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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Regelung der Bogenübergabe
bei einer Bogenrotationsdruckmaschine mit mehreren Druckwerken,
wobei mindestens zwei Druckwerke über einen separaten Antrieb
verfügen,
so dass zwischen zwei Druckwerken eine Trennstelle entsteht, wobei an
der Trennstelle zwischen den Druckwerken eine Bogenübergabe
stattfindet.
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Im Gegensatz zu Rollenrotationsdruckmaschinen
im Zeitungs- und Akzidenzdruckbereich, welche mit durchgehenden
Papierbahnen arbeiten und deren Druckwerke meist über eine
Vielzahl von separaten elektrischen Elektromotoren zum Antrieb der
Druckzylinder verfügen,
ist es bei Bogenrotationsdruckmaschinen meistens Standard, die Druckzylinder
der einzelnen Druckwerke einer Bogenrotationsdruckmaschine sowie die
zwischen den Druckwerken gelegenen Transport- und Übergabezylinder
mit einem Räderzug über Zahnräder mechanisch
miteinander zu koppeln und diesen Räderzug mittels eines Hauptantriebs
elektrisch anzutreiben. Über
je mehr Druckwerke eine Bogendruckmaschine jedoch verfügt, desto
größer wird
die Schwingungsproblematik, welche dazu führt, dass die Registergenauigkeit
leidet und Fehler im Druckbild erscheinen. Aus diesem Grund ist
es auch bei Bogendruckmaschinen zumindest bei langen Maschinen z.
B. ab zehn Druckwerke aufwärts,
sinnvoll, die Maschine wenigstens an einer Stelle aufzutrennen,
so dass die Maschine von mindestens zwei Elektromotoren angetrieben
werden muss, wodurch die zwei Teilmaschinen schwingungstechnisch
voneinander entkoppelt sind. Das führt dazu, dass sich die Schwingungen
nicht so sehr aufschaukeln wie bei einer Maschine mit vielen Druckwerken
und durchgehendem Räderzug,
verursacht auf der anderen Seite aber auch ein Problem, da bei der Übergabe
eines Bogens an der Trennstelle sichergestellt werden muss, dass
zum Zeitpunkt der Bogenübergabe
die Greifer- und Übergabepunkte
der übergebenden
Zylinder genau gegenüber
stehen.
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Aus der
DE 41 37 979 A1 ist ein
Mehrfachantrieb für
eine Druckmaschine mit mehreren Druckwerken gekannt, deren Antrieb
so ausgelegt ist, dass die Zylinder der einzelnen Druckwerke oder
Druckwerksgruppen bei der Bogenübergabe
eine exakt definierte Winkelstellung aufweisen. Dadurch soll eine
saubere Bogenübergabe
zwischen den Druckwerken oder Druckwerksgruppen, welche über separate
Antriebe verfügen,
gewährleistet
werden. Diese Regelung ist jedoch nur zu dem Zeitpunkt der Bogenübergabe
wirksam, wodurch starke Störungen
verursacht werden, welche die Genauigkeit der Bogenübergabe
nicht hinreichend verbessern. Auch eine sehr steif ausgelegte Regelung
liefert dabei nicht die zum Drucken erforderliche Genauigkeit.
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Ein weiterer Antrieb für Druckmaschinen
mit mehreren Druckwerken, wobei einzelne Druckwerke oder Druckwerksgruppen über separate
Antriebe verfügen,
geht aus der
DE 198
26 333 A1 hervor. Dieser Antrieb soll die Schwingungen
von der Umdrehungsfrequenz der Maschine oder Vielfachen davon ausregeln,
indem die Phasenlagen der Einzelantriebe derart gegeneinander verschoben
werden, dass zu den Zeitpunkten der periodisch wiederkehrenden Übergabe
die Relativposition der entkoppelten Zylinder zueinander eine maximale Übereinstimmung
aufweisen. Die Bogenübergabe
zwischen den entkoppelten Maschinenteilen erfolgt dabei näherungsweise
bei gleichen Maschinenwinkeln und sorgt so für eine gleichbleibende Abweichung
zu den Übergabezeitpunkten,
welche möglichst
gering ausfallen soll.
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Aus der
DE 101 49 525 A1 ist ein
Verfahren zur Kompensation mechanischer Schwingungen bekannt, welches
das Frequenzspektrum der Schwingungen betrachtet. Das Frequenzspektrum
macht die Schwingungen näherungsweise
als Schwingungsanteile diskreter Frequenzen sichtbar, wobei die
Schwingungen dieser Frequenzen dann gezielt mit einer Gegenschwingung
entsprechender Frequenz, Phase und Amplitude kompensiert werden.
