DE3931363A1 - Verfahren zur reduktion der quellbarkeit von staerke - Google Patents
Verfahren zur reduktion der quellbarkeit von staerkeInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung befaßt sich mit einem Verfahren
zur Reduktion der Quellbarkeit und/oder Löslichkeit
von im wesentlichen Stärke und/oder Stärkeformkörpern
oder Extrudaten aus Stärke in im wesentlichen
Wasser.
Der stark hydrophile Charakter von Stärke führt dazu,
daß diese eine erhebliche Wasseraufnahme aufweist.
In feuchter Atmosphäre resp. Umgebung kann die Wasseraufnahme
der Stärke bis zu 20% oder mehr, bezogen
auf das Gesamtgewicht aus Stärke und Wasser, ausmachen.
In Wasser oder eine wäßrige Lösung gebracht, führt
die starke Hydrophilie dazu, daß die Stärke aufquillt
und an ihrer Oberfläche sogar teilweise angelöst
wird. Nebst vielfältiger Anwendungen resp. Verwendungen
der Stärke in der Lebensmittelindustrie, in
der Pharmazeutik usw., wo die teilweise Wasserunbeständigkeit
der Stärke erwünscht oder wenigstens
nicht störend ist, wird die Stärke vermehrt in technischen
Bereichen eingesetzt, wo die Quellbarkeit
oder Unbeständigkeit der Stärke in Wasser unerwünscht
oder zumindest störend ist. Hierzu gehört die Verwendung
als Gelierungs- oder Verdickungsmittel in der
Druckerei- oder Farbenindustrie, die Verwendung als
Additiv zum Ausrüsten von Textilien oder Papier und
nicht zuletzt als technisches Polymer resp. als sog.
"Kunststoff-Werkstoff".
Die Verwendung der Stärke als Rohstoff in sog. technischen
Anwendungsgebieten erlangt mehr und mehr an
Bedeutung, da es sich um einen Naturstoff handelt,
der ständig neu in der Natur verfügbar ist, der billig
ist in der Herstellung resp. in seiner Gewinnung
und der in seiner Verarbeitung physiologisch unbedenklich
und letztendlich biologisch leicht abbaubar
ist. Um so wichtiger ist es, Stärke derart zu modifizieren,
daß sie trotz ihrer Hydrophilie gegenüber
Wasser erhöhte Beständigkeit aufweist resp. in feuchter
Umgebung nicht mehr quillt.
Es sind in der Literatur verschiedene Methoden und
Verfahren beschrieben, um die Quellbarkeit von Stärke
in Wasser zu reduzieren. Grundsätzlich bestehen zwei
Möglichkeiten, die Stärke derart zu modifizieren,
daß die gegenüber Wasser eine erhöhte Resistenz aufweist.
Zum einen ist es möglich, analog beispielsweise
der Umsetzung von Cellulose mit Essigsäureanhydrid,
Schwefelsäure usw. und anschließender Verseifung
zu Celluloseacetat, die Hydroxylgruppen der
Anhydroglukoseeinheiten der Stärke chemisch zu modifizieren.
Die so erhaltenen Stärkederivate, wie beispielsweise
Stärkeacetat, sind wohl wasserunlöslich,
sind aber wegen der relativ hohen Umsetzungs- resp.
Herstellungskosten technisch wenig von Bedeutung.
Eine andere Möglichkeit besteht in der teilweisen
Vernetzung der Amylose- und Amylopectinmoleküle der
Stärke zu einem Raumnetzwerk, welches in Wasser und
anderen Lösungsmitteln nur eine begrenzte Quellbarkeit
aufweist. In der US-PS 28 25 727 und in H. J.
Campbell, Th. Francis, Textile Research Journal, 35,
(1965), 260, wird die Vernetzung von Stärke mittels
organischer Bicarbonsäuren beschrieben. Die Reaktion
erfolgt in wäßriger Lösung bei schwach saurem pH
oder mit Pyridin als Lösungsmittel und als Katalysator.
W. Bergthaller, Stärke, 23, (1971), 73, und K.
Ramaszeder, Stärke, 23, (1973), 181, beschreiben die
Verwendung von anorganischen Bisäurederivaten, wie
Trimetaphosphorsäure oder Borsäurederivate für die
Vernetzung der Stärke. In der US-PS 28 05 220 wiederum
werden Epihalohydrine für die Vernetzung vorgeschlagen,
R. J. Dennenberg, E. B. Bagley, Journal of
Applied Polymer Science, 19, (1975), 519, schlagen
vor, daß die Vernetzung mittels blockierter Diisocyanate
durchgeführt wird.
Alle oben beschriebenen Verfahren werden entweder in
wäßriger Lösung oder in einem organischen Lösungsmittel
ausgeführt oder aber in einem sog. Trockenbett.
Diese Methoden eignen sich insbesondere zur
Herstellung von wasserlöslichen Stärkederivaten,
welche als Additive, wie Gele, Verdicker, in der Farbenindustrie
oder als Ausrüstungszusätze in der Textilindustrie
Verwendung finden.
Hingegen sind diese Methoden, wie sie in den verschiedenen
Schriften beschrieben sind, ungeeignet bei
der Verwendung von Stärke als sog. "polymeren Werkstoff"
für die Herstellung von Formkörpern oder Extrudaten.
Da die erwähnten bekannten, möglichen Vernetzungsreaktionen
von Stärke beim technischen Verarbeiten von
Stärke resp. Stärkeschmelze kaum realisierbar sind,
wird alternativ dazu in der PCT/CH89/00132 vorgeschlagen,
bereits gefertigte Formkörper aus Stärke
mit einer Beschichtung aus einem hydrophoben Material
zu versehen. Diese Methode hat aber den Nachteil,
daß das Erzeugen eines nicht quellbaren Stärkeformkörpers
mehrere Fertigungs- resp. Verfahrensschritte
benötigt, daß die Beschichtung aus hydrophobem Material
genügend stark sein muß und daß letztendlich
der Formkörper oder das Extrudat auch für eine derartige
Beschichtung geeignet ist. Zudem darf die Beschichtung
auch nicht beschädigt werden, da ansonsten
die Quellresistenz des Formkörpers stark vermindert
wird.
