DE4325860A1 - Verfahren und leittechnisches System zum Steuern, Überwachen und Regeln insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie z. B. in einem Kernkraftwerk - Google Patents
Verfahren und leittechnisches System zum Steuern, Überwachen und Regeln insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie z. B. in einem KernkraftwerkInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Steuern, Überwachen und Regeln
von Prozessen in industriellen Anlagen, insbesondere von komplexen industriellen
Prozessen, wie Betriebsführung in Störfallsituationen bei einem Kernkraftwerk,
unter Verwendung von als digitales Rechenprogramm realisierten automatischen
Agenten, interagierend mit Sensoren bzw. Stellgliedern, die an den Prozeß ange
koppelt sind, die Prozeßinformation beschaffen bzw. den Prozeß beeinflussen, wo
bei hier wie im folgenden unter Tätigkeit die Aktivitäten der automatischen Agen
ten, auch Automaten genannt, oder der in den Prozeß eingreifenden Operateure
verstanden wird und das Fortschreiten der Durchführung von Aktivitäten durch Ak
tionen markiert wird, gemäß Präambel des Anspruchs 1.
Ein solches Verfahren ist von besonderer Bedeutung für komplexe industrielle Pro
zesse und zugehörige komplexe Anlagen. Es ist von großem Nutzen zum Beispiel
beim Betrieb eines Kernkraftwerkes, insbesondere im Verlauf von Störfallsituatio
nen, aber z. B. auch bei "Instandhaltungsmaßnahmen" (DIN 31051) in Kernkraft
werken, wie bei der "Inbetriebnahme", "Wartung", "Instandsetzung" etc.
Gegenstand der Erfindung ist gemäß Präambel des Anspruchs 13 auch ein leittech
nisches System mit Anzeigeeinrichtung, zum Steuern, Überwachen und Regeln von
Prozessen in industriellen Anlagen, insbesondere von komplexen industriellen Pro
zessen, wie Betriebsführung in Störfallsituationen bei einem Kernkraftwerk, unter
Verwendung wenigstens eines digitalen Computers, durch dessen Rechenprogramm
sogenannte automatische Agenten, auch Automaten genannt, gebildet werden, wo
bei hier wie im folgenden Handlungen der Automaten oder der Operateure als Ak
tivitäten bezeichnet sind und das Fortschreiten der Durchführung von Aktivitäten
von Aktionen markiert wird, wobei die Automaten mit Sensoren bzw. Stellgliedern
interagieren und die Sensoren bzw. Stellglieder an den Prozeß angekoppelt sind, die
Prozeßinformation beschaffen bzw. den Prozeß beeinflussen.
Bekanntlich erfordern Steuerung, Überwachung oder Regelung komplizierter indu
strieller Anlagen hochkomplizierte Sensor- und Regelungstechnik (automatische
Agenten bzw. Automaten), die von hochqualifizierten menschlichen Experten
(Operateuren) überwacht wird. Insbesondere bereitet bei solch komplizierten Tätig
keiten die präzise Vorhersage, wie sich der Zustand der Anlage über die Zeit verän
dert und wie er auf äußere Eingriffe (Aktivitäten) reagiert, in der Regel enorme
Schwierigkeiten. Vor allem also die Verfolgung strategischer, längerfristiger Ziele
muß dem Zuständigkeitsbereich von Operateuren zugewiesen werden. Andererseits
muß die Anlage weitgehend automatisch gefahren werden, da ein Mensch nicht
präzise und schnell genug in komplexe automatische Prozesse eingreifen kann.
Außerdem ist die Datenflut bezüglich der Werte von Anlagenparametern bei weitem
zu groß, als daß sie ohne automatische Aufbereitung den Operateuren zugeleitet
werden kann, die effizient Einblick in den aktuellen Anlagenzustand gewinnen und
daraus ggf. Aktivitäten zur geeigneten Beeinflussung des Anlagenzustands ab- und
einleiten müssen. Zudem können oder sollen Aktivitäten fast immer nicht direkt,
sondern nur vermittels Automaten durchgeführt werden.
Die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Hauptaufgabe besteht darin, zur
Lösung der vorstehend aufgezeigten Problematik ein Verfahren und ein zugehöriges
leittechnisches System anzugeben, welche sich beide durch eine enge Integration
und Koordination automatischer und menschlicher Maßnahmen auszeichnen. Zu lö
sende Unteraufgaben bestehen darin, daß möglichst viele Automaten nach der Er
findung - sowohl Sensoren als auch Stellglieder (z. B. Ventile, Manipulatoren oder
andere Aktoren) - die Ergebnisse ihrer Aktivitäten mitteilen, die benötigten Steue
rungsprogramme u.ä. vom leittechnischen System beziehen und ihre Aktivitäten
über dieses System koordinieren sollen. Analog dazu sollen die Operateure die Er
gebnisse ihrer Aktivitäten (soweit nicht von Sensoren erfaßbar wie z. B. Hypothe
sen) dem System mitteilen, die benötigten Informationen - Handbuchinformationen -
von dort beziehen und ihre Aktivitäten mit denen anderer Operateure und/oder
Automaten koordinieren können. Insbesondere sollen die leittechnische Unterstüt
zung für Operateure, wie z. B. Handbücher mit den relevanten Informationen über
den Verlauf der auszuführenden Tätigkeit, nicht auf Papier, sondern auf Computern
verfügbar gemacht werden, um sie mit den dort ebenfalls auflaufenden Daten über
den aktuellen Anlagenzustand in Beziehung setzen und so die Unterstützung auf die
Situation beziehen zu können.
Bisherige Ansätze zur Lösung der aufgezeigten Problematik lassen sich zwei ver
schiedenen Grundmodellen zuordnen. Das erste Modell, vertreten durch die Doku
mente D1 = EP-A2-0 280 553 und D2 = EP-A3-0 393 837, verwendet auf umfang
reichen Simulationen und Berechnungen etc. basierende, vorformulierte Prozeduren
zur Unterstützung der Operateure. Unter Prozeduren wird bei (D1) und (D2) eine
zeitlich feststehende Abfolge einzelner Aktivitäten in der Form verstanden, daß für
jede Aktivität ein Anlagenzustand spezifiziert ist, der bei erfolgreicher Durchfüh
rung der Aktivität erreicht werden sollte. In der Prozedur ist jeweils sowohl eine
Folgeaktivität angegeben, mit der die Prozedur im Erfolgsfalle fortzusetzen ist, als
auch eine alternative Folge Aktivität für den Fall, daß der spezifizierte Anlagenzu
stand nicht erreicht wurde. Die Abarbeitung der Prozeduren wird von den vorge
schlagenen Systemen dadurch unterstützt, daß die angegebenen Anlagenzustände
mit den tatsächlichen verglichen werden und dementsprechend Folgeaktivitäten au
tomatisch angeboten werden können. Mit dieser Methode ist es relativ gut möglich,
den Operateuren die strategischen Aspekte einer Tätigkeit in fertige Prozeduren ge
gossen zu präsentieren. Das zweite Modell, vertreten durch das Dokument D3 = EP-
B1-0 077 080, stellt durch regelartige Assoziationen Verbindungen zwischen Anla
genzuständen und jeweils als Reaktion darauf geeignete Aktivitäten her. Im konkre
ten Fall wird bei (D3) über verschiedene Arten von Assoziationen wie z. B. zwi
schen Ursachen und resultierenden Anlagenzuständen, gegenwärtigen und zukünfti
gen Anlagenzuständen, Anlagenzuständen und Aktivitäten etc. in einem komplizier
ten mehrstufigen Ableitungsvorgang automatisch aus einem gegebenen Anlagenzu
stand auf eine "optimale" Aktivität geschlossen, die den Operateuren zur Durchfüh
rung präsentiert wird. Mit dieser Methode kann vor allem eine taktische, anlagen
zustandsbezogene Handlungsweise einer Tätigkeit relativ gut dargestellt werden.
Gerade das, wodurch das erste Modell nach (D1) und (D2) für Autoren der Proze
duren wie für Operateure so einfach und intuitiv verwendbar wird, nämlich daß ein
linearer Ablauf (mit kleinen Seitenästen für Fehlerfälle) entworfen und im prakti
schen Einsatz einfach Schritt für Schritt abgearbeitet werden kann, bildet die Ursa
che für das größte Problem bei komplizierten Tätigkeiten: Die vorformulierten Pro
zeduren bauen auf einer vorherbestimmten Abfolge von Anlagenzuständen auf.
Weicht die tatsächliche Abfolge - aus welchen Gründen auch immer - davon ab, kann
das System keine Hilfestellung mehr bieten. Die Angabe alternativer Aktivitäten für
den Fehlerfall verschiebt das Problem nur um eine Stufe, beseitigt es jedoch nicht.
Es fehlt bei diesem Ansatz die taktische Komponente, die vor allem bei unerwarte
ten Anlagenzuständen bzw. unerwarteten Folgen von Anlagenzuständen Unregel
mäßigkeiten bei der Abarbeitung der Prozeduren, wie z. B. Sprüngen mitten in eine
(oder einer) Prozedur, den Operateuren das Wiederaufsetzen und Fortsetzung der
Abarbeitung einer Prozedur an einer geeigneten Stelle ermöglichen würde.
Auf die taktische Komponente verläßt sich wiederum das zweite Modell nach (D3)
vollständig. Dadurch kann es zwar auch bei unerwarteten Entwicklungen des Anla
genzustands gut Hilfestellung leisten, hat jedoch bei der Darstellung strategischer
Vorgehensweisen enorme Schwierigkeiten. Es stellt für die Autoren von leittechni
schen Systemen, denen das letztgenannte Grundmodell zugrundeliegt, ein kaum lös
bares Problem dar, mit einer Sammlung lokaler, heuristischer Assoziationen einen
zielgerichteten, strategischen Globalverlauf der Tätigkeit zu beschreiben. Dies hat
seine Ursache vor allem darin, daß Systeme nach dem zweiten Grundmodell aus
schließlich den gegenwärtigen Anlagenzustand (also nicht die Historie des Anlagen
verhaltens) und insbesondere nicht den Verlauf der bisherigen Tätigkeit zur Ablei
tung von Vorschlägen für aktuell einzuleitende Aktivitäten nutzen. Einen integrier
ten und flexiblen Bezug der Beschreibung der Tätigkeit auf die gesamte "Situation",
bestehend aus aktuellem Anlagenzustand (i.e. Anlagenhistorie) und Stand der
Durchführung der Tätigkeit (i.e. Aktionshistorie) bietet keines der beiden existie
renden Grundmodelle.
Es existieren noch weitere, beiden Grundmodellen gemeinsame Schwachstellen:
Weder werden die Aktivitäten der Automaten über das System geleitet und koordi
niert, so daß mögliche und geeignete Überwachungs- und Steuerungsmöglichkeiten
gar nicht ausgenutzt werden, noch erhalten die Automaten ihre Steuerungspro
gramme u.ä. von diesem System, so daß man auf die Möglichkeit direkten Eingriffs
in die tatsächliche Durchführung einzelner Aktivitäten durch Automaten verzichtet.
Der Bezug zum Anlagenzustand wird nur an Punkten zwischen einzelnen Aktivitä
ten hergestellt. Eine Aktivität wird immer als ein geschlossener Block angesehen,
der unbedingt ablaufen kann, wenn er einmal erreicht ist. Dieser Ansatz ist für die
Beschreibung komplizierter Tätigkeiten zu grobkörnig. Häufig muß gerade während
der Durchführung einer Aktivität der Übergang in verschiedene Phasen der Durch
führung unter Bezugnahme auf die Situation gesteuert werden.
