DE3731598C1 - Verfahren zur Waermebehandlung von Nickel-Gusslegierungen - Google Patents
Verfahren zur Waermebehandlung von Nickel-GusslegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung
von Bauteilen aus Nickel-Gußlegierungen.
Bei der Herstellung von Bauteilen aus Nickel-Gußlegierungen
nach dem Feingußverfahren ergeben sich gegenläufige
Forderungen hinsichtlich Werkstoffvergießbarkeit und
-eigenschaften:
Damit die Formschale der oft geometrischen komplizierten
dünnwandigen Bauteile vollständig mit Schmelze ausläuft,
darf die Schmelze beim Vergießen nicht vorschnell erstarren,
d. h. sie darf nur langsam im schmelzflüssigen Bereich abkühlen.
Dieses langsame Erstarren führt zur übermäßigen
Entmischung bzw. dendritischen Seigerung von Elementen
(z. B. Al, Ti, Nb) und Phasenbestandteilen (z. B. γ′-Phase,
karbidisches Eutektikum, allgemein niedrigschmelzende
Phasen) in der Legierung. Eine derartige dendritische Ungleichverteilung
verschlechtert die Bauteileigenschaften
erheblich, insbesondere das Kriech- und Zeitstandsverhalten
des Werkstoffes. Günstig hinsichtlich der Werkstoffeigenschaften
wäre eine gleichmäßige Mikrostruktur,
insbesondere ein gleichmäßiger, möglichst hoher Anteil
an härtender q′-Phase in definierter Teilchenform. Diese
gleichmäßige Mikrostruktur ist nur mit möglichst rascher
Erstarrung beim Feinguß zu erreichen und damit steigt die
Gefahr von Auslauffehlern und auch hohen Anteilen von
Gußporosität.
Üblicherweise wird zunächst die Priorität auf eine gute
Vergießbarkeit des Werkstoffes gelegt, und in einer anschließenden
Wärmebehandlung versucht, die Werkstoffeigenschaften
zu verbessern.
Aus der US-PS 37 53 790 ist ein derartiges Wärmebehandlungsverfahren
für Superlegierungen bekannt, bei dem mittels
schrittweiser Erhöhung der Behandlungstemperatur bis unter
die Anschmelztemperatur segregierte, niedrigschmelzende
Phasen homogenisiert werden. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist, daß die Anschmelztemperatur aufgrund seigerungsbedingter
Streuungen nicht exakt angebbar ist, und entweder
die Haltetemperatur zu weit unterhalb dieser gehalten
wird, wodurch ein vollständiges Lösungsglühen und Homogenisieren
der γ′-Phase verhindert wird oder die Anschmelztemperatur
überschritten wird und damit ungünstige
Anschmelzporositäten entstehen.
Die DE-OS 34 15 282 offenbart ein Wärmebehandlungsverfahren
für Einkristall-Gegenstände, bei dem dicht über die Anschmelztemperatur
erwärmt wird, um Anschmelzporositäten,
insbesondere von vorhergehenden Wärmebehandlungen abzubauen.
Das dort offenbarte Verfahren ist jedoch ausschließlich für einkristalline
Gegenstände anwendbar, da diese wenig Eutektikum
und wenig niedrig schmelzende Phase aufweisen sowie von der
Erstarrung her sehr homogen sind. Dieses Verfahren ist
daher nicht für konventionellen polykristallinen Guß
geeignet.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin,
ein Wärmebehandlungsverfahren für polykristalline Werkstoffe
zu schaffen, das ein vollständiges und ausgleichendes Lösungsglühen
der γ′-Ausscheidungshärtungsphase ermöglicht, wobei
jegliche Anschmelzporositäten beseitigt werden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit den im Kennzeichen
des Hauptanspruchs angegebenen Verfahrensschritten gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist die folgenden besonderen
Vorteile auf.
Dadurch, daß die Wärmebehandlungstemperatur über die
Anschmelztemperatur T m erhöht wird, läßt sich eine
vollständige Lösung der γ′-Phase erzielen, insbesondere
auch in dem geseigerten Bereich. Weiterhin ist eine
Gleichverteilung der geseigerten Elemente, insbesondere
eine Gleichverteilung der γ′-bildenden
Elemente Al, Ti und damit der γ′-Phase, erzielbar. Ein
gießbedingter übergroßer Anteil von karbidischem
γ/γ′-Eutektika wird hierdurch in Lösung gebracht
und homogenisiert. Dadurch werden zusätzliche
bildende Elemente in der Matrix in Lösung gebracht
und können für die γ′-Ausscheidungshärtung genutzt
werden.
