DE19506887A1 - Verfahren zur simultanen Isolierung von genomischer DNS und hochreiner Total RNS - Google Patents
Verfahren zur simultanen Isolierung von genomischer DNS und hochreiner Total RNSInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur schnellen simultanen Isolierung von
genomischer Desoxyribonukleinsäure (DNS) und zellulärer Total Ribonukleinsäure
(RNS) aus unterschiedlichen Ausgangsmaterialien.
Es ist für eine Vielzahl von biologisch, molekularbiologisch, medizinisch-analytisch
sowie biochemisch arbeitenden Laboratorien von großer Bedeutung. Damit sind
Anwendungsgebiete der Erfindung die Molekularbiologie, Biochemie, Gentechnik,
Medizin, Veterinärmedizin und alle angrenzenden Gebiete.
Die simultane Isolierung von genomischer DNS wie auch zellulärer Total RNS aus ein
und demselben biologischen Ausgangsmaterial ist bis zum heutigem Zeitpunkt an nur
einige wenige praktizierbare Methoden gebunden. So beschreiben Raha, S., Merante, F.,
Proteau, G. und Reed, J.K. (GATA, 1990, 7(7): 173-177) eine Methode zur Trennung
genomischer DNS und zellulärer Total RNS über selektive Präzipitationsschritte unter
Verwendung von Litiumchlorid. Eine weitere Möglichkeit der simultanen Isolierung von
DNS und RNS basiert auf Durchführung einer Ultrazentrifugation durch einen
Zäsiumchloridgradienten zur Pelletierung der RNS und anschließender Dialyse der DNS
aus der Guanidinium-Phase (Coombs, L.M., Pigott, D., Proctor, A., Eydmann, M.,
Denner, J. und Knowles, M.A.; Anal. Biochem. (1990); 188; 338-343). Ein solches
Verfahren benötigt einen erheblichen zeitlichen (mindestens 48 Stunden) sowie
apparativen Aufwand (Ultrazentrifugationsentechnik, spezielle Spezialrotoren).
Ein z.Z. relativ häufig genutztes und auch kommerziell verfügbares Verfahren beruht auf
der Verwendung eines Reagenz aus Guanidinthiocyanat und Phenol. Das biologische
Material wird in diesem Reagenz homogenisiert, wobei sich die RNS nach Zugabe von
Chloroform und durchzuführender Phasentrennung in der wäßrigen Phase befindet und
aus dieser präzipitiert wird. Die zurückbleibende Interphase bzw. phenolische Phase
enthält sowohl Proteine als auch genomische DNS. Durch Veränderung des pH Wertes
und erneuter Phasentrennung soll die genomische DNS ebenfalls in die wäßrige Phase
überführt werden und wird aus dieser wiederum präzipitiert. /Chomczynski, P.,
Biotechniques 1993, 15(3): 532-536/.
Prinzipiell muß nach dem Stand der Technik davon ausgegangen werden, daß die
isolierte zelluläre Total RNS in den meisten Fällen mit genomischer DNS kontaminiert
ist.
So enthält die mittels der von Chomcynski entwickelten und genutzten Reagenz
erhaltene wäßrige Phase neben der RNS auch genomische DNS, welche dann ebenfalls
aus dieser Phase präzipitiert wird und sich damit in der finalen RNS-Präparation als
kontaminierender Bestandteil befindet. Gerade die Kontamination isolierter zellulärer
RNS mit genomischer DNS stellt für eine Vielzahl von weiteren Verwendungen der RNS
ein gravierendes Problem dar.
So ist z. B. die Anwendung eines RNAse Protection Assays zwingend an eine DNS freie
RNS gebunden. Ferner muß auch für eine Vielzahl von RT-PCR-Reaktionen die
verwendete RNS frei von einer Kontamination mit genomischer RNS sein. So besteht
z. B. bei Expressionsuntersuchungen von cDNS-Konstrukten in transgenen Organismen
als auch bei Nachweisen der Expression intronloser Gene wie auch von noch
unbekannten Gensequenzen keine Möglichkeit nachzuweisen, ob das resultierende PCR-
Fragment aus der kontaminierenden DNS oder aus der RNS amplifiziert wurde. Sowohl
aus der genomischen DNS wie auch aus einer RNS abgeleitete Amplifikate hätten
dieselbe Länge.