Damit z. T. in direktem Zusammenhang steht ein weiteres Problem, das sich aus der
mangelnden Möglichkeit ergibt, die beschriebene Tätigkeit auf verschiedenen De
taillierungsniveaus zu spezifizieren, d. h. die Durchführung einer Aktivität durch den
Verlauf einer Anzahl detaillierterer Aktivitäten zu beschreiben. So ist es für die
Operateure nicht möglich, Informationen über den auszuführenden Tätigkeitsverlauf
je nach Interesse, Qualifikation, Zeitaufwand etc. auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten
verschieden detailliert präsentiert zu bekommen.
Ein weiterer Mangel der existierenden Modelle oder ihrer Ansätze liegt in der fixen
Zuordnung von Zuständigkeiten für die Durchführung von Aktivitäten zwischen
Automaten einerseits und Operateuren andererseits. Eine Übertragung findet immer
außerhalb des Systems statt, indem auch nur Aktivitäten, die Automaten zur Durch
führung übertragen sind, von Operateuren durch sogenannte Handmaßnahmen
übersteuert werden können. Daß Operateure innerhalb des Systems Automaten von
ihren Aufgaben entbinden oder gar diesen bestimmte Aktivitäten während der Tä
tigkeit zur Erledigung übertragen können, ermöglichen die bekannten Modelle nicht.
Die eingangs definierte Hauptaufgabe der Erfindung läßt sich nun dahingehend
präzisieren, die vorstehend geschilderten Schwierigkeiten bei den Modellen 1 und 2
zu überwinden. Zur Lösung dieser Aufgabe ist das Verfahren nach der Präambel des
Anspruchs 1 erfindungsgemäß durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet:
- a) in einem Protokoll werden durch Angaben von den Automaten und den Opera teuren Informationen gesammelt, wie sich die Werte der Prozeßparameter ent wickeln und welche Aktionen von den Automaten und den Operateuren ausgelöst werden, das heißt, es wird sowohl die Historie des Anlageverhaltens als auch die Aktionshistorie im Protokoll festgehalten;
- b) es wird eine Menge von Spezifikationen von Aktivitäten vorgesehen, welche je weils eine Ablaufbeschreibung enthalten, in welcher angegeben wird, welche Aktionen in welchen Typen von Situationen bei der Durchführung der betreffen den Aktivität ausgelöst werden können;
- c) in einer Vergleichseinheit werden die genannten Typen von Situationen vergli chen mit der durch das jeweilige Protokoll gegebenen aktuellen Situation, so daß damit die Typen von Situationen sowohl auf die Anlagenhistorie als auch die Aktionshistorie bezug nehmen können und so festgestellt wird, ob die gegebene Situation einem Situationstyp entspricht, und daraus Aktionsmöglichkeiten abge leitet werden;
- d) jede Spezifikation einer Aktivität enthält eine Menge von Verweisen auf Infor mationen zur Durchführung der Aktivitäten (Durchführungsinformationen), ge richtet an die Automaten bzw. Operateure.
Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens nach der Erfindung sind in den Ver
fahrensansprüchen 2 bis 13 angegeben.
Gegenstand der Erfindung ist, wie bereits erwähnt, auch ein leittechnisches System
mit Anzeigeeinrichtung, zum Steuern, Überwachen und Regeln von Prozessen in in
dustriellen Anlagen, insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie Be
triebsführung in Störfallsituationen bei einem Kernkraftwerk, wie in der Präambel
des Anspruchs 14 definiert, welchem die gleiche Aufgabe zugrundeliegt wie dem
Verfahren nach der Erfindung. Zur Lösung dieser Aufgabe ist das leittechnische
System nach der Erfindung durch die folgenden, im Anspruch 14 angegebenen
Merkmale gekennzeichnet:
- a) ein erster Datenspeicher eines Protokoll-Moduls ist eingangsseitig zur Datenein gabe mit den Automaten und mit einer Eingabeeinheit für Operateure verbunden und ausgangsseitig über eine Datenleitung mit einer Vergleichseinheit, wobei das Protokoll-Modul zur Sammlung von Informationen eingerichtet ist, wie sich die Werte der Prozeßparameter entwickeln und welche Aktionen von den Automaten und Operateuren ausgelöst werden, d. h. zum Protokollieren der Anlagenhistorie und der Aktionshistorie;
- b) in einem zweiten Datenspeicher für Situationstypen, der ausgangsseitig ebenfalls mit der Vergleichseinheit verbunden ist, sind eine Menge von Spezifikationen von Aktivitäten einspeicherbar, wobei die Spezifikationen jeweils eine Ablaufbe schreibung enthalten und durch diese Ablaufbeschreibung definierbar ist, welche Aktionen in welchen Typen von Situationen (Situationstypen) bei der Durchfüh rung der Aktivität auslösbar sind;
- c) die genannte Vergleichseinheit ist mit Mitteln zum Vergleichen der Situationsty pen aus dem zweiten Datenspeicher mit der vom Protokoll-Modul protokollierten aktuellen Situation versehen, so daß die Situationstypen sowohl mit der Anla genhistorie als auch mit der Aktionshistorie der aktuellen Situation vergleichbar sind und damit feststellbar ist, ob die aktuelle Situation einem der Situationstypen entspricht sowie daraus Aktionsmöglichkeiten ableitbar sind.
Vorteilhafte Weiterbildungen des leittechnischen Systems nach der Erfindung sind
in den Ansprüchen 15 bis 19 angegeben.
Hier wie im folgenden wird unter "Agent" ein Operateur oder ein automatischer
Agent bzw. "Automat" verstanden, wenn es auf die Unterscheidung zwischen
menschlichem und automatischem Agenten nicht ankommt, d. h. insbesondere für
die ausgelöste Aktion gleichgültig ist.
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile sind vor allem in folgendem zu sehen:
- 1. Man kann in der Beschreibung des Verlaufs einer komplizierten Tätigkeit von Automaten und/oder Operateuren nun den Situationsbezug, bestehend aus einer beliebigen Mischung von prozeduralen (entsprechend Modell 1) und assoziativen (entsprechend Modell 2) Elementen integriert und flexibel herstellen.
- 2. Durch das Verfahren bzw. auch das leittechnische System nach der Erfindung kann der Ablauf der Aktivitäten der Automaten und Operateure protokolliert und koordiniert werden, und es werden für jeden Agenten (Automaten und/oder Ope rateur), der eine Aktivität durchführen soll, passende Durchführungsinformatio nen (Dokumente, Steuerungsprogramme und ähnliches) in einer für ihn verständ lichen Sprache bereitgehalten.
- 3. Der Situationsbezug kann auch während der Durchführung einer Aktivität zur Steuerung der Auslösung einzelner Aktionen hergestellt bzw. aufrechterhalten werden.
- 4. Es wird ermöglicht, den Tätigkeitsverlauf durch wiederholte Detaillierung von Aktivitäten auf verschiedenen Detaillierungsebenen darzustellen und abzuarbei ten.
- 5. Es ist eine flexible Zuweisung von Aufgaben zwischen den Operateuren und den Automaten ermöglicht.
Im einzelnen ist zu den Vorteilen noch auf folgendes hinzuweisen: Da das Protokoll
der Durchführung von Aktivitäten der Automaten und/oder Operateure, auf dessen
Basis der Verlauf der Tätigkeit beschrieben wird, sowohl Beschreibungen bezüglich
eines bisherigen Tätigkeitsverlaufs (Aktionshistorie) als auch eine bisherige Ent
wicklung von Anlagenparametern (Anlagenhistorie) enthält und die Ablaufbeschrei
bungen darauf insgesamt Bezug nehmen können, wird die Herstellung eines inte
grierten und flexiblen Situationsbezugs möglich. Die Ablaufbeschreibungen erlau
ben es, auch während der Durchführung einer Aktivität das Auslösen von zugehöri
gen Aktionen in bezug auf eine gegenwärtige Situation zu steuern.
Gemäß Anspruch 2 wird das Verfahren nach Anspruch 1 auf vorteilhafte Weise
weitergebildet, was das Notieren einer Aktion als Ereignis im Protokoll, die Auslö
sung entsprechender Aktionen und den Zugriff zu der Hintergrundinformation in
Ergänzung zur Durchführungsinformation betrifft. Gemäß Anspruch 12 kann in der
Spezifikation einer Aktivität eine komplexere Aktivität und/oder eine Menge von
Detailaktivitäten angegeben werden.
Die Informationen für die Operateure über die in einer vorgegebenen aktuellen Si
tuation von der Vergleichseinheit festgestellten Aktionsmöglichkeiten werden ge
mäß einer bevorzugten Ausführungsform mit Hilfe von Aktionsdiagrammen darge
stellt, die den Verlauf einer Tätigkeit grafisch beschreiben. Diesen Aktionsdia
gramme, die sehr gut auf einem Bildschirm darstellbar sind, liegt die Erkenntnis zu
grunde, Aktivitäten und Situationen miteinander in Beziehung zu setzen, um so den
Tätigkeitsverlauf zu modellieren (Anspruch 3).
In der bevorzugten Anwendung des Verfahrens auf die Prozeßführung eines Kraft
werks, insbesondere eines Kernkraftwerks, wird gemäß einer Weiterbildung der Er
findung so vorgegangen, daß
- a) die on-line verfügbaren relevanten Sensordaten über Automaten in das Protokoll eingespeist werden;
- b) die gespeicherten Durchführungs- und ggf. Hintergrundinformationen den Inhalt eines vollwertigen Betriebs-Handbuchs der durch die Spezifikationen der Aktivi täten abgesteckten Tätigkeit der Automaten und Operateure abdecken.
In einer Weiterbildung des Gegenstandes des Anspruchs 4, der vorstehend zitiert
wurde, ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß
- a) eine Menge von Spezifiktionen für Aktivitäten vorgesehen wird, die
- a1) sowohl Aktivitäten einer sogenannten "ereignis-orientierten" Vorgehensweise repräsentieren, bei der der Tätigkeitsablauf sich durch ein Flußdiagramm wie dergeben läßt und sich im wesentlichen auf die Aktionshistorie abstützt,
- a2) als auch Aktivitäten einer sogenannten "schutzziel-orientierten" Vorgehenswei se repräsentieren, bei der der Tätigkeitsablauf sich durch eine Anlagenzustände und jeweils als Reaktion darauf geeignete Aktivitäten verknüpfende Tabelle wiedergeben läßt und sich im wesentlichen auf die Anlagenhistorie abstützt,
- b) die den Spezifikationen der Aktivitäten zugeordneten Ablaufbeschreibungen den "ereignis-orientierten" bzw. "schutzziel-orientierten" Tätigkeitsablauf mo dellieren,
- c) und die den Spezifikationen der Aktivitäten zugeordneten Durchführungsinfor mationen bzw. damit verknüpfte Hintergrundinformationen, insbesondere den Inhalt sogenannter "ereignis-orientierter" bzw. "schutzziel-orientierter" Kern kraftwerks-Betriebshandbücher enthalten und dem Operateur auch off-line zur Informationssuche zugänglich sind.
