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Verfahren zur Herstellung von leichten Ziegeln und dergl.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von leichten
Ziegeln und dergl. aus Ton oder Lehm, der mit einem organische Bestandteile enthaltenden
Zuschlagstoff gemischt, dann getrocknet und gebrannt wird, wobei die organischen
Bestandteile des Zuschlagstoffs verglühen und Hohlräume hinterlassen.
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Zur Herstellung von Ziegeln und anderen keramischen Erzeugnissen mit
geringem Gewicht sind zahlreiche Zuschlagstoffe bekannt, die der feuchten Rohmasse,
wie Ton oder Lehm, beigemischt werden, z. B. Kohlenstaub, Sägemehl, Torf, Papier
oder Kunstharzhohlkörper, die vorzugsweise aus geschäumtem oder geblähten kunststoff
bestehen (DT-PS 1 126 302).
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Die aus Kunststoff bestehenden Zuschlagstoffe sind verhältnismäßig
teuer, weil sie für den Verwendungszweck der Herstellung von Leichtziegeln besonders
hergestellt.terden müssen. Beim Brennvorgang entstehen aus den Kunststoff-Zuschlagstoffen
erbrennungsgase, die die Umwelt belasten. Durch dieverhältnismäßig großen, meist
kugelförmigen Hohlräume sinkt die Druckfestigkeit der hergestellten Ziegel rasch
unter den zulässigen Wert ab, wenn man das Raumgewicht durch Zugabe eines größeren
Anteils an Zuschlagstoff stärker herabsetzt. Bei einem größeren Anteil von
Zuschlagstoff
verringert sich die Festigkeit des Ziegels beim Trocknungsvorgang so stark, daß
der Ziegel auf der Trocknungsunterlage zerbricht.
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Wenn Papier als Zuschlagstoff verwendet wird, besteht die Gefahr,
daß das Papier nach der Feuchtigkeitsaufnahme bereits beim Formvorgang vollständig
zusammengedrückt wird und daher bei der Trocknung der Ziegel nicht weiter zusammengedrückt
werden kann. Dadurch entstehen beim Trocknen der Ziegel kleine Risse, durch die
die Festigkeit des Ziegels wesentlich herabgesetzt wird. Weiter bereitet es Schwierigkeiten,
Papier in grdßerem Anteil in den Ton einzumischen, weil die Rohmasse dadurch ihre
Geschmeidigkeit und Formbarkeit verliert.
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Wenn das als Zuschlagstoff zugegebene Papier viel Feuchtigkeit auf
genommen hat, ist ein größerer Zeit- und Energieaufwand für den Trocknungsvorgang
erforderlich, ohne daß jedoch die Feuchtigkeit aus dem Papier vollständig entfernt
werden kann. Wenn die Ziegel dann beim Brennen erhitzt werden, verdampft diese Restfeuchtigkeit
. Durch die Volumenerhöhung beim Verdampfen kommt es ebenfalls zur Bildung von Rissen.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, für ein Verfahren der eingangs
genannten Art einen Zuschlagstoff zu verwenden, der ohne die Notwendigkeit besonderer
Herstellung zur Verfügung steht, der die Form-, Trocknungs- und Brennvoryänge nicht
nachteilig beeinflußt und ein leichtes Ziegelmaterial von hoher Festigkeit ergibt.
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Diese Auf gabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Zuschlagstoff
Papier schlamm verwendet wird.
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Der im wesentlichen aus einzelnen Fasern und Kaolinschlamm bestehende
Papier schlamm ist ein Abfallprodukt der Papierfabrikation, das in großen Mengen
anfällt und dessen Beseitigung beispielsweise in Müllverbrennungsanlagen wegen des
hohen Feuchtigkeitsanteils nur mit großem EnergieauBwand möglich und daher
sehr
unwirtschaftlich ist. Bei der Verwendung als Zuschlagstoff bei der Ziegelherstellung
wird der Papier schlamm rückstandsfrei verwertet.
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Da der Papierschlamm feucht und formbar ist, läßt er sich leicht und
vollständig mit dem Ausgangsmaterial Ton oder Lehm mischen.
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Beim Trocknen der aus Ton und Papierschlamm bestehenden Ziegelrohmasse
trocknet der Papier schlamm in gleichem Maße wie der Ton, weil die Fasern sehr innig
mit dem Ton vermengt sind. Die einzeln in den Ton eingebetteten Fasern bilden nicht
wie beim Papier einzelne Zellen, in denen beim Trocknungsvorgang Feuchtigkeit zurückbleibt.
Daher wird der Zeit- und Energieaufwand für den Trocknungsvorgang nicht erhöht und
es besteht keine Gefahr der Rißbildung durch Dampfentwicklung beim Brennen.
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Beim Trocknen des geformten Ziegels tritt mit abnehmendem Feuchtigkeitsgehalt
bekanntlich zunächst eine Festigkeitsverringerung auf, die in ungünstigen Fällen,
beispielsweise bei sehr dunnwandigen Lochziegeln dazu führen kann, daß die Ziegel
beim Trocknungsvorgang zerbrechen. Wenn als Zuschlagstoff Papierschlamm verwendet
wird, halten die in den Ton einzeln eingebetteten Fasern den Ton beim Trocknungsvorgang
wie eine Bewehrung zusammen, so daß auch sehr dünnwandige und leichte Ziegel beim
Trocknen ihren Zusammenhalt nicht verlieren.
