-
Verfahren zum Entfetten von Wolle und ähnlichem Fasergut in geschlossenen
Behältern. Das Entfetten der Rohwolle erfolgt ganz. allgemein durch Wäsche mit wässerig-alkalischen
Lösungen. Bekanntlich greift aber jegliche Behandlung mit alkalischen Lösungen,
auch wenn sie noch so schonend durchgeführt wird, die Wollsubstanz an, und außerdem
tritt durch den Waschprozeß stets eine teilweise Verfilzung der Wolle ein. Es liegt
daher nahe, der Entfettung mit organischen Lösungsmitteln, die die lseratinsubstanz
der Wollfaser
selbst unangegriffen läßt und eine Verfilzung der-Wolle
ausschließt, den Vorzug zu geben, falls es möglich ist, den Entfettungsprozeß so
zu führen, da.ß die im Innersten der Fas°rn enthaltenen Fettanteile, die zur Erhaltung
der Festigkeit und Geschmeidigkeit der Fasern erforderlich sind, nicht herausgelöst
werden und der Ausfall des Materials in bezug auf Reinheit einer guten Seifenwäsche
gleichkommt.
-
Die bisher bekannten Extraktionssysteme tragen der Eigenart der voluminösen
und elastischen Faserstoffe nicht genügend Rechnung. Meist diente als Extraktionsraum
ein geschlossener Kessel, in dem die Wolle mit organischen Lösungsmitteln kalt oder
warm behandelt und anschließend gleich durch Abtropfenlassen und Verdampfen von
diesen befreit wurde. Bei dieser Arbeitsweise wurde dadurch, daß das Lösungsmittel
nicht schnell genug der Wolle entzogen werden konnte, die `Volle zu lange der Einwirkung
des Lösungsmittels ausgesetzt, so daß letzteres außer den Fettanteilen der Oberfläche
auch die aus dem Faserinnern auflöste. Durch die Ansammlung der in der Wolle nach
dem Abtropfenlassen oder etwaigem Absaugen verbliebenen Fettlösungsmengen an den
tiefstgelegenen Stellen der Wolle konnte eine gleichmäßige Entfettung nicht erreicht
werden. Ferner mußte zwecks Verdampfung der zurückgebliebenen reichlichen Mengen
Lösungsmittel die Wolle zu lange der Wärme ausgesetzt werden, wobei auch ungleichmäßiges
Erhitzen des Materials nicht zu vermeiden war und somit die Wolle an einzelnen Stellen
des Kesselinhalts durch Überhitzung leiden mußte. Außerdem konnte von dem voluminösen
Fasermaterial nur jeweils eine im Vergleich zur Größe des Extraktionsraumes geringe
Gewichtsmenge entfettet «.erden.
-
Bei kontinuierlicher Arbeitsweise lassen sich vorstehende Nachteile
zwar beseitigen, aber die bereits bekannten kontinuierlich arbeitenden Wollextraktionsvorrichtungen
betreffen entweder nicht die Entfettung mit organischen Lösungsmitteln, oder aber
es werden Arbeits-Weisen vorgeschlagen, die durch zu langes Verweilen der Wolle
im Lösungsmittelbadnicht verhindern konnten, daß die Wolle zu weitgehend .entfettetwurde,
oder die durch imgenügende oder nicht sachgemäße mechanische Behandlung während
der Entfettung den Ausfall des Materials ungünstig beeinflussen. Diese Nachteile
sollen durch die vorliegende Erfindung vermieden werden.
-
Es wurde die Beobachtung gemacht, daß durch ein kurzes Benetzen der
Rohwolle mit einem fettlösenden organischen Lösungsmittel sich das an der Oberfläche
des Wollhaares befindliche Wollfett herunterwaschen läßt, ohne daß wesentliche Teile
des im Innersten der Fasern befindlichen Fettes mit herausgelöst werden, und daß
man ein reines Endprodukt erhält, wenn bei der Behandlung der Wolle mit dem Lösungsmittel
die. mechanischen Beimengungen und sonstige auf der Faser befindlichen Stoffe weitestgehend
abgespült werden. Die Rohwolle enthält nämlich an ihrer Oberfläche hochschmelzende
Fettanteile und Seifen, so z. B. auch Kalkseifen, die in organischen Lösungsmitteln,
vor allem in der Kälte, nur unvollkommen löslich sind und die bei der gewöhnlichen
Extraktion mit dem Schmutz auf der Faser zurückbleiben. Bei dem der Entfettung folgenden
Befreien des Extraktionsgutes von dem Lösungsmittel kleben diese Stoffe durch den
Einfluß der Wärme die feinstverteilten mechanischen Beimengungen auf der Faser fest
und verleihen dem Endprodukt ein unreines Aussehen. Durch kräftiges Bespülen mit
dem Lösungsmittel bei der Entfettung lassen sich diese Stoffe und sonstige Beimengungen
entfernen, und die Wolle wird rein weiß.
-
Auf dieser Beobachtung beruht vorliegende Erfindung, nach der das
Verfahren der Wollentfettung unter Anpassung an die Eigenart des Fasermaterials
in folgender Weise durchgeführt wird: Die auf einem siebartigen Förderbande fortbewegte
lose aufgeschichtete Wolle wird von oben oder unten, zweckmäßig aber aus diesen
beiden Richtungen gemein. sam, mit einem organischen Lösungsmittel, wie z. B. Benzin,
Benzol, Äther oder Gemischen derselben, kräftig bespritzt und am Ende und vorteilhafterweise
auch während des Prozesses durch Quetschwalzen abgepreßt.
-
Zur Erläuterung und als Beispiel zur Ausführung des Verfahrens kann
die in der Zeichnung in schematischer Weise veranschaulichte Vorrichtung dienen.