Es kann auf diese Weise zum einen mit den Prozeduren eines "ereignisorientierten
Betriebshandbuches" ein Konzept der informellen Unterrichtung des Operateurs
verwirklicht werden. Zielvorstellung dieses Konzeptes ist die Vollständigkeit der In
formation zur Durchführung von Aktivitäten bzw. Maßnahmen, wenn als Voraus
setzung eine Störfallsituation eindeutig diagnostiziert werden kann. Wenn die auf
grund der Informationen des ereignisorientierten Betriebshandbuches getroffenen
Aktivitäten zur Erreichung des gesteckten Sicherheitsziels nicht ausreichen und ins
besondere wenn Verletzungen sogenannter "Schutzziele" auftreten, die einen siche
ren Zustand des Kernkraftwerks selbst unter Störfallbedingungen definieren oder
dadurch schutzziel-orientierte Aktivitäten notwendig werden, dann wird zum ande
ren auf das Schutzziel-Konzept des Betriebshandbuchs zurückgegriffen, und es
werden Aktivitäten ausgelöst oder Maßnahmen getroffen, welche die Einhaltung der
gesteckten Schutzziele garantieren. Erst wenn die Einhaltung der Schutzziele garan
tiert ist, kann wieder auf ereignisorientierte Störfall-"Behandlung" übergegangen
werden. Beide Formen der Wissensvermittlung stellen für die komplexen Tätigkei
ten ein Optimum dar. Ein rechnergestütztes Betriebshandbuch, insbesondere für
Kernkraftwerke, wird hier wie im folgenden als Expert-Book bezeichnet. Wird es
über den Bildschirm als reines Betriebshandbuch benutzt, so ergeben sich im Ver
gleich zu den herkömmlichen Betriebshandbüchern auf bedrucktem Papier deutlich
verbesserte Zugangsmöglichkeiten (freie Textsuche, Browser etc.) zu Informatio
nen. Außerdem kann ein solches Expert-Book sowohl durch die eingebundenen Ak
tionsdiagramme als auch durch formalen Objekten wie z. B. Spezifikationen von
Aktivitäten zugeordnete Dokumente eine gezielte Informationssuche unterstützen.
Das Expert-Book kann aber auch als Betriebshandbuch im On-line-Betrieb mit der
Anlage dienen: Es übernimmt dann die volle Funktion eines On-line-Handbuchs
und Überwachungssystems für Stör- und Notfälle. Aufgrund des ständig aktualisier
ten Wissensstandes insbesondere zu aktuellen Anlagedaten des Expert-Book wird
der Operateur auf die Informationen hingewiesen, die er für die Störfallbehandlung
in der aktuellen Situation benötigt. Das bedeutet ein Gewinn an Handlungssicherheit
und an Übersicht für das Wartenpersonal.
Das Verfahren nach der Erfindung eignet sich in besonderem Maße für flexible
Aufgabenzuweisungen, wie sie im Anspruch 5 umschrieben sind, wonach zur
Durchführung einer Tätigkeit durch mehrere Automaten und/oder Operateure jeder
Automat über eine Datenleitung und jeder der beteiligten Operateure über eine Ar
beitsstation (Tastatur, Maus, Bildschirm oder Spracheingabe- und -ausgabegeräte)
mit den anderen Automaten und/oder Operateuren koordiniert wird, d. h. Angaben
über von ihnen ausgelöste Aktionen in das gemeinsame Protokoll eingespeist oder
gespeicherte Informationen abgerufen werden, so daß die Operateure und/oder Au
tomaten gegenseitig über jeweils für sie relevante Aktionsmöglichkeiten in Kenntnis
gesetzt werden.
Die Weiterbildungen des leittechnischen Systems nach der Erfindung gemäß An
spruch 14 betreffen Struktur und Funktion von Datenspeichern, durch die das Sy
stem auf vorteilhafte Weise ergänzt wird. So enthält ein dritter mit den Automaten
und der Eingabeeinheit für die Operateure kommunizierender Datenspeicher eine
Menge von Informationen zur Durchführung von Aktivitäten, sogenannte Durchfüh
rungsinformationen, welche von den Operateuren und Automaten über Verweise
anwählbar und auf Sichtgeräten der Anzeigeeinrichtung für die Operateure darstell
bar bzw. über eine Datenleitung für die Automaten verfügbar sind (Anspruch 15).
Mit dem zweiten Datenspeicher für Situationstypen ist zweckmäßigerweise ein
vierter Datenspeicher für situationsabhängig auszuführende Aktivitäten verbunden
oder integriert. Weiterhin ist es zweckmäßig, wenn ein fünfter Datenspeicher für er
ganzende Information vorgesehen ist, der mit dem dritten Datenspeicher für die
Durchführungsinformation kommuniziert oder mit diesem integriert ist.
Weiterhin ist es vorteilhaft, daß ein sechster Datenspeicher für Aktionsmöglichkei
ten über eine Ausgangsleitung der Vergleichseinheit mit dieser verbunden oder inte
griert ist und daß die für die Operateure und Automaten vorgesehenen Aktionsmög
lichkeiten auf einem Bildschirm darstellbar bzw. über eine Datenleitung abrufbar
sind. Zur Vermittlung einer Übersicht über den Gesamtprozeß (Situation, vorange
gangene Ereignisse, durchgeführte und durchzuführende Aktivitäten) eignet sich -
wie bereits erwähnt - in besonderem Maße ein Aktionsdiagramm nach der Erfin
dung.
Im folgenden werden die Erfindung sowie weitere an sie geknüpfte Merkmale und
Vorteile anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher
erläutert, d. h. es werden sowohl ein leittechnisches System als auch ein zugehöriges
Verfahren zum Steuern, Überwachen und Regeln von Prozessen in industriellen
Anlagen beschrieben. In der Zeichnung zeigt in zum Teil vereinfachter, schemati
scher Darstellung:
Fig. 1 in einem Blockdiagramm ein leittechnisches System nach der Erfin
dung für ein Kernkraftwerk, mit dem das Verfahren verwirklicht wer
den kann;
Fig. 2 ein Ausschnitt aus einem Flußdiagramm für eine ereignisorientierte
Vorgehensweise zur Behandlung eines Störfalls aufgrund empfohlener
Handmaßnahmen für die Operateure;
Fig. 3 ein Diagramm in Tabellenform für eine schutzzielorientierte Vorge
hensweise zur Behandlung eines Störfalls durch empfohlene Hand
maßnahmen für die Operateure;
Fig. 4 ein Diagramm, das auf dem Bildschirm zur Charakterisierung eines
Ereignisses beispielsweise erscheinen kann, welches die einzelnen
Elemente des Ereignisses zeigt, wobei aus Mengen solcher Ereignisse
ein Protokoll besteht und vorgegebene Bedingungen in Situationstypen
von Ablaufbeschreibungen das Protokoll auf das Vorhandensein be
stimmter Typen von Ereignissen überprüfen;
Fig. 5 ein weiteres Diagramm, welches die Elemente zeigt, aus denen ein
Situationstyp beispielsweise aufgebaut sein kann, wobei dieser Situa
tionstyp vorgegebene Bedingungen mit logischen Operatoren, im vor
liegenden Fall ein Oder-Operator, verbindet;
Fig. 6 in einem Diagramm Durchführungsphasen, in denen sich Aktivitäten
befinden können, und die möglichen Übergänge zwischen diesen
Durchführungsphasen (Phasenübergänge);
Fig. 7 in einem weiteren Diagramm den Aufbau der Spezifikation einer Ak
tivität mit einzelnen Aktivitäts-Elementen;
Fig. 8 ein Schema, wie ein Situationstyp in einzelne, logisch miteinander
verknüpfte Bedingungen aufgegliedert wird und wie eine Bedingung
mit einer durch das Protokoll vorgegebenen Situation bzw. mit deren
einzelnen Ereignissen verglichen und ihre Übereinstimmung mit den
durch die Bedingung formulierten Vorgaben überprüft wird, so daß
sich die Aussage "wahr" (oder "unwahr") ergibt;
Fig. 9 eine Architektur des leittechnischen Systems nach Fig. 1, bestehend
aus informeller und formaler Schicht;
Fig. 10 eine die Architektur nach Fig. 9 in kompakter Form enthaltende Be
schreibung der zentralen Arbeitsweise des leittechnischen Systems
nach Fig. 1, wobei der Zyklus "Ereignis - Protokoll - Vergleich mit
Situationstypen - Aktionsmöglichkeit" veranschaulicht ist, und
Fig. 11 ein Ausführungsbeispiel für ein Aktionsdiagramm, das auf dem Bild
schirm eines Gerätes zur Information der Operateure erscheinen kann.
Im folgenden sei anhand von Fig. 1 zunächst das leittechnische System nach der
Erfindung erläutert, welches zum Steuern, Überwachen und Regeln von Prozessen
in industriellen Anlagen, insbesondere von komplexen industriellen Prozessen dient.
Im dargestellten Fall handelt es sich um die Steuerung und Überwachung sowie Re
gelung eines Kernkraftwerks, insbesondere nach oder bei einem Störfall, wobei das
Kernkraftwerk durch einen Kernreaktor 1, vereinfacht Reaktor genannt, symbolisiert
wird. Für das in Fig. 1 schematisch dargestellte leittechnische System LS ist die
Verwendung wenigstens eines digitalen Computers charakteristisch, durch dessen
Rechenprogramm sogenannte automatische Agenten, auch Automaten 3 genannt,
gebildet werden. Der mit den Automaten 3 verknüpfte Dateninhalt ist mit 3′ be
zeichnet. Auf den Reaktor 1 wirken mittelbar oder unmittelbar außer den Automaten
auch die Operateure 2′ ein, wobei 2′ auch die Aktivitäten dieser Operateure
(Schalthandlungen oder andere Befehle usw.) einschließt und mit 2 generell
Ein/Ausgabeeinheiten, d. h. die Bedienungstastatur oder auch die visuelle Informa
tion (Datensichtgeräte) für die Operateure bezeichnet sind. Sichtgeräte mit Bild
schirmen für die Operateure sind deshalb nicht gesondert dargestellt; es versteht
sich jedoch, daß diese am Leitstand vorhanden sind. Im folgenden werden die
Handlungen 3′ der Automaten 3 und der Operateure 2′ als Aktivitäten bezeichnet,
wobei das Fortschreiten der Durchführung von Aktivitäten vom Rechenprogramm
des digitalen Computers durch Aktionen markiert wird, worauf später noch näher
eingegangen wird. Die Automaten oder "automatischen Agenten" interagieren mit
nicht näher dargestellten Sensoren zur Meßwerterfassung bzw. mit Stellgliedern,
letztere können z. B. Ventile oder elektrische Schalter sein, Manipulatoren oder an
dere Aktoren (sie sind zur Vereinfachung ebenfalls nicht dargestellt). Die Sensoren
bzw. Stellglieder, also die Automaten oder automatischen Agenten sind an den Pro
zeß, der durch das leittechnische System LS gesteuert, überwacht und geregelt wer
den soll, angekoppelt, sie beschaffen Prozeßinformation bzw. beeinflussen den Pro
zeß.
