DE1617447B1 - Verfahren zur Herstellung eines reinen hochviskosen Hyaluronsäurepräparates - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines reinen hochviskosen HyaluronsäurepräparatesInfo
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Description
1 ■-■-■■ 2
Es sind mehrere Verfahren zur Herstellung von saccharides aus der Magenschleimhaut des Schweines
Hyaluronsäure bekannt und zum Teil in Patent- ■; beschrieben, wobei es sich vermutlich um Hyaluron-
schriften niedergelegt worden. Da diese Verbindung säure handelt. In diesem Fall scheint ein reines und
synthetisch nicht zugänglich ist, kommen ausschließ- proteinfreies Präparat erhalten worden zu sein, was
lieh Methoden zur Isolierung aus einem Naturprodukt 5 durch die Anwendung eines 19stufigen Verfahrens
in Frage. Hierzu wurden neben dem Glaskörper erzielt werden konnte, wobei allerdings ein Abbau
menschlicher und tierischer Augen auch andere der Hyaluronsäure eintrat, da die relative Viskosität
Organe herangezogen, die relativ reich an Hyaluron- der Lösung (0,5 °/0 in 0,9 °/0 Natriumchlorid bei
säure sind, z. B. Nabelschnur, Schweinehaut, Synovial- 37°C) nur 1,87 betrug.
flüssigkeit, der Kamm des Hahnes, die Wände von io Die Herstellung eines Hyaluronsäurepräparates aus
Venen und Arterien. Hyaluronsäure wird in Sarkomen den Glaskörpern tierischer Augen ist ferner in der
gebildet und von verschiedenen Bakterien in das , russischen Patentschrift 130159 vom 2.11.1960
Kulturmedium ausgeschieden (J. S. B r i m a c ό m b e beschrieben. Hierbei werden Ballaststoffe durch Homo-
und J. M. We b b e r, »Mucopolysaceharides«, Elsevier genisieren, Filtration und Behandlung mit Chloroform
Publishing Company, Amsterdam, 1964). 15 sowie anschließendes Ausfällen mit Äthanol entfernt.
In keinem Fall kommt die Hyaluronsäure in reiner Dieses Verfahren liefert offenkundig keine protein-
Form vor, sondern stets mehr oder minder fest an freien Präparate, was auch für den angesprochenen
Proteine gebunden. Neben der Nabelschnur besitzen Verwendungszweck, nämlich zur äußerlichen Behand-
die leichter zugänglichen Glaskörper tierischer Augen lung langsam verheilender Wunden und Geschwülste
den höchsten Gehalt an Hyaluronsäure, aber auch 20 mit geringfügiger Granulation, nicht notwendig er-
hier ist die Abtrennung der Proteinkomponente der scheint,
wesentlichste Schritt des Isolierungsverfahrens. In der chemischen Literatur sind einige Verfahren
Im Prinzip bestehen die bekannten Verfahren zur beschrieben worden, deren Ziel es war, eine möglichst
Herstellung von Hyaluronsäure aus einem proteoly- unveränderte native Hyaluronsäure zu isolieren, vortischen
Abbau der Eiweißkomponente, der Entfernung 25 wiegend zum Zweck von Strukturuntersuchungen und
der gebildeten Aminosäuren durch Dialyse oder unbeschadet der Aufwendigkeit der herangezogenen
Austauscher und nachfolgendem mehrfachem Um- Methoden. So erhielt T. C. L a u r e η t (J. Biol. Chem.,
fällen der Hyaluronsäure zwecks weiterer Reinigung. 216, S. 263 [1955]) eine als weitgehend unverändert
Allen diesen Verfahren ist der Nachteil gemeinsam, angesprochene Hyaluronsäure aus dem Glaskörper
daß der proteolytische Eiweißabbau nicht vollständig 30 tierischer Augen durch Ultrazentrifugation und ohne
ist und stets eine geringe Menge an Resteiweiß zurück- vorhergehenden enzymatischen Abbau. Das Endprobleibt,
die dann durch mehr oder minder komplizierte dukt enthielt aber bis zu 5 % Protein.
Reaktionen gesondert entfernt werden muß. Diese Nach T. C. Laurent, M. Ryan und A. Nachbehandlungen führen immer zu einem weiter- Pietruskiewieg (Biochim. Biophys. Acta, 42, gehenden Abbau der Hyaluronsäure, deren Lösungen 35 S. 476 [I960]) kann Hyaluronsäure als Cetylpyridizwangläufig mit zunehmender Reinheit einen immer niumsalz gefällt und zentrifugiert werden. Nach stärkeren Abfall der Viskosität zeigen oder — sofern weiteren Reinigungsoperationen, die eine mehrfache derartige Nachbehandlungen vorzeitig abgebrochen Dialyse einschließen, enthalten die Endprodukte werden — zu Produkten, die noch einen beträchtlichen immer noch über 1 °/0 Protein.
