DE19542105A1 - Verbundlenker- oder Koppellenkerachse - Google Patents
Verbundlenker- oder KoppellenkerachseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Verbundlenker- oder Koppellenkerachse der im Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 genannten Art, wie sie beispielsweise bekannt ist aus der
DE-C 31 06 482, EP-B 452 635 oder DE-A 32 30 114.
Verbundlenker- oder Koppellenkerachsen haben sich seit langem wegen ihres fertigungs
technischen und montagetechnischen vergleichsweise einfachen Aufbaus, ihres ver
gleichsweisen geringen Gewichts sowie ihrer generell guten Fahreigenschaften in der
Praxis als Hinterachsen, insbesondere als nicht angetriebene Hinterachsen für Kraftfahr
zeuge bewährt.
Inzwischen sind entweder aus der Praxis oder rein literaturmäßig bezüglich der konstrukti
ven Gestaltung z. B. der Längslenker oder der diese miteinander verbindenden Querstrebe
vielfältige Varianten bekannt.
Bekannt sind z. B. großserienmäßig eingesetzte Verbundlenkerachsen mit einer die beiden
biegesteifen Längslenker miteinander verbindenden Querstrebe in Form eines V-Profils mit
in Fahrtrichtung nach vorn und symmetrisch zu den Längslenkerlängsachsen ausgerichte
ten Schenkeln, welche ihrerseits jeweils zueinander parallel abgeknickte Schenkelverlänge
rungen besitzen (wie z. B. DE-C 31 06 462, Fig. 2, 3; EP-B 452 635, Fig. 1, 2).
Die parallel zueinander abgeknickten Schenkelverlängerungen der Profilschenkel haben
sich als Mittel bewährt, das bei reinen V-Profilen im Fahrbetrieb bei Biegebeanspruchungen
u. U. auftretende Verbeulen im Schenkelrandbereich zu vermeiden.
Die Enden einer V-Profil- oder U-Profil-Querstrebe mit symmetrisch zu den Längslenker
längsachsen ausgerichteten Profilschenkeln an die Längslenker anzuschweißen, ist ferti
gungstechnisch sehr viel einfacher und genauer zu handhaben als wenn diese V- oder U-Profile
zu den Längslenkerlängsachsen verdreht eingebaut werden.
Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ohne oder ohne
nennenswerten Mehraufwand eine weitere Verbundlenker- oder Koppellenkerachse der im
Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannten Art zu schaffen, die nicht nur gewohnt
einfach zu fertigen ist, sondern auch einen spürbaren Beitrag zur Erzielung guter
Gierstabilität des Fahrzeugs bei Kurvenfahrt leistet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung und Weiterbildung der Erfindung ist im Unteranspruch
angegeben.
Die erfindungsgemäße Verbundlenker- oder Koppellenkerachse zeichnet sich unter Beibe
haltung ihrer Fertigungsvorteile aufgrund des symmetrisch verbauten V- oder U-Profils
durch gute Materialausnutzung der Querstrebe aufgrund eines beanspruchungsgerechten
Materialeinsatzes sowie insbesondere dadurch aus, daß bei Kurvenfahrt auftretende Über
steuerungstendenzen der Hinterachse vergleichsweise klein gehalten werden.
Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels wird die Erfindung
nachstehend näher erläutert.
In der Zeichnung zeigen
Fig. 1 die Draufsicht einer erfindungsgemäßen Verbundlenker- oder Koppel
lenkerachse,
Fig. 2 einen Querschnitt durch die Querstrebe dieser Achse entlang der
Schnittführung II in Fig. 1,
Fig. 3 die prinzipienhaft schematisierte Draufsicht einer üblichen Verbundlenker- oder
Koppellenkerachse mit und ohne Seitenkrafteinwirkung,
Fig. 4 eine Ansicht dieser Achse in Fahrtrichtung gesehen entsprechend dem
Pfeil IV in Fig. 3 und
Fig. 5 ein vergleichendes Diagramm über den Spurwinkel in Abhängigkeit vom
Federweg einer erfindungsgemäßen und einer üblichen Verbundlenker
achse bei reiner Torsionsbeanspruchung der Querstrebe (kein Seiten
krafteinfluß).
Der Lenkerverbund der erfindungsgemäßen Verbundlenker- oder Koppellenkerachse ent
hält zur Anlenkung der Fahrzeugräder 1 in üblicher Weise zwei starre, d. h. biege- und tor
sionssteife Längslenker 2, die jeweils mit ihrem einen Ende über im einzelnen nicht weiter
dargestellte bekannte Gummi- bzw. Gummi-Metall-Lager 4 schwenkbar am nur angedeute
ten Fahrzeugaufbau 5 angelenkt sind und an ihrem freien anderen Ende Radträger bzw.