Die Schwierigkeit besteht nun darin, die an sich bekannten,
vorbeschriebenen chemischen Reaktionen, die
weitgehendst in Lösungen durchgeführt werden, für die
mindestens teilweise Vernetzung der Stärke auf die
Vernetzung von Stärke bei der Verarbeitung als sog.
"polymeren Werkstoff" zu übertragen und vor allem in
der Forderung, daß die Vernetzung erst während und
vor allem nach einer thermoplastischen Formgebung erfolgen
soll und nicht bereits beim Aufschmelzen und
Homogenisieren der Stärke.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher
primär darin, ein Verfahren vorzuschlagen, gemäß
welchem mindestens teilweise wasserbeständige oder in
Wasser nicht quellbare Formkörper oder Extrudate hergestellt
werden können.
Erfindungsgemäß wird dies mittels eines Verfahrens,
vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, wie
insbesondere nach Anspruch 1, gelöst.
Um die Quellbarkeit und/oder Löslichkeit von im wesentlichen
Stärke und/oder Stärkeformkörpern oder Extrudaten
in im wesentlichen Wasser zu reduzieren,
wird ein Verfahren vorgeschlagen, gemäß welchem im
wesentlichen mindestens nahezu wasserfreie und im wesentlichen
destrukturierte, thermoplastisch verarbeitbare
Stärke und/oder ein Stärkederivat, wie reaktive
Stärke, mittels chemischer Modifikation wenigstens
teilweise vernetzt wird.
Es hat sich beim Vernetzen von Stärke resp. von Stärkeschmelze
während der thermoplastischen Verarbeitung
gezeigt, daß bei Anwesenheit von Wasser zugesetzte
Vernetzungsreagenzien, welche sich normalerweise an
die Hydroxylgruppen der Stärke anlagern, bevorzugt
mit dem Wasser reagieren, womit eine Vernetzungsreaktion
weitgehendst ausbleibt. Um die Stärke in Stärkeformkörpern
oder Extrudaten derart zu vernetzen, daß
die hergestellten Formkörper ausreichende Beständigkeit
gegenüber Wasser aufweisen, ist es daher wesentlich,
daß die Stärke beim Vernetzen im wesentlichen
wasserfrei ist.
Weiter hat es sich gezeigt, daß beim thermoplastischen
Verarbeiten von Stärke resp. Herstellen von
Formkörpern und Extrudaten diese nur dann ausreichend
vernetzt werden können und gleichzeitig ausreichende
mechanische resp. physikalische Eigenschaften der
Formlinge erreicht werden können, wenn die Vernetzung
erst dann ausgelöst wird, wenn die Stärke homogenisiert
resp. thermoplastisch verarbeitbar gemacht wurde.
Die Stärke muß also vor Einsetzen der Vernetzung
zunächst derart weitgehendst, z. B. mittels Glycerin,
destrukturiert resp. homogenisiert werden, daß in
der Röntgendiffraktion keine kristallinen Reflexe
mehr auftreten und im Polarisationsmikroskop Stärkekörner
oder doppelbrechende Regionen von Stärkekörnern
bei tausendfacher Vergrößerung nicht mehr
sichtbar sind. Ebenso sollte die chemische Verschiebung
des C1-Kohlenstoffatomes (CPMAS-¹³ C-Festkörper
NMR [¹³C-Festkörperresonanzspektroskopie mit Kreuzpolarisation
und Rotation unter magischem Winkel])
in der Anhydroglykose im wesentlichen bei ca.
102,8 ppm liegen, im Gegensatz zu 100 ppm bei der nativen
Stärke und im Gegensatz zu 102, 98 und 94 ppm
bei in Wasser aufgeschlossener Stärke.
Falls die Vernetzung schon weitgehendst bei der Homogenisierung
resp. der Destrukturierung der Stärkeschmelze
einsetzt, läßt sich die Stärkeschmelze kaum
mehr vernünftig verarbeiten, da der Gelpunkt, bis zu
welchem eine elastisch aktive Vernetzung möglich ist,
von der eigentlichen Formgebung resp. dem Extrudieren
der Schmelze erreicht wird. Der Gelpunkt darf aber
erst nach erfolgter Extrusion resp. nach der erfolgten
Formgebung oder Herstellung des Formkörpers erreicht
werden.
Da die Vernetzung im wesentlichen unter Ausschluß
von Wasser durchgeführt werden soll, erfolgt die Destrukturierung
und Homogenisierung der Stärke vorzugsweise
bereits unter Ausschluß von Wasser. Das
Homogenisieren von Stärke ist an sich bekannt, wobei
native Stärke mit mindestens 5% von einem Zuschlagstoff
versetzt wird, der einen Löslichkeitsparameter
von mindestens 15 (cal1/2 × cm-3/2) aufweist und die
Schmelztemperatur von Stärke derart erniedrigt, daß
die Schmelztemperatur der Stärke zusammen mit dem Zuschlagstoff
unterhalb der Zersetzungstemperatur der
Stärke liegt.
