DE19917045A1 - Verfahren zur Ermittlung der Verformungen und Spannungen einer aus Teilstrukturen bestehenden Gesamtstruktur - Google Patents
Verfahren zur Ermittlung der Verformungen und Spannungen einer aus Teilstrukturen bestehenden GesamtstrukturInfo
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Abstract
Verfahren zur Ermittlung der Verformung einer aus Teilstrukturen bestehenden Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer Kräfte, wobei die Teilstrukturen zumindest teilweise aus in einem Umformprozeß plastisch verformten Material bestehen und in einem ersten Verfahrensschritt die Veränderung von lokalen Materialkennwerten und der lokalen Blechdicken der Teilstrukturen in dem jeweiligen Umformprozeß ermittelt werden, und wobei in einem weiteren Verfahrensschritt die Verformung der Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer Kräfte ermittelt wird, wobei vor der Ermittlung der Verformung der Gesamtstruktur die veränderten lokalen Materialkennwerte sowie die örtlichen Blechdicken der Teilstrukturen auf die Gesamtstruktur abgebildet werden.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung der Verformungen und
Spannungen einer aus Teilstrukturen bestehenden Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer
Kräfte nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
In vielen Bereichen der industriellen Technik werden Entwicklungen zunächst einer
Computersimulation, beispielsweise bezüglich der statischen oder dynamischen
Eigenschaften, unterzogen. Ein am Computer entwickeltes Modell kann so bezüglich der zu
erwartenden physikalischen Eigenschaften beurteilt werden, ohne daß ein reales Modell
gebaut und im Strukturversuch getestet werden müßte.
Im Bereich der Automobilindustrie ist es üblich, die Herstellung einzelner Komponenten,
insbesondere bei Blechumformteilen, zunächst zu simulieren. Meist wird unter Verwendung
eines FEM-Modelles des Ausgangsmaterials der Umformprozeß simuliert. Dabei können
Veränderungen der Blechdicke sowie lokale Verfestigungen bei Annahme eines geeigneten
Materialmodells ermittelt werden. In einem von der Umformsimulation unabhängigen
Simulationsschritt wird die Gesamtstruktur des Automobils oder eine aus mehreren
Einzelteilen bestehende Teilstruktur des Automobils einer Crashsimulation oder
Festigkeitsberechnung unterzogen. In diese Simulation fließen die Ergebnisse der
Umformsimulation nicht ein, es findet allenfalls eine Übernahme der Geometriedaten statt
oder es werden für beide Simulationen die gleichen Geometriedaten der Konstruktion
genutzt.
Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art zu schaffen, bei dem die Material- und Geometriedaten des nächsten
Simulationsschritts z. B. des Crash-Simulationsmodells näher an denen der realen Struktur
sind.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren nach Patentanspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß
ist vorgesehen, daß vor der Ermittlung der Verformungen und Spannungen der
Gesamtstruktur die veränderten lokalen Verzerrungsgrößen, aus der insbesondere die
Blechdicke abgeleitet wird, sowie die lokalen inneren Zustandsvariablen der Teilstrukturen
auf die Gesamtstruktur abgebildet werden. Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil, daß der
mechanische Zustand der umgeformten Einzelteile nach der Fertigung als Ausgangsgröße
für die Berechnung des gesamten Modells zur Verfügung steht und ausgewertet werden
kann. Neben der Änderung der Geometrie, insbesondere der Blechdicke, durch die
Verformung kann ein durch die Fertigungsprozesse verändertes Werkstoffverhalten
berücksichtigt werden. Lokale Veränderungen in der Umformzonen von Bauteilen mit großen
örtlichen plastischen Verformungen können die Werkstoffeigenschaften, wie zum Beispiel die
Fließgrenze und den Bauschinger Effekt, wesentlich beeinflussen. Diese geänderten
Werkstoffeigenschaften werden im allgemeinen durch innere Zustandsvariablen (z. B. skalare
und/oder tensorielle Verfestigungsgrößen) beschrieben und haben Einfluß auf das Verhalten
der Gesamtstruktur bei einem Belastungsversuch. Veränderungen der Festigkeit und der
plastischen Verformbarkeit einzelner Bauteile wirken sich unmittelbar auf das
Verformungsverhalten der Gesamtstruktur sowie die notwendige Energie zur Erzielung einer
unzulässigen Verformung der Gesamtstruktur aus. Bei Berücksichtigung der Veränderung
der Werkstoffeigenschaften der Einzelteile in den Fertigungsumformprozessen wird eine
höhere Vorhersagegenauigkeit der Simulation erreicht. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die
lokalen Materialkennwerte der Teilstrukturen die Fließgrenze und/oder der lokale
Verzerrungszustand und/oder weitere lokale innere Zustandsvariable zur Beschreibung des
Werkstoffverhaltens und/oder die lokale Verzerrungsgeschwindigkeit sind. Insbesondere die
Fließgrenze ist eine entscheidende Größe zur Bestimmung von Spannungszuständen, die
eine plastische Verformung herbeiführen. Wird im Materialmodell das Verfestigungsverhalten
durch eine Spannungs/Dehnungsfunktion beschrieben, so läßt sich nur durch Angabe des
plastischen Verzerrungszustands, insbesondere der plastischen Vergleichsdehnung, und der
Verzerrungsgeschwindigkeit der Verlauf einer Spannungs/Dehnungsfunktion eines
verfestigten Werkstoffes aus der zuvor bekannten Spannungs/Dehnungsfunktion ermitteln.
