DE19628464A1 - Implantat-Formkörper und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Implantat-Formkörper und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Dentalimplantate sind Stift-, Pfeilstift-, Anker- und Schraubimplantate unterschiedlicher Geometrie und Ober
flächengestaltung. Die verwendeten Materialien sind biokompatible Werkstoffe wie z. B. Titan und Alumini
umoxid.
Die Implantate werden nach Extraktion eines Zahnes und Wundheilung in eine vom Zahnarzt erzeugte Kavität
in den Kieferknochen eingesetzt. Zum besseren Verwachsen der künstlichen Zahnwurzel mit dem Kieferkno
chen wird das Implantat in der Regel mit einer knochenähnlichen künstlichen Substanz, dem Hydroxylapatit
beschichtet. Einzelne Implantattypen besitzen zwecks Abfederung der Kaubelastung eine weich-elastische
Aufnahme der Zahnkrone. Die äußere Form der Implantate ist meist leicht konisch. Sie werden - außer beim
Ankerimplantat - als vertikal ausgerichtetes steilwandiges Element in den Kieferknochen eingesetzt.
Das Ziel, eine dauerhafte knöcherne Verbindung zwischen Implantat und Kieferknochen zu erreichen, wird
dadurch erschwert, daß das elastische Verhalten von Implantatwerkstoff und Kieferknochen sehr unterschied
lich ist. So besitzt der Knochen einen Elastizitätsmodul von ca. 15000 N/mm² und Aluminiumoxid einen Ela
stizitätsmodul von ca. 400000 N/mm². Das Implantatmaterial kann also als inelastisch gegenüber dem Kno
chen angesehen werden. Daraus resultiert, daß bei Kaubelastung die Implantatwand entsprechend einer großen
Scherbelastung bzw. Scherverformung gegenüber der Kieferknochenwand hin und her geschoben wird und der
Implantatgrund den Knochen dort stark druckverformt (Abb. 1). Druckbelastungen führen aber zum Auswei
chen des Knochens. Zahnpositionskorrektur-Maßnahmen mittels Spange etc. nutzen diese natürliche Reaktion
des Knochens. Scherungen durch Kaubelastung werden im natürlichen Zahnsystem durch den Zahnhalteappa
rat, ein Faserbett, das den Zahn hält, aufgefangen und in Zugspannungen auf den Kieferknochen umgesetzt, so
daß der Kieferknochen eher immer auf den Zahn zu wächst.
Die künstliche Zahnwurzel bisheriger Bauart wird also den Organismus aufgrund der Druckspannungen im
Knochen und der relativ großen Scherungen bei Kaubelastung zum Abstoßen des Fremdkörpers anregen. Das
Implantat wird von Bindegewebe umgeben und verliert seinen Halt.
Die erfindungsgemäße Lösung für eine alternative Bauform ist ein Federimplantat, dessen elastisches Verhal
ten so genau wie möglich auf das des Kieferknochens abgestimmt ist (Abb. 2). Das optimale Implantat verhält
sich eingewachsen in den Kieferknochen genau so wie der Knochen selbst. Die Federform des Implantats
macht diese Anpassung möglich und zwar sowohl im Bereich der Knochenkompakta (höhere Steifigkeit) als
auch in der Spongiosa (geringere Steifigkeit).
Das Implantat wird als dichtes oder offen poröses, gefülltes und/oder beschichtetes System hergestellt. Es kann
zwecks besseren Einwachsens in den Kieferknochen optional mit einer biokompatiblen Beschichtung, vor
zugsweise Hydroxylapatit oder Bioglas, versehen werden und in der offenen Porosität eine biokompatible or
ganische Komponente, vorzugsweise Kollagen, besitzen.
Das Implantat wird vom Zahnarzt zusammen mit Hydroxylapatitpulver zur Kieferknochenerneuerung im
Zahnwurzelbereich eingesetzt. Der Organismus resorbiert das künstliche Knochenmaterial und baut es zu neu
em Knochen um. Das Implantat wird im Zahnwurzelbereich vollständig von neugebildetem Knochen umgeben
und fest einwachsen.
Die erfindungsgemäßen keramischen Implantate werden durch Schlickergießen, Heißgießen, Spritzgießen,
Extrudieren oder Grünbearbeitung von axial oder isostatisch gepreßten Rohlingen hergestellt. Sie bestehen aus
bioinerten oder bioaktiven Werkstoffen, vorzugsweise Aluminiumoxid. Die Formkörper sind dicht gesintert
oder
besitzen eine offene Porosität oder eine festigkeitssteigernde Fremdpartikeldispersion, vorzugsweise ZrO₂, oder
eine Faserverstärkung, vorzugsweise C-Fasern, SiC-, Carbonitrid- oder Al₂O₃-Fasern.
Die erfindungsgemäßen metallenen Implantate werden pulvermetallurgisch analog zu den oben beschriebenen
keramischen Implantaten hergestellt oder durch Formgießen der Metallschmelze oder umformtechnische Bear
beitung von Ausgangskörpern, vorzugsweise Drähten.
Die offene Porosität ist optional mit einer organischen biokompatiblen Substanz gefüllt, vorzugsweise mit
Kollagen. Die Implantate sind optional mit biokompatiblem Material beschichtet, vorzugsweise mit Hydroxyla
patit, das mittels Plasmaspritztechnik aufgebracht wird.
Die erfindungsgemäßen Implantate besitzen die Form einer Feder, vorzugsweise mit Meanderform, Spirale mit
abnehmendem/zunehmendem Durchmesser und/oder sich ändernder Fläche des Federquerschnitts und einem
Kopf, der zur Aufnahme der Krone dient.
