DE4024510A1 - Tiefziehfaehiges textilmaterial und daraus hergestellte formkoerper - Google Patents
Tiefziehfaehiges textilmaterial und daraus hergestellte formkoerperInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen tiefziehfähigen Vliesstoff, ein daraus
hergestelltes beharztes flächenförmiges Prepreg, ein unter Verwendung des
unbeharzten oder beharzten tiefziehfähigen Vliesstoffs hergestelltes
dreidimensional verformtes Textilgebilde und ein Sandwichmaterial mit einem
Kern aus dem besagten dreidimensional verformten, beharzten Textilgebilde.
Ferner betrifft die Erfindung Verfahren zur Herstellung der oben
bezeichneten Gegenstände.
In der EP-A-2 47 232 werden Vliesstoffe beschrieben aus Filamenten
geringer Vororientierung, die sich in einer Bruchdehnung von über 100%
oder einer Doppelbrechung von 0,01 bis 0,07 zeigt. Diese Vliesstoffe
werden durch heiße Prägewalzen thermisch vorverfestigt, befeuchtet und
dann unter Spannung thermisch fixiert. Damit ergeben sich verfestigte
Prägepunkte, die die Beweglichkeit der Filamente im Vliesstoff stark
begrenzen, und durch die nachfolgende Fixierung unter Spannung ergibt
sich eine Anisotropie der thermomechanischen Eigenschaften, die die Ver
formbarkeit derartiger Vliesstoffe zumindest in Spannungsrichtung stark
beeinträchtigt.
Aus der DE-A-30 29 752 ist ein Verfahren bekannt zur Herstellung eines
tiefgezogenen Formteils aus einem Stapelfaser-Vlies bei dem ein
Stapelfaser-Vlies eingesetzt wird, das wenigstens 10 Gew.-% verstreckbare
Fasern mit einer Bruchdehnung bei 150°C unter dem Schmelzpunkt von
mindestens 100% enthält, das durch Nadeln verfestigt ist und das bei einer
Temperatur zwischen 150°C und dem Schmelzpunkt der verstreckbaren
Fasern tiefgezogen wird.
Das Vlies kann durch ein thermoplastisches oder duroplastisches Bindemittel
zusätzlich verstärkt sein. Die für dieses Material eingesetzten Stapelfasern
können aus den verschiedensten synthetischen Polymeren bestehen und
haben ausweislich der Beispiele Stapellängen von ca. 50-80 mm und
Einzelfilamenttiter von 1,5 bis 20 den.
Die hergestellten Formteile eignen sich als selbsttragende Filter. Sie sind
jedoch wegen der ausschließlichen Verwendung von Stapelfasern
mechanisch weniger belastbar. Die Druckschrift gibt keinen Hinweis, daß ein
tiefziehfähiges Vlies auch aus Endlosfasern aufgebaut werden könnte;
vielmehr wird der Fachmann zu der Annahme veranlaßt, daß die
Tiefziehfähigkeit dieses bekannten Vlieses aus der Verwendung von
Kurzschnittfasern resultiert, die beim Tiefziehprozeß relativ leicht aneinander
vorbeigleiten können.
Ein verformbares Spinnvlies, das ausschließlich aus teilverstreckten,
endlosen Synthesefasern besteht, ist aus der DE-B 15 60 797 bekannt. Das
Fasermaterial dieserVliese kann aus Polyamiden, Polyestern oder
Polyolefinen bestehen. Zur Verfestigung wird dieses Vlies musterartig
verdichtet und mit örtlich variierenden Bindemittelkonzentrationen imprägniert.
Diese spezielle Art der Verfestigung ist nach den Angaben dieser
Druckschrift für die Verformbarkeit des Vlieses von ausschlaggebender
Bedeutung. Ähnlich wie bei der gemäß EP-A-2 47 232 ausgeführten
punktförmigen Verfestigung ergibt sich jedoch auch hier eine Anisotropie in
der Beweglichkeit der Filamente innerhalb des Vliesstoffes, die die
dreidimensionale Verformbarkeit des Vliesstoffs beeinträchtigt.
Es ist auch bereits aus der EP-A-2 50 005 bekannt, aus Geweben und
normalen Vliesen durch Tiefziehen verformte dreidimensionale Gebilde
herzustellen. Der beim Tiefziehprozeß eintretende Flächengewinn soll nach
den Angaben dieser Druckschrift nur aus der Konstruktionsdehnung dieser
Flächengebilde resultieren und ist dementsprechend gering.
