DE2802966C2 - Kunststoffmassen auf Blockcopolymergrundlage und Verfahren zu ihrer Herstellung - Google Patents
Kunststoffmassen auf Blockcopolymergrundlage und Verfahren zu ihrer HerstellungInfo
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Description
Kunststoffmassen, die ein Blockcopolymer aus einem aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoff
und einem aliphatischen konjugierten Dienkohlenwasserstoff, ein Polymer eines aromatischen
Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes, ein Kautschukstrecköl und gegebenenfalls ein Füllmittel
enthalten, sind aus der US-PS Re 28 236 bekannt. Sie eignen sich zur Herstellung von Fußbekleidung und
haben sich als in vieler Hinsicht vorteilhaft erwiesen. Sie sind gut verarbeitbar und flexibel, müssen nicht
vulkanisiert werden und sind aut'-. naß rutschfest. Andererseits weisen sie jedoch gewisse Nachteile auf, so
sollten sich die daraus hergestellten Gegenstände, z. B. Schuhsohlen, nicht ablösen und sollen weder Einkerbungen
noch Schadstellen oder die ais »Elefantenhaut« bekannte Erscheinung aufweisen, die vor allem bei relativ
dicken Kunststoffschichten auftritt, wenn diese gebogen werden. Beim starken Biegen nimmt die zusammengedrückte
Oberfläche derartiger Erzeugnisse ein runzliges Aussehen an. Außerdem haben die bekannten Massen
noch den großen Nachteil, daß die daraus gefertigten Sohlenteile dazu neigen, sich vom Oberteil des Schuhs
abzulösen.
Auch die aus der DE-AS 16 20 851 bekannte thermoplastische Elastomermischung, die sich aus einem Blockcopolymeren
A—B—A mit Polystyrolblöcken A und einem Dienblock B, Polystyrol oder Poly-rt-methylstyrol.
Strecköl und Füllstoffen zusammensetzt, wird für die Herstellung von u. a. Schuhsohlen und Schuhoberteilen
verwendet. Das Polystyrol wird manchmal als kristallines Polystyrol bezeichnet, worunter jedoch hier »Kristallpolystyrol«
zu verstehen ist, d. h. Polystyrol mit Kristallqualität, das üblicherweise in den für Fußbekleidung
verwendeten Kunststoffmassen enthalten ist und durch radikalische Polymerisation erhalten wird. Kristallines
(isotaktisches) Polystyrol hingegen wird durch anionische Einlagerungspolymerisation in Gegenwart von Ziegler-Katalysatoren
erhalten.
Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, Kunststoffmassen auf der Basis von Blockcopolymeren bereitzustel- so
len, die die Nachteile der bekannten Massen nicht aufweisen und sich diesen gegenüber durch verbesserte
Eigenschaften auszeichnen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den im Hauptanspruch näher bezeichneten Kunststoffmassen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Herstellungsverfahren sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Gesamtheit der Eigenschaften der erfindungsgemäßen Kunststoffmassen ist sowohl den Eigenschaften
einer Kunststoffmasse, die ein durch radikalische Polymerisation hergestelltes Polystyrol enthält, bei der das
Molekulargewichtsverhältnis ebenfalls 0.6 bis 2,0 beträgt, als auch den Eigenschaften einer Kunststoffmasse, die
ein anionisches Polystyrol enthält, bei der aber das Molekulargewichtsverhältnis außerhalb des beanspruchten
Bereiches liegt, überlegen, wie nachfolgend in den Versuchen und Vergleichsversuchen des Beispiels gezeigt
wird. b0
Die in den erfindungsgemäßen Kunststoffmassen als Komponente a) anwesenden Blockcopolymere können
eine lineare, verzweigte oder sternförmige Struktur haben: vorzugsweise ist ihre Struktur radial. Blockcopolymere
der einfachsten Konfiguration haben z. B. die Struktur: Polystyrol-Polyisopren-Polystyrol oder Polystyrol-Polybutadien-Polystyrol.