Dies zeigt die Bedeutung der Isolierung von genomischer DNS-freier Total RNS.
Ein weiteres Problem besteht in der Präparationsdauer zur simultanen Isolierung von
genomischer DNS und zellulärer Total RNS sowie in deren arbeitstechnischem
Aufwand.
Das einzige z.Z. kommerziell verfügbare Isolierungssystem benötigt für die Realisierung
der simultanen Isolierung beider Nukleinsäurefraktionen mindestens 3 Stunden und ist
mit einem nicht unerheblichen Aufwand an notwendigen Reaktionsgefäßen und
Feinchemikalien belastet. Weiterhin benötigen alle diese Methoden auch eine relativ
große Menge an biologischen Ausgangsmaterialien, so daß bei Vorhandensein von nur
limitierter Mengen an Untersuchungsmaterialien meistens eine simultane Isolierung
beider Nukleinsäuren nicht mehr möglich ist.
Die Erfindung hat das Ziel, eine simultane Isolierung von genomischer DNS und
zellulärer Total RNS hoher Reinheit und ohne eine Kontamination mit genomischer DNS
auch aus sehr kleinen Mengen (< 10⁵ Zellen; < 1 mg Gewebematerial) unterschiedlicher
Ausgangsmaterialien zu erreichen.
Das Verfahren soll sehr einfach handhabbar sein, nur geringe apparative Ausrüstung
benötigen und es gestatten, beide Nukleinsäurefraktionen sehr schnell wie auch aus sehr
kleinen Mengen an Ausgangsmaterialien zu isolieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird gemäß Anspruch 1 realisiert, die Unteransprüche
2-8 sind Vorzugsvarianten.
Die simultane Isolierung von genomischer DNS und zellulärer Total RNS aus
unterschiedlichen biologischen Ausgangsmaterialien ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Nukleinsäuren enthaltenden Ausgangsmaterialien lysiert und das Lysat mit einem
nichtporösen, hochdispersen SiO₂-Träger inkubiert wird. Die an dieses Trägermaterial
gebundene DNS wird anschließend pelletiert und der nun nur noch RNS enthaltende
Überstand in ein neues Zentrifugengefäß überführt, mit Phenol und Chloroform sowie
einer Natriumacetatlösung versetzt und nach erfolgter Phasentrennung die zelluläre Total
RNS aus der wäßrigen Phase durch Zugabe von Isopropanol präzipitiert. Die am
Trägermaterial fixierte genomische DNS wird während der Dauer der RNS-Präzipitation
mit einem Waschpuffer versetzt und gewaschen und abschließend mittels eines Puffers
geringer Salzkonzentration vom Trägermaterial abgetrennt.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene Total RNS ist undegradiert und von
exzellenter Qualität (OD₂₆₀ : OD₂₈₀ = 1.8-2.0). Von entscheidender Bedeutung ist dabei, daß
keine Kontamination genomischer DNS mehr vorliegt. Dies bedeutet einen erheblichen
Vorteil gegenüber den meisten bisher Verwendung findenden Präperationsmethoden.
Auch die ebenfalls aus ein und derselben biologischen Probe isolierte genomische DNS
ist ist von exzellenter Qualität und für eine Vielzahl weiterer Verfahren als Substrat
verwendbar. Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich weiterhin durch seine
Einfachheit aus, benötigt nur geringe Mengen an Feinchemikalien wie auch
Zentrifugengefäße und minimiert auch die Menge und notwendige Zeitdauer des
Umganges mit toxischen organischen Solventien (benötigt nur einen Phenol/Chloroform
Extraktionsschritt). Das Verfahren gestattet es, sowohl genomische DNS als auch
zelluläre Total RNS innerhalb von weniger als 1,5 Stunden zu isolieren. Dies bedeutet
eine drastische Reduzierung der Präparationsdauer im Vergleich zu dem z.Z.
kommerziell angebotenen diesbezüglichen Verfahren. Die Bindung der
Desoxyribonukleinsäure erfolgt an der Oberfläche von hochdispersen und nichtporösen
Feststoffpartikeln, vorzugsweise mit einem Partikeldurchmesser von 40 nm, bei einer
aktiven Oberfläche von ca. 50 m²/g. Die Bindung der Desoxyribonukleinsäure an das
verwendete Trägermaterial wird durch chaotrope Salze des Lysepuffers vermittelt. Die
Lyse der Ausgangsmaterialien und die Bindung an das Trägermaterial erfolgen im selben
Reaktionsgefäß.
