DE4317694A1 - Formteil aus Stärkeschaumstoff - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Formteil aus Stärkeschaumstoff
oder Stärkefasern zur vielseitigen Verwendung als umwelt
freundliches Massenprodukt, beispielsweise in Bereichen mit
hohem Bedarf an Einwegprodukten.
Die hohe Dauerbeständigkeit und die dadurch eingeschränkte
biologische Abbaubarkeit ist für eine Reihe von Produktgrup
pen unerwünscht. Beispielsweise Verpackungsmittel, die als
Schutzpolster oder als Schutzverpackung hochwertige Güter
gegen Beschädigungen schützen sollen, benötigen lediglich
einen relativ kurzen Zeitraum, in dem sie ihre Funktion er
füllen müssen. So werden z. B. vielfach Schutzpolster aus
Styropor usw. verwendet, die zwar funktional sind, aber im
Hinblick auf eine Wiederverwertung bzw. auf eine Verwertung
als Sekundärrohstoff heutigen Anforderungen nicht mehr ge
recht werden.
Dies gilt auch für Produkte, die in Gärtnereibetrieben ver
wendet werden. Häufig sind es nicht die Füll- oder Beweh
rungsstoffe, die die ökologische Verträglichkeit einschrän
ken, sondern die aus petrochemischen Grundstoffen herge
stellten hochpolymeren Bindemittel. Dieser Nachteil ließe
sich vermeiden, wenn als Bindemittel Biopolymere nutzbar wä
ren.
Stärke und modifizierte Stärke werden in der Papierindustrie
zur Oberflächenbeleimung, bei der Produktion von Wellpappe
sowie zur Gummierung eingesetzt. Ferner findet Stärke in der
Textilindustrie, Baustoffindustrie und nicht zuletzt in der
Lebensmittelindustrie Verwendung.
Für Produkte, die kompaktiert (Stärke, Mehl, Salz), granu
liert bzw. brikettiert (Ruß, Kohle, Düngemittel) und bei
Temperaturen unterhalb der Verkleisterungstemperatur ge
trocknet werden, sind kaltwasserlösliche Stärken ein ideales
Bindemittel. Diese Produktgruppe wird darüber hinaus auch
als Verdickungsmittel für Farben, Kosmetika und Waschmittel
verwendet.
Für die Holz- und Holzwerkstoffindustrie sind Stärke oder
stärkehaltige Produkte bisher lediglich als Streckmittel für
die überwiegend synthetischen Bindemittel bedeutsam. Obwohl
mit alkalisch aufgeschlossener Stärke (nicht neutralisiert)
gute Verleimungen bei Holz erzielt werden konnten, hat sich
Stärkeleim nicht durchsetzen können. Durch die mangelnde
Feuchtbeständigkeit und alkalibedingten Verfärbungen des
Holzes werden Stärkeleime im Gegensatz zur Papier- oder Tex
tilindustrie in der Holzwerkstoffindustrie nicht bzw. ledig
lich als Streckmittel für Kunstharzleime eingesetzt.
Anwendung findet die Stärke aber weiterhin in Kombination
mit Bindemitteln wie Harnstoff-Formaldehydharzen, Phenolhar
zen, Melaminharzen, Wassergläser, Kunstharzdispersionen
usw. Zur Verleimung werden die Harzlösungen mit 40%igen
Stärkesuspensionen vermischt. Eine Substitution bis zu 30%
führt zu keiner Minderung der Wasserfestigkeit. Um eine
gleichbleibende Heißwasserfestigkeit zu gewährleisten, ist
eine Substitution von 15% zulässig. Die Zugabe von Stärke
lösungen zu Kunstharzdispersionen (PVAC, PE, PVP, Styrol,
Butadien) wirken verdichtend, verlängern die offene Zeit und
erhöhen die Naßklebkraft.
Neueren Entwicklungen ist es zu verdanken, daß die üblichen
Phenol-Formaldehyd-Bindemittel in Mineralwolleisolierwerk
stoffen vollständig durch nichtbrennbare Stärken, denen ent
sprechende Hydrophobierungsmittel zugesetzt werden, ersetzt
werden können.
Um den Naturstoff Stärke in einem möglichst großen Umfang zu
nutzen, insbesondere auch aus ökologischen Gesichtspunkten,
darf seine Anwendung nicht auf die bisher angesprochenen Be
reiche beschränkt bleiben.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, Formteile mit breitesten
Anwendungsmöglichkeiten aus einem biologisch vollständig ab
baubaren Material auf Stärkebasis, das universell ausformbar
ist, herzustellen.
Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen der Patentansprüche ge
löst.
Bei der Lösung der Aufgabe geht die Erfindung von dem Grund
gedanken aus, Stärke in geschäumter Form, gegebenenfalls mit
Textilfasern verstärkt und zu Formteilen gepreßt als Einweg
produkte zu verwenden, die nach der Benutzung oder auch be
reits während der Benutzung abgebaut werden.
Die Vorteile der Erfindung bestehen u. a. in folgendem:
Stärke ist sehr unterschiedlich einsetzbar und läßt sich in
vielfältiger Weise verarbeiten z. B. als Schaum, gepreßtes
Formteil oder Bindemittel.
Durch ihre biologische Abbaubarkeit können Stärkeprodukte in
ausgewählten Anwendungsfällen bereits mit ihrem bestimmungs
gemäßen Gebrauch; z. B. als Gärtnereibedarf, abgebaut werden.
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen erläu
tert werden.
