DE3904580A1 - Neues thrombolytikum - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Thrombolytikum, Verfahren für
seine Isolierung und seine pharmazeutische Verwendung.
Thrombosen entstehen durch die Bildung eines Blutgerinnsels in Blutgefäßen. Man
unterscheidet venöse Thrombosen einschließlich der Lungenembolien und arterielle
Thrombosen einschließlich des akuten Herzinfarkts.
Lungenembolie und Herzinfarkt sind lebensbedrohliche Ereignisse, die einer me
dizinischen Sofortintervention bedürfen.
Neben verschiedenen invasiven Methoden hat sich in den letzten Jahren die en
zymatische Thrombolyse mit Plasminogenaktivatoren als Therapieform für arterielle
und venöse Thrombosen durchgesetzt. Diese als Thrombolytika bezeichneten
Stoffe wandeln Plasminogen, das inaktive Proenzym des Fibrinolysesystem im
Blut,
in das aktive proteolytische Enzym Plasmin um. Plasmin wiederum löst den
Faserstoff Fibrin, ein wesentlicher Bestandteil eines Blutgerinnsels, auf, was
zur Wiedereröffnung der verschlossenen Gefäße und zur Rekonstruktion des Blut
flusses führt. Plasmin jedoch ist eine relativ unspezifische Protease, das
heißt, einmal im Blut gebildet, zerstört sie proteolytisch Komponenten im Blut,
die für eine intakte Hämostase unerläßlich sind (z. B. Fibrinogen), und
induziert dadurch unter Umständen gefährliche Blutungsrisiken.
Die Thrombolytika der ersten Generation, Streptokinase und Urokinase sind
Stoffe, die, einmal in die Zirkulation injiziert, systemisch Plasminogen in
Plasmin umwandeln und eine systemische Proteolyse induzieren. Thrombolyse
therapien mit diesen Stoffen sind daher häufig von Blutungskomplikationen begleitet.
Die daraufhin entwickelte fibrinspezifische Thrombolyse, bei der rekombinierte
Plasminogenaktivatoren vom Gewebetyp, kurz t-PA genannt, eingesetzt
werden, sollte aus diesem Dilemma herausführen. t-PA hat im Blutkreislauf eine
nur geringe Affinität zu Plasminogen. In Gegenwart des Faserstoffs Fibrin jedoch,
mit dem es über spezifische Bindungsstellen reagiert, erhöht sich diese
Affinität um ein Vielfaches, was in einer Plasminbildung an der Thrombusoberfläche
resultiert. Dieses Konzept konnte in vitro und in tierexperimentellen
Untersuchungen verifiziert werden; die klinischen Studien jedoch, daß
große Mengen t-PA nötig sind, um die rasche Auflösung einer Koronarthrombose zu
bewirken.
Infundiert man aber derart hohe Dosen t-PA, führt das ähnlich wie in den Fällen
von Streptokinase und Urokinase zu einer systemischen Proteolyse verbunden mit
einem relativen Blutungsrisiko. Man spricht daher heute von einer relativen
Fibrinspezifität des t-PA. Die Ursache dafür liegt in einer wesentlichen Eigenschaft
des t-PA begründet: Dieses Molekül ist eine aktive Protease, die
unter günstigen Bedingungen (hohe Enzymkonzentration, lange Expositionszeit,
hohe Substratkonzentration, optimaler pH und Ionenmilieu) Plasminogen auch in
Abwesenheit von Fibrin zu Plasmin umwandelt. Alle diese Bedingungen sind bei
der derzeitigen klinischen Standardtherapie mit t-PA erfüllt.
Bei der Suche nach spezifischeren Plasminogenaktivatoren, die das Kriterium der
Fibrinspezifität erfüllen, wurde ein neuer, natürlicher, fibrinolytisch wirksamer
Stoff mit der Bezeichnung v-PA gefunden.
Die Erfindung betrifft den thrombolytischen Wirkstoff v-PA aus dem Speichel von
Fledermäusen der Gattung Desmodus spec., der durch die folgenden charakteristischen
Eigenschaften gekennzeichnet ist:
- - Die Haupt-Protein-Bande des Wirkstoffs zeigt in der Sodiumdodecylsulfat polyacrylamid-Gelelektrophorese ein Molekulargewicht von 40 000±3000.