Ein radiales Blockcopolymer aus Styrol und einem Dien ist z. B. ein solches, in welchem der Dicnblock drei b5
oder mehr Verzweigungen aufweist, deren Spitze jeweils mit einem Polystyrolblock verbunden ist. Die lineare
Struktur bzw. die radiale Struktur der Blockcopolymeren. die in den erfindungsgemäßen Kunststoffmassen
anwesend sein können, kann durch folgende allgemeine Formel ausgedrückt werden:
A-(B- A)n bzw. Α-Β-(-Β-Α)π.
worin A den nicht-elastomeren Polymerblock eines aromatischen Monoalkenylkohlenwasserstoifes, wie Styrol,
tert. Butylstyrol oder einem anderen ringalkylierten Styrol, oder eines aromatischen Monoalkenylidenkohlen-Wasserstoffs,
wie Λ-Methylstyrol, darstellt, während B für den elastomeren Polymerblock aus einem aliphatischen
konjugierten Dienkohlenwasserstoff, wie Butadien oder Isopren, steht und η eine ganze Zahl von 1 bis 15
bedeutet.
Das Zahlenmittel des Molekulargewichts der nicht-elastomeren Polymerblöcke A liegt vorzugsweise zwischen
15 000 und 100 000 und das der elastomeren Polymerblöcke B vorzugsweise zwischen 25 000 und 150 000.
Das mittlere Molekulargewicht der Polymerblöcke A wird jeweils durch Gelpermeationschromatographie
bestimmt, während der Gehalt an Polymerbiöcken A durch das IR-Spektrum des fertigen Blockcopolymeren
bestimmt wird. Der Gewichtsanteil der endständigen Polymerblöcke A im fertigen Blockcopolymeren macht
vorzugsweise 30 bis 50 Gew.-% aus.
Die für die erfindungsgemäßen Kunststoffmassen geeigneten Blockcopolymere können auch entweder teilweise
(selektiv oder beliebig) oder vollständig hydriert sein. Man kann z. B. die Bedingungen so wählen, daß die
elastomeren Zwischenpolymerblöcke B hydriert werden, während die nicht-elastomeren endständigen Polymerblöcke
A unverändert bleiben. Zwei Beispiele für hydrierte Polymere sind: Polyvinyicyclohexanhydriertes
Polyisopren-Polyvinylcyclohexan und Polystyrolhydriertes Polybutadien-Polystyrol. Vorzugsweise sind in den
endständigen Polymerblöcken A nicht mehr als 25% der ursprünglichen aromatischen Doppelbindungen durch
Hydrierung reduziert, während bei den Polymerblöcken B mindestens 75% der aliphatischen Doppelbindungen
hydriert sind.
Das ais Komponente b; der erfindungsgemäßen Kunststoffmasse!! durch anionische Polymerisation hergestellte
Polymer eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenyiidenkohlenwasserstoffes kann durch Massepolymerisation
oder Lösungspolymerisation erhalten werden. Bevorzugt wird die Lösungspolymerisation, die
auch zur Herstellung der Blockcopolymeren a) angewandt wird. Vorzugsweise werden daher das Blockcupolymer
und das anionische Polymer des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenyiidenkohlenwasserstoffes
gleichzeitig hergestellt. Ein derartiges Herstellungsverfahren hat mehrere Vorteile. Erstens entsprechen sich die
Molekulargewichte der nicht-elastomeren endständigen Polymerblöcke A des Blockcopolymeren und des anionischen
Polymeren. Außerdem werden die beiden Polymeren gemeinsam aus der Lösung gewonnen und dadurch
das sonst stets auftretende Problem eines völlig einheitlichen Vermischens der beiden Polymeren wird
vermieden.
Die erste Stufe bei der gleichzeitigen Herstellung des Blockcopolymeren a) und des anionischen Polymeren b)
besteht darin, daß man den betreffenden aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoff
in einem flüssigen Kohlenwasserstoff als Lösungsmittel in Anwesenheit einer Organomonolithiumverbindung
als Initiator polymerisiert, so daß sich ein lebendes Polymer bildet. Als aromatischen Monoalkenylkohlenwasserstoff
verwendet man vorzugsweise Styrol, jedoch sind z. B. auch tert. Butylstyrol und andere ringalkylierte
Styrole verwendbar. Ein besonders geeigneter Monoalkenyüdenkohlenwasserstoff ist Λ-Methylstyrol.
