DE2722952A1 - Verfahren zur schonenden entgasung von koagulationsempfindlichen pvc-latices - Google Patents
Verfahren zur schonenden entgasung von koagulationsempfindlichen pvc-laticesInfo
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Description
WACKER-CHEMIE München, den 4.4.1977
GMBH L-PAT/Dr.Rö/m
Wa 7707
Verfahren zur schonenden Entgasung von koagulationsempfindlichen PVC-Latices
Bei der Polymerisation von Vinylchlorid zu Polyvinylchlorid wird nicht das ganze Vinylchlorid quantitativ in Polyvinylchlorid
umgewandelt. Diese Restmencje an Vinylchlorid muß praktisch
quantitativ aus dem Polyvinylchlorid entfernt werden. Dazu sind zahlreiche Verfahren vorgeschlagen worden, insbesondere
werden nach dem Abdestillieren des unter Vakuum verdampfbaren Vinylchlorids mit Hilfe von Wasserdampfbehandlungen niedrige
Vinylchloridgehalte im fertigen Polyvinylchlorid erzielt.
Besondere Probleme treten bei koagulationsempfindlichen Latices
auf, da sowohl hohe Temperaturen wie auch hohe Scherbelastung ein Koagulieren der Latices bewirkt, und somit kein brauchbares
Produkt entsteht. (Die Weiterverarbeitung ist praktisch nicht möglich.) Ein weiteres Problem bringt die starke Schaumbildung
bei der Entgasung mit sich. Der Einsatz von Entschäumungsmitteln
hat sich in diesem Zusammenhang nicht bewährt, da die Produktqualität durch die Entschäumungsmittel negativ verändert
wird.
Bisher konnten koagulationsempfindliche Latices nur unter äußerst milden Bedingungen hinsichtlich Temperaturführung, Wasserdampf
usw. entgast werden. Dies bedeutet jedoch einen großen Zeitaufwand und oft nicht genügende Entgasungswerte.
Aufgabe der Erfindung war es daher, ein spezielles Verfahren für
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koagulationsempfindliche PVC-Latices zur Entgasung von Vinylchlorid
zu entwickeln, das sowohl hinsichtlich den notwendigen Aufwandzeiten wie auch hinsichtlich der erzielten Entgasung
erhöhten Anforderungen genügt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur schonenden Entgasung
von koagulationsempfindlichen PVC-Latices durch Behandlung mit Wasserdampf unter reduziertem Druck und Rühren bei
erhöhten Temperaturen, dadurch gekennzeichnet, daß der Latex auf einer Temperatur von 50 bis 80 C gehalten wird, und der
Druck eingestellt wird, der bei der gewählten Temperatur dem Siededruck des Wassers entspricht, die Rührxmg des Latex durch
einen schräggestellten Rührer bewirkt wird, und der Wasserdampf in den Gasraum des Entgasungsbehälters tangential zur Behälterwand
eingeblasen wird, und/oder der Wasserdampf zentral auf einem Prallteller im Entgasungsbehälter geleitet wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht, mit kurzen Entgasungszeiten von z.B. 30 Minuten bis maximal 2 Stunden ausgezeichnet
niedrige PVC-Restwerte zu erzielen. Weiterhin wird die störende Schaumbildung wirksam unterdrückt. Auch ist die Rückgewinnung
des entgasten Vinylchlorids durch Kondensatoren einfach möglich. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß nur geringer Energieeinsatz
bei dem Gesamtverfahren notwendig ist. Völlig überraschend zeigt sich weiterhin, daß der so behandelte Latex besonders
gut filtrierbar ist, was bei manchen Aufarbeitungsverfahren von entscheidender Bedeutung ist.
Koagulationsempfindliche Latices treten zum einen besonders bei dem sogenannten Vorhomogenisierungs-Polymerisationsverfahren auf.
