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DE19518511A1 - Transcutane, unblutige Konzentrationsbestimmung von Substanzen im Blut - Google Patents

Transcutane, unblutige Konzentrationsbestimmung von Substanzen im Blut

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DE19518511A1
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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbe­ griff des Anspruchs 1.
Die Zahl der beispielsweise an Diabetes erkrankten Personen, insbesondere in hochindustrialisierten Län­ dern, ist außerordentlich hoch und weist steigende Tendenz auf. Neueste Schätzungen gehen davon aus, daß in der Bundesrepublik Deutschland 4 Millionen Men­ schen erkrankt sind.
Die Behandlung dieser Stoffwechselkrankheit erfordert ständige Kontrolle und Messung des Blutzuckergehal­ tes. Abweichungen von der Norm führen zu den bekann­ ten Spätschäden, deren Ergebnis z. B. Blindheit oder Amputation ist.
Die z.Zt. verfügbaren Meßmethoden sind invasiv, d. h. sie erfordern die Entnahme von Blut und damit eine Verletzung des Patienten. Eine nichtinvasive, d. h. verletzungsfreie Blutzuckermessung besitzt dagegen eine Reihe von Vorteilen, die mit den bekannten Ver­ fahren und Methoden nicht erreicht werden können.
Nichtinvasives Vorgehen verringert dagegen die Bela­ stung des Diabetikers, verbessert die Einstellgenau­ igkeit des Blutzuckerspiegels zur Vorbeugung gegen Spätschäden, insbesondere durch die Möglichkeit der kontinuierlichen Aufzeichnung der Blutzuckerkonzen­ tration, ermöglicht die Untersuchung dynamischer Stoffwechselprozesse und der Entwicklung einer künst­ lichen Pankreas durch Aufbau eines Regelkreises für eine Blutzucker-Insulinpumpe.
Bisher wurden verschiedene Methoden in Betracht gezo­ gen, die auf chemische, biologische und physikalische Verfahren bzw. Prinzipien zurückzuführen sind.
So wird bei einer aus der US 5,137,023 bekannten Lö­ sung eine zunächst unbestimmte Glucosemenge gemessen, indem die Absorptionsdifferenz bei einer bestimmten Wellenlänge ermittelt wird. Die Zuordnung dieses Meß­ wertes zu einer entsprechenden Glucosekonzentration im Blut muß jedoch nach wie vor für jeden Patienten mit einer Eichmessung durchgeführt werden, wobei die Eichprobe selbstverständlich blutig entnommen wird. Vorausgesetzt wird hierbei, daß sich die Verhältnisse am Meßort bzw. im Meßareal nicht verändern. Tempera­ turänderungen und Änderung der Probendicke (z. B. Fin­ gerkuppe, Ohrläppchen) können zu Abweichungen von der Eichung führen und so den Meßfehler vergrößern.
Änderungen im Meßareal, die ebenfalls zur Erhöhung des Meßfehlers führen, sind auf äußere physiologische Einflüsse auf den Patienten, wie Streß, Ärger, sport­ liche Betätigung, zurückzuführen. Dem wird teilweise mit solche Einflüsse (Probendicke, Temperaturmessung) berücksichtigenden Korrekturwerten begegnet.
Mit den bekannten Verfahren wird außerdem der gesamte Glucoseanteil im Meßareal (Blut, Haut, Gewebe, Kno­ chen) einer Körperregion gemessen. Dynamische Verän­ derungen der Konzentration im Blut sind nur tenden­ ziell ermittelbar.
In der US 5,101,825 ist ein Verfahren beschrieben, bei dem eine Menge einer interessierenden Substanz parallel zur Messung eines Referenzvolumens gemessen wird.