Proteingehalt aufweisen. Handelsübliche Hyaluron- 40 D. Hamerman und J. Sandson (Nature, säurepräparate enthalten bis zu 5 % Protein und 188, S. 1194 [I960]) isolieren die Hyaluronsäure aus der können daher für viele Zwecke nicht verwendet werden Synovialflüssigkeit durch Zonenelektrophorese, wobei (H. U. Bergmeyer, »Methoden der enzyma- das Endprodukt nach Umfallen mit Äthanol immer tischen Analyse«, Verlag Chemie, Weinheim, 1962, noch 2,5 % Eiweiß enthält. Nach Angaben der S. 1023). . 45 Autoren stellt dies die mit milden Methoden erhaltene
Reaktionen gesondert entfernt werden muß. Diese Nach T. C. Laurent, M. Ryan und A. Nachbehandlungen führen immer zu einem weiter- Pietruskiewieg (Biochim. Biophys. Acta, 42, gehenden Abbau der Hyaluronsäure, deren Lösungen 35 S. 476 [I960]) kann Hyaluronsäure als Cetylpyridizwangläufig mit zunehmender Reinheit einen immer niumsalz gefällt und zentrifugiert werden. Nach stärkeren Abfall der Viskosität zeigen oder — sofern weiteren Reinigungsoperationen, die eine mehrfache derartige Nachbehandlungen vorzeitig abgebrochen Dialyse einschließen, enthalten die Endprodukte werden — zu Produkten, die noch einen beträchtlichen immer noch über 1 °/0 Protein.
Proteingehalt aufweisen. Handelsübliche Hyaluron- 40 D. Hamerman und J. Sandson (Nature, säurepräparate enthalten bis zu 5 % Protein und 188, S. 1194 [I960]) isolieren die Hyaluronsäure aus der können daher für viele Zwecke nicht verwendet werden Synovialflüssigkeit durch Zonenelektrophorese, wobei (H. U. Bergmeyer, »Methoden der enzyma- das Endprodukt nach Umfallen mit Äthanol immer tischen Analyse«, Verlag Chemie, Weinheim, 1962, noch 2,5 % Eiweiß enthält. Nach Angaben der S. 1023). . 45 Autoren stellt dies die mit milden Methoden erhaltene
In der USA.-Patentschrift 2 585 546 vom 12. 2.1952 eiweißärmste Hyaluronsäure dar, die bisher beschrie-
wird die Herstellung einer hochviskosen Hyaluron- ben wurde.
säure beschrieben, wobei von menschlichen und Die Hyaluronsäure selbst wie auch deren Salze
tierischen Nabelschnüren ausgegangen wird. Nach bilden mit Wasser hochviskose Lösungen. Es konnte
diesem arbeitsmäßig sehr aufwendigen Verfahren 50 gezeigt werden, daß unter bestimmten Voraussetzungen
werden Hyaluronsäurelösungen erhalten, die bei einer derartige Lösungen als Glaskörperersatz in das
Konzentration von 1 mg/ml eine relative Viskosität menschliche Auge injiziert werden können und bei
von 8,2 zeigen. Die Reinheit der so erhaltenen Präpara- Netzhautablösungen alle bisher bekannten Glaskörper-
tion ist zu bezweifeln, da die Autoren StickstofFgehalte ersatzstoffe in ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit
von 2,8 bis 4,3% angeben. 55 bei weitem übertreffen (W. Widder, Graefes
In einer späteren Erfindung derselben Autoren Arch f. Ophthahnol., 162, S. 416 [I960]; K. Hruby,
werden proteolytische Fermente zum Abbau der Klin. Monatsblätter f. Augenheilkunde, 138, S. 484
Proteine herangezogen, wie dies in der USA.-Patent- [1961]). Nach W. Widder (Graefes Arch. f.
schrift 2 583 096 vom 22.1.1952 niedergelegt ist. Ophthahnol., 164, S. 550 [1962]) gilt dies vor allem
Auch hierbei werden entsprechend den angegebenen 60 für die klinisch bedeutsame Verweilzeit derartiger
Analysendaten keine reinen und einheitlichen Präpa- Implantate im Glaskörper. Um den Anforderungen
rate erhalten. Es ist bekannt, daß ein enzymatischer als Glaskörperersatzflüssigkeit zu genügen, muß die
Abbau des natürlichen Hyaluronsäure-Eiweiß-Kom- Hyaluronsäurelösung eine hohe Viskosität besitzen,
plexes keine völlig proteinfreie Hyaluronsäure liefert muß völlig proteinfrei sein, darf keine Antigene und
(H. Gibian, »Mucopolysaccharide und Mucopoly- 65 Pyrogene enthalten. Die Lösung soll sich außerdem
saccharidasen«, F. Deuticke, Wien, 1959). sterilisieren lassen, ohne einen besonderen Abfall
In der britischen Patentschrift 818 336 vom 21. 6. der Viskosität zu zeigen.