In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens ist weiterhin vorgesehen, daß die lokale
Fließgrenze der Teilstrukturen anhand des lokalen plastischen Verzerrungszustands,
insbesondere der plastischen Vergleichsdehnung, sowie der lokalen Verzerrungs
geschwindigkeit ermittelt wird. Der plastische Verzerrungszustand ist für die Umformung von
Bedeutung und wird daher in der Umfomsimulation ermittelt. Die Verknüpfung dieser Größe
mit einem geeigneten Materialmodell liefert so eine einfach zu handhabende skalare Größe
pro Element.
In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens ist weiterhin vorgesehen, daß die
Ermittlung der Veränderung der lokalen Materialkennwerte der Teilstrukturen in dem
jeweiligen Umformprozeß mit Hilfe eines Finite-Element-Modells der Teilstrukturen erfolgt,
wobei das Finite-Element-Modell aus einzelnen Elementen besteht, die durch Elementknoten
und Elementflächenmittelpunkte gekennzeichnet sind. Ein gleichartiges Verfahren kommt bei
der Ermittlung der Verformung der Gesamtstruktur zum Einsatz. Finite-Element-Verfahren
sind gängige Praxis im Bereich der computergestützten Simulation.
Zur Durchführung des Verfahrens kann weiterhin vorgesehen sein, daß zur Abbildung der
lokalen Materialkennwerte sowie der lokalen Blechdicken der Teilstrukturen auf die
Gesamtstruktur die Elemente des Finite-Element-Modells der Teilstrukturen und des Finite-
Element-Modells der Gesamtstruktur einander zugeordnet werden, die den kleinsten
Abstand voneinander haben, wobei Materialkennwerte des oder der Elemente der
Teilstruktur dem zugeordneten Element der Gesamtstruktur zugewiesen werden.
Üblicherweise werden in der Umformsimulation Finite-Element-Modelle mit einer sehr feinen
Elementierung benutzt. Für die Crashsimulation ist es demgegenüber wünschenswert,
Bereiche, in denen eine starke Verformung der Gesamtstruktur erwartet wird, feiner zu
elementieren und Bereiche, die vermutlich kleiner Verformungen unterliegen werden, gröber
zu elementieren.
Weiterhin kann vorgesehen sein, daß zur Abbildung der lokalen Materialkennwerte sowie der
lokalen Blechdicken in der Teilstrukturen auf die Gesamtstruktur die Kanten der Elemente
des Finite-Elementen-Modells der Teilstruktur auf das Finite-Element-Modell der
Gesamtstruktur projiziert werden, wobei die Materialkennwerte gewichtet dem Element der
Gesamtstruktur zugeordnet werden. Diese Ausgestaltung des Verfahrens erlaubt eine
besonders einfache Zuordnung der Geometrie des Umformmodells zur Geometrie des
Crashsimulationsmodells.
In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann vorgesehen sein, daß die Elemente
des Gesamtmodells entsprechend ihrer plastischen Vergleichsdehnung klassifiziert werden,
wobei jeder der so entstandenen Elementklassen eine Anfangs-Fließgrenze zugeordnet
wird. Die Berechnung der Fließgrenze anhand eines Materialmodells wird durch die
Klassifizierung vereinfacht. Da das Materialmodell in der Regel aus Versuchen ermittelt wird,
bei denen als Ergebnis ein Zahlenpaar Spannung/Dehnung anfällt, können diese Werte recht
einfach in eine Klasseneinteilung Spannung/Dehnung übernommen werden.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung beschrieben.
Für die Umformungssimulation wird das Hill'sche Materialmodell mit ebener plastischer
Orthotropie gewählt, welches unterschiedliche R-Werte in den Richtungen 0°, 45° und 90°
zur Walzrichtung berücksichtigt. Die isotrope Verfestigung kann in diesem Modell noch
zusätzlich von der Dehngeschwindigkeit abhängen. Es werden dazu
Spannungs/Dehnungsfunktionen der Art
benutzt. Da das Verfestigungsverhalten dehnratenabhängig sein kann, ist sowohl bei der
Umform- als auch bei der anschließenden Crashsimulation darauf zu achten, daß in der
Simulationsrechnung die richtige physikalische Zeit berücksichtigt wird.
Die Materialmodelle nach Gleichung 1 mit einer skalarwertigen inneren Zustandsvariablen
erlauben die Bestimmung der Verfestigung aus der plastischen Vergleichsdehnung εvp. Diese
wird mittels
aus dem plastischen Anteil des plastischen Verzerrungsgeschwindigkeitstensors D P|ij
berechnet. Die Größe wird für jeden Integrationspunkt über die Schalendicke ausgewertet.