Das Lösungsmittel kann ein aromatischer oder ein Naphthenkohlenwasserstoff sein, der durch Anwesenheit
eines Alkens oder Alkans. wie eines Pentens oder Pentans modifiziert sein kann. Beispiele für Lösungsmittel sind
n-Pentan, η-Hexan. Isooctan, Cyclohexan, Toluol, Benzol, Xylol und Cyclohexan. Die in der ersten Verfahrensstufe als Initiator verwendete Organomonolithiumverbindung entspricht der Formel RLi. worin R ein aliphatischen
cycloaliphatischer oder aromatischer Rest oder eine 'Combination aus solchen Resten ist und vorzugsweise
2 bis 20 Kohlenstoffatome je Molekül enthält. Beispiele für solche Organomonolithiumverbindungen sind:
Ethyllithium, n-Propyllithium, Isopropyllithium, n-Butyllithium, sec.Butyllithium, tert.Octyllithium, u-Decyllithium.
n-Eicosyllithium, Phenyllithium, 2-Naphthyllithium, 4-Butylphenyllithium, 4-Toluyllithiumr 4-PhenyIbutyllithium,
Cyclohexyllithium, S.S-Di-n-heptylcyclohexyllithium und 4-CyclopentylbutyIlithium. Bevorzugt werden die
Alkyllithiumverbindungen. vor allem diejenigen mil 3 bis 10 Kohlenstoffatomen in der Alkylgruppe. Ein besonders
bevorzugter Initiator ist sec.Butyllithium. Durch Steuerung der Initiatorkonzentration läßt sich das Molekulargewicht
des Polymeren beeinflussen. Im allgemeinen liegt die Initiatorkonzentration im Bereich von 0,25 bis
so 50 mmol je 100 g Monomer, jedoch kann dieser Bereich nach oben und unten überschritten werden. Häufig
hängt die Initiatormenge auch von der Löslichkeit des Initiators in dem Kohlenwasserstofflösungsmittel ab. Die
Polymerisationstemperatur liegt im vorliegenden Fall im Bereich von —50 bis + 1500C und der Druck muß dazu
ausreichen, das Reaktionsgemisch flüssig zu halten.
Am Ende des Verfahrensschrittes wird ein Kettenabbruchmittel zugegeben, dessen Menge so gewählt wird,
daß die zur Entfernung aller Lithiumionen notwendige stöchiometrische Menge nicht erreicht wird. Dabei bilden
sich nebeneinander ein nicht-lebendes Homopolymer des aromatischen Monoalkenyl- oder MonoaJkenylidenkohlenwasserstoffes
und der lebende Polymerblock A-Li, wobei das Verhältnis von Zahlenmittel des Molekulargewichtes
des nicht-lebenden Homopolymeren zum Zahlenmittel des Molekulargewichtes des Polymerblocks
A im lebenden Polymerblock A-Li 0,6 zu 1 bis 2,0 zu I beträgt. Typische Kettenabbruchmittel sind
Wasser oder ein Alkohol.
Als nächstes wird die Polymerisation weitergeführt durch Zugabe eines aliphatischen konjugierten Dienkohlenwasserstoffes,
so daß sich ein lebendes Zweiblockcopolymer A—B— Li bildet. Als aliphatischer konjugierter
Dienkohlenwasserstoff wird vorzugsweise Butadien oder Isopren eingesetzt.
Dann wird das lebende Polymer gekuppelt. Zum Kuppeln können die verschiedensten Kupplungsmittel verwendet werden. So ist z. B. jedes polyfunktionelle Kupplungsmittel geeignet, welches mindestens zwei reaktionsfähige Stellen aufweist. Beispiele für verwendungsfähige Verbindungen sind unter anderem die Polyepoxide, Polyisocyanate, Polyamine, Polyaldehyde, Polyketone, Polyanhydride, Polyester, Polyhalogenide, Polyvinylbenzole und Gruppen, wie die Kombination aus Epoxy- und Aldehydgruppen, Isocyanat- und Halogenid-
Dann wird das lebende Polymer gekuppelt. Zum Kuppeln können die verschiedensten Kupplungsmittel verwendet werden. So ist z. B. jedes polyfunktionelle Kupplungsmittel geeignet, welches mindestens zwei reaktionsfähige Stellen aufweist. Beispiele für verwendungsfähige Verbindungen sind unter anderem die Polyepoxide, Polyisocyanate, Polyamine, Polyaldehyde, Polyketone, Polyanhydride, Polyester, Polyhalogenide, Polyvinylbenzole und Gruppen, wie die Kombination aus Epoxy- und Aldehydgruppen, Isocyanat- und Halogenid-
gruppen. Auch verschiedene andere Substituenten, die bei der Weiterbehandlung inen bleiben, können anwesend
sein. z. B. Kohlenwasserstoffreste wie Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Aralkyl- und Alkarylgruppen oder Alkoxy-.
Aryloxy-, Alkylthio-. Arylthio- und tertiäre Aminogruppen. Wenn das Kupplungsmittel zwei reaktionsfähige
Stellen hat. wie z. B. Dibromethan, so hat das Polymer dann eine lineare ΑΒΑ-Struktur. Weist das Kupplungsmittel
zwei reaktionsfähige Gruppen auf. wie ein Diester einer Dicarbonsäurc und eines einwertigen Alkohols (z. B.