Durch die vorliegende Erfindung wird ein isotroper, gut tiefziehfähiger
Vliesstoff zur Verfügung gestellt, der unter den normalen
Verarbeitungsbedingungen, insbesondere beim Imprägnierprozeß, eine sehr
gute Dimensionskonstanz zeigt, und der gleichzeitig ein für alle praktischen
Anwendungsfälle ausreichend großes Tiefziehverhältnis ermöglicht.
Der erfindungsgemäße isotrope, gut tiefziehfähige Vliesstoff ist als
Filamentvliesstoff ausgebildet und dadurch gekennzeichnet, daß er zu
mindestens 30 Gew.-% aus gering orientierten, grobtitrigen Filamenten mit
einem Titer von mehr als 7 dtex besteht und daß er mechanisch verfestigt
ist.
Die mechanische Verfestigung kann in jeder an sich bekannten Weise
erfolgen, z. B. durch Nadeln oder auf hydrodynamischem Wege durch
Fluidstrahlen, wie es beispielsweise in der EP-A-01 08 621 beschrieben
worden ist.
Die Orientierung der in den erfindungsgemäßen Vliesstoffen enthaltenen
gering orientierten, grobtitrigen Filamente, wird zweckmäßigerweise so
eingestellt, daß sie einer Höchstzugkraftdehnung von mindestens 80%,
vorzugsweise von mindestens 100% entspricht. Eine Obergrenze für die
Höchstzugkraftdehnung der gering orientierten, grobtitrigen Filamente ist im
Grunde nur durch deren Herstellbarkeit gegeben. Es ist jedoch vorteilhaft,
die Orientierung dieser Filamente so einzustellen, daß sich eine
Höchstzugkraftdehnung zwischen 100 und etwa 350% ergibt. Besonders
bevorzugt ist es, den Orientierungsgrad der gering orientierten, grobtitrigen
Filamente, d. h. ihre Höchstzugkraftdehnung so an den beabsichtigten
Verwendungszweck, d. h. an die durch Tiefziehen zu erreichende dreidimensionale
Verformung anzupassen, daß in den verstreckten Bereichen die
grobtitrigen Filamente nicht reißen können, aber auch keine allzugroße
Restverstreckbarkeit mehr aufweisen. Besonders bevorzugt ist es daher, die
Orientierung der grobtitrigen Filamente, d. h. ihre Höchstzugkraftdehnung so
einzustellen, daß nach der Tiefziehverformung des erfindungsgemäßen
Vlieses die grobtitrigen Filamente in den verstreckten Bereichen noch eine
Restverstreckbarkeit von etwa 10 bis 50%, insbesondere 10 bis 30%,
aufweisen.
Die in den erfindungsgemäßen Vliesstoffen enthaltenen grobtitrigen Filamente,
haben in der Regel Einzeltiter von 7 bis 30 dtex, vorzugsweise von 10
bis 25 dtex. Auch Titer außerhalb dieser zweckmäßigerweise einzuhaltenden
Titergrenzen sind möglich, sofern darauf geachtet wird, daß die oben näher
beschriebenen Bedingungen für die Orientierung des Filamentmaterials
eingehalten werden können.
Für spezielle Einsatzgebiete bestehen die erfindungsgemäßen tiefziehfähigen
Vliesstoffe zu 100% aus den gering orientierten, grobtitrigen Filamenten.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß es überraschenderweise möglich ist, auch
erfindungsgemäße gut tiefziehfähige Vliese herzustellen, die bis zu 70%
andere Fasern enthalten.
Diese "anderen Fasern" können jedem bekannten für die Vliesherstellung
geeigneten Fasertyp entsprechen. Sie haben vorzugsweise einen normalen
bis hohen Orientierungsgrad und können demgemäß normal bis hoch
reißfest sein und sie können als Stapelfasern oder, vorzugsweise, als
Endlosfasern vorliegen. Daher soll in der folgenden Beschreibung der Begriff
"andere Fasern" stets alle diese Fasertypen umfassen.
