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Die Erfindung betrifft eine Mine oder Kreide für Schreib- und/oder Malzwecke. Minen werden zur Verwendung in einem Stift innerhalb eines Stiftschaftes etwa aus Holz oder Kunststoff angeordnet, Kreiden sind für eine Verwendung ohne einen solchen Stiftschaft vorgesehen. Bei der Erzeugung eines Aufstriches auf einer Unterlage wie Papier wird eine Mine oder Kreide einer relativ starken mechanischen Belastung ausgesetzt. Dies liegt unter anderem daran, dass bei Schreib- und Malarbeiten weiche Minen, mit denen relativ große Mengen auf eine Unterlage übertragen werden können, etwa wie dies bei Kosmetikstiften der Fall ist, meist nicht zweckmäßig sind. Minen für den in Rede stehenden Zweck weisen daher eine festere Konsistenz auf und sind insgesamt bruchstabiler als Kosmetikminen. Die erforderliche Festigkeit wird beispielsweise bei Kunststoffminen durch Verwendung polymerer Bindemittel erreicht. Solche Kunststoffminen weisen zwar eine ausreichende Festigkeit auf, sind aber hinsichtlich ihres Aufstrichverhaltens nicht optimal, da relativ hohe Kräfte erforderlich sind, um so viel Minenmasse auf die Unterlage zu applizieren, dass einigermaßen deckende Aufstriche entstehen. Ferner muss zur thermoplastischen Erweichung des polymeren Bindemittels die Vermischung der Ausgangssubstanzen und die Extrusion von Minensträngen bei relativ hohen Temperaturen von bis zu 180 °C erfolgen, was zum einen einen entsprechend hohen Energieaufwand bedeutet und zum anderen den Einsatz temperaturempfindlicher Farbpigmente verhindert.
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Aus
EP 2 520 442 A1 sind Minen mit einer Minengrundmasse auf Fett- und Wachsbasis bekannt, bei denen Fettsäuren und/oder Fettsäurederivate eingesetzt werden. Eine solche Mine lässt sich bei Temperaturen unterhalb von 160 °C verarbeiten und ist im Anschluss an die Extrusion bereits ausreichend mechanisch stabil und bruchfest, um den Belastungen, die sich bei normalem Gebrauch ergeben, stand zu halten. Der Kraftaufwand und der Anteil an Farbpigmenten zur Erzeugung eines farbkräftigen und deckenden Abstriches gegenüber polymergebundenen Minen sind bereits reduziert, wofür in hohem Maße die in der Mine enthaltende Fettsubstanz, also Fettsäure und/oder Fettsäurederivat verantwortlich ist. Dennoch ist eine weitere Reduzierung der Bruchanfälligkeit wünschenswert.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine verbesserte Mine oder Kreide für Schreib- und/oder Malzwecke, insbesondere eine Mine oder Kreide deren Flexibilität erhöht sowie deren Bruchanfälligkeit weiter reduziert ist, anzugeben.
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Diese Aufgabe wird durch eine Mine oder Kreide für Schreib- und/oder Malzwecke gelöst, die 15 Gew.-% bis 30 Gew.-% einer Minengrundmasse auf Fett- und Wachsbasis und 40 Gew.-% bis 80 Gew.-% wenigstens eines Füllstoffs und 0,1 Gew.-% bis 30 Gew.-% wenigstens eines Farbmittels enthält, wobei die Minengrundmasse - bezogen auf die Gesamtmasse der Mine - 0,5 Gew.-% bis 10 Gew.-% Aluminiumdistearat, 5 Gew.-% bis 20 Gew.-% oxidiertes Polyethylenwachs und 5 Gew.-% bis 22 Gew.-% wenigstens eines Paraffinwachses enthält.
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Nachfolgend wird vorwiegend von Minen gesprochen. Die Ausführungen gelten jedoch ebenso in Bezug auf Kreiden.
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Die Ausgangsubstanzen einer solchen Mine oder Kreide, nämlich die pulver- oder flockenförmigen Bestandteile der Minengrundmasse, wenigstens ein beigemengter Füllstoff und ein oder mehrere Farbmittel, lassen sich bereits bei einer Temperatur von etwa 120 °C innig vermischen, und bei einer Temperatur von etwa 130 °C extrudieren. Dabei kommt es zu einer Erweichung der Minengrundmasse, wobei deren Konsistenz so beschaffen ist, dass sich trotz eines hohen Anteils an Füllstoff und Farbmittel Minenstränge mit einem Durchmesser z.B. von 3 bis 6 mm, im Falle von Kreiden auch mehr, extrudieren lassen, die ohne die Gefahr einer mechanischen Beeinträchtigung, etwa beim Weitertransport zu einer Einleimstation, handhabbar sind.