- - Die Aktivität des Wirkstoffs eluiert von einer Gelfiltrationssäule (Superose 12) unter einem Molekulargewicht von 40 000±3000 (Abb. 3).
- - Die isoeketrischen Punkte (pI) des Wirkstoffs liegen zwischen 6,8 und 8,5.
- - Der Wirkstoff reagiert mit 3H-Diisopropylfluorophosphat und ist daher eine Serinprotease.
- - Der Wirkstoff reagiert nicht mit einem polyvalenten Anti-t-PA-Antiserum und ist demzufolge immunologisch nicht identisch mit t-PA.
- - Der Wirkstoff wird nicht durch den Plasminogenaktivator-Inhibitor 2 (PAI-2) gehemmt.
- - Der Wirkstoff hydrolysiert die chromogenen Peptide H-D-Ile-Pro-Arg-pNA, H-D-Val-Leu-Lys-pNA und <Glu-Gly-Arg-pNA, jedoch nicht das chromogene Peptid H-D-Phe-Pip-Arg-pNA.
- - Der Wirkstoff bindet in einem pH-Bereich von 4-10.5 nicht an Lysin-Sepharose (Abb. 8).
- - Der Wirkstoff erzeugt Lysehöfe auf Fibrinplatten, dagegen nicht auf Casein platten.
- - Der Wirkstoff bindet bei pH 7.5 an Zn++-Chelat-Sepharose (Abb. 1).
- - Der Wirkstoff bindet bei pH 4.0 an Kationenaustauscher (MonoS; Abb. 2).
- - Der Wirkstoff aktiviert Plasminogen nur in Gegenwart von Stimulatoren wie Fibrin, nicht aber in Gegenwart von Fibrinogen (Abb. 4).
- - Der Wirkstoff lysiert konzentrationsabhängig humane Vollblut-Thromben in vitro (Abb. 5 und 6).
- - In einem rekonstituierten, gerinnbaren in vitro System führt der Wirkstoff im Gegensatz zu t-PA zu keinem meßbaren Fibrinogenabbau (Tab. 1).
- - In einem in-vitro-Fibrinolysetest (International Clot-Lysis-Assay) erzeugt der Wirkstoff ein konzentrationsabhängige Fibrinolyse (Abb. 7).
Der thrombolytische Wirkstoff v-PA stellt einen neuen, natürliche vorkommenden
Plasminogenaktivator dar, der Blutgerinnsel im menschlichen Körper auflöst und
somit zur Behandlung z. B. des Herzinfarktes geeignet ist.
Er findet sich im Speichel aller Species von Fledermäusen der Gattung Desmodus
spec. in geringen Konzentrationen und wird wahrscheinlich von den Zellen der
Speicheldrüsen dieser Tiergattung exprimiert. Die Fledermäuse der Gattung
Desmodus spec. umfassen alle Fledermaus-Arten des amerikanischen Kontinents.
Besonders gut wurde die Gattung Desmodus Mittelamerikas und Mexikos untersucht.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Isolierung des Thrombolytikums
v-PA, wie es im Anspruch 2 beschrieben wird. Die genauen Verfahrensparameter
sind im Beispiel 1 wiedergegeben.
Die Erfindung beinhaltet ferner Arzneimittel auf Basis der Verbindung v-PA sowie
üblichen Hilfs- und Trägerstoffen.
Die Überlegenheit des neuen Thrombolytikums v-PA gegenüber t-PA geht aus den
nachfolgenden Beispielen 2, 3, 5 und 6 hervor.
8 ml Speichel von Desmodus spec. werden bei 10 000 Umdrehungen/min zentrifugiert.
Der Überstand wird auf 10 mM Tris pH 7,5/100 mM NaCl/0,01% Pluronic F68
eingestellt und über eine entsprechende äquilibrierte Zn++-Chelat-Sepharose-
Chromatographiesäule (Bettvolumen 25 ml) gegeben. Die Säule wird anschließend
mit 10 mM Tris pH 7,5/100 mM NaCl/0,01% Pluronic F68 gewaschen, bis die optische
Dichte bei 280 nm die Grundlinie erreicht. Dann wird mit diesem Puffer,
dem danach 150 mM EDTA zugesetzt werden, eluiert (Abb. 1).