Im folgenden sei zunächst eine Übersicht über die in Fig. 1 dargestellten Funkti
onsblöcke und die Datenleitungen gegeben. Es ist symbolisiert durch:
4 ein Datenspeicher für Aktivitäten, 4′ sein Dateninhalt,
5 ein Datenspeicher für Ablaufbeschreibungen, 5′ sein Dateninhalt,
6 ein Protokoll-Modul, 6′ sein Dateninhalt bzw. das jeweils aufgezeichnete Proto koll der Ereignisse, d. h. der relevanten Ereignisse, die sich während des Prozesses des Reaktors 1 abspielen,
7 eine Vergleichseinheit, 7′ ihr Dateninhalt,
8 ein Datenspeicher für von der Vergleichseinheit 7 vorgeschlagene Aktionsmög lichkeiten, 8′ sein Dateninhalt,
9 ein Datenspeicher für Durchführungs-Informationen, 9′ sein Dateninhalt,
10 ein Datenspeicher für ergänzende Informationen, der mit dem Datenspeicher 9 über eine bidirektionale Signalleitung in Dialogverbindung steht, 10′ sein Datenin halt,
11 Signalleitungen, welche die Einwirkung der Operateure 2′ über ihre Eingabeein heit 2 und der Automaten 3 auf den Reaktor 1 symbolisieren,
11′ Gestrichelte Doppelpfeile für Aktivitäten von 3 bzw. 2′
12 verknüpfende Signalleitungen zwischen einerseits den Datenspeichern 8, 9 und 10 und andererseits den Automaten 3 bzw. der Ein- und Ausgabeeinheiten 2 für die Operateure 2′, wobei durch die senkrecht stehende, schlanke Ellipse die Datenver knüpfung angedeutet ist,
13 Signal- bzw. Datenleitungen zwischen einerseits den Ein- und Ausgabeeinheiten 3 für die Operateure 2′ und den Automaten 3, andererseits dem Protokoll-Modul 6,
13.1 eine Ausgangs-Datenleitung vom Protokoll-Modul 6 zur Vergleichseinheit 7,
14 eine Datenleitung von der Vergleichseinheit 7 zum Datenspeicher 8 für Akti onsmöglichkeiten,
15 Dialog- bzw. bidirektionale Datenleitung zwischen den Datenspeichern 9 und 10,
16 eine Datenleitung vom Datenspeicher 4 für Aktivitäten zum Datenspeicher 5 für Ablaufbeschreibungen,
16.1 Datenleitung vom Datenspeicher 5 zur Vergleichseinheit 7.
4 ein Datenspeicher für Aktivitäten, 4′ sein Dateninhalt,
5 ein Datenspeicher für Ablaufbeschreibungen, 5′ sein Dateninhalt,
6 ein Protokoll-Modul, 6′ sein Dateninhalt bzw. das jeweils aufgezeichnete Proto koll der Ereignisse, d. h. der relevanten Ereignisse, die sich während des Prozesses des Reaktors 1 abspielen,
7 eine Vergleichseinheit, 7′ ihr Dateninhalt,
8 ein Datenspeicher für von der Vergleichseinheit 7 vorgeschlagene Aktionsmög lichkeiten, 8′ sein Dateninhalt,
9 ein Datenspeicher für Durchführungs-Informationen, 9′ sein Dateninhalt,
10 ein Datenspeicher für ergänzende Informationen, der mit dem Datenspeicher 9 über eine bidirektionale Signalleitung in Dialogverbindung steht, 10′ sein Datenin halt,
11 Signalleitungen, welche die Einwirkung der Operateure 2′ über ihre Eingabeein heit 2 und der Automaten 3 auf den Reaktor 1 symbolisieren,
11′ Gestrichelte Doppelpfeile für Aktivitäten von 3 bzw. 2′
12 verknüpfende Signalleitungen zwischen einerseits den Datenspeichern 8, 9 und 10 und andererseits den Automaten 3 bzw. der Ein- und Ausgabeeinheiten 2 für die Operateure 2′, wobei durch die senkrecht stehende, schlanke Ellipse die Datenver knüpfung angedeutet ist,
13 Signal- bzw. Datenleitungen zwischen einerseits den Ein- und Ausgabeeinheiten 3 für die Operateure 2′ und den Automaten 3, andererseits dem Protokoll-Modul 6,
13.1 eine Ausgangs-Datenleitung vom Protokoll-Modul 6 zur Vergleichseinheit 7,
14 eine Datenleitung von der Vergleichseinheit 7 zum Datenspeicher 8 für Akti onsmöglichkeiten,
15 Dialog- bzw. bidirektionale Datenleitung zwischen den Datenspeichern 9 und 10,
16 eine Datenleitung vom Datenspeicher 4 für Aktivitäten zum Datenspeicher 5 für Ablaufbeschreibungen,
16.1 Datenleitung vom Datenspeicher 5 zur Vergleichseinheit 7.
Es kann nun das Zusammenspiel der vorstehend erwähnten Funktionsblöcke- bzw. -einheiten beschrieben werden: Der erste Datenspeicher eines Protokoll-Moduls 6 ist
eingangsseitig zur Dateneingabe mit den Automaten 3 und mit der Ein- und Ausga
beeinheit 2 für die Operateure 2′ verbunden, und er ist ausgangsseitig über eine Da
tenleitung 13.1 mit einer Vergleichseinheit 7 verbunden, wobei das Protokoll-Modul
6 zur Sammlung von Informationen eingerichtet ist, wie sich die Werte der Prozeß
parameter entwickeln und welche Aktionen von den Automaten 3 und Operateuren
3′ ausgelöst werden, d. h. es protokolliert die des Reaktors 1 und die Historie der
Aktionen der Automaten und Operateure. In einem zweiten Datenspeicher 5 für
Ablaufbeschreibungen, der ausgangsseitig ebenfalls mit der Vergleichseinheit 7 ver
bunden ist, sind eine Menge von Spezifikationen von Aktivitäten einspeicherbar,
wobei die Spezifikationen 5′ (also der Dateninhalt) jeweils eine Ablaufbeschreibung
enthalten und durch diese Ablaufbeschreibung definierbar ist, welche Aktionen in
welchen Typen von Situationen (Situationstypen) bei der Durchführung der jeweili
gen Aktivität auslösbar sind.
Die Vergleichseinheit 7 ist mit Mitteln zum Vergleichen der Situationstypen aus
dem Datenspeicher 5 mit der vom Protokoll-Modul 6 protokollierten aktuellen Si
tuation versehen, so daß die Situationstypen sowohl mit der Anlagenhistorie als
auch mit der Aktionshistorie der aktuellen Situation vergleichbar sind und damit
feststellbar ist, ob die aktuelle Situation einem der Situationstypen entspricht, sowie
daraus Aktionsmöglichkeiten ableitbar sind.
Der dritte, mit den Automaten 3 und der Ein/Ausgabeeinheit 2 für die Operateure 2′
kommunizierende Datenspeicher 9 enthält eine Menge von Informationen zur
Durchführung von Aktivitäten, sogenannte Durchführungsinformationen, welche
von den Operateuren 2′ und Automaten 3 über Verweise anwählbar und auf Sichtge
räten der (nicht dargestellten) Anzeigeeinrichtung für die Operateure darstellbar
bzw. über eine Datenleitung für die Automaten 3 verfügbar sind. Mit dem zweiten
Datenspeicher 5 für Ablaufbeschreibungen bzw. Situationstypen ist ein vierter Da
tenspeicher 4 für situationsabhängig auszuführende Aktivitäten 4′ integriert oder
über die Datenleitung 16 verbunden.
Ein fünfter Datenspeicher 10 für ergänzende Information ist mit dem dritten Daten
speicher 9 für die Durchführungsinformation über die bidirektionale Datenleitung
15′ verbunden oder mit diesem Datenspeicher 9 integriert.
Schließlich ist ein sechster Datenspeicher 8 für Aktionsmöglichkeiten über eine
Ausgangsdatenleitung 14 der Vergleichseinheit 7 mit dieser verbunden (oder mit
dieser Vergleichseinheit 7 integriert), wobei zweckmäßigerweise die für die Opera
teure 2′ und Automaten 3 vorgesehenen Aktionsmöglichkeiten auf einem Bildschirm
darstellbar bzw. über eine Datenleitung abrufbar sind.
Für das weitere Verständnis der Erfindung sei zunächst auf je ein Beispiel der Wie
dergabe einer ereignisorientierten Vorgehensweise (Fig. 2) und einer schutzziel
orientierten Vorgehensweise (Fig. 3) zur Beherrschung von Störfällen in Kern
kraftwerken eingegangen, wie sie einem internen Stand der Technik entspricht und
in dieser Art in sogenannten Betriebshandbüchern enthalten ist. Es werden also ge
mäß Fig. 2 ereignisorientierte Aktivitäten der Operateure beschrieben, für welche
vielfach vorformulierte Prozeduren verwendet werden, die aus Aktivitäten 17, z. B.
"Ersatzfilter in der Kondensatreinigungsanlage in Betrieb nehmen" und Abfragen 18
("Temperaturdifferenz RDB-Deckel/KMT-Ein < 40 K ?") bestehen. "RDB" bedeu
tet dabei Reaktordruckbehälter, "KMT" bedeutet Kühlmitteltemperatur, "Ein" be
deutet am Einlaß. In der darauffolgenden Raute ist eine weitere Anfrage "RDB-
Füllstand < Min 1 ?" enthalten. Wenn diese Frage verneint wird, führt eine Schleife
des Diagrammes zurück zum Hauptpfad, wenn die Frage bejaht wird, führt der
Hauptpfad zu einer neuen Aktivität, nämlich "HKMP zuschalten". "HKMP" bedeu
tet Hauptkühlmittelpumpe. Eine weitere Aktivität ist über einen Querpfeil mit der
Abfrage 18 verbunden und über eine Schleife mit dem Hauptpfad zurückverbunden,
der Inhalt dieses Aktivitätskästchens spricht für sich selbst.
Für die schutzzielorientierte Vorgehensweise stellen Tabellen, die Typen von Situa
tionen 19 und in diesen als Reaktionen geeignete Aktivitäten 20 assoziieren (siehe
Fig. 3), die bevorzugten Beschreibungsmittel dar. Cr, Ch, Ch-K stellen in Fig. 3
Grenz-Borkonzentrationen dar; im übrigen spricht der Inhalt der Tabelle nach Fig.
3 für sich selbst. Zwischen den Kategorien 19 und 20 besteht im Gegensatz zum
Flußdiagramm nach Fig. 2 weniger eine zeitlich-logische Aufeinanderfolge als ei
ne Unterscheidung aufgrund der verwendeten Beschreibungsmittel. Nach Auftreten
eines Störfalls laufen vom Anlagenzustand ausgelöste automatische Aktivitäten an,
die dazu dienen, den Reaktor so lange in einem sicheren Zustand zu halten, bis die
Operateure mit geeigneten Aktivitäten eingreifen und die Anlage in einen langfristig
sicheren Zustand (d. h. unterkritisch, kalt) überführen. Nach einiger Zeit automati
scher Aktivitäten, die von den Operateuren auf ihr korrektes Funktionieren hin
überwacht werden, treten Schritt für Schritt auch die Operateure mit Aktivitäten in
Erscheinung. Zu diesem Zweck stehen ihnen zwei Vorgehensweisen, wie bereits
erwähnt, zur Verfügung. Die ereignisorientierte Vorgehensweise setzt eine sichere
Diagnose der Klasse voraus, der der aufgetretene Störfall zuzuordnen ist. In diesem
Fall können vorbereitete Prozeduren von den Operateuren abgearbeitet werden, ent
sprechend dem Flußdiagramm nach Fig. 2, um die Anlage in einen langfristig si
cheren Zustand zu überführen. Während der gesamten Zeit, in der Aktivitäten zur
Störfallbehandlung stattfinden, müssen die Operateure besonders wichtige Anlagen
parameter in vorbestimmten Bereichen halten. Kriterien, die diese Bereiche be
schreiben, sind zu Schutzzielen zusammengefaßt und werden von Sensoren, die
nach der Terminologie der vorliegenden Erfindung zu den Automaten oder automa
tischen Agenten zu rechnen sind, überwacht. Verletzt der Zustand der Anlage eines
oder mehrere Schutzziele, müssen Operateure umgehend auf schutzzielorientierte
Vorgehensweise umschalten, d. h. anlagenzustandsbezogene Aktivitäten ergreifen,
bis die Schutzziele wieder erreicht sind. Die Aktivitäten der Operateure beschränken
sich dabei auf die Auslösung bestimmter Aktivitäten, während viele Überwachungs-
und Steuerungsaktivitäten parallel von den automatischen Agenten bzw. Automaten
durchgeführt werden.