Diethyiadipat) oder hat das Kupplungsmittel drei oder mehr reaktionsfähige Stellen, wie Siliciumtetrachlorid, so
hat das entstehende Polymer eine verzweigte Struktur, wie
(AB)^BA
10 Divinylbenzol ergibt ein sternförmiges Polymer mit vielen, z. B. 7 bis 15 Seitenzweigen.
Typische Kupplungsbedingungen sind u.a. eine Temperatur zwischen 10 und 8O0C und ein ausreichender
Druck, um die Reaktionsteilnehmer flüssig zu halten.
Anstatt einer Kupplungsreaktion kann auch ein mehrstufiges Verfahren angewandt werden, um ein lineares
Blockcopolymer ABA zu erzeugen. Anstatt daß man dem lebenden Zweiblockcopolymer AB-Li ein Kupplungsmittel
zufügt, gibt man in diesem Fall der Lösung zusätzlichen aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoff
zu, was zur Bildung eines ABA-Li-Dreiblockcopolymeren führt.
Nach der Kupplungsreaktion bzw. der Vervollständigung des stufenweisen Verfahrens wird das Produkt, z. B.
durch Zügabc von Kettenabbruchmittel:!, wie Wasser, A.lkoho! oder dg!., neutralisiert, um rfax l.ithinmradikal.
das den Kern für das kondensierte polymere Produkt bildet, zu entfernen. Das Produkt wird dann. z. B. durch
Koagulation mit heißem Wasser und/oder Dampf, gewonnen.
Das Verhältnis zwischen dem Zahlenmittel des Molekulargewichts des durch anionische Polymerisation
hergestellten Polymeren b) aus einem aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoff und
dem mittleren Molekulargewicht des endständigen, nicht-elastomeren Polymerblocks A des Blockcopolymeren
a) liegt vorzugsweise zwischen 0,8 und 1.5 :1. Sind die Zahlenmittel der Molekulargewichte des anionischen
Polymeren und der A-Blöcke gleich, so besitzt die Kunststoffmasse im allgemeinen besonders gute Klebeigenschaften.
Der genaue Grund für diese überraschende Verbesserung ist zwar nicht bekannt, jedoch ist anzunehmen,
daß aufgrund dieser weitgehend gleichen Zahlenmittel der Molekulargewichte die Verträglichkeit der
Polymeren miteinander verbessert und die Möglichkeit, daß sich Teilchen des anionischen Polymeren an der
Oberfläche des Gemisches ansammeln, verringert ist.
Ferner liegt der ζ)-Wert des Polymeren aus dem aromatischen Monoalkenyl- oder Monoaikenylidenkohlenwasserstoff
vorzugsweise zwischen 1,0 und 3,0, insbesondere, zwischen 1,0 und 2,0; dieser <?-\Vert wird bekanntlich
erhalten, wenn man das Gewichtsmittel des Molekulargewichts durch das Zahlenmittel des Molekulargewichts
teilt. Er liegt für das durch radikalische Polymerisation erzeugte Kristallpolystyrol meistens über 5,0.
Das durch anionische Polymerisation eines aromatischen Monoalkenyl- und Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes
erzeugte Polymer b) ist in den erfindungsgemäßen Kunststoffmassen vorzugsweise in einem Anteil von
20 bis 90 Gew.-Teilen je 100 Gew.-Teile Blockcopolymer vorhanden.
Als Strecköl kann in den erfindungsgemäßen Massen ein Paraffinöl und/oder ein Naphthenöl vorhanden sein,
wie handelsübliche Erdölfraktionen mit weniger als 3 Gew.-% aromatischen Bestandteilen (ermittelt durch
Ton-Gel-Analyse) und einer Viskosität zwischen 100 und 500 SSU bei 38°C Der Anteil an Strecköl kann
vorzugsweise 50 bis 125 Gew.-Teile je 100 Teile öl betragen.
In den erfindungsgemäßen Massen können außerdem zusätzliche Harze vorhanden sein, die mit den Endblökken
A des Blockcopolymeren verträglich sind und das Fließen der Massen begünstigen, wie Polymere aus
Ä-Methylstyrol. Copolymere aus Λ-Methylstyrol und Vinyitoluol, Cumaron-Indenharze, Polyindenharze. Poly(methylinden)-harze
und Polystyrolharze von niederem Molekulargewicht. Die Menge an mit den Endblöcken
A verträglichem Harz macht vorzugsweise 5 bis 50 Gew.-Teile je 100 Gew.-Teile des Blockcopolymeren a) aus.
