Die Erfindung betrifft ein Höhenrudersteuerungssystem in fly-by-
wire-Ausführung mit mechanischer Hilfssteuerung für Luftfahrzeu
ge, insbesondere für Flugzeuge.
Es ist bekannt, daß Höhenrudersteuerungssysteme von Flugzeugen in
der sogenannten fly-by-wire-Technik ausgeführt sind (AIRBUS A 320).
Bei der Anwendung dieser Technik werden von Piloten an sogenann
ten Seitensteuer-Bediengeräten (side-sticks) Steuersignale er
zeugt, die über parallel arbeitende Computergruppen elektrohydrau
lische Stellsysteme ansteuern, die die mechanische Betätigung der
Höhenruder vollziehen. Pro Höhenruder sind in der Regel zwei oder
drei redundante Stellantriebe installiert (Duplex- oder Triplex-
Anordnung).
Bei einem Ausfall der Flugsteuerungselektrik besteht keine Höhen
rudersteuerbarkeit des Flugzeuges mehr. Besondere Bedeutung kommt
auch einer Ausfallsituation im Hochgeschwindigkeitsflug zu, bei
der nur eine Seite der Höhenrudersteuerung ausfällt, die andere
aber zur Steuerung noch intakt ist. In diesem Fall treten bei
Flugmanövern unzulässige Asymmetrien hinsichtlich der Struktur
belastung des Flugzeuges auf.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, für parallel redundante Höhen
ruder-Stellantriebssysteme, zum Beispiel Duplex- oder Triplex-
Anordnungen, an den beiden Höhenrudern eines Flugzeuges eine ge
wichtlich, komlexitätsmäßig und funktionell vorteilhafte Lösung
zu finden, die einen gleichen oder verbesserten Sicherheitsgrad
bezüglich beidseitigem oder einseitigem Ruderausfall aufweist.
Zudem soll bei konsequenter Gesamtsystemauslegung der Flugzeug
steuerung in der fly-by-wire-Technik eine einfache mechanische
Höhenruder-Notsteuerbarkeit für den Fall des Totalausfalls der
Bordelektrik möglich sein.
Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist dem Hauptanspruch
und den Unteransprüchen zu entnehmen. Sie besteht im wesentlichen
darin, ein mechanisches Höhenruder-Notsteuersystem in eine fly-
by-wire-Höhenrudersteuerung zu integrieren, das parallel und
synchron auf beide Höhenruder wirkt und gegenüber den elektrisch
gesteuerten Höhenruder-Steuerungseinrichtungen Betätigungspri
orität besitzt.
Mit Hilfe der Zeichnungen (Fig. 1) lassen sich die erfindungs
gemäßen Merkmale erläutern. Die beiden Höhenruder 1 werden von je
einem Triplex-Stellsystem 2 mechanisch angesteuert und betrieben,
welches je von einem, zum Teil in mechanisch ausfallgesicherter
Konstruktion ausgefühten, ansteuernden Signalgestänge 3 beauf
schlagt wird. Der Signaleingang erfolgt nicht primär von einem
Steuerknüppel, sondern wird von je einem elektrischen Kontroll
modul 4, bestehend aus einem Getriebe mit Elektromotoren und
einer Übersteuerungseinrichtung 4.2, ausgeführt.
Diese beiden Kontrollmodule 4, einer primär für den rechten, der
andere für den linken Steuerstrang, werden von an sich bekannten
Flugsteuerungsrechnern 5 synchron und simultan mit den gleichen
Steuerungsbefehlen versorgt, so daß links- und rechtsseitig die
Höhenruder die gleichen Ausschlagssignale erhalten. Jeder der ak
tiven Computer (oder Computergruppen) 5 erfährt gleichzeitig die
Position beider Kontrollmodulausgänge, so daß eine Überwachung
auf Synchronität, und beiderseitiges Abschalten bzw. Umschalten
im Fehlerfall, sichergestellt ist.