Es ist überraschend, daß sich derartige, nur ca. 30% gering orientierte,
grobtitrige Filament aufweisende erfindungsgemäße Vliese immer noch gut
tiefziehen lassen, während bekannte Vliese nur eine mäßige Tiefziehfähigkeit
aufweisen, und bei höheren Tiefziehverhältnissen in den verstreckten Zonen
reißen. Die Tiefziehfähigkeit von erfindungsgemäßen Vliesen mit einem
überwiegenden Anteil anderer Fasern dürfte darauf zurückzuführen sein, daß
die im Vlies enthaltenden Anteile gering orientierter, grobtitriger Filamente
eine überraschend gute Stütz- und Stabilisierungsfunktion übernehmen, die
ein Reißen der übrigen Faseranteile des erfindungsgemäßen Vlieses
erstaunlich wirksam verhüten. Bevorzugte erfindungsgemäße Vliesstoffe
enthalten einen Anteil von 40 bis 85 Gew.-% der gering orientierten,
grobtitrigen Filamente oder, wie oben bereits ausgeführt, sie bestehen zu
100% aus gering orientierten, grobtitrigen Filamenten.
Weder die gering orientierten, grobtitrigen Filamente noch die anderen
Fasern des erfindungsgemäßen Vliesstoffs müssen alle den gleichen Titer
haben. Vielmehr können auch zwei oder mehrere Gruppen gering
orientierter, grobtitriger Filamente mit unterschiedlichen, oberhalb 7 dtex
liegenden Titern in dem gleichen Vliesstoff enthalten sein oder die Titer der
gering orientierten, grobtitrigen Filamente können in einem Bereich oberhalb
7 dtex statisch verteilt sein, solange nur ihre Orientierung der
Höchstzugkraftdehnung von mindestens 80% entspricht.
Das gleiche gilt natürlich auch für die anderen Fasern des
erfindungsgemäßen Vliesstoffes. Auch diese können in ein und demselben
Vliestoff in verschiedenen Titern oder in einem Titerspektrum, in dem die
Titer statistisch verteilt sind, enthalten sein, wobei jedoch die bei ihnen die
Titerbegrenzung auf Werte oberhalb 7 dtex nicht gilt.
Die Titer dieser "anderen Fasern" können daher auch kleiner sein als 7
dtx und liegen in der Regel bei 1 bis 30 dtex.
Durch die Wahl der Titermischung der Filamente und Fasern kann der
Charakter der erfindungsgemäßen Vliesstoffe in recht weiten Grenzen
variiert werden. So führt ein höherer Anteil grobtitriger Filamente und Fasern
beispielsweise zu erhöhter Steifigkeit und geringerer Flächendeckung; ein
höherer Anteil feiner Titer unter 10 dtex wird besonders dann bevorzugt,
wenn die Flächendeckung des erfindungsgemäßen Vliesstoffes
vergleichmäßigt und/oder dichter werden soll.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Verteilung der gering orientieren,
grobtitrigen und der anderen Fasern in den erfindungsgemäßen
tiefziehfähigen Vliesstoffen . Die gering orientierten, grobtitrigen, Filamente
und die anderen Fasern können in den tiefziehfähigen Vliesstoffen in
praktisch homogener Mischung vorliegen, d. h., daß im Durchschnitt in jedem
Raumelement des Vlieses die Verteilung von gering orientierten, grobtitrigen
und anderen Fasern in etwa gleich ist. Der erfindungsgemäße tiefziehfähige
Vliesstoff kann jedoch auch eine Schichtstruktur haben, bei der die gering
orientierten, grobtitrigen Filamente und die anderen Fasern in
unterschiedlichen Schichten enthalten sind. Hierbei wechseln Schichten mit
gering orientierten, grobtitrigen Filamenten und Schichten mit anderen
Fasern miteinander ab. Dabei ist es bevorzugt, daß mindest eine
Außenseite des geschichteten Vliesstoffs, insbesondere aber beide
Außenseiten Schichten aus gering orientierten, grobtitrigen Filamenten
bestehen. Die Schichten eines solchen erfindungsgemäßen Vliesstoffes
werden ebenfalls zweckmäßigerweise mechanisch, z. B. durch Nadeln,
miteinander verbunden.
Die hervorragende Stützfähigkeit der erfindungsgemäßen tiefziehfähigen
Vliesstoffe kann auch in der Weise genutzt werden, daß ein
erfindungsgemäßer Vliesstoff mit anderen bekannten Vliesstoffen kombiniert
und punktuell oder vollflächig verbunden ist. Auch hierbei entsteht eine
Schichtstruktur, die aufgrund der Anwesenheit mindestens einer Schicht
eines erfindungsgemäßen Vliesstoffes eine gute Tiefziehfähigkeit aufweist.