Gemäß der Erfindung ist es möglich, die anhand von Fig. 2 und 3 beschriebene
ereignis- und schutzziel-orientierte Vorgehensweise, wie sie dem internen Stand der
Technik eines Betriebshandbuches entspricht, zu integrieren, indem die on-line ver
fügbaren, relevanten Sensordaten über Automaten in das Protokoll 6′ (Fig. 1) ein
gespeist werden und die gespeicherten Durchführungs- und ggf. Hintergrundinfor
mationen 9′, 10′ den Inhalt eines vollwertigen Betriebs-Handbuchs der durch die
Spezifikationen der Aktivitäten abgesteckten Tätigkeit der Automaten 3 und Opera
teure 2′ abdecken, d. h. mit dem gesamten leittechnischen System vernetzt sind, so
daß mit dem Verfahren nach der Erfindung auch komplexe Anlagen direkt gesteuert,
überwacht und geregelt werden können.
Zum Verständnis des Verfahrens nach der Erfindung sei zunächst auf Fig. 4 ver
wiesen. Gemäß diesem Verfahren wird eine Möglichkeit zur Beschreibung des
Verlaufs der Tätigkeit (Aktivitäten der Automaten 3 und Operateure 2′) gebildet.
Dafür ist eine Beschreibungssprache für komplexe Tätigkeiten geschaffen worden.
Jegliches Wissen über die aktuelle Situation bezieht das System aus dem Protokoll
6, das eine nach Notizzeitpunkten geordnete Liste von Ereignissen Fig. 4 darstellt.
Jedes Ereignis besitzt folgende Einträge: Zeitpunkt 21, zu dem das Ereignis im
Protokoll notiert wurde; Zeitraum 22, in dem das Ereignis stattgefunden hat; Agent
23, der die Aktion ausgelöst hat und das Ereignis notieren ließ; Aktivität 24, zu der
die Aktion gehört; Phase 25, in die die Durchführung der Aktivität getreten ist und
den Typ der Aktion wiedergibt; Anlagenparameter 26, zu dem die Aktivität eine Er
kenntnis gewonnen hat; Zustand des Parameters 27, der durch die Aktion gefunden
wurde; Kommentar 28, den der Agent ggf. zur Auslösung der Aktion abgegeben hat.
Fig. 5 zeigt zwei aussagelogisch miteinander verknüpfte Bedingungen 29, 30, das
Verknüpfungszeichen bedeutet "oder"; beide Bedingungen beschreiben einen Er
eignistyp, z. B. "styp 12". Auch jede der beiden Bedingungen 29, 30 beschreibt den
Typ eines Ereignisses. Findet sich in der aktuellen Situation ein Ereignis, das die
sem Typ entspricht, bewertet die Bedingung die entsprechende Situation positiv. Ei
ne Bedingung 29 bzw. 30 besteht aus zwei Mengen von Prädikaten 31, 31a bzw. 32,
34 über Ereignisse. Ein Prädikat 31 kann z. B. bewerten, ob ein Ereignis eine Aktion
zu einer Aktivität aus einer Menge 31′ vorgegebener Aktivitäten notiert, ob bei die
ser Aktion zu einem aus einer Menge vorgegebener Parameter eine Erkenntnis 31a
gewonnen wurde, oder ob der Zeitraum, in dem die Aktion stattgefunden hat, in ei
nem bestimmten Zeitintervall gelegen hat. Ein solches Zeitintervall, auch Zeitfenster
zf genannt, wird in eckige Klammern gesetzt und bedeutet beim Prädikat 32 z. B.,
daß "RESA" eingetreten sein muß - Intervallanfang - und daß nach "RESA" 600 sec.
verstrichen sein müssen. Beim Prädikat 34 bedeutet [30,50] ein Bereich für den
Kühlmitteldruck. Mit 33 ist ein Symbol Ω für einen Isolationsschritt bezeichnet, der
anhand von Fig. 5 noch erläutert wird, RESA bedeutet Reaktorschnellabschaltung.
Ein Situationstyp nach Fig. 5 verbindet eine Menge von Bedingungen mittels aus
sagelogischer Verknüpfungen zu einer Formel, die den Typ einer Situation be
schreibt. Da selbst innerhalb von Bedingungen auf Aktivitäten und gleichzeitig auf
Anlagenparameter Bezug genommen werden kann, ist der integrierte und flexible
Situationsbezug sichergestellt.
Ein Element des Aufbaus von Aktivitäten - vgl. Fig. 6 und Fig. 7 - sind Ablauf
beschreibungen 40. Sie bestehen jeweils aus einer Liste von Situationstypen. Jedes
Listenelement beschreibt den Typ einer Situation, in der ein Phasenübergang 36
(Fig. 6) in eine neue Durchführungsphase 35 der Aktivität stattfinden kann. Dem
Übergang 36 in eine neue Phase entspricht das Auslösen einer Aktion zur Aktivität:
Auf diese Weise kann das situationsbedingte Beginnen, Beenden, Abbrechen etc.
einer Aktivität beschrieben werden. Eine Aktivität kennt die Durchführungsphasen
"Unbearbeitet" 35a, "Angepackt" 35b, "Erkannt" 35c, "Vollendet" 35d,
"Abgebrochen" 35e, und "Kompensiert" 35f und kann Phasenübergänge 36 entlang
der in Fig. 6 eingezeichneten Pfeile ausführen. Während Aktionen zu allen Phasen
Informationen über die Durchführung der Tätigkeit durch entsprechende Ereignisse
in das Protokoll 6′ (Fig. 1) einbringen, ergänzt ein "Erkannt"-Ereignis das Proto
koll zusätzlich um eine Beschreibung des aktuellen Zustands eines Anlagenparame
ters 39, wie sie durch die Aktivität gewonnen wurden. Zu Aktivitäten gehört wei
terhin eine Menge von Beschreibungen ihrer Durchführung 41 in unterschiedlichen
Sprachen von Agenten. Solche Sprachen können für Operateure z. B. Deutsch, Eng
lisch etc. und für Automaten formale Sprachen sein, die diese ausführen können, in
der Regel also Programmiersprachen. Gibt ein Agent die Sprache an, die er versteht,
bekommt er automatisch die ihm jeweils verständlichen Informationen angeboten.
Außerdem steht jede Aktivität in der Detaillierungshierarchie der Gesamttätigkeit.
Jede Aktivität besitzt eine komplexere Aktivität 37 und eine Menge detaillierterer
Aktivitäten 38. An der Spitze der Hierarchie steht die Gesamttätigkeit, an den unte
ren Enden der Hierachie hängen nicht weiter detaillierte, primitive Aktivitäten.
Anhand von Fig. 8 in Verbindung mit Fig. 5 wird nun erläutert, wie die Ver
gleichseinheit 7 nach Fig. 1 prinzipiell arbeitet. Das Schema nach Fig. 8 stellt ei
nen Vergleichsalgorithmus dar. Die aussage-logische Verknüpfung einer Reihe von
Bedingungen B1 bis B5, und zwar z. B. positive Bedingungen B1 bis B3 und negati
ve Bedingungen B4, B5 ergibt einen bestimmten Situationstyp 5.1′, der als Datenin
halt in dem Datenspeicher 5 (Fig. 1) enthalten ist. L1 sind logische (Und/Oder-)
Verknüpfungen zwischen den Bedingungen B1 bis B3, L2 bedeuten logische
(Und/Oder-)Verknüpfungen zwischen den Bedingungen B4, B5. d1 bis d5 bedeuten
Hinweispfeile für die logischen Verknüpfungen B1 bis B5. P1 symbolisiert einen
Identifikationsschritt für die näher betrachtete Bedingung B3, P2 einen Isolations
schritt und P3 einen Qualifikationsschritt. In der Bedingung B3 ist die Aktivität
"SZUE" = Schutzzielüberwachung als ein Mengenprädikat enthalten und die Phase
"STOP" als anderes Prädikat einer Menge. Die beiden Prädikate, das eine eine Ak
tivität betreffend und das andere eine Durchführungsphase, sind mit P1′ und P3′ be
zeichnet. P1′ stellt also den Identifikationsteil einer Bedingung dar, vergleichbar mit
dem Identifikationsteil 32 aus Fig. 5. Durch die Vergleichseinheit 7 werden nun
mit dem im Identifikationsteil der Bedingung B3 aufgeführten Prädikat B1′, welches
einen Typ von Ereignis definiert, die dem Ereignistyp entsprechende Ereignisse aus
dem Protokoll 6′ herausgefiltert, wie es der Pfeil 7.1 symbolisiert. Von diesen iden
tifizierten Ereignissen E1 (siehe die Hinweispfeile 7.4 und 7.5 für die Schrittdurch
führung) wird das zeitlich letzte Ereignis isoliert, wie es durch das Ω-Zeichen in der
Bedingung B3 und den Pfeil 7.2 veranschaulicht wird. Dies ergibt das identifizierte
und isolierte Ereignis E2, welches aus dem Protokoll 6′ herausgesucht wurde, vgl.
Pfeil 7.6. Dieses identifizierte und isolierte Ereignis E2 wird mit dem im Qualifika
tionsteil P3′ der Bedingung B3 aufgeführten Prädikaten in einem Qualifikations
schritt P3 daraufhin überprüft, ob es dem dadurch definierten Ereignistyp entspricht.
Bei Entsprechung wird die Bedingung mit "zutreffend" oder "wahr" markiert, siehe
die Aussage A1 über die Entsprechung von Bedingung und Protokoll (ermittelter
Situationstyp).
Zusammenfassend ergibt sich also, daß die Vergleichseinheit mit den Prädikaten,
die im Identifikationsteil 32 (Fig. 5) oder P1′ (Fig. 8) einer Bedingung 30 bzw.
B3 aufgeführt sind, alle Ereignisse E1aus dem Protokoll 6′ herausfiltert, die durch
die Prädikate positiv bewertet werden. Anschließend isoliert sie (7.2) aus den her
ausgefilterten Ereignissen E1 das zuletzt stattgefundene Ereignis E2 und übergibt
dieses den Prädikaten P3′ des Qualifikationsteils bzw. -schritts P3 zur Bewertung.
