DE3616785A1 - Verfahren zur aufarbeitung von kohlenstoff enthaltenden abfaellen und biomassen - Google Patents
Verfahren zur aufarbeitung von kohlenstoff enthaltenden abfaellen und biomassenInfo
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Description
Es ist in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt bekannt,
daß der weltweit anfallende Abfall eine zunehmend größere
Belastung der Umwelt darstellt.
Seit Jahrzehnten wird bis heute Abfall in Deponien, z.B. in
verlassenen Kiesgruben, Bergwerksgruben und an anderen
Stellen gelagert. Lange Zeit hat man hierbei die chemische
Struktur des Abfalls und seine langfristige Einwirkung auf
Boden und Grundwasser nicht beachtet. In jüngerer Zeit
werden bestimmte Abfälle in sog. Sonderdeponien gelagert.
Hierbei bemüht man sich, die Deponie gegenüber Grundwasser
und Boden abzudichten.
Die Fachwelt hat sich daher seit einiger Zeit intensiv um
eine Aufarbeitung bzw. Verarbeitung des Abfalls bemüht, ein
mal zu Schonung der Umwelt und zum anderen um verwertbare
Produkte aus dem Abfall zu gewinnen.
So wird in "The Oil and Gas Journal", Dec. 25, 1978, S. 80,
eine Pilotanlage beschrieben, in der durch Pyrolyse Kunst
stoffe in Gase und Öle umgewandelt werden können.
In "Hydrocarbon Processing", Aprilil 1979, S. 183, wird eine
Verbrennungsanlage insbesondere für spezielle Abfälle be
schrieben.
Auch der biochemische Abbau von Kunststoffen wurde unter
sucht (s. z.B. "European Chemical News", Sept. 10, 1979,
S.28).
In "Chemical Engineering", 13. August 1979, S. 41, wird
ein Verfahren beschrieben, nach dem gefährliche Abfälle in
erhärtende Materialien, z.B. Zement eingegossen werden.
Ein Überblick über die wichtigsten Verfahren ist in
"Chemical and Engineering News", 01. Okt. 1979, S. 34,
dargestellt. Hier wird insbesondere die Vergasung von Bio
masse, nämlich Holzabfällen und dergl. zu Kohlenmonoxid
und Wasserstoff beschrieben. Auf S. 36, linke Spalte dieser
Schrift wird auch ein Versuchsprogramm zur Umsetzung von
zerkleinertem Holz in Wasser suspendiert, mit Wasserstoff in
Gegenwart von Raney-Nickel, als Katalysator beschrieben.
In "Europa Chemie", 25, 1979, S. 417, wird ein Verfahren
beschrieben, nach dem unsortierte Kunststoffabfälle
plastifiziert und verpresst werden.
Die Wirbelschichtverbrennung von Abfällen wird in
"Chemische Industrie", XXXII, April 1980, S. 248, beschrie
ben. Die Umwandlung von Abfällen und Biomasse durch Er
hitzen mit Wasser und Alkalien wird in "Chemistry Interna
tional", 1980 No. 4, S. 20 beschrieben.
Zahlreiche andere Publikationen sind darüber hinaus bekannt
geworden.
In jüngster Zeit wurden vor allem die Verbrennung in mo
dernsten Anlagen weiter entwickelt und Großanlagen er
richtet, die nach diesem Verfahren arbeiten. Obgleich Ent
staubung und Rauchgaswäsche in solche Anlagen integriert
sind, entweichen Schadstoffe auch bei sorgfältiger Reinigung,
so z.B. Schwermetalle, SO2, NO x u.a., in kleinen Anteilen
in die Atmosphäre.
Auch die Pyrolyse wird inzwischen in technischem Umfang be
trieben (s. beispielsweise "Vereinigte Wirtschaftsdienste
GmbH", 04. Okt. 1985, S. 9). Die Pyrolyse hat jedoch die
Nachteile der überwiegenden Bildung gasförmiger Produkte
und eines stark verschmutzten Koksrückstandes.
Das Problem der Abfall- und Biomasse-Verarbeitung ist gemäß diesem Stand
der Technik daher nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöst.
