionellen Verbindungen (Abbrechern) mit gegenüber
Isocyanten reaktiven Gruppen hergestellt wird.
Überraschenderweise führt die Verwendung von derartigen
Polyisocyanaten mit einer Funktionalität deutlich über 2
bei der Prepolymerherstellung nicht zu einer vorzeitigen
Vernetzung bzw. Gelbildung, so daß diese Prepolymeren für
die Herstellung von Klebstoffen geeignet sind.
Als Polyisocyanate kommen dabei hauptsächlich aromatische
Triisocyanate in Frage wie zum Beispiel der Thiophosphor
säure-tris-(p-Isocyanato-Phenylester), das Triphenylme
than-4,4′,4′′-Triisocyanat sowie insbesondere die ver
schiedenen isomeren trifunktionellen Homologen des Diphen
ylmethandiisocyanats (MDI). Zu den letzteren gehören
hauptsächlich das Isocyanto-bis-((4-Isocyanatophenyl) =
methyl)-benzol, das 2-Isocyanato-4-((3-Isocyanatophenyl) =
methyl)-1-((4-Isocyanatophenyl)methyl)-benzol, das 4-Iso
cyanato-1,2-bis((4-Isocyanatophenyl)methyl)-benzol, das 1-
Isocyanato-4-((2-Isocyanatophenyl)methyl)-2-((3-Isocyana
tophenyl)methyl)benzol, das 4-isocyanato-α-1-(o-Isocyana
tophenyl)-α 3(p-Isocyanatophenyl)-m-Xylol, das 2-Isocyana
to-α-(o-Isocyanatophenyl)-α′(p-Isocyanatophenyl)m-Xylol,
das 2-Isocyanato-1,3-bis((2-Isocyanatophenyl)methyl)-ben
zol, das 2-Isocyanato-1,4-bis((4-Isocyanato-phenyl)meth
yl)-benzol, das Isocyanato-bis((Isocyanatophenyl)methyl)-
benzol, das 1-Isocyanato-2,4-bis((bis((4-Isocyanatophenyl)
methyl)-benzol sowie deren Mischungen, gegebenenfalls mit
einem geringfügigem Anteil an höherfunktionellen Homolo
gen. Da die trifunktionellen Homologen des Diphenylmethan
diisocyanates analog zum Diphenylmethandiisocyanat durch
Kondensation von Formaldehyd mit Anilin mit nachfolgender
Phosgenierung hergestellt werden, sind im technischen Ge
misch der trifunktionellen Homologen des MDI auch noch An
teile an Diisocyanat vorhanden, dieser darf jedoch nicht
mehr als 20 Gew.-%, bezogen auf die Isocyanatmischung, be
tragen. Der Anteil an Tetraisocyanaten in diesem Homolo
gen-Gemisch darf nicht mehr als 12 Gew.-% und der Anteil an
Polyisocyanaten mit einer Funktionalität < 4 nicht mehr
als 2 Gew.-% betragen.
Weiterhin sind als Triisocyanate auch Addukte aus Diiso
cyanaten und niedermolekularen Triolen geeignet, insbeson
dere die Addukte aus aromatischen Diisocyanaten und
Triolen wie zum Beispiel Trimethylolpropan oder Glycerin.
Auch bei diesen Addukten gelten die oben genannten
Einschränkungen bezüglich des Diisocyanatgehaltes sowie
des Gehaltes an Polyisocyanaten mit einer Funktionalität
<3.
Auch aliphatische Triisocyanate wie zum Beispiel das
Biuretisierungsprodukt des Hexamethylendiisocyanates (HDI)
oder das Isocyanuratisierungsprodukt des HDI oder auch die
gleichen Trimerisierungsprodukte des Isophorondiisocyanats
(IPDI) sind für die erfindungsgemäßen Klebstoffe geeignet,
sofern der Anteil an Diisocyanaten <0,5 Gew.-% beträgt und
der Anteil an Tetra- bzw. höherfunktionellen Isocyanaten
nicht mehr als 14 Gew.-% ist.