Bei der Kombination eines erfindungsgemäßen Schichtstoffes mit anderen
bekannten Schichtstoffen ist die Zahl der Schichten in Prinzip nicht
begrenzt, sondern wird durch den geplanten Verwendungszweck bestimmt.
Eine solche Kombination weist in der Regel abwechselnd erfindungsgemäße
und übliche Vliesstoffe auf und kann als Außenlage ein- oder beidseitig
einen erfindungsgemäßen oder einen üblichen Vliesstoff aufweisen.
Das Flächengewicht der erfindungsgemäßen Vliesstoffe wird ebenfalls
wesentlich, durch den geplanten Einsatzzweck des Materials bestimmt und
liegt in der Regel im Bereich von 50 bis 500 g/m², vorzugsweise von 100
bis 300 g/m².
Die ausgezeichnete Verformbarkeit des erfindungsgemäßen Vliesstoffs
beruht nicht nur auf der guten Verformbarkeit der darin enthaltenen, gering
orientierten, grobtitrigen Filamente, sondern auch auf der guten
Beweglichkeit der Filamente in dem rein mechanisch verfestigten Vliesstoff.
Auch das höhere Volumen von mechanisch verfestigten Vliesstoffen
gegenüber thermisch gebundenen ist für viele Anwendungen vorteilhaft.
Die im erfindungsgemäßen Vliesstoff enthaltenen grobtitrigen Einzelfila
mente ergeben eine gute Eigenstabilität der tiefgezogenen Formkörper selbst
dann, wenn diese kein oder noch kein stabilsierendes Harz enthalten.
Die Herstellung des erfindungsgemäßen tiefziehfähigen Spinnvlieses erfolgt
in an sich bekannter Weise durch Ablage der Dilamente auf einer bewegten
Siebunterlage zu einem Wirrvlies und ist dadurch gekennzeichnet, daß
zumindest 30 Gew.-% gering orientierte, grobtitrige Filamente mit einem Titer
von mehr als 7 dtex abgelegt werden. Die Blasdüsen für den Filamentabzug
werden hierbei so eingestellt, daß diese grobtitrigen Filamente eine relativ
geringe Vororientierung erhalten, die einer Höchstzugkraftdehnung von
mindestens 80%, vorzugsweise von mindestens 100% entspricht. Besonders
vorteilhaft ist es, die Abzugsdüsen so einzustellen, daß je nach dem
geplanten Verwendungszweck des erfindungsgemäßen tiefziehfähigen
Vlieses die gering orientierten, grobtitrigen Filamente
Höchstzugkraftdehnungen im Bereich von 100 bis 350% aufweisen.
Vorzugsweise wird der Einzeltiter der grobtitrigen gering orientierten
Filamente im Bereich zwischen 8 und 30 dtex und ihr Anteil am
Gesamtgewicht des Vlieses zwischen 80 und 100 Gew.-% gewählt. Die
Menge der pro m² abgelegten Filamente wird nach den oben angegebenen
Kriterien bemessen, in der Regel werden 50 bis 500 g, vorzugsweise 100
bis 300 g Filamente pro m² abgelegt.
Die Filamentablage erfolgt vorzugsweise unter Einsatz einer rotierenden
Prallplatte und insbesondere mit einer nachgeschalteten Leitfläche wie sie
beispielsweise in der Deutschen Patentschrift 27 13 241 beschrieben ist. Zur
Herstellung der erfindungsgemäßen tiefziehfähigen Spinnvliese mit der
bevorzugten Schichtenstruktur, bei der gering orientierte, grobtitrige
Filamente und andere Fasern in verschiedenen Schichten enthalten sind,
erfolgt die Filamentablage durch mehrere in der Bewegungsrichtung der
Siebunterlage hintereinanderliegenden Reihen von Ablageorganen, aus
denen abwechselnd gering orientierte, grobtitrige, Filamente und andere
Fasern abgelegt werden. Die Verfestigung des frisch abgelegten
Spinnvlieses erfolgt in an sich bekannter Weise auf mechanischem Wege,
beispielsweise durch Nadeln oder durch hydrodynamische Verfestigung
mittels Fluidstrahlen wie sie beispielsweise in der EP-A-01 ×08 621
beschrieben ist.
