DE4223160C2 - Verfahren und Anlage zur Verdichtung von Gas - Google Patents
Verfahren und Anlage zur Verdichtung von GasInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verdichtung von Gas gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und eine Anlage zur Durchführung
dieses Verfahrens.
Erdgas wird heute in sehr großen Mengen häufig über Entfernungen von
mehreren tausend Kilometern hinweg in großen Gasrohrleitungen zu den
Verbrauchszentren transportiert. Entsprechende Ferngasleitungen haben
beispielsweise einen Durchmesser von 56′′ und können mit Gasdrücken von
75 bar oder sogar bis zu 100 bar betrieben werden, um die
Transportkapazität möglichst hoch zu treiben. Wegen des unvermeidbaren
Druckabfalls entlang der Gasrohrleitungen müssen in bestimmten
Abständen Verdichterstationen vorgesehen werden, die den Gasdruck
wieder auf den Solldruck erhöhen. Die verwendeten Verdichter
(üblicherweise Turboverdichter) werden im Regelfall von Gasturbinen
angetrieben, die als Brennstoff einen Teil des geförderten Erdgases
verbrauchen.
Ein sehr großer Teil der bekannten Erdgasreserven liegt in sogenannten
Permafrostgebieten, das heißt in Gegenden, in denen der Erdboden während
der Sommermonate nur etwa bis zu einer Tiefe von 80-100 cm auftaut und
im übrigen ständig gefroren bleibt. Die Gasrohrleitungen sind
üblicherweise in einer Tiefe im Erdboden verlegt, in der Permafrost
herrscht. Da das Erdreich im aufgetauten Zustand häufig sehr weich wird,
muß dafür gesorgt werden, daß die Gasrohrleitung nicht zu einem Auftauen
des Erdbodens führt, weil sonst die Leitung zumindest stellenweise
tiefer sinken und dadurch mechanische Spannungen in der Rohrwand
hervorrufen, die zu Leitungsbrüchen führen könnten. Eine Erwärmung des
Erdreichs ist deswegen zu befürchten, weil die Kompression des Gases im
Verdichter unvermeidbar auch eine Temperaturerhöhung mit sich bringt. Es
ist daher üblich, daß das auf Solldruck komprimierte Gas vor seiner
Rückführung in die Transportleitung gekühlt wird, wobei eine
Höchsttemperatur von etwa 0°C eingehalten werden muß. Nach Möglichkeit
wird sogar eine Temperatur von -5°C angestrebt.
Während der Wintermonate ist die erforderliche Kühlung wegen der
niedrigen Außentemperaturen (wesentlich unter 0°C) völlig
unproblematisch und erfolgt ohne weiteres durch Gas/Luft-Kühler. In den
Übergangsjahreszeiten und insbesondere in den Sommermonaten, in denen
Tageshöchsttemperaturen von 15-20°C möglich sind, sind diese
Gaskühler aber zwangsläufig nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grunde
werden für die warme Jahreszeit in derartigen Verdichterstationen
spezielle Rückkühlanlagen mit separatem Kühlkreislauf, also
Kältemaschinen eingesetzt, bei denen als Kältemittel insbesondere Propan
verwendet wird.
Die Anwendung von Rückkühlanlagen der bekannten Art ist in mehrfacher
Hinsicht problematisch. Sie erfordern einen beträchtlichen Kostenaufwand
und stellen einen großen Teil des gesamten
Investitionsaufwandes für eine Verdichterstation dar. Hinzu kommt die
Tatsache, daß sie während der längstens Zeit eines Jahres (ca. 8 Monate)
völlig ungenutzt bleiben. Darüber hinaus ergibt sich ein
Sicherheitsproblem im Hinblick auf mögliche Leckagen, da das Kältemittel
Propan nicht nur leicht entzündbar, sondern auch schwerer als Luft ist
und daher eine verminderte Flüchtigkeit aufweist, so daß das
Explosionsrisiko deutlich erhöht ist.
In der veröffentlichten DE-Patentanmeldung R 17 081 Ia/14 h ist ein Verfahren zur
Energierückgewinnung bei der Kühlung von ein- oder mehrstufig verdichteten Gasen in
Wärmetauschern angegeben, bei denen das zu verdichtende Gas zwischen den jeweiligen
Verdichterstufen und insbesondere nach der letzten Kompressionsstufe gekühlt wird.
