DE19751889C1 - Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger Abfallstoffe - Google Patents
Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger AbfallstoffeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der autothermen Vergasung von flüssigen Kohlen
wasserstoffen im Flugstromreaktor. Die Erfindung betrifft die Vergasung von wasserhaltigen
und/oder hochfeststoffhaltigen sowie miteinander schlecht oder nicht mischbaren Verga
sungsstoffen. Die genannten Vergasungsstoffe sind Abfallstoffe wie beispielsweise bestimmte
Slurries, Farb- und Teerschlämme oder Säureharze.
Aus dem allgemeinen Stand der Technik ist bekannt, daß wasserhaltige Abfallstoffe wie bei
spielsweise Öl-Wasser-Gemische nach destillativer Abscheidung des Wassers als Grundbrenn
stoff in Vergasungsverfahren eingesetzt werden. Es ist weiter bekannt, daß wasserhaltige
Schlämme, sog. Slurries, in die Staub- oder Ölflammen von Vergasungsanlagen eingesprüht
werden (DE 38 20 013 C2). Der zur Vergasung notwendige Sauerstoff wird über die Ölbrenner
zugesetzt. Diese Variante ist in ihrem Verhältnis von Erst- zu Zweitbrennstoff vor allem durch
das sich einstellende hohe Lambda an den Ölbrennern begrenzt, was zu geringen Lauf- und
Liegezeiten der Brennerbaugruppen führt.
Bekannt ist ferner die Vermischung wasserhaltiger Schlämme mit Grundöl. Dazu wird mittels
Naßzerkleinerung eine hohe Durchmischung von Erst- und Zweitbrennstoff angestrebt. Bei
normalen Strömungsgeschwindigkeiten in Rohrleitungen und in den verfahrenstechnisch oft
notwendigen Pufferbehältern muß jedoch mit nachträglichen Entmischungen gerechnet werden.
Technisch wäre es möglich, zusätzliche Stabilisatoren oder Emulgatoren einzusetzen, was aber
die Betriebskosten in die Höhe treiben würde.
Nach DE 35 34 015 A1 wird vorgeschlagen, mindestens zwei verschiedene Brennstoffe in ei
nem Reaktor der Partialoxidation zu unterziehen. Dabei werden Kombinationen von festen,
flüssigen und gasförmigen Brennstoffen angegeben. Alle einzelnen Brennstoffe erfüllen die
Anforderungen an einen Grundbrennstoff, d. h. mit jedem einzelnen Brenner allein ist ein siche
rer Teiloxidationsbetrieb möglich. Eine Prozeßentartung durch nicht umgesetzten Sauerstoff ist
ausgeschlossen. So werden flüssige Brennstoffe erst nach Anwendung eines Trennverfahrens,
z. B. als Rohöl, eingesetzt.
Jeder Brenner ist mit Mengenüberwachungen ausgerüstet, um die Reaktionstemperatur von
1000-1800°C einzustellen. Jeder Brenner kann autark für sich betrieben werden. Der Einsatz
von flüssigen Brennstoffen schwankender Qualität mit der Gefahr des Umschlags zu Wasser ist
jedoch nicht möglich und würde zu einer Prozeßentartung mit Explosionsgefahr führen. Glei
ches gilt für den Einsatz von gleichzeitig zwei flüssigen Brennstoffen, die sich nicht mischen
lassen.
In DE 40 25 916 A1 wird ein Reaktor zur Flugstromvergasung beschrieben, dessen Kühl
schirm am unteren Ende des Reaktors in einen ebenfalls intensiv gekühlten Schlackeablaufkör
per übergeht. Diese Kombination hat sich bei der Vergasung fester, flüssiger und pastöser
Brennstoffe bewährt. Die Kombination Feuerfestausmauerung mit intensiv gekühltem Schlac
keablauf wird jedoch hierbei nicht in Erwägung gezogen, da das Verhalten der Schlacke zum
Ausmauerungsmaterial andere Prioritäten setzt als eine intensiv gekühlte Rohrschlange.
Es ist auch versucht worden, den Wassergehalt der zur Vergasung anstehenden Brennstoff-
Wasser-Gemische kontinuierlich zu messen. Die bekannten Meßverfahren erwiesen sich aber
gegenüber Qualitätsschwankungen als zu unzuverlässig, so daß man darauf verzichten mußte.