Das Gemisch wird nun anschließend mittels Wärmezuführung
aufgeschmolzen und intensiv gemischt, wobei
je nach Dampfdruck des Zugschlagstoffes das Mischen in
einem geschlossenen System erfolgen muß. Dies wäre
an sich beispielsweise bei Verwendung von Wasser notwendig,
da Wasser im Schmelzbereich der Stärke verdampfen
würde. Wie aber bereits oben erwähnt, ist das
Verwenden von Wasser als Zuschlagstoff wenig sinnvoll,
da ja anschließend die Vernetzung der Stärke
wasserfrei erfolgen soll. Das Durchmischen in Schmelze
erfolgt, bis die Mischung homogen ist, was beispielsweise
mittels Röntgendiffraktionsmessung feststellbar
ist.
Als Zuschlagstoffe eignen sich insbesondere Glycerin,
Dimethylsulfoxid, Glycole, Formamid, Butandiol, N-Methylpyrrolidon,
N-Vinylpyrrolidon usw. Bevorzugt werden
Zuschlagstoffe gewählt, die mit einem nachfolgend
zugegebenen Vernetzungsreagens träger reagieren als
die Hydroxylgruppen der Stärke oder überhaupt nicht.
Aufgrund des oben Geschilderten wird gemäß einer Variante
des Verfahrens vorgeschlagen, daß mindestens
ein für die Vernetzung der Stärke verantwortliches
Reagens der Schmelze, dem Extrudat oder dem Formkörper
unmittelbar vor dem oder während des Extrudierens,
Verarbeitens oder Spritzgießens von im wesentlichen
der Stärkeschmelze oder der Formgebung des
Stärkeformkörpers beigemischt oder beigefügt wird.
Alternativ dazu ist es ebenso möglich, anstelle des
Vernetzungsreagens oder zusammen mit diesem im genannten
Zeitpunkt einen für das Auslösen der Vernetzungsreaktion
verantwortlichen und/oder wenigstens
weitgehendst benötigten Katalysator der Schmelze, dem
Extrudat oder dem Formkörper beizufügen oder zuzumischen.
Beim Fehlen des notwendigen Katalysators ist
es auch möglich, das Vernetzungsreagens, resp. in
diesem Fall besser als Reagens bezeichnet, bereits zu
einem früheren Zeitpunkt der Stärke oder der Stärkeschmelze
zuzugeben, ohne daß die Vernetzungsreaktion
einsetzt. In diesem Falle handelt es sich bei der so
modifizierten Stärke oder Stärkeschmelze um eine sog.
reaktive Stärke.
Im übrigen wird vorgeschlagen, das Vernetzungsreagens
in enkapsulierter Form resp. in Mikrokapseln der
Stärke oder der Stärkeschmelze zuzumischen, wobei die
Vernetzungsreaktion dadurch ausgelöst wird, daß während
oder nach der Herstellung des Formkörpers oder
Extrudates des Vernetzungsreagens durch Zerstören der
Kapseln freigesetzt wird. Selbstverständlich kann das
Vernetzungsreagens in irgendeiner Art, wie direkt als
Flüssigkeit, Pulver usw., der Stärke oder Stärkeschmelze
zugesetzt werden. Jedoch hat das Zumischen
in enkapsulierter Form resp. in Mikrokapseln den Vorteil,
daß das Vernetzungsreagens bereits vor dem Extrusionsvorgang
resp. an irgendeinem Ort während des
Extrusionsvorganges der Stärke oder Stärkeschmelze
beigemischt werden kann und die Kapselform resp.
Wandstärke resp. Löslichkeit der Kaspelwand derart
wählbar ist, daß das Vernetzungsreagens im erwünschten,
vorbestimmten Zeitpunkt an die Stärke oder Stärkeschmelze
freigesetzt wird und mit dieser durchmischt
wird.
Analog kann anstelle des Vernetzungsreagens auch der
oder die für die Vernetzungsreaktion benötigte(n) Katalysator(en)
in enkapsulierter Form zugemischt werden.
Letztendlich ist es auch möglich, sowohl das
Vernetzungsreagens wie auch den Katalysator je in enkapsulierter
Form der Stärke oder Stärkeschmelze zuzumischen,
wobei vorzugsweise die beiden Komponenten
je getrennt in Kapseln zugemischt werden.
Als Wandmaterialien der Kapseln kommen alle üblich
verwendeten Polymere, wie Acrylate, Polyamide, Polyester,
Cellulose, Gelatinederivate usw., in Frage,
wobei die Kapselgröße im Bereich von 0,1 bis 100 µm,
vorzugsweise 0,1 bis 5 µm gewählt wird.
Als Vernetzungsreagens wird mindestens eines der
nachfolgenden Reagenzien vorgeschlagen:
- - Formaldehyd oder ein Formaldehydderivat, wie Urotropin und Trioxan,
- - ein N-Methylol-Harnstoffderivat,
- - ein Di- oder Polyepoxid,
- - ein Di- oder Polychlorhydrin,
- - ein blockiertes Di- oder Polyisocyanat,
- - eine organische Bi- oder Polycarbonsäure, ein entsprechendes Anhydrid oder Halogenid davon,
- - ein Kohlensäurederivat, wie Di-Halogenid oder Di- Ester,
- - anorganische Polysäuren, wie Phosphorsäuren und Borsäuren.
Die oben angeführte Liste für mögliche Vernetzungsreagenzien
zur Vernetzung der Stärke oder Stärkeschmelze,
des Stärkeformkörpers oder Extrudates ist
nicht abschließend und umfaßt eine Anzahl bevorzugt
zu verwendende chemische Substanzen. Selbstverständlich
eignen sich auch weitere chemische Substanzen
als Vernetzungsreagenzien für die Stärke oder Stärkeschmelze,
wie sie aus dem Stand der Technik bekannt
sind.
Zur Erhöhung des Vernetzungsgrades des Extrudates
oder Formkörpers wird weiter vorgeschlagen, diese
mittels Wärme nachzubehandeln oder zu tempern.
Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird vorgeschlagen, daß zunächst
nativer oder mindestens teilweise homogenisierter,
thermoplastisch verarbeitbarer Stärke oder
Stärkeschmelze mindestens ein Reagens zugesetzt wird,
welches sich mit einer funktionellen Gruppe an ein
Stärkemolekül durch Komplexierung anlagert oder sich
mit diesem kovalent verbindet, und daß anschließend
das so hergestellte Stärkederivat resp. die reaktive
Stärke in Schmelze gebracht und homogenisiert wird,
worauf unmittelbar vor oder beim Extrudieren, Verarbeiten
oder Spritzgießen des Stärkederivates resp.
der reaktiven Stärke oder der Formgebung des Stärkeformkörpers
oder Extrudates die Vernetzung der Stärke
im wesentlichen durch Aktivieren des mit dem Reagens
modifizierten Stärkederivates ausgelöst wird.
Es ist gemäß der oben geschilderten Verfahrensvariante
beispielsweise möglich, mittels des Reagens Doppelbindungen
in die Stärkemoleküle einzuführen und
die Vernetzung radikalisch und/oder photochemisch
auszulösen.
Selbstverständlich ist es auch möglich, vernetzbare
Stärkederivate herzustellen, indem eines der im kennzeichnenden
Teil des Anspruches 7 definierten Reagenzien,
umfassend mindestens zwei reaktive Gruppen, mit
der Stärke reagiert, unabhängig davon, ob dieses Reagens
gesättigt oder ungesättigt ist.
In diesem Zusammenhang wird für die Vernetzung der
Stärke oder des Stärkeformkörpers oder Extrudates
vorgeschlagen, mindestens eines der nachfolgenden
Reagenzien der nativen oder homogenisierten thermoplastisch
verarbeitbaren Stärke als sog. Reagens anzulagern:
- - ein Anhydrid einer ungesättigten Carbonsäure, wie Maleinsäureanhydrid, Acrylsäureanhydrid oder ein höheres ungesättigtes Fettsäureanhydrid,
- - ein ungesättigtes Epoxid, wie Butadienoxyd, Acrylsäureglycidester,
- - eine ungesättigte n-Methylol-Verbindung.
Die oben erwähnte Komplexierung der Stärkemoleküle
erfolgt vorzugsweise durch Einführung eines Fettsäurerestes
mittels eines Reagens, wobei es sich beim
Reagens um irgendeine chemische Substanz handeln
kann, wie oben in bezug auf Vernetzungsreagenzien und
in bezug auf die Reagenzien angeführt, mittels welchen
Doppelbindungen in die Stärkemoleküle einzuführen
sind. Geeignet sind aber auch irgendwelche Fettsäureester
mit einem ungesättigten Fettsäurerest.
Für die radikalische Aktivierung des Reagens wird im
wesentlichen die Verwendung eines Initiators, wie ein
organisches und/oder anorganisches Peroxid oder eine
Azoverbindung vorgeschlagen.
Im weiteren ist es möglich, der Stärke/Reagensmischung
weitere Monomere, wie Styrol, Vinylacetat, N-
Vinylpyrrolidon, Acrylsäurederivate etc., zuzusetzen,
die an der Vernetzung teilnehmen. Ebenso ist es möglich,
Regler, wie Thiole oder β-Aminopropionitril,
für die Steuerung der Vernetzung resp. des Vernetzungsgrades
und/oder für die Beschleunigung resp.
Verzögerung der Vernetzungsreaktion zuzumischen.
Vorzugsweise sollte so viel von einem geeigneten Inhibitor
resp. Verzögerer zugesetzt werden, daß die
Inkubationszeit der Vernetzungsreaktion resp. -polymerisation
mit dem Ende der Formgebung zusammenfällt.
Alternativ zum oben Geschilderten wird vorgeschlagen,
daß von einem ungesättigten Stärkederivat mit auxochromen
Gruppen, beispielsweise hergestellt aus nativer
Stärke mit Zimtsäure, oder von einem Stärkederivat,
definiert gemäß dem Wortlaut nach einem der Ansprüche
10 oder 11, ausgegangen wird und die Vernetzung
durch Licht oder UV ausgelöst wird, wobei als
photoinitiierter Radikalstarter für die UV- oder
Lichthärtung eine der nachfolgenden Verbindungen verwendet
werden kann:
- - Benzoinäther,
- - α,α-Dimethoxy-α-phenylacetophenon (DMPA),
- - α,α-Diethoxyacetophenon (DEAP),
- - α-Hydroxyacetophenon,
- - eine Kombination von Michler′s Ketonen und Benzophenon,
- - p-Thiomethyl-acetophenon,
- - Acylphosphinepoxid.
Die Verwendung eines photoinitiierten Radikalstarters
ist aber nicht in jedem Fall zwingend.
Gemäß einer weiteren erfindungsgemäßen Verfahrensvariante
wird vorgeschlagen, daß nativer oder mindestens
teilweise homogenisierter, thermoplastisch verarbeitbarer
Stärke oder Stärkeschmelze mindestens
teilweise an den Hydroxylgruppen Substituenten mit
einer freien primären Aminogruppe angelagert werden
und daß das so hergestellte Aminderivat der Stärke
in Schmelze gebracht und homogenisiert wird und mittels
eines speziellen Vernetzungsreagens, das mit der
unmodifizierten Stärke nicht oder nur geringfügig
reagiert, wie einem Anhydrid, einer mehrbasischen
Carbonsäure, einem Dichloralkan und/oder einem Diepoxid
mindestens teilweise vernetzt wird.
Außerdem ist es möglich, die Stärke so mit Epichlorhydrin
zu derivatisieren, daß sie über freie,
reaktionsfähige Chlorhydringruppen in einem zweiten
Schritt vernetzbar ist.