Chromatographie von Speichelüberstand über Zn++chelat-Sepharose 6B.
Flußrate: 25 ml/h, Gelbedvolumen: 25 ml, Fraktionsgröße: 1 ml, Messung der
amidolytischen Aktivität: 10 µl/Fraktion, Messung der fibrinolytischen Aktivität:
2 µ/Fraktion. Beide Aktivitäten sind in willkürlichen Einheiten angege
ben.
Die Aktivität des Wirkstoffs v-PA eluiert unter diesen Bedingungen quantitativ
und kann in Fraktionen à 1 ml gesammelt werden. Der Anreicherungsfaktor beträgt
3,6. Die gepoolten Fraktionen werden gegen 50 mM Na-Acetat pH 4,0/0,01%
Pluronic F68 dialysiert. Das Dialysat wird mit Hilfe einer FPLC-Anlage (Pharmacia)
einer Kationenaustauschchromatographie (Mono S) unterzogen. Die Aktivität
des Wirkstoffs v-PA eluiert im linearen Kochsalzgradienten bei etwa 0,4 M
(Abb. 2).
Chromatographie des Zn++chelat-Sepharosepools über den Kationenaustauscher Mono
S.
50 mM Na-acetat pH 4,0/0,01% Pluronic F68, Gradient: 0-1 M NaCl in Puffer, Flußrate: 1 ml/min, Gelbed: 0,5 cm ⌀×5 cm, Messung der amidolytischen Aktivität: 10 µl/Fraktion, Messung der fibrinolytischen Aktivität im Fibrinplattentest: 2 µl/Fraktion. Beide Aktivitäten sind in willkürlichen Einheiten angege ben.
50 mM Na-acetat pH 4,0/0,01% Pluronic F68, Gradient: 0-1 M NaCl in Puffer, Flußrate: 1 ml/min, Gelbed: 0,5 cm ⌀×5 cm, Messung der amidolytischen Aktivität: 10 µl/Fraktion, Messung der fibrinolytischen Aktivität im Fibrinplattentest: 2 µl/Fraktion. Beide Aktivitäten sind in willkürlichen Einheiten angege ben.
Die gepoolten aktivitätshaltigen Fraktionen werden durch Lyophilisation auf
2 ml eingeengt. Dieses Volumen wird mit der FPLC-Anlage über Superose 12 gel
filtriert. Die Aktivität des Wirkstoffs v-PA eluiert in Gegenwart von Molekular
gewichtsmarkern mit einem apparenten Molekulargewicht von 40 000+3000
(Abb. 3).
Gelfiltration des Pools aus der Kationenaustauschchromatographie (Mono S) über
Superose 12 (FPLC).
Flußrate: 0,5 ml/min, Gelbed: 1,6 cm ⌀ × 50 cm, Fraktionsgröße 1 ml, Puffer: 50 mM Tris pH 8,0/160 mM NaCl, Messung der amidolytischen Aktivität: 20 µl/Fraktion, Aktivität in willkürlichen Einheiten angegeben, Messung der fibrinolytischen Aktivität im Fibrinplattentest mit internationalem t-PA Standard als Vergleich: 10 µl/Fraktion, Aktivität in IU/ml angegeben. In einem nachfolgenden Lauf werden Carboanhydrase (30 000) und Ovalbumin (43 000) als Molekulargewichts marker (siehe Pfeile) chromatographiert.
Flußrate: 0,5 ml/min, Gelbed: 1,6 cm ⌀ × 50 cm, Fraktionsgröße 1 ml, Puffer: 50 mM Tris pH 8,0/160 mM NaCl, Messung der amidolytischen Aktivität: 20 µl/Fraktion, Aktivität in willkürlichen Einheiten angegeben, Messung der fibrinolytischen Aktivität im Fibrinplattentest mit internationalem t-PA Standard als Vergleich: 10 µl/Fraktion, Aktivität in IU/ml angegeben. In einem nachfolgenden Lauf werden Carboanhydrase (30 000) und Ovalbumin (43 000) als Molekulargewichts marker (siehe Pfeile) chromatographiert.