Eine überraschende, im Vergleich zum Stand der Technik we
sentlich günstigere Lösung dieses Problems, insbesondere im
Hinblick auf die Gewinnung sehr hoher Anteile wertvoller
Produkte offenbart die vorliegende Erfindung, dadurch ge
kennzeichnet, daß Kohlenstoff enthaltende Abfälle und/oder
Biomasse in der Wirbelschicht mit Wasserstoff und/oder
Wasserstoff enthaltenden Gasen und/oder Wasserstoff abgebenden
Verbindungen umgesetzt werden.
Dieses Verfahren ermöglicht es, Abfälle aus denen anorga
nische Bestandteile, wie Glas, Metalle, Steinmaterialien
und dergleichen möglichst weitgehend entfernt sind, ohne
weitere Sortierung zu wertvollen Kohlenwasserstoffen zu ver
arbeiten, also zu C1-C4-Kohlenwasserstoffgasen, zu im Ben
zinbereich siedenden Kohlenwasserstoffen und zu Mittel- und
Schwerölen, die als Dieselöl und zu Heizungszwecken verwendet
werden können.
Von besonderem Vorteil ist weiterhin, daß die Einsatzprodukte
nur wenig zerkleinert werden müssen, daß die Produkte praktisch
olefinfrei sind und daß Heteroelemente als Wasserstoffverbin
dungen anfallen, die gemäß dem Stand der Technik leicht aufge
arbeitet werden können.
Vorsortierte Materialien sind gemäß diesem Verfahren ebenfalls verarbeitbar,
insbesondere in der Weise, daß Gemische kohlenstoffhaltiger Abfälle synthe
tischen Ursprungs, wie beispielsweise Kunststoffe, bzw. Kunststoffgemische,
Gummi, Reifen, Textilabfälle und dergl. von dem vegetabilischen Anteil
oder Biomasseanteil zumindest grob abgetrennt werden und dann
einer separaten hydrierenden Behandlung unterworfen werden,
ggfs. gemeinsam mit Industrieabfällen,
wie z.B. Lack- und Farbresten und organischen Chemikalien,
Industrieproduktionsabfällen, organisch-synthetischen
Shredderabfällen der Autoindustrie, Klärschlamm oder mit
Altölen u. dergl. Hierbei können teilweise andere Abfälle
wie Papier, Lebensmittelreste, land- und forstwirtschaft
liche Abfälle, Holz, Pflanzen und dergl., weitgehend abge
trennt werden, jedoch auch in gewissem Umfang im synthetischen
Anteil verbleiben.
Hausmüll kann demgemäß beispielsweise in der Weise aufgearbeitet wer
den, daß man die Kunststoffe, Gummi, Textilreste und dergl. zumindest grob
abtrennt und gesondert der hydrierenden Behandlung unterwirft oder z.B.
gemeinsam mit Altreifen und/oder Kunststoff und/oder Chemie
abfällen aus der Industrie und/oder Altölen u. dergl. Auch
die synthetischen Einzelkomponenten sind unter den erfindungs
gemäßen Bedingungen sehr gut zu wertvollen flüssigen Produkten
verarbeitbar.
Das Verfahren ist auch sehr gut geeignet für die gemeinsame
hydrierende Behandlung der genannten Abfälle bzw. Abfallge
mische mit Kohle, Kohlebestandteilen, wie beispielsweise
Kohleölrückständen, Kohleölen, Pyrolyseölen, Erdöl, Erdöl
rückständen, sonstigen Erdölbestandteilen, Ölschiefer, Öl
schieferbestandteilen, Ölsanden, Bitumen und ähnlichen bzw.
den Gemischen dieser Materialien.
Gemäß vorliegender Erfindung werden die mit Wasserstoff und/
oder Wasserstoff enthaltenden Gasen und/oder Wasserstoff abgebenden Ver
bindungen umzusetzenden Kohlenstoff enthaltenden Abfälle und/oder Biomasse
in einer Wirbelschicht mit diesen Gasen umgesetzt, wobei mit Hilfe der ge
nannten Gase die Wirbelschicht zumindest teilweise erzeugt bzw. auf
rechterhalten wird. Die Gase können zusätzlich andere Komponen
ten enthalten, wie beispielsweise N2, CO, CO2, CH4 oder auch
Wasserdampf. In der Gesamtmenge der Gase ist jedoch ≧ 25 Vol.%
Wasserstoff enthalten. Als Wirbelschichtreaktoren können sowohl
dem Stand der Technik entsprechende Reaktoren als auch weiter
entwickelte Wirbelschichtreaktoren verwendet werden.