Achsschenkel zur Lagerung der Fahrzeugräder 1 tragen.
Beide Längslenker 2 sind miteinander durch eine zwischen den aufbauseitigen Lenker
lagern 4 und den Radachsen 6 der Fahrzeugräder 1 angeordnete Querstrebe 3 verbunden
die mit ihren Enden jeweils in üblicher Weise winkel- und formsteif, z. B. durch Verschwei
ßen, an den Längslenkern 2 befestigt ist. Diese sowohl um die Hoch- als auch um die
Längsachse des Fahrzeug biegesteife, aber tordierbare Querstrebe 3 ist - wie die Schnitt
darstellung der Fig. 2 erkennen läßt - als im wesentlichen bekanntes V-Profil ausgebildet,
das mit den beiden Längslenkern 2 derart verbunden ist, daß seine beiden Profilschenkel 7
jeweils in Fahrtrichtung nach vorn und symmetrisch zu den Längsachsen der Längslenker 2
ausgerichtet sind.
Die in Fahrtrichtung nach vorn weisenden beiden Profilschenkel 7 des V-Profils sind mit
zueinander parallel abgeknickten Schenkelverlängerungen 71, 72 versehen, die verhindern,
daß es im Randbereich der Profilschenkel 7 während des Fahrbetriebs unter der Einwirkung
von Biegebeanspruchungen zum Verbeulen kommt, wie dies in der Vergangenheit bei
reinen V-Profilen ohne solche abgeknickten Schenkelverlängerungen gelegentlich vorkam.
Im Gegensatz zu bekannten Verbundlenkerachsen dieser Art ist das eingesetzte V-Profil
der Querstrebe 3 nun nicht symmetrisch, sondern asymmetrisch ausgebildet, nämlich der
art, daß die obere Schenkelverlängerung 71 des V-Profils deutlich länger bemessen ist als
dessen untere Schenkelverlängerung 72. Vorzugsweise wird sie etwa doppelt so lang
bemessen wie die untere Schenkelverlängerung.
Das eingesetzte V-Profil ist zwar im Querschnitt unsymmetrisch ausgebildet, aber im oben
erwähnten Sinne symmetrisch zu den beiden Längslenkern 2 ausgerichtet.
Diese vordergründig nur gering erscheinende Modifizierung der Querstrebe 3, die praktisch
keinen Mehraufwand erfordert und auch bezüglich des Ablaufs oder der Vorkehrungen
beim Zusammenfügen und miteinander Verbinden von Längslenker 2 und Querstrebe 3
keinerlei Änderungen erfordert, ermöglicht nicht nur einen beanspruchungsgerechteren
Materialeinsatz, sondern führt auch zu einer verbesserten Gierstabilität des Fahrzeugs bei
Kurvenfahrt, da - wie auch Versuche zeigten - grundsätzlich vorhandene Übersteuer
tendenzen der Achse deutlich verkleinert werden.
Die Querstrebe einer Verbundlenker- oder Koppellenkerachse wird betrieblich bekanntlich
einerseits bei gegensinnigem Ein- und Ausfedern der Fahrzeugräder 1 auf Torsion bean
sprucht, wobei sie in vorteilhafter Weise eine Stabilisatorwirkung entfaltet, und andererseits
unter der Einwirkung am Rad angreifender Seitenkräfte Fs, wie sie z. B. bei Kurvenfahrt
auftreten, auf Biegung, und zwar - wie die Fig. 3 und 4 erkennen lassen - sowohl um die
Hochachse als auch um die Längsachse des Fahrzeugs. Um die Hochachse ist das
Biegemoment Fs · l und um die Längsachse das Moment Fs · rdyn wirksam, so daß sich ein
resultierendes Biegemoment
ergibt.
Es ist leicht erkennbar, daß die Querstrebe 3 hierbei unter der Momentenbelastung Fs · l
am stärksten in den vorn liegenden Bereichen des V-Profils, d. h. in den Schenkelverlänge
rungen 71, 72 auf Zug beansprucht wird und unter der Momentenbelastung Fs · rdyn am
stärksten im oben liegenden Bereich des V-Profils, d. h. in der oberen Schenkelverlänge
rung 71.
Betrieblich ist also jeweils die obere Schenkelverlängerung 71 der Querstrebe 3 den höch
sten Zugbeanspruchungen ausgesetzt.