Konzentrate der angereicherten Aktivität werden einer SDS-Gelektrophorese in
einem 8-25%igen Gradientengel unterzogen. Einige der Gele werden zur Darstellung
der Proteine silbergefärbt, andere werden zur Entfernung des SDS in
Triton X-100 (1%) gewaschen und auf ein plasminogenhaltiges Fibrin-Indikatorgel
gelegt (Fibrin-Zymographie; Granelli-Piperno A. und Reich E., J. Exp. Med.
148 : 223-234, 1978).
Die Aktivität des Wirkstoffs v-PA, kenntlich durch einen Lysehof im Indikatorgel,
korrespondiert mit einer Proteinbande mit einem apparenten Molekulargewicht
von 40 000±3000. Der Lysehof läßt sich ausschließlich auf plasminogenhaltigen
Fibrin-Indikatorgelen nachweisen, nicht aber auf plasminogenfreien
Fibrin-Indikatorgelen oder auf plasminogenhaltigen Casein-Indikatorgelen. t-PA,
welches man einem identischen Prozeß unterzieht, erzeugt auch auf plasminogen
haltigen Casein-Indikatorgelen Lysehöfe.
Die Aktivität des gereinigten Wirkstoffs v-PA ist also identisch mit einem Protein
mit einem apparenten Molekulargewicht von 40 000±3000, welches Plasminogen
in Gegenwart von Fibrin in Plasmin umwandelt, welches zur Auflösung des
Faserstoffs Fibrin führt. Im Gegensatz zu t-PA, welches auch in Gegenwart von
Casein Plasminogen aktivieren kann, ist v-PA nicht in der Lage, Plasminogen in
Gegenwart von Casein in Plasmin umzuwandeln.
Die vorliegende Erfindung läßt sich weiterhin anhand der folgenden Beispiele
charakterisieren:
Inkubiert man einen spezifischen Plasminogenaktivator (PA) mit genügend hoher
Konzentration an Plasminogen (PLG) in einem Puffermilieu, z. B. 50 mM Tris pH
7,4, 20 mM NaCl bei 37°C, dann entsteht Plasmin nach folgendem Prinzip:
1. PA+PLG (±Stimulator) [PA/PLG (±Stimulator)]
PA+Plasminogen (±Stimulator).
Das gebildete Plasmin läßt sich nachweisen mit einem für diese Protease weitgehend
spezifischen chromogen Tripeptid H-D-Val-Leu-Lys-pNA. Diese Reaktion verläuft
nach folgendem Prinzip:
2. Plasmin+H-D-Val-Leu-Lys-pNA
[Plasmin/H-d-Val-Leu-Lys-pNA] Plasmin+pNA.
Die Entstehungsrate von pNA läßt sich photometrisch bei 405 nm bestimmen und
ist der Konzentration des Enzyms Plasmin proportional. Koppelt man die beiden
Prinzipien 1 und 2, läßt sich also auch die Entstehungsrate von Plasmin messen,
was ein Ausdruck der Aktivität des Plasminogenaktivators ist. Abbildung 4 zeigt
die Plasminentstehungsraten von t-PA und von v-PA in Abwesenheit und in Gegenwart
der Stimulatoren Fibrinogen (dem Gerinnungssubstrat) und Fibrin (dem aufzulösenden
Faserstoff in Blutgerinnseln).
t-PA aktiviert demzufolge Plasminogen auch in Abwesenheit eines Stimulators und
mit sehr hoher Aktivierungsrate auch in Anwesenheit von Fibrinogen. v-PA aktiviert
Plasminogen im beschriebenen Testansatz ausschließlich in Anwesenheit des
Faserstoffs Fibrin. (Der Test wird auf 96-Loch-Mikrotiter-Platten durchgeführt.
Jedes Loch enthält ein Gesamtvolumen von 220 µl. Die Konzentration von Plasminogen
beträgt 0,5 µM; von H-D-Val-Leu-Lys-pNA 0,68 mM; von t-PA 0,05 IU; die
eingesetzte Aktivität von v-PA, ermittelt im International Clot-Lysis-Assay
(Gaffney P. J., Curtis A. D. Thrombos. Haemostas. 53 : 134-136, 1985) ist 10mal
höher, also etwa 0,5 U. die Konzentration der Stimulatoren beträgt etwa 20 µg/
Loch.)
