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Hautreinigungs- und -pflegemittel Die Erfindung betrifft ein Hautreinigungs-
und -pflegemittel aus einer O/W-Emulsion von Fett in einer wässrigen kolloidalen
Eiweißlösung bzw. -suspension, gegebenenfalls mit Zusätzen von Verdickungsmitteln,
Stabilisatoren, Konservierungsstoffen, Schleifsubstanzen und/oder Parfüms.
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Zur Reinigung seifenempfindlicher Haut und zur Beruhigung juckender,
gereizter und empfindlicher Haut sind kosmetische und dermatologische Zubereitungen
bekannt, die aus einer Emulsion von Ölen aus einer kolloidalen, Pflanzeneiweiß enthaltenden
Lösung bzw. Aufschlämmung bestehen, beispielsweise die als Mandeikleie und Mandelmilch
bekannten Präparate.
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Obwohl das Eiweiß bzw. die Eiweiß-Abbauprodukte in solchen Präparaten
selbst eine gewisse Emulgatorwirkung entfalten kennen, werden zur Zubereitung regelmäßig
oberflächenaktive Stoffe beigegeben, und zwar einerseits, um das als Lösungsmittel
für lipophile Stoffe dienende Öl oder Fett in der Emulsion zu halten, und andererseits
um die auf der Haut angesammelten Schmutzpartikelchen (Staub usw.), Ausscheidungsprodukte
der Haut (Hauttalg, Fettsäuren usw.) binden und emulgieren zu können. Für empfindliche
Haut scheiden jedoch viele der von der Industrie angebotenen synthetischen Produkte
aus. Ebenso sind Harze enthaltende Suspensionen oder
Emulsionen
für die biologische Hautpflege ungeeignet, da die verbleibenden Rückstände die Hautporen
verkleben und den Stoffwechsel hemmen. Man muß deshalb auf nichtionogene Emulgatoren
tierischen Ursprunges zurückgreifen, beispielsweise Sterine (Cholesterin), Phosphatide
(Lecithin) und Proteine (Casein, Albumin). Insbesondere wird Lanolin, oder seine
Derivate verwendet.
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Hautkosmetica sollen nun in erster Linie den gesunden Hautzustand
durch Pflege und Reinigung erhalten bzw. durch perkutane Zufuhr geeigneter Wirkstoffe
wiederherstellen, die eine Belebung des Haut-' bzw. Gewebestoffwechsels bewirken.
Die Herstellung von Ol-in-Wasser-Emulsionen für kosmetische Präparate ist deshalb
nicht einfach, weil außer einer zufriedenstellenden Stabilisierung und guter Hautverträglichkeit
auch die Versorgung bzw. Beeinflussung der Haut erreicht werden muß. Insbesondere
ist eine Hautpflege, welche die physiologischen Funktionen der Talg-- und Schweißdrüsen
unterstützt und den biologischen Hautsäuremantel intakt hält, eine wichtige hygienische
Forderung.
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Aus diesem Grund ist es auch wünschenswert, die Zubereitungen leicht
sauer, zumindest aber neutral einzustellen.
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Aufgrund mehrjähriger Beobachtungen und kosmetologischer Versuche
wurde- überraschenderweise gefunden, daß sich die fettfreie Trockensubstanz von
Milch hervorragend zur Herstellung von Öl-in-Wasser-Emulsionen für Hautreinigungs-
und --pflegemittel eignet, die den vorstehenden Anforderungen in unerwartetem Maße
genügen. Der kosmetische und dermatologische Erfolg der untersuchten Mittel lässt
sich nicht dadurch erklären, daß in der Milch Proteine; Lecithine und-andere Stoffe
enthalten sind, die, wie oben dargelegt, emulgierende Wirkung haben. Es muß vielmehr
angenommen-werden, daß die
Inhaltsstoffe der Milch eine komplexe,
synergetische Wirkung entfalten und dadurch die bisher verwendeten Extrakte von
tierischem Eiweiß übertreffen.
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Dabei spielt nicht nur die Zusammensetzung der Milchinhaltsstoffe,
sondern auch die Struktur der Micellen eine entscheidende Rolle.
