DE19725210C1 - Verfahren zur Herstellung metallischer Schwämme - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein schmelzmetallurgisches Verfahren zur Herstellung metallischer
Bauteile mit einer offenporigen schwammartigen Struktur entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruchs 1
Offenporige metallische Bauteile lassen sind z. B. für Filter, Wärmetauscher, Katalysatoren,
Schallisolatoren, Energieabsorber oder ähnliche Anwendungen einsetzen, vorausgesetzt
sie haben aufgrund ihrer Porenstruktur einen genügend großen Oberflächenanteil und
eine mechanisch ausreichend belastbare metallische Matrix.
Verfahren zur Herstellung offenporiger metallischer Bauteile sind in der Patentliteratur seit
den 60er Jahren bekannt. Die verschiedenen Herstellungsverfahren können im wesentli
chen in drei Kategorien eingeteilt werden:
- - Schmelztechnische Verfahren
- - Abscheidetechniken
- - Pulvermetallurgie
Zu den schmelztechnischen Verfahren zählen beispielsweise das Gießen mit verlorenen
Formen. Bei diesem Verfahren wird ein offenporiger Kunststoffschaum zunächst mit einem
Gußformstoff (z. B. Gips) gefüllt und der Kunststoff anschließend thermisch ausgebrannt
[G. J. Davies, S. Zhen.: Review Metallic foams: their production, properties and
applications, Journal of Materials Science 18, 1983, 1899-1911]. So wird eine inverse
Struktur des Kunststoffschaums als Gußform erzeugt, die mit der flüssigen Schmelze
gefüllt wird. Eine Verfahrensvariante stellt die Verwendung hohlraumbildender Zusatzstoffe
dar. Bei diesem Verfahren wird die Porosität durch Substitutionswerkstoffe erreicht, die
entweder in eine Schmelze eingerührt [US-Patent 3 055 763, 1962] oder in Form einer
Schüttung infiltriert werden [US-Patent 3 236 706, 1966]. Diese granulat- oder kugelförmi
gen Platzhalterwerkstoffe bestehen aus Salzen, Vermikulit oder gebrannten Tonkugeln.
Um zu einer offenporigen Struktur zu gelangen müssen in allen oben beschriebenen Fäl
len die Platzhalter durch langwierige und umweltbeeinträchtigende thermische oder chemi
sche Nachbehandlung aus dem Gußstück entfernt werden.
Chemische und elektrochemische Abscheidetechniken werden eingesetzt, um ein organi
sches, offenporiges Trägermaterial zu metallisieren [G. J. Davies, S. Zhen.: Review Metallic
foams: their production, properties and applications, Journal of Materials Science 18,
1983, 1899-1911, US 5 011 638] In Vorbehandlungsschritten wird die anfängliche Kunst
stoffschaumstruktur zunächst versteift und stromlos beispielsweise durch Physical Vapor
Deposition-Techniken mit einem Metallfilm beschichtet [US 5 181 549, 1993]. Durch elek
trochemische Planierung kann die nun elektrisch leitfähige Oberflächenschicht gegebe
nenfalls weiter auf die gewünschte Enddicke aufgebaut werden. Falls gewünscht, kann
das organische Trägermaterial durch thermische Zersetzung entfernt werden.
Als pulvermetallurgisches Verfahren ist das Sinten von losen oder gepreßten Pulver
schüttungen, Mikrohohlkugeln, Fasern oder Drahtlagen zu offenporigen Strukturen der
industriell etablierteste Herstellungsprozeß, für Filter, Membranen, und Gleitlager mit
Porositäten zwischen 40 und 60% bekannt [Neumann, P. Arnhold, V. "Innovative poröse
Bauteile und Möglichkeiten ihrer Charakterisierung", in "Innovative und wirtschaftliche
Bauteile durch Pulvermetallurgie", Düsseldorf: VDI-Verlag GmbH, 1993, 349-377].