Die Kompensation wird z.B. durch einen Motor ausgeübt, welcher
bei Drehschwingungen diesen entgegenwirkt.
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Die genannte Lösung der
DE 41 37 979 A1 hat vor
allen Dingen den Nachteil, dass die Regelung der separaten Antriebe
der aufgetrennten Bogendruckmaschinenteile nur zu den Zeitpunkten
der Bogenübergabe aktiv
wird, welches das Beherrschen der in der Maschine auftretenden Schwingungen
nicht gerade einfach macht. Eine solche Regelstrategie arbeitet
nämlich
ungleichmäßig und
kann so leicht zu neuen Schwingungsproblemen führen.
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Die Lösung aus der
DE 198 26 338 A1 hat den
Nachteil, dass sie nur die Auswirkungen von Schwingungen ganzzahliger
Maschinenordnungen eliminieren kann, indem sie die mittlere Abweichung
der an der Bogenübergabe
beteiligten Zylinder zum Maschinenwinkel (entspricht Zeitpunkt)
der Bogenübergabe
regelt. Die Dublieren verursachenden rhythmischen Schwingungen der
Relativstellung zu den Maschinenwinkeln der Bogenübergabe
kann sie nicht beeinflussen.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, welche
die aus dem Stand der Technik resultierenden Nachteile beseitigen.
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Die vorliegende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
die Gegenstände
gemäß der Patentansprüche 1 und
8 gelöst.
Vorteilhafte Ausführungsformen
sind den Unteransprüchen
und Zeichnungen zu entnehmen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren und die endungsgemäße Vorrichtung
sind hervorragend geeignet, die Regelung der Bogenübergabe
bei Bogenrotationsdruckmaschinen zu übernehmen, welche über mehrere Druckwerke
verfügen,
wobei mindestens zwei Druckwerke über einen separaten Antrieb
verfügen.
Zwischen den separat angetriebenen Druckwerken befindet sich so
eine Trennstelle, an der dann die kritische Bogenübergabe
stattfindet. Es ist dabei unerheblich, ob in einer solchen Bogenrotationsdruckmaschine
sämtliche Druckwerke über einzelne
Antriebe verfügen,
oder nur bestimmte Druckwerke Einzelantriebe aufweisen, welche so
mit weiteren Druckwerken zu Druckwerksgruppen zusammengefasst werden.
Es können
sogar mehrere Einzelantriebe an einem Druckwerk vorhanden sein,
so dass z. B. Plattenzylinder und Offsetdruckzylinder sowie Gegendruckzylinder über einen
gemeinsamen Antrieb verfügen,
während
die zugeordneten Transportzylinder wiederum einen eigenen Antrieb
aufweisen. Es ist außerdem
möglich,
dass genau die Zylinder, zwischen denen die Bogenübergabe über der
Trennstelle stattfindet, über
eigene separate Antriebe verfügen, während in
anderen Ausführungsformen
weiter entfernt von der Trennstelle liegende Zylinder angetrieben
werden.
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Mit der erfindungsgemäßen Regelung
ist es jetzt möglich,
die Druckwerke an der Trennstelle so anzusteuern, dass dem Schwingungsverhalten
der Maschine eine Schwingung derart überlagert wird, dass rhythmische
Schwankungen des Differenzwinkels zwischen beiden Zylindern an der
Trennstelle zum Maschinenwinkel der Bogenübergabe an einen Sollwert angeglichen
und damit rhythmische Schwankungen des sogenannten Übergabepassers
zwischen den getrennten Druckwerken möglichst zu Null kompensiert
werden. Das Ziel ist somit das gleiche wie beim Stand der Technik,
wird aber durch eine gleichmäßige Regelung,
nämlich durch Überlagerung
einer Schwingung, erreicht und führt
so nicht zu zeitlich kurzen aber intensiven Regelvorgängen wie
beim Stand der Technik. Um eine solche Regelung effektiv vornehmen
zu können,
ist es wichtig das Spektrum der an einer Bogenrotationsdruckmaschine
auftretenden Schwingungen zu analysieren. Dabei stellt sich heraus,
dass die das Druckbild beeinträchtigenden
Störungen
kaum von Bauteilen der Druckmaschine herrühren, welche mit der Umdrehungsfrequenz
der Druckmaschine respektive der Druckzylinder arbeiten bzw. einem
Vielfachen davon, sondern vor allen Dingen von doppeltgroßen oder
dreifachgroßen
Transportzylindern herrühren.