Bei dieser Temperatur T₁ werden in der karbidischen
γ/γ′-Eutektikum-Phase in kleinen Bereichen Anschmelzungen
entstehen. Diese kleinen isolierten Anschmelzungen
können zu Porosität, sogenannter Anschmelzporosität
mit einem maximalen Volumenanteil von
etwa 0,5% führen. Um diese geringe Anschmelzporosität
zu beseitigen, schließt sich an die erste Wärmebehandlung
mindestens eine zweite Haltezeit unter hydrostatischem
Druck (HIP) auf einer Temperatur unter T m γ/γ ′, jedoch
über T q ′ Solvus an. Bei
dieser zweiten Haltezeit wird der Werkstoff mit für
Nickel-Basis-Superlegierungen gebräuchlicher HIP-
Bedingungen, d. h. bei Drücken zwischen 900 und 2000 bar
heißisostatisch nachverdichtet und damit die geringe
Anschmelzporosität verfahrensgemäß beseitigt.
Im Anschluß an diese zweite Haltezeit erfolgt
eine Abkühlung des Werkstoffes mit einer Abkühlrate,
die angemessen hoch für die gewünschte Ausscheidungsteilchenhärtung
der γ′-Phase ist. Diese liegt vorzugsweise
im Bereich größer 6°/min.
Nachfolgend wird ein Beispiel für die erfindungsgemäße
Wärmebehandlung eines Bauteiles mit einer Nickel-Basislegierung
der folgenden Zusammensetzung
Massenanteile in %
C0,15 bis 0,20
Si0 bis 0,2
Mn0 bis 0,2
S0 bis 0,015
Al5,0 bis 6,0
Ag0 bis 0,0005
Bi0 bis 0,00003
B0,010 bis 0,020
Co13,0 bis 17,0
Cr8,0 bis 11,0
Cu0 bis 0,2
Fe0 bis 1,0
Pb0 bis 0,0005
Se0 bis 0,0003
Mo2,0 bis 4,0
Ti4,5 bis 5,0
V0,7 bis 1,2
Zr0,03 bis 0,09
NiRest
Sn0 bis 0,0025
Te0 bis 0,0001
Tl0 bis 0,0005
angewendet. Dieser Werkstoff ist unter der Bezeichnung
IN 100 bekannt. Das derart behandelte Bauteil wurde anschließend
im Vergleich mit einem herkömmlich behandelten
IN 100-Bauteil einer Bauteilprüfung unterzogen.
Ein serienmäßig gegossenes IN 100-Bauteil wurde zunächst
stufenweise oder kontinuierlich mit einer gut regelbaren
Aufheizrate von ca. 10°C pro Minute auf eine Temperatur
zwischen 1231°C und 1245°C aufgeheizt, wobei bei Erreichung
der Solltemperatur ein Temperaturüberschwingen
vermieden wurde. Fig. 1 zeigt schematisch das Temperatur-
Zeitdiagramm des erfindungsgemäßen Wärmebehandlungsverfahrens.
Dabei sind auf der Ordinate für die Anschmelztemperatur
T m γ/γ ′ die Lösungstemperatur T γ ′ soluns -Bereiche
angegeben, da aufgrund gießbedingter dendritischer
Steigerungen und der üblichen Streuung in der Legierungszusammensetzung
ein exakter Zahlenwert nicht allgemein
angegeben werden kann. Der Bereich 1 des Diagramms
zeigt dabei den Erwärmungsvorgang. Das Bauteil wurde für
ein bis zwei Stunden auf diese Temperatur T₁ gehalten,
wie im Bereich 2 zu sehen ist. Aufgrund der Temperatur
T₁ findet eine Auflösung der γ′-Ausscheidungsphase
statt, und der Werkstoff wird homogenisiert. Dabei lösen
sich teilweise auch die Bereiche der γ/γ′-Eutektika auf.
Diese Homogenisierung des Werkstoffes bewirkt, daß die
relativ breiten Bereiche der Temperaturen T m γ/γ ′ und
T γ ′ solvus sich einengen und schließlich innerhalb der durch
die Streuung der Legierungszusammensetzung gegebenen
Bandbreiten liegen, wie durch die Bezugsziffern 6 und 7 angedeutet.
Von Nachteil ist dabei zunächst, daß
aufgrund der sprunghaften Dichteänderung des Werkstoffes
beim Anschmelzen Poren nach dem Abkühlen entstehen.
Anschließend erfolgt eine stufenweise oder kontinuierliche
Abkühlung - wie im Bereich 3 gezeigt - auf eine Temperatur
zwischen 1210°C und 1220°C, wie im Bereich 4 dargestellt.