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Bei der Verwendung von Papier als Zuschlagstoff wird das auch im Papier
enthaltene Kaolin nicht aufgeschlossen; das Papier wird beim Mischvorgang nicht
aufgelöst. Dadurch bleibt das Papier ein Fremdstoff im Ziegel, während sich das
im Papierschlamm enthaltene Kaolin vollständig mit dem Ton oder Lehm vermischt und
dessen Qualität noch verbessert. Insbesondere wird die Verwendbarkeit von Lehm zur
Ziegelherstellung durch die Kadlinzugabe in Form des Papierschlamms wesentlich verbessert
und erweitert. Zur Ziegelherstellung ist dadurch weniger Ton erforderlich als bisher.
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Da die Zellulosefaserndes Papierschlamms durch die vollständige
Vermischung
mit dem Ton oder Lehm in der Rohmasse völlig frei verteilt sind, werden sie beim
Formen (Extrudieren) der Rohmasse in Längsrichtung der im Ziegel ausgebildeten Löcher
ausgerichtet und gestreckt. Wenn die Fasern beim anschließenden Rrennvorgang ausbrennen
(verglühen), entstehen kieine langgestreckte Hohlräume,die überwiegend parallel
zur Längsrichtung der Ziegellöcher angeordnet sind. Diese Anordnung der Hohlräume
verringert selbst bei einer starken Herabsetzung des Raumgewichts des Ziegels dessen
Druckfestigkeit kaum, da die Druckbeanspruchung in Längsrichtung der Hohlräume erfolgt.
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Kunststoff als Zuschlagstoff bei der Ziegelherstellung geht bereits
bei Temperaturen in die Dampfform über, die niedriger liegen als die Temperaturen,
bei denen die Fasern aus dem Papierschlamm verglühen. Die Papierfasern, die einzeln
im Ton eingebettet sind, brennen erst bei der Temperatur im Brennofen, während der
Kunststoff in diesem Herstellungsabschnitt bereits verdampft ist. Die Papierfasern
tragen zu einer erheblichen Energieeinsparung bei und ermöglichen dadurch einen
schnelleren Ofendurchlauf, weil durch den Ausbrennvorgang der Fasern bereits verhältnismäßig
früher eine höhere Temperatur erreicht wird.
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In zweckmäßiger Weiterbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen,
daß 75 bis 85 Volumenprozent Ton oder Lehm mit 25 bis 15 Volumenprozent Papierschlamm
gemischt werden. Als besonders zweckmäßig hat es sich erwiesen, 80 Volumenprozent
Ton oder Lehm mit 20 Volumenprozent Papierschlamm zu mischen. Dabei kann herkömmlicher
Ziegelton oder Lehm verwendet werden.
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In weiterer Ausbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, daß
als Zuschlagstoff ein Papierschlamrn mit 25 bis 35 % Al2 03 und 60 bis 70 % organischen
Papierfasern verwendet wird. Ein hierfür geeigneter Papierschlamm hat beispielsweise
folgende Zusammensetzung: A12 O3 30,2 % Si 02 1,5 %
Glühverlust
67,1 % organischer Extrakt 0,17 % Ca 0 670 ppm Fe2 °3 400 ppm (Gebrannt bei 8000
C) 20 Volumenprozent dieses Papi er schlamms wurden mit 80 Volumenprozent herkömmlichem
Ziegelton gemischt, wobei die Masse nacheinander einen Kollergang, einen Maugmischer,
ein Walzwerk mit üblicher Spaltbreite und einen Doppeiwellenmischer durchlief.
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Anschließend wurde die Masse auf einer herkömmlichen Ziegel-Strangpresse
geformt und mit einem Drahtabschneider abgeschnitten. Die Ziegel wurden 48 Stunden
in der Kammertrocknerei getrocknet und anschließend in einem herkömmlichen Ofen
bei 1 0800 C Brenntemperatur gebrannt.
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Man erhielt einen Ziegel mit einer sfeindichte von 0,81 und einer
Druckfestigkeit von 181 kp/cm2.
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Ein aus erfindungsgemäß hergestellten Großblockziegeln gemauerter
Probekörper von 30 cm Dicke und jeweils etwa 75 cm Höhe und Breite hatte eine Wärmeleitfähigkeit
bei 100 C Mitteltemperatur von Xtr= 0,270 W/mK (-=0,233 Kc al/mhoC ) Weil die Papierfasern
nicht wie Kunststoff-Zuschlagstoffe schon vor dem Brennen verdampfen, sondern erst
im Brennofen ausbrennen, läßt sich eine wesentliche Energieeinsparung erreichen,
die sich in erster Linie in einer schnelleren Durchlaufzeit durch den Ofen äußert.
Während ohne Zuschlagstoff pro Tag etwa 10 Wagen (mit 2500 Normalformatziegeln pro
Wagen) durch den Ofen geschoben werden konnten, erhöhte sich die Anzahl der Wagen
bei der Zugabe von Papierschlamm als Zuschlagstoff auf 15 Wagen pro Tag, was einer
Steigerung des Ofendurchsatzes um 50 % entspricht. Der Heizölverbrauch des Brennofens
erhöhte sich dabei aber nur um 20 %.
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Da die Papierfasern und die von ihnen im fertigen Ziegel erzeugten
Hohlräume
in Richtung der Strangpreßbewegung verlaufen, d. h. senkrecht im Ziegel im Mauerwerk,
bleibt die Außenoberfläche geschlossen und wird nicht wie bei der Zugabe von geschäumten
KunststoffRUgelchen durchbrochen. Die mit Papierschlamm als Zuschlagstoff hergestellten
Ziegel können daher wegen ihrer geschlossenen Außenoberfläche auch als Verblenderziegel
verwendet werden. Man erhält somit einen Verblenderziegel mit guten Isoliereigenschaften.
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Die Erfindung ist nicht darauf beschränkt, daß der die organischen
Fasern enthaltende Schlamm ein Abfallprodukt der Fapierfabrikation ist; andere Tonschlämme
mit organischen Fasern sind ebenfalls geeignet.