Eine weitere Möglichkeit der Kühlung von zuvor komprimiertem Gas wird entsprechend
DE-OS 26 26 162 mit Hilfe einer Kaltgasmaschine realisiert. Hier wird das Gas auf einen
Überhöhungsdruck komprimiert, durch Wärmetausch auf eine Temperatur oberhalb der
Ausgangstemperatur abgekühlt und durch Entspannung auf die gewünschte Ausgangs
temperatur gebracht. Es wird demnach die Temperatur des Gases abgesenkt, aber nicht
eine Erhöhung des Ausgangsdruckes, die physikalisch im Widerspruch zur Temperaturab
senkung steht, erreicht.
Die DE-OS 16 69 333 betrifft eine Anlage zur Entfernung von störenden Bestandteilen von
Erdgas, nämlich von Kohlenwasserstoffen mit gegenüber Methan deutlich höherem Siede
punkt, z. B. Propan und Butan. Hierzu wird das unter einem relativ hohen Druck geförderte
Erdgas auf einer Entspannungsturbine entspannt und so weit abgekühlt, daß eine Konden
sation der störenden Bestandteile eintritt und diese abgeschieden werden können. An
schließend wird das entspannte Erdgas unter Ausnutzung der bei der Entspannung ge
wonnenen Energie auf den für den Leitungstransport erforderlichen Druck komprimiert.
Die in diesen Schriften angegebenen Anordnungen bzw. Verfahren geben keine Anregung,
wie das eingangs genannte Problem der Gasfortleitung in Permafrostböden gelöst werden
könnte.
Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen
Art und eine Anlage zu dessen Durchführung vorzuschlagen, wobei der
erforderliche Investitionsaufwand und das Betriebsrisiko vermindert
sind.
Gelöst wird diese Aufgabe hinsichtlich des Verfahrens durch die
kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2 bis 7
angegeben. Eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
weist die Merkmale des Patentanspruchs 8 auf und ist durch die
kennzeichnenden Merkmale der Unteransprüche 9 bis 13 weiter
ausgestaltbar.
Die Erfindung geht davon aus, daß es bekannt ist, die Verdichtung eines
mit einem Eingangsdruck unterhalb des Solldrucks (Nenndruck der
Gasrohrleitung) angelieferten Gases auf einen erhöhten Druck
vorzunehmen, wobei die Verdichtung einstufig oder mehrstufig (in
hintereinandergeschalteten Verdichtern) vorgenommen werden kann.
Zwischen den Verdichtungsstufen und insbesondere nach der letzten
Verdichtungsstufe findet eine Kühlung durch Wärmetausch statt
(üblicherweise Luft/Gas-Wärmetausch), um die erforderliche tiefere
Ausgangstemperatur von höchstens 0°C, vorzugsweise -5°C, für den
Wiedereintritt des komprimierten Gases in die Gasrohrleitung zu
erreichen.
Während der wärmeren Jahreszeit, in der bisher zur Gewährleistung der
erforderlichen Ausgangstemperatur der Einsatz von Rückkühlanlagen
erforderlich war, sieht die Erfindung nun eine andere Art der Kühlung
vor. Sie macht sich dabei den bekannten physikalischen Effekt zunutze,
daß ein komprimiertes Gas bei Entspannung (durch Drosselung oder unter
gleichzeitiger Leistung von Arbeit) auf einen geringeren Druck
zwangsläufig abkühlt. Um den geforderten Ausgangsdruck (Solldruck) am
Ausgang der Verdichterstation zu gewährleisten, sieht die Erfindung vor,
das zu transportierende Gas auf einen deutlich (z. B. 10-50 bar) über
dem Ausgangsdruck liegenden Überhöhungsdruck zu verdichten, mindestens
am Ende der ein- oder mehrstufigen Verdichtung eine Kühlung durch
Wärmetausch, insbesondere durch Luft/Gas-Wärmetausch vorzunehmen und das
komprimierte Gas danach auf den gewünschten Ausgangsdruck zu entspannen.