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Bekanntlich ist Milch, auch Kuhmilch, aufgrund ihrer Zusammensetzung
als besonders hautfreundlich anzusehen. Sie enthält alle essentiellen Aminosäuren,
die auch bei kurzzeitiger Erhitzung nicht zerstört werden, sowie wichtige Vitamine,
Enzyme und Mineralstoffe. Die Verwendung von Milch zu Schönheitszwecken ist zwar
seit alters her bekannt-, hat sich jedoch nicht praktisch einführen können, weil
die Reinigungs-und Pflegewirkung normaler Milch zu gering ist. Wird jedoch die Konzentration
der Inhaltsstoffe etwa im Verhältnis 1 : 2,5 bis 1 : 3 erhöht, so lässt sich eine
Emulsion erzeugen, die eine hohe Reinigungskraft gegenüber hydrophilen wie auch
lipophilen Schmutzstoffen hat und außerdem eine spontane Verbesserung des Hautzustandes
zu erreichen vermag.
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Das erfindungsgemäße Hautreinigungs- und -pflegemittel ist demzufolge
dadurch gekennzeichnet, daß die Emulsion einen Fettgehalt von etwa 7 bis etwa 15
Gew. hat und in der wässrigen Phase etwa lO bis etwa 25 Gew.% fettfreie Milchtrockenmasse
enthält.
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Als Öl-Komponente der Emulsion eignen sich alle kosmetisch verwendbaren
flüssigen bis halbfesten Fette und fettähnlichen Substanzen. Bevorzugt werden wiederum
solche Stoffe, die eine hohe Affinität zur Haut haben. Hervorragend geeignet ist
insbesondere Weizenkeimöl aufgrund seines hohen Gehaltes an Cholesterin, Lecithin
und Vitaminen, vor allem Vitamin E.
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Am zweckmäßigsten wird jedoch Milchfett verwendet, das ebenfalls ein
gut verträgliches und besonders infolge seines Vitamin A und D--Gehaltes sehr hochwertiges
Fett ist. Bedenken gegen eine Verwendung von Milch fett wegen einer etwaigen Gefahr
von Gefäßerkrankungen konnten nicht bestätigt werden; im Gegenteil dürfte in der
Milch bzw. den Milchkonserven, die den vollen Gehalt an Phosphatiden und essentiellen
Aminosäuren besitzen, Milchfett als unschädlich betrachtet werden können.
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Das Milchfett enthält alle bekannten für die Ernährung der Haut erforderlichen
Vitamine, von denen mengenmäßig die fettlöslichen Vitamina A, D, E und K sowie Karotin
an erster Stelle zu nennen sind. Der Gehalt an- Vitamin A und D kann aufgrund von
bestimmten Bedingungen reduziert sein; eine Anreicherung ist jedoch durch Zusatz
von Vitaminpräparaten bzw. UV-Bestrahlung gegebenenfalls leicht möglich.
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Auffällig an einer Ö/W-Emulsion auf der Basis von Milch ist das hydrophile
Verhalten der Fettkügelchen, welches darauf schließen lässt, daß die einzelnen Kügelchen
von hydrophilen Hüllen umgeben sind. Dies gilt sowohl für die natürlich wie auch
die künstlich zubereitete Emulsion.
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Bekanntlich enthält die Membransubstanz der Fettkügelchen' natürlicher
Milch ungefähr 1/3 Phosphatide (ca. 60 % der Phosphatide der Milch) und 2/3 Membraneiweiß.
Die Fettkügelchenmembran wird beim Homogenisieren zerstört, kann jedoch durch die
vorhandenen Proteine nachgebildet werden, sofern genügend membranbildende Stoffe
zur Verfügung stehen.
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Dies ist bei der erfindungsgemäßen Konzentration an Milchtrokkenmasse
sichergestellt. Durch die Adsorption des Eiweißes an den Fettkügelchen wird die
Emulsion durch die neu gebildete Membran stabilisiert.
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Beispiel 1 2750 g Magermilchpulver, vorzugsweise Sauer- und Magermilchpulver
des Handels, werden in 7500 g'abgekochtem Wasser gelöst. In die entstandene Milch
werden 250 g Sorbit als Feuchtigkeitsstabilisator eingerührt. Das Ganze wird erforderlichenfalls
mit Milchsäure auf einen pH-Wert von 6 eingestellt. Zur Konservierung kann noch
eine kleine Menge Nisin beigegeben werden.
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750 g Weizenkeimöl werden parfümiert und bei ungenügenden Tocopherolgehalt
mit einem biologischen oder synthetischen Fett-Antioxydans versetzt, beispielsweise
0,02 % n-Octadecylgallat. Hierdurch wird zusammen mit den in der wässrigen Phase
verwendeten Konservierungsmitteln (Milchsäure, Nisin), die mit den Antioxydantien
in der öligen Phase synergistisch wirken, eine polyvalente Konservierung erreicht.