Dabei wird das Vinylchlorid zusammen mit den notwendigen Hilfsstoffen
und Katalysatoren (öllösliche) vor der Polymerisation starken Scherkräften unterworfen, so daß eine Vinylchlorid/Wasser-Emulsion
entsteht. Diese wird anschließend polymerisiert, wobei gar nicht mehr oder nur geringfügig gerührt wird. Derartige
Latices haben im allgemeinen Teilchengrößen des fertigen Polyvinylchlorids von 0,1 bis 2 ,u. Diese Latices koagulieren sowohl
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unter dem Einfluß erhöhter Temperatur wie auch unter Einfluß von Scherkräften. Ähnlich empfindliche Latices entstehen oftmals
bei der Emulsionspolymerisation von Vinylchlorid in Gegenwart wasserlöslicher Katalysatoren. Insbesondere sind dabei die
Emulsionspolymerisate, die für die Pastenverarbeitung geeignet sind, koagulationsempfindlich. Diese Empfindlichkeit ist rezepturabhängig
und nimmt mit der Größe der Primärteilchen im allgemeinen zu.
Ein PVC-Latex kann beispielsweise als scherempfindlich bezeichnet werden, wenn er bei 65 C einem Schergefälle von 1700 see"*
6 Minuten lang ausgesetzt wird und dabei koaguliert.
Der Festgehalt der Latices bewegt sich im allgemeinen zwischen 30 und 50 Gewichtsprozent. Unter PVC werden in diesem Zusammenhang
auch Copolymere bis zu 20 Gewichtsprozent, bezogen auf Polymeres, verstanden.
Das Entgasungsverfahren wird im allgemeinen in einem speziell dafür hergestellten Behälter durchgeführt. Es ist jedoch auch
grundsätzlich möglich, die notwendigen Einbauten, wie z.B. Wasserdampf einblasdüse und schrägstehender Rührer, in normale
Polymerisationsgefäße einzubauen und somit einen zweiten Behälter zu erübrigen. Mit Figur 1 wird ein derartiger spezieller
Behälter dargestellt. Mit 1 wird die Dampfeinblasung gezeigt, die den Wasserdampf tangential zur Behälterwand einströmen
läßt. Dabei ist ein Winkel ÖL von 60 bis 90° geeignet, vorzugsweise
ein Winkel von 70 bis 80°. Mit 2 wird ein Rührer dargestellt, der schräg zur Behälterwand angebracht ist. Der
Winkel der Schräge beträgt im allgemeinen 40 bis 45° und ist in der Zeichnung mit^J bezeichnet. Vorzugsweise liegt der
Winkel zwischen 25 und 35°. Die Rührorgane sind zum Beispiel Propeller-, Schrauben- und Schaufelrührer. Mit 3 ist die Abzugsleitung
für Vinylchlorid und Wasserdampf dargestellt.
Weiterhin sind durch den Buchstaben L die Länge des Rührers innerhalb des Behälters, durch den Buchstaben D der Durchmesser
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des Behälters, durch die Buchstaben H1 bzw. Η_ die Füllhöhe im
Behälter dargestellt. Vorteilhaft ist es beispielsweise, wenn das Verhältnis von L zu D im Bereich von 0,3 bis 0,1, vorzugsweise
0,2, liegt. Zur Füllhöhe im Behälter kann gesagt werden, daß die untere Grenze bei einem Füllhöhe- zu Durchmesserverhältnis
von 0,3 > H.J durch D > 0,1, insbesondere 0,2, liegt. Die obere
Grenze kann im allgemeinen mit einem Verhältnis von 1 > H,
durch D > 0,2, vorzugsweise 0,3 bis 0,5, angegeben werden.