Das herzustellende Stärke-Formteil besteht aus gehärtetem
oder elastischem Stärkeschaumstoff oder Stärkefasern, wobei
es zur Verstärkung und Stabilitätsverbesserung ein zusätzli
ches Trägermaterial aus natürlichen Baumwoll- oder aus Vis
kosefasern oder sonstigen textilem Material enthalten kann.
Gemäß einer Verarbeitungsmöglichkeit kann das Formteil durch
Rohrextrusion zu einem dünnwandigen Rohr gepreßt werden und
z. B. als Hülsenkern für Toilettenpapier oder Haushaltfolien
verwendet werden.
In dickwandiger Ausführung sind Formteile aus Stärkeschaum
für den Produktschutz als Rahmen oder Ummantelung für Elek
trobauteile verwendbar.
Aufgeblähter, gegebenenfalls durch textile Fasern verstärk
ter Stärkeschaum eignet sich besonders zur Herstellung von
Dunstfiltern, Schadstoffiltern, Ozonfiltern oder Autopollen
filtern. Erstere lassen sich nach ihrem Gebrauch gefahrlos
verbrennen, Autopollenfilter auch kompostieren. Die Ge
brauchseigenschaften dieser Stärkeschaumfilter entsprechen
in jeder Hinsicht denen herkömmlich verwendeter Materialien.
Dünnwandige Formteile, deren Grundstruktur ebenfalls schaum
förmig und gegebenenfalls gehärtet sein kann, eignen sich
für eine Verarbeitung zu Einwegprodukten zur Aufbewahrung
von Lebensmitteln, beispielsweise als Fast-food-Verpackun
gen, Tiefkühl- und Mikrowellengerichtverpackungen, Isolier
verpackungen oder als Fleisch-, Obst- und Gemüseschalen.
Ferner können aus dünnwandigen Formteilen Eierbecher, Trink
becher, Schalen oder Geschirr für die Servicegastronomie der
Bahn- und Fluggesellschaften und für den Krankenhausbedarf
sowie Sortiereinlagen für Sortimentsverpackungen, bevorzugt
für Lebensmittel, hergestellt werden. Diese Einwegprodukte
sind auch mit Verschmutzungen nach ihrem Gebrauch abbaubar,
indem sie kompostiert werden.
Für die Dosierung von Gewürzen, Düngemitteln, Chemikalien,
Futtermitteln, Pflanzensamen oder Pflanzenschutzmitteln kann
Stärke als Bindemittel benutzt werden. Für die Aufbewahrung
dieser Stoffe können auch Kapseln aus Stärkeschaum benutzt
werden. Besonders vorteilhaft ist deren Verwendung z. B. bei
giftigen Chemikalien, wobei die Kapsel als neutrale Umhül
lung dient und den Anwender schützt. Außerdem erleichtert
die Umhüllung von Pflanzensamen in aus Stärke hergestellten
Kapseln deren Aussaat, und deren Vereinzelung begünstigt ein
gleichmäßiges Wachstum der Keimlinge.
Als Agrarhilfsprodukte sind auch Stärkekugeln als teilweiser
oder vollständiger Ersatz für Blumenerde, als Keimböden, Ge
steckringe oder als Kompostverbesserer verwendbar.
Claims (9)
1. Formteil aus biologisch vollständig abbaubarem Stärke
schaumstoff und mit einem Trägermaterial aus Textilfa
sern.
2. Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Formteil als dünnwandiges Rohr ausgebildet ist.
3. Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Formteil dickwandig ausgebildet ist.
4. Verwendung des Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis
3 als Filter, beispielsweise Schadstoffilter, Ozonfilter
oder Autopollenfilter.
5. Verwendung eines dünnwandigen Formteils aus vollständig
abbaubarem Stärkeschaumstoff und gegebenenfalls einem
Trägermaterial aus Textilfasern als Einwegprodukt zur
Lebensmittelaufbewahrung, beispielsweise für Fast-food-
Verpackungen, Tiefkühl- und Mikrowellenverpackungen,
Isolierverpackungen, als Fleisch-, Obst- oder Gemüse
schalen oder als Lebensmittelbehälter, beispielsweise
Eierbecher, Trinkbecher, Schalen, Geschirr für die Ser
vicegastronomie der Bahn- und Fluggesellschaften, für
den Krankenhausbedarf oder als Sortiereinlagen für Le
bensmittelverpackungen.
6. Verwendung des Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis
3 als Kapsel oder Bindemittel zur Aufbewahrung und/oder
Dosierung, beispielsweise für Gewürze, Düngemittel, Che
mikalien, Futtermittel, Pflanzensamen und Pflanzen
schutzmittel.
7. Verwendung des Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis
3 als Agrarhilfsprodukt, wie beispielsweise Kugeln für
Blumenerde, Keimböden, Gesteckringe und Kompostverbesse
rer.
8. Verwendung des Formteils nach Anspruch 2 als Hülsenkern,
beispielsweise für Toilettenpapiere und Haushaltsfolien.
9. Verwendung des Formteils nach Anspruch 3 als Pro
duktschutz, beispielsweise als Rahmen oder Ummantelung
für Elektrobauteile.
Priority Applications (3)
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DE4317694A DE4317694A1 (de) | 1993-05-27 | 1993-05-27 | Formteil aus Stärkeschaumstoff |
PCT/EP1994/001739 WO1994028063A1 (de) | 1993-05-27 | 1994-05-27 | Formteil aus stärkeschaumstoff |
DE9421571U DE9421571U1 (de) | 1993-05-27 | 1994-05-27 | Formteil aus Stärkeschaumstoff |
Applications Claiming Priority (1)
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DE4317694A DE4317694A1 (de) | 1993-05-27 | 1993-05-27 | Formteil aus Stärkeschaumstoff |
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Family Applications (1)
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