Wenn die obere Schenkelverlängerung 71, wie in Fig. 2 gezeigt, deutlich länger bemessen
wird als die untere Schenkelverlängerung 72, dann wird dadurch in dieser hoch bean
spruchten Schenkelverlängerung auch die Zugspannung entsprechend herabgesetzt, das
Material wird also bedarfsgerechter eingesetzt.
Wie die Praxis zeigt, sind für die Querstrebe einer Verbundlenker- oder Koppellenkerachse
jeweils die Zugbeanspruchungen, nicht aber die Druckbeanspruchungen kritisch. Unter
anderem deshalb werden in der Praxis üblicherweise V-Profile mit "naturbelassenen" (wie
sie beim Walzen des Querstreben-Rohlings entstehen) Schenkelkanten eingesetzt, weil
diese von Natur aus im allgemeinen auch nicht die kleinsten Rißansätze zeigen, die
betrieblich unter höheren Zugbeanspruchungen zu Schäden führen könnten.
Infolge der in der relativ zur unteren Schenkelverlängerung 72 verlängerten oberen Schen
kelverlängerung 71 reduzierten Zugspannungen ist es durchaus denkbar, bei der erfin
dungsgemäßen Verbundlenker- oder Koppellenkerachse als Querstrebe 3 gegebenenfalls
auch "unsymmetrische" V-Profile bzw. U-Profile mit beschnittenen Schenkelkanten einzu
setzen, die i.a. preisgünstiger wären.
Der Einsatz eines in diesem Sinne unsymmetrischen V-Profils bzw. unsymmetrischen
U-Profils (in Fig. 2 als 7′ angedeutet) führt aber nicht nur zu einem bedarfsgerechteren und
damit wirtschaftlicheren Materialeinsatz, sondern auch zu einem verbesserten Eigenlenk
verhalten, nämlich einer verbesserten Gierstabilität des Fahrzeugs bei Kurvenfahrt, weil
durch die unsymmetrische Ausbildung des symmetrisch verbauten V-Profils beim wechsel
seitigen Ein- bzw. Ausfedern der beiden Fahrzeugräder 1, wie dies bei Kurvenfahrt auftritt,
ein vergrößertes Wanklenken auftritt. Hierbei geht nämlich das kurvenäußere einfedernde
Fahrzeugrad 1 stärker als üblich in Vorspur und das kurveninnere ausfedernde Fahrzeug
rad in Nachspur. Dieses vergrößerte Wanklenken, d. h. "In-Vorspur-Gehen" überlagert sich
dem unter Seitenkrafteinfluß infolge u. a. unvermeidbarer Eigenelastizitäten des Lenkerver
bunds bewirkten "In-Nachspur-Gehen" des maßgeblichen kurvenäußeren Fahrzeugrades
und bewirkt so ein insgesamt geringeres "In-Nachspur-Gehen" des kurvenäußeren Rades
und damit eine insgesamt geringere Übersteuertendenz des Fahrzeugs.
In Fig. 3 ist rein beispielhaft gestrichelt angedeutet, daß bei Kurvenfahrt das kurvenäußere
Rad einer Verbundlenkerachse unter der Wirkung der dabei an ihm angreifenden Seiten
kraft Fs um einen mit Φ bezeichneten gewissen Winkel nach außen, d. h. in Nachspur ver
schwenkt wird. Diese seitenkraftbedingte verschwenkte Lage des kurvenäußeren Längs
lenkers und Fahrzeugrades ist stark übertrieben gestrichelt angedeutet und mit 2′ bzw. 1′
beziffert.
Das gleichzeitig einhergehende, durch die unsymmetrische Ausbildung des V-Profils ver
größerte Wanklenken des kurvenäußeren einfedernden Rades stellt eine entgegengesetzte
Lenkbewegung dieses Rades dar, so daß die resultierende Gesamtlenkbewegung des für
das Eigenlenkverhalten bzw. die Gierstabilität des Fahrzeugs maßgeblichen kurvenäußeren
Rades geringer ist als bei Verwendung einer Querstrebe mit symmetrischem V-Profil bzw.
U-Profil.
In Fig. 5 ist zwecks besserer Anschauung ein in Versuchen entstandenes Diagramm dar
gestellt, das den Spurwinkel eines - ohne jede Seitenkrafteinwirkung - ein- und ausfedern
den Fahrzeugrades 1 in Abhängigkeit vom Ein- und Ausfederweg zeigt und zwar in Kurve
a einerseits unter Verwendung eines symmetrischen V-Profils mit jeweils gleich langen
abgeknickten Schenkelverlängerungen und in Kurve b andererseits unter Verwendung
eines in Fig. 2 dargestellten unsymmetrischen V-Profils, bei dem die obere abgeknickte
Schenkelverlängerung 71 um ΔS länger bemessen ist als die untere abgeknickte Schenkel
verlängerung 72.