Die Herstellung offenporiger Bauteile aus feinem Metallpulver und einem organischen
Binder als Suspension in einer Trägerflüssigkeit ist ein weiterer pulvermetallurgischer Her
stellungsweg [S. B. Kulkarni, P. Ramakrishnan, "Foamed Aluminium" in International Jour
nal of Powder Metallurgy 9, no. 1, 1973, 41-45]. Hierbei wird der Schlicker entweder me
chanisch aufgeschlagen oder durch Treibmittel zum Schäumen gebracht. In einer nach
träglichen Wärmebehandlung wird dann die Trägersubstanz entfernt und die Festigkeit
des porösen Materials erhöht. Beim Ausgießen poröser Formen mit Pulverschlicker und
anschließendem Sintern können ebenfalls metallische Schäume mit offenporiger Struktur
hergestellt werden [US 3 287 166, 1966] Hierzu werden beispielsweise offenporige, orga
nische Schäume mit dem Pulverschlicker zunächst benetzt, anschließend getrocknet und
dann thermisch zersetzt. Die abschließende Sinterbehandlung verbessert die mechani
sche Festigkeit des Materials.
Aufgrund der teilweise schwierig zu kontrollierenden Herstellungsprozesse, verbunden mit
hohen Produktionskosten ist bisher der Einsatz offenporiger metallischer Bauteile verhält
nismäßig gering.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges und umweltschonendes
Verfahren zu entwickeln, welches auf bestehenden Prozeßtechniken basiert, mit dem sich
offenporige Bauteile aus unterschiedlichsten Metallen und Legierungen mit einem hohen
Porenanteil herstellen lassen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch das Verfähren mit den Merkmalen des An
spruchs 1 gelöst.
Das Prinzip des Verfahrens sieht vor, daß zur Erzeugung eines Bauteils mit offenporiger
Struktur eine Metallschmelze gießtechnisch in eine Schüttung aus mineralischen oder ke
ramischen Pellets (z. B. Quarzsand, oder Mullit) eingebracht wird, die sich innert bis maxi
mal schwach reaktiv zum Metall verhalten. Wesentliches Merkmal des Verfahrens ist der
durch die Gießhitze ausgelöste Zerfall der Pellets in ihre kleinsten Bestandteile. Eine
rückstandslose Entfernung aus dem Bauteil ohne Nachbehandlung ist somit gewährleistet.
Der Zerfall der Pellets allein durch die Gießhitze wird durch die Art des eingesetzten Bin
ders auf Basis von Stärke und Zuckermelasse erreicht.
Die Herstellung der Pellets, mit einem einstellbaren Durchmesser zwischen 1 und 10 mm,
kann kontinuierlich in konventionellen Pelletiertrommel erfolgen. Der Anteil des Binders
wird so eingestellt, daß die Pellets bei der Entnahme aus der Pelletiertrommel nicht zerfal
len. Durch Trocknen bei leicht erhöhten Temperaturen steigt die Festigkeit der Pellets stark
an. Anschließend können sie in eine Form eingeschüttet werden, wobei durch leichte Vi
bration der Form eine Vergleichmäßigung der Schüttung erzielt werden kann. Als Formen
sind bekannte Vorrichtungen z. B. Sandformen, Dauerformen etc. beliebiger Gestalt geeig
net.
Eine Variation oder Gradierung des Porenvolumens über das gesamte Bauteil läßt sich
durch Änderung der Formfaktors und/oder geeignete Fraktionierung des Pellets erreichen.
Das einstellbare Porenvolumen liegt zwischen 50 und 90%. Darüber hinaus ist das Um
gießen von Einlegeteilen prinzipiell machbar. Für größere Gußstücke empfiehlt sich ein
Vorwärmen der Pellets, wobei die Vorwärmtemperatur entsprechend der verwendeten Le
gierung zu wählen ist. Speziell für große Bauteile oder Bauteile mit kleinen Poren kann
durch Anlegen einer geringen Druckdifferenz über der Schüttung oder auch durch
Schleuderguß die Formfüllung optimiert werden.