Die Genauigkeit der bekannten Verfahren führt mit den genannten Nachteilen dazu, daß trotz erheblicher Auf­ wendungen im Forschungsbereich keine Möglichkeit der vollständigen nichtinvasiven in-vivo Blutzuckermes­ sung zur Verfügung gestellt worden ist. So kann bei­ spielsweise eine Regelung in Abhängigkeit der gemes­ senen Glucosekonzentration des mit einer Pumpe zu­ führbaren Insulins nicht genau genug erfolgen.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Möglichkeit zu schaffen, die Konzentration von Substanzen, wie Glucose, Lactat, Blutzucker, Cholesterin, Alkohol, Drogen oder dergleichen, vollständig unblutig in-vivo im Patientenblut mit höherer Genauigkeit zu messen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die im kenn­ zeichnenden Teil des Anspruchs 1 genannten Merkmale gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbil­ dungen ergeben sich bei Verwendung der in den unter­ geordneten Ansprüchen enthaltenen Merkmale.
Mit Hilfe bekannter spektroskopischer Methoden gemes­ sene Signale, der Menge einer Substanz und der Menge des Wassers, die in einem gegebenen Gewebebereich sind, wird die Konzentration der Substanz im Wasser durch die Bildung des Verhältnisses der gemessenen Signale für die Substanz- und Wassermenge ermittelt und daraus der Konzentrationswert im Blut berechnet.
Die Bestimmung des Wasser- und des Glucoseanteils ist dadurch sehr einfach, wobei die Ermittlung der abso­ luten Werte für beide Bestandteile nicht erforderlich ist. Dieses würde wieder eine blutige Eichmessung erforderlich machen. Mit dem erfindungsgemäßen Vorge­ hen genügt die Bestimmung des Verhältnisses Glucose bzw. einer anderen enthaltenen Substanz zu Wasser. Ein Molekül bestimmt die spezifischen Eigenschaften, und die Anzahl der jeweiligen Moleküle bestimmt die Stärke der Wirkung dieser Substanz. Die Anzahl der ermittelten Wassermoleküle dient so als Referenzwert für die Konzentrationsbestimmung.
Vorteilhaft ist es, die Signalwerte für die Menge der Substanz und der Wassermenge zum Zeitpunkt der Systo­ le und der Diastole zu messen und die Differenz bei­ der Meßwerte zur Verhältnisbildung heranzuziehen. Da die Messung in einem beliebigen Gewebebereich er­ folgt, kann durch die Differenzbildung aus den systo­ lischen und diastolischen Signalwerten eine mögliche Beeinflussung des Meßwertes durch den umgebenden Ge­ webebereich ausgeschlossen werden. Die Ausführungs­ form ist deshalb bevorzugt, weil sie die Ermittlung der exakten Werte allein in Wasser ermöglicht. Dieses erfindungsgemäße Verfahren kann deshalb an einer Stelle des Körpers durchgeführt werden, an der eine zeitliche Änderung der Blutmenge vorliegt. Dies ist z. B. an der Fingergruppe, dem Ohrläppchen oder an oberflächigen Blutadern der Fall.
Die Signalermittlung wird bevorzugt in einem charak­ teristischen Wellenlängenbereich des Spektrums vor­ genommen. Es wird dabei so vorgegangen, daß die cha­ rakterische Absorptionsfrequenzen der Substanz zuerst empirisch ermittelt und dann bei diesen Frequenzen ein Signal mittels einer spektoskopischen Methode erzeugt wird. Dies gilt sowohl für die Substanz (z. B. Glucose) und Wasser.
Es können aber auch Substanz-in-Wasser-Referenzspek­ tren ermittelt und verglichen werden. Dazu werden Substanz/Wasser-Spektren bei verschiedener Konzentra­ tion aufgenommen und dann mit den ermittelten vergli­ chen.
Diese nach dem Prinzip der Mustererkennung arbeitende Methode hat den Vorteil, daß die Konzentration der zu bestimmenden Substanz auch bei auftretendem Rauschen und der Anwesenheit zusätzlicher Substanzen mit hoher Genauigkeit bestimmt werden kann.