Die Stellkommandos werden wie bekannt sowohl aus Sensorabgriffen
am Pilotenbedienorgan, zum Beispiel einem Seitensteuerungs-Be
diengerät 6, als auch durch Signale vom automatischen Flugfüh
rungssystem 7 (Autopilot) in den Rechnern 5 erzeugt.
Zur Notsteuerung des Höhenruders während beispielsweise eines
Ausfalls der gesamten Bordelektrik des Flugzeuges, und während
eines oder mehrere der triplizierten Hydrauliksysteme 2 (B, G, Y)
noch funktionsfähig sind, ist ein Notbedienelement 8 für die
Höhenrudersteuerung vorgesehen, um ein mechanisches Steuersignal
zu dem oder den arbeitsfähigen Hydrauliksystemen der Höhenruder 1
zu übertragen. Das Notbedienelement 8 für die Höhenrudersteuerung
kann dabei als Doppel-Steuerrad oder als Doppel-Hebelelement aus
geführt sein.
Dieses Notbedienelement 8 für die Höhenrudersteuerung ist mit den
Kontrollmodulen 4 des normalen, elektrischen Flugsteuerungssy
stems über einen doppelten, ausfallgesicherten, mechanischen
Lastweg 9 verbunden (beispielsweise Seilsteuerung). Der Eingriff
dieser duplizierten Lastwege in die Kontrollmodule 4 erfolgt in
sogenannten Übersteuerungsmechanismen 4.2. Hierbei handelt es
sich um mechanische Bauelemente, die in folgender Weise funkti
onieren.
Im normalen Betriebsfall signalisieren die Kontrollmodule 4 die
Verstellung der Höhenruder 1 dem Notbedienelement 8 für die Hö
henrudersteuerung durch ein synchrones und proportionales Mitbe
wegen der Seilstränge. Das heißt, das Notbedienelement 8 für die
Höhenrudersteuerung bewegt sich entsprechend dem Höhenruderaus
schlag mit. Wenn ein Pilot z.B. aufgrund der Erkenntnis eines
fehlerhaften Systemverhaltens im elektrischen Steuererungsmodul
das Notbedienelement 8 für die Höhenrudersteuerung betätigt und
damit ein Steuerungssignal erzeugt, das mit dem durch die Rechner
5 und der Getriebe-/Elektromotoreneinheit 4.1 erzeugten Steuer
ungssignal nicht übereinstimmt, wird dem von dem Piloten mecha
nisch erzeugten Notsteuerungssignal eine höhere Priorität einge
räumt und gelangt zur Ausführung.
Da nicht ausgeschlossen werden kann, daß einer der Seilstränge 9
klemmt, und damit wegen der Priorität vom mechanischen über das
elektrischen, Steuersignal am Übersteuerungsmechanismus 4.2 kein
Fehlsignal auf das Höhenruder kommandiert wird, ist das Notbe
dienelement 8 für die Höhenrudersteuerung mit einer Ausrastein
richtung 8.1 versehen (symbolisiert durch ausrastbare Kugeln mit
Federvorspannung und zwei Handrädern), die auf zwei getrennte
Seilstränge 9 wirken. Auf diese Weise ist der Pilot in der Lage,
bei einem klemmenden Steuersignalseilstrang 9 zumindest durch
einen Eingriff am zweiten Steuerrad (oder Hebelelement) des
Notbedienelements 8 für die Höhenrudersteuerung im Niederge
schwindigkeitsflug noch ein gewolltes Höhenrudersignal auszulösen.