Der Überhöhungsdruck ist dabei so gewählt, daß die Abkühlung bei der
Entspannung mindestens so stark ist, daß unter Berücksichtigung der
durch Wärmetausch erreichbaren Kühlung des auf Überhöhungsdruck
komprimierten Gases eine Temperaturabsenkung mindestens bis auf die
gewünschte Ausgangstemperatur des Gases für den Wiedereintritt in die
Gasrohrleitung (Transportleitung) stattfindet. Diese Parameter lassen
sich leicht anhand der vorliegenden Randbedingungen errechnen. Die
Entspannung kann auf einfache Weise z. B. über ein Ventil vorgenommen
werden. Ein stärkerer Abkühleffekt läßt sich jedoch erzielen, wenn das
komprimierte Gas während der Entspannung zusätzlich noch Arbeit leistet,
wie dies in einer Entspannungsturbine möglich ist. Insbesondere für den
Betrieb in den Sommermonaten empfiehlt sich diese Ausführungsform der
Erfindung, die den zusätzlichen Vorteil bietet, daß die dabei
rückgewonnene mechanische Energie zur Deckung eines Teils der
Antriebsenergie für die Verdichtung des Gases auf den vorgesehenen
Überhöhungsdruck verwendet werden kann.
Eine besonders zweckmäßige Ausführungsform der Erfindung sieht vor, die
Verdichtung auf den Überhöhungsdruck in insgesamt drei Stufen
vorzunehmen, wobei der weitaus überwiegende Teil in zwei
aufeinanderfolgenden Hauptverdichtungsstufen stattfindet, die im
Hinblick auf die maschinelle Ausstattung auf ein etwa gleiches
Druckverhältnis ausgelegt sind. Dies hat den Vorteil, daß die
Verdichter der Hauptverdichtungsstufen weitgehend baugleich ausgeführt
werden können. Im wesentlichen muß nur das Verdichtergehäuse des oder
der nachgeschalteten Verdichter für einen höheren Druck dimensioniert
sein als bei dem oder den Verdichtern der ersten
Hauptverdichtungsstufe. Zwischen den beiden Hauptverdichtungsstufen
findet eine Abkühlung des in der ersten Hauptverdichtungsstufe
erwärmten Gases durch vorzugsweise Luft/Gas-Wärmetausch statt. Das
komprimierte Gas hat bei Verlassen der zweiten Hauptverdichtungsstufe
den gewünschten Überhöhungsdruck noch nicht erreicht. Dieser wird erst
in einer Zusatzverdichtungsstufe durch einen Booster-Verdichter
erzeugt. Daran schließt sich wiederum eine Gasabkühlung durch
vorzugsweise Luft/Gas-Wärmetausch an. Danach erfolgt dann eine
Entspannung unter gleichzeitiger Arbeitsleistung in einer
Entspannungsturbine. Letztere ist z. B. mechanisch gekoppelt mit dem
Booster-Verdichter der Zusatzverdichtungsstufe und treibt diesen allein
an, so daß ein wesentlicher Teil der für die Einstellung des
Überhöhungsdrucks insgesamt benötigten Antriebsenergie nicht
verlorengeht, sondern zurückgewonnen wird.
Die zuvor beschriebene Verfahrensführung in zwei
Hauptverdichtungsstufen mit Verdichtern von etwa gleichem
Druckverhältnis hat den großen Vorteil, daß die benutzten Verdichter,
sofern sie nur mit dem maximal zulässigen Druck der ersten
Hauptverdichtungsstufe betrieben werden, vollständig gegeneinander
austauschbar sind.
Dies ist deswegen von besonderem Interesse, weil die Anforderungen an
den Leitungsdurchsatz (d. h. an den notwendigen Solldruck in der
Rohrleitung) einerseits und die Umweltbedingungen für eine Kühlung durch
Wärmetausch andererseits im Jahresverlauf erheblichen Änderungen
unterliegen. In der kalten Jahreszeit, in der die Kühlung problemlos
allein durch Wärmetausch sichergestellt werden kann, reicht der bereits
mit einer Hauptverdichtungsstufe (also einstufig) erzielbare Druck aus,
so daß eine Kühlung durch Entspannung von einem noch höheren
Überhöhungsdruck dann überflüssig ist. Dagegen liegt in der wärmeren
Jahreszeit mit der nicht ausreichenden Kühlung durch Wärmetausch der
Gasbedarf in der Regel niedriger (z. B. 10-15%) als in der kalten
Jahreszeit, so daß sogar mit einem gegenüber der Winterzeit entsprechend
verringerten Leitungsdruck gearbeitet werden kann. Dadurch ist es
möglich, den an sich erforderlichen Überhöhungsdruck niedriger zu wählen
und, um das geforderte Temperaturniveau dennoch zu erreichen, statt
dessen die Entspannung bis auf einen Solldruck vorzunehmen, der
niedriger liegt als der Solldruck in der kalten Jahreszeit. Aufgrund
dieser Bedingungen kann nicht nur der Betrieb in der warmen Jahreszeit
kostengünstig und mit vergleichsweise niedrigem Energieaufwand
durchgeführt werden; es ergeben sich auch Vorteile für den Betrieb in
der kälteren Jahreszeit, da dann die Verdichter der zweiten
Hauptverdichtungsstufe mit denen der ersten Hauptverdichtungsstufe
parallel (also unter gleichen Druckbedingungen) betrieben werden können.
