DE19719757A1 - Verfahren zur Verminderung von Gleisbettwellen - Google Patents
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Description
Unter wiederholter Zugüberfahrt entstehen im Gleisbett bleibende Wellen von zunehmender
Amplitude, die den Fahrkomfort, die Lebensdauer von Fahrweg und Fahrzeugen, das Emis
sionsniveau und evt. auch die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Bevorzugte Wellenlängen von
einigen Metern entstehen im Schotterkörper durch dessen allmähliches Zusammendrücken,
Ausweichen und Zermahlen. Bei weichem Untergrund bilden sich unabhängig vom Ober
bau Wellen von einigen Dekametern Länge infolge natürlicher Fluktuationen durch un
gleichmäßige Zusammendrückung und Porendruckentwicklung aus. In beiden Fällen nimmt
die dynamische Vertikalkraft im Wellental mit dessen Tiefe zu und im Wellenberg ab, so
daß die Wellenamplitude durch anelastische Kumulation allmählich verstärkt wird (positive
Rückkopplung). Zweck der Erfindung ist die Verminderung solcher Wellen durch geotech
nische Maßnahmen.
Beim Gleisbett mit Schwellen und Schotter werden üblicherweise die Wellen durch Anhe
ben und Stopfen ausgeglichen. Dieses Verfahren ist aufwendig und zieht neue anwachsende
Wellen nach sich. Bei weichem Untergrund wird der Aufwand durch die erforderlichen
Schottermassen zur Einhaltung der gewünschten Gradiente noch größer. Bei fester Fahr
bahn auf vergüteter Austauschschicht ist ein Ausgleich der Gleislage durch Nachstellen
unter der Schiene nur in sehr engen Grenzen möglich. Ein Anheben und Unterpressen
oder -füttern der Platte bei größeren Ausgleichbeträgen ist prinzipiell möglich, aber extrem
aufwendig und bahnbetriebsstörend.
Das erfindungsgemäße Verfahren stützt bzw. hebt dagegen den oberen Bereich des Gleis
betts von den Seiten bzw. von unten (Fig. 1). Der Schwellenrost oder die durchgehende
Fahrbahnplatte (1) liegt auf einem Skelett aus Schotter- bzw. Bodenkörnern (2). Das
Skelett wird seitlich durch Plattenstreifen (3) gestützt. Oben (4) liegen diese nahe an den
Schwellen bzw. der Fahrbahnplatten und werden durch Zugglieder (5) zur gegenüberliegen
den Seite angespannt. Unten (6) liegt der Plattenstreifen in einer Nut der festen Unterlage
oder ist durch Anker (7) gegen den Untergrund verspannt. Zum Anheben wird in den
Untergrund unter dem Skelett eine granulare Masse eingepreßt (8), die abbindet und die
Anker in der Regel umschließt.
Bei einem Schotterdamm auf gutem Boden wirkt das Verfahren wie folgt. Durch Anspannen
mit steifen Spanngliedern erhöhen sich Seitendruck und -steifigkeit des Schotters unter
den Gleisen gegenüber der herkömmlichen Bauweise. Bei gleicher Schotterqualität und
-einbaudichte verringern sich dadurch die wellenbildenden Sackungen erheblich, denn ein
seitliches Ausweichen wird verhindert.
Trotzdem unvermeidliche Sackungen infolge Verdichtung und Kornabrieb erfordern ein ge
ringfügiges und seltenes Anheben. Bei nachträglicher Stabilisierung müssen größere Gleis
bettwellen zunächst ausgeglichen werden. Durch Einpressen granularer Massen in den
Untergrund wird das auf ihm liegende Kornskelett von der Unterseite her mit geringer
Krümmung aufgewölbt. Bei dieser relativ gleichmäßigen Aufwölbung wird der Zustand
des seitlich vorgespannt gehaltenen Skeletts kaum verändert. (Im Gegensatz dazu führt
das herkömmliche Stopfen zu einer ungleichmäßigen Verspannung, so daß beim ansch
ließenden Überfahren Skelettumlagerungen leichter stattfinden und zu beträchtlichen Set
zungen führen.) Bei wasserunempfindlichem Untergrund ist die granulare Masse pastös und
hochviskos, so daß sie nicht nach oben durchbricht. Bei wasserempfindlichem Untergrund
ist sie feinkörnig und trocken und nimmt dadurch überschüssiges Wasser vom verdrängten
und verdichteten umgebenden Boden auf.