Deren Schwingungen weisen Schwingungsfrequenzen auf, welche nicht
ganzzahlig im Bezug auf die Maschinendrehzahl respektive Umdrehungsfrequenz
sind, sondern halbtourig bzw. dritteltourig auftreten. Dies kommt
daher, dass sich die doppeltgroßen
Transportzylinder nur mit halber Maschinendrehzahl und die dreifachgroßen Transportzylinder
nur mit einem Drittel der Maschinendrehzahl drehen. Ein halbtouriger
Schwingungsrhythmus wird unter anderem auch durch ungleiche Greifereinstellungen
sowie Zahnradkorrekturen verursacht. Durch die Erfindung können nun
auch solche Rhythmen effektiv ausgeregelt werden, in denen eine
Schwingung mit halber Frequenz der Grundschwingung der Maschine
bzw. mit einem Drittel der Grundschwingung der Maschine auftritt.
Die auftretenden Schwingungen werden so sehr effektiv kompensiert und
beeinträchtigen
die Positioniergenauigkeit an der Trennstelle nicht mehr, so dass
eine zum Drucken ausreichende Registergenauigkeit erreicht werden
kann.
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In einer ersten Ausgestaltung der
Erfindung ist vorgesehen, dass die Bogenrotationsdruckmaschine einen
doppelt großen
Transportzylinder oder andere Schwingungsquellen aufweist, welche
mit einer im Vergleich zur Maschinendrehzahl halbtourigen Drehzahl
arbeiten, und dass die Regelung für die Kompensation der Auswirkungen
der halbtourigen Schwingungen und deren Oberwellen auf die Wiederholgenauigkeit
der Bogenübergabe
mittels wenigstens eines der Antriebsmotoren eine diese Auswirkungen
kompensierende Schwingung überlagert.
Gerade bei halbtourigen Schwingungen kommt der Vorteil der Regelung
mittels überlagerten
Schwingungen zur vollen Geltung, da diese sonst sehr schlecht kompensiert
werden können.
Neben den Grundschwingungen der Ordnung 0,5, d. h. der halben Frequenz
der Maschinendrehzahl bzw. Grundschwingung, treten nämlich auch
höhere
Ordnungen z.B. 1,5; 2,5; 3,5; ..., 14,5 auf, deren Auswirkungen
auf den halbtourigen Rhythmus durch die halbtourige Schwingungskompensation
ebenfalls beseitigt werden. Es ist viel einfacher, durch Überlagerung
einer einzelnen Schwingung, die Auswirkungen der Grundschwingung und
deren Oberschwingungen auf die Bogenübergabe zu eliminieren, als
die Grundschwingung und die Oberschwingungen wie in der
DE 101 49 525 A1 einzeln
zu dämpfen.
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In einer weiteren Ausgestaltung der
Erfindung ist vorgesehen, dass mittels der Regelung der Rhythmus
von Schwingungsquellen, welche einen im Vergleich zur Maschinendrehzahl
dritteltourigen Rhythmus aufweisen, durch Überlagerung einer Schwingung
kompensiert wird. Dieses Verfahren eignet sich besonders dazu, die
Auswirkungen der Schwingungen in Bogenrotationsdruckmaschinen zu
vermeiden, welche von dreifach großen Transportzylindern herrühren.
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Eine weiter Ausgestaltung der Erfindung
zeichnet sich dadurch aus, dass mittels der Regelung der Rhythmus
von Schwingungsquellen, welche einen im Vergleich zur Maschinendrehzahl
1/m-tourigen Rhythmus aufweisen, durch Überlagerung einer entsprechenden
Schwingung kompensiert wird. Auf diese Weise werden die Auswirkungen
von Grundschwingungen, die in einem beliebigen Verhältnis zur
Maschinendrehzahl stehen, und deren Oberschwingungen auf die Bogenübergabe
gemeinsam eliminiert.
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Um die Regelung besonders effektiv
zu gestalten ist vorgesehen, dass die Abtastzeit der Regelung zur
Rhythmuskompensation am Anfang des Kompensationsvorgangs sehr kurz ist.
Zur Regelung wird der Rhythmus aus der Relativstellung der entkoppelten
Zylinder zum Maschinenwinkel der Bogenübergabe über mehrere Umdrehungen hinweg
gemessen. Die Anzahl der zur Rhythmusmessung verwendeten Umdrehungen bestimmt
die mindestens erforderliche Abtastzeit zwischen zwei Regelschritten.
Für eine
schnelle Reaktion ist daher eine kurze Abtastzeit mit hoher Abtastfrequenz
notwendig, was jedoch etwas auf Kosten der Genauigkeit der Messwerte
geht.