Geeignete Reaktoren sind beispielsweise solche, wie sie in der
Kohlevergasung, Wirbelschichtverbrennungsanlagen oder Kalk
brennanlagen eingesetzt werden, wobei jedoch die Reaktoren
ggfs. an das Einsatzprodukt anzupassen sind.
Die eingesetzten, festen, Kohlenstoff enthaltenden Abfälle
und/oder Biomasse können in Abhängigkeit von der Gaszufuhr
zu unterschiedlicher Materialgröße zerkleinert werden, bzw.
auch unzerkleinert eingesetzt werden. Letzteres empfiehlt
sich insbesondere bei Verwendung eines zusätzlichen festen
Träger-Materials, das sowohl im geraden Durchgang eingesetzt
werden kann, als auch zumindest teilweise rückgeführt werden
kann. Solche Materialien können beispielsweise inerte
Materialien sein, wie Sand, Kies, Korund, Keramik, Ton, Koks
oder ähnliche, wobei diese Materialien auch als Wärmeträger
dienen können. Es können jedoch auch katalytisch wirkende
feste Materialien sein wie beispielsweise Fe, Mo, Ni, Co, W
und andere hydrieraktive Metalle und/oder ihre Verbindungen
enthaltende Katalysatoren, wobei diese aus einzelnen oder
auch wenigstens zweien dieser Komponenten bestehen können
und die Metalle und/oder deren Verbindungen auf Trägern
aufgebracht sein können, z.B. auf Aluminiumoxid, Silizium
dioxid, Aluminiumsilikaten, Zeolithen, den oben genannten
festen Zusatzmaterialien und anderen dem Fachmann bekannten
Trägern oder von Trägergemischen. Sie können jedoch auch ohne
Träger eingesetzt werden. Auch bestimmte Zeolithe als solche
sind geeignet.
Weitere geeignete Katalysatoren können sog. Wegwerf-Kataly
satoren sein, wie beispielsweise Herdofenkoks, Winklerver
gasungsstäube, Stäube und Aschen, die bei der hydrierenden
Vergasung von Kohle zu Methan anfallen (HKV-Stäube) aber
auch Eisenoxide und sonstige Eisenverbindungen enthaltende
Gemische wie beispielsweise Rotschlamm, Bayermasse, Lux
masse, Stäube aus der Eisenindustrie und andere, wobei diese
Materialien auch mit hydrieraktiven Metallen und/oder Metall
verbindungen dotiert sein können, insbesondere mit Schwerme
tallsalzen, wie z.B. Eisensalzen oder Salzen des Chroms,
Zinks, Molybdäns, Wolframs, Mangans, Nickels, Kobalts, ferner
auch mit Alkali, Erdalkali, u.a. sowie mit Gemischen dieser
Verbindungen.
Die Katalysatoren können zumindest z. Teil sulfidierend vorbe
handelt sein.
Es versteht sich, daß sämtliche genannten Trägermaterialien
und Katalysatoren sowohl einzeln als auch in Gemischen einge
setzt werden können.
In die Wirbelschicht können scwohl feste als auch flüssige Abfälle und/
oder Biomasse eingesetzt werden, wobei die Gaszufuhr entsprechend anzupas
sen ist. Beispielhaft seien als feste Abfälle, die sowohl einzeln als auch
im Gemisch eingesetzt werden können, genannt:
Kunststoffe, Gummi, Reifen, Textilien, Shredderabfälle, insbesondere aus
der Autoindustrie, Papier, feste vegetabilische Abfälle, Holz-, Pflanzen-
und sonstige Cellulose enthaltende Abfälle, sonstige feste organisch-synthe
tische Industrieabfälle. Feste Zusätze zu diesen Abfällen können
sein: Kohle, wie beispielsweise Braun- oder Steinkohle, Torf,
Ölschiefer, Bitumen, oder deren Gemische. Jedoch auch andere
hier nicht genannte feste Kohlenstoff enthaltende Abfälle
können unter den erfindungsgemäßen Bedingungen zu wertvollen
Produkten umgesetzt werden.