Das Verfahren ist für alle Metalle und Legierungen anwendbar, für die sich gegenüber der
jeweiligen Schmelze innert oder nur schwach reaktive Pellets herstellen lassen. Mit dem
beschriebenen Verfahren sind bereits Bauteilen mit einer offenporigen Struktur von techni
scher Relevanz aus Al, Mg, Fe, Ni, Cu, Zn, Pb, Sn-Legierungen gegossen worden.
Zur Herstellung eines Filters aus einer Aluminiumbasis - Legierung mit einem Durchmesser
von 100 mm und einer Länge von 120 mm mit einem Porenanteil von ca. 70% und einer
Porengröße von ca. 5 mm, sind folgende Verfahrensschritte durchzuführen:
Aus 5 kg Quarzsand mit Durchmesser von 0,23 mm wird durch langsame Zugabe von ca.
200 g Stärke, 50 Zuckermelasse und 350 ccm Wasser Pellets in einer konventionellen
Pelletiertrommel hergestellt. Der Binderanteil ist relativ gering gehalten, da bei der Erstar
rung des Aluminiums nur eine relativ niedrige Temperatur zur Zerstörung des Binders zur
Verfügung steht. Die Größe der Pellets wird durch den Neigungswinkel des Pelletierteller
eingestellt. Anschließend werden die Pellets getrocknet, wobei durch eine leichte Tempe
raturbeaufschlagung von z. B. 150°C die Festigkeit stark erhöht wird.
Eine entsprechend dem Bauteil abgewogene AlCu4 Legierung wird aufgeschmolzen,
überhitzt und anschließend in die Form gegossen. Die Formfüllung sollte bei einem Bauteil
dieser Größe durch Anlegen eines Unterdrucks von ca. 0,5 bar in der Form (z. B. Va
kuumpumpe) unterstützt werden. Der Unterdruck in der Form kann durch evakuieren durch
den Sand der Form oder durch den Aufbau der Form in einem Vakuumbehälter erfolgen.
Nach dem Erstarren und Abkühlen des Gußstücks wird die Sandform entpackt und die
zerfallenen Pellets, ähnlich wie bei konventioneller Sandkernen, durch Vibration oder
Druckluft entfernt.
Zur Herstellung eines Wärmetauschers auf Kupferbasis (∅ 50 mm, Länge 100 mm) zur
Kühlung flüssiger Medien. mit einem Porenvolumen von 50% und einer Porengröße von 8
mm sind folgende Verfahrensschritte durchzuführen:
Nach Herstellung der Pellets, wie in Beispiel 1 dokumentiert, werden die noch feuchten
Pellets durch niederfrequente Vibration auf einer flachen Oberfläche abgeplattet. Der so
erzielte eckige Formfaktor führt zu einem Porenvolumen von ca. 50%. Nach dem Trocknen
werden die Pellets in ein Kupferrohr eingefüllt und durch Vibration dicht gepackt. Vor dem
Eingießen der überhitzten Kupferschmelze wird das Rohr und die Pellets auf eine Tempe
ratur von 200°C vorgewärmt. Die weiteren Verfahrensschritte entsprechen Beispiel 1.
Zur Herstellung eines Katalysatorträgers für z. B. Ottomotoren auf Eisenbasis mit einem
Porenvolumen von 90% und einer bimodalen Porengröße von. 1 mm bzw. 4 mm sind fol
gende Verfahrensschritte durchzuführen:
Aus Quarzsand mit einem Durchmesser von 0.23 mm bzw. 0,15 mm werden entsprechend
Beispiel 1 Pellets mit einem Durchmesser von 4 mm bzw. 1 mm hergestellt. Eine Mischung
dieser Pellets im Verhältnis 1/6 wird anschließend in einen konventionell hergestellten Ab
gaskrümmer eingeschüttet und durch Vibration dicht gepackt. Anschließend wird eine
überhitze Eisenbasis - Legierung (z. B. 1.4663) in den auf 600°C vorgewärmten Krümmer
eingegossen. Die Formfüllung wird, wie in Beispiel 1 dokumentiert, durch das Anlegen ei
nes Unterdrucks erreicht. Die weiteren Verfahrensschritte entsprechen denen des Bei
spiels 1.