Besteht das isolierte Ereignis auch diese Qualifikationsprüfung, ist die durch das
Protokoll 6′ gegebene Situation durch die untersuchte Bedingung positiv bewertet
(A1). Ergibt die Formel eines Situationstyps 5.1′ nach Auswertung der einzelnen
Bedingungen B1 bis B5 und Einsetzen der Ergebnisse insgesamt eine positive Be
wertung, entspricht die aktuelle Situation der Beschreibung des Situationstyps. Da
Situationstypen in Ablaufbeschreibungen 40 von Aktivitäten (Fig. 7) Situationen
beschreiben, in denen Aktionen ausgelöst werden, kann bei positiver Bewertung ei
ner solchen Situationstyps die entsprechende Aktion als potentiell auslösbar mar
kiert werden.
Fig. 10 zeigt den Zyklus z. B. beginnend beim Auslösen einer Aktion durch Opera
teure 2′ bzw. Automaten 3 ("Agenten"), das Eintragen dieser Aktion als Ereignis in
das Protokoll 6′, das Vergleichen von Situationstypen 5.1′ mit der neu entstandenen
Situation 6′ in der Vergleichseinheit 7 und die Ausgabe von Aktionsmöglichkeiten 8′
an die Agenten 2′, 3. Gleiche Teile zu Fig. 1 sind in dieser Fig. 10 auch mit den
gleichen Bezugszeichen versehen, es handelt sich um ein leittechnisches Netzwerk
LN11 als Teil des Systems LS (Fig. 1). Die Koordination der Agenten 2′, 3 findet
aktivitätsbezogen statt. Die Agenten einigen sich darüber, wer welche Aktivitäten
ausführen soll, indem sie sich gegenseitig Aufträge geben und diese akzeptieren
oder ablehnen. Ein Auftrag enthält eine Menge von Aktivitäten und verpflichtet,
wenn er akzeptiert wurde, den beauftragten Agenten zu deren Durchführung. Auto
matische Agenten 3 sind vorzugsweise so programmiert, daß sie in den seltensten
Fällen einen Auftrag ablehnen können (sie könnten nur Aufträge ablehnen, die wi
dersinnig wären oder eine Gefahr heraufbeschwören würden). Der beauftragte
Agent 2′, 3 soll Aktionen zu den übertragenen Aktivitäten auslösen, bis keine Akti
onsmöglichkeiten mehr bestehen und die Aktivität in eine neutrale Durchführungs
phase ("Unbearbeitet", "Vollendet", "Kompensiert", "Abgebrochen") übergegangen
ist. Durch das Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhältnis zwischen den Agenten 2′, 3
wird gleichzeitig eine Kommunikationsverbindung aufgebaut. Aktionen, die der
Auftragnehmer zu den Aktivitäten des Auftrags auslöst, werden automatisch an den
Auftraggeber gemeldet.
Fig. 10 zeigt außerdem, daß der Inhalt 9′, 10′ der beiden Datenspeicher 9 und 10
(vgl. auch Fig. 1), also das sogenannte Expert-Book, und der Inhalt 8′ des Daten
speichers 8 für Aktionsmöglichkeiten zu einer Aussage über die nächsten Aktionen,
über relevante Dokumente und Querverbindungen (Links) und über adaptierte Do
kumente kombiniert werden. All diese Aussagen können für die Operateure 2′ und
Automaten durch eine sogenannte Sicht auf das für sie Wesentliche beschränkt
werden, was durch die dunkle Brille R symbolisiert ist. Eine "Sicht" basiert z. B. auf
der Angabe einer Menge von Aktivitäten, die entweder explizit oder implizit,
letzteres z. B. über die relevanten Teile der Anlage, an denen die gesuchten
Aktivitäten stattfinden sollen, formuliert werden können.
In Fig. 9 ist ein leittechnisches Teilnetzwerk LN12 dargestellt, bestehend aus den
hier kombiniert dargestellten Datenspeichern 9 und 10, deren Inhalt die sogenannte
informelle Schicht 9′, 10′ des Betriebshandbuchs umfaßt, die aber hier weiter aufge
fächert ist, und zwar in Abstimmung auf die feinere Auffächerung des Netzwerkteils
LN12a, welcher außer dem Datenspeicher 5 für Ablaufbeschreibungen bzw. Situati
onstypen auch den Datenspeicher 4 für Aktivitäten und weitere zusätzliche Daten
speicher 4. 1 bis 4.3, welche zusätzlich zum Inhalt "Aktivitäten" bzw. "Aktivität
Objekte" des vierten Datenspeichers 4 noch die Spezifikationen für "Teil-Objekte",
"Gerät-Objekte" und "Material-Objekte" enthalten. Dabei bedeuten: "Teil-Objekte"
formale Spezifikationen von Teilen der Anlage, an denen Aktivitäten stattfinden,
"Gerät-Objekte" formale Spezifikationen für die Durchführung von Aktivitäten not
wendigen Geräten und "Material-Objekte" formale Spezifikationen von während der
Durchführung von Aktivitäten zu verbrauchenden Materialien. All diese Spezifika
tionen, die mit 4′ sowie 4.1′ bis 4.3′ bezeichnet sind, sind über entsprechende, nicht
näher bezeichnete Datenleitungen mit dem Datenspeicher 4 bzw. dessen Inhalt 4′
gekoppelt, ferner mit der entsprechend aufgegliederten informellen Schicht 9′, 10′
der Datenspeicher 9, 10 und mit dem Datenspeicher 5 für Situationstypen bzw. Ab
laufbeschreibungen.
Nachdem nun Aufbau und Struktur von Ablaufbeschreibungen, Protokoll, Ver
gleichseinheit und Informationen beschrieben ist, kann die Funktionsweise des leit
technischen Systems LS bzw. das Verfahren nach der Erfindung bzw. zur Beherr
schung, d. h. Steuerung, Überwachung und Regelung eines Reaktorstörfalls aufge
zeigt werden. Die Koordination zwischen Operateuren 2′ und Automaten 3 erfolgt
meist so, daß erstere Auftraggeber, letztere Auftragnehmer sind. Dazu existiert das
System nach Fig. 1, das alle Durchführungs- 9′ und sonstige Ergänzungsinforma
tionen 10′ (vgl. auch Fig. 9) zur Störfallbehandlung für Automaten wie Operateure
sowie eine umfassende Beschreibung 4′, 5′ des Verlaufs der Tätigkeit zur Behand
lung von Störfällen in Form von Ablaufbeschreibungen 5′ zu Aktivitäten (vgl. auch
Fig. 9) bereithält. Die Tätigkeitsbeschreibung enthält mehrere Detaillierungsni
veaus. Agenten (typischerweise Automaten) 2′, 3 führen als Teil der Tätigkeit stän
dig Aktivitäten 11′ (gestrichelte Pfeile) durch, die Anlagenparameter daraufhin
überwachen, ob ein Störfall eintritt, und tragen Informationen zu den aktuellen Pa
rameterwerten mit "Erkannt" -Ereignissen in das Protokoll 6′ ein. Die Vergleichsein
heit 7 untersucht nach jedem Notieren eines Ereignisses im Protokoll, ob nun eine
Situation eingetreten ist, die durch irgendwelche Situationstypen 5.1′ (Fig. 8) be
schrieben ist, und sich dadurch eine Aktionsmöglichkeiten 8′, 14 eröffnen würden
(vgl. auch Fig. 10). Sobald ein Störfall eintritt, ändern sich die aktuellen Parame
terwerte auf charakteristische, durch Situationstypen von Ablaufbeschreibungen be
schriebene Weise, und die Vergleichseinheit 7 kann den Agenten 2′, 3 erste Akti
onsmöglichkeiten 8′ zur Störfallbehandlung über Signalleitung 14 nennen. Typi
scherweise werden zunächst Aktionen zu Aktivitäten ausgelöst, die den Automaten
3 zur schnellen Reaktion von Operateuren 2′ zugewiesen wurden, und als Ereignisse
in das Protokoll 6′ eingetragen. Die Steueranweisungen zur Durchführung der Ak
tivitäten erhalten die Automaten 3 aus den entsprechenden Durchführungsinforma
tionen 9′. Die Operateure 2′ bekommen automatisch Meldungen über die Aktionen,
die bei der Durchführung dieser Aktivitäten von den Automaten 3 ausgelöst werden,
und können so den korrekten Verlauf der automatischen Maßnahmen (siehe Fig.
10, "Sicht" R) überwachen. Nach einiger Zeit greifen die Operateure 2′ aktiv in die
Regelung des Reaktors 1 ein, um ihn in einen langfristig sicheren Zustand zu über
führen. Sie übernehmen bestimmte Aktivitäten 4′ in ihre Verantwortung bzw. beauf
tragen sich gegenseitig entsprechend und lösen auf der Basis angebotener Aktions
möglichkeiten 8′ Aktionen aus. Sie erhalten Informationen zu ihrer Durchführung
automatisch und können sich zusätzlich mit anderen Informationen 10′, die im Da
tenspeicher 10 gespeichert und mit den Durchführungsinformationen 9′ verknüpft 15
sind, versorgen. Dabei sind sie grundsätzlich nicht gezwungen, ausschließlich Ak
tionen auszulösen und anschließend als Ereignisse zu notieren, die das System den
Agenten 2′, 3 vorschlägt. Sollte es der Anlagenzustand erfordern, kann ein Agent 2′,
3 jederzeit unabhängig von den Vorschlägen des Systems LS agieren. Die Aktionen,
die er als Ereignisse dem Protokoll 6′ hinzufügt, verändern die beschriebene Situa
tion und ermöglichen es dem System, sobald diese einem der Aktivitäten zugeordne
ten Situationstypen entspricht, erneut situationsbezogene Aktionsmöglichkeiten 8′
vorzuschlagen. Außerdem können Operateure 2′ je nach Qualifikation, Interesse etc.
die Tätigkeit unterschiedlich detailliert durchführen, d. h. Aktionen zu Aktivitäten
auf verschiedenen Detaillierungsniveaus auslösen. Zudem können sie jederzeit ge
eignete Automaten 3 mit Routine Aktivitäten wie z. B. Überwachung oder Regelung
von Parametern beauftragen. Kompliziertere Aktivitäten könnten z. B. auch Exper
tensystemen zugewiesen werden. Zu beachten ist, daß der Verlauf der gesamten Tä
tigkeit zur Störfallbehandlung inklusive automatischer, ereignisorientierter und
schutzzielorientierter Aktivitäten im leittechnischen System beschrieben ist (vgl. Fig.
2 und 3). Die Aktivitäten können flexibel den Agenten 2′, 3 zur Durchführung
zugeteilt werden, wobei die Operateure 2′ durch Automaten 3 von Teilen der Tätig
keit entlastet werden können, vgl. Anspruch 13.
Um über die taktische Sicht der in einer Situation möglichen Aktionen hinaus Ope
rateuren 2′ der strategische Überblick über die Gesamtsituation vermittelt wird, ist
ein geeignetes Darstellungsmittel gefunden worden, das den Verlauf der Tätigkeit
übersichtlich wiedergeben kann. Dies geschieht durch eine grafische Präsentation
mittels Aktionsdiagrammen nach Fig. 8.
