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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Dubliermasse zur Herstellung
von Negativabdrücken,
insbesondere für
die Otoplastik.
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Gegenstand
der Otoplastik ist die Herstellung von Formteilen aus Kunststoff,
die in den äußeren Gehörgang des
Menschen eingeführt
werden, insbesondere als Teil von Hörgeräten oder auch als Gehörschutz. Um
ein Formteil passgenau für
den individuellen Gehörgang
eines Menschen herstellen zu können,
wird zunächst
mit einer Abformmasse, die in der Regel ein additionsvernetzendes
Silikonmaterial umfasst, der Gehörgang
abgeformt. Der dabei entstehende Positivabdruck entspricht der Gestalt
des herzustellenden Formteils.
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Der
Positivabdruck wird mit einer flüssigen
Dubliermasse umgossen, die nach dem Aushärten bzw. Erstarren einen Negativabdruck
bildet, der dann wiederum mit dem Ausgangsmaterial für das herzustellende Kunststoffformteil
ausgegossen werden kann. Die verwendete Dubliermasse muss nach dem
Aushärten
elastische Eigenschaften aufweisen, um die Entfernung des Positivabdrucks
zu ermöglichen.
Außerdem
sollte sie eine möglichst
hohe UV-Durchlässigkeit
aufweisen, da als Kunststoffmaterial für die Formteile häufig UV-härtende Polymere (insbesondere
Acrylate) eingesetzt werden.
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Bisher
werden in der Otoplastik meist Dubliermassen auf der Basis von Agar
als Geliermittel eingesetzt. Wässrige
Lösungen
von Agar sind bei erhöhten
Temperaturen flüssig
und bilden beim Abkühlen
ein elastisches Gel. Die UV-Durchlässigkeit
dieses Materials ist jedoch mit weniger als 40% (bezogen auf UV-A-Strahlung)
relativ gering. Zudem ist Agar, welches aus verschiedenen Algenarten
gewonnen wird, ein Naturprodukt mit schwankender Zusammensetzung
(die Hauptkomponente ist Agarose, ein Polysaccharid aus Galaktoseeinheiten),
dessen Eigenschaften somit nicht exakt reproduzierbar sind. Der
Schmelz- und Erstarrungsvorgang ist zwar grundsätzlich reversibel, durch eine zunehmende
Degradation der Agarose bei höheren
Temperaturen kann eine solche Dubliermasse in der Praxis aber meist
nicht häufiger
als fünfmal
wiederverwendet werden.
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Als
Alternative werden auch Dubliermassen auf der Basis von additionsvernetzenden
Silikonen verwendet. Diese weisen zwar eine nahezu 100%ige UV-Durchlässigkeit
auf, führen
aber im Vergleich zu Agar zu wesentlichen höheren Kosten, da die Silikonmaterialien
an sich teurer sind und die Möglichkeit
einer Wiederverwendung ausscheidet.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Dubliermasse zur
Herstellung von Negativabdrücken
vorzuschlagen, die eine hohe UV-Durchlässigkeit aufweist und wiederverwendbar
ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
eine Dubliermasse, die 1 bis 4 Gew.% Gellan, 30 bis 60 Gew.% mindestens
eines mehrwertigen Alkohols und 30 bis 70 Gew.% Wasser umfasst.
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Es
wurde festgestellt, dass eine derartige Dubliermasse äußerst vorteilhafte
Eigenschaften aufweist, insbesondere im Vergleich zu Dubliermassen
auf der Basis von Agar. Gellan, welches synonym als auch Gellangummi
bezeichnet wird, ist ein extrazelluläres bakterielles Polysaccharid,
welches durch Fermentation der Stämme Pseudomonas elodea oder
Sphingomonas elodea gewonnen wird. Durch dieses biotechnologische Verfahren
ist Gellan mit reproduzierbaren Zusammensetzungen und Eigenschaften
erhältlich.
Die Grundeinheit von Gellan ist ein sich wiederholendes Tetrasaccharid,
welches aus einer Rhamnose-, einer Glucuronsäure- und zwei Glucoseeinheiten
besteht.
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Die
UV-A-Durchlässigkeit
von aus der erfindungsgemäßen Dubliermasse
hergestellten Negativabdrücken
liegt im Bereich von 60 bis 80%, d. h. sie ist etwa eineinhalbfach
bis doppelt so hoch wie die UV-A-Durchlässigkeit von Negativabdrücken auf
der Basis von Agar.
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Die
erfindungsgemäße Dubliermasse
ist bei erhöhten
Temperaturen flüssig,
wobei das Gellan typischerweise bei einer Temperaturen von ca. 95°C aufgeschmolzen
bzw. aufgelöst
wird. Im Gegensatz zu Agar ist Gellan bis mindestens etwa 120°C temperaturbeständig, sodass
die Recyclingrate ebenfalls deutlich höher ist, was zu entsprechenden
Kosteneinsparungen führt.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemäße Dubliermasse
bis zu fünfzehnmal
wiederverwendet werden kann.
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Beim
Abkühlen
bildet eine Gellan enthaltende Dubliermasse im Vergleich zu Agar
deutlich schneller und bereits bei höheren Temperaturen ein festes
Gel, wodurch die Verarbeitungsgeschwindigkeit erhöht werden
kann. Die Geliertemperatur, die von der Gellankonzentration und
gegebenenfalls von weiteren Parametern abhängig ist, liegt in der Regel
im Bereich von etwa 40 bis 50°C.
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Es
hat sich gezeigt, dass die hergestellten Negativabdrücke im Vergleich
zu Agar auch eine höhere Oberflächenhärte aufweisen,
was für
die anschließende
Herstellung der Kunststoffformteile ebenfalls vorteilhaft ist.
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Erfindungsgemäß umfasst
die Dubliermasse 1 bis 4 Gew.% Gellan. Innerhalb dieses Bereichs
können Negativabdrücke hergestellt
werden, die einerseits eine ausreichende Festigkeit aufweisen und
andererseits eine genügend
hohe Elastizität.
Besonders günstig
ist es, wenn die Dubliermasse 1,5 bis 2,5 Gew.% Gellan umfasst.
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Günstig ist
es, wenn das Gellan einen niedrigen Acylierungsgrad aufweist. Das
unmittelbar von den Mikroorganismen produzierte Gellan ist an den
Hydroxylgruppen der Saccharideinheiten zum Teil mit Essigsäure- und
Glycerinsäureresten
modifiziert. Diese Acylgruppen können
in einem nachfolgenden Bearbeitungsschritt teilweise oder im Wesentlichen
vollständig
entfernt werden, um ein so genanntes Niederacylgellan zu erhalten,
welches sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung als besonders
vorteilhaft erwiesen hat.
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Vorzugsweise
umfasst die Dubliermasse ein oder mehrere Salze zweiwertiger Metalle,
insbesondere Calcium- und/oder Magnesiumsalze. Die Glucuronsäurereste
des Gellans liegen als gemischtes Calcium-, Magnesium-, Kalium-
und Natriumsalz vor, und durch eine Änderung der Konzentration der
zweiwertigen Ionen Ca2+ und Mg2+ können die
Viskosität
der Dubliermasse und die resultierende Gelstärke, insbesondere im Fall von
Niederacylgellan, in einem gewissen Bereich eingestellt werden.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Gellan mehrere Fraktionen, die einen unterschiedlichen
Acylierungsgrad aufweisen. Durch eine Mischung von Niederacylgellan
mit acyliertem Gellan in unterschiedlichen Verhältnissen können ebenfalls die Eigenschaften
der Dubliermasse, insbesondere die Elastizität der hergestellten Negativabdrücke, eingestellt
und an die jeweiligen Erfordernisse angepasst werden.
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Neben
dem Gellan und Wasser umfasst die Dubliermasse erfindungsgemäß 30 bis
60 Gew.% mindestens eines mehrwertigen Alkohols. Dieser dient als
Weichmacher und trägt
ebenfalls zu den vorteilhaften elastischen Eigenschaften der hergestellten
Negativabdrücke
bei. Der mindestens eine mehrwertige Alkohol ist vorzugsweise ausgewählt aus
der Gruppe umfassend Glycerin, Zuckeralkohole (z. B. Sorbit oder
Mannit), Propylenglykol, Polyethylenglykol und Mischungen hiervon,
wobei die Verwendung von Glycerin besonders bevorzugt ist.
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Besonders
vorteilhaft ist es, wenn die Dubliermasse 45 bis 55 Gew.% des mindestens
einen mehrwertigen Alkohols, insbesondere Glycerin, umfasst.
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Die
erfindungsgemäße Dubliermasse
kann neben dem Gellan noch ein oder mehrere weitere Polysaccharide
umfassen. Durch solche Zusätze
können
die Eigenschaften der Dubliermasse ebenfalls modifiziert werden,
z. B. ist eine Erhöhung
der Elastizität
der hergestellten Negativabdrücke
möglich.
Das oder die Polysaccharide sind bevorzugt ausgewählt aus
der Gruppe umfassend Agar, Xanthan, Pektine, Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl
und modifizierte Cellulosen, insbesondere Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose
und Hydroxypropylcellulose.
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Der
Anteil des oder der weiteren Polysaccharide an der Dubliermasse
beträgt
vorzugsweise 0,5 bis 3 Gew.%, wobei der Anteil jeweils unterhalb
des Gellananteils liegen sollte.
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Alternativ
oder zusätzlich
zu weiteren Polysacchariden kann die erfindungsgemäße Dubliermasse auch
Polypeptide zur weiteren Modifikation ihrer Eigenschaften umfassen,
insbesondere Gelatine.
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Die
erfindungsgemäße Dubliermasse
weist bevorzugt eine Viskosität
bei 50°C
von 100 bis 400 mP·s auf.
Eine Viskosität
innerhalb dieses Bereichs ist für
die Verarbeitung der Dubliermasse z. B. im Rahmen der Otoplastik
besonders vorteilhaft. Dabei kann die Viskosität gegebenenfalls mit Hilfe
der vorstehend beschriebenen Parameter, wie z. B. dem Anteil und
dem Acylierungsgrad des Gellans sowie der Konzentration von zweiwertigen
Metallionen in der Dubliermasse, eingestellt werden.
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Die
Dubliermasse kann ferner einen Entschäumer umfassen, um die Schaumbildung
nach dem Aufschmelzen des Gellans zu unterdrücken und das Entstehen von
Luftblasen in dem hergestellten Negativabdruck zu vermeiden. Die
Konzentration des Entschäumers
liegt günstigerweise
im Bereich von 0,01 bis 0,05 Gew.%.
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Ferner
kann die Dubliermasse ein Konservierungsmittel umfassen, um die
Haltbarkeit zu erhöhen.
Die Konzentration des Konservierungsmittels liegt dabei typischerweise
im Bereich von 0,3 bis 0,8 Gew.%.
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Die
erfindungsgemäße Dubliermasse
eignet sich aufgrund Ihrer vorteilhaften Eigenschaften insbesondere
für die
bereits eingangs beschriebene Verwendung im Rahmen der Otoplastik.
Sie ist jedoch nicht auf diesen Anwendungsbereich beschränkt, sondern
kann z. B. auch zur Herstellung von Negativabdrücken im Dentalbereich oder
in anderen Bereichen der Medizin eingesetzt werden.
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Beispiel
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Erfindungsgemäße Dubliermassen
wurden unter Verwendung eines Gellans mit einem niedrigen Acylierungsgrad
hergestellt, welches unter der Bezeichnung KELCOGEL® von
der Firma CP Kelco vertrieben wird. Hierbei handelt es sich um ein
Produkt mit einem hohen Reinheitsgrad und reproduzierbarer Zusammensetzung.
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Die
hergestellten Dubliermassen wiesen folgende Zusammensetzung auf:
Gellan
(KELCOGEL®): | 1,5
bis 2,5 Gew.% |
Glycerin: | 45
bis 55 Gew.% |
Agar: | 0,5
bis 1,5 Gew.% |
Entschäumer: | 0,03
Gew.% |
Konservierungsmittel: | 0,5
Gew.% |
Wasser: | 45
bis 55 Gew.% |
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Sämtliche
Komponenten wurden unter Rühren
auf 95°C
erhitzt, wobei das Gellan und der Agar aufgeschmolzen wurden. Die
resultierenden homogenen Dubliermassen wiesen eine Viskosität bei 50°C im Bereich von
100 bis 400 mPa·s
auf.
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Beim
Abkühlen
gelierten die Dubliermassen bei einer Temperatur von 40 bis 42°C. Die entstandenen Gele
wiesen eine UV-A-Durchlässigkeit
von bis zu 75%, eine Druckverformung von 20 bis 24%, eine bleibende Verformung
von 2 bis 4% und eine Weiterreißfestigkeit
von ca. 300 mN/mm auf.
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Aufgrund
der Eigenschaften dieser Dubliermassen bzw. der daraus resultierenden
Gele können
diese vorteilhaft zur Herstellung von Negativabdrücken, insbesondere
für die
Otoplastik, eingesetzt werden.