DE2631368B1 - Verfahren zur verbesserung des sulfidischen und oxydischen reinheitsgrades von desoxydierten und/oder mit entschwefelungsmittel behandelten stahlschmelzen - Google Patents
Verfahren zur verbesserung des sulfidischen und oxydischen reinheitsgrades von desoxydierten und/oder mit entschwefelungsmittel behandelten stahlschmelzenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Verfahren zur Verbesserung des sulfidischen und oxydischen
Reinheitsgrades von desoxydierten und/oder mit Entschwefelungsmittel behandelten Stahlschmelzen.
Stahlschmelzen der Gütegruppe Massen- und Qualitätssowie
Edelstahl haben je nach Verwendungszweck eine bestimmte vorgeschriebene chemische Zusammensetzung
der Eisenbegleitelemente. Die Anforderungen, besonders an die Kaltverarbeitbarkeit (gekennzeichnet
durch einen niedrigen S-Gehalt und einen niedrigen Gehalt an oxydischen Verunreinigungen), werden
immer höher. Die notwendigen niedrigen S-Gehalte und der verbesserte oxydische Reinheitsgrad sind nach der
klassischen Methode im Konverter, SM- oder Elektroofen nicht mehr unter wirtschaftlich und technisch
vertretbaren Grenzen zu erreichen. Eine weitere Gütesteigerung ist nur noch mit Hilfe der Pfannenmetallurgie
möglich. Die meisten Stahlgüten werden im Ofen oder während des Abstichs in der Stahlpfanne mit
Aluminium desoxydiert. Bei dieser Fällungsdesoxydation entstehen Tonerdeteilchen, die wegen ihrer
Ausbildungsform und infolge des hohen Schmelzpunktes nur schlecht oder gar nicht in die Pfannenschlacke
steigen. Bei Verwendung von Pfannen mit Schamottefutter wird je nach den Gehalten an metallischem Al und
Mn und anderen sauerstoffaffinen Begleitern die Kieselsäure aus dem Pfannenfutter reduziert. Dabei
wird laufend neue Tonerde im Stahl gebildet und der oxydische Reinheitsgrad verschlechtert.
Auch bei der Desoxydation mit Si und Mn entstehen im flüssigen Stahl der Pfanne Mn-Eisensilikate unterschiedlicher
Zusammensetzung. Diese Silikate sind teils flüssig, teils fest und steigen ebenfalls nur sehr langsam
in die Pfannenschlacke. Auch bei diesen Schmelzen ist der Reinheitsgrad an Oxyden teilweise unbefriedigend.
Neben der Verunreinigung an oxydischen und silikatischen Einschlüssen kommt es entscheidend auf
die Verteilung und die Größe der Einschlüsse an. Für die Beurteilung des oxydischen Reinheitsgrades nach
Größe und Menge wird eine vom VDEh herausgegebene Norm benutzt (Mikroskopische Prüfung von
Edelstahlen auf nichtmetallische Einschlüsse mit Bildreihen nach Stahleisen Prüfblatt 1570, Aug. 71).
Die Oxyde und Silikate werden je nach ihrer Beschaffenheit beim Warmwalzen zertrümmert und
stellen in den meisten Fällen wegen der Inhomogenität des Stahls eine Gefahr dar. Besonders beim Walzen von
Feinblech und beim Ziehen von Draht tritt eine Metalltrennung an diesen Stellen und damit ein Reißen
auf. Auch der Gehalt an Sulfiden beeinflußt die Stahlgüte, besonders im Hinblick auf die Zähigkeit. Der
Schwefel liegt normalerweise als Mangansulfid mit
35, unterschiedlichen Eisengehalten vor. Die Sulfide sind
dadurch gekennzeichnet, daß sie sich bei Walztemperatur zu plastisch dünnen Fäden verformen lassen, die bei
der Kaltbeanspruchung in Längs- und Quer- und auch in Dickenrichtung eine Kerbwirkung ausüben und für eine
geringe Kerbschlagzähigkeit verantwortlich sind.
Es ist bereits bekannt, Stahlfeinungsmittel zu verwenden, die aus 35% bis 60% Portland-Zement, 5%
bis 20% Fluorit, 20% bis 40% Schamottepulver, 2% bis 15% Kohlespender und 2% bis 15% kalzinierter Soda
bestehen. Die Aufgabe derartiger Feinungsmittel besteht- darin, eine Abdeckschlacke zu bilden, um
nichtmetallische Einschlüsse, z. B. Kieselsäure oder Aluminiumoxyd zu absorbieren, wenn die ausgeschiedenen
Einschlüsse die Oberfläche der Stahlschmelze erreichen (DT-OS 19 28 844).
Die Erfindung hat sich demgegenüber die Aufgabe gestellt, die feinstverteilten Schwebeteilchen der Desoxydations-
und Entschwefelungsprodukte, die sich normalerweise nicht aus der Stahlschmelze entfernen
lassen und daher nicht in die Abdeckschlacke gelangen können, aus der Stahlschmelze abzuscheiden.
Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß die nach der Desoxydation und/oder Entschwefelung
vorhandenen feinen Schwebeteilchen aus der Stahlschmelze durch Einblasen eines Mineralgemisches aus
CaO, SiO2 und AI2O3 in den flüssigen Stahl koaguliert
und ausgespült werden. Dem Mineralgemisch kann auch MgO zugesetzt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung schmilzt das verwendete Mineralgemisch in
einem Temperaturbereich von etwa 1300 bis 1400° C. Das Mineralgemisch sollte möglichst arm an Eisen- und
Mn-Oxyden sein.