Die Filamente und Fasern des erfindungsgemäßen tiefziehfähigen
Spinnvlieses können im Prinzip aus allen spinnfähigen Polymermaterialien
bestehen. Das Polymermaterial aus dem die gering orientierten, grobtitrigen
Filamente hergestellt werden, muß jedoch die Herstellung von Filamenten
zulassen, die eine Höchstzugkraftdehnung von mindestens 80, vorzugsweise
100 insbesondere 100 bis 350% aufweisen. Für die anderen, in den
erfindungsgemäßen Vliesen gegebenenfalls enthaltenen Fasern bestehen
keine derartigen Beschränkungen.
Bevorzugte Polymerrohstoffe für die Herstellung der erfindungsgemäßen
tiefziehfähigen Vliesstoffe sind Polyester, Polyamide und Polyacrylnitril.
Besonders bevorzugt sind Polyester und insbesondere solche, die zu
mindestens 80% aus Terephthalsäure- und Ethylenglycoleinheiten aufgebaut
sind. Insbesondere ist bevorzugt ein Polymerrohstoff aus reinem oder
höchstens 5% modifizierende Baugruppe enthaltendem
Polyethylenterephthalt.
Polyesterbausteien, die neben Terephthalsäure und Ethylenglycol in den
einzusetzenden Polyestern enthalten sein können, sind die üblicherweise in
spinnfähigen Polyestern eingesetzten, wie z. B. Isophthalsäure,
Sulfoisophthalsäure, Naphthalincarbonsäuren, aromatische
Hydroxycarbonsäuren, beispielsweise p-Hydroxybenzoesäure, aliphatische
Dicarbonsäuren mit etwa 4 bis 10 C-Atomen, beispielsweise Adipinsäure,
Glycole mit 3 bis 10 C-Atomen, Diglycol, Triglycol oder Polyglycol.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein tiefziehfähiger Vliesstoff
der oben beschriebenen Art, der zusätzlich mit einem thermoplastischen
oder hitzehärtenden Harz imprägniert ist. Als thermoplastisches oder
hitzehärtendes Harz wird vorzugsweise ein solches verwendet, das den
Vliesstoff so versteift, daß er selbsttragend wird. Besonders bevorzugt ist ein
erfindungsgemäßer Vliesstoff, der mit einem bekannten, hitzehärtenden
Harz, insbesondere einem Phenol- oder Melaminharz imprägniert ist. Die
Harzauflage, d. h., die pro m² des Textilmaterials aufgebrachte Harzmenge,
richtet sich nach dem Einsatzgebiet und wird vorzugsweise so bemessen,
daß sich ein im Wesentlichen offenporiges Vliesnetzwerk ergibt.
Unter einem offenporigen Vliesnetzwerk ist ein Material zu versehen, das
im wesentlichen die offenporige Struktur des ursprünglichen Vlieses
beibehalten hat, bei dem das Harz somit nur die Einzelfilamente ganz oder
teilweise ummantelt und an den Filamentkreuzungspunkten Bindepunkte
ausbildet.
Geeignete Auflagemengen des Harzes liegen im Bereich von 20 bis 80,
vorzugsweise von 40 bis 50 Gew.-% des Halbzeugs. Innerhalb der
angegebenen Bereiche kann die Harzmenge noch zweckmäßig an das m²-
Gewicht des erfindungsgemäßen Vliesstoffes angepaßt. Bei Einsatz
eines schweren erfindungsgemäßen Vliesstoffes arbeitet man vorzugsweise
in der oberen Hälfte des angegebenen Bereichs, bei leichten Textilien in der
unteren Hälfte. Für spezielle Anwendungen kann es auch vorteilhaft sein,
die Harzauflagenmenge so weit zu erhöhen, daß auch im gedehnten Zustand
noch ein Harzfilm zwischen den Fäden des Vliesnetzwerkes stehen bleibt.
Die Herstellung der beschriebenen harzimprägnierten erfindungsgemäßen
tiefziehfähigen Vliesstoffe kann problemlos dadurch erfolgen, daß man den
oben beschriebenen Vliesstoff einem üblichen Harzimprägnierungsprozeß
unterwirft. Der Harzauftrag kann in üblicher Weise durch Streichen, Bürsten,
Rakeln, Pflatschen oder durch Tauchen erfolgen. Der mit Harz
beaufschlagte Vliesstoff wird dabei anschließend zweckmäßigerweise durch
ein Quetschwalzenpaar auf die gewünschte Harzaufnahme abgequetscht.
In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt der Harzauftrag durch ein
"Umkehrverfahren", bei dem das Harz zunächst auf ein Trägermaterial
gleichmäßig aufgebracht wird. Mit dem beharzten Träger wird dann der
erfindungsgemäße tiefziehfähige Vliesstoff in engen Flächenkontakt gebracht,
wobei der Vliesstoff durch seine Kapillarkräfte das Harz vom Träger
absaugt.