Für das Zusetzen des Vernetzungsreagens, des speziellen
Vernetzungsreagens, des Katalysators und/oder des
Reagens wird vorgeschlagen, daß diese, in einem Lösungsmittel
gelöst, der Stärke oder Stärkeschmelze
zugegeben werden, wobei das Lösungsmittel die Stärke
mindestens anquillt oder anlöst und das Vernetzungsreagens,
das spezielle Vernetzungsreagens, der Katalysator
oder das Reagens mit dem Lösungsmittel eine
geringere Reaktivität als mit der Hydroxylgruppe der
Stärke oder gar keine Reaktivität aufweist und die
Verteilung von Vernetzungsreagens, speziellem Vernetzungsreagens,
Katalysator oder Reagens in der Stärke
im wesentlichen durch Diffusion erfolgt.
Anstelle der Verwendung des oben erwähnten Lösungsmittels
ist es ebenso möglich, eine zweiphasige Emulsion
zu verwenden, welche im wesentlichen aus zwei
Lösungsmitteln gebildet wird. Dabei liegen das Vernetzungsreagens,
das spezielle Vernetzungsreagens,
der Katalysator und/oder das Reagens gelöst im einen
Lösungsmittel vor, welches im anderen Lösungsmittel
emulgiert ist, welches seinerseits die Stärke mindestens
anquillt oder anlöst.
Die zweiphasige Emulsion kann beispielsweise aus einem
Emulgator, Glycerin und Ölsäuretryglycerid bestehen,
wobei vorzugsweise 0,5 bis 5% Emulgator, 2
bis 10% Ölsäuretryglycerid und der Rest Glycerin gewählt
werden. Als Emulgator eignen sich Substanzen
mit amphiphilem Charakter, wie Lecithin, Fettsäure-
Aethylenoxidderivate von höherwertigen Alkoholen, wie
Zuckeralkohole, wie z. B. Tween 80 von der englischen
Firma ICI, d. h. Polyoxyethylensorbitanmonooleat, und
Polyethylen-, Polypropylencopolymerisate, bevorzugt
mit einer HLB-Zahl (Hydrophilic-Lipophilic-Balance)
von 10 bis 15.
Im weiteren wird vorgeschlagen, daß für die Homogenisierung
und Destrukturierung der Stärke oder Stärkeschmelze
mindestens ein Zuschlagstoff in der Größenordnung
von 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Stärkezuschlagstoffgemisch,
zugeführt wird, wobei der Zuschlagstoff
einen Löslichkeitsparameter von mindestens
15 (cal1/2 · cm-3/2) aufweist.
Bei dem für die Homogenisierung verwendeten Zuschlagstoff
handelt es sich beispielsweise um Glycerin, N-
Alkyl-/Alkenyl- und Vinylpyrrolidon, einem Glycol
und/oder Dimethylsulfoxid (DMSO).
In einer bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird vorgeschlagen, daß für
das Lösen des Vernetzungsreagens, des Katalysators
oder des Reagens und für die Homogenisierung und Destrukturierung
der Stärke im wesentlichen dieselbe
Substanz als Lösungsmittel und als Zuschlagstoff verwendet
wird.
Das Vernetzungsreagens und der Katalysator oder das
Reagens und der Initiator oder der Substituent und
das spezielle Vernetzungsreagens können räumlich getrennt
je der Stärke zugemischt werden und die beiden
Stärkemischungen, enthaltend je eine der Komponenten,
werden anschließend koextrudiert, laminiert oder kaschiert.
Im Klartext heißt dies beispielsweise, daß
die eine Schicht des Koextrudates das Vernetzungsreagens
und die andere Schicht den Katalysator umfaßt.
Die Vernetzungsreaktion durch die beiden Komponenten
wird durch Interdiffusion an der Grenzschicht und je
in der Nachbarschicht ausgelöst. Das Auslösen der
Vernetzungsreaktion resp. deren Beschleunigung kann
je nach Art der gewählten Reaktionspartner mittels
Wärme oder UV-Licht unterstützt resp. beschleunigt
werden.
Das Auslösen der Vernetzung kann aber auch dadurch
erfolgen, daß ein Stärkeformkörper oder ein Extrudat,
enthaltend eine Reaktionskomponente, in eine Lösung
resp. eine Flüssigkeit eingetaucht wird, welche
den anderen Reaktionspartner, vorliegend als Katalysator,
Initiator, als Vernetzungsreagens oder als
Reagens, umfaßt.
Analog dazu ist es möglich, den Stärkeformkörper oder
das Extrudat einer Gasatmosphäre auszusetzen, welche
den für die Vernetzungsreaktion zweiten Reaktionspartner,
wie oben angeführt, umfaßt.
Die vorab erwähnte Lösung resp. Flüssigkeit oder die
Gasatmosphäre können zusätzlich ebenfalls ein weiteres
Monomer enthalten, wie in Anspruch 14 gekennzeichnet,
für das Regeln, Steuern, Beschleunigen oder
Verzögern der Vernetzung resp. der Vernetzungsreaktion.
Die Erfindung wird nun anhand einiger prinzipieller
Reaktions- resp. Versuchsbeispiele und unter Bezug
auf Literaturzitate ( ) näher erläutert.
40 g Stärke werden mit 38 g Glycerin und 1,5 g eines
Entformungshilfsmittels im Kneter aufgeschmolzen und
intensiv gemischt. Nach etwa 4 Min. werden 4 g Hexamethylen
(Urotropin) hinzugegeben und etwa 30 sec.
gerührt. Die Masse wird dann zu Platten verpreßt und
anschließend während 3 Std. bei 100°C getempert.
Zu 40 g Stärke werden 38 g Glycerin und 1,5 g Entformungshilfsmittel
im Kneter hinzugefügt und aufgeschmolzen.