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Die Milch wird in einer schnell laufenden Prallmühle mit der Weizenkeimöl-Zubereitung
vermischt und solange emulgiert, bis die öltröpfchen eine Größe von etwa 2 p erhalten
haben. In die fertige Emulsion werden 200 g Polyvinylalkohollösung (mittelviskos)
als Schutzkolloid und Verdickungsmittel eingerührt. Es entsteht eine Renigungsmilch
von sämiger Konsistenz, die sich hervorragend zur Pflege von Gesicht und Körper
eignet. In kleiner Menge auf die Haut aufgetragen, verrieben und durch Nachwaschen
mit Wasser entfernt, säubert sie die Haut auch bei starker Verschmutzung und hält
die Poren frei. Nach einiger Zeit ist ferner eine günstige Beeinflussung des Hautzustandes
festzustellen, was wahrscheinlich auf den hohen Gehalt der Zubereitung an Vitaminen
sowohl des Weizenkeimöles als auch der Milch zurückzuführen ist. Bei längerer Behandlung
wurde
die Haut auffallend weicher, glatter und nahm an Gewebespannung
und Turgor zu. Gute Erfolge wurden auch bei Akne vulgaris und Keratosen beobachtet.
Auch brei Ichthyotikern und Sebostatikern konnten gute Erfahrungen verzeichnet werden.
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Statt Magermilchpulver kann auch eingedampfte und getrocknete Buttermilch
eingesetzt werden; sie hat gegenüber dem Magermilchpulver den Vorteil ihres hohen
Gehaltes an Membransubstanzen, namentlich Phosphatiden. Die Denaturierung dieser
Substanzen bzw. der Eiweißstoffe, insbesondere der Serumproteine, hat augenscheinlich
keinen nachteiligen Effekt in kosmetischer -Hinsicht.
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Beispiel 2 Frische Kuhmilch wird auf ein Verhältnis Fett : fettfreie
Trockenmasse von 15 : 35 standardisiert, in bekannter Weise sterilisiert, unter
Vakuum auf eine Konzentration von 10 % Fett eingedampft, mit 0,5 % eines Konservierungsmittels,
bestehend aus einem Gemisch der Natriumverbindung des Äthyl- und Propylesters von
p-Oxybenzoesäure sowie einer Parfümkombination versetzt, homogenisiert und aseptisch
auf Folien-Portionspackungen abgefüllt. Die Zubereitung dickt bald nach und geliert
nach längerer Lagerung, was jedoch für die erfindungsgemäße kosmetische Verwendung
nicht unerwünscht ist, da sich eine cremeartige Konsistenz -einstellt.
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Das Präparat ist als Reinigungs- und Nährmittel für normale Haut gut
geeignet und beugt Mangelerscheinungen wie Trockenheit, Sprödigkeit und Verhornung
vor.
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Beispiel 3 Eine Kondensmilch, die mit einem Fettgehalt von 15 % und
einem Gehalt von fettfreier Trockensubstanz von 5,5 % auf dem Markt erhältlich ist,
wird mit einer kleinen Menge a-Tocopherol versetzt. Obwohl evaporierte Milch antioxydante
Zwischenprodukte der Maillard-Reaktion enthält, empfiehlt sich der Zusatz von Antioxydantien,
da bei Gegenwart von Luftsauerstoff während der Lagerung die Tendenz zur Fettoxydation
erhöht ist, insbesondere wenn mildere Sterilisationsbedingungen angewandt worden
sind.
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Eine zu weit gehende Homogenisation dieser fettreichen Kondensmilch
ist zu vermeiden, um eine Ausölung zu verhindern.
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Zu der Fettemulsion werden 5 - 10 % pyrogene Kieselsäure als Verdickungs-
und Stabilisationsmittel zugesetzt. Nach gründlicher Einarbeitung erhält man eine
viskose Masse, die sich für fettarme und alternde Haut gut als Reinigungs- und Nährmittel
eignet.
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Nach mehrwöchiger Behandlung lässt sich eine deutliche Verbesserung
von Trockenheit und Abschuppung der Haut erreichen und die Verstopfung der Haarbälge
verringern.
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Ferner konnten die Hautabwehrkräfte gegen Infektionsgefahr erhöht
und die Faltenbildung in der Gesichtshaut herabgesetzt werden. Auch bei der Therapie
einer Reihe von unspezifischen Hautaffektionen hat sich das Präparat als wertvoll
erwiesen, und es eignet sich besonders bei typischen Sommerdermatosen sowie zur
Beruhigung seifenempfindlicher Haut