Als Polyole eignen sich alle für Polyurethan-Klebstoffe an
sich bekannten hydroxyfunktionellen Verbindungen mit einer
Funktionalität größer oder gleich 2, insbesondere Poly
etherdiole, Polyesterdiole, hydroxyfunktionelle Polybuta
diene, aromatische Polyetherpolyole vom Typ der hydroxy
alkylierten Bisphenol-A-Homologen, Hydroxyalkyierungspro
dukten weiterer Di- oder Polyphenole z. B. des Resorcins,
Hydrochinons oder Naturprodukte wie das Rizinusöl. Wei
terhin eignen sich als Polyole lineare und/oder schwach
verzweigte Acrylester-Copolymer-Polyole, die beispiels
weise durch die radikalische Copolymerisation von Acryl
säureestern, bzw. Methacrylsäureestern mit hydroxyfunkti
onellen Acrylsäure- und/oder Methacrylsäure-Verbindungen
wie Hydroxyethyl(meth)acrylat oder Hydroxypropyl(meth)
acrylat hergestellt werden können. Wegen dieser Herstel
lungsweise sind die Hydroxylgruppen bei diesen Polyolen in
der Regel statistisch verteilt, so daß es sich hierbei
entweder um lineare oder schwach verzweigte Polyole mit
einer durchschnittlichen OH-Funktionalität handelt. Obwohl
für die Polyole die difunktionellen Verbindungen bevorzugt
sind, können auch, zumindest in untergeordneten Mengen,
höherfunktionelle Polyole verwendet werden.
Als monofunktionelle Verbindungen (Abbrecher) sind solche
Verbindungen geeignet, die gegenüber Isocyanten reaktive
Gruppen mit einer Funktionalität von 1 haben. Grundsätz
lich sind hierfür alle monofunktionellen Alkohole, Amine
oder Mercaptane verwendbar. Dies sind insbesondere mono
funktionelle Alkohole mit bis zu 36 Kohlenstoffatomen,
monofunktionelle primäre und/oder sekundäre Amine mit bis
zu 36 Kohlenstoffatomen oder monofunktionelle Mercaptane
mit bis zu 36 Kohlenstoffatomen. Besonders bevorzugt sind
zum Beispiel Monoalkohole wie Benzylalkohol, Fettalkohole
mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen wie sie zum Beispiel unter
dem Handelsnamen Lorol der Fa. Henkel erhältlich sind,
Abietylalkohol bzw. hydrierter Abietylalkohol. Die
Abietylalkohole erfüllen dabei die Doppelfunktion des
Kettenabbruchs und dienen gleichzeitig als chemisch
gebundene "Tackifier". Auch der Zusatz von Mercapto- oder
Aminosilanen kann eine Doppelfunktion als Kettenabbrecher
und als Haftvermittler erfüllen.
Mit Hilfe der oben genannten Abbrecher kann die effektive
Funktionalität des Trisosocyanats auf einen Wert zwischen
1,3 und 3,5 eingestellt werden, wobei die Funktionalität
des ursprünglich eingesetzten Triisocyanates von dessen
Gehalt an difunktionellen Homologen sowie Homologen mit
einer Funktionalität < 3 abhängig ist. Bei den besonders
bevorzugten trifunktionellen Homologen-Gemischen des MDI
liegt die Funktionalität des ursprünglich eingesetzten
Triisocyanatgemisches zwischen 2,3 und 3,7, vorzugsweise
zwischen 2,55 und 3,45. Grundsätzlich kann das Triisocya
nat jedoch auch ohne Zusatz von Abbrechern eingesetzt
werden. Art und Menge der eingesetzten Abbrecher hängen
von der gewünschten Vernetzungsdichte des ausgehärteten
Klebstoffes und/oder der gewünschten Applikationsviskos
ität ab.
Die Umsetzung des Polyisocyanates mit dem Abbrecher kann
in einem separaten Schritt erfolgen oder vorzugsweise im
"One-shot-Verfahren" bei der Prepolymersynthese aus
Polyisocyanat und Polyol. Dabei ist es nicht notwendig,
die Umsetzungsprodukte mit dem Abbrecher aus dem Klebstoff
zu entfernen. Eine nachfolgende Aufarbeitung der Reakti
onsmischung, wie sie bei der Herstellung vieler niedrig
viskoser Addukte des Standes der Technik notwendig ist,
ist hier also nicht erforderlich. Die Reaktionsmischung
kann ohne Reinigungsoperationen zu dem entsprechenden
Klebstoff konfektioniert werden. Dadurch wird die Herstel
lung von Polyurethan-Klebstoffen mit geringem Gehalt an
monomeren Diisocyanaten und geeignet niedriger Viskosität
sehr wirtschaftlich.