Es werden 3 g N,N-Dimethylolethylen-Harnstoff
und 0,5 g Magnesiumchlorid zugesetzt. Anschließend
wird noch während 30 sec. gerührt und
dann die Mischung zu Platten verpreßt. Diese Platten
werden anschließend ebenfalls während drei Stunden
bei 100°C nachgetempert.
10 g Glycerin werden mit 30 g Epichlorhydrin 24 Std.
unter Rückfluß erhitzt. Von der Mischung werden etwa
15 g Epichlorhydrin abgezogen. Zu dem gebildeten
Chlorhydrin werden 13 g Glycerin zugesetzt und diese
Mischung wie oben beschrieben mit Stärke aufgeschmolzen.
Schließlich werden 5 g NaOH als Katalysator zugesetzt
und aus der Masse Platten gepreßt. Anschließend
werden diese während 20 Min. bei 100°C
gehärtet.
Stärke wird wie oben beschrieben aufgeschmolzen und
1g Hexamethylendiisocyanat, das mit Phenol blockiert
wurde, zugesetzt. Die daraus gepreßten Platten werden
anschließend bei 3 Std. und bei 100°C gehärtet.
Zur Bestimmung des Quellgrades werden die oben hergestellten
Platten während mindestens 24 Std. in Wasser
gelegt. Der Quellgrad dieser Platten wird bestimmt
aus der Relation: Quellgrad=Gewicht der gequollenen
Probe : Gewicht der ungequollenen Probe.
Währenddem Platten, hergestellt aus unbehandelter
Stärke, in Wasser gelegt vollständig zerfallen, ist
der Quellgrad sämtlicher gemäß den obigen Beispielen
hergestellten Platten deutlich kleiner als 2 und beträgt
im Durchschnitt 1,3 bis 1,5.
Stärke wird wie in den Beispielen 1 bis 4 beschrieben
aufgeschmolzen und daraus zwei Mischungen hergestellt.
Die eine Mischung wird erhalten durch Zugabe
von 6 g N,N′-Dimethylolethylen-Harnstoff und die
zweite Mischung durch Zugabe von 1 g Magnesiumchlorid
zur Stärkeschmelze. Aus beiden Mischungen werden anschließend
Platten gepreßt, die danach unter denselben
Preßbedingungen zusammen laminiert werden.
Die so hergestellten Laminate werden anschließend
während 2 Std. und bei 100°C nachgetempert.
Wiederum zeigen Quellversuche mit den wie oben beschrieben
hergestellten laminierten Platten, daß die
Wasserresistenz dieser Laminate wesentlich erhöht
wird im Vergleich zu unbehandelter Stärke. Der Quellgrad
beträgt wiederum deutlich weniger als 2.
Stärkemaleinat wird aus Maleinsäureanhydrid mit D. S.=
0,15, wie unter (1) und wie im ersten Beispiel beschrieben,
mit 28 g Glycerin und 10 g N-Vinylpyrrolidon
aufgeschmolzen. Zudem wird 0,2 g Natriumdihydrogenphosphat
und 0,5 g Kaliumperoxydisulfat zugesetzt.
Daraus werden Platten gepreßt, die 1 Std. bei 100°C
getempert werden.
Die Stärke wird mit Butadienoxid umgesetzt und wie im
ersten Beispiel beschrieben aufgeschmolzen. Der Katalysator
wird, wie in Beispiel 6 beschrieben, zugesetzt,
und anschließend werden aus der Schmelze die
Platten gepreßt. Wiederum wird während 1 Std. bei
100°C nachgetempert.
40 g native Kartoffelstärke werden mit 40 g Epichlorhydrin
und 0,8 ml Perchlorsäure (60%ig) eine Stunde unter
Rückfluß gekocht. Die so derivatisierte Stärke
wird anschließend abfiltriert, dann mit Wasser mehrfach
gewaschen und schlußendlich getrocknet.
40 g Chlorhydrinstärke werden mit 38 g Glycerin und
1,5 g Entformungsadditiv bei 140°C im Brabender Kneter
aufgeschmolzen, und nach etwa 3 Min. wird die Masse
entnommen und in kleine Stücke zerhackt. Die Stückchen
werden bei 140°C und 1 t Preßdruck während 3
Min. zu einer 0,5 mm dicken Platte gepreßt.
Zur Vernetzung wird die Stärkeplatte in 20%ige Natronlauge
gelegt.
Zur Bestimmung des Quellgrades werden Folienstücke
während 24 Std. in Wasser gelegt. Dabei zeigt sich,
daß der Quellgrad offenbar eine Funktion der Härtungszeit
im Tauchbad ist.
Härtungszeit | |
Quellgrad der Probe | |
0 Min. | |
Probe zerfällt | |
10 Min. | 2 |
1 Std. | 1,5 |
2 Std. | 1,3 |
24 Std. | 1,5 |
Die Kapseln werden durch "Interfacial Polymerisation"
nach McKinney (2) wie folgt hergestellt: 5 g Benzoylperoxid
werden mit 5 ml Aceton und 1 g Therephthaloylchlorid
sowie 1 g Carbowax 600 zu einer Paste
verrieben. Diese wird in eine Lösung aus 150 ml Wasser
und 5 g Glycol eindispergiert. Wie beschrieben,
werden die gebildeten Mikrokapseln von 100 µm Durchmesser
abgesaugt und isoliert.
40 g Stärkemaleinat, wie im Beispiel 6 beschrieben,
wird mit 38 g Glycerin, wie im ersten Beispiel beschrieben,
aufgeschmolzen. Danach wird 1 g den Kapseln
zugemischt und die Mischung während 30 Min. in
einer Presse mit 1 t Schließkraft gepreßt.
