DE3740614C1 - Verfahren und Vorrichtung zur beruehrungsfreien Messung mechanischer Spannungen an schnell bewegten Objekten mit kristalliner Struktur - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur beruehrungsfreien Messung mechanischer Spannungen an schnell bewegten Objekten mit kristalliner StrukturInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
Spannungen in Festkörpern können bestimmt werden, indem man
die durch sie hervorgerufenen Änderungen im Kristallgefüge
untersucht. Hierzu werden Röntgenreflexe als Funktion der
Probenstellung und der auf die Probe wirkenden Spannungen
vermessen. Man nennt dies Polyfigurenanalyse. Bisher konnten
mit diesen Verfahren nur ruhende Proben untersucht werden,
da eine Verschiebung der Probe zu einer Verschiebung des
Reflexes führt. Dies führt dazu, daß der von der Probe oder
dem zu untersuchenden Objekt "reflektierte" Röntgen- oder
Korpuskularstrahl nicht mehr in den unter festem Ortswinkel
angeordneten Detektor fällt.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen, mit
denen die mechanischen Spannungen in sich schnell bewegenden
Objekten berührungsfrei ermittelt werden können.
Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die kennzeichnenden Merkmale
des Patentanspruchs 1 in Verbindung mit dessen Oberbegriff.
Vorteilhafte Aussgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Figuren näher
erläutert. Es zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Anordnung zur
Durchführung des Verfahrens und
Fig. 2 eine Aufzeichnung zweier mit der Vorrichtung nach
Fig. 1 ermittelter winkelabhängiger Strahlungsintensitäten.
Gemäß Fig. 1 wird eine zu untersuchende Probe oder ein
Objekt S im Mittelpunkt eines Goniometer-Kreisbogens angeordnet,
auf dem ein Gehäuse H um den Ort des Objekts S
schwenkbar ist. In dem Gehäuse H sind ein Kollimator SC, ein
Analysator-Kristall A und ein Detektor D angeordnet, die
weiter unten näher beschrieben werden.
Von einer nicht dargestellten Strahlenquelle, die beispielsweise
Röntgen-, Elektronen- oder Neutronenstrahlen aussendet,
wird ein Strahl durch ein Spaltsystem SS über einen
Doppelkristall-Monochromator DCM als monochromatische Strahlung
auf das Objekt S gerichtet. Der Doppelkristall-Monochromator
DCM dient dabei einmal zur Erzeugung einer
monochromatischen Strahlung und zum anderen zur Erzeugung
eines parallelversetzten Strahls, um das Objekt S etwa in
Verlängerung des auf dem Spaltsystem SS austretenden Strahls
anordnen zu können. Eine Ionisationskammer IC ist räumlich
zwischen dem Doppelkristall-Monochromator DCM und dem Objekt
S angeordnet, durch die der Strahl läuft und die zur Messung
der Strahlintensität dient.
Der von der Probe S "reflektierte" Strahl tritt in das
Gehäuse H ein und durchsetzt in einer Ausführung einen
Soller-Kollimator SC, der parallel zur Beugungsebene angeordnete
Folien aufweist, die sich in Strahlrichtung erstrecken.
Der Soller-Kollimator SC dient dazu, die Divergenz der an
der Probe gestreuten Strahlung senkrecht zur Beugungsebene
zu begrenzen.
Der Analysator-Kristall A ist entweder ein Einkristallplättchen,
eine Mosaikkristallplatte oder ein synthetischer
Mehrschichtkristall "Multilayer", die in dem Gehäuse H
spannungsfrei an einem schwenkbaren Träger angebracht ist.
Dies ermöglicht eine Ausrichtung des Analysator-Kristalls
sowohl in Richtung auf die Öffnung O des Gehäuses H, als
auch in Richtung auf die Eintrittsachse des Detektors D. Der
Detektor D ist im Gehäuse H ebenfalls zweckmäßigerweise
derart ausrichtbar, so daß zwischen dem Analysator-Kristall
A und dem Detektor D eine feste Winkelbeziehung herstellbar
ist, die dem Glanzwinkel ϑ des verwendeten Analysator-Kristalls
A für die am Monochromator eingestellte Wellenlänge entspricht.
Als Analysator-Kristall kommt beispielsweise ein
Silicium- oder Germanium-Mosaikkristall mit der Orientierung
111 und den Abmessungen 30×60 mm mit einer Dicke von etwa
6 mm in Frage.
Als Detektor D verwendet man beispielsweise übliche Szintilationszähler,
es lassen sich jedoch auch beliebige für die
verwendete Strahlung empfindliche Detektoren wie eine Ionisationskammer,
ein Halbleiterdetektor oder ein Proportionalzählrohr
einsetzen.
Zuerst wird ein für die Untersuchung eines sich bewegenden
Objekts S in Größe, Art und Form geeigneter Analysator-
Kristall A ausgewählt und in dem Gehäuse H montiert. Der
Bragg'sche Glanzwinkel ϑ ist für derartige Kristalle
bekannt, so daß der Analysator unter dem Glanzwinkel ϑ in
bezug auf den Detektor D justierbar ist. Die Justierung
erfolgt dabei durch Drehen des Analysatorträgers um eine
Achse, die senkrecht auf die Ebene des Goniometer-Kreisbogens
und damit senkrecht auf die Zeichenebene steht.