Mit Figur 2 wird eine weitere bevorzugte Ausführungsform der
Dampfeinblasung dargestellt. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß der Dampf zentral auf einem Prall teller im Entgasungsgefäß
geleitet wird. Zentral ist in diesem Zusammenhang so zu verstehen, daß nicht nur genau das Zentrum des Gefäßes gemeint ist,
sondern auch vernünftige Abweichungen davon. Der Füllgrad des Behälters beträgt im allgemeinen bei der Entgasung maximal
50 %. In der Figur 2 bedeuten: D = Durchmesser des Gefäßes, d1 = Durchmesser des Pralltellers, d = Durchmesser des Gefäßansatzes,
h = Abstand Gefäßdom/Prallteller. Der Prallteller kann auch abgedeckt sein, wie dies in Figur 2 dargestellt ist,
der Spalt zwischen Teller und Abdeckung ist mit S bezeichnet. Zur genaueren Beschreibung können folgende im allgemeinen erfüllte
Bedingungen angegeben werden:
0,01 < _1 < 0,05, vorzugsweise 0,02 - 0,03,
D
0,05 < =r < 0,2 , vorzugsweise 0,1,
0,5 < S < 5 , vorzugsweise 1-2 mm,
0,02 < -=r < 0,05, vorzugsweise 0,03;
Das erfindungsgemäße Verfahren wird üblicherweise wie folgt durchgeführt:
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Nach Abschluß der Polymerisation wird durch Entspannung des Autoklaven
der größte Teil des nicht polymerisierten Vinylchlorids entfernt. Sodann wird durch Anlegen von Vakuumpumpen weiteres
Vinylchlorid abgezogen. Diese Maßnahmen können sowohl im Polymerisationsgefäß wie auch in einem nachgeschalteten Entgasungsbehälter durchgeführt werden. Nunmehr wird Wasserdampf eingeblasen,
wobei durch Vakuum erzeugende Geräte, z.B. Wasserringpumpen, Unterdruck aufrechterhalten wird. Es wird angestrebt, denjenigen
Druck zu erreichen, der dem Dampfdruck des Wassers bei der vorliegenden Temperatur entspricht. Nachdem der Latex nach der Polymerisation
bereits im erwärmten Zustand vorliegt, kann diese Wärme ausgenützt werden. Ist dies nicht der Fall, so muß die
gewünschte Temperatur eingestellt werden. Im allgemeinen werden Temperaturen zwischen 50 und 80 C, vorzugsweise 55 bis 75 C,
angewendet. Dabei kann die Temperatur während der Entgasung konstant gehalten werden oder variieren. Durch die Dampfeinblasung
wird der angestrebte Wasserdampfdruck entsprechend der Temperatur nicht sofort erreicht, sondern es bedarf im allgemeinen
einer gewissen Zeit, bis die Evakuierungsgeräte eine so weitgehende Absenkung des Innendrucks erreicht haben, daß
die Dispersion am Sieden gehalten wird.
Die Wasserdampfeinblasung erfolgt über übliche Einblasungsdüsen tangential zur Autoklavenwand und/oder zentral auf einem Prallteller.
So kommen im allgemeinen Mengen von 50 bis 500 kg pro Stunde, vorzugsweise 200 bis 300 kg pro Stunde, in Frage, üblicherweise
wird Sattdampf eingesetzt. Der Druckbereich kann weitgehend schwanken, beispielsweise zwischen 1,5 und 15 bar.
Auch die Temperatur des Wasserdampfes kann weitgehend variiert werden, z.B. zwischen 110 und 200° C.
Während dem Einblasen des Dampfes und dem Absaugen des entstandenen
Vinylchlorid/Wasserdampf-Gemisches wird laufend mit dem schräggestellten Rührer gerührt, wobei eine Rührergeschwindigkeit
von 10 bis 500 UpM im allgemeinen ausreicht.
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Das abgezogene Gasgemisch aus Vinylchlorid und Wasserdampf wird durch Kondensation getrennt. Das Vinylchlorid kann dabei zurückgewonnen
und wieder zur Polymerisation verwendet werden.
Ein nach dem Mikrosuspensionsverfahren (Vorhomogenisierungsverfahren)
hergestellter Latex, der in der wäßrigen Flotte etwa 1 % Emulgator enthält, wird für den Entgasungsversuch verwendet.