Den Kern der Definition von Aktionsdiagrammen bildet die Formulierung von Ak
tivitäten und Situationstypen. Aktivitäten werden grafisch als Rechtecke 42, 43 prä
sentiert. Der einbeschriebene Text erläutert das Ziel der Durchführung der Aktivität
und gibt bei Bedarf den Anlagenparameter in Kursivschrift an, über den die Aktivi
tät Erkenntnisse gewinnt. Betritt man das Kästchen über die obere waagrechte Linie,
ist das als Beginnen der Aktivität zu deuten. Analog dazu vollendet man die Aktivi
tät, wenn man das Rechteck über die untere waagrechte Linie verläßt. Verläßt man
das Rechteck über eine der senkrechten Linien, setzt ein neuer Handlungsstrang
während der Bearbeitung der Aktivität an. Ob dabei die verlassene Aktivität abge
brochen wird oder unbeeinflußt weiterläuft, muß durch weitere graphische Mittel
(s. u.) beschrieben werden. Die hierarchische Detaillierung von Aktivitäten erfolgt
einfach dadurch, daß innerhalb eines Aktivitätskästchens 42, welches ein großes
Rechteck für eine Komplexaktivität bildet, ein beliebiges Aktionsdiagramm aufge
baut werden kann. In diesem Fall wird die Kurzbeschreibung 51 des Aktivitätsziels
für (42) an den oberen Rand des Kästchens gerückt und grau hinterlegt. Eine zweite
Möglichkeit besteht darin, mit einem Sternchen 54 auf die Existenz eines neuen
bzw. eigenen Aktionsdiagramms zu verweisen. Als graphisches Symbol für Situati
onstypen wird ein Rechteck 47 mit doppeltem Rand und abgerundeten Ecken ge
nutzt. Situationstypkästchen 47 beschreiben Situationen, die eingetreten sein sollten,
will man sie zur Fortsetzung des Tätigkeitsverlaufs passieren. In das Situationstyp
kästchen wird zur Beschreibung der Situation Text eingesetzt. Im Text auftauchende
Anlagenparameter werden kursiv gedruckt. Weitere Formalisierungen des Inhalts
eines Situationskästchens gibt es nicht. Die Verbindung von Situationen und Aktivi
täten zur Formulierung der situationsbedingten Auslösung oder Beendung von Ak
tivitäten entsteht aus der graphischen Verbindung beider Symbole 43, 47. Situati
onstypen für das Beginnen einer Aktivität werden am oberen Ende, Situationstypen
für das Vollenden am unteren Ende eines Aktivitätskästchens 43 integriert.
Das Bestreben, eine Übersicht über die Gestalt des Tätigkeitsverlaufs zu vermitteln,
verlangt jedoch mehr als diese Konstrukte. Es müssen Verbindungen zwischen Ak
tivitäts- und Situationskästchen gezogen werden, um dem Operateur ihre typischen
Aufeinanderfolge sichtbar zu machen. Erst dadurch bekommt die Tätigkeitsbe
schreibung mittels Aktionsdiagrammen ein "Gesicht". Für die Verbindungen werden
Pfeile 53 gewählt, d. h. Linien mit einem Pfeilkopf an einem Ende. Der Pfeilkopf
zeigt die Richtung des Tätigkeitsverlaufs an. Hat man einen Pfeil erst einmal an sei
ner Basis betreten, kann man ihn ohne weiteres bis zu seinem Kopf verfolgen. Die
Basis des Pfeils kann damit sinnvollerweise an Situationskästchen und am unteren
oder seitlichen Rand eines Aktionskästchens ansetzen. Pfeilköpfe deuten auf Situa
tionskästchen 47 oder auf den oberen Rand von Aktionskästchen 43. Da ständig
neue Handlungsstränge hinzukommen oder wegfallen können, benötigen Aktions
diagramme auch Symbole, Handlungsstränge 50 sozusagen "aus dem Nichts" zu
produzieren und 49 "in das Nichts" zu kosumieren. Hierfür dienen Nichts-Stellen 50
bzw. 49, die durch schwarze Halbkreise symbolisiert werden und an denen ohne
weiteres neue Handlungsstränge einsetzen bzw. enden können. Ein schwarzer Halb
kreis 50 mit auslaufendem Pfeil bedeutet, daß man an dieser Stelle jederzeit mit ei
nem neuen Handlungsstrang einsetzen kann. Ein schwarzer Halbkreis 49 mit einlau
fendem Pfeil zeigt, daß man an dieser Stelle angekommen, die Bearbeitung dieses
Handlungsstrangs einstellt. Die dritte Möglichkeit, Nichts-Stellen zu verwenden,
bieten die Seiten von Aktivitätskästchen 43. Verläßt man das Kästchen über eine
Nichts-Stelle 48 an der Basis eines Pfeils 53, dauert die Bearbeitung der verlassenen
Aktivität fort und ein neuer Handlungsstrang beginnt parallel dazu. Ist dagegen
keine Nichts-Stelle vorhanden, muß die Bearbeitung der verlassenen Aktivität abge
brochen werden.
Zum Umgang mit parallel verlaufenden Handlungssträngen sind weitere Symbole
notwendig. Für die Auslösung paralleler Handlungsstränge benötigt man allerdings
kein Symbol: Man läßt einfach beliebig viele Pfeile von der gewünschten Stelle
(meist an der Unterkante eines Aktivitäts- oder Situationstypkästchens) ausgehen.
Für die Beschreibung der Auslösung alternativer Handlungsstränge von einer Stelle
nutzen Aktionsdiagramme eine kleine Raute 44. Ein mit einem Pfeil in die obere
Spitze einlaufender Handlungsstrang teilt sich in alternative Stränge, indem von den
restlichen Spitzen bzw. bei Bedarf von den unteren Kanten Pfeile auslaufen. Analog
ist die Konstruktion bei der Zusammenführung von Handlungssträngen. Die einfa
che Zusammenführung von Handlungssträngen wird dadurch realisiert, daß die ent
sprechenden Handlungsstränge einfach in der gewünschten Stelle zusammenlaufen
(meist an der Oberkante eines Aktivitäts- oder Situationstypkästchens). Trifft ein
Handlungsstrang an dieser Stelle ein, kann dort sofort fortgesetzt werden. Die syn
chronisierte Zusammenführung von Handlungssträngen erhält ein auf der Spitze
stehendes gleichschenkliges Dreieck (nicht dargestellt). Der aus der unteren Spitze
des Dreiecks austretende Handlungsstrang kann im Sinne einer Und-Bedingung nur
betreten werden, wenn alle an der oben liegenden Basis eintretenden Handlungs
stränge eingetroffen sind. Das Symbol für die Formulierung zeitlicher Aspekte des
Tätigkeitsverlaufs komplettiert die Definition von Aktionsdiagrammen: ein analoges
Zifferblatt 52. Dieses Symbol erfüllt einen doppelten Zweck. Einmal dient es zur
Definition von Zeitpunkten, d. h. wenn man dieses Symbol passiert, ist der dabei ge
nannte Zeitpunkt eingetreten. Zum anderen erlaubt es, wenn man es mit Situations
typkästchen assoziiert, Zeitschranken in Handlungssträngen aufzubauen, die man
nur zu den genannten Zeiten passieren kann. Zur Definition eines Zeitpunkts setzt
man an den rechten Rand des Ziffernblatts ein kleines Rechteck 55 mit abgerunde
ten Ecken an. In das Rechteck 55 schreibt man den Namen des Zeitpunkts. Zur Be
schreibung einer Zeitschranke setzt man das Symbol an die Oberkante eines Situati
onstypkästchens 47.
Es kann vorkommen, daß zum Verlassen einer Aktivität ein Situationstyp eine Rolle
spielt, der bereits an der Stelle aufgezeichnet ist, an der der Tätigkeitsverlauf danach
fortzusetzen wäre. Um Duplizierung zu vermeiden, kann man "Unter-Vorbehalt-
Symbole" oder Statthalter-Symbole 45 für Situationstypen an der unteren Kante (bei
Vollenden der Aktivität) oder 45a an der rechten Seite (bei Abbrechen der Aktivität)
anbringen. Diese Symbole 45, 45a haben die Wirkung, als wenn die Situationsty
pen, mit denen sie über einen Pfeil verbunden sind, an ihrer Stelle stünden. Die Ak
tivität kann man nur über ein "Statthalter-Symbol" verlassen, wenn auch der damit
angeknüpfte Situationstyp die aktuelle Situation klassifiziert.
Die Erfindung ist auf das dargestellte Ausführungsbeispiel des Verfahrens und des
zugehörigen leittechnischen Systems nach der Erfindung nicht beschränkt, vielmehr
ist sie auch mit großem Vorteil anwendbar
- - beim Einsatz von einen komplexen industriellen Prozeß simulierenden digitalen Rechenprogrammen (Simulatoren) und
- - bei der Ausbildung von Wartenpersonal (auch im Off-line-Betrieb).