Es ist keineswegs erforderlich, daß der Harzauftrag über der gesamten
Fläche des Vliesstoffes gleichmäßig sein muß. Vielmehr kann das Harz
auch in Form eines regelmäßigen Musters oder in unregelmäßiger, aber
statistisch gleichmäßiger Verteilung aufgebracht werden. Hierbei ist jedoch
zu beachten, daß die unbeharzten Flächen nicht zu groß werden, damit
noch eine ausreichende Versteifung des gesamten unverformten oder
dreidimensional verformten Flächengebildes erzielt wird.
Eine wirkungsvolle statistische Harzverteilung ergibt sich beispielsweise
wenn das Harz durch das oben beschriebene Umkehrverfahren auf einen
erfindungsgemäßen Vliesstoff aufgebracht wird, der einen Schichtaufbau
zeigt, bei dem einseitig überwiegend grobe, gering orientierte, auf der
anderen Seite überwiegend feintitrige, normal oder stark orientierte
Filamente vorhanden sind. Der Harzübertrag erfolgt dabei von der
grobtitrigen Seite her und die grobtitrigen Filamente ziehen dabei den
überwiegenden Anteil des Harzes an sich und bilden nach dem Tiefziehen
und Aushärten des Harzes ein besonders wirkungsvoll versteiftes
Stütznetzwerk.
Thermoplastische Harze werden für den Imprägniervorgang
zweckmäßigerweise in Form von Lösungen oder vorzugsweise von
Emulsionen aufgebracht; hitzehärtbare Harze zweckmäßigerweise in der
handelsüblichen Form als hochkonzentrierte wäßrige Lösungen oder
Dispersionen.
Der erfindungsgemäße, gegebenenfalls harzimprägnierte, tiefziehfähige
Vliesstoff kann mit besonderem Vorteil zur Herstellung dreidimensional
verformter textiler Flächengebilde eingesetzt werden. Auch diese
dreidimensionalen Gebilde sind Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Sie bestehen aus einem dreidimensional verformten, offenporigen Vliesstoff,
der dadurch gekennzeichnet, daß mindestens 30 Gew.-% der Filamente
gering orientierte, grobtitrige Filamente sind, die auch in den verformten
Bereichen nur bis unterhalb ihrer Höchstzugkraftdehnung verdehnt, d. h. nicht
gerissen sind.
Sie enthalten ein relativ grobporiges Stütznetzwerk, das von gering
orientierten, grobtitirigen Filamenten, die im Bereich der Verformungen
stärker sind, gebildet wird und das gegebenenfalls zusätzlich
durch ein thermoplastisches oder duroplastisches Harz versteift ist.
Bei den erfindungsgemäßen dreidimensional verformten textilen
Flächengebilden, die nicht ausschließlich aus den gering orientierten,
grobtitrigen Filamenten bestehen, erstreckt sich zwischen den relativ groben
Öffnugnen des Stütznetzwerks das aus den anderen, ggf. feinertitrigen
Filamenten gebildete, gegebenenfalls ebenfalls harzversteifte poröse Vlies
mit seinen zahllosen
feinen Öffnungen.
In einer speziellen, jedoch wegen des höheren Gewichts weniger
bevorzugten Ausführungsform, können die Poren des verformten Vliesstoffes
auch durch das duroplastische oder thermoplastische Harz ausgefüllt sein.
Die Fig. 1 zeigt schematisch eine mögliche Formgebung für ein
erfindungsgemäßes, dreidimensional verformtes Flächengebilde (3) mit einer
Vielzahl von aus einer textilen Grundfläche (4) (Vliesstoff) herausgezogenen
"Näpfchen" (5).
Die Fig. 2 zeigt schematisch in vergrößerter Darstellung eines der
"Näpfchen" (5) des Gebildes der Fig. 1.
In den Fig. 1 und 2 ist aus Gründen der Klarheit und Übersichtlichkeit
schematisch nur das aus den gering orientierten, grobtitrigen Filamenten
gebildete Stütznetzwerk und jeweils nur die Struktur der dem Betrachter
zugewandten Flächen der "Näpfchen" dargestellt, nicht aber die durch die
offenporige Vliesstoff-Struktur hindurch sichtbaren Rückseiten.