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Die erfindungsgemäßen Minen lassen sich im Vergleich zu polymergebundenen Minen mit hohen Geschwindigkeiten von bis zu 60 m/min extrudieren, da die auf eine Extrusionstemperatur von beispielsweise 130°C erhitzte Minenmasse eine ausreichend feste Konsistenz aufweist. Aus den extrudierten Minensträngen sind Minen ablängbar, die weder hart sind noch eine gummiartige Konsistenz aufweisen und mit denen sich auch mit geringen Anteilen an Farbmitteln farbkräftige und deckende Aufstriche auf einer Unterlage erzeugen lassen.
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Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass durch die Verwendung von Paraffinwachsen anstelle von Fettsäuren und/oder Fettsäurederivaten eine Erhöhung der Flexibilität der Minen oder Kreiden erreicht wird. Die Minen weisen eine deutlich geringere Bruchrate auf, wodurch insbesondere der Ausschuss bei der Verarbeitung zu holzgefassten, spitzbaren Stiften reduziert wird. Zusätzlich wird durch die verbesserten mechanischen Eigenschaften auch ein Anbrechen der Minen in holzgefassten Stiften beim Anspitzvorgang mit mechanischen Handspitzern deutlich minimiert.
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Insbesondere die Verwendung eines Mikroparaffinwachses hat sich als vorteilhaft erwiesen. Ein solches Mikroparaffinwachs ist beispielsweise unter den Handelsnamen Solven Wax 1703) oder Polarwachs A7512) erhältlich.
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Das Aufstrichverhalten der Mine lässt sich ferner durch den Schmelzpunkt des eingesetzten Paraffinwachses steuern, wobei ein niedrigerer Schmelzpunkt zu weicheren, ein hoher Schmelzpunkt zu härteren Abstrichen führt. Sehr gute Ergebnisse hinsichtlich der Härte des Abstriches haben sich mit einem Paraffinwachs, insbesondere einem Mikroparaffinwachs, mit einem Schmelzpunkt von vorzugsweise 60°C bis 110°C, besonders bevorzugt mit einem Schmelzpunkt von 80°C bis 85 °C erreichen lassen.
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Ferner ist von Vorteil, dass trotz hoher Anteile an partikelförmigen Substanzen wie Füllstoffen und Farbmitteln insgesamt nur 15 Gew.-% bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 15 Gew.-% bis 26 Gew.-% an Minengrundmasse erforderlich sind. Da die Substanzen der Minengrundmasse vergleichsweise teuer sind, lassen sich dadurch Kosten einsparen.
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Das eingesetzte oxidierte Polyethylenwachs hat vorzugsweise einen Schmelzpunkt von 110 °C bis 135 °C, insbesondere von 115 °C bis 130 °C. Oberhalb dieser Temperaturen hat das oxidierte Polyethylenwachs eine nahezu wasserartige Viskosität. Unterhalb dieser Temperaturen bildet sich durch Vermischen mit den weiteren Bestandteilen der Minengrundmasse jedoch eine sehr gut extrudierbare Masse aus. Die vorzugsweise eingesetzten und sich hinsichtlich des Schmelzpunktes unterscheidenden oxidierten Polyethylenwachse sind beispielsweise unter den Handelsnamen Licowax PED 1212) oder Licowax PED 1912) erhältlich.
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Als Aluminiumdistearat, welches für das geschilderte Eigenschaftsprofil der Mine einen wichtigen Beitrag liefert und zudem als Verdicker wirkt und somit eine gute Extrusion gewährleistet, reichen vorzugsweise Mengen von 0,5 Gew.-% bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt Mengen von 0,5 Gew.-% bis 3 Gew.-% aus.
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Der Anteil an oxidiertem Polyethylenwachs lässt sich insbesondere auf 7 Gew.-% bis 15 Gew.-% senken, um die besten Ergebnisse hinsichtlich der geschilderten Mineneigenschaften weiterhin zu erreichen.
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Für das Paraffinwachs hat sich ein Anteil von 5 bis 15 Gew.-% als besonders geeignet erwiesen, um einerseits die Kosten zu reduzieren und andererseits eine geringe Bruchanfälligkeit der Mine zu erzielen.