Hierzu werden die Verbindungsrohrleitungen zu den Ein- und Ausgängen der
Verdichter mit Hilfe einer geeigneten Ventilsteuerung auf einen
Parallelbetrieb geschaltet. Da für jede Hauptverdichtungsstufe
zweckmäßigerweise ohnehin stets mehrere gleichartige Verdichter parallel
arbeiten und auch in Spitzenlastzeiten nie alle Verdichter eingesetzt
werden müssen, stehen im "Winterbetrieb" zur Erhöhung der Verfügbarkeit
und Sicherung der Kapazität einer Verdichterstation neben den ohnehin
vorhandenen Reservemaschinen zusätzliche Verdichter zur Verfügung, die
im Störungsfall oder zu Wartungszwecken bei Bedarf eingesetzt werden
können. Damit ergibt sich insgesamt eine bessere (ganzjährige)
Nutzungsmöglichkeit für die Hauptaggregate der Verdichterstation im
Vergleich zum Stand der Technik, in dem spezielle Rückkühlanlagen
eingesetzt werden, die nur während der warmen Jahreszeit
("Sommerbetrieb") sinnvoll nutzbar sind.
Anhand des in den Fig. 1 und 2 für den Sommerbetrieb bzw. für den
Winterbetrieb dargestellten schematischen Ausführungsbeispiels einer
Verdichterstation wird die Erfindung nachfolgend näher erläutert. In den
beiden Figuren wurden zur Verdeutlichung die Verbindungsrohrleitungen,
die im jeweiligen Betriebsfall durch Ventile geschlossen und daher nicht
von dem zu transportierenden Gas durchströmt werden, mit kleinerer
Strichstärke gezeichnet.
Das vorliegende Beispiel bezieht sich auf eine Gasrohrleitung mit zwei
parallelen Leitungssträngen 1a, 1b. Der Leitungsdruck, der bis zum
Eingang in die Verdichterstation z. B. auf 50 bar abgesunken ist, soll am
Ausgang der Verdichterstation wieder auf den Solldruck von z. B. 75 oder
100 bar angehoben werden. Die Gasrohrleitung 1a, 1b führt zunächst in
eine Reinigungseinrichtung 2a bzw. 2b, die als Zyklonabscheider mit oder
ohne Filter ausgebildet sein kann und in der unerwünschte
Verunreinigungen (z. B. Feuchtigkeit, Staub) abgeschieden werden.
Anschließend gelangt das Gas in die erste Hauptverdichtungsstufe mit den
Verdichtern 3a und 3b, die von Gasturbinen 4a bzw. 4b angetrieben
werden. Der Brennstoff für den Antrieb der Gasturbinen 4a und 4b wird
aus der Gasleitung 1a bzw. 1b entnommen (nicht im einzelnen
dargestellt). Durch die in den Verdichtern 3a und 3b stattfindende
Kompression erhöht sich die Temperatur des Gases. Diese Temperatur wird
durch einen jeweils nachgeschalteten Wärmetauscher 5a bzw. 5b, der
vorzugsweise als Luft/Gas-Wärmetauscher ausgebildet ist, wieder
vermindert.
Da die Abkühlung durch den erfolgten Wärmetausch wegen der im
Sommerbetrieb zu hohen Außentemperaturen der Luft und infolgedessen zu
hohen Kühlmitteltemperaturen nicht tief genug erfolgen kann, kann das
Gas noch nicht wieder der Rohrleitung 1a bzw. 1b zugeführt werden. Das
komprimierte Gas strömt, weil die Ventile V4a bzw. V4b in der
Gasrohrleitung 1a bzw. 1b geschlossen sind, in die
Verbindungsrohrleitung L2a bzw. L2b ein und wird in eine zweite
Hauptverdichtungsstufe mit dem Verdichter 6 geführt. Die beiden
Verbindungsrohrleitungen L2a, L2b münden hierzu in eine gemeinsame
Zuführleitung (Leitung L₃) des Verdichters 6. Diese Leitung L₃ kann über
die Verbindungsrohrleitung L1a und L1b auch unmittelbar mit den
Reinigungseinrichtungen 2a, 2b verbunden werden. Im Sommerbetrieb sind
diese Verbindungen jedoch durch Ventile V₁₁ und V1a bzw. V1b abgesperrt.