Die thrombolytische Wirkung des neuen Wirkstoffs wird im Vergleich zu t-PA in
einem neu entwickelten "Micro-clot-Lysis-Assay" (MCLA) untersucht. In die
Löcher von Mikrotiterplatten werden je 100 µl frisches humanes Vollblut pipettiert,
mit je 10 µl eines Gerinnung auslösenden Agens (Thromborel(R), Behring-
Werke) versetzt und 1 h bei 37°C inkubiert. Die entstandenen Blutgerinnsel
werden zweimal mit phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS) gewaschen, bevor
sie mit 100 µl autologem Plasma, welches zuvor durch Zentrifugation gewonnen
worden ist, versetzt werden. Das Plasma wird anschließend mit t-PA bzw. v-PA in
Konzentrationen von 1,56-12,5 U/ml versetzt. Die so behandelten Mikrotiter-
Platten werden 18 h bei 37°C in einer feuchten Kammer aufbewahrt. Nach Ablauf
der Inkubationszeit werden die Platten auf einem Schütteltisch (Red Rotor) ge
schüttelt, bevor aus jedem Loch eine Plasmaprobe entnommen, 1 : 6 mit Aqua bi
destillata verdünnt (führt zum Zerplatzen der durch die Lyse freigesetzten roten
Blutzellen) und der freigesetzte rote Blutfarbstoff photometrisch bei
492 nm in einem Mikrotiter-Platten-Photometer bestimmt wird.
Das Ergebnis des Versuchs ist der Abbildung 5 zu entnehmen: Im Vergleich zu
einem Standard-t-PA lysieren equieffektive Konzentrationen des neuen Wirkstoffs
(ermittelt im International Clot-Lysis-Assay) humane Vollblutthromben etwa
4fach besser als t-PA. Bereits etwa 3 U/ml des neuen Wirkstoffs zeigen im be
schriebenen Versuchsmodell eine signifikante thrombolytische Wirkung, während
3 U t-PA keine von der Kontrolle abweichenden Resultate ergeben.
In einem ähnlichen Experiment wird die Zeitabhängigkeit der humanen Vollblut
thrombolyse durch t-PA und durch v-PA untersucht.
Je 6,25 und 12,5 U t-PA und v-PA werden in dem beschriebenen Ansatz 23 Stunden
lang bei 37°C inkubiert. Nach 15 Stunden wird alle 2 Stunden eine Probe entnommen
und wie beschrieben für den photometrischen Test vorbereitet. Das Ergebnis
ist in Abbildung 6 dargestellt.
Der Eintritt der Thrombolyse, gemessen an der Freisetzung von roten Blutzellen
aus dem Gerinnsel, ist unter Einsetzung des neuen Wirkstoffs deutlich schneller
als unter t-PA. 6,25 U des neuen Wirkstoffs erzielen nach 23 Stunden eine stärkere
Thrombolyse als die doppelte Aktivität von t-PA (12,5 U).
Der gereinigte Wirkstoff wird dazu auf pH 8,0 gepuffert und im Verhältnis 1 : 20
mit 3H-DIFP in Propylenglykol versetzt. Der Ansatz wird über Nacht bei Raumtemperatur
inkubiert. Ein Aliquot des Ansatzes wird auf einem 12,5%igen SDS-Gel
elektrophoresiert. Das Gel wird dann in Amplify(R) (Amersham) für 30 min bei
Raumtemperatur inkubiert und anschließend getrocknet. Dann wird das Gel für 4 Tage
exponiert und anschließend der Röntgenfilm entwickelt. Serinproteasen, die
das radioaktiv markierte DIFP inkorporiert haben, werden auf dem Film als geschwärzte
Banden sichtbar. t-PA ergibt eine leicht geschwärzte Hauptbande mit
dem apparenten Molekulargewicht von 68 000±5000, der neue Wirkstoff hat
eine stark geschwärzte Hauptbande von 40 000±3000 MW. Ein unter gleichen
elektrophoretischen Bedingungen erhaltenes Kontrollgel wird mit 1% Triton
X-100 gewaschen und anschließend auf ein fibrin- und plasminogenhaltiges Indikatorgel
gelegt. Die Position der Aktivität des elektrophoresierten Wirkstoffs
ist kongruent mit der geschwärzten Bande der 3H-DIFP-markierten Serinprotease,
die das aktive Prinzip des Wirkstoffs darstellt.