Die Fig. 2 zeigt schematisch besonders klar die offenen
Faserzwischenräume der offenporigen Vliesstoffstruktur.
In einer besonders im Hinblick auf die weitere Verwendung als Kernmaterial
für die Herstellung von Schichtstoffen spezifizierten Ausführungsform, weist
das erfindungsgemäße dreidimensional verformte flächenförmige
Textilmaterial auf einer Basisfläche in regelmäßiger Anordnung eine Vielzahl
von Ergebungen auf. In einer weiteren Ausführungsform weist das
erfindungsgemäße dreidimensional verformte Material auf der Ebene der
Basisfläche in regelmäßiger Anordnung eine Vielzahl von Erhebungen und
Vertiefungen auf. Die Erhebungen und Vertiefungen können die Form von
Näpfchen mit runder oder eckiger Basisfläche oder z. B. von Stegen haben,
die zweckmäßigerweise ein flaches Plateau bzw. einen flachen Boden
aufweisen, die vorzugsweise alle in einer Ebene und parallel zur Basisfläche
liegen.
Das erfindungsgemäße dreidimensional verformte flächenförmige
Textilmaterial wird hergestellt entweder indem man einen
erfindungsgemäßen beharzten Vliesstoff einem an sich bekannten
Tiefziehprozeß unterwirft, oder indem man einen unbeharzten
erfindungsgemäßen Vliesstoff tiefzieht und die erhaltene dreidimensional
verformte Struktur anschließend beharzt, oder indem man einen unbeharzten
erfindungsgemäßen Vliesstoff gemeinsam mit einer Harzfolie passenden
Flächengewichts dem Tiefziehprozeß unterwirft.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein flächenförmiger
Sandwichkörper bestehend aus zwei äußeren festen Deckschichten, die
über einen Kern, bestehend aus dem oben beschriebenen
erfindungsgemäßen dreidimensional verformten, harzverstärkten
flächenförmigen Textilmaterial verbunden sind. Die Verbindung zwischen
Deckschichten und den Plateauflächen der Erhebungen bzw. den
Bodenflächen der Vertiefungen des erfindungsgemäßen Kernmaterials kann
durch übliche Laminierverfahren unter Verwendung von Klebstoffen,
insbesondere von kalt- oder hitzehärtenden Klebstoffen wie z. B.
Epoxidharzen oder Duroplasten erfolgen. Aufgrund der großen
Kontaktfläche zwischen dem Kernmaterial und den Deckschichten erweist
sich die Verklebung als überaus stabil. Trotz der offenporigen
Vliesstoffstruktur des erfindungsgemäßen Kernmaterials haben die damit
hergestellten Sandwichformkörper eine überraschend hohe Druckfestigkeit
bei extrem niedrigen Gewicht. Sie eignen sich daher hervorragend als
Material zum Innenausbau von Fahrzeug-, insbesondere von Flugzeugzellen.
Hierbei sind erfindungsgemäße, dreidimensionale verformte textile Vliesstoffe
aus flammhemmend ausgerüstetem Filamentmaterial besonders bevorzugt.
Die Fig. 3 zeigt eine Sandwichkonstruktion (6) mit den Deckflächen (7) und
(8) und einem Kern (9) aus einem erfindungsgemäßen, dreidimensional
verformten Flächengebilde.
Claims (22)
1. Isotroper, gut tiefziehfähiger Vliesstoff, dadurch gekennzeichnet, daß er
als Filamentvliesstoff ausgebildet ist, der mindestens 30 Gew.-% gering
orientierte, grobtitrige Filamente mit einem Titer von mehr als 7 dtex
enthält und nur mechanisch verfestigt ist.
2. Vliesstoff gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Orientierung der gering orientierten, grobtitrigen Filamente einer
Höchstzugkraftdehnung von mindestens 80%, vorzugsweise von
mindestens 100% entspricht.
3. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die gering orientierte, grobtitrigen Filamente
Einzeltiter von 7 bis 30 dtex haben.
4. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Vliesstoff zu 40 bis 85 Gew.-% aus den gering
orientierten, grobtitrigen Filamenten besteht.
5. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß er ausschließlich aus geirng orientierten,
grobtitrigen Filamenten geringer Orientierung besteht.
6. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die gering orientierte, grobtitrigen Filamente und
andere Filamente in einer praktisch homogenen Mischung vorliegen.
7. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die gering orientierten, grobtitrigen Filamente und
andere Filamente vorwiegend in verschiedenen Schichten des
Vliesstoffes, die mechanisch untereinander verbunden sind, vorliegen.
8. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Flächengewicht des Vliesstoffs im Bereich
von 50 bis 500 g pro m², vorzugsweise von 100 bis 300 g pro m²
liegt.
9. Vliesstoff gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der Vliesstoff zusätzlich mit einem anderen
bekannten Vliesstoff kombiniert und punktuell oder vollflächig
verbunden ist.
10. Verfahren zur Herstellung des Spinnvlieses des Anspruches 1 durch
Ablage der Filamente zu einem Wirrvlies in an sich bekannter Weise,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest 30 Gew.-% gering orientierte,
grobtitrige Filamente abgelegt werden, deren Einzeltiter über 7 dtex
liegt und die Verfestigung des Vlieses rein mechanisch erfolgt.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Filamentablage durch mehrere in Bewegungsrichtung der
Vliestransporteinrichtung hintereinanderliegenden Reihen von
Ablageorganen, die abwechselnd gering orientierte, grobtitrige und
andere Filamente ablegen, erfolgt.
12. Isotroper, gut tiefziehfähiger Vliesstoff gemäß mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß er zusätzlich mit
einem thermoplastischem oder hitzehärtenden Harz imprägniert ist.
13. Tiefziehfähiger Vliesstoff gemäß Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Harzauflage so bemessen wird, daß sich ein im wesentlichen
offenporiges Vliesstoff-Netzwerk ergibt.
14. Verfahren zur Herstellung des tiefziehfähigen harzimprägnierten
Vliesstoffs des Anspuchs 12, dadurch gekennzeichnet, daß man gemäß
Anspruch 10 einen tiefziehfähigen Vliesstoff herstellt, und diesen
anschließend mit einem thermoplastischen oder hitzehärtenden Harz
imprägniert.
15. Dreidimensional verformter, offenporiger Vliesstoff, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens 30 Gew.-% der Filamente gering
orientierte, grobtitrige Filamente sind, die auch in den verformten
Bereichen nur bis unterhalb ihrer Höchstzugkraftdehnung verdehnt sind.
16. Dreidimensional verformter offenporiger Vliesstoff gemäß Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß er zusätzlich mit einem thermoplastischen
oder hitzehärtenden Harz versteift ist.
17. Verfahren zur Herstellung des dreidimensional verformten Vliesstoffs
des Anspruchs 15, dadurch gekennzeichnet, daß man einen
tiefziehfähigen Vliesstoff des Anspruchs 1 durch einen Tiefziehprozeß
mit einer regelmäßigen Anordnung einer Vielzahl von Erhebungen und
Vertiefungen versieht.
18. Verfahren zur Herstellung des dreidimensional verformten
harzversteiften Vliesstoffs des Anspruchs 16, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen tiefziehfähigen Vliesstoffs des Anspruchs 1 gemeinsam
mit einer Harzfolie durch einen Tiefziehprozeß mit einer regelmäßigen
Anordnung einer Vielzahl von Erhebungen und Vertiefungen versieht.
19. Verfahren zur Herstellung des dreidimensional verformten Vliesstoff des
Anspruchs 16, dadurch gekennzeichnet, daß man einen
dreidimensional verformten Vliesstoff nach dem Verfahren des
Anspruchs 17 herstellt, und diesen anschließend mit einem
thermoplastischen oder duroplastischen Harz imprägniert und
gegebenenfalls aushärtet.
20. Verfahren zur Herstellung des dreidimensionalen verformten Vliesstoffs
des Anspruchs 16, dadurch gekennzeichnet, daß man einen
tiefziehfähigen harzimprägnierten Vliesstoff des Anspruchs 12, durch
einen Tiefziehprozeß mit einer regelmäßigen Anordnung einer Vielzahl
von Erhebungen und Vertiefungen versieht.
21. Flächenförmiger Sandwichformkörper bestehend aus zwei äußeren
festen Deckschichten, die über einen Kern aus leichtem Material
verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß der Kern aus dem
dreidimensional verformten, harzversteiften Vlies des Anspruchs 16
besteht.
22. Verfahren zur Herstellung des Sandwichformkörpers des Anspruchs 21,
dadurch gekennzeichnet, daß man gemäß einem der Ansprüche 17 bis
20 ein dreidimensional verformtes, harzversteiftes Vlies erzeugt und auf
dieses anschließend beidseitig die Deckschichten in an sich bekannter
Weise auflaminiert.
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