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Es ist daher in einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung vorgesehen, dass die anfangs kurze Abtastzeit anschließend verlängert wird.
Eine niedrigere Abtastfrequenz erlaubt die Berechnung des Rhythmus aus
einer größeren Anzahl
von Bogenübergaben
und damit eine genauere Bestimmung des Rhythmus. Dies ermöglicht eine
besonders genaue Kompensation, so dass eine hohe stationäre Genauigkeit
erreicht werden kann. Die Regelung arbeitet so mit einer der jeweiligen
Situation angepassten Abtastfrequenz bzw. Abtastzeit.
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Die vorliegende Erfindung wird anhand
mehrerer Figuren näher
beschrieben und erläutert
es zeigen:
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1 ein
Differenzsignal zweier mechanisch entkoppelter Zylinder an einer
Trennstelle aufgetragen über
dem Maschinenwinkel φ mit
halbtourigem Rhythmus,
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2 eine
Kompensationsschwingung der Ordnung 0,5,
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3 eine
kompensierte Schwingung ohne halbtourigen Rhythmus,
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4 einen
Ausschnitt aus einer Bogenrotationsdruckmaschine mit wenigstens
einer Trennstelle, einer ersten Art der Rhythmusmessung und einer
Kompensationsregelung,
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5 einen
Ausschnitt einer Bogenrotationsdruckmaschine mit wenigstens einer
Trennstelle, einer zweiten Art der Rhythmusmessung und einer Kompensationsregelung,
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6 einen
Regelkreis einer ersten Variante der Kompensationsregelung,
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7 einen
Regelkreis einer zweiten Variante der Kompensationsregelung,
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8 einen
Regelkreis einer dritten Variante der Kompensationsregelung,
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9 einen
Ausschnitt einer Bogenrotationsdruckmaschine mit der dritten Variante
der Kompensationsregelung und der zweiten Art der Rhythmusmessung,
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10 den
Differenzweg am Umfang der mechanisch entkoppelten Zylinder mit
Kompensationsregelung und
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11 das
Ordnungsspektrum des Differenzwegs am Umfang der mechanisch entkoppelten
Zylinder mit Kompensationsregelung.
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Im folgenden wird als Signal c(t)
der Differenzweg am Zylinderumfang zweier mechanisch entkoppelter Papierführungszylinder 4, 5 in
einer Bogenrotationsdruckmaschine 1 gemäß einer Anordnung in 4 betrachtet. Eine mechanische
Entkopplung erfolgt z.B. an der Trennstelle zwischen zwei einzeln
angetriebenen Druckwerksgruppen. Beispielsweise handelt es sich
um eine "lange" Bogenrotationsdruckmaschine 1 mit
10 Druckwerken 2 und einer Wendetrommel nach dem 5. Druckwerk
zum Einsatz der Maschine für
Schön-
und Widerdruck. Zwischen der Wendetrommel und der Speichertrommel
des 5. Druckwerks befindet sich die Trennstelle. Somit sind die
Wendetrommel und die Speichertrommel der Zylinder 5 nach
der Trennstelle und der Zylinder 4 vor der Trennstelle
in Bogenlaufrichtung gesehen. Die Beschreibung erfolgt weiterhin
an Hand der Kompensation eines halbtourigen Rhythmus, d.h. durch
Schwingungen von halber Maschinendrehzahl und deren Oberwellen verursachter
rhythmischer Schwankungen des Relativwegs am Umfang der entkoppelten
Zylinder 4, 5 zum Maschinenwinkel der Bogenübergabe
bzw. des auf dem Bogen auftretenden Übergabepassers zwischen den
getrennten Druckwerken 2. Ebenso kann das Verfahren jedoch
zur Kompensation anderer Rhythmen eingesetzt werden, z.B. des dritteltourigen
Rhythmus.
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Das Verfahren arbeitet nach dem Prinzip,
durch Erzeugung einer definierten Schwingung der halbtourigen Rhythmusordnung
den Einfluss einer im Signal enthaltenen Schwingung dieser Rhythmusordnung
sowie ihrer Oberwellen auf die Wiederholgenauigkeit der Bogenübergabe
zu kompensieren. In 1 sei
c(t) als ein Differenzsignal c(φ)
zweier mechanisch entkoppelter Zylinder 4, 5 dargestellt,
aufgetragen über
dem Maschinenwinkel φ,
wobei der Maschinenwinkel fortlaufend auch mit Werten größer 360° bezeichnet
wird. Zu den Winkeln α +
i–360° mit α = 100° werden die
Bogen zwischen den Zylindern 4, 5 übergeben.