Der Verdichter 6 wird durch eine Gasturbine 7 angetrieben, die wie die
Gasturbinen 4a, 4b der ersten Hauptverdichtungsstufe als Brennstoff
einen Teil des Gases aus der Gasrohrleitung 1a oder 1b entnimmt.
Unmittelbar hinter dem Verdichter 6 verzweigt sich die Leitung L₃ und
führt in eine Zusatzverdichtungsstufe mit parallelgeschalteten
Verdichtern 8a, 8b (Booster-Kompressoren), die das Gas auf einen vorher
festgelegten Überhöhungsdruck bringen. Hinter den Zusatzverdichtern 8a,
8b wird das verdichtete und dadurch erwärmte Gas wieder einem
Wärmetauscher 10 (vorzugsweise Luft/Gas-Wärmetauscher) zur Kühlung auf
eine Temperatur entsprechend der Umgebungstemperatur zugeführt. Die
Leitung L₃ kann auch so geschaltet werden, daß eine direkte Verbindung
zwischen dem Verdichter 6 und dem Wärmetauscher 10 hergestellt wird. In
dem hier vorliegenden Fall des Sommerbetriebs ist diese direkte
Verbindung jedoch durch ein Ventil V₅ gesperrt. Nach Verlassen des
Wärmetauschers 10 verzweigt sich die Leitung L₃ in jeweils eine
Zuführrohrleitung L4a bzw. L4b, die zu Entspannungsturbinen 9a und 9b
führen. Dort wird das Gas vom Überhöhungsdruck auf den Solldruck der
Rohrleitung 1a bzw. 1b unter gleichzeitiger Leistung von Arbeit
entspannt.
Hierdurch kühlt es sich soweit ab, daß es mit dem erforderlichen
Solldruck und der gewünschten Solltemperatur wieder der Rohrleitung 1a
bzw. 1b zugeführt werden kann (hinter dem geschlossenen Ventil V4a bzw.
V4b). Die Entspannungsturbinen 9a und 9b sind im dargestellten Fall
mechanisch mit den Zusatzverdichtern 8a bzw. 8b gekoppelt und decken
deren Bedarf an Antriebsenergie. Der Wärmetauscher 10, der ebenso wie
die Wärmetauscher 5a, 5b als Gas/Luft-Kühler ausgebildet ist, kann über
die Rohrleitungen L5a und L5b auch unmittelbar mit den beiden
Leitungssträngen 1a, 1b verbunden werden. Im Sommerbetrieb ist diese
Verbindung jedoch durch die Ventile V₃ und V2a bzw. V2b gesperrt.
Die gesamte Verdichterstation wird zweckmäßigerweise im Hinblick auf die
Betätigung der einzelnen Ventile und die Regelung der Verdichter und
Turbinen von einem elektronischen Steuersystem geführt, das in den
Fig. 1 und 2 nicht dargestellt ist.
Zweckmäßigerweise würde eine Verdichterstation aber nicht so ausgeführt,
wie dies aus Vereinfachungsgründen in der schematischen Darstellung der
Fig. 1 geschehen ist. Man würde in den beiden Hauptverdichtungsstufen
anstelle einzelner Verdichter jeweils mehrere in Parallelschaltung
vorsehen. Beispielsweise könnten für jeden Leitungsstrang 1a, 1b in der
ersten Hauptverdichtungsstufe jeweils drei Hauptverdichter 3a bzw. 3b
mit einer Reservemaschine, also insgesamt 2× (3 + 1) Hauptverdichter 3a,
3b (in einer 56′′-Doppelgasleitung bei 75 bar Betriebsdruck mit 16
MW-Einheiten und bei 100 bar Betriebsdruck mit 25 MW-Einheiten)
vorgesehen werden, denen jeweils die entsprechenden Gasturbinen 4a, 4b
als Antriebsaggregate zugeordnet sind. Für die zweite
Hauptverdichtungsstufe ist eine geringere Anzahl an
(parallelgeschalteten) Hauptverdichtern 6 ausreichend, da mit der
bereits bis dahin erfolgten Druckerhöhung auch eine entsprechende
Volumenreduzierung des komprimierten Gases verbunden ist. Sinnvoll wäre
im Hinblick auf die zuvor genannte Bestückung der ersten
Hauptverdichtungsstufe beispielsweise eine Anzahl von vier
Hauptverdichtern 6 und eine zusätzliche Reservemaschine (also insgesamt
fünf Verdichter 6). Die Anzahl der Zusatzverdichter 8a, 8b ist
entsprechend der Leistungsgröße der Entspannungsturbinen mit Booster
festzulegen.