Erfindungsgemäß wird zuerst die Konzentration der Substanz mit einem Referenzmolekül ermittelt. Dabei wird Wasser ausgewählt, da es einen hohen, relativ stabilen Anteil von 85% ± 2,4% im Blut hat. Zur Er­ mittlung des Blutwertes wird dann der Wasserwert auf 100% umgerechnet. Es hat sich gezeigt, daß der hier­ durch auftretende Fehler vernachlässigbar klein ist.
Im folgenden wird der Verfahrensablauf näher erläu­ tert am Beispiel der Glucose und der Ausführungsform nach Anspruch 2.
Fig. 1 zeigt die Durchblutungsänderung im Zeigefinger im Vergleich zum Elektrokardiogramm (EKG). Gemessen werden die Moleküle bei maximalem (Punkt B) und mini­ malem (Punkt A) Blutanteil.
Fig. 2 zeigt die Verhältnisse im Meßvolumen. Hierin bedeutet 1) Meßvolumen, 2) Haut, 3) Blutgefäße und 4) Gewebe.
Es gelten folgende Zuordnungen:
NB,GL(A) Anzahl der Glucosemoleküle im Blut bei der Diastole;
NB,GL(B) Anzahl der Glucosemoleküle im Blut bei der Systole;
NB,W(A) Anzahl der Wassermoleküle im Blut bei der Diastole;
NB,W(B) Anzahl der Wassermoleküle im Blut bei der Systole;
NG,GL(A) Anzahl der Glucosemoleküle im Gewebe bei der Diastole;
NG,GL(B) Anzahl der Glucosemoleküle im Gewebe bei der Systole;
NG,W(A) Anzahl der Wassermoleküle im Gewebe bei der Diastole und
NG,W(B) Anzahl der Wassermoleküle im Gewebe bei der Systole.
Mit
C = KB*NB,GL(A)/NB,W(A) = KB*NB,GL(B)/NB,W(B) (1)
kann die Glucosekonzentration bestimmt werden, da die Konzentration im Maximum und Minimum des Blutanteiles (Systole, Diastole) konstant ist, wobei KB ein Kor­ rekturfaktor ist, der den prozentualen Anteil des Wassers im Blut berücksichtigt.
Daraus folgt die Anzahl der Glucosemoleküle im Meßvo­ lumen zum Zeitpunkt A mit
N,GL(A) = NB,GL(A) + NG,GL(A) (2)
und die Anzahl der Wassermoleküle mit
N,W(A) = NB,W(A) + NG,W(A) (3)
Analog werden die Werte im Zeitpunkt B bestimmt:
N,GL(B) = NB,GL(B) + NG,GL(B) (4)
als Gesamtzahl der Glucosemoleküle und
N,W(B) = NB,W(B) + NG,W(B) (5)
als Gesamtzahl der Wassermoleküle.
Die Anzahl der jeweiligen Moleküle bleibt im Gewebe unabhängig vom Zeitpunkt A und B konstant. Im Blut verändert sie sich jedoch zwischen diesen beiden Zu­ ständen, und es gilt mit den Gleichungen (1) und (2)
N,GL(A) - N,GL(B) = NB,GL(A) - NB,GL(B) (6)
und dazu analog aus Gleichung (3) und (5)
N,W(A) - N,W(B) = NB,W(A) - NB,W(B) (7).
Durch Einsetzen von Gleichung (1) in Gleichung (6) wird
N,GL(A) - N,GL(B) = C/KB*(NB,W(A) - NB,W(B)) (8),
und die Division durch Gleichung (7) ergibt
(N,GL(A) - N,GL(B))/(N,W(A) - N,W(B)) = C/KB
bzw.
C = KB*(N,GL(A)-N,GL(B))/(N,W(A)-N,W(B)) (9).
Dadurch ist eine Bestimmung der Glucosekonzentration allein mit maximal vier Messungen möglich, und der Einfluß von Störgrößen, wie beispielsweise mögliche Veränderungen am Gewebe, sind ausgeschlossen.