Diese Winkel sind durch senkrechte gestrichelte Linien markiert.
Zur Erläuterung
des Prinzips enthält
das dargestellte Signal nur Oberwellen der Ordnung 0,5. Bei den
beiden Bogenübergaben
hat das Signal verschiedene Werte, woraus ein halbtouriger Rhythmus
folgt. Durch Überlagerung
des Signals cs(φ) mit einer Schwingung der
Ordnung 0,5, dargestellt in 2,
resultiert das Signal in 3.
Darin erfolgen die Bogenübergaben
jeweils bei gleichem Wert des Differenzsignals c(φ), d.h.
der halbtourige Rhythmus wird kompensiert.
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Die Rhythmuskompensationsregelung
arbeitet zeitdiskret. Zwischen den Regelungsschritten erfolgt die
Messung der Regelgröße. Der üblicherweise
durch Betragsbildung stets positiv angegebene Rhythmus ist als Regelgröße d
M(k) ungeeignet. Wenn φ den stetig fortlaufend gezählten Maschinenwinkel
bezeichnet, der bei jeder Maschinenumdrehung um 360° zunimmt,
dann ist
der Referenzwinkel der Maschinenordnung
0,5, welcher über
jeweils zwei Maschinenumdrehungen um 360° zunimmt.
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Erfolgen die Bogenübergaben
zu den Maschinenwinkeln α +
i·360°, dann ist
eine geeignete Regelgröße der Rhythmuskompensationsregelung
die Variable d
M(k) aus der Gleichung
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Dabei ist d(φRef)
eine hypothetische harmonische Schwingung der Rhythmusordnung, welche
genau die im Signal auftretenden halbtourigen Schwankungen zu den Übergabewinkeln
erzeugen würde.
Unter allen Funktionen mit dieser Eigenschaft gehört d(φRef) zu denen mit minimaler Amplitude, da
deren Extrema auf die Winkel der Bogenübergabe fallen.
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Ist s
i der
Wert des Signals c(t) zum Winkel der Bogenübergabe in Umdrehung i
so kann d
M(k) über eine
gerade Anzahl Umdrehungen 2n zwischen Regelungsschritt k–1 und Regelungsschritt k
gemessen werden gemäß der Gleichung
Dies entspricht der
halben mittleren Differenz zwischen den Signalwerten zum Winkel
der Bogenübergabe
in geraden Umdrehungen und den Signalwerten zum Winkel der Bogenübergabe
in ungeraden Umdrehungen. Andere im Signal enthaltene nicht ganzzahlige
Ordnungen und stochastische Störungen
beeinträchtigen
die Genauigkeit der Bestimmung von d
M(k)
gemäß Gleichung
(4). Tendenziell steigt die Genauigkeit mit zunehmender Zahl zur
Messung verwendeter Umdrehungen 2n. Diese Ausführungsform ist in
4 dargestellt. Die Berechnung
der Regelgröße d
M(k) erfolgt dabei gemäß Gleichung (4) in der Berechnungseinheit
11.
Dem weiter unten noch näher
erläuterten
Rhythmuskompensationsregler
12 wird die Regelgröße d
M(k) zugeführt. Mittels des Elements
10 werden
die Sollwinkel φ(t)
vorgegeben, während
die Regelung
9 die Motoren
7,
8 der Zylinder
4,
5 ansteuert.
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Eine weitere Möglichkeit ist die in
5 dargestellte zweite Ausführungsform,
bei der zur Berechnung der Regelgröße d
M(k)
nicht nur die Bogenübergabe
zwischen den mechanisch entkoppelten Zylindern
4,
5 eingeht,
sondern auch weitere, insbesondere alle Bogenübergaben zwischen den Druckzylindern
der mechanisch entkoppelten Druckwerke
2, also alle Bogenübergaben
zwischen den Zylindern
4,
5 und
6. Werden
m Bogenübergaben
betrachtet und ist s
ij der Differenzweg
am Umfang der an der Bogenübergabe
j beteiligten Zylinder
4,
5,
6 zum Maschinenwinkel
der jeweiligen Bogenübergabe
der Umdrehung, in welcher der Bogen in Umdrehung i zwischen den
getrennten Zylindern
4,
5,
6 übergeben
wird, so kann die Regelgröße berechnet
werden gemäß
-
Durch diese Definition ist sichergestellt,
dass tatsächlich
die Wegdifferenzen der Übergaben
in der inneren Summe aufsummiert werden, welche auf den selben Druckbogen
einwirken. Vorteil dieser Ausführungsform
ist die größere Genauigkeit,
Nachteil der Mehraufwand durch zusätzliche Geber.
