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Die
Erfindung betrifft die Verwendung einer Copolyamidfolie als Dampfbremse
(Dampfbremsfolie) mit erhöhter
Reißdehnung
in Längs-
und Querrichtung, die einen von der Umgebungsfeuchte abhängigen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
aufweist, in Wärmedämmsystemen
von Gebäuden
aus einem Material auf Copolyamidbasis.
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Beim
Bau neuer Gebäude
und der Altbausanierung werden Wärmedämm-Maßnahmen
durchgeführt, mit
denen eine Absenkung des Kohlendioxidausstoßes beim Beheizen der Gebäude erreicht
werden soll. Dabei ist die Erfüllung
der DIN 4108-7 zu gewährleisten,
die bei jedem Gebäude
die Luftdichtheit quer durch die Dämmung vorschriebt.
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Der
Aufbau der installierten Wärmedämmung (Wärmedämmsystem)
besteht im allgemeinen aus den folgenden 4 Bestandteilen in der
Reihenfolge von außen
nach innen:
Ziegel → Diffusionsoffene
Unterspannbahn → Wärmedämmschicht
(z. B. Mineralwolle) → Dampfbremse → Verkleidung.
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Damit
wird zum einen das Eindringen von kalter Außenluft in den Gebäudeinnen-Raum und zum anderen
das Entweichen warmer Raumluft aus dem Gebäude verhindert. Die Ursache
für die
möglichen
Luftbewegungen können
Risse, Fugen und Spalte im Bereich der angebrachten Dämmung sein.
Die Folgen solcher Luftbewegungen sind die sehr hohen Wärmeenergieverluste
und die bauwerksschädigende
Tauwasserbildung. Die Verwendung einer diffusionsoffenen Innenverkleidung
beim Bau und der Sanierung von Gebäuden erfordert eine zusätzliche
Dampfbremse.
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Die
Wasserdampfdurchlässigkeit
(WDD) ist definiert als die Wasserdampfmenge, die pro Zeit und Fläche unter
definierten Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeitsgefälle, Luftdruck)
durch einen Werkstoff diffundiert. Die Einheit der WDD ist g/(m2d).
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Eine
in der Praxis gleichwertig verwendete Angabe zur Charakterisierung
der WDD eines Materials stellt die Nennung der wasserdampfdiffusionsäquivalenten
Luftschichtdicke sd dar. Diese Vergleichsgröße bezeichnet
die Dicke einer Luftschicht, welche eine gleich große Dampfdichtigkeit
aufweist, wie eine Stoffschicht mit der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ und der
Schichtdicke s. Der sd-Wert wird berechnet
durch die Multiplikation der Diffusionswiderstandszahl μ mit der
Schichtdicke s und in der Einheit [mm] oder [m] angegeben.
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Der
Stand der Technik wird charakterisiert durch die Verwendung von
Folien mit unterschiedlicher Wasserdampfdurchlässigkeit (WDD). Bei den eingesetzten
Materialien handelt es sich z. B. um Polyethylenfolie, Natronkraftpapier,
Cellulosefolie und Homopolyamidfolie.
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Es
ist allgemein bekannt, dass eine Polyethylenfolie eine sehr geringe
Wasserdampfdurchlässigkeit besitzt.
Sie beträgt
zum Beispiel 4,3 g/(m2d) für eine LDPE-Folie
mit einer Dicke von 100 μm
(Meßtemperatur. 39,5°C). Für Polyethylenfolien
gilt, dass zum Beispiel der Wert des Diffusionswiderstandes von
sd ≥ 100
m für unterschiedliche
Luftfeuchtigkeiten und Umgebungstemperaturen konstant ist. Diese
Dampfbremse ist dann auf Grund des hohen sd-Wertes
als vergleichsweise dicht einzuordnen.
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Aus
diesem Grund kann dann zwar keine Feuchte aus den Wohnräumen in
die Konstruktion hinein kommen, es gelangt aber auch keine Feuchte
(z. B. aus dem Holz der Dachstuhlkonstruktion oder aus dem verarbeiteten
Dämmstoff)
zur Wohnraumseite hin. Dies kann in ungünstigen Fällen zu gravierenden Nässeschäden an der
Dachkonstruktion führen.
Bekannt sind Produkte, die für
eine verbesserte Wärmereflexion
teilweise aluminiumbeschichtet sind.
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Polyethylenfolien
weisen eine Reihe von positiven Eigenschaften aus. Es sind preisgünstige Produkte, die über einen
weiten Temperaturbereich gute Weiterverarbeitungseigenschaften aufweisen.
Deshalb hat man versucht, die WDD zu verbessern.
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Beim
Einsatz von Polyethylen kann die Verbesserung der WDD durch die
einzelne und/oder gemeinsame Nutzung unterschiedlicher Modifizierungsvarianten
erreicht werden. Die Steigerung der Porosität durch den Zusatz blasenbildender
oder quellender Zusätze
stellt eine mögliche
Modifizierungsvariante dar (
JP 63286331 ,
JP 62282003 ).