1957 wird die Isolierung eines neuen sauren Aminopoly- Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Verfahren
zur Herstellung eines reinen, hochviskosen, protein-, antigen- und pyrogenfreien, hitzesterilisierbaren Hyaluronsäurepräparates.
Aus hyaluronsäurehaltigen tierischen Organen, wie Glaskörper des Auges, Nabelschnüren u. a., oder
hyaluronsäureproduzierenden Bakterienkulturen wird in üblicher Weise, z. B. durch Fällung mit Aceton,
ein Trockenpulver hergestellt. Zur Erleichterung des enzymatischen Abbaues wird die Suspension dieses
Trockenpulvers in Wasser kurzzeitig im alkalischen Bereich erhitzt, wobei die Proteinkomponente denaturiert
wird. Nach Einstellung des für das herangezogene Enzym optimalen pH- und Temperaturbereiches
wird das Protein durch proteolytische Fermente, vorzugsweise durch ein Hydrolasengemisch aus
Aspergillus orizae abgebaut. Nach Entfernen der freien Aminosäuren und Mineralsalze durch Behandlung
mit Ionenaustauschern wird eine unreine, noch proteinhaltige Hyaluronsäurelösung erhalten. Der
wesentliche und neue Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht nun darin, daß die so erhaltene
Lösung der unreinen, restproteinhaltigen Hyaluronsäure auf einen sauren pH-Bereich von ungefähr 3 bis 4
eingestellt wird, in welchem die Verunreinigungen mit der Hyaluronsäure einen unlöslichen Komplex bilden,
wobei ein Teil der Hyaluronsäure selbst als Fällungsmittel der Verunreinigungen, vorwiegend des restlichen,
sonst nur schwierig ohne Depolymerisation der Hyaluronsäure zu entfernenden Proteins fungiert,
worauf die so erhaltenen unlöslichen Komplexverbindungen durch hochtouriges Zentrifugieren abgetrennt
werden.
Die so erhaltene Hyaluronsäurelösung besitzt nach Bildung des Natriumsalzes durch Zusatz von Natriumkarbonat
bzw. Natriumbikarbonat bei einer Konzentration von 0,2% in Wasser eine relative spezifische
Viskosität von 20 und stellt eine wasserklare, protein-, antigen- und pyrogenfreie Lösung dar. Infolge der
außergewöhnlichen Reinheit der Hyaluronsäure ist diese Lösung durch Hitze sterilisierbar, wobei der
Abfall der Viskosität nicht beträchtlich ist. Dies steht im Gegensatz zur bestehenden Lehrmeinung, wonach
neutrale Hyaluronsäurelösungen, also die Salze dieser Verbindung, höhere Temperaturen (auch schon 6O0C)
nicht vertragen und deshalb nicht hitzesterilisierbar seien (R. W. Jeanloz und E. Forchielli, J.
Biol. Chem., 186, S. 495 [1950]).
Die nach diesem Verfahren hergestellten Hyaluronsäurelösungen lassen sich gefriertrocknen und geben
nach neuerlichem Lösen in der entsprechenden Menge Wasser ein Präparat mit den ursprünglichen Eigenschaften.
Die erfindungsgemäß hergestellte hochreine Hyaluronsäurelösung ist ein Heilmittel und kann als Ersatz
des Glaskörpers des menschlichen Auges bei Verletzungen oder Netzhautablösungen (Ablatio retinae)
verwendet werden.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung eines reinen, hochviskosen, protein-, pyrogen- und antigenfreien, sterilisierbaren Hyaluronsäurepräparates aus einer unreinen Hyaluronsäurelösung, die aus hyaluronsäurehaltigen tierischen Organen, wie Glaskörper des Auges, Nabelschnüren, oder aus hyaluronsäureproduzierenden Bakterienkulturen erhalten und dadurch von Begleitstoffen befreit wird, daß der Proteinanteil eines aus dem Ausgangsmaterial in üblicher Weise z. B. durch Acetonfällung hergestellten Trockenpulvers in wässeriger Suspension im alkalischen Bereich durch Erhitzen denatuiert, durch proteolytische Fermente abgebaut und die freien Aminosäuren und andere ionogene Substanzen durch Behandlung mit Ionenaustauschern entfernt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die so erhaltene unreine Hyaluronsäurelösung auf einen sauren pH-Bereich von ungefähr 3 bis 4 eingestellt wird, in welchem die Verunreinigungen mit der Hyaluronsäure einen unlöslichen Komplex bilden, wobei ein Teil der Hyaluronsäure selbst als Fällungsmittel der Verunreinigungen, vorwiegend des restlichen, sonst nur schwierig ohne Depolymerisation der Hyaluronsäure zu entfernenden Proteins wirkt, worauf die so erhaltenen unlöslichen Komplexverbindungen durch hochtouriges Zentrifugieren abgetrennt werden.
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