Der erfindungsgemäße Klebstoff kann ggf. zusätzlich
Katalysatoren enthalten, die die Bildung des Polyurethan-
Prepolymeren bei seiner Herstellung beschleunigen und/oder
die Feuchtigkeitsvernetzung nach der Applikation des
Klebstoffs beschleunigen. Als Katalysatoren eignen sich
die normalen Polyurethan-Katalysatoren wie z. B. Ver
bindungen des 2- bzw. 4-wertigen Zinns, insbesondere die
Dicarboxylate des 2-wertigen Zinns bzw. die Dialkylzinn-
Dicarboxylate bzw. -Dialkoxylate. Beispielhaft seien ge
nannt Dibutylzinndilaurat, Dibutylzinndiacetat, Dioctyl
zinndiacetat, Dibutylzinnmaleat, Zinn(II)-Octoat, Zinn =
(II)-Phenolat oder auch die Acetylacetonate des 2- bzw.
4-wertigen Zinns. Weiterhin können die hochwirksamen ter
tiären Amine oder Amidine als Katalysatoren verwendet wer
den, ggf. in Kombination mit den oben genannten Zinnver
bindungen. Als Amine kommen dabei sowohl acyclische als
auch insbesondere cyclische Verbindungen in Frage. Bei
spiele sind das Tetramethylbutandiamin, Bis(Dimethylamino
ethyl)ether, 1,4-Diaza-bicyclooctan (DABCO), 1,8-Diaza-bi
cyclo-(5.4.0)-Undecen, 2,2′-Dimorpholinodiethylether oder
Dimethylpiperazin oder auch Mischungen der vorgenannten
Amine.
Weiterhin kann der erfindungsgemäße Klebstoff ggf. zu
sätzlich Stabilisatoren enthalten. Als "Stabilisatoren"
im Sinne dieser Erfindung sind einerseits Stabilisatoren
zu verstehen, die eine Viskositätsstabilität des Polyure
thanprepolymeren während der Herstellung, Lagerung bzw.
Applikation bewirken. Hierfür sind z. B. monofunktionelle
Carbonsäurechloride, monofunktionelle hochreaktive Iso
cyanate, aber auch nicht-korrosive anorganische Säuren
geeignet, beispielhaft seien genannt Benzoylchlorid, Tolu
olsulfonylisocyanat, Phosphorsäure oder phosphorige Säure.
Des weiteren sind als Stabilisatoren im Sinne dieser Er
findung Antioxidantien, UV-Stabilisatoren oder Hydrolyse-
Stabilisatoren zu verstehen. Die Auswahl dieser Stabilisa
toren richtet sich zum einen nach den Hauptkomponenten des
Klebstoffs und zum anderen nach den Applikations
bedingungen sowie den zu erwartenden Belastungen der Ver
klebung. Wenn das Polyurethanprepolymer überwiegend aus
Polyetherbausteinen aufgebaut ist, sind hauptsächlich
Antioxidatien, ggf. in Kombination mit UV-Schutzmitteln,
notwendig. Beispiele hierfür sind die handelsüblichen
sterisch gehinderten Phenole und/oder Thioether und/oder
substituierten Benzotriazole.
Bestehen wesentliche Bestandteile des Polyurethanprepoly
mers aus Polyesterbausteinen, werden vorzugsweise Hydro
lyse-Stabilisatoren, z. B. vom Carbodiimid-Typ, eingesetzt.
Gegebenenfalls können die erfindungsgemäßen Klebstoffe
noch klebrigmachende oder filmhärtende Harze, wie z. B.
Abietinsäure, Abietinsäure-Ester, Terpenharze, Terpen
phenolharze oder Kohlenwasserstoffharze sowie Füllstoffe
(z. B. Silikate, Talk, Kalziumkarbonate, Tone oder Ruß),
Weichmacher, wie z. B. Phthalate oder Thixotropiermittel
(z. B. Bentone, pyrogene Kieselsäuren, Harnstoffderivate,
fibrilierte oder Pulp-Kurzfasern) oder Farbpasten bzw.
Pigmente enthalten.
Zum Erreichen bestimmter zusätzlicher Eigenschaften, wie
thermischer und chemischer Beständigkeit, können die er
findungsgemäßen Klebstoffe außerdem Zusätze wie Epoxid
harze, Phenolharze, Novolacke, Resole oder Melaminharze
und ähnliches enthalten.
Die Prepolymeren können auch in Lösung hergestellt werden,
vorzugsweise in polaren, aprotischen Lösungsmitteln, ob
wohl auch halogenierte Kohlenwasserstoffe geeignet sind,
werden ganz besonders Ethylacetat, Methylethylketon (MEK),
Aceton bevorzugt. Die besonders bevorzugten Lösungsmittel
haben dabei einen Siedebereich von 50°C bis 140°C.