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Ziel der Rhythmuskompensation ist
die Einspeisung eines geeigneten, möglichst linear auf das Signal c(t)
wirkenden harmonischen Moments ab Regelungsschritt k so, dass die
Regelgröße dM(k+1) im nächsten Regelungsschritt mit
dem Sollwert dS übereinstimmt. Ist dM(k) = 0, kann bei doppeltgroßen Zylindern 5 mit
zwei Greiferbrücken
beispielsweise durch toleranzbedingte Asymmetrien ein halbtouriger
Umfangspasserrhythmus auf den gedruckten Bögen auftreten. Der Sollwert
dS kann dann so vorgegeben werden, dass
bei Übereinstimmung
von dM(k) mit dS der
Rhythmus auf den Druckbögen
0 wird. Der Sollwert kann z.B. beim Abdrucken der Maschine ggf.
als Funktion der Geschwindigkeit ermittelt und gespeichert werden.
Neben Regelgröße dM(k) und Sollgröße dS ist
für die
Rhythmuskompensationsregelung noch die Einbeziehung einer Stellgröße erforderlich.
Hierfür
werden verschiedene Möglichkeiten
vorgestellt.
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Variante 1
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Bei Einsatz der diskreten Schwingungskompensation
gemäß
DE 101 49 525 A1 entspricht
die Stellgröße einem
Sollwert für
die Kompensation der Ordnung 0,5. Eine Ausführungsform dieser Variante
ist in
6 dargestellt.
Die Berechnungsgleichung der Kompensationsregelung lautet in komplexer
Schreibweise bei Addition der Kompensationsschwingung zum Motormoment
entsprechend
4.
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Die im Signal c(t) in der Messvorrichtung
13 zwischen
Abtastschritt k–1
und Abtastschritt k gemessene Schwingung der Ordnung 0,5 hat die
Amplitude c
0(k) und die auf den Referenzwinkel φ
Ref bezogene Phase γ(k). Deren Schwingungsgleichung
laute
kann in Analogie zur Wechselstromlehre
als komplexe Amplitude interpretiert werden.
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Die im Abtastschritt k berechnete
und zwischen Abtastschritt k und Abtastschritt k+1 über den
Prozess auf Signal c(t) einwirkende Kompensationsschwingung der
Ordnung 0,5 hat die Amplitude b
0(k) und
die auf den Referenzwinkel φ
Ref bezogene Phase β(k). Für die komplexe Amplitude b(k)
gilt
-
Deren Schwingungsgleichung lautet
-
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Die komplexe Amplitude b(k) wird
nach Gleichung (6) rekursiv aus der komplexen Amplitude des vorhergehenden
Abtastschritts b(k–1)
berechnet. Als Anfangsbedingung kann
gewählt werden. G
G(jω
0) ist der komplexe Wert der Übertragungsfunktion
des Prozesses an der Kreisfrequenz ω
0,
die der Ordnung 0,5 entspricht. Der Sollwert c
S(k)
der komplexen Amplitude der Ordnung 0,5 ist die Stellgröße der Rhythmuskompensationsregelung.
Ein Vorteil bei Verwendung der diskreten Schwingungskompensation
zur Realisierung der Rhythmuskompensation ist, dass die Messung
der Größe d
M(k) parallel zur Messung der komplexen Amplitude
c(k) zwischen Abtastschritt k–1
und k erfolgen kann.
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Für
die Regelabweichung e(k) des Rhythmuskompensationsreglers gilt
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Der durch c(k) verursachte Anteil
d
h(k) an der Größe d
M(k)
ist
-
Der Rest von d
M(k)
repräsentiert
den Anteil der ungeradzahligen Oberwellen der Ordnung 0,5, welcher durch
die Schwingung der Ordnung 0,5 kompensiert werden soll. Für den Sollwert
c
S(k) in Abtastschritt k folgt deshalb
-
Dieser beschreibt eine Schwingung
der Form
-
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Zur Rhythmuskompensation kann in
jedem Abtastschritt zunächst
mit Gleichung (13) der Sollwert cS(k) und
daraus mit Gleichung (6) die zur Erreichung dieses Sollwerts erforderliche
Kompensationsschwingung berechnet werden. Von Abtastschritt k bis
Abtastschritt k+1 wirkt dann die Kompensationsschwingung nach Gleichung
(10) auf das Signal ein. Als Winkel φ mit dem der Referenzwinkel φRef über
Gleichung (1) verknüpft
ist, bietet sich zur Gewährleistung
der Phasensynchronität
vor allem die Verwendung des gemessenen Winkelistwerts oder des
Winkelsollwerts eines Zylinders 4, 5, 6 oder
einer anderen Achse der Maschine an. Bei linearem Prozess mit bekannten
Parametern regelt der Rhythmuskompensationsregler 12 bei
Variante 1 den Rhythmus unter Vernachlässigung von Messungenauigkeiten
in einem Regelungsschritt aus.