Wenn die Meßwerte der interessierenden Glucose- und Wassermoleküle entsprechend für eine Auswertung nach Gleichung (9) selektiert gemessen werden, können ver­ schiedene Meßverfahren eingesetzt werden. So kann die Infrarot-Spektroskopie, Ramann-Spektroskopie oder Kernresonanz-Spektroskopie verwendet werden. Die se­ lektive Messung der Moleküle, z. B. im Infrarotbe­ reich, ist aufgrund der sich überlappenden breiten Absorptionsbanden mit einigem Aufwand verbunden.
Die Moleküle können bei der Kernresonanz-Spektrosko­ pie aufgrund der chemischen Verschiebung des in einem Molekül gebundenen Kernes erkannt werden. Die Fläche unterhalb der Resonanzkurve ist dagegen proportional zur Anzahl der Kerne bzw. Moleküle, und die entspre­ chend der Gleichung (9) verarbeitbaren Meßwerte kön­ nen auf die Messung der Flächendifferenzen zurückge­ führt werden.
In Fig. 3 sind die 1H-NMR-Spektren eines Zuckergemi­ sches in Wasser dargestellt. Die mit G1 und G2 ge­ kennzeichneten Linien der Glucose unterscheiden sich, wie auch die Wasserlinie, deutlich von den anderen. Die Empfindlichkeit der Kernresonanz-Spektroskopie kann durch optisches Pumpen mit einer Lichtquelle mit geeigneter Wellenlänge um ein Mehrfaches erhöht wer­ den. Daneben können zum gleichen Zweck bekannte Me­ thoden aus der Meßwertverarbeitung wie digitale Fil­ terung, Fourieranalyse, Korrelationsanalyse, Mehr­ fachsummierung zur Verbesserung des Signal/Rausch- Verhältnisses verwendet werden. Die Empfindlichkeit der Konzentrationsbestimmung wird aber hauptsächlich durch die alleinige meßtechnische Erfassung und Ver­ arbeitung von Differenzen positiv beeinflußt.
Vorteilhaft wirkt sich eine Verbindung mit dem EKG- Signal oder einem anderen zum Blutvolumen proportio­ nalen Summensignal aus, um die Empfindlichkeit weiter zu erhöhen. Daneben können auch mehrere Meßverfahren in Kombination eingesetzt werden.

Claims (9)

1. Transcutane, unblutige In-vivo-Konzentrations­ bestimmung von im Patientenblut zu bestimmenden Substanzen, wie Glucose, Lactat, Blutzucker, Cholesterin, Alkohol, Drogen oder dergleichen, dadurch gekennzeichnet, daß
  • a) ein der Menge einer Substanz und der Was­ sermenge einer gegebenen Körperregion ent­ sprechendes Signal, das mittels spektrosko­ pischer Methoden erzeugt wird, gemessen wird,
  • b) die Konzentration im Wasser durch Verhält­ nisbildung des Signalwertes der Substanz- und Wassermenge ermittelt wird, und
  • c) hieraus der Blutkonzentrationswert errech­ net wird.
2. Konzentrationsbestimmung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei Verfahrens­ schritt a) sowohl zum Zeitpunkt der Systole und der Diastole gemessen und aus den diastolischen und systolischen Signalwerten die Differenz ge­ bildet wird.
3. Konzentrationsbestimmung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Signalermittlung mittels charakteristischer Absorptionsfrequenzen erfolgt.
4. Konzentrationsbestimmung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Signalermittlung mittels Mustererkennung erfolgt.
5. Konzentrationsbestimmung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mit Methoden der IR- Spektroskopie gearbeitet wird.
6. Konzentrationsbestimmung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mit Methoden der Raman-Spektroskopie gearbeitet wird.
7. Konzentrationsbestimmung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mit Methoden der Kernresonanz-Spektroskopie gearbeitet wird.
8. Konzentrationsbestimmung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Meßort eine Stelle mit pulsierender Blutinenge gewählt wird.
9. Konzentrationsbestimmung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Meßort eine Fingerkuppe, ein Ohrläppchen oder eine Blutader gewählt wird.
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