Die Vorbereitung des Mineralgemisches erfolgt vorteilhafterweise durch Aufschmelzen, wonach nach
erfolgtem Erstarren dieses auf eine Korngröße von 0 bis 0,5 mm gemahlen wird.
Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens hat ergeben, daß je nach Menge der vorhandenen
oxydischen Verunreinigungen zwischen 0,75 und 2,5 kg/t Stahl des Mineralgemisches eingeblasen wird.
Vorzugsweise wird für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Mineralgemisch, to
bestehend aus 42% CaO, 35% SiO2, 11,5% Al2O3, Rest
MgO und 3% bis 4% sonstige Bestandteile, wie z. B. Alkalien, verwendet.
Mit dem Mineralgemisch kann auch ein Entschwefelungsmittel
gleichzeitig eingeblasen werden. Zum Einblasen kann Argon in einer Menge von 5 bis 20 l/kg
benutzt werden.
Hüttenschlacken geeigneter Zusammensetzung können für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorteilhafterweise verwendet werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können im Gegensatz zu dem beschriebenen bekannten Verfahren
noch die feinstverteilten Schwebeteilchen abgeschieden werden. Ein bekanntes Feinungsmittel wäre für eine
solche Behandlung ungeeignet, weil darauf geachtet werden muß, daß bei der Lösung der Aufgabenstellung
der vorliegenden Erfindung keine Oxydationsmittel, Kohlenstoffbestandteile oder andere Bestandteile verwendet
werden, die die Stahlschmelze verändern könnten. Das erfindungsgemäße Mineralgemisch ist
neutral und führt zu einer Koagulation der normalerweise nicht abscheidungsfähigen Schwebeteilchen.
Ferner hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß die reinigende Wirkung dieses Gemisches auf den
oxydischen Reinheitsgrad auch bei Pfannen mit Schamotteauskleidung eintritt. Eine noch größere
Überraschung bedeutete es aber, daß dieses Gemisch bei Zusätzen von Kalziumkarbid oder CaSi oder
metallischem Mg gleichzeitig eine entschwefelnde Wirkung ausübt, die um so größer ist, je sauerstoffärmer
der zu behandelnde Stahl ist (bei basisch zugestellter Pfanne). Natürlich ist der Grad der Entschwefelung von
der Menge der zugesetzten Entschwefelungsmittel abhängig. Das erfindungsgemäße Mineralgemisch, gegebenenfalls
vermengt mit Entschwefelungsmittel, verbessert den oxydischen und sulfidischen Reinheitsgrad
des Stahls. Die Verbesserung tritt auch bei jenen Stahlgüten ein, die vornehmlich mit Si und Mn
desoxydiert sind, und bei denen die Eisenmangansilikate die Verunreinigungen darstellen. Der Grad der Entschwefelung
ist bei diesen Schmelzen von dem Grad der Desoxydation abhängig. Bei nicht weitgehend desoxydierten
Schmelzen kann selbst die Anwesenheit von Kalziumkarbid, CaSi und Mg keine besonders entschwefelnde
Wirkung ausüben, es sei denn, daß größere Mengen über einen langen Zeitraum eingeblasen
werden.
Das Verfahren ist sehr einfach und überall anwendbar. Der Temperaturverlust ist sehr gering, die
Behandlungsdauer vorzugsweise zwischen 4 und 12 min. Mit diesem Verfahren gelingt es, im Rahmen der
Pfannenmetallurgie in einer Operation den Schwefel im Stahl abzubauen und gleichzeitig den oxydischen
Reinheitsgrad zu verbessern.
Claims (9)
1. Verfahren zur Verbesserung des sulfidischen und oxydischen Reinheitsgrades von desoxydierten
und/oder mit Entschwefelungsmittel behandelten Stahlschmelzen, dadurch gekennzeichnet,
daß die nach der Desoxydation und/oder Entschwefelung vorhandenen feinen Schwebeteilchen aus der
Stahlschmelze durch Einblasen eines Mineralgemisches aus CaO, SiO2 und AI2O3 in den flüssigen Stahl
koaguliert und ausgespült werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Mineralgemisch auch MgO
zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch i oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete Mineralgemisch
in einem Temperaturbereich von 1300 und 1400° C schmilzt und außerdem arm an Eisen- und
Mn-Oxyden ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Mineralgemisch
aufgeschmolzen wird und nach dem Erstarren vorzugsweise auf eine Korngröße von 0
bis 0,5 mm gemahlen wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß je nach
Menge der vorhandenen oxydischen Verunreinigungen zwischen 0,75 und 2,5 kg/t Stahl des Mineralgemisches
eingeblasen wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Mineralgemisch,
bestehend aus 42% CaO, 35% SiO2, 11,5% Al2O3, Rest MgO und 3% bis 4% sonstige
Bestandteile, verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Mineralgemisch sowie ein Entschwefelungsmittel gleichzeitig eingeblasen werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zum
Einblasen Argon in einer Menge von 5 bis 20 l/kg Mineralgemisch benutzt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Mineralgemisch
eine Hüttenschlacke geeigneter Zusammensetzung verwendet wird.
Priority Applications (8)
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- 1977-07-13 JP JP8401377A patent/JPS539216A/ja active Pending
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BE856734A (fr) | 1977-10-31 |
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8230 | Patent withdrawn |