Es ist leicht erkennbar, daß bei gleich großem Einfederweg bei Einsatz des erfindungs
gemäßen unsymmetrischen V-Profils ein deutlich größerer Spurwinkel (Vorspur), d. h. ein
deutlich größerer Wanklenk-Effekt auftritt als bei Einsatz eines üblichen symmetrischen V-Profils.
Die für das Eigenlenkverhalten und die Gierstabilität bei Kurvenfahrt positive Vergrößerung
des Wanklenk-Effekts ist ausschließlich auf die beschriebene unsymmetrische Gestaltung
des eingesetzten V-Profils zurückzuführen und nicht etwa auf einen größeren
Materialeinsatz.
Wenn man z. B. rein versuchsweise ausgehend von einem symmetrischen V-Profil mit
gleich langen zueinander parallel abgeknickten Schenkelverlängerungen sowohl die obere
als auch die untere Schenkelverlängerung in gleicher Weise um ein Maß ΔS verlängern
würde, dann würde sich zwar eine größere Seitensteifigkeit der Verbundlenkerachse
ergeben, aber keine Vergrößerung des Wanklenk-Effekts. Wenn dagegen lediglich die
obere Schenkelverlängerung um dieses Maß ΔS verlängert wird, dann tritt einerseits
ebenfalls eine gewisse Vergrößerung der Seitensteifigkeit der Verbundlenkerachse auf, in
vorteilhafter Weise zusätzlich aber auch eine Vergrößerung des Wanklenk-Effekts.
Bei gleichem Materialeinsatz läßt sich durch die beschriebene asymmetrische Ausbildung
des V-Profils ein größerer Wanklenk-Effekt erzielen, der zu einem verbesserten Eigenlenk
verhalten und einer verbesserten Gierstabilität des Fahrzeugs bei Kurvenfahrt führt.
Außerdem wird das Material beanspruchungsgerechter eingesetzt, weil es in der höheren
Zugkräften ausgesetzten oberen Schenkelverlängerung 71 konzentriert wird.
Bezugszeichenliste
1 Fahrzeugrad
2 Längslenker
3 Querstrebe, U-Profil, V-Profil
4 Lenkerlager
5 Fahrzeugaufbau
6 Radachse
7 Profilschenkel des V-Profils
71 obere Schenkelverlängerung des V-Profils;
oberer Profilschenkel eines U-Profils
72 untere Schenkelverlängerung des Profils;
unterer Profilschenkel eines U-Profils
2 Längslenker
3 Querstrebe, U-Profil, V-Profil
4 Lenkerlager
5 Fahrzeugaufbau
6 Radachse
7 Profilschenkel des V-Profils
71 obere Schenkelverlängerung des V-Profils;
oberer Profilschenkel eines U-Profils
72 untere Schenkelverlängerung des Profils;
unterer Profilschenkel eines U-Profils
Claims (2)
1. Verbundlenker- oder Koppellenkerachse, mit zwei schwenkbar am Fahrzeugaufbau (5)
angelenkten radtragenden biege- und torsionssteifen Längslenkern (2) und einer diese
im Bereich zwischen ihren aufbauseitigen Lenkerlagern (4) und ihren Radachsen (6)
winkel- und formsteif miteinander verbindenden biegesteifen, jedoch tordierbaren
Querstrebe (3) in Form entweder eines U-Profils mit zueinander parallelen Profilschenkeln
oder eines V-Profils, dessen Profilschenkel (7) zueinander parallel abgeknickte
Schenkelverlängerungen (71, 72) besitzen, wobei die Anbindung der beiden Querstre
benenden an den Längslenkern (2) derart erfolgt, daß die beiden Profilschenkel (7 bzw.
71, 72) jeweils in Fahrtrichtung nach vorn und symmetrisch zu den Längslenkerlängsachsen
ausgerichtet sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß der obere Profilschenkel (71) des U-Profils deutlich länger als dessen unterer Pro
filschenkel (72) bzw. die obere Schenkelverlängerung (71) des V-Profils deutlich länger
als dessen untere Schenkelverlängerung (72) ist.
2. Verbundlenker- oder Koppellenkerachse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die obere Schenkelverlängerung (71) des V-Profils etwa doppelt so lang ist wie die
untere Schenkelverlängerung (72).
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DE4441534 | 1994-11-22 | ||
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