Das lose Fasermaterial fällt durch eine Speisevorrichtung a, a auf das Förderband
d aus engem Maschendraht und wird durch dieses fortbewegt. Während der Fortbewegung
wird das Extraktionsgut aus den durchlochten Röhren f 1 und 12 von oben und
g1 und g= von unten mit dem organischen Lösungsmittel unter Druckanwendung bespritzt.
Unter Auflösen von Fett und Abspülen von Schmutz tropft das Lösungsmittel in die
entsprechenden darunter befindlichen Behälter ltl und h-, von wo es wieder in die
Rohrleitungen f1 und g1 bzw. t2 und g2 durch Pumpen gedrückt wird. Grobe Verunreinigungen
werden durch die Siebe il und i2 aufgefangen, und die schweren Schmutzteile sammeln
sich am Boden der Behälter hl und h2, von wo sie durch die Hähne hl und h2 weggeschlämmt
«.erden können. Von dem Förderband d wird das Extraktionsgut auf das Walzenpaar
b, b
abgegeben, wo es ausgepreßt wird. Nach
dem Auspressen
wiederholt sich der ganz Vorgang noch einmal: Das Extraktionsgut wird von dem Förderbande
e aufgenommen, durch die Rohre j3, f l und g3, g1 mit Lösungsmitteln bespritzt und
verläßt nach dem Auspressen durch das Walzenpaar c, c den Apparat.
-
Das Material wird der Reihe nach durch die Rohre f 1 und
g l., f'-' und g=, f 3 und g und 14 und g4 mit dem am meisten bis zu dem
am wenigsten Fett enthaltenden Lösungsmittel behandelt, entsprechend dem Inhalt
der Behälter hl bis h4. Letztere sind so angeordnet, daß der Behälter /t4 am höchsten
und der Behälter hl am tiefsten liegt. Durch Nachfüllen von Lösungsmittel durch
die Zuleitung l kann finit Hilfe der überlaufrohre ml bis m3 der Höhestand des Lösungsmittels
in den Behältern ltl bis h4 geregelt werden. Durch das Abflußrohr n und die darin
liegenden Hähne o1 bis 03 kann der am Boden der Behälter h' bis h4 sich sammelnde
Schlamm von Zeit zu Zeit in die tiefer liegenden Behälter gespült bzw. ganz abgelassen
werden. Durch die Rohranschlüsse k1 bis k1, o1 bis o'3 und n kann auch eine
vorübergehende Entleerung der Behälter nach besonderen Vorratskesseln erfolgen.
Aus dem Lösungsmittel wird das extrahierte Fett nach dem Befreien von den mechanischen
Beimengungen durch Abdestillieren gewonnen.
-
Die ganze Vorrichtung ist gasdicht eingeschlossen, so daß nur an der
Eintrittsstelle für das Material zwischen den aneinandergedrückten Speisewalzen
a, a eine Öffnung bleibt. An der Austrittsstelle des Materials schließt sich
unmittelbar eine Vorrichtung zur Befreiung des Extraktionsgutes von den zurückgebliebenen
Mengen Lösungsmittel an.
-
Nach vorstehend bezeichnetem Verfahren erreicht man eine vollkommen
gleichmäßige Entfettung und hat es durch Änderung der Fortbewegungsgeschwindigkeit
des Extraktionsgutes und durch entsprechende Einstellung der Konzentrationen und
Temperaturen der Lösungen in der Hand, die Entfettung bis z u jedem beliebigen Grade
durchzuführen, und kam: sie auch so-leiten, daß unter -Entfettung der Oberfläche
die Fettbestandteile im Innersten der Fasern geschont bleiben. Durch Anwendung des
bekannten Gegenstromprinzips beim Bespritzen kann eine sehr starke Anreicherung
des Lösungsmittels an Fett erzielt werden, so daß die im Gebrauch befindliche Menge
Lösungsmittel im Verhältnis zur Menge des Extraktionsgutes nur gering zu sein braucht.
In der `Volle stets vorhandene Schmutzknötchen werden durch die in der Mitte der
Vorrichtung befindliche Walzenpre@se zerdrückt und gleich darauf bei der \''#'e@iterbeförderung
entfettet, so daß ein erneutes Zusammenkleben verhindert wird und ein leichtes Ablösen
des Schmutzes von den Fasern erfolgen kann. Durch das Abpressen am Ende der Entfettung
wird eine weitgehende Befreiung des Materials vom Lösungsmittel erreicht, so daß
die geringen verbleibenden Mengen desselben leicht zu entfernen. sind und somit
keine überhitzung der Wolle zu erfolgen braucht. Ein Verfilzen oder Verwikkeln der
Wolle ist nicht möglich.
-
Das Wesentliche und Neue an diesem Verfahren ist aber, daß unter zwangläufiger
Einhaltung einer kurzen Berührungsdauer des Fasermaterials mit dem Lösungsmittel
durch Anwendung von kräftigen Flüssigkeitsstrahlen beim Bespritzen mit der chemischen
Wirkung des Auflösens noch die mechanische Reinigung verbunden wird. Kräftiges Bespritzen
hat die Wirkung einer mechanischen Behandlung, ohne aber das Material zu verwickeln
und strähnig werden zu lassen. Anderseits ist wieder die Schonung der Faser durch
Verhinderung zu weitgehender Entfettung durch die kurze Berührungsdauer mit dem
Lösungsmittel, insbesondere beim Arbeiten in der Kälte, gewährleistet. Die Art der
Fortbew-egung des Extraktionsgutes macht ungleiche Behandlungsdauer unmöglich und
sichert auf diese Weise einheitlichen Ausfall des Materials.
-
In gleicher Weise wie für Wolle kamt das beschriebene Entfettungsverfahren
für jegliches andere lose Fasergut angewandt werden.