Als flüssige Abfälle seien beispielhaft genannt:
Altöle, Rückstandsöle aus der Mineralöl- und Kohleverarbei
tung, Pyrolyseöle, Rohöle, Ölschiefer- und Ölsandöle,
flüssige organisch-synthetische Rückstände, Bioschlämme.
Jedoch auch andere hier nicht genannte flüssige Einsatzpro
dukte bzw. Abfallprodukte können unter den erfindungs
gemäßen Bedingungen zu wertvollen Produkten umgesetzt werden.
Die Bedingungen der erfindungsgemäßen hydrierenden Umsetzung
können in Abhängigkeit von den Einsatzprodukten in weiten
Grenzen variiert werden. So liegt die Temperatur bei
300°C bis 900°C, bevorzugt bei 350°C bis 800°C und besonders
bevorzugt bei 400°C bis 600°C.
Der Druck liegt bei 1 bis 320 bar, bevorzugt bei 5 bis 280 bar
und besonders bevorzugt bei 8 bis 240 bar.
Das Verhältnis Wasserstoff zu Einsatzprodukt wird insbeson
dere durch die erforderliche Gasmenge bei bestimmter Stück-
bzw. Korngröße des festen Einsatzprodukts bestimmt, die zur
Aufrechterhaltung der Wirbelschicht notwendig ist. Die Gas
geschwindigkeit kann beispielsweise bei sog. stationären Wir
belbetten bei 0,05 bis 1,5 m/sec., vorzugsweise bei 0,2 bis
1 m/sec. liegen, kann jedoch auch im Falle sog. fast-riser
Wirbelbetten bis zu 30 m/sec. erreichen.
Es ist hierbei jedoch zu berücksichtigen, daß auch durch Zu
sätze anderer Gase sowie durch Zusatz von Wasserdampf, die
Aufrechterhaltung der Wirbelschicht mitbestimmt wird.
Als Hydriergas können alle Wasserstoffqualitäten eingesetzt
werden, auch mit Beimengungen wie z.B. CO, CO2, H2S, Methan,
Ethan, Wasserdampf, u.a.
Sehr gut geeignet sind Wasserstoffqualitäten, wie sie bei
Vergasungsreaktionen kohlenstoffenthaltender Materialien
mit Wasserdampf entstehen. Solche Materialien können Rück
stände aus der Verarbeitung mineralischer Öle sein oder
Kohle, Holz, Torf oder Rückstände aus der Kohleverarbeitung,
beispielsweise Hydrierung. Geeignet sind auch Biomassen oder
die aus Hausmüll abgetrennten vegetabilischen Anteile.
Sehr gut geeignet sind selbstverständlich auch reine H2-
Qualitäten wie beispielsweise Elektrolysewasserstoff. So
kann erfindungsgemäß beispielsweise Hausmüll zunächst im
vegetabilischen und synthetischen Anteil getrennt werden
und anschließend der vegetabilische Anteil zur Wasserstoff
erzeugung einer Vergasung zugeführt werden, während der
synthetische Anteil der hydrierenden Behandlung unterworfen
wird.
Der vegetabilische Anteil kann auch einer Vergärung oder
einer anderen Verarbeitung zugeführt werden.
Auch eine Lösungsmittelbehandlung mit Wasserstoff übertra
genden Lösungsmitteln kann der hydrierenden Behandlung vor
geschaltet werden, anschließend kann eine Trennung in Ge
löstes und Ungelöstes stattfinden und das Ungelöste dem
Wirbelschicht-Hydrierreaktor(en) zugeführt werden.
Auch in dieser Verfahrensvariante kann das Einsatzprodukt im
Gemisch mit Kohle und/oder Kohlebestandteilen und/oder Erd
ölrückständen und/oder Erdöl u.a. hydriert werden.