Die erfindungsgemäßen Klebstoffe eignen sich für alle gän
gigen Anwendungen, bei denen reaktive Polyurethan-Kleb
stoffe zur Kaschierung Verwendung finden. Beispielhaft ge
nannt seien die Verklebung bei der Herstellung von Innen
verkleidungsteilen im Automobilbau, die Kantenverklebung
bei der Möbelherstellung sowie die flächige Verklebung bei
der Kaschierung und Profilummantelung in der Holz-und Mö
belindustrie sowie in der Elektro-bzw. Elektronikindu
strie.
Insbesondere eignen sich die erfindungsgemäßen Klebstoffe
zur Kaschierung der verschiedensten Verbundfolien wie z. B.
Verklebung von Kunststoffolien mit Metallfolien oder auch
von Papierbahnen mit Kunststoffolien oder Metallfolien.
Dabei können die Kunststoffolien aus allen gängigen Kunst
stoffen zur Folienherstellung bestehen, beispielhaft er
wähnt seien Polyethylen, Polypropylen, Polyester, PVC,
Polyamid oder Polyimid. Als geeignete Metallfolien seien
beispielhaft Folien aus Aluminium, Kupfer, Zinn oder Zinn/
Bleilegierungen genannt. Dabei können sowohl die Papier
bahnen als auch die Kunststoffolien oder Metallfolien
lackiert oder bedruckt sein. Ein weiteres Anwendungsfeld
für die erfindungsgemäßen Klebstoffe ist die Herstellung
von Säcken aus blasgeformten oder gewebten Polyethylen
bzw. Polypropylenschläuchen, wobei der Klebstoff zur
Verklebung des Boden- bzw. Deckelbereiches des Sackes
dient.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand einiger bevorzugter
Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Die Mengenangaben in den Beispielen sind Gewichtsteile
bzw. Gewichtsprozent, wenn nicht anders angegeben.
Die Hydroxyl-Gruppen-haltigen Komponenten gemäß nach
folgender Tabelle 1 wurden in einem heizbaren und kühl
baren Rührkessel vorgelegt und bei 50°C homogenisiert.
Nach Zugabe der Isocyanatkomponente wurde bei 90°C weiter
gerührt, bis der Isocyanatgehalt konstant blieb.
Die Zusammensetzungen gemäß Beispiel 5 in nachfolgender
Tabelle 1 wurden analog zu den Beispielen 1 bis 4 herge
stellt mit dem Unterschied, daß hier die Reaktion in
Ethylacetat bei Rückflußtemperatur des Ethylacetats durch
geführt wurde.
Analog zu den Beispielen 1 bis 5 wurde ein Isocyanat-Grup
pen-haltiges Prepolymer hergestellt, an Stelle des Triphen
ylmethantriisocyanats und des Benzylalkohols wurde Di
phenylmethandiisocyanat (MDI) gemäß Stand der Technik
verwendet. In allen Fällen wurden erheblich höhere Rest
monomermengen gefunden: Beispiel 1a: 9%, 2a: 9%, 3a: 4%,
4a: 38%, 5a: 1,5%.
Mit den Klebstoffen gemäß Beispiel 1 bis 5 bzw.
Vergleichsbeispiel 1a bis 5a wurden Verklebungen von
verschiedenen Substraten hergestellt, dabei wurden die
Zusammensetzungen der Beispiele 1, 1a, 3 und 3a einkom
ponentig verwendet, für die Zusammensetzungen gemäß
Beispiel 2, 2a, 5 und 5a wurde ein hydroxylgruppenhaltiger
Härter verwendet, die Zusammensetzungen gemäß Beispiel 4
bzw. 4a dienten als Härterkomponente für einen OH-Gruppen
haltigen Klebstoff. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zu
sammengefaßt. Wie aus dieser Tabelle ersichtlich, sind die
Klebstoff-Eigenschaften der erfindungsgemäßen Klebstoffe
denen der Klebstoffe gemäß Stand der Technik völlig eben
bürtig. Die erfindungsgemäßen Klebstoffe haben jedoch
einen erheblich geringeren Anteil an monomerem Isocyanat
in der Zusammensetzung. Außerdem ist das monomere Isocya
nat der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen wesentlich
höher im Molekulargewicht, und hat damit einen niedrigeren
Dampfdruck als die Isocyanate gemäß Stand der Technik.
Claims (15)
1. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Polyurethan-Klebstoff auf der Basis von Polyolen
Polyisocyanaten und gegebenenfalls monofunktionellen
Verbindungen (Abbrechern) mit gegenüber Isocyanaten
reaktiven Gruppen dadurch gekennzeichnet, daß das
Polyisocyanat eine Isocyanat-Funktionalität von 3,0
±0,7 hat und weniger als 20 Gew.-% an Diisocyanat,
bezogen auf das eingesetzte Polyisocyanat, enthält.
2. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Klebstoff nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Polyisocyanat aus der Gruppe der
- - trifunktionellen Homologen des Diphenylmethandiisocyanat (MDI)
- - Triphenylmethan-4,4′,4′′triisocyanat
- - Thiophosphorsäure-tris-(p-isocyanato-)phenylester
- - Trimerisationsprodukte des MDI, oder Toluylendiisocyanat (TDI)
- - aliphatischen Triisocyanate
- - Biuretisierungsprodukt des Hexamethylendiisocyanat (HDI)
- - Trimerisierungsprodukt (Isocyanurat) des HDI
- - Isocyurat des Isophorondiisocyanats (IPDI)
- - Addukten aus Diisocyanaten und niedermolekularen Triolen,
ausgewählt wird, wobei der Anteil Diisocyanat nicht
mehr als 20 Gew.-% des Polyisocyanat-Gemisches
beträgt und der Anteil an tetrafunktionellen
Isocyanaten nicht mehr als 12 Gew.-% und der Anteil
an höherfunktionellen Polyisocyanaten nicht mehr
als 2 Gew.-% beträgt.
3. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Klebstoff nach mindestens einem der vorherge
henden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Funktionalität des Polyisocyanats durch Zusatz von
Abbrechern auf einen Wert zwischen 1,3 und 3,5 ein
gestellt wird.
4. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Klebstoff nach mindestens einem der vorherge
henden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Abbrecher monofunktionelle Alkohole mit bis zu 36
C-Atomen verwendet werden.
5. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Klebstoff nach mindestens einem der vorherge
henden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Abbrecher monofunktionelle primäre und/oder sekundäre
Amine und/oder Mercaptane mit bis zu 36 C-Atomen
verwendet werden.
6. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger
Klebstoff nach mindestens einem der vorherge
henden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Abbrecher Mischungen aus Poly-Alkoholen und/oder
Poly-Aminen und/oder Poly-Mercaptanen mit einer
Funktionalität kleiner als 2 verwendet werden.
7. Lösungsmittelfreier oder lösungsmittelhaltiger Kleb
stoff nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Polyole
Polyetherdiole und/oder Polyethertriole und/oder
lineare und/oder schwach verzweigte Polyesterpolyole
und/oder lineare und/oder schwach verzweigte
Acrylester-Copolymer-Polyole und/oder aromatische
Polyetherdiole oder Polyole verwendet werden.
8. Verfahren zur Herstellung von Polyurethan-Klebstoffen
nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Umsetzung des
Polyisocyanats mit dem Polyol und dem Abbrecher in
einem Ein- oder Mehrstufenverfahren erfolgt.
9. Verwendung von lösungsmittelfreien oder lösungsmit
telhaltigen Klebstoffen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche als zweikomponentigen
Klebstoff mit Epoxid- und/oder Hydroxylgruppen
haltigen Härtern.
10. Verwendung von lösungsmittelfreien oder lösungsmit
telhaltigen Klebstoffen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche als Härter für hydroxyl
gruppenhaltige Klebstoffe.
11. Verwendung von lösungsmittelfreien oder lösungsmit
telhaltigen Klebstoffen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche als 2-komponentigen Kleb
stoff mit Aminogruppen-haltigen Härtern.
12. Verwendung von lösungsmittelfreien oder lösungsmit
telhaltigen Klebstoffen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche als Härter für Carboxyl
gruppen-haltige Klebstoffe.
13. Verwendung von Klebstoffen nach mindestens einem der
vorhergehenden Ansprüche zur Montageverklebung,
flächigen Verklebung und/oder Beschichtung von
Papier, Kunststoffolien, Metallfolien, Geweben,
Vliesstoffen oder anderen bahnförmigen Materialien.
14. Verwendung von lösungsmittelfreien oder lösungsmit
telhaltigen Klebstoffen nach Anspruch 13, dadurch
gekennzeichnet, daß die Papierbahnen, Kunststoffolien
und/oder Metallfolien bedruckt und/oder lackiert
sind.
Priority Applications (23)
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Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE102011077573A1 (de) * | 2011-06-15 | 2012-12-20 | Henkel Ag & Co. Kgaa | 2K-Polyurethan-Klebstoff mit aliphatischem Vernetzer |
-
1994
- 1994-11-24 DE DE19944441770 patent/DE4441770A1/de not_active Withdrawn
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