Anstelle der Entspannungsturbinen 9a, 9b könnten auch einfache
Drosseleinrichtungen zur Druckreduzierung benutzt werden. Dabei würde
aber die mit der Druckreduzierung verbundene Temperaturabsenkung im Gas
deutlich geringer ausfallen, d. h. zur Erzielung einer gleichen
Endtemperatur müßte unter sonst gleichen Bedingungen der
Überhöhungsdruck noch höher ausfallen. Hinzu käme die Tatsache, daß
keine Rückgewinnung von Antriebsenergie möglich und daher der
spezifische Energieverbrauch der Verdichterstation entsprechend höher
wäre. Der Einsatz von Entspannungsturbinen wird daher bevorzugt. Wenn
diese aber nicht eingesetzt werden, bietet es sich an, in der
Übergangsphase den Überhöhungsdruck lediglich in zwei Stufen zu
erzeugen. Hierbei ist es ebenso wie bei der dreistufigen Verdichtung
(zwei Haupt- und eine Zusatzverdichtungsstufe) als bevorzugt anzusehen,
die Verdichter 3a, 3b und 6 auf etwa das gleiche Druckverhältnis
auszulegen, um eine möglichst weitgehend baugleiche Ausführung zu
ermöglichen.
Bei ausreichend tiefen Außentemperaturen (Winterbetrieb) ist eine
Kühlung des Gases durch Druckentspannung nicht mehr notwendig. Wie Fig.
2 zeigt, wird die Verdichterstation daher erfindungsgemäß in solchen
Zeitabschnitten eines Jahres anders betrieben, indem mittels
entsprechender Absperrventile eine weitgehende Umschaltung der
Verdichter auf Parallelbetrieb vorgenommen wird. Die in Fig. 1
auftretenden Ventile V1a, V1b, V2a, V2b, V₃, V4a, V4b, V₅ sind alle
geöffnet und sind daher zur Vereinfachung in Fig. 2 nicht mehr
dargestellt worden.
Das in den Hauptverdichtern 3a, 3b auf den Solldruck von z. B. 75 bar
oder 100 bar komprimierte Gas kann nach Durchströmen des Wärmetauschers
5a bzw. 5b mit einer Temperatur von unter 0°C bereits wieder der
Gasrohrleitung 1a bzw. 1b zugeführt werden. Die Verdichter 3a, 3b können
dabei den benötigten Massendurchsatz zusammen mit zusätzlichen Einheiten
der Verdichter 6 abdecken, da letztere im Unterschied zum Sommerbetrieb
jetzt in Parallelschaltung einen Teil des erforderlichen
Massendurchsatzes übernehmen können. Hierzu gelangt das Gas mit seinem
niedrigen Eingangsdruck über die Rohrleitungen L1a, L1b, L₃ in den (oder
die) Verdichter 6, wo es in einem Verdichtungsschritt bis auf den
geforderten Solldruck komprimiert wird. Die Zusatzverdichter 8a, 8b sind
im Winterbetrieb ausgeschaltet durch Schließen von Ventilen V7a, V7b,
V8a, V8b. Entsprechend wie bei den Hauptverdichtern 3a, 3b gelangt das
komprimierte, erwärmte Gas zunächst zur Kühlung auf die erforderliche
Austrittstemperatur in den Wärmetauscher 10, bevor es über die Leitungen
5a, 5b in die Gasrohrleitung 1a bzw. 1b zurückgeleitet wird. Die
Verbindungsrohrleitungen L2a, L2b und L4a, L4b sind abgesperrt durch
Ventile V6a, V6b, V12a, V12b bzw. V9a, V9b, V10a, V10b, die in Fig. 1
nicht im einzelnen dargestellt sind. Bei normalem Winterbetrieb können
beispielsweise von der ersten Hauptverdichtungsstufe 2 × 3 Verdichter 3a,
3b und von der zweiten Hauptverdichtungsstufe parallel dazu zwei
Verdichter in ständigem Betrieb sein. Dabei stehen an jedem
Leitungsstrang 1a, 1b jeweils noch eine Reservemaschine und in der
parallelen zweiten Hauptverdichtungsstufe sogar drei Reservemaschinen
zur Verfügung, die im Störungsfall oder zu Zwecken der Wartung ohne
Einbußen an Durchsatzleistung in Betrieb genommen werden können. Die
vorstehend beschriebene Ausführungsform bietet sich insbesondere an für
eine doppelstrangige Ferngasleitung mit einem Durchmesser von 56′′ bei
100 bar Betriebsdruck unter Verwendung von 25 MW-Turbinensätzen und
bei 75 bar Betriebsdruck unter Verwendung von 16 MW-Turbinensätzen.
Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Bedingungen des
Sommerbetriebs (ca. 3-4 Monate im Jahr) wird an folgendem Beispiel
deutlich, wobei auf eine Anlagenkonfiguration gemäß Fig. 1 Bezug
genommen wird:
Es wird davon ausgegangen, daß Erdgas am Rohrleitungsanfang an einer
Förderquelle aus einer Separationsanlage mit etwa 15°C und etwa 50
bar Druck in die Reinigungseinrichtung 2a, 2b eintritt. Die
Solleintrittstemperatur in die Rohrleitung 1a, 1b für den
Weitertransport beträgt maximal 0°C. Der geforderte Rohrleitungsdruck
stellt sich über den geforderten Leistungsdurchsatz ein. Durch
Kompression in den Hauptverdichtern 3a, 3b erwärmt sich
das Erdgas auf etwa 60-80°C (entsprechend dem Druckverhältnis des
Kompressors) und wird dann in den Luft/Gas-Wärmetauschern 5a, 5b bis auf
25°C abgekühlt. Durch die Wärmetauscher 5a, 5b sowie die Rohrleitungen
im Stationsbereich ergibt sich ein Druckabfall von etwa 2 bar. Im
nachgeschalteten Hauptverdichter 6 findet eine weitere Kompression auf
einen Zwischendruck statt, wodurch sich die Temperatur des Erdgases auf
etwa 50-60°C erhöht. Durch die anschließenden Zusatzverdichter 8a, 8b
wird der Druck weiter auf den gewünschten Enddruck (Überhöhungsdruck)
erhöht, wobei ein Temperaturanstieg bis etwa, 80°C erfolgt. Unmittelbar
danach wird das komprimierte Gas wieder bis auf etwa 25°C im
Wärmetauscher 10 abgekühlt und anschließend in den Entspannungsturbinen
9a, 9b bis auf den Rohrleitungsdruck (z. B. 75 bar) entspannt. Dadurch
stellt sich im komprimierten Erdgas bei Eintritt in die Gasrohrleitung
1a, 1b eine Temperatur von etwa -5°C bis ± 0°C ein. Der jeweilige
Entspannungsdruck wird von der Umgebungstemperatur und dem Durchsatz der
Leitung bestimmt.
Der Energiebedarf für eine derartige Verdichterstation liegt wegen der
Rückgewinnung von Antriebsenergie in den Entspannungsturbinen nicht
höher als bei einer vergleichbaren Verdichterstation mit bekannter
Rückkühltechnik auf der Basis eines geschlossenen Propankühlkreislaufs.
Wesentlich ist, daß der Investitionsaufwand für eine erfindungsgemäße
Anlage erheblich (ca. 40-45%) geringer ist als für eine Anlage mit
herkömmlicher Rückkühltechnik. Dabei erhöht sich nicht nur die
Verfügbarkeit der Gesamtanlage, sondern vermindert sich auch das
Unfallrisiko aufgrund der entfallenden Rückkühleinrichtungen.