Geeignete Lösungsmittel sind z.B. Tetralin, Anthracenöl,
Isopropanol, Kresol enthaltende Öle, Decalin, Naphthalin,
Tetrahydrofuran, Dioxan, jedoch auch beispielsweise erdöl
stämmige oder aus der Anlage selbst stammende Kohlenwasser
stoffe und Öle und Sauerstoff enthaltende Kohlenwasserstoffe
und Öle. Schließlich kann auch Wasser oder Dampf zugefügt
werden.
Nach dem genannten Verfahren können Abfallgemische auch in
der Weise hydrierend verarbeitet werden, daß Gemische aus
vegetabilischem und synthetischem Abfall, gegebenenfalls
unter Zusatz von Biomasse in verschiedenen Stufen unter Be
dingungen umgesetzt werden, bei denen einerseits im wesent
lichen die hydrolytische und/oder hydrierende Umsetzung
vegetabilischen- bzw. Papier- und Biomasse-Anteils und ande
rerseits die hydrierende Umsetzung des synthetischen orga
nischen Abfalls erfolgt.
So kann in der 1. Stufe beispielsweise eine hydrierende Be
handlung ggfs. in Gegenwart von Hydrierkatalysatoren und
einem Druck von 1 bar bis 150 bar, vorzugsweisen 25 - 60 bar
erfolgen, wobei vorzugsweise in Gegenwart von Wasser und
anderen protischen Lösungsmitteln wie beispielsweise Alkoho
len gearbeitet wird.
Anschließend können die überwiegend aus dem vegetabilischen
Anteil erhaltenden Öle durch Lösungsmittelextraktion abge
trennt werden, wonach der nicht hydrierend gespaltene Anteil
in der 2. Stufe unter bereits geschilderten Bedingungen in
der Wirbelschicht hydrierend gespalten werden kann.
Die stufenweise Verarbeitung kann auch in der Weise erfolgen,
daß vegetabilische Anteile bzw. Papieranteile bzw. Biomasse
in der ersten Stufe hydrolytisch gespalten werden, beispiels
weise in Gegenwart von Alkalien oder Säuren, wobei diese Um
setzung ggfs. in Gegenwart von CO stattfinden kann und be
vorzugt in Gegenwart von Wasser und/oder anderen protischen
Lösungsmittel wie beispielsweise von Alkoholen und in der
2. Stufe der synthetische bzw. überwiegend synthetische An
teil in der Wirbelschicht hydrierend umgesetzt wird.
Alternativ kann der Abfall und/oder die Biomasse zuvor in
einen vegetabilischen Anteil und einen synthetischen Anteil
getrennt werden und unter den geschilderten Bedingungen ge
trennt verarbeitet werden.
Auch in diesen Fällen kann sowohl mit als auch ohne Kataly
satoren gearbeitet werden. Ggfs. kann vor der 2. Stufe ge
trocknet werden.
Man kann erfindungsgemäß auch den zu hydrierenden Abfall und/oder
die Biomasse in Gegenwart von Wasserstoff oder diesen enthal
tenden Gasen und/oder in Gegenwart Wasserstoff übertragender
Verbindungen, insbesondere sog. Wasserstoff-Donor-Lösungsmittel
aber auch in Gegenwart inerter Gase, also thermisch in Misch
vorrichtungen, insbe
sondere in Extrudern und Misch/Knet-Vorrichtungen vorbehan
deln.
Auch zahlreiche andere Mischvorrichtungen wie beispielsweise
Knetscheiben-Schneckenpressen, Ko-Kneter, Hohlschnecken-
Wärmetauscher, Schneckenkneter, Knet-Extruder, Rührappara
turen, Durchlaufmischer, Reaktionsmischer, Kneter, Mahlvor
richtungen bzw. Mühlen wie Perl-, Hammer- oder Schwingmühlen
sind für die erfindungsgemäße Vorbehandlung geeignet.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es, auch nur wenig
oder nicht vorgetrennte Abfallgemische zu verarbeiten. Es
ist aus apparativen Gründen jedoch wünschenswert, anorga
nische Materialien wie Steine, Metalle, Glas und dergl. vor
her abzutrennen, zumindest grobe Materialien. Es kann auch
eine Vortrennung in beispielsweise überwiegend vegetabili
sche oder cellulosehaltige und überwiegend synthetische
Materialien erfolgen, wobei der vegetabilische Teil gesondert
wie beispielsweise in einer Fermentation weiterverarbeitet
werden kann.