Anschließend wird das zu untersuchende Objekt an der Stelle
S angeordnet. Hierauf kann das Spaltsystem SS geöffnet und
das Objekt S mit monochromatischer Strahlung bestrahlt
werden. Nun wird das Gehäuse H entlang dem nichtdargestellten
Goniometer-Kreisbogen geschwenkt, wobei die in den
Detektor fallende Strahlungsintensität als Funktion des
Winkels 2R aufgezeichnet wird. Wenn Spannungen an dem zu
untersuchenden Objekt S auftreten, dann verändert sich die
Gitterstruktur und damit die Gitterkonstante des zu untersuchenden
Objekts, was zu einer Veränderung des Netzebenenabstandes
in dem zu untersuchenden Objekt führt. Dies
verändert aber auch den "Reflexionswinkel", was man durch
Änderung der Intensität des "reflektierten" Strahls erkennt.
Nimmt man, durch Schwenken des Gehäuses H auf dem Goniometer-Kreisbogen,
ein Beugungsdiagramm (Intensität als
Funktion des Winkels) des ruhenden Objekts und ein Beugungsdiagramm
des bewegten Objekts auf, so kann man aus der
Differenz der beiden Beugungsdiagramme die unter dem Einfluß
von Spannungen erfolgende Veränderung der Gitterkonstanten α ermitteln,
denn es gilt die Beziehung:
2d M Sin R M = λ₀ .
Darin ist "d" der Netzebeneabstand, "R M " der Beugungswinkel
und "λ₀" die Wellenlänge des monochromatischen Strahls.
Ferner besteht zwischen dem Netzebenenabstand d und der
Gitterkonstanten a die Beziehung:
worin h, k und l die Miller'schen Indices sind.
Fig. 2 zeigt die Kurven für die Vermessung des Rotors einer
Turbopumpe, der aus Aluminium bestand. Dabei wurde der
Aluminium-Reflex für die Indices 333 und 511 vermessen. Die
Untersuchung erfolgte mit einem Röntgenstrahl der Energie
von 8,63 keV mit einer Wellenlänge von 0,1437 nm. Der
Röntgenstrahl traf auf die Wurzeln der Turbinenschaufeln.
Bei laufender Turbine wurde gegenüber der ruhenden Turbine
eine deutliche Verschiebung des Reflexes zu höheren Winkeln
gemessen. Dies entspricht einer Verkleinerung der Gitterkonstanten
aufgrund von Querkontraktionen senkrecht zu der
durch die Fliehkraft gegebenen Zugrichtung. Die dargestellten
Kurven stellen eine Mittelung über alle Schaufeln dar,
es wird jedoch darauf hingewiesen, daß auch stroboskopische
Messungen möglich sind, so daß man mit hochgenauer Ortsauflösung
messen kann. Die Genauigkeit des Verfahrens kann noch
wesentlich dadurch erhöht werden, daß man zu kleineren
Beugungswinkeln geht. Dabei wurden bereits Halbwertsbreiten
von 0,01 Grad gemessen.
Ebenso kann die Genauigkeit des Verfahrens durch Verwendung
anderer Monochromatoren und Analysatorkristalle bzw. Reflexe
erhöht werden (z. B. Germanium 511-Orientierung).
Schließlich ist es in einer weiteren Ausführung auch
möglich, anstelle des Analysator-Kristalls A einen Soller-
Kollimator SC′ mit zur Strahlrichtung parallelen Folien, die
jedoch senkrecht auf die Schwenkebene des Detektors D (und
damit senkrecht auf die Zeichenebene) stehen, vor dem
Detektor anzuordnen und gemeinsam mit dem Detektor D unter
Beibehaltung der Ausrichtung zueinander auf dem Goniometer-
Kreisbogen zu schwenken. Der Winkel zwischen der Mittellinie
von Soller-Kollimator SC′ und Detektor D beträgt in diesem
Fall 0°.
Claims (6)
1. Verfahren zur berührungsfreien Messung mechanischer
Spannungen an schnell bewegten Objekten mit kristalliner
Struktur, bei dem ein monochromatischer Röntgen-
oder Korpuskularstrahl auf ein zu untersuchendes
Objekt (S) geleitet und von dessen Netzebenen in
Richtung auf einen Detektor (D) abgelenkt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der Strahl von einem Analysator-Kristall
(A) in den Detektor (D) gelenkt wird;
daß der Analysator-Kristall (A) und der Detektor
(D) in einer festen Winkelbeziehung zueinander gehalten
werden; und daß der Analysator-Kristall (A) zusammen
mit dem Detektor (D) um das zu untersuchende
Objekt (S) auf einem Goniometer-Kreisbogen geschwenkt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß anstelle des Analysator-Kristalls (A) ein Soller-
Kollimator (SC′) zusammen mit dem Detektor (D) auf
dem Goniometer-Kreisbogen geschwenkt wird, und daß
man im Soller-Kollimator (SC) Folien einsetzt, die
parallel zum Strahl und senkrecht zur Schwenkebene
angeordnet sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Analysator-Kristall (A) bezüglich der
Einfallachse des Detektors (D) unter dem Bragg'schen
Glanzwinkel (ϑ) ausrichtet und justiert.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Analysator-Kristall (A) oder ein Soller-Kollimator
(SC′) und ein Detektor (D) in fester Winkelbeziehung
zueinander einstellbar und gemeinsam um den
Ort des zu untersuchenden Objekts (S) auf einem Goniometer-Kreisbogen
schwenkbar sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß ein weiterer Kollimator (SC) im Strahlengang
vom Objekt (S) zum Analysator-Kristall (A) angeordnet
ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der weitere Kollimator (SC) ebenfalls ein Soller-
Kollimator ist, dessen Folien parallel zur Schwenkebene
angeordnet sind.
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