Je nach Gleisunterlage und Untergrund ergeben sich Varianten der seitlichen Stützung
(Fig. 2). Bei harter Unterlage (a) aus Fels, zementiertem Schüttgut, Beton oder Stahl ent
fallen die unteren Spannglieder. Der steile Plattenstreifen steht in einer Nut (1) und bildet
mit ihr ein Scharnier. Die Spannglieder (2) liegen zwischen den Schwellen oder in Hüllrohren
unter der Fahrbahnplatte. Die geringfügige Sackung eines dicht eingebauten hartkörnigen
Schotters wird durch Nachspannen und die damit erzeugte dilatante Korngerüstumlagerung
ausgeglichen. Ein höherer Bahndamm wird durch in mehreren Lagen verankerte Platten
seitlich gehalten (b). Die oberste Spanngliedlage ist dieselbe wie im vorigen Fall, die Plat
tenstreifen weisen jedoch am Anschluß Keile auf (1). Mittlere Spanngliedlagen (2) sind
bei größerer Dammhöhe erforderlich und können wie die erste Lage beide Seiten mitein
ander verbinden. Der Plattenstreifen kann Fenster aufweisen oder durch einen Balkenrost
ersetzt werden, wobei die Lücken Stützgitter oder -matten aufweisen können. In gleicher
Höhe und möglichst auch mit denselben Bohrungen wird die Paste bzw. bei wasseremp
findlichem Dammaterial das Pulver eingepreßt. Es bindet ggfs. um den Anker herum ab,
bewirkt eine Verdichtung des Dammkörpers und eine Hebung des Kornskeletts unter dem
Gleisoberbau. Eine weitere Spanngliedlage am Dammfuß (3) reicht in den Untergrund
hinein.
Liegt das Gleisbett mit verbesserter Tragschicht auf weichem Untergrund, reichen Spann
glieder und Verpreßbereiche zweckmäßig in diesen hinein (Fig. 3). Das Schotterbett unter
den Schwellen bzw. die verdichtete körnige Schicht unter der Platte wird durch einen
Platten- oder Gitterstreifen (2) auf der Seitenböschung gehalten. Zu dessen Vorspannung
dient eine Reihe tief in den Untergrund reichender Spannglieder (3). Diese sind von trocken
eingebrachtem Granulat umhüllt, das den umgebenden Boden verspannt, verdichtet und
nach oben verdrängen kann. Hinzukommen können oder müssen steilere Stopfsäulen, wel
che die Spannglieder umschließen können (4). Die Säulen werden vor Herstellung der Trag
schicht oder nachträglich zwischen den Schienen eingebracht. Die Spannglieder sind ggfs. an
den Schwellen bzw. der Fahrbahnplatte befestigt. Durch die zusätzliche vertikale Vorspan
nung werden eigengewichtsbedingte Setzungen vorweggenommen und überfahrtbedingte
Setzungen verkleinert. Durch das Einstopfen von Trockengranulat wird die Weichschicht
verdichtet, teilweise durch besseres bodenartiges Material ersetzt und auch horizontal vor
gespannt, was die Steifigkeit erhöht.
Das Einpressen von Pasten oder Pulvern ist Gegenstand der Offenlegungsschriften P 42
10 196.4 "Verfahren zum Verformungsausgleich im Untergrund durch Einpressen boden
schonender Pasten", P 41 25 576.3 und P 41 37 003.1 "Vorrichtung zum Einpressen von
Pulver in Boden oder Schlamm" sowie "Schonende Stabilisierung weichen Untergrunds mit
Schnecke, Rohr und Pulver", P 44 17 887.5. Neu ist die Anwendung für den Eisenbahn
bau. Kombinationen der in Fig. 1, 2 und 3 dargestellten Verfahrensvarianten eignen sich für
verschiedene Übergänge der Gleisbettunterlage (Fig. 4). Beim Übergang von einer Brücke
oder einem Felstunnel zu einem Damm auf gutem Boden (a) wird die seitliche Stützplatte
zwischen denjenigen nach Fig. 2a und b rampenartig verzogen. (Hinzu kommt die nicht
zeichnerisch dargestellte tragende Übergangsrampe mit verzogener Steghöhe.) Über einer
nach oben auskeilenden weichen Bodenschicht wird ein Übergang zwischen den Querschnit
ten von Fig. 1 und 3 dadurch hergestellt, daß die seitliche Stützplatte rampenartig verzogen
und die Anker- und Stopfkörper zum weichen Boden hin tiefer geführt werden (b).