Die bisherigen Nachteile des Standes der Technik werden ins
besondere dadurch in hervorragender Weise überwunden, daß
trotz des Einsatzes völlig uneinheitlicher Abfallgemische
wertvolle Kohlenwasserstofföle in hohen Ausbeuten gewonnen
werden können und die im Abfall vorhandenen Heteroelemente
wie Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff, Halogene zu Wasser
stoffverbindungen umgesetzt werden, die nach dem Stand der
Technik in bekannter Weise weiterbehandelt werden können.
Dies gilt insbesondere für chlor-, brom- oder fluorhaltige
Abfälle. Die bisher noch nicht beherrschten Probleme der
Abfallgemischbeseitigung, insbesondere der toxischen und
halogenierten Abfälle werden daher erfindungsgemäß risikolos
gelöst.
Hier seien beispielhaft Polychlorbiphenyle, PVC, Fluor
polymere oder Halogene enthaltende Lösungsmittel genannt.
Erfindungsgemäß können mit den Abfallmaterialien auch Erdöl,
Erdölbestandteile und -folgeprodukte, Kohle, Kohlebestand
teile und -folgeprodukte, Asphalte, Bitumen, Öle aus Pyro
lysen z.B. aus Verkokungen oder Abfallpyrolysen, Ölsandpro
dukte, Ölschieferprodukte, schwere Rückstandsöle und dergl.
zugesetzt und gemeinsam verarbeitet werden.
Auch Öle und Rückstände, die aus der Anlage selbst stammen,
sind erfindungsgemäß einsetzbar.
Erfindungsgemäß lassen sich metallhaltige Abfälle auf beson
ders vorteilhafte Weise aufarbeiten, da die Metalle in Form
von Aschen nach der Hydrierung anfallen und anschließend
einer Metallaufarbeitung zugeführt werden können.
Die Reaktionszone kann aus einem oder mehreren hinterein
ander oder parallel geschalteten Reaktoren bestehen.
Die anfallenden flüssigen Kohlenwasserstoffe können dem
Stand der Technik entsprechend weiterverarbeitet werden, wie
beispielsweise durch weitere hydrierende Spaltstufen bzw.
Raffinationsstufen und destillative Trennung.
Die nicht kondensierten Gase werden durch Gaswäsche von
H2S, NH3, HC1 , gegebenenfalls auch CO und CO2 befreit.
Der Wasserstoff im anfallenden Gas kann als Hydriergas zu
dem (den) Hydrierreaktor(en) rückgeführt werden. Eine Ver
arbeitung der in den gasförmigen Produkten enthaltenen
niederen Kohlenwasserstoffe etwa durch Dampfreformieren ist
ebenfalls möglich, wobei zusätzlich Wasserstoff gewonnen
wird.
Die flüssigen Produkte können einer Raffinationsstufe zuge
führt werden, die im allgemeinen hydrierend arbeitet. Hier
bei können noch vorhandene geringe Anteile an Heteroatome
enthaltenden Verbindungen vollständig hydrierend aufgear
beitet werden, so daß anschließend die Produkte praktisch
schwefel-, stickstoff- und halogenfrei sind. Höher siedende
Anteile können wenigstens einer Krackanlage zugeführt wer
den, insbesondere einer Hydrokrackanlage. Aus der Verar
beitung können im Bedarfsfall auch bestimmte Anteile wieder
in die Abfallhydrierung bzw. vor die Abfallhydrierung rück
geführt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch mit anderen
Abfallhydrierverfahren, wie beispielsweise einer Sumpfphase
hydrierung kombiniert werden.
Ein Abfallgemisch der grünen Tonne, bestehend aus Folien, Hart
kunststoffen, Textil- und Papieranteilen, das nach vorheriger
Abtrennung der wiederverwertbaren Bestandteile, wie Metalle,
Glas und Papier, erhalten worden war, wurde bei 470°C und 60
bar in der Wirbelschicht (Quarzsand) mit Wasserstoff umgesetzt.