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(2) Herbert W. McKinney, British Patent 950 443 (26.2.64) to International Business Machines Corporation
Claims (26)
1. Verfahren zur Reduktion der Quellbarkeit und/oder
Löslichkeit von im wesentlichen Stärke und/oder Stärkeformkörpern
oder Extrudaten aus Stärke in im wesentlichen
Wasser, dadurch gekennzeichnet, daß im
wesentlichen mindestens nahezu wasserfreie und im wesentlichen
destrukturierte, thermoplastisch verarbeitbare
Stärke und/oder ein Stärkederivat mittels
chemischer Modifikation wenigstens teilweise vernetzt
wird.
2. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß unmittelbar vor dem oder während des Extrudierens,
Verarbeitens oder Spritzgießens von im wesentlichen
Stärkeschmelze und/oder Formgebung des
Stärkeformkörpers oder Extrudates mindestens ein Vernetzungsreagens
der Schmelze, dem Extrudat oder dem
Formling für das Vernetzen der Stärke beigemischt
oder beigefügt wird.
3. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß anstelle des Vernetzungsreagens
gemäß Anspruch 2 oder zusammen mit dem Vernetzungsreagens
mindestens ein für das Auslösen der
Vernetzungsreaktion wenigstens weitgehendst benötigter
Katalysator der Schmelze, dem Extrudat oder dem
Formling beigemischt resp. zugeführt wird.
4. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stärke oder Stärkeschmelze
mindestens ein Vernetzungsreagens in enkapsulierter
Form resp. in Mikrokapseln zugemischt wird
und die Vernetzung der Stärke während oder nach der
Herstellung des Formkörpers oder Extrudates durch
Zerstören der Kapseln und durch das Freisetzen des
Vernetzungsreagens ausgelöst wird.
5. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß anstelle des Vernetzungsreagens
mindestens der oder die für die Vernetzungsreaktion
benötigte(n) Katalysator(en) in enkapsulierter
Form zugemischt wird (werden) oder sowohl Vernetzungsreagens
als auch Katalysator je in enkapsulierter
Form zugemischt werden.
6. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch
gekennzeichnet, daß als Wandmaterial der Kapseln
ein üblich verwendetes Polymer, wie ein Acrylat,
ein Polyamid, Polyester, Cellulose, Gelatinederivat
usw., verwendet wird und die Kapselgröße 0,1 bis
100 µm, vorzugsweise 0,1 bis 5 µm umfaßt.
7. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß für die Vernetzung der
Stärke, des Stärkeformkörpers oder Extrudates mindestens
eines der nachfolgenden Reagenzien beigemischt
resp. zugeführt wird:
- - Formaldehyd oder ein Formaldehydderivat, wie Urotropin und Trioxan,
- - ein N-Methylolharnstoffderivat,
- - ein Di- oder Polyepoxid,
- - ein Di- oder Polychlorhydrin,
- - ein blockiertes Di- oder Polyisocyanat,
- - eine organische Bi- oder Polycarbonsäure, ein entsprechendes Anhydrid oder Halogenid davon,
- - Kohlensäurederivate, wie Di-Halogenide oder Di- Ester,
- - anorganische Polysäuren, wie Phosphorsäuren und Borsäuren.
8. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Extrudat oder der
Formkörper mittels Wärme nachbehandelt oder getempert
wird für die Erhöhung des Vernetzungsgrades.
9. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß nativer oder mindestens
teilweise homogenisierter, thermoplastisch verarbeitbarer
Stärke oder Stärkeschmelze mindestens ein Reagens
zugesetzt wird, welches sich mit einer funktionellen
Gruppe an ein Stärkemolekül durch Komplexierung
anlagert oder sich mit diesem covalent verbindet,
und daß anschließend das so hergestellte Stärkederivat
in Schmelze gebracht und homogenisiert
wird, worauf unmittelbar vor oder beim Extrudieren,
Verarbeiten oder Spritzgießen des Stärkederivates
oder der Formgebung des Stärkeformkörpers oder Extrudates
die Vernetzung der Stärke im wesentlichen durch
Aktivieren des mit dem Reagens modifizierten Stärkederivates
ausgelöst wird.
10. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß mittels des Reagens Doppelbindungen in die
Stärkemodule eingeführt werden und daß die Vernetzung
radikalisch und/oder photochemisch erfolgt.
11. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, daß für die Vernetzung der
Stärke oder des Stärkeformkörpers oder Extrudates
mindestens eines der nachfolgenden Reagenzien der nativen
oder homogenisierten, thermoplastisch verarbeitbaren
Stärke angelagert wird:
- - ein Anhydrid einer ungesättigten Carbonsäure, wie Maleinsäureanhydrid, Acrylsäureanhydrid oder ein höheres ungesättigtes Fettsäureanhydrid,
- - ein ungesättigtes Epoxid, wie Butadienoxid, Acrylsäureglycidester,
- - eine ungesättigte N-Methylolverbindung.
12. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Komplexierung des Stärkemoleküles durch
Einführung eines Fettsäureesters mittels eines Reagens
erfolgt, wobei es sich beim Reagens mindestens
um eines der in Anspruch 7 genannten Reagenzien, um
einen ungesättigten Fettsäurerest oder um ein Reagens
gemäß einem der in Anspruch 11 angeführten Reagenzien
handelt.
13. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß die radikalische Aktivierung
des Reagens im wesentlichen durch einen Initiator,
wie ein organisches und/oder bevorzugt ein anorganisches
Peroxid oder eine Azoverbindung, ausgelöst
wird.
14. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stärke-/Reagensmischung
weitere Monomere, wie Styrol, Vinylacetat,
Acrylsäurederivate, N-Vinylpyrrolidon etc., zugesetzt
werden, die an der Vernetzung teilnehmen, sowie weiter
Regler, wie Thiole oder Beta-Aminopropionitril
für die Steuerung der Vernetzung resp. des Vernetzungsgrades
und/oder für die Beschleunigung resp.