Im einfachsten Fall eines keramischen Implantates handelt es sich um ein dicht gesintertes hochreines Al₂O₃,
das mittels Heißgießen in eine vorgefertigte Form eine Spirale ergibt, die einen Federquerschnitt von kreis
förmiger Gestalt mit einem Durchmesser von 5 mm besitzt. Der Durchmesser der Spirale nimmt über 4 Win
dungen von 10 mm auf 5 mm ab. Die Federsteifigkeit dieser Spirale beträgt wie die des Kieferknochens
75 kN/mm.
Die Steifigkeit des Knochens wurde wie folgt abgeschätzt. Für den Elastizitätsmodul des Knochens findet man
in der Literatur den Wert E=2psi = 6,9*2*10³ N/mm². Im elastischen Bereich gilt das Hooksche Gesetz:
aufgelöst nach F:
oder aufgelöst nach der Federsteifigkeit in N/mm
Daraus ergibt sich für der Knochen eine Federsteifigkeit von 75 kN/mm bei A=100 mm² und l=20 mm.
Die Steifigkeit der Implantatfeder ergibt sich aus:
mit G = Schubmodul, D = Durchmesser der Windung, d = Durchmesser des Federdrahts und n = Zahl der Windungen.
Mit den Werten für Al₂O₃ mit G = 157000 N/mm² und n = 5 ergibt sich eingesetzt in
ergibt sich in Abhängigkeit vom Federdrahtdurchmesser d folgender Zusammenhang:
Das Diagramm zeigt, daß sich die Abmessungen von Federdrahtdurchmesser und Windungsdurchmesser im
Bereich zwischen 5 und 10 mm ähneln. Die notwendigen Formen sind also nicht filigran.
Für Al₂O₃ ergibt sich daraus für einen Federdrahtdurchmesser von 10 mm bei 5 Windungen einen Windungs
durchmesser von ca. 8 mm und bei 3 Windungen einen Windungsdurchmesser von ca. 10 mm. D.h., daß der
Außendurchmesser der Spirale 13 mm bzw. 15 mm beträgt. Für Spiralen mit maximal 10 mm Außendurchmes
ser sind Federdrahtdurchmesser von 7-8 mm und Windungsdurchmesser von 5-6 mm notwendig.
Die ermittelten Daten verstehen sich als Maximalwerte hinsichtlich der Anpassung an die elastischen Eigen
schaften des Knochens. Die Elastizität des Implantats darf jedoch durchaus größer sein als die des Knochens,
d. h. daß der Federdrahtdurchmesser d kleiner oder der Windungsdurchmesser größer sein darf, als das Dia
gramm angibt.
Claims (17)
1. Formkörper und Verfahren zu seiner Herstellung, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper aus Grün
den der mechanischen Kompatibilität mit dem Knochen die Gestalt eines Federkörpers besitzt und als Im
plantat eingesetzt werden kann.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Formkörper aus bioinerter Keramik, vorzugsweise aus Aluminiumoxid besteht.
3. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper aus Metall, vorzugsweise Titan
besteht.
4. Formkörper nach Anspruch 1-2, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper eine innere offene Porosität
besitzt.
5. Formkörper nach Anspruch 1-2, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper dicht ist.
6. Formkörper nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper aus Festigkeitsgründen mit
einer Fremdphasen-Dispersion, vorzugsweise mit ZrO₂ versehen ist.
7. Formkörper nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper aus Festigkeitsgründen mit
einer Faserverstärkung, vorzugsweise mit C-, SiC-, Carbonitrid und/oder Al₂O₃-Fasern versehen ist.
8. Formkörper nach Anspruch 1-7, dadurch gekennzeichnet, daß der offenporöse Formkörper mit bioinerter
und/oder bioaktiver Substanz, vorzugsweise Kollagen gefüllt ist.
9. Formkörper nach Anspruch 1-8, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper außen mit einer bioakti
ven/bioinerten Beschichtung, vorzugsweise Hydroxylapatit versehen ist.
10. Formkörper nach Anspruch 1-9, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper die Gestalt eines Meanders
besitzt.
11. Formkörper nach Anspruch 1-9, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper die Gestalt einer zylindri
schen Spirale besitzt.
12. Formkörper nach Anspruch 1-9, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper die Gestalt einer sich im
Durchmesser ändernden Spirale besitzt.
13. Formkörper nach Anspruch 1-12, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper die Querschnittsfläche über
seine Länge ändert.
14. Formkörper nach Anspruch 1-13, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper durch Schlickern, Heißgie
ßen, Spritzgießen, Extrudieren oder Grünbearbeitung aus axial- oder isostatisch gepreßten Rohteilen her
gestellt wird.
15. Formkörper nach Anspruch 1-13, dadurch gekennzeichnet, daß der metallene Formkörper auf schmelzme
tallurgischem Weg hergestellt und durch Schmieden, Drahtziehen, Fräsen, Schleifen und/oder Polieren sei
ne endgültige Form erhalten hat.
16. Formkörper nach Anspruch 1-15, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper seine offene Porosität durch
Zugabe von Porosierungsmitteln oder Füllstoffen in die Masse vor Formgebung oder Sintern von bimodal
verteilten Primärpulvern erhält, von denen der Feinanteil das Versintern des Grobanteils verursacht.
17. Formkörper nach Anspruch 1-16, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper einen Kopf zur Aufnahme
der Zahnkrone besitzt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996128464 DE19628464A1 (de) | 1996-07-15 | 1996-07-15 | Implantat-Formkörper und Verfahren zu seiner Herstellung |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1996128464 DE19628464A1 (de) | 1996-07-15 | 1996-07-15 | Implantat-Formkörper und Verfahren zu seiner Herstellung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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