Der grundsätzliche Nachteil dieser bekannten Lösungen ist die erforderliche Vermischung von
Erst- und Zweitbrennstoff.
Es ist somit Aufgabe der Erfindung, eine Lösung für den gleichzeitigen Einsatz von flüssigen
Brennstoffen mit wasserhaltigen sowie miteinander schlecht oder gar nicht mischbaren flüssi
gen Vergasungsstoffen im Flugstromvergaser zu finden.
Erfindungsgemäß erfolgt die Lösung der Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Dabei werden in einem Mehrlanzendruckzer
stäuberbrenner, der aus ≧ 4 Einzellanzen besteht, über mindestens eine Lanze ein wasserhalti
ger Abfallstoff (Zweitbrennstoff) separat dem Flugstromvergaser zugeführt, wobei die mit
diesem Stoff betriebene Lanze ausschließlich als Zweitbrennstoffbrenner betrieben wird. Die
anderen Lanzen werden mit üblichem Brennstoff (Erstbrennstoff) betrieben. Die Zuführung der
verfahrensnotwendigen Stoffe Sauerstoff und Dampf erfolgt gemeinsam für alle Brennstofflan
zen. Die getrennte Zuführung der Vergasungsstoffe ermöglicht, daß die zugeführten Mengen
so eingestellt werden können, daß die Verhältnisse an allen Teilbrennern gleich sind, d. h., es
wird eine solche Menge an Abfallstoff dosiert, daß das Lambda (Verhältnis der Vergasungs
sauerstoffmenge zum Produkt aus Brennstoffmenge und minimalem Sauerstoffbedarf des
Brennstoffs) an allen Teilbrennern gleich groß ist. Soll ein weiterer mit Öl und den genannten
Abfallstoffen nicht mischbarer Stoff eingesetzt werden, kann dieser ebenfalls erfindungsgemäß
über eine weitere separate Lanze in den Mehrlanzenbrenner eingebunden werden. Die Zünd
bedingungen im Reaktor werden über an der Reaktorkuppel angeordnete Thermoelemente
überwacht. Der Start des Mehrlanzenbrenners erfolgt ohne Abfallstoff.
Aus Sicherheitsgründen darf das Verhältnis der Menge Gesamtsauerstoff für Erst- und Zweit
brennstoff zur Erstbrennstoffmenge nicht größer als 1,7-1,8 Nm3/kg werden. Es muß immer
davon ausgegangen werden, daß durch Qualitätsveränderungen der Zweitbrennstoff zu Wasser
werden könnte. Der dann weiter zur Verfügung stehende Erstbrennstoff garantiert den voll
ständigen Umsatz des Gesamtsauerstoffs. Der Prozeß wird entweder über die Messung der
Reaktortemperatur außer Betrieb oder nach einem sofortigen Sauerstoffrücksprung in die reine
Ölvergasung gesetzt.
Als redundante Überwachung wurde herausgefunden, daß dazu das Verhältnis von Gesamt
sauerstoff zu erzeugter Spaltgasmenge geeignet ist. Qualitätsverfälschungen des Zweitbrenn
stoffes in Richtung Wasser bewirken den schlagartigen Abfall der gemessenen Spaltgasmenge
und damit einen Anstieg des Verhältnisses Gesamtsauerstoff/Spaltgas. Beim Überschreiten des
Wertes von 0,36 Nm3 O2/Nm3 Spaltgas wird die Zufuhr von Zweitbrennstoff unterbrochen
und durch automatischen Sauerstoffrücksprung die Verhältnisse der reinen Ölvergasung ein
gestellt.
Der erfindungsgemäße Betrieb der separaten Lanze als Abfallstoff Brenner gewährleistet eine
Vermeidung von Verschleiß an den Erstbrennstoff Brennerbaugruppen.
Beim gewollten Anheben des Aschegehaltes im Vergasungsstoff wurde überraschend festge
stellt, daß ein sicherer Abfluß der Schlacke aus dem Reaktor auch dann garantiert werden
kann, wenn die entsprechenden Bauteile des Reaktors aus einer Kombination von keramischer
Auskleidung und intensiv gekühltem Schlackeablaufkörper bestehen.