Gleichzeitig wird ein heißisostatischer Preßdruck von
1000 bar aufgebracht. Auf dieser Temperatur wurde das Bauteil
für mindestens eine, jedoch vorzugsweise mehrere
Stunden gehalten.
Dabei werden die im Werkstoff gebildeten Anschmelzporen wieder geschlossen.
Im Anschluß daran wurde mit einer Abkühlrate
von mindestens 6°C pro Minute auf 1000°C abgekühlt,
dargestellt im Bereich 5, anschließend wurde auf übliche
Art auf Raumtemperatur abgekühlt.
Eine Anzahl derartig behandelter Bauteile wurde einer
Bauteilprüfung unterzogen, bei der bei 950°C eine Zugspannung
von 170 MPa aufgebracht wurde. Zu Vergleichszwecken
wurde eine Anzahl gleichgeformter, unter Serienbedingungen
gegossener IN 100-Bauteile bei 1220°C für
4 Stunden bei einem Druck von 1000°C heißisostatisch
gepreßt und anschließend den gleichen Prüfbedingungen
unterzogen. Ausgewertet nach logarithmischer Normalverteilung
mit einer Stichprobenanzahl n < 10 wurden die
mittlere Bruchzeit (=50% Ausfallwahrscheinlichkeit) und der
-2 σ-Wert (=2,3% Ausfallwahrscheinlichkeit) ermittelt.
Dabei ergaben sich folgende Bruchzeiten:
Fig. 2 zeigt ein Schliffbild in 500facher Vergrößerung
eines IN 100-Bauteiles, das bei einer Temperatur von
1220°C 30 Minuten lösungsgeglüht wurde. Deutlich zu erkennen
sind die Vielzahl großer dendritischer Ungleichverteilungen.
Fig. 3 zeigt ein Gefügeschliffbild in 200facher Vergrößerung
eines IN 100-Bauteils, das dem erfindungsgemäßen
Wärmebehandlungsverfahren unterzogen wurde. Dabei ist zu
erkennen, daß im Unterschied zu Fig. 2 keine dendritischen
Ungleichverteilungen mehr zu erkennen sind, vielmehr
ein homogenes Gefüge mit fein verteilten γ′-bildenden
Elementen. Ein Teil der - als weiße Bereiche zu erkennenden
- γ/γ′-Eutetika ist ebenfalls aufgelöst.
Wesentlich ist, daß keinerlei Anschmelzporen mehr im
Gefüge vorhanden sind.
Fig. 4 zeigt einen 500fachen vergrößerten Ausschnitt des
gleichen Gefügeschliffes.
Claims (2)
1. Verfahren zur Wärmebehandlung von Bauteilen aus polykristallinen
Nickel-Gußlegierungen, gekennzeichnet
durch folgende Verfahrensschritte:
- a) Erwärmen des Bauteiles auf eine Temperatur T₁, die zwischen 0 und 10° über der ersten Anschmelztemperatur T m γ/γ′ der karbidischen γ/γ′ Eutektika- Phase liegt,
- b) halten auf dieser Temperatur T₁ für einen Zeitraum der ausreicht, um die z. T. gießbedingt ungleichmäßige γ′-Ausscheidungsphase vollständig aufzulösen und zu homogenisieren,
- c) abkühlen auf eine Temperatur T₂ unterhalb T m γ/γ′, jedoch oberhalb der Lösungstemperatur T der γ′-Ausscheidungshärtephase,
- d) halten auf dieser Temperatur T₂ unter hydrostatischen Druck zwischen 900 und 2000 bar, bis die Anschmelzporosität beseitigt ist,
- e) abkühlen einer Abkühlrate, die zur Erzeugung der gewünschten γ′-Ausscheidungsteilchenphase erforderlich ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
für Bauteile mit folgender Zusammensetzung (in
Massenprozent):
0,15-0,2% C, 0-0,2% Si, 0-0,2% Mn,
0-0,015% S, 5-6% Al, 0,01-0,02% B.
13-17% Co, 8-11% Cr, 0-0,2% Cu,
0-1% Fe, 2-4% Mo, 4,5-5% Ti,
0,7-1,2% V, 0,03-0,01% Zr
Rest Nickel, die Temperatur T₁ zwischen 1231°C und 1245°C liegt.
0-0,015% S, 5-6% Al, 0,01-0,02% B.
13-17% Co, 8-11% Cr, 0-0,2% Cu,
0-1% Fe, 2-4% Mo, 4,5-5% Ti,
0,7-1,2% V, 0,03-0,01% Zr
Rest Nickel, die Temperatur T₁ zwischen 1231°C und 1245°C liegt.
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