Das sehr einfache und nur wenige experimentelle Schritte umfassende Verfahren ist in
idealster Weise für eine breite Anwendung in medizinischen Diagnostik-Laboratorien
geeignet und steht in diesem Zusammenhang auch Anwendern zur Verfügung, welche
nicht über spezielle molekularbiologisch-biochemische Kenntnisse verfügen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist u. a. die Voraussetzung gegeben, aus
limitierten Mengen an Untersuchungsmaterialien sowohl die DNS als auch die RNS zu
isolieren. Dies erlaubt Untersuchungen von Genen (DNS-Untersuchung) und deren
Expression (RNS-Untersuchung). Vor allem quantitative Abnormitäten von Genen und
deren RNS-Expression scheinen eine wesentliche Bedeutung von Vorgängen während
der Kanzerogenese und Metastasierung wie auch bei der postoperativen Progression von
Tumorpatienten zu spielen. Die Möglichkeit des Findens korrelativer Zusammenhänge
bezüglich der Anzahl bestimmter tumorassoziierter DNS-Sequenzen, deren Struktur
(Sequenzinformation) und deren Expression (RNS) ist somit von entscheidender
Bedeutung für ein besseres Verstehen von Zusammenhängen pathogener Mechanismen.
Ferner erlaubt eine Methode der simultanen Isolierung von DNS und Total RNS auch die
Untersuchung unterschiedlicher Spleißing-Mechanismen (z. B. Alternatives Spleißen,
Trans-Spleißen). Die Untersuchung von Spleißvorgängen hat sowohl im Bereich der
Grundlagenforschung (Untersuchung von Vorgängen der Genregulation) wie auch auf
medizinischen Gebiet (Aufklärung immunologischer Phänomene bei parasitären
Erkrankungen; z. B. nach Infektion mit Afrikanischen Trypanospomen) ebenfalls eine
große Bedeutung.
Die Mehrzahl solcher Studien scheitert am Fehlen eines geeigneten methodischen
Instrumentariums zur simultanen Isolierung von DNS und RNS, vor allem bei
Vorhandensein nur geringer Mengen an Untersuchungsmaterialien.
Mit den erfindungsgemaßen Verfahren besteht die Möglichkeit der simultanen Isolierung
von genomischer DNS und zellulärer Total RNS aus bakteriellen Lysaten, aus
Zellkulturen, intakten oder gefrorenen Gewebeproben, Spermien, Körperflüssigkeiten,
Pflanzenzellen, Hefezellen sowie Blutserum, Blutplasma und Vollblut.
Die erfindungsgemäßen Verfahrensvarianten erlauben die simultane Isolierung beider
Nukleinsäuren (DNS und RNS) mit einem extrem geringen zeitlichen sowie apparativen
Aufwand.
Es ist keine zeitaufwendige Proteinase-Verdauung notwendig. Der geringe zeitliche
Aufwand der simultanen Isolierung von DNS und RNS aus ein und demselben
Ausgangsmaterial stellt für eine Vielzahl von potentiellen Anwendern eine enorm
wichtige Größe dar und bedeutet damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen
Verfahren. Die Eigenschaft des verwendeten Lysepuffers, sowohl die zelluläre Integrität
zu zerstören wie auch endogene wie exogene DNAsen und vor allem RNAsen
hochpotent zu inaktivieren, gestattet es darüber hinaus, DNS und RNS aus
Frischpräparaten unter Feldbedingungen (z. B. bei Expeditionen, nach Operationen ) zu
isolieren, ohne zusätzliche Kühlbedingungen unter Lysepuffer zu lagern und zu
transportieren und die Ribonukleinsäuren ohne Verlust ihrer biologischen Aktivität einer
weiteren Verwendung zuzuführen.