Bei der Zusammenstellung der Qualitäten von Erst- und Zweitbrennstoff ist unbedingt darauf
zu achten, daß die anfallende Schlacke bei der eingestellten Reaktortemperatur von 1300-
1450°C fließfähig bleibt, d. h. das CaO/SiO2-Verhältnis ist in den Grenzen von 0,8 bis 1,5
einzustellen. Diese Schlacken haben dann einen Fließpunkt von kleiner 1300°C und garantie
ren damit das sichere Zusammenwirken von Feuerfestausmauerung und intensiv gekühlten
Schlackeablauf.
Die Kühlung und Waschung der heißen Spaltgase erfolgt über eine Quenchdüse. Die Schlacke
wird in 2 alternierend betriebenen Schlackeschleusen gesammelt und ausgeschleust. Eine
Schlackewaschvorrichtung gewährleistet durch Entfernung des Rußes die Einhaltung der vor
geschriebenen Deponiefähigkeit entsprechend den gesetzlichen Bedingungen. Die Schwerme
tallanteile aus den vergasten Abfallstoffen sind in der Schlacke und im Ruß nichteluierbar ein
geschlossen.
Aus dem bisher Beschriebenen ergibt sich die Eignung des Flugstromvergasers für die Entsor
gung von flüssigen/ pastösen Abfallstoffen, die mit schwer-, aber auch leichtflüchtigen
Schwermetallen belastet sein können. Bis zu 60% des benötigten Vergasungsstoffes kann nach
dieser Lösung durch den Sekundärbrennstoff ersetzt werden.
Im folgenden soll die Erfindung mit einem Ausführungsbeispiel näher beschrieben werden. Das
Ausführungsbeispiel bezieht sich auf einen keramisch ausgekleideten Flugstromvergaser, der
mit einem Mehrlanzenbrenner mit 4 Lanzen betrieben wird, von denen 2 Lanzen der Zufuhr
von Zweitbrennstoff dienen. Der Zweitbrennstoff ist Säureharz und Teerschlamm. Der Flug
stromvergaser wird über die anderen zwei Lanzen mit Erstbrennstoff betrieben mit einem mi
nimalen Sauerstoffbedarf von 2,2 Nm3/kg Öl. Für den Erstbrennstoff kann durch die entspre
chende Aufbereitungstechnologie die Wasserfreiheit von kleiner 1,0 Ma.% garantiert werden.
Über eine der zwei Zweitbrennstofflanzen wird ein wasserhaltiger Teerschlamm mit einem Omin
von 1,4 Nm3/kg separat zugeführt, und über eine zweite Zweitbrennstofflanze wird ein rück
verflüssigtes Säureharz mit einem Omin von 1,3 Nm3/kg eingespeist.
Die Sauerstoffmenge wird so geregelt, als wenn alle 4 Lanzen mit Öl (Summe: 8 t/h) betrieben
würden, d. h. bei einem Lambda von 0,38 und einer Gesamtbrennstoffmenge über die zwei mit
Öl betriebenen Lanzen von 4 t/h fließen über jede Lanze 1700 Nm3 O2/h. Somit werden über
die Teerschlammlanze eine Menge von 3,2 t/h und über die Säureharzlanze 3,4 t/h eingestellt,
wodurch sich stabile Reaktionsbedingungen am Mehrlanzenbrenner einstellen.
Die mit den Einsatzstoffen in den Reaktor eingetragene Asche verläßt den Reaktor über den
intensiv gekühlten Schlackeablaufkörper und wird in der Quenchdüse gekühlt und gewaschen.
Die Quenchdüse besitzt als Einlauf eine Abtropfkante für Schlacke. Die intensive Durch
mischung von Spaltgas mit Wasser wird durch eine Einengung am Ende der Quenchdüse er
reicht. Das die Quenchdüse verlassende Spaltgas ist bei 190°C wasserdampfgesättigt. Der
Restfeststoffgehalt des ca. 190°C heißen Rohgases liegt bei ≦ 2 g/ Nm3. Die Schlacke wird mit
dem sich im Quencher sammelnden Rußwasser zwischenentspannt und über zwei alternierend
arbeitende Schlackeschleusen aus dem Prozeß entfernt. Die Schlacke ist intensiv mit Ruß ver
mischt und wird in einer nachgeschalteten Schlackewaschanlage vor der Deponierung von Ruß
befreit. Die mit dem Erst- und Zweitbrennstoff in den Flugstromreaktor eingetragenen
Schwermetalle liegen in der Schlacke und im Ruß in nichteluierbarer Form vor.