Wenn man t-PA in humanem Plasma bei 37°C inkubiert, nimmt die Konzentration
von gerinnbarem Fibrinogen zeitabhängig ab. Dieses liegt in der relativen Fi
brinspezifität von t-PA begründet und ist eine charakteristische Eigenschaft
dieses Thrombolytikums. 3 mg gerinnbares humanes Fibrinogen werden in je 1 ml
50 mM Tris pH 7,4 40 mM NaCl gelöst und mit 1 µM humanem Plasminogen versetzt.
Ein Teil des aliquotierten Ansatzes wird mit 3,1, 6,25 und 12,5 U t-PA bzw. mit
den gleichen Aktivitäten von v-PA versetzt. Ein dritter Ansatz ohne Plasmino
genaktivator dient als Kontrolle. Es werden jeweils 6 Ansätze pro Behandlungsgruppe
eingesetzt. Sofort nach Zugabe der Plasminogenaktivatoren werden aus
allen Ansätzen je ein Aliquot entnommen und mit der Methode nach Clauss (Clauss
V. A., Acta Haematol. 17 : 237-246, 1957) das gerinnbare Fibrinogen bestimmt. Ein
Teil des Aliquots wird außerdem gelelektrophoretisch analysiert. Weitere
Aliquotentnahmen aus den bei 37°C inkubierten Ansätzen werden nach 2, 4 und
6 Stunden durchgeführt. Die Resultate der Fibrinogenmessungen sind in Tabelle 1
dargestellt.
Aufgeführt sind die Gerinnungszeiten nach Clauss in Sekunden. Bereits nach
zweistündiger Inkubation kann in keinem t-PA-haltigen Ansätze gerinnbares
Fibrinogen festgestellt werden, die Gerinnungszeiten lagen <300 s. Hingegen
gibt es weder in den Kontrollansätzen noch in den Ansätzen, die mit dem neuen
Wirkstoff versetzt sind. Zeichen eines Fibrinogenabbaus. Dieses Experiment ver
deutlicht die wesentlich höhere, wenn nicht gar absolute Fibrinspezifität des
neuen Wirkstoffs v-PA im Vergleich zu t-PA.
In der gelektrophoretischen Analyse der Aliquots läßt sich weiterhin nachweisen,
daß das Fibrinogen in den Ansätzen mit dem neuen Wirkstoff auch nach
6stündiger Inkubation nicht vom Fibrinogen in den Kontrollansätzen unterscheidbar
ist, wohingegen in den Ansätzen mit t-PA bereits nach 2 Stunden nur degradiertes
Fibrinogen nachweisbar ist.
Gereinigtes humanes Fibrinogen wird in Gegenwart einer konstanten Menge humanem
Plasminogen und verschiedenen Konzentrationen an Plasminogenaktivator mit
Thrombin zur Gerinnung gebracht. In dem entstehenden Gerinnsel wird nun das
Plasminogen durch die Plasminogenaktivatoren in Plasmin umgewandelt, welches
wiederum den Faserstoff Fibrin im Gerinnsel auflöst. Gemessen wird die Zeit
zwischen Zugabe des Thrombins und der vollständigen Auflösung des Gerinnsels
und doppelt logarithmisch gegen die Plasminogenaktivatorkonzentration aufgetragen.
12,5-100 µl einer gepufferten Lösung des gereinigten Wirkstoffs werden
nach oben angeführtem Prinzip getestet und gegen 12,5-100 IU t-PA verglichen.
Der neue Wirkstoff ergibt im Vergleich zu t-PA eine parallele Konzentrations-
Wirkungs-Kurve (Abb. 7). 100 µl einer Lösung des aufgereinigten Wirkstoffs
enthalten entsprechend der Versuchsdaten etwa 40 U an t-PA-vergleichbarer Ak
tivität.