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Eine
zweite Variante zur positiven Beeinflussung der WDD von Polyethylenfolien
ist die Erhöhung
der Hydrophilie durch Tensidzusatz (
EP
192965 ), Zusatz hydrophiler Füllstoffe (
JP 62081427 ) oder Zusatz hydrophiler
Polymere (
JP 11302433 ).
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Eine
dritte Variante zur Verbesserung der WDD ist die Mikroperforation
der Polyethylenfolie.
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Mit
ihrer von der Umgebungsbedingungen unabhängigen WDD (ca. sd =
2,5–3
m) kann es unter sommerlichen Verhältnissen im Extremfall zu Schäden an der
Dachkonstruktion kommen, deren Ursache eine zu hohe Restfeuchte
im Dachbereich ist. Der durch die Mikroperforation erlittene Festigkeitsabfall
wird durch die Verstärkung
der Folie mit einem Gitternetzmaterial ausgeglichen. Daraus ergibt
sich aber ein hohes Flächengewicht
(150–200
g/m2), was die Verarbeitungseigenschaften
beim Verlegen auf der Baustelle ungünstig beeinflußt.
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Für Natronkraftpapier
ist bekannt, dass sich der Sperrwert des Papiers bei einer hohen
Feuchtebelastung irreversibel ändert
und das Auftreten von Schimmelpilzkulturen beobachtet werden konnte.
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Auf
der Basis von Zellulose hergestellte Folien mit einem saisonabhängigem,
variablen sd-Wert (Sommer: sd =
3,5; Winter: sd = 0,8) besitzen nur eine
sehr niedrige Bruchdehnung von 2–3%.
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Bekannt
ist auch der Einsatz einer Homopolyamidfolie. Hier werden feuchtetechnische
Kennwerte realisiert, die den Anforderungen des Gebäudeschutzes genügen (
DE 195 14 420 C1 ).
Eine Hydrophilierung der Polymermatrix ist auf Grund des polaren
Charakters des Polymeren nicht notwendig. Die Einlagerung des Wassers
in der Art eines Weichmachers in die polymere Matrix bewirkt eine
ausreichende Erhöhung
der Wasserdampfdurchlässigkeit.
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Von
diesen Polyamiden ist auch bekannt, dass deren Wasserdampfdurchlässigkeit
von der Umgebungsfeuchtigkeit abhängt. Diese Abhängigkeit
ist darin begründet,
dass das beschriebene Polymer eine von der Luftfeuchte abhängige Wasserabsorption
aufweist. Durch diesen Vorteil der variablen WDD ergibt sich eine Dampfbremse
deren sd-Wert im Winter mindestens 2 m und
im Sommer weniger als 1 m beträgt.
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Die
mechanischen Kennwerte von Dampfbremsfolien auf Polyamidbasis sind
temperaturabhängig.
Mit abnehmender Temperatur bei der Verarbeitung von Homopolyamidfolien
erniedrigt sich aber deren mechanische Belastbarkeit. Infolge dessen
ist die Verarbeitung derartiger Folien nicht ganzjährig zu
empfehlen. Die im Fall einer Verarbeitung in den Wintermonaten bei
niedrigen Außentemperaturen
(T = 0°C)
mit erhöhter
Wahrscheinlichkeit auftretenden Einrisse der Folie machen eine aufwendige
Instandsetzung im Bereich der Folienschädigung notwendig. Um die Gesamtfunktionalität der feuchteadaptiven
Dampfbremse im Bereich des Einrisses zu erhalten, muss die Folienbahn
mit speziellem Dichtungsband repariert werden. Diese Reparaturmaßnahmen
sind kostenintensiv und hemmen den Baufortschritt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die dem Stand der Technik
entsprechende feuchteadaptive Dampfbremse derart zu verbessern,
dass das bestehende Eigenschaftsniveau angehoben wird und die derzeitig
bestehenden Nachteile nicht mehr vorliegen, d. h. eine feuchteadaptive
Dampfbremse erhalten wird, deren mechanische Eigenschaftskennwerte
verbessert werden, speziell erhöhte
Reißdehnung
in Längs-
und Querrichtung aufweisen.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe gelöst
durch die Verwendung einer Copolyamidfolie als Dampfbremse in Wärmedämmungssystemen
von Gebäuden
(Dampfbremsfolie), welche erhöhte
Reißdehnung
in Längs-
und Querrichtung und einen von der Umgebungsfeuchte abhängigen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
aufweist, aus einem Material auf Copolyamidbasis, wobei das Material
ein mit einem Elend aus einem oder mehreren Vernetzern und/oder
einem oder mehreren Polyolefinhomopolymeren und/oder einem oder mehreren
Polyolefincopolymeren modifiziertes Copolyamid ist und bei einer
relativen Feuchte der die Dampfbremsfolie umgebenden Atmosphäre von 100%
und einer Umgebungstemperatur von 0°C einen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
im Bereich von 4,5 bis 8 g/(m2d) und bei
einer relativen Feuchte der die Dampfbremsfolie umgebenden Atmosphäre von 85%
und einer Umgebungstemperatur von 23°C einen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
im Bereich von 11 bis 