Um zu verhindern, daß im Hochgeschwindigkeitsflug zwischen dem
linken und dem rechten Höhenruder, auch im Fehlerfall, kein asy
mmetrischer Steuerausschlag auftritt, werden von den Kontroll
modulen 4 identische Steuersignale in ihre Steuerstränge 3 und 9
eingespeist. Zudem sind die rechts- und linksseitigen Signalge
stänge 3 mechanisch durch die Synchronisationseinheit 10 mitein
ander gekoppelt und zusätzlich (wesentlich für den Niedergeschwin
digkeitsflug) durch die Zentrierfedern 12 im Gestängebruchfall in
der Nullstellung zentriert. Desweiteren sorgt das Notbedienelement
8 für die Höhenrudersteuerung zusammen mit den mechanischen Not
steuer-Seilsträngen 9 für eine Signalsynchronität zwischen dem
rechten und dem linken Höhenruderausschlag.
Damit wird deutlich, daß die mechanische Synchronisationseinheit
10, die nur im Hochgeschwindigkeitsflug eingeschaltet ist, auch
im Versagensfall der elektrischen Systeme eine mechanisch syn
chronisierte Höhenrudersteuerung ermöglicht.
Im Niedergeschwindigkeitsflug, bei dem die mechanische Synchroni
sations-(und Kupplungs-) Einheit 10 geöffnet ist, könnte ein ein
facher mechanischer Fehler (z.B. Bruch in der Signalübertragung
zwischen dem Ausgang des Kontrollmoduls 4 und dem Steuergestänge
3) zu einem beliebig fehlerhaften Ausschlag des Höhenruders 1 der
fehlerbetroffenen Seite führen. Um dies zu verhindern, sind die
Zentrierfedern 12 eingebaut, die das durch einen Fehler der vor
genannten Art betroffene Höhenruder 1 in der Nullstellung (d.h.
Mittelstellung) durch ein entsprechendes Nullsignal zu den hy
draulischen Stellsystemen zentrieren.
In weiteren erfindungsgemäß vorteilhaften Ausgestaltungen werden
die Elektromotoren in den Kontrollmodulen 4 gemeinsam oder je
weils von einem oder mehreren Flugsteuerungsrechnern 5 gleichen
oder unterschiedlichen Typs angesteuert, so daß die Ausfallsi
cherheit des elektrisch betriebenen Steuerungssystems erhöht
wird. Die Anzahl der in den Kontrollmodulen 4 eingesetzten Elek
tromotoren kann zwei oder mehr betragen. Für den Fall, daß aus
Gewichts- und Systemvereinfachungsgründen nur zwei Elektromotoren
je Kontrollmodul 4 zum Einsatz kommen, sowie aus der Betrach
tung der Einrittswahrscheinlichkeit eines Ausfalls beider Elek
tromotoren in einem Kontrollmodul 4, kommt der beschriebenen
mechanischen Synchronisation und Notsteuerbarkeit der Höhenruder
eine besonders vorteilhafte Bedeutung zu. Die elektrisch signa
lisierte Höhenrudersteuerung ist auch dann möglich, wenn einer
der Kontrollmodule 4 ausgefallen ist. In diesem Fall werden die
elektrisch erzeugten Steuersignalwege des anderen, noch intakten
Kontrollmoduls 4 sowohl über die Seilstränge 9, als auch (nur im
Hochgeschwindigkeitsflug) über ein Koppelgestänge mit der Synchro
nisationseinheit 10 zwischen rechtem und linkem Signalgestänge 3
auf beide Höhenruder geleitet.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann
die Funktionstüchtigkeit der Höhenruder-Notfallsteuerung durch
die Betätigung eines Testschalters 11 durch Piloten zum Beispiel
vor dem Flugbeginn überprüft werden.
- Bezugszeichenliste:
1Höhenruder 2Höhenruderstellsysteme B, G, Y 3Höhenruder-Steuerungsgestänge 4Kontrollmodul 5Flugsteuerungsrechner 6Pilotensteuerungsorgan 7Autopilotenrechner 8Notbedienelement für die Höhenrudersteuerung 9Steuerungsseil10mechanische Synchronisationseinheit11Testschalter12ZentrierfederR/HRechtes HöhenruderL/HLinkes HöhenruderBHydraulisches Stellsystem BlauGHydraulisches Stellsystem GrünYHydraulisches Stellsystem Gelb