Claims (19)
1. Verfahren zum Steuern, Überwachen und Regeln von Prozessen in industriellen
Anlagen, insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie Betriebsführung
in Störfallsituationen bei einem Kernkraftwerk,
unter Verwendung von als digitales Rechenprogramm realisierten automatischen
Agenten, interagierend mit Sensoren bzw. Stellgliedern, die an den Prozeß ange
koppelt sind, die Prozeßinformation beschaffen bzw. den Prozeß beeinflussen, wo
bei hier wie im folgenden unter Tätigkeit die Aktivitäten der automatischen Agen
ten, auch Automaten genannt, oder der in den Prozeß eingreifenden Operateure
verstanden wird und das Fortschreiten der Durchführung von Aktivitäten durch Ak
tionen markiert wird,
mit den folgenden weiteren Merkmalen:
- a) in einem Protokoll werden durch Angaben von den Automaten und den Opera teuren Informationen gesammelt, wie sich die Werte der Prozeßparameter ent wickeln und welche Aktionen von den Automaten und den Operateuren ausgelöst werden, das heißt, es wird sowohl die Historie des Anlageverhaltens als auch die Aktionshistorie im Protokoll festgehalten;
- b) es wird eine Menge von Spezifikationen von Aktivitäten vorgesehen, welche je weils eine Ablaufbeschreibung enthalten, in welcher angegeben wird, welche Aktionen in welchen Typen von Situationen, auch Situationstypen genannt, bei der Durchführung der betreffenden Aktivität ausgelöst werden können;
- c) in einer Vergleichseinheit werden die genannten Typen von Situationen vergli chen mit der durch das jeweilige Protokoll gegebenen aktuellen Situation, so daß damit die Typen von Situationen sowohl auf die Anlagenhistorie als auch die Aktionshistorie bezug nehmen können und so festgestellt wird, ob die gegebene Situation einem Situationstyp entspricht, und daraus Aktionsmöglichkeiten abge leitet werden;
- d) jede Spezifikation einer Aktivität enthält eine Menge von Verweisen auf Infor mationen zur Durchführung der Aktivitäten (Durchführungsinformationen), ge richtet an die Automaten bzw. Operateure.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) das Protokoll aus Ereignissen, die durch Notieren von Aktionen entstehen, aufge baut wird;
- b) durch die in den Ablaufbeschreibungen enthaltenen Situationstypen Mengen von Bedingungen miteinander logisch verknüpft werden, die jeweils auf das Vorhan densein eines Typs von Ereignis im Protokoll abheben bzw. einen solchen Typ definieren;
- c) die Vergleichseinheit zu jeder Bedingung eines Situationstyps das Vorhandensein des dadurch beschriebenen Ereignistyps im Protokoll überprüft und unter Ver wendung der logischen Verknüpfungen der Bedingungen automatisch Aussagen über die Möglichkeit entsprechender Aktionen in der durch das Protokoll vorge gebenen aktuellen Situation trifft; und
- d) an die Durchführungsinformationen ergänzende Hintergrundinformationen so angeknüpft sind, daß die Automaten oder Operateure ausgehend von den Durch führungsinformationen die Hintergrundinformationen erreichen.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß Informationen für die Operateure über
die in einer vorgegebenen aktuellen Situation von der Vergleichseinheit festgestell
ten Aktionsmöglichkeiten mit Hilfe von Aktionsdiagrammen, die den Verlauf einer
Tätigkeit grafisch beschreiben, dargestellt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch
seine Verwendung für die Prozeßführung eines Kraftwerks, insbesondere eines
Kernkraftwerks, indem
- a) die on-line verfügbaren, relevanten Sensordaten über Automaten in das Protokoll eingespeist werden;
- b) die gespeicherten Durchführungs- und ggf. Hintergrundinformationen den Inhalt eines vollwertigen Betriebs-Handbuchs der durch die Spezifikationen der Aktivi täten abgesteckten Tätigkeit der Automaten und Operateure abdecken.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß zur Durchführung einer Tätigkeit durch mehrere Automaten und/oder
Operateure jeder Automat über eine Datenleitung und jeder der beteiligten Opera
teure über eine Arbeitsstation (Tastatur, Maus, Bildschirm oder Spracheingabe- und
ausgabegeräte) mit den anderen Automaten und/oder Operateuren koordiniert wird,
d. h. Angaben über von ihnen ausgelöste Aktionen in das gemeinsame Protokoll ein
gespeist oder gespeicherte Informationen abgerufen werden, so daß die Operateure
und/oder Automaten gegenseitig über jeweils für sie relevante Aktionsmöglichkeiten
in Kenntnis gesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeich
net, daß das Protokoll mit einer nach Notizzeitpunkten geordneten Liste von Er
eignissen (Fig. 4) aufgebaut wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß jedes
Ereignis (Fig. 4) insbesondere mit folgenden Einträgen versehen wird: Zeitpunkt
(21), zu dem das Ereignis im Protokoll notiert wurde; Zeitraum (22), in dem das
Ereignis stattgefunden hat; Operateur bzw. Automat (2, 3) oder allgemein: Agent
(23), der die Aktion ausgelöst hat und das Ereignis notieren ließ; Aktivität (24), zu
der die Aktion gehört; Phase (25), in die die Durchführung der Aktivität getreten ist
und den Typ der Aktion wiedergibt; Anlagenparameter (26), zu dem die Aktivität
ggf. eine Erkenntnis gewonnen hat; Wert des Parameters (27), der durch die Aktion
gefunden wurde; ggf. Kommentar (28), den der Operateur oder Automat (2, 3) zur
Auslösung der Aktion gegeben hat.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der jeweilige Situationstyp durch eine Menge aussagelogisch miteinander verknüpf
ter Bedingungen definiert wird und jede dieser Bedingungen aus zwei Teilen be
steht, einem Identifikationsteil und einem Qualifikationsteil, wobei jeder Teil eine
Menge von Prädikaten enthält, die jeweils einen Typ von Ereignis definieren.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß durch
Vergleichseinheit (7) mit den im Identifikationsteil (32) einer Bedingung aufgeführ
ten Prädikaten, die einen Typ von Ereignis definieren, die dem Ereignistyp entspre
chenden Ereignisse aus dem Protokoll herausgefiltert werden, daß von diesen Er
eignissen das zeitlich letzte isoliert wird und daß das isolierte Ereignis mit den im
Qualifikationsteil (34) der Bedingung aufgeführten Prädikaten daraufhin überprüft,
ob es dem dadurch definierten Ereignistyp entspricht sowie bei Entsprechung die
Bedingung mit 'zutreffend' (wahr) und bei Nichtentsprechung mit 'nicht zutreffend'
(falsch) markiert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine Aktivität (Fig. 7) mit den Durchführungsphasen (35)
"unbearbeitet", "Angepackt", "Erkannt" sowie "Vollendet" oder "Kompensiert" oder
"Abgebrochen" assoziiert wird, wobei die Situationen, in denen die Übergänge zwi
schen den Phasen Unbearbeitet → Angepackt, Erkannt → Vollendet und Angepackt
bzw. Erkannt → Abgebrochen stattfinden können, jeweils durch Situationstypen
charakterisiert werden und diese Situationstypen zu einer Ablaufbeschreibung ge
bündelt der Spezifikation der Aktivität angefügt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aktionen zu Übergängen zwischen den Durchführungsphasen (35) in das Protokoll
eingetragen werden und daß ein "Erkannt"-Ereignis in das Protokoll mit einer Be
schreibung des aktuellen Zustands des aktuellen Werts des Anlagenparameters (39),
wie er durch die Aktivität gewonnen wurde, eingetragen wird.
12. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Spezifikation einer Aktivität eine komplexere
Aktivität (37) und/oder eine Menge von Detailaktivitäten (38) angegeben werden
können.
13. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) eine Menge von Spezifikationen für Aktivitäten vorgesehen wird, die
- a1) sowohl Aktivitäten einer sogenannten "ereignis-orientierten" Vorgehensweise repräsentieren, bei der der Tätigkeitsablauf sich durch ein Flußdiagramm wie dergeben läßt und sich im wesentlichen auf die Aktionshistorie abstützt,
- a2) als auch Aktivitäten einer sogenannten "schutzziel-orientierten" Vorgehenswei se repräsentieren, bei der der Tätigkeitsablauf sich durch eine Anlagenzustände und jeweils als Reaktion darauf geeignete Aktivitäten verknüpfende Tabelle wiedergeben läßt und sich im wesentlichen auf die Anlagenhistorie abstützt,
- b) die den Spezifikationen der Aktivitäten zugeordneten Ablaufbeschreibungen den "ereignis-orientierten" bzw. "schutzziel-orientierten" Tätigkeitsablauf mo dellieren,
- c) und die den Spezifikationen der Aktivitäten zugeordneten Durchführungsinfor mationen bzw. damit verknüpfte Hintergrundinformationen, insbesondere den Inhalt sogenannter "ereignis-orientierter" bzw. "schutzziel-orientierter" Kern kraftwerks-Betriebshandbücher enthalten und dem Operateur (2′) auch off-line zur Informationssuche zugänglich sind.
14. Leittechnisches System mit Anzeigeeinrichtung, zum Steuern, Überwachen und
Regeln von Prozessen in industriellen Anlagen, insbesondere von komplexen indu
striellen Prozessen, wie Betriebsführung in Störfallsituationen bei einem Kernkraft
werk, unter Verwendung wenigstens eines digitalen Computers, durch dessen Re
chenprogramm sogenannte automatische Agenten, auch Automaten genannt, gebil
det werden, wobei hier wie im folgenden Handlungen der Automaten oder der Ope
rateure als Aktivitäten bezeichnet sind und das Fortschreiten der Durchführung von
Aktivitäten durch Aktionen markiert wird, wobei die Automaten mit Sensoren bzw.
Stellgliedern interagieren und die Sensoren bzw. Stellglieder an den Prozeß ange
koppelt sind, die Prozeßinformation beschaffen bzw. den Prozeß beeinflussen,
mit den folgenden weiteren Merkmalen:
- a) ein erster Datenspeicher eines Protokoll-Moduls (6) ist eingangsseitig zur Daten eingabe mit den Automaten (3) und mit einer Ein/Ausgabeeinheit (2) für Opera teure verbunden und ausgangsseitig über eine Datenleitung (13.1) mit einer Ver gleichseinheit (7), wobei das Protokoll-Modul (6) zur Sammlung von Informatio nen eingerichtet ist, wie sich die Werte der Prozeßparameter entwickeln und wel che Aktionen von den Automaten und Operateuren ausgelöst werden, d. h. zum Protokollieren der Anlagenhistorie und der Aktionshistorie;
- b) in einem zweiten Datenspeicher (5) für Ablaufbeschreibungen bzw. Situations typen, der ausgangsseitig ebenfalls mit der Vergleichseinheit (7) verbunden ist, sind eine Menge von Spezifikationen von Aktivitäten einspeicherbar, wobei die Spezifikationen jeweils eine Ablaufbeschreibung enthalten und durch diese Ab laufbeschreibung definierbar ist, welche Aktionen in welchen Typen von Situa tionen (Situationstypen) bei der Durchführung der Aktivität auslösbar sind;
- c) die genannte Vergleichseinheit (7) ist mit Mitteln zum Vergleichen der Situa tionstypen aus dem zweiten Datenspeicher (5) mit der vom Protokoll-Modul (6) protokollierten aktuellen Situation versehen, so daß die Situationstypen sowohl mit der Anlagenhistorie als auch mit der Aktionshistorie der aktuellen Situation vergleichbar sind und damit feststellbar ist, ob die aktuelle Situation einem der Situationstypen entspricht sowie daraus Aktionsmöglichkeiten ableitbar sind.
15. System nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß ein
dritter, mit den Automaten (3) und der Eingabeeinheit (2) für die Operateure kom
munizierender Datenspeicher (9) eine Menge von Informationen zur Durchführung
von Aktivitäten, sogenannte Durchführungsinformationen, enthält, welche von den
Operateuren und Automaten über Verweise anwählbar und auf Sichtgeräten der An
zeigeeinrichtung für die Operateure darstellbar bzw. über eine Datenleitung für die
Automaten verfügbar sind.
16. System nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet,
daß mit dem zweiten Datenspeicher (5) für Ablaufbeschreibungen bzw. Situations
typen ein vierter Datenspeicher (4) für situationsabhängig auszuführende Aktivitäten
kommuniziert oder integriert ist.
17. System nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der
Inhalt "Aktivitäten" des vierten Datenspeichers (4) zusätzlich zu Spezifikationen
von "Aktivitäten" auch "Teil-Objekte", "Gerät-Objekte" und "Materialobjekte" ent
hält, wobei "Teil-Objekte" formale Spezifikationen von Teilen der Anlage, "Gerät-
Objekte" formale Spezifikationen von für die Durchführung von Aktivitäten not
wendigen Geräten und "Material-Objekte" formale Spezifikationen von während der
Durchführung von Aktivitäten zu verbrauchenden Materialien darstellen und diese
jeweils mit erläuternden Informationen im Datenspeicher (10) gekoppelt sind.
18. System nach den Ansprüchen 16 und 17, dadurch gekennzeich
net, daß ein fünfter Datenspeicher (10) für ergänzende Information mit dem
dritten Datenspeicher (9) für die Durchführungsinformation kommuniziert oder mit
diesem integriert ist.
19. System nach einem der Ansprüche 14 bis 18, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein sechster Datenspeicher (8) für Aktionsmöglichkeiten über
eine Ausgangsdatenleitung (14) der Vergleichseinheit (7) mit dieser verbunden oder
integriert ist und daß die für die Operateure (2′) und Automaten (3) vorgesehenen
Aktionsmöglichkeiten auf einem Bildschirm darstellbar bzw. über eine Datenleitung
abrufbar sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4325860A DE4325860A1 (de) | 1992-08-01 | 1993-08-02 | Verfahren und leittechnisches System zum Steuern, Überwachen und Regeln insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie z. B. in einem Kernkraftwerk |
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DE4225469 | 1992-08-01 | ||
DE4240242 | 1992-12-01 | ||
DE4325860A DE4325860A1 (de) | 1992-08-01 | 1993-08-02 | Verfahren und leittechnisches System zum Steuern, Überwachen und Regeln insbesondere von komplexen industriellen Prozessen, wie z. B. in einem Kernkraftwerk |
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DE4325860A1 true DE4325860A1 (de) | 1994-02-03 |
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ID=27204035
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