Das erfindungsgemäße Verfahren bietet eine Reihe von Vorteilen. Neben korrosionssicheren
Zuggliedern und Seitenplatten oder -gittern erfordert es fast keine reaktionsfähigen Sub
stanzen, sondern allenfalls chemisch neutrale mineralische Granulate. Durch Vorspannung
von den Seiten wird das Korngerüst unter den Schwellen bzw. der Platte in einen die
Sackungen minimierenden Zustand gebracht und dort gehalten, so daß es zum besonders
schädlichen Ausweichen nicht kommen kann. Das Nachstellen durch Stopfen unterhalb des
Skeletts verschlechtert dessen Verhalten nicht (wie beim herkömmlichen Stopfen) und ver
bessert ggfs. weichen Untergrund. Eine Anpassung an wechselnd nachgiebige Unterlagen
vom Fels oder Beton bis hin zu weichem Untergrund ist ohne weiteres möglich, und auch
die sonst schwierigen Übergänge zwischen verschieden nachgiebigem Untergrund lassen sich
so ausbilden, daß dort keine stärkeren Dellen entstehen. Das Verfahren eignet sich auch
zur nachträglichen Lagenkorrektur und Stabilisierung.
Claims (10)
1. Verfahren zur Verminderung von Gleisbettwellen, dadurch gekennzeichnet, daß
das Kornskelett unter den Schwellen bzw. der Fahrbahnplatte durch Platten- oder
Gitterstreifen seitlich gestützt und vorgespannt und der Untergrund durch Einpressen
von Pasten oder Trockengranulat vorgespannt und angehoben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die seitlichen Streifen mit unterschiedlicher Neigung durch eine obere Spanngliedlage,
die zwischen den Schwellen oder unter der Fahrbahnplatte eingebettet ist, gegenein
ander vorgespannt sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Streifen in einer harten Unterlage durch eine Nut scharnierartig eingebunden sind
und eine nachträgliche Hebung durch Nachspannen und Dilatanz des dichten Kornske
letts erreicht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Streifen im normal tragfähigen Boden etwas einbinden und gegen diesen durch
schräge Anker vorgespannt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
bei einem höheren Damm aus Bodenmaterial zusätzliche Spannglieder schräg oder
waagerecht von einer zur anderen Seite angeordnet sind.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
bei weichem Untergrund Spannglieder von den Seitenstreifen und ggfs. auch vom
Schwellenrost bzw. der festen Fahrbahn steil in den Untergrund reichen und diesen
zusammen mit dem Korngerüst unter den Schienen verdichten und vorspannen.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Korngerüst unter dem Schwellenrost bzw. der Fahrbahnplatte mit geringer Krümmung
durch Einpressen einer hochzähen mineralischen Paste in wasserunempfindlichen Un
tergrund angehoben wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Korngerüst unter dem Schwellenrost bzw. der Fahrbahnplatte durch Einpres
sen von Trockengranulat in wasserempfindliches Bodenmaterial eingepreßt und dieses
damit verdichtet und verspannt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Paste bzw. das Trockengranulat durch einen abbindenden Zusatz erhärtet und die
Spannglieder zur besseren Kraftübertragung in den umgebenden Boden umschließt.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
Übergänge zwischen verschieden nachgiebigen Unterlagen des Kornskeletts unter dem
Schwellenrost bzw. der Fahrbahnplatte durch Verziehen der seitlichen Stützstreifen
und der in den Boden reichenden Verankerungsstrecken hergestellt werden.
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