Die gegebenenfalls in den erfindungsgemäßen Massen anwesenden Füllstoffe sind bekannt; genannt seien
z. B. Ton, Talk. Kieselsäure, Titandioxid, verschiedene Rußsorten. Calciumcarbonat und andere Pigmente sowie
faserartige Füllstoffe, wie Cellulosefasern, Sägemehl. Korkteilchen usw.; bevorzugte Füllstoffe sind Ton und
Calciumcarbonat Der Anteil beträgt vorzugsweise 5 bis 60 Gew.-Teile je 100 Gew.-Teile Blockcopolymer a).
Außerdem können noch kleinere Mengen an Antioxidantien, UV-Stabilisatoren und dgl. anwesend sein.
Die Bestandteile der erfindungsgemäßen Kunststoffmassen können auf an sich bekannte Art gemischt werden,
z. B. durch Extrusion oder Mischen im Banbury-Mischer oder im trockenen Zustand. Im letzteren Fall
verwendet man das Blockcopoiymer a) und das anionische Polymer b) vorzugsweise in Form von Teilchen mit
einem mittleren Durchmesser von weniger als 7 mm, an denen das Strecköl absorbiert ist. Die übrigen Bestandteile
werden dann in Pulverform zugesetzt worauf man den Ansatz auf die bei der Bereitung von trockenen
PVC-Gemischen übliche Art kräftig mischt
Die erfindungsgemäßen Kunststoffmassen sind in erster Linie für Bestandteile der Fußbekleidung bestimmt
obgleich selbstverständlich auch andere Verwendungsarten, wie z. B. für Autoteile oder als Überzug für Drähte
oder Kabel, ebenfalls in Betracht kommen. Im letzteren Fall erhält man Drähte bzw. Kabel, die sehr eng gebogen 6C
oder gewickelt werden können, ohne daß der Überzug leidet Auch rohrförmige Produkte, wie Schläuche,
können aus den erfindungsgemäßen Massen hergestellt werden.
Auf dem Gebiet der Fußbekleidung werden die Kunststoffmassen in erster Linie als Schuhsohlen verwendet,
die durch Spritzverformung oder durch Ausschneiden aus extrudierten Platten oder Grobfolien hergestellt
werden. Die Vorteile der erfindungsgemäßen Massen zeigen sich hauptsächlich bei der Spritzverformung von
Einheitssohlen, die später an das Oberteil angeklebt oder angenäht werden. In diesem Fall lassen sich, wie
gefunden wurde, die Einheitssohlen leicht aus der Spritzform entnehmen und weisen an der Oberfläche höchstens
geringe Schweißspuren auf. Außerdem sind die so hergestellten Sohlen widerstandsfähig gegen das
Aufspalten in Schichten und gegen Abrieb im Gebrauch und zeigen praktisch nicht die oben beschriebene
Elefantenhaut; gleichzeitig ist die Haftung am Schuhoberteil verbessert. Diese Einheitssohlen (worunter in der
Praxis ein Einheitsstück aus Sohle und Absatz verstanden wird) eignen sich nicht nur als Ersatz für Ledersohlen,
sondern bedeuten eine Verbesserung gegenüber den bekannten Vinylsohlen. Die erfindungsgemäßen Kunststoffmassen
können auch bei der Herstellung von Stoffschuhen mit angegossenen bzw. angespritzten Kunststoffsohlen
verwendet werden.
Es wurden verschiedene Kunststoffmassen unter Verwendung von erfindungsgemäß vorgesehenem anionischen
Polystyrol und, zum Vergleich, von Kristallpolystyrol hergestellt und getestet. In allen Fällen war das
Blockcopolymer ein verzweigtes Styrol-Butadien-Blockcopolymer, bei dem das Zahlenmittel des Molekulargewichtes
der Polystyrolblöcke 30 000 betrug. Als Strecköl wurde in allen Fällen ein handelsübliches Paraffinöl
eingesetzt; als weitere Zusätze wurden, jeweils auf 100 Gew.-Teile Blockcopolymer verwendet: 0,6 Gew.-Teile
Erucasäure-amid, 0,5 Gew.-Teile Dilaurylthiodipropionat als Antioxidans, 0.5 Gew.-Teile Pentaerytrityl-tetra[3-(3,5-ditert.butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat]
als Antioxidans und 1,5 Gew.-Teile eines handelsüblichen festen Epoxyharzes vom Epichlorhydrin/Bisphenol-A-Typ als weiterer Zusatz mit Antioxidanswirkung.