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Variante 2
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Als weitere Möglichkeit zur Umsetzung der
Rhythmuskompensation bietet sich der Einsatz in Verbindung mit einem
Kompensationsregler an, welcher beispielsweise mittels eines Störmodells
sicherstellt, dass die Ordnung 0,5 im Signal c(t) der Sollgröße cS(φRef) ohne bleibende Regelabweichung folgt.
Eine Ausführungsform
dieser Variante ist in 7 am
Beispiel einer geregelten Schwingungskompensation mit internem Störmodell
dargestellt. Vorteil ist die einfache Anwendung. Die Sollschwingung
nach Gleichung (14) wird dabei dem Kompensationsregler der Ordnung
0,5 als Sollgröße vorgegeben.
Der Kompensationsregler bewirkt die Angleichung der im Signal enthaltenen
Schwingung der Ordnung 0,5 an die vorgegebene Sollschwingung. An Stelle
des Messwerts c(k) der sich im Signal c(t) einstellenden Schwingung
der Ordnung 0,5 kann deshalb direkt deren Sollgröße cS(k)
verwendet werden.
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Die Berechnungsgleichung (13) des
Rhythmuskompensationsreglers
12 für Regelungsschritt k vereinfacht
sich deshalb zu
mit der von Regelungsschritt
k bis Regelungsschritt k+1 gültigen
Sollgröße für den Kompensationsregler
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Gleichung (15) repräsentiert
einen integrierenden Regler (I-Regler). Da die Einschwingzeit des
unterlagerten Kompensationsreglers kleiner ist als die Abtastzeit,
regelt der Rhythmuskompensationsregler jedoch auch bei Variante
2 den Rhythmus unter Vernachlässigung
der Messungenauigkeiten von dM(k) und den
Nichtlinearitäten
des Prozesses in einem Regelungsschritt aus. Jeweils im eingeschwungenen
Zustand erfolgt die Messung der Regelgröße dM(k)
gemäß Gleichung
(4) und Berechnung der Regeldifferenz gemäß Gleichung (11). Aus dem im
vorhergehenden Abtastschritt berechneten dR(k–1), der
Regelgröße dM(k) und dem vorgebbaren Sollwert der Rhythmuskompensation
dS kann dann gemäß Gleichung (15) dR(k)
berechnet werden. Die daraus gemäß Gleichung
(16) berechnete Sollgröße cS(φRef) wird dann dem Kompensationsregler für Ordnung 0,5
vorgegeben. Tier Kompensationsregler gleicht dann die im Signal
enthaltene Schwingung der Ordnung 0,5 der Sollgröße an. Dies erfordert einen
Einschwingvorgang während
dessen keine Messung sinnvoll ist. Nach Abschluss des Einschwingvorgangs
beginnt der Messvorgang des nächsten
Regelungsschritts.
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Variante 3
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Als weitere Variante ist auch die
Rhythmuskompensation in Verbindung mit anderen ggf. auch sehr einfachen
Reglern denkbar. Vorteil ist, dass hierbei keine Maßnahmen
der Schwingungskompensation erforderlich sind, Nachteil ist die
schlechtere Konvergenz der Rhythmuskompensationsregelung 12.
In 8 ist eine Ausführungsform
dieser Variante dargestellt. Der Ablauf entspricht dem der Variante
2 mit dem Unterschied, dass die Sollgröße nicht dem Kompensationsregler
für Ordnung
0,5 vorgegeben sondern zum Sollwert der Winkelregelung addiert wird.
Bei einfachen Winkelregelungen ohne Kompensationsmaßnahmen
entstehen bleibende Abweichungen zwischen der sinusförmige Anteile
enthaltenden Soll- und Regelgröße der Winkelregelung.