Als Produkte wurden eine Gasphase (9 Gew.-%), 75% Flüssigpro
dukte im Siedebereich bis 390°C und 16% Rückstand (Inertma
terialien, Ruß und Hochsieder) erhalten. Die Gasphase enthielt
neben C1-C4-Kohlenwasserstoffen 2% CO und CO2.
Ähnliche Ergebnisse wurden erhalten mit Herdofenkoks als Trä
germaterial anstelle von Quarzsand.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei dem Einsatzprodukt Calcium
oxid zugesetzt wurde. Bei im Rahmen der Analysengenauigkeiten
unveränderter Produktzusammensetzung wurde eine HCl-freie Gas
phase erhalten. Das aus den PVC-Bestandteilen freigesetzte
HCl wurde somit praktisch vollständig gebunden.
Ein Gemisch synthetischer Abfälle, das aus Tagesproben mehrer
Mülltrennanlagen bestand, wurde ohne weitere Reinigung bei
480°C und 100 bar in die Wirbelschicht (Kobalt/Molybdän-Kata
lysator auf Al2O3) mit Wasserstoff umgesetzt. Die Hydrierung
verlief praktisch quantitativ, wobei jedoch im Vergleich zu
Beispiel 1 ein höherer Gasanteil erhalten wurde, was auf den
höheren Papier- und Biomasseanteil zurückzuführen ist. Es
wurde ein Produkt erhalten, das zu 17% aus einer Gasphase,
zu 70% aus Flüssigprodukt im Siedebereich bis 390°C und 13%
aus Rückstand (Ruß, Intertmaterialien) bestand.
"Leichtgut" aus Shredderanlagen, das im wesentlichen Kunst
stoffe, Gummi und Polstermaterialien enthielt, wurde hydrierend
in einer Quarzsand-Wirbelschicht umgesetzt. Die Reaktion er
folgte bei 460°C und 30 bar.
Es wurde ein Produkt erhalten, das 64% Kohlenwasserstoffe im
Siedebereich bis 390°C enthielt. Die Gasphase, die bei 12%
des Gesamtproduktes lag, enthielt 3,5% CO/CO2. Der Rückstand
bestand im wesentlichen aus Inertmaterialien, wie Metallen,
Füllstoffen usw. sowie Ruß.
Ein kunststoffhaltiges Abfallgemisch, das zu 30% aus Kabelum
mantelungen, 40% aus Leichtgut von Shredderanlagen und 30%
Altreifen bestand, wurde an mit Molybdänoxid dotiertem Alumi
niumoxid umgesetzt. Nach Hydrierung bei 490°C und 120 bar wur
den 80 Gew.-% Flüssigprodukte bis 390°C Siedeende erhalten, die
nur geringe Anteile olefinischer Kohlenwasserstoffe enthielten.
Die Gasphase, die bei 6 Gew.-% lag, enthielt im wesentlichen
gesättigte C1-C4-Kohlenwasserstoffe.
Synthetisch-organische Müllbestandteile einschließlich PVC
aus einer Tagesprobe einer Mülltrennanlage wurden gemeinsam
mit Rückständen der Mineralölverarbeitung in den Wirbelschicht
reaktor eingebracht. Der Kunststoffanteil im Einsatz betrug
60 Gew.-%. Das Wirbelbett bestand aus mit Eisenverbindungen
imprägniertem Aluminiumsilikat.
Nach Umsetzung bei 470°C und 200 bar wurden 84 Gew.-% Öl im
Siedebereich bis 390°C mit hohem Aromatenanteil und 11 Gew.-%
hochsiedender Produkte und Rückstände erhalten. Das Reaktions
gas (5 Gew.-%) enthielt nur Spuren CO und CO2 sowie dem einge
setzten PVC entsprechende Mengen an HCl.
Bei Wiederholung des Versuchs und Zusatz von Calciumoxid war
im Abgas kein HCl nachzuweisen.