Das Verfahren basiert auf der Annahme einer isotropen Verfestigung unter
Vernachlässigung der unterschiedlichen Verfestigung über die Schalendicke durch Wahl
eines Mittelwerts sowie unter Vernachlässigung des Eigenspannungszustands. Als
Modellparameter verbleiben nur die Schalendicke und die mittlere plastische
Vergleichsdehnung, die vom FE-Netz der Umformsimulation auf das Modell der
Crashsimulation übertragen werden müssen. Die Zuordnung der Modellparameter auf das
Crashmodell erfolgt automatisch mit Hilfe eines Computerprogramms. Dieses bearbeitet
folgende Teilaufgaben:
- 1. Geometrische Zuordnung der Elemente
- 2. Berechnung der gewichteten Elementwerte (Blechdickenverteilung)
- 3. Klassifizierung der Elemente (plastische Vergleichsdehnung)
- 4. Schreiben einer neuen Materialkarte.
Als Eingabedaten sind die Ergebnisse aus der Umformsimulation, die zu bearbeitende
Eingabedatei der Crashsimulation sowie eine Werkstoffdatei erforderlich. Aus diesen Daten
erstellt das Programm eine geänderte Eingabedatei für die Crashsimulation.
Die Zuordnung der Elemente des Umformnetzes auf die des Crashnetzes erfolgt unter der
Annahme, daß das Netz der Umformsimulation feiner ist als das Netz der Crashsimulation.
Es wird zunächst von allen Elementmittelpunkten des Umformnetzes eine Projektion auf das
Crashnetz durchgeführt. Die Information, welches korrespondierende Element des
Crashnetzes dabei ermittelt wurde, wird für jedes Element des Umformnetzes abgespeichert.
Anschließend wird das arithmetische Mittel der Elementdicken jener Elemente des
Umformnetzes gebildet, welche genau einem Element des Crashnetzes zugeordnet werden
sollen. Diese gewichtete Elementdicke wird dann in der Eingabe-Datei geändert.
Claims (8)
1. Verfahren zur Ermittlung der Verformung und Spannungen einer aus Teilstrukturen
bestehenden Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer Kräfte, wobei die Teilstrukturen
zumindest teilweise aus in einem Umformprozeß plastisch verformtem Material
bestehen und in einem ersten Verfahrensschritt die Veränderung von fokalen
Materialkennwerten und der lokalen Verformung der Teilstrukturen in dem jeweiligen
Umformprozeß ermittelt werden, und wobei in einem weiteren Verfahrensschritt die
Verformung der Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer Kräfte ermittelt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß vor der Ermittlung der Verformung der Gesamtstruktur die
veränderten lokalen Materialkennwerte sowie die örtlichen Verformungen der
Teilstrukturen auf die Gesamtstruktur abgebildet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die lokalen
Materialkennwerte der Teilstrukturen die Fließgrenze und/oder der Verzerrungszustand
und/oder weitere innere Zustandsvariable zur Beschreibung des Werkstoffverhaltens
und/oder die Verzerrungsgeschwindigkeit sind.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die lokale Fließgrenze der
Teilstrukturen anhand des lokalen Verzerrungszustands und/oder weiterer innerer
Zustandsvariablen sowie der lokalen Verzerrungsgeschwindigkeit ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Ermittlung der Veränderung der lokalen Materialkennwerte der Teilstrukturen in dem
jeweiligen Umformprozeß mit Hilfe eines Finite-Element-Modells der Teilstrukturen
erfolgt, wobei das Finite-Element-Modell aus einzelnen Elementen besteht, die durch
Elementknoten und Elementflächenmittelpunkte gekennzeichnet sind.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Ermittlung der Verformung der Gesamtstruktur unter Einfluß äußerer Kräfte mit Hilfe
eines Finite-Element-Modells der Gesamtstruktur erfolgt, wobei das Finite-Element-
Modell aus einzelnen Elementen besteht, die durch Elementknoten und
Elementflächenmittelpunkte gekennzeichnet sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Abbildung der lokalen Materialkennwerte sowie der lokalen Verformungen der
Teilstrukturen auf die Gesamtstruktur die Elemente des Finite-Element-Modells der
Teilstrukturen und des Finite-Element-Modells der Gesamtstruktur einander
zugeordnet werden, die den kleinsten Abstand voneinander haben, wobei
Materialkennwerte des oder der Elemente der Teilstruktur dem zugeordneten Element
der Gesamtstruktur zugewiesen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Abbildung der lokalen Materialkennwerte sowie der lokalen Verformung der
Teilstrukturen auf die Gesamtstruktur die Kanten der Elemente des Finite-Element-
Modells der Teilstruktur auf das Finite-Element-Modell der Gesamtstruktur projiziert
werden, wobei die Materialkennwerte gewichtet dem Element der Gesamtstruktur
zugeordnet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Elemente des
Gesamtmodells entsprechend ihres plastischen Verzerrungszustands klassifiziert
werden, wobei jeder der so entstandenen Elementklassen eine
Spannungs/Dehnungsfunktion zugeordnet wird.
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