Das anionische Polystyrol wurde durch Polymerisieren von Styrol in Cyclohexan als Lösungsmittel mit
sek.Butyüithium als Initiator hergestellt. Die bei den verschiedenen Ansätzen erhaltenen Polymeren wiesen
unterschiedliche Zahlenmittel des Molekulargewichtes auf; der Q-Wert, d. h. das Verhältnis von Gewichtsmittel
zu Zahlenmittel des Molekulargewichtes betrug jeweils 1,1.
Das für den Vergleichsversuch a) herangezogene Kristallpolystyrol war durch radikalische Polymerisation
von StyroHn Gegenwart eines Peroxids in der Wärme erhalten worden; das Gewichtsmittel seines Molekulargewichtes
(M*) betrug 230 000 und das Zahlenmittel des Molekulargewichtes (Mn)A?, 000. so daß für das Verhältnis
beider Mittelwerte gilt:
^l= 0-5,2.
Mn .
Im Vcrgleichsversuch b) wurde ein anionisches Polystyrol verwendet, das nicht die im Anspruch 1 unter b)
genannte Bedingung erfüllt.
Die Komponenten der verschiedenen Kunststoffmassen wurden auf einem Banbury-Mischer während insgesamt
3 min bei 149° C miteinander vermischt bzw. verknetet.
Dann wurden folgende Eigenschaften der verschiedenen Kunststoffmassen entsprechend den angegebenen
Standard-Tests bestimmt:
Eigenschaft
Standard-Test
Shore-A-Härte Steifheit nach Tinius Olsen Abrieb (Taber-Maschine) Schnittwachstum nach Ross
Reißfestigkeit Schälwiderstand d. Klebung
ASTM D-2240 ASTM D-747
ASTM D-1044 ASTM D-1052 ASTM D-1938
Standard-Fußbekieidungs-Test
Außerdem wurden aus den verschiedenen Kunststoffmassen Einheitssohlen nach dem Spritzgußverfahren mit
Hilfe einer Monopak-Spritzgußmaschine bzw. in einer Preßform für Einheitssohlen auf einem Desma-Rotationstisch
hergestellt. Der bei den verschiedenen Kunststoffmassen zum Lösen aus der Form notwendige Kraftaufwand
wurde ebenfalls ermittelt und ist in der folgenden Tabelle als Zugkraft beim Entformen in Kilogramm
aufgeführt.
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß sich die erfindungsgemäßen Kunststoffmasse^ bei denen das sonst
übliche Kristallpolystyrol durch anionisches Polystyrol (ausgenommen kristallines Polystyrol) ersetzt worden ist,
durch wesentlich verbesserte Klebkraft, bessere Abriebfestigkeit, leichtere Entnahme aus der Form und bessere
Härte- und Steifheitswerte auszeichnen. Außerdem wiesen die aus den erfindungsgemäßen Kunststoffmassen
hergestellten Einheitssohlen weder Schweißlinien noch eine Elefantenhaut auf: sie neigten auch nicht zum
Aufsplittern in mehrere Schichten und waren widerstandsfähiger gegen jede Verunstaltung der Oberfläche als
die mit Kristallpolystyrol hergestellten Kunststoffmassen.
Versuche I
Vergleichsversuche a b
Zusammensetzung der Kunststoffmassen | 100 | 100 | 100 |
(Gew.-Teile) | 100 | 100 | 100 |
Blockcopolymer | — | — | — |
Strecköl | 55 | 55 | 55 |
Kristallpolystyrol | (30) | (41) | (55) |
anionisches Polystyrol | |||
Zahlenmittel des | 4,1 | 4,1 | 4,1 |
Molekulargewichtes ( χ IO3) | 259.1 | 259,1 | 259,1 |
Zusätze insgesamt | 0,954 | 0.954 | 0,954 |
Masse insgesamt | |||
spezifisches Gewicht | |||
Testergebnisse
Shore-A-Härte (preßgeformt) sofori/'iOs
Shore-A-Härte (spritzgegossen) sofort/10 s
Abrieb, cm3 Verlust/kg Steifheit, daN/cm2
Zugkraft beim Entformen, kg Schälwiderstand, kg/cm Schnittwachstum*), χ 103
Reißfestigkeit, kg/cm (senkrecht/parallel)
60/55
82/76 52/48
74/68
48/45
69/63
100
100
55
100
55
4,1
259,1
0,953
48/55
67/62
100 100
55
(10)
(10)
4.1
259,1
0,953
80/76
90/85
0,2682 | 0,2138 | 0,2077 | 0,3175 | 0,3004 |
300 | 183 | 131 | 129 | 352 |
2,6 | 2,4 | 2,3 | 4,3 | 4,7 |
16,5 | 14,9 | 14,5 | 9,8 | 13,6 |
750 | 860 | 730 | 300 | 3Ί0 |
39,4/40,1 | 39,0/41,4 | 37,6/38,1 | 26,3/27,6 | 41,9/41,4 |
*) Biegungen bis zu einer Zunahme des Schnitts um 500%.