Ein Gemisch von PVC-haltigen Kunststoffabfällen aus einer Müll
sortieranlage wurde zusammen mit Chlor-kontaminierten Ölen
und organisch-chemischen Rückständen, die 1 Gew.-% Chlor ent
hielten, in den Wirbelbettreaktor eingebracht. Der Kunststoff
anteil betrug 60 Gew.-%. An Aluminiumsilikaten, die Nickel/Mo
lybdän enthielten, wurde dieses Gemisch bei 480°C und 50 bar
mit Wasserstoff umgesetzt.
Neben der Gasphase (9 Gew.-%) und 6% höhersiedenden Produkten
wurde als Hauptfraktion in 85% Ausbeute ein Öl im Siedebereich
bis 390°C erhalten. Der Chlorgehalt dieser Fraktion lag bei
3800 ppm.
Durch hydrierende Raffination dieser Ölfraktionen bei 50 bar
und 280°C in einem Festbettreaktor wurde ein Produkt erhalten,
in dem Chlor nicht mehr nachweisbar war.
Ähnliche Ergebnisse wurden mit undotiertem Herdofenkoks als
Katalysator erhalten.
Ein Gemisch aus Reifenabfällen, Farblackresten und Holzabfällen
wurde ohne Träger bei 490°C und 120 bar umgesetzt.
Als Produkt wurden 54 Gew.-% bis 390°C siedende Öle, 25 Gew.-%
Gase einschließlich kleiner Mengen an CO und CO2 sowie 21 Gew.-%
Feststoffe (Metallreste, Ruß, Pigmentanteile) erhalten.
Claims (12)
1. Verfahren zur Aufarbeitung von Kohlenstoff enthaltenden Abfällen
und/oder Biomasse, dadurch gekennzeichnet, daß man die Kohlenstoff ent
haltenden Abfälle und/oder Biomasse mit Wasserstoff und/oder
Wasserstoff enthaltenden Gasen und/oder Wasserstoff abge
benden Verbindungen in der Wirbelschicht umsetzt.
2. Verfahren zur Aufarbeitung von Kohlenstoff enthaltenden Abfällen
und/oder Biomasse, dadurch gekennzeichnet, daß man Gemische Kohlenstoff
enthaltender Abfälle und/oder Biomasse mit Wasserstoff und/oder
Wasserstoff enthaltenden Gasen und/oder Wasserstoff abgeben
den Verbindungen in der Wirbelschicht umsetzt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß man bei einer Temperatur von 300 bis 900°C,
bevorzugt bei 350 bis 800°C und besonders bevorzugt bei
400 bis 600°C arbeitet.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß man bei einem Druck von 1 bis 320 bar, be
vorzugt bei 5 bis 280 bar und besonders bevorzugt bei 8
bis 240 bar arbeitet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß man Gemische synthetischer Abfälle einsetzt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeich
net, daß man in Gegenwart (eines) zusätzlicher(n) Fest
stoffe(s) in der Wirbelschicht hydrierend umsetzt, die ggfs.
mit hydrieraktiven Metallen und/oder deren Verbindungen
dotiert sind.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß man ohne Katalysator in der Wirbelschicht hydrie
rend umsetzt.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeich
net, daß man in Gegenwart von Katalysatoren in der Wirbel
schicht hydrierend umsetzt.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6 und 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß man in Gegenwart sog. Wegwerfkatalysatoren
arbeitet.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6 und 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß man in Gegenwart von Katalysatoren arbeitet,
die hydieraktive Metalle enthalten, insbesondere Fe, Mo,
W, Ni, Co.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeich
net, daß die zu hydrierenden Abfälle und/oder Biomasse im
Gemisch mit Erdöl und/oder Erdölbestandteilen, insbesondere
Erdölrückständen und/oder Kohle und/oder Kohlebestandteilen
und/oder Ölschiefer und/oder Ölschieferkomponenten und/oder
Ölsandextrakten und/oder Bitumen und/oder Asphalt und As
phalthenen umgesetzt werden.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß
der Wasserstoffanteil in den Einsatzgasen in der Wirbelschicht
≧ 25 Vol.% ist.
Priority Applications (8)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863616785 DE3616785A1 (de) | 1986-05-17 | 1986-05-17 | Verfahren zur aufarbeitung von kohlenstoff enthaltenden abfaellen und biomassen |
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