Alternativ wird erfindungsgemäß die Aufgabe, ein kostengünstiges und umweltschonendes
Verfahren zu entwickeln, welches auf bestehenden Prozeßtechniken basiert, mit dem sich
offenporige Bauteile aus unterschiedlichsten Metallen und Legierungen mit einem hohen
Porenanteil herstellen lassen, auch durch ein weiteres Verfahren nach Patentanspruch 2
gelöst. Das Prinzip des Verfahrens sieht vor, daß zur Erzeugung eines Bauteils mit
offenporiger Struktur kleine MetallPartikel in eine Schüttung aus mineralischen oder ke
ramischen Pellets (z. B. Quarzsand, oder Mullit) durch rütteln eingebracht wird, die sich
innert zu den MetallPartikeln verhalten. Hierbei wird durch das anschließende Sintern der
MetallPartikel ein Zerfall der Pellets in ihre kleinsten Bestandteile verursacht. Eine einfache
und rückstandslose Entfernung der Pellets aus dem Bauteil ohne Nachbehandlung ist
somit gewährleistet. Als weitere Alternative kann statt des einrütteln der Metallpatickel in
die Zwischenräume der Pellets, Metall durch eine Schlämme eingebracht werden, an die
sich eine Trocknung anschließt. Auch hierbei zerfallen die Pellets durch einen anschlie
ßenden Sinterungsprozeß.
Claims (18)
1. Verfahren zur Herstellung metallischer Bauteile mit offenporiger schwammartiger Struk
tur, durch folgende Verfahrensschritte gekennzeichnet:
- a) aus mineralischen granularen Stoffen werden in Verbindung mit einem Binder auf an organischer Basis Pellets hergestellt,
- b) die Pellets werden in eine Form geschüttet,
- c) in diese Schüttung wird Metall eingebracht,
- d) der mineralische granulare Stoff wird nach Verfestigung des Metalls aus den Hohlräu men entfernt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Metall als metallische
Schmelze in die Schüttung gegossen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Eingießen der metallischen
Schmelze in die Schüttung aus Pellets durch eine Druckdifferenz unterstützt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Metall als Metallpartikel in
die Schüttung eingebracht und anschließend gesintert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die verwende
ten Pellets aufgrund von Wärmeeinwirkung ihre Festigkeit verlieren.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Verlust der Festigkeit
der Pellets durch Wärmeeinwirkung der metallischen Schmelze
hervorgerufen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung
des mineralischen granularen Stoffes aus den Hohlräumen durch Vibration erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung
des mineralischen granularen Stoffes aus den Hohlräumen durch Druckluft erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung
des mineralischen granularen Stoffes aus den Hohlräumen durch Spülen erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung
des mineralischen granularen Stoffes aus den Hohlräumen durch eine Kombination von
Vibration und/oder Druckluft und/oder Spülen erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schüttung
der Pellets verdichtet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Pellets
vor dem Einbringen der metallischen Schmelze vorgewärmt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Pellets
aus einem Material bestehen, das sich gegenüber der jeweils verwendeten metallischen
Schmelze schwach reaktiv verhält.
14. Verfahren nach einem Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß Pellets zum Ein
satz kommen, deren äußere Form kugelig ist.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß Pellets zum Einsatz kommen,
deren äußere kugelige Form Abplattungen aufweist.
16. Verfahren nach einem Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß der Binder auf
der chemischen Basis von Kohlenhydraten besteht.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Binder aus Stärke und
Zuckermelasse besteht.
18. Offenporiger schwammartiger Metallkörper, hergestellt nach einem Verfahren der Ansprü
che 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die offenporige Hohlraumstruktur im Metall
der Abbildung einer Schüttung aus Pellets entspricht.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997125210 DE19725210C1 (de) | 1997-06-14 | 1997-06-14 | Verfahren zur Herstellung metallischer Schwämme |
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