Lyse der Zellen durch Zugabe von Lysepuffer (Guanidinthiocyanat; N-Lauryl-Sarcosyl;
DTT; Natriumcitrat) und Überführung der Zell-Lyse-Suspension in ein 1.5 ml
Eppendorf-Zentrifugengefäß. Zugabe des Trägermaterials zur Zell-Lyse-Suspension,
kurzes Vortexen, Inkubation für 5 Minuten in einem Eisbad und anschließende
Pelletierung des Trägermaterials durch kurze Zentrifugation in einer Tischzentrifuge (30
Sekunden).
Überführung des Überstandes in ein neues Eppendorf-Zentrifugengefäß und Zugabe von
Phenol (wassergesättigt oder Tris-gepuffert), Chloroform und Natriumacetat und
5 minütige Inkubation auf Eis. Nach erfolgter Phasentrennung durch Zentrifugation
wird die obere wäßrige Phase in ein neues Eppendorf-Zentrifugengefäß überführt, mit
einem gleichem Volumen Isopropanol versetzt und zur Präzipitation der RNS für
20-30 Minuten bei -20°C inkubiert. Die am Trägerpellet gebunden genomische DNS
wird während der Isopropanolfällung der RNS mit Waschpuffer (50 mM NaCl; 10 mM
Tris HCl; 1 mM EDTA; 70% v/v Ethanol) versetzt und gewaschen und anschließend die
genomischen DNS durch Zugabe eines Elutionspuffers (Tris; EDTA) bei 52°C vom
Trägermaterial abgelöst, der Träger durch kurze Zentrifugation von der eluierten
genomische DNS abgetrennt und diese in ein neues Reaktionsgefäß überführt.
Das nach Inkubation bei -20°C und anschließender Zentrifugation erhaltene RNS-Pellet
wird zweimal mit 70%igem Ethanol gewaschen und nach erfolgter vollständiger
Entfernung des Ethanols das Pellet in RNase freiem TE Puffer oder DEPC-behandeltem
Aqua Bidest aufgenommen.
Claims (8)
1. Verfahren zur simultanen Isolierung von genomischer DNS und zellulärer Total
RNS, gekennzeichnet durch Lyse von diese Nukleinsäuren enthaltenden Materialien,
Inkubation des Lysates mit einem nichtporösen, hochdispersen SiO₂-Träger, sowie
a) Abtrennung des Trägers vom Lysat durch Zentrifugation, Zugabe definierter Anteile
von Phenol, Chloroform und Natriumacetat zum Lysat und Präzipitation der Total
RNS nach Phasentrennung aus der wäßrigen Phase durch Zugabe von Isopropanol
und b) Waschen des Trägers mit einem Waschpuffer und Ablösung der trägerfixierten
genomischen DNS vom Trägermaterial mit einem Puffer geringer Salzkonzentration.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Lyse des
Ausgangsmaterials chaotrope Salze wie Guanidinthiocyanat, Guanidinhydrochlorid,
Litiumchlorid oder Litiumchlorid/Harnstoff-Gemische mit Ionenstärken < 4 M
eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß als Trägermaterialien
zur Bindung der genomischen DNS hochdisperse, nichtporöse SiO₂-Partikeln mit
einer Korngröße von 7-40 nm, vorzugsweise 40 nm, bei einer spezifischen
Oberfläche von 50-300 m²/g, vorzugsweise 50 m²/g, eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, das der Träger mit der
fixierten genomische DNS vom Lysat durch einen kurzen Zentrifugationsschritt
abgetrennt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß die am Träger gebundene
genomische DNS mit einem Waschpuffer, vorzugsweise bestehend aus 50 mM NaCl,
10 mM Tris HCl und 1 mM EDTA sowie 70%v/v Ethanol, gewaschen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß die trägerfixierte
genomische DNS vorzugsweise mit einem Puffer niedriger Salzkonzentration
(10 mM Tris HCl, 1 mM EDTA) bei einer Temperatur von 48-56°C, vorzugsweise
52°C, eluiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1-6, dadurch gekennzeichnet, daß es als batch- Verfahren
durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1-6, dadurch gekennzeichnet, daß es als
chromatographisches Verfahren durchgeführt wird.
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