Claims (13)
1. Verfahren zur Fortleitung von Gas in Permafrostgebieten, wobei das in einer
Rohrleitung mit Eingangsdruck angelieferte Gas in einer Verdichterstation auf
einen höheren Druck komprimiert, anschließend durch Wärmetausch gekühlt und
mit einer niedrigen Ausgangstemperatur, insbesondere einer Ausgangstemperatur
von höchstens 0°C, und mit einem gegenüber dem Eingangsdruck erhöhten
Ausgangsdruck der Rohrleitung für den Weitertransport wieder zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß im Winterbetrieb das auf den Ausgangsdruck über die Verdichterstufe (3a, 3b) komprimierte Gas durch Gas/Luft-Wärmetauscher (5a, 5b) auf die für die Weiterleitung erforderliche Temperatur gebracht wird,
- - daß im Sommerbetrieb das Gas in einer zusätzlichen Verdichterstation (6, 8a, 8b) auf einen weit über dem Ausgangsdruck liegenden Druck komprimiert wird, und
- - daß das Gas zunächst über den Gas/Luft-Wärmetauscher (10) auf eine Tempe ratur oberhalb der Ausgangstemperatur abgekühlt wird und die weitere Abküh lung auf die gewünschte Ausgangstemperatur durch Entspannung von dem Überhöhungsdruck auf den gewünschten Ausgangsdruck erzielt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Sommerbetrieb die Kompression dreistufig in zwei Hauptverdichtungsstu
fen und einer Zusatzverdichtungsstufe erfolgt wobei die Hauptverdichtungsstu
fen eine Auslegung auf ein etwa gleiches Druckverhältnis aufweisen und die Küh
lung durch Wärmetausch jeweils zwischen den beiden Hauptverdichtungsstufen
und zwischen der Zusatzverdichtungsstufe und der Entspannungsstufe vorgenom
men wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entspannung insbesondere während der Übergangsjahreszeiten
(mittlere Umgebungstemperatur) durch Drosselung erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Winterbetrieb zumindest ein Teil der als zweite Verdichterstufe zur Erzeu
gung des Überhöhungsdrucks genutzten Verdichtereinrichtungen im Parallelbe
trieb zu den in der ersten Verdichterstufe (3a, 3b) genutzten Verdichtungsein
richtungen eingesetzt werden, wobei diese jeweils den gewünschten Ausgangs
druck erzeugen.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entspannung auf mindestens einer Entspannungsturbine (9a, 9b)
vorgenommen wird und daß alle Hauptverdichterstufen (3a, 3b, 6) im Winterbetrieb auf
reinen Parallelbetrieb geschaltet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Entspannungsturbine (9a, 9b) jeweils elektrisch oder mechanisch mit einem
Zusatzverdichter (8a, 8b) gekoppelt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Überhöhungsdruck mit einem oder mehreren Zusatzverdichtern (8a, 8b)
erzeugt wird, die als Booster-Kompressoren ausgebildet sind.
8. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, enthaltend mindestens
einen Verdichter (Hauptverdichter 3a, 3b) zur Kompression von Gas in einer
Ferngasleitung (Gasrohrleitung 1a, 1b), mindestens einem Wärmetauscher (5a, 5b) zur
Abkühlung von verdichtetem Gas, ferner ventilgesteuerte Rohrleitungen zur Verbindung
der Verdichter (3a, 3b) und Wärmetauscher (5a, 5b) untereinander sowie
Regeleinrichtungen zur Steuerung der Verdichter (3a, 3b) und Ventile,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß eine zusätzliche Verdichtereinrichtung (Hauptverdichter 6, Zusatzverdichter 8a, 8b) vorgesehen ist, die für den Sommerbetrieb durch ventilgesteuerte Rohrleitungen (L2a, L2b) mit dem Ausgang der Wärmetauscher (5a, 5b) verbindbar ist,
- - daß der zusätzlichen Verdichtereinrichtung ein Wärmetauscher (10) nachgeschaltet ist,
- - daß der Ausgang des Wärmetauschers (10) durch eine ventilgesteuerte Rohrleitung (L4a, L4b) im Sommerbetrieb mit der Gasrohrleitung (1a, 1b) verbindbar ist, wobei in die Rohrleitung (L4a, L4b) eine Entspannungseinrichtung (Entspannungsturbinen 9a, 9b) eingeschaltet ist, und
- - daß der Ausgang des Wärmetauschers (5a, 5b) für den Winterbetrieb direkt an die Gasrohrleitung (1a, 1b) anschließbar (Ventil V4a, V4b) ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Sommerbetrieb hinter zwei hintereinander geschaltete Hauptverdichter (3a + 3b,
6) jeweils ein Zusatzverdichter (8a, 8b) schaltbar ist.
10. Anlage nach einem der Ansprüche 8 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hauptverdichter (3a, 3b, 6) etwa auf ein gleiches Druckverhältnis ausgelegt
sind.
11. Anlage nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entspannungseinrichtung mindestens eine Entspannungsturbine (9a, 9b)
beinhaltet.
12. Anlage nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oder die Zusatzverdichter (8a, 8b) als Booster-Kompressoren ausgebildet sind,
die elektrisch oder mechanisch mit der oder den Entspannungsturbinen (9a, 9b)
gekoppelt sind.
13. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß alle Hauptverdichter (3a, 3b, 6) durch Schaltung von Ventilen im Winterbetrieb auf
reinen Parallelbetrieb schaltbar sind.
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