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Der Hauptanteil der Minenmasse wird durch wenigstens einen polaren Füllstoff, vorzugsweise einen Füllstoff aus der Gruppe Kaolin, Glimmer, Bimsmehl und Talk gebildet, wobei Kaolin besonders bevorzugt ist. Ein solcher Füllstoff wird aufgrund seiner Polarität, also aufgrund der Existenz von getrennten Ladungsschwerpunkten in seinem chemischen Aufbau, etwa seiner Kristallstruktur, von einer Grundmasse, die Substanzen mit polaren Molekülgruppen aufweist, besonders gut gebunden. In diesem Sinne ist es daher vorteilhaft, nicht unpolares, sondern polares, nämlich oxidiertes Polyethylenwachs einzusetzen.
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Als Farbmittel werden vorzugsweise organische und/oder anorganische Farbpigmente eingesetzt. Diese haben aufgrund ihrer chromophoren Gruppen ebenfalls polaren Charakter und werden daher von der vorgeschlagenen Minenmasse gut gebunden.
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Damit Füllstoff- und Farbpigmentpartikel das Abstrichverhalten und die Konsistenz der Mine nicht negativ beeinflussen, etwa zu einer brüchigen, krümeligen Konsistenz führen, werden vorzugsweise Füllstoffe und Farbpigmente mit einer mittleren Partikelgröße D90 < 40 µm eingesetzt.
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Im Folgenden sind vier Beispielrezepturen von gefärbten Minen aufgeführt. Die Ausgangsubstanzen (insgesamt z.B. 100 kg) werden in einem Mischer bei 120 °C gemischt. Die Extrusion der Minenmasse zu Minensträngen mit einem Durchmesser von etwa 3 bis 6 mm erfolgt beispielsweise mit einem Zweischneckenextruder bei einer Temperatur von 130 °C. Für die Extrusion von 100 kg Minenmasse wird etwa 1h benötigt. An den Extruder schließt sich eine Kühlstrecke von einigen Metern an. Die extrudierten Minenstränge werden zu Minen abgelängt, welche sofort weiterverarbeitet werden können.
Beispiel A: Grüne Farbstiftmine mit einem Durchmesser von 3,3 mm
Aluminiumdistearat (CAS-Nr. 97404-28-9, Smp = 140°C)1) | 2,10 Gew.-% |
Oxidiertes Polyethylenwachs (Licowax PED 121, CAS-Nr. 68441-17-8, Smp. ca. 115 °C)2) | 13,00 Gew.-% |
Solven Wax 170 (CAS-Nr. 63231-60-7, Smp. Ca 82 °C)3) | 7,40 Gew.-% |
Kaolin BSK-H4) | 71,50 Gew.-% |
Pigment Green 75) | 2,20 Gew.-% |
Titandioxid Kronos 23006) | 3,80 Gew.-% |
Beispiel B: Blaue Farbstiftmine mit einem Durchmesser von 3,3 mm
Aluminiumdistearat (CAS-Nr. 97404-28-9, Smp = 140°C)1) | 1,70 Gew.-% |
Oxidiertes Polyethylenwachs (Licowax PED 121, CAS-Nr. 68441-17-8, Smp. ca. 115 °C)2) | 9,30 Gew.-% |
Solven Wax 170 (CAS-Nr. 63231-60-7, Smp. Ca 82 °C)3) | 5,00 Gew.-% |
Compacted Talc GM107) | 80,00 Gew.-% |
Titandioxid Kronos 23006) | 1,00 Gew.-% |
Cosmos Blue ASF8) | 2,75 Gew.-% |
Permanentcarmin FBB9) | 0,25 Gew.-% |
Beispiel C: Violette Farbstiftmine mit einem Durchmesser von 5,5 mm
Aluminiumdistearat (CAS-Nr. 97404-28-9, Smp = 140°C)1) | 1,00 Gew.-% |
Oxidiertes Polyethylenwachs (Licowax PED 191, CAS-Nr. 68441-17-8, Smp. ca. 120-130 °C)2) | 9,00 Gew.-% |
Solven Wax 170 (CAS-Nr. 63231-60-7, Smp. Ca 82 °C)3) | 10,00 Gew.-% |
Kaolin Speswhite (CAS-Nr. 1332-58-7)10) | 77,64 Gew.-% |
Pigment Violet 2311) | 2,36 Gew.-% |
Beispiel D: Rote Farbstiftmine mit einem Durchmesser von 3,8 mm