Das Spaltgas wird nach dem Quencher in einem Waschkühler auf einen Feststoffgehalt von < 1 g/Nm3
gereinigt und dann einer CO-Konvertierungsanlage zugeführt. In dieser Konvertie
rungsanlage erfolgt die Einstellung des für weitere Veredlungszwecke benötigten CO/H2-
Verhältnisses.
Bei Ausfall eines Abfallstoffes wird die entsprechende Lanze entweder mit inertem Medium
oder mit Spüldampf beaufschlagt, so daß die sicherheitstechnisch notwendige Strömungsrich
tung immer gewährleistet ist.
Claims (5)
1. Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger Abfallstoffe im Flugstromvergaser, wobei
die flüssigen Abfallstoffe Stoffe sind, die zu Qualitätsschwankungen neigen und/oder nicht
miteinander mischbar sind, wie beispielsweise Öl-Wassergemische oder Säureharz, dadurch
gekennzeichnet, daß
- 1. das Abfallstoffmenü so zusammengestellt wird, daß das CaO/SiO2-Verhältnis der am Ende der Vergasung anfallenden Schlacke im Bereich 0,8 bis 1,5 liegt,
- 2. das Mengenverhältnis von Erst- zu Zweitbrennstoff so gewählt wird, daß bei Quali tätsverfälschung des Zweitbrennstoffs und voller Sauerstoffmenge das Gesamtlambda des Prozesses kleiner 1 bleibt,
- 3. als Vergasungsbrenner ein Mehrlanzendampfzerstäuberbrenner eingesetzt wird, der aus ≧ 4 Einzellanzen besteht und daß von diesen Einzellanzen mindestens eine mit einem mit Erstbrennstoff nicht mischbaren und/oder wasserhaltigen Abfallstoff (Zweitbrennstoff) betrieben wird,
- 4. die Sauerstoff und Zerstäuberdampfzuführung zum Mehrlanzendampfzerstäuberbren ner für alle Brennstofflanzen gemeinsam erfolgt,
- 5. der Austritt des schlackebeladenen Spaltgases aus dem feuerfestausgekleideten Reaktor vorbei an einer zusätzlich angeordneten, intensiv gekühlten Rohrschlange erfolgt, die direkt in die darunterliegende Quenchdüse ausläuft,
- 6. sich nach der Quenchung eine aus zwei alternierend betriebenen Schlackeschleusen bestehende Schlackeentfernung anschließt, der technologisch eine Schlackewaschanlage folgt,
- 7. jede Prozeßentartung durch Anstieg des Gesamtsauerstoff/Spaltgas-Verhältnisses auf größer 0,36 Nm3/Nm3 meßtechnisch erkannt und durch Abschalten des Abfallstoffes verhindert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Start des Mehrlanzen
brenners ohne Abfallstoff erfolgt, wobei aber Sauerstoffund Zerstäuberdampf über alle
Lanzen zugeführt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Abschaltung
oder Ausfall des Zweitbrennstoffs ein sofortiger Sauerstoffrücksprung erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bis zu 60% des Verga
sungsstoffes durch flüssige Abfallstoffe ersetzt werden.
5. Verfahren nach allen vorherigen Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die Zünd
bedingungen im Reaktor durch in der Reaktorkuppel angeordnete Thermoelemente
überwacht werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997151889 DE19751889C1 (de) | 1997-11-22 | 1997-11-22 | Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger Abfallstoffe |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997151889 DE19751889C1 (de) | 1997-11-22 | 1997-11-22 | Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger Abfallstoffe |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19751889C1 true DE19751889C1 (de) | 1999-05-06 |
Family
ID=7849582
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997151889 Expired - Lifetime DE19751889C1 (de) | 1997-11-22 | 1997-11-22 | Verfahren zur autothermen Vergasung flüssiger Abfallstoffe |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19751889C1 (de) |
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- 1997-11-22 DE DE1997151889 patent/DE19751889C1/de not_active Expired - Lifetime
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R081 | Change of applicant/patentee |
Owner name: AIR LIQUIDE GLOBAL E&C SOLUTIONS GERMANY GMBH, DE Free format text: FORMER OWNER: LURGI GMBH, 60439 FRANKFURT, DE Effective date: 20140505 |
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