Er enthält 45 % PVC mit einer Teilchengröße von 0,1 bis 2 .u
und einem K-Wert von 70. Die VinyIchlorid-Konzentration nach
der Polymerisation beträgt ca. 5 %, bezogen auf PVC.
120OO 1 dieses Latex werden in einen Entgasungsbehälter, der auf etwa 100 Torr evakuiert ist, abgelassen. Mit einem Schrägrührer
mit Propellerblatt wird mit 300 Umdrehungen gerührt. Die Temperatur beträgt 62° C. Durch eine Wasserringpumpe wird überschüssiges
Vinylchlorid abgesaugt. Sodann wird in den Gasraum mittels
schräggestellter Düse Wasserdampf tangential zur Behälterwand eingeblasen (220 kg/h). Nach 30 Minuten ist ein Endvakuum von
150 Torr erreicht. Bei siedendem Latex wird die Entgasung unter fortgesetztem Einblasen von Dampf weitere 30 Minuten weitergeführt.
Es tritt keine störende Schaumbildung auf. Der Latex enthält nach dieser Behandlung 500 ppm Vinylchlorid und ist nicht
koaguliert. Alle ppm-Werte sind auf PVC (= Feststoff) bezogen.
Ein Latex entsprechend Beispiel 1 wird unter gleichen Bedingungen,
jedoch bei 50° C, entgast. Der Latex enthält 1200 ppm Vinylchlorid.
Ein Latex entsprechend Beispiel 1 wird bei 50° C unter Rühren
mit einem geradestehenden Blattrührer (30 UpM) entgast. Nach eineinhalb Stunden ist ein Vakuum von ca. 250 Torr erreicht. Der
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Latex enthält nach dieser Zeit immer noch 20000 ppm Vinylchlorid. Vergleichsbeispiel 2
Das Vergleichsbeispiel 1 wird wiederholt, jedoch wird eine Entgasungstemperatur
von ca. 60° C angewendet. Die Entgasungszeit beträgt 3 Stunden; das Endvakuum ca. 150 bis 200 Torr. Während
des Prozesses tritt eine starke Schaumbildung auf, so daß die Absaugung des Vinylchlorids zeitweise gedrosselt werden muß, um
nicht Schaum in die Pumpe zu ziehen. Die Schaumbildung bewirkt
auch die lange Entgasungszeit. Der Latex enthält noch 7000 ppm Vinylchlorid.
Die Temperatur wird auf 65° C erhöht, ansonsten wird entsprechend Vergleichsbeispiel 2 gearbeitet. Die Schaumbildung ist noch
wesentlich stärker wie bei der Arbeitsweise entsprechend Vergleichsbeispiel 2, so daß 4 Stunden Entgasungzeit notwendig sind.
Der Latex enthält 4000 ppm Vinylchlorid und ist koaguliert.
Das Beispiel 1 wird wiederholt, jedoch mit einer Vorrichtung entsprechend
Figur 2. Die anderen Bedingungen werden gleich gehalten. Nach 25 Minuten ist die Entgasung beendet. Der Latex enthält
490 ppm Vinylchlorid und ist nicht koaguliert.
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Leerseite
Claims (1)
- PatentanspruchVerfahren zur schonenden Entgasung von koagulationsempfindlichen PVC-Latices durch Behandlung mit Wasserdampf unter reduziertem Druck und Rühren bei erhöhter Temperatur, dadurch gekennzeichnet , daß der Latex auf einer Temperatur von 50 bis 80° C gehalten wird, und der Druck eingestellt wird, der bei der gewählten Temperatur dem Siededruck des Wassers entspricht, die Rührung des Latex durch einen schräggestellten Rührer bewirkt wird, und Wasserdampf in den Gasraum des Entgasungsbehälters tangential zur Behälterwand eingeblasen wird, und/oder der Wasserdampf zentral auf einem Prallteller im Entgasungsbehälter geleitet wird.809847/0533
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