Claims (6)
1. Kunststoffmassen, bestehend aus
a) 100 Gew.-Teilen eines gegebenenfalls ganz oder teilweise hydrierten Blockcopolymeren mit mindestens
zwei endständigen nicht-elastomeren Polymerblöcken A aus einem aromatischen Monoalkenyl- oder
Monoalkenylidenkohlenwasserstoff und mindestens einem dazwischen stehenden elastomeren Polymerblock
B aus einem aliphatischen konjugierten Dienkohlenwasserstoff, wobei der Polymerblock A
ein Zahlenmittel des Molekulargewichtes zwischen 5000 und 125 000 und jeder Polymerblock B ein
ίο Zahlenmittel des Molekulargewichtes zwischen 15 000 und 250 000 aufweist und die Polymerblöcke A 8
bis 65 Gew.-% des Blockcopolymeren ausmachen,
b) 5 bis 125 Gew.-Teilen eines Polymeren aus einem aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoff,
wobei das Verhältnis von Zahlenmittel des Molekulargewichtes dieses Polymeren zum Zahlenmittel des Molekulargewichtes des Polymerblocks A der Komponente a) 0,6 zu 1 bis 2,0 zu 1
beträgt,
c) 5 bis 175 Gew.-Teilen eines Kautschukstrecköles und
d) 0 bis 250 Gew.-Teilen Füllstoff,
e) 0 bis 150 Gew.-Teilen eines das Fließen erleichternden, mit den endständigen Polymerblöckvn A des
Copolymeren verträglichen Harzes sowie gegebenenfalls
f) kleineren Mengen an Antioxidation und UV-Stabilisatoren,
dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente b) durch anionische Polymerisation hergestellt
worden ist, wobei kristallines Polystyrol als Komponente b) ausgenommen ist
2. Kunststoffmassen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis von iiahlenmittel des
Molekulargewichtes der Komponente b) zum Zahlenmittel des Molekulargewichtes des Polymerblocks A
der Komponente a) 0,8 bis 1,5 :1 beträgt
3. Kunststoffmassen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Q-Wert der Komponente
b) zwischen 1,0 und 3,0, insbesondere zwischen 1,0 und 2,0 liegt, wobei der der Q-Wert das Verhältnis von
Gewichtsmittel des Molekulargewichtes zu Zahlenmittel des Molekulargewichtes ist
4. Kunststoffmassen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente e) in
einer Menge von 5 bis 50 Gew.-Teilen vorhanden ist
5. Verfahren zur Herstellung der Kunststoffmassen nach einem der vorangegangenen Ansprüche mit
folgenden Verfahrensschritten:
(1) Polymerisieren eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlen wasserstoff es in einem
flüssigen Kohlenwasserstoff als Lösungsmittel in Anwesenheit einer Organomonolithiumverbindung als
Initiator unter Bildung eines lebenden Polymerblocks A-Li, in welchem A ein nicht-elastomerer
Polymerblock des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes mit einem
mittleren zahlenmäßigen Molekulargewicht zwischen 5000 und 125 000 ist;
(2) Weiterführen der Polymerisation durch Zugabe eines aliphatischen konjugierten Dienkohlenwasserstoffs,
so daß sich ein lebendes Zweiblockcopolymer A—B— Li bildet, worin B ein elastomerer Polymerblock
des aliphatisch konjugierten Dienkohlenwasserstoffes mit einem mittleren zahlenmäßigen Molekulargewicht
zwischen 15 000 und 250 000 ist;
(3) Zugabe eines Kupplungsmittels, das mindestens zum Teil fähig ist, zwei oder mehr Polymerketten des
lebenden Blockcopolymeren zu kuppeln, so daß sich ein gekuppeltes Blockpolymer bildet, worin die
Blöcke A 8 bis 65% des Gesamtgewichtes ausmachen;
(4) Isolieren des gekuppelten Blockcopolymeren;
(5) Vermischen von a) 100 Gew.-Teilen des isolierten gekuppelten Blockcopolymeren, b) 5 bis 125
Gew.-Teilen eines Homopolymeren eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlen-Wasserstoffes,
c) 5 bis 175 Gew.-Teile eines Kautschukstrecköles und gegebenenfalls d) bis zu 250