Der Test im einzelnen:
Lyophilisiertes Test-Thrombin (Behring, Marburg) wird in 1 ml destilliertem
Wasser gelöst. Dieses ergibt eine Aktivität von 30 IU/ml. Humanes Plasminogen
(Kabi, München) wird in 2 mM HCl+50% Glycerin+5 g/l PEG 6000 gelöst.
Dieses ergibt eine Aktivität von 10 IU/ml. Humanes Fibrinogen (Kabi, München)
wird in einem Phosphatpuffer der folgenden Zusammensetzung auf eine Konzentration
von 2 mg/ml gerinnbares Protein gebracht: 1,605 g/l KH₂PO₄; 8,58 g/l
Na₂HPO₄ · 2 H₂O; 100 1/1 Tween 80; 500 mg/l HSA. Das Standard-t-PA wird auf eine
Aktivität von 1000 IU/ml verdünnt.
20 µl Plasminogen+100 µl Thrombin werden in ein Teströhrchen pipettiert und
bei 37°C inkubiert. 1 ml Fibrinogen und 12,5-100 µl Plasminogenaktivator werden
gleichzeitig zugesetzt und die Stoppuhr gestartet. Nach 2 min wird eine
Glaskugel (Durchmesser 6 mm) auf das Gerinnsel gelegt. Wenn die Glaskugel den
Boden des Teströhrchens erreicht hat, wird die Uhr gestoppt und die Zeit re
gistriert.
Bindung von v-PA und t-PA an Lysinsepharose 4B.
Die Plasminaktivatoren wurden auf den entsprechenden pH gebracht und bei diesem
Wert mit der Lysinsepharose behandelt. Die Lysinsepharose wurde intensiv gewaschen
und in den vereinigten Überständen die Aktivität bestimmt. Elutionsversuche
konnten mit den geringen Mengen an v-PA nicht durchgeführt werden.
Claims (3)
1. Thrombolytikum v-PA mit einer in Gegenwart von Fibrin fibrinolytischen Wirksamkeit
aus dem Speichel von Fledermäusen der Gattung Desmodus spec., gekennzeichnet
durch
- a) ein gelelektrophoretisch ermitteltes Molekulargewicht von 40 000±3000;
- b) eine Elution der Aktivität des Wirkstoffes von einer Gelfiltrationssäule bei einem Molekulargewicht 40 000±3000;
- c) isoelektrische Punkte (pI) zwischen 6,8 und 8,5;
- d) Einbau von ³H-Diisopropylfluorophosphat (Serinprotease);
- e) eine fehlende immunologische Identität mit t-PA;
- f) eine fehlende Hemmung durch den Plasminogenaktivator-Inhibitor PAI-2;
- g) seine Hydrolysefähigkeit der chromogenen Peptide H-D-Ile-Pro-Arg-pNA H-D-Val-Leu-Lys-pNA und Glu-Gly-Arg-pNA;
- h) seine fehlende Hydrolysefähigkeit des chromogenen Peptids H-D-Phe-Pip- Arg-pNA;
- i) seine fehlende Fähigkeit, Lysehöfe auf Caseinplatten zu erzeugen;
- j) seine Bindungsfähigkeit bei pH 7,5 an Zn++-Chelat-Sepharose;
- k) seinen in einem rekonstituierten, gerinnbaren in-vitro-System in Gegensatz zu t-PA fehlenden Fibrinogenabbau.
2. Verfahren zur Isolierung des Thrombolytikums v-PA aus dem Speichel von Desmodus
spec. gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den zentrifugierten
Speichel in einem Puffer aufnimmt, über Zn++-Chelat-Sepharosesäulen
chromatographiert, nach Waschen der Säule den Wirkstoff v-PA quantitativ
eluiert, die gesammelten Fraktionen dialysiert, das Dialysat einer Kationen
austauschchromatographie unterzieht, durch Lyophilisation einengt und über
Superose 12 gelfiltriert.
3. Arzneimittel auf Basis der Verbindungen gemäß Anspruch 1 mit üblichen Hilfs-
und Trägerstoffen.
Priority Applications (20)
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Owner name: SCHERING AG, 13353 BERLIN, DE |
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