Durch das integrierende Verhalten des Rhythmuskompensationsreglers 12 wird
jedoch die Sollgröße der Winkelregelung
so verändert,
dass die Regelgröße dM(k) der überlagerten
Rhythmuskompensationsregelung 12 gegen deren Sollwert dS konvergiert. Bei Variante 3 können zur
Optimierung des Einschwingverhaltens der Rhythmuskompensationsregelung
12 auch
anders Rhythmuskompensationsregler als der durch Gleichung (15)
beschriebene I-Regler eingesetzt werden. Insbesondere ist die Erhöhung des
I-Anteils und der Einsatz von PI-Reglern von Interesse. Die Verbindung
zwischen Kompensationsregler und Maschinenreglung für Variante
3 ist in 9 dargestellt,
die der 5 bei den Varianten
1 und 2 entspricht. Selbstverständlich
ist die Variante 3 auch mit einer Messung der Größe dM(k)
gemäß 4. möglich.
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Eine kurze Abtastzeit der Rhythmuskompensationsregelung 12 ermöglicht eine
schnelle Reduktion anfänglich
großer
Regelabweichungen der Rhythmuskompensationsregelung 12,
bedingt jedoch entsprechend kurze Messzeiten der Regelgröße dM(k) mit geringer Messgenauigkeit. Umgekehrt
erlaubt eine lange Abtastzeit entsprechend lange Messzeiten und
eine hohe Genauigkeit der gemessenen Regelgröße dM(k)
mit entsprechend hoher Qualität
der Kompensation. Um sowohl eine anfänglich schnelle Reduktion der
Regelabweichung als auch eine hohe stationäre Genauigkeit zu erreichen,
ist eine anfänglich
kurze Abtastzeit der Rhythmuskompensation mit anschließender Steigerung
sinnvoll.
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In 10 ist
die Wirkungsweise auf den Differenzweg am Umfang der getrennten
Zylinder 4, 5 dargestellt. Der Differenzweg zweier
aufeinanderfolgender Umdrehungen ist darin zum Vergleich über den
Maschinenwinkel von –180° bis +180° aufgetragen.
Die erste Umdrehung wird durch die dünne Kurve und die zweite Umdrehung
durch die dicke Kurve repräsentiert.
Der Winkel der Bogenübergabe
zwischen den Zylindern ist durch die durchgezogene senkrechte Linie
bei –87,22° markiert.
In der Nähe
dieses Winkels schneiden sich die beiden Differenzwegkurven, so
dass die Abweichung des Differenzwegs bei der Bogenübergabe
zwischen aufeinanderfolgenden Bogen sehr gering ist. 11 stellt das Spektrum der
zugehörigen
Fast-Fourier-Transformierten des Differenzwegs dar. Es ist zu erkennen,
dass neben der Grundschwingung im Wesentlichen die Wirkungen der
Ordnungen 5,5 und 6,5 durch die Schwingung der Ordnung 0,5 kompensiert
werden.
-
- 1
- Bogenrotationsdruckmaschine
- 2
- Druckwerk
- 3
- Zylinder
- 4
- Zylinder
vor der Trennstelle mit Sensor
- 5
- Zylinder
nach der Trennstelle mit Sensor
- 6
- mechanisch
gekoppelte Zylinder mit Sensor
- 7
- Motor
zur Regelung von Zylinder 4
- 8
- Motor
zur Regelung von Zylinder 5
- 9
- (Winkel-)Regelung
der Zylinder 4 und 5
- 10
- Berechnung
des Sollwinkels φ(t)
- 11
- Berechnung
der Regelgröße dM(k)
- 12
- Rhythmuskompensationsregler
- 13
- Messung
der komplexen Amplitude c(k) der im Signal c(t) enthaltenen
-
- Schwingung
der Ordnung 0,5 bezogen auf den Referenzwinkel φRef
- 14
- Berechnung
der Größe dh(k) aus c(k) gemäß Gleichung (12)
- 15
- Berechnung
des Sollwerts cS(k) der Schwingungskompensation
gemäß Gleichung
-
- (13)
- 16
- Bestimmung
der Sollgröße dS der Rhythmuskompensationsregelung
- 17
- Berechnung
des Referenzwinkels φRef gemäß Gleichung
(1)
- 18
- Berechnung
der diskreten Schwingungskompensation gemäß Gleichung (6)
- 19
- Generierung
der Kompensationsschwingung gemäß Gleichung
(10)
- 20
- Bildung
der Regeldifferenz der Rhythmuskompensationsregelung gemäß Gleichung
-
- (11)
- 21
- eigentlicher
Rhythmuskompensationsregler nach Gleichung (15)
- 22
- Berechnung
der Sollgröße cS(φRef) der Schwingungskompensation gemäß
-
- Gleichung
(16)
- 23
- Kompensationsregler
mit internem Störmodel
zur Angleichung der im Signal c(t)
-
- enthaltenen
Schwingung der Ordnung 0,5 an die Sollgröße cS(φRef)