Gew.-Teilen Füllmittel, dadurch gekennzeichnet, daß am Ende des Verfahrensschrittes (1) ein Kettenabbruchmittel
in einer Menge zugegeben wird, die noch unter der zur Blockierung aller Lithiumionen
notwendigen stöchiometrischen Menge liegt, so daß sich nebeneinander ein nichtlebendes Homopolymer
des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes und der lebende PoIymerblock
A-Li bilden, wobei das Verhältnis von Zahlenmittel des Molekulargewichtes des nicht-lebenden
Homopolymeren zum Zahlenmittel des Molekulargewichtes des Polymerblocks A im lebenden
Polymerblock A-Li 0,6 zu 1 bis 2,0 zu 1 beträgt, daß im Verfahrensschritt (4) ein Isolieren des
gekuppelten Blockcopolymeren und des nicht-lebenden Homopolymeren des aromatischen Monoalkenyl-
oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes erfolgt und daß das isolierte nichtlebende Homopolymer
im Verfahrensschritt (5) als Komponente b) eingesetzt wird.
6. Verfahren zur Herstellung der Kunststoffmassen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 mit folgenden
Verfahrensschritter.·.
(1) Polymerisieren eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes in einem
flüssigen Kohlenwasserstoff als Lösungsmittel in Anwesenheit einer Organomonolithiumverbindung als
Initiator unter Bildung eines lebenden Polymerblocks A-Li, in welchem A ein nicht-elastomerer
Polymerblock des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes mit einem
mittleren zahlenmäßigen Molekulargewicht zwischen 5000 und 125 000 ist;
(2) Weiterführen der Polymerisation durch Zugabe eines aliphatischen konjugierten Dienkohlenwasserstoffs,
so daß sich ein lebendes Zweiblockcopolymer A—B— Li bildet, worin B ein elastomerer Polymerblock
des aliphatisch konjugierten Dienkohlenwasserstoffes mit einem mittleren zahlenmäßigen Molekulargewicht
zwischen 15 000 und 250 000 ist;
(3) Zugabe eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes unter Bildung
eines lebenden Dreiblockcopolymeren A-B-A-Li, worin A und B die oben definierten Polymerblökke
darstellen und worin die Blöcke A 8 bis 65% des Gesamtgewichtes ausmachen;
(4) Zugabe eines Kettenabbruchmittels in einer Menge, daß sich unter Blockierung bzw. Abspaltung aller
Lithiumionen ein nicht-lebendes Dreiblockcopolymer A—B—A— bildet, worin A und B die oben
definierten Polymerblocks bedeuten;
(5) Isolieren des nicht-lebenden Blockcopolymeren;
(6) Vermischen von einem Gemisch aus a) 100 Gew.-Teilen des isolierten Blockcopolymeren und b) 5 bis
125Gew.-TeiIen eines Homopolymeren eines aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes
mit c) 5 bis 175 Gew.-Teilen eines Kautschukstrecköles und gegebenenfalls d) bis zu
250 Gew.-Teilen Füllmittel, dadurch gekennzeichnet, daß am Ende des Verfahrensschrittes (1) ein Kettenabbruchmittel
in einer Menge zugegeben wird, die noch unter der zur Blockierung aller Lithiumionen
notwendigen stöchiometrischen Menge liegt, so daß sich nebeneinander ein nicht-lebendes Homopolymer
des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes und der lebende Polymerblock
A-Li bilden, wobei das Verhältnis von Zahlenmittel des Molekulargewichtes des nicht-lebenden
Hamopolymeren zum Zahlenmittel des Molekulargewichtes des Polymerbiocks A im lebenden
Polymerblock A-Li 0,6 zu 1 bis 2,0 zu 1 beträgt, daß im Verfahrensschritt (5) ein Isolieren des
Blockcopoiymers und des nicht-lebenden Homopolymers des aromatischen Monoalkenyl- oder Monoalkenylidenkohlenwasserstoffes
erfolgt und daß das isolierte nichtlebende Homopolymer im Verfahrensschritt (6) als Komponente b) eingesetzt wird.
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