Verzögerung der Vernetzungsreaktion.
15. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß das Stärkederivat ein ungesättigtes
Stärkederivat ist mit auxochromen Gruppen,
beispielsweise hergestellt aus nativer Stärke
mit Zimtsäure, oder ein Stärkederivat, definiert gemäß
dem Wortlaut nach einem der Ansprüche 10 oder
11, und die Vernetzung durch Licht oder UV ausgelöst
wird, wobei als photoinitiierter Radikalstarter für
die UV- oder Lichthärtung eine der nachfolgenden Verbindungen
verwendet werden kann:
- - Benzoinäther,
- - α,α-Dimethoxy-α-phenylacetophenon (DMPA),
- - α,α-Diethoxyacetophenon (DEAP),
- - α-Hydroxyacetophenon,
- - eine Kombination von Michler′s Ketonen und Benzophenon,
- - p-Thiomethyl-acetophenon,
- - Acylphosphinepoxid.
16. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß nativer oder mindestens
teilweise homogenisierter, thermoplastisch verarbeitbarer
Stärke oder Stärkeschmelze mindestens teilweise
an den Hydroxylgruppen Substituenten mit einer freien
primären Aminogruppe angelagert werden und daß das
so hergestellte Aminderivat der Stärke in Schmelze
gebracht und homogenisiert wird und mittels eines
speziellen Vernetzungsreagens, das mit der unmodifizierten
Stärke nicht oder nur geringfügig reagiert,
wie einem Anhydrid von einer mehrbasischen Carbonsäure,
einem Dichloralkan und/oder einem Diepoxid mindestens
teilweise vernetzt wird.
17. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß das Vernetzungsreagens,
das spezielle Vernetzungsreagens, der Katalysator
und/oder das Reagens in einem Lösungsmittel gelöst
der Stärke oder Stärkeschmelze zugegeben wird, wobei
das Lösungsmittel die Stärke mindestens anquillt oder
anlöst, und das Vernetzungsreagens, das spezielle
Vernetzungsreagens, der Katalysator oder das Reagens
mit dem Lösungsmittel eine geringere Reaktivität als
mit der Hydroxylgruppe der Stärke oder gar keine Reaktivität
aufweist und die Verteilung von Vernetzungsreagens,
speziellem Vernetzungsreagens, Katalysator
oder Reagens in der Stärke im wesentlichen
durch Diffusion erfolgt.
18. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß anstelle des Lösungsmittels
gemäß Anspruch 17 eine zweiphasige Emulsion,
bestehend aus zwei Lösungsmitteln, verwendet wird,
wobei in einem Lösungsmittel das Vernetzungsreagens,
das spezielle Vernetzungsreagens, der Katalysator
und/oder das Reagens gelöst werden und das andere Lösungsmittel,
in welchem das eine Lösungsmittel emulgiert
ist, dazu vorgesehen ist, um die Stärke mindestens
anzuquellen oder anzulösen.
19. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet,
daß die zweiphasige Emulsion einen Emulgator
umfaßt sowie weiter Glycerin und Ölsäuretryglycerid
als Lösungsmittel.
20. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß für die Homogenisierung
und Destrukturierung der Stärke oder Stärkeschmelze
mindestens ein Zuschlagstoff in der Größenordnung
von 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Stärkezuschlagstoffgemisch,
zugeführt wird, wobei der Zuschlagstoff
einen Löslichkeitsparameter von mindestens 15 (cal1/2 · cm-3/2)
aufweist.
21. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 1 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß für die Homogenisierung
und Destrukturierung der Stärke oder Stärkeschmelze
mindestens ein Zuschlagstoff in der Größenordnung
von 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Stärkezuschlagstoffgemisch,
zugeführt wird, wobei es sich beim Zuschlagstoff
um Glycerin, N-Methylpyrrolidon, einem
Glycol und/oder Dimethylsulfoxid (DMSO) handelt.
22. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 17 bis 21,
dadurch gekennzeichnet, daß für das Lösen des Vernetzungsreagens,
des Katalysators oder des Reagens
und für die Homogenisierung und Destrukturierung der
Stärke im wesentlichen dieselbe Substanz als Lösungsmittel
und als Zuschlagstoff verwendet wird.
23. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 3 bis 22, dadurch
gekennzeichnet, daß das Vernetzungsreagens und
der Katalysator oder das Reagens und der Initiator
oder der Substituent und das spezielle Vernetzungsreagens
je räumlich getrennt der Stärke zugemischt
werden und die beiden Stärkemischungen, enthaltend je
eine der Komponenten, koextrudiert, laminiert oder
kaschiert werden, wobei die Vernetzungsreaktion durch
Interdiffusion an der Grenzschicht und je in der
Nachbarschicht durch die beiden Komponenten ausgelöst
wird.
24. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 3 bis 23, dadurch
gekennzeichnet, daß die Vernetzung durch Eintauchen
des Stärkeformkörpers oder Extrudates in eine
Lösung ausgelöst wird, welche den Katalysator, Initiator,
das Vernetzungsreagens oder das Reagens für
die Vernetzungsreaktion umfaßt.
25. Verfahren, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, wie nach einem der Ansprüche 3 bis 24, dadurch
gekennzeichnet, daß die Vernetzung des Stärkeformkörpers
oder Extrudates durch Aussetzen desselben
an eine Gasatmosphäre ausgelöst wird, welche den Katalysator,
Initiator, das Vernetzungsreagens oder das
Reagens für die Vernetzungsreaktion umfaßt.
26. Stärke und/oder Stärkeformkörper oder Extrudate
aus Stärke mit verminderter Quellbarkeit und/oder Löslichkeit
insbesondere erhältlich nach dem Verfahren nach
einem der vorhergehenden Ansprüche.
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