Aluminiumdistearat (CAS-Nr. 97404-28-9, Smp = 140°C)1) | 1,00 Gew.-% |
Oxidiertes Polyethylenwachs (Licowax PED 191, CAS-Nr. 68441-17-8, Smp. ca. 120 - 130 °C)2) | 13,00 Gew.-% |
Polarwachs A75 (Paraffin-Wachs, Tropfpunkt: ISO 2176 78 - 82 °C)12) | 12,00 Gew.-% |
Kaolin Speswhite (CAS-Nr. 1332-58-7)10) | 69,00 Gew.-% |
Pigment Red 213) | 5 Gew.-% |
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Zur Untersuchung der mechanischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Minen wurde ein Falltest (Droptest) durchgeführt. Hierbei werden die Minen aus einer Höhe von 50 cm von einem Tisch gerollt und fallen auf einen Boden, der mit keramischen Fliesen ausgestattet ist. In der untenstehenden Tabelle sind die Versuchsergebnisse von zwei erfindungsgemäßen Minen gemäß obiger Beispiele A und B sowie zweier Vergleichsminen V1 (Mine gemäß Beispiel 5 aus
EP 2 520 442 A1 ) und V2 (Mine gemäß Beispiel 3 aus
EP 2 520 442 A1 ) aufgeführt. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, wurde der Falltest mit jeweils 80 Minen pro Rezeptur durchgeführt. Im Anschluss wurden die Minenbrüche pro Mine ermittelt.
Anzahl der Minenbrüche pro Mine | Vergleichsmine V1 | Vergleichsmine V2 | Beispiel A | Beispiel B |
0 | 0 (0 %) | 0 (0 %) | 14 (17,5 %) | 19 (23,75 %) |
1 | 2 (2,50 %) | 3 (3,75 %) | 63 (78,75 %) | 54 (67,50 %) |
2 | 42 (52,50 %) | 38 (47,50 %) | 2 (2,50 %) | 5 (6,25 %) |
3 | 12 (15,00 %) | 20 (25,00 %) | 1 (1,25 %) | 2 (2,50 %) |
4 | 20 (25,00 %) | 12 (15,00 %) | 0 | 0 |
5 und mehr | 4 (5,00 %) | 7 (8,75 %) | 0 | 0 |
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Beim Falltest hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemäßen Minen deutlich weniger bruchanfällig sind. Dadurch wird der Ausschuss bei der Verarbeitung zu holzgefassten, spitzbaren Stiften reduziert sowie auch die Lebensdauer der Stifte oder Kreiden während deren Verwendung erhöht.
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Zusätzlich wird durch die verbesserten mechanischen Eigenschaften auch ein Anbrechen der Minen in holzgefassten Stiften beim Anspitzvorgang mit mechanischen Handspitzern deutlich minimiert. Ein dahingehender Test hat gezeigt, dass die Minenbrüche beim Anspitzen von etwa 4% bei den Vergleichsminen V1, V2 auf unter 2% bei erfindungsgemäßen Minen gemäß Beispiel A und B reduziert werden konnten.
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Hersteller/Lieferant:
- 1) Peter Greven, D-53902 Bad Münstereifel
- 2) Clariant AG, D-65929 Frankfurt am Main
- 3) Solven Solventes e Quimicos LTDA., St. Professora Abigal Alves Pires, 301 - Ch. Nova Boa Vista - Hortolandia / SP ZIP code: 13185-071 Brasilien
- 4) Amberger Kaolinwerke, D-92242 Hirschau
- 5) Clariant AG, D-65929 Frankfurt am Main
- 6) Kronos, D-51737 Leverkusen
- 7) Magnesita S.A., Bela Vista - 01311-000 Sao Paolo/SP
- 8) Toyo INK, 60870 Villers Saint Paul, France
- 9) Clariant AG, D-65929 Frankfurt am Main
- 10) Imerys Minerals Ltd. Cornwall, PL24 2SQ, United Kingdom
- 11) Clariant AG, D-65929 Frankfurt am Main
- 12) Wachs- u. Ceresin-Fabriken, Th. C. Tromm GmbH, Feuerstr. 7 - 17, D 50735 Köln
- 13) Clariant AG, D-65929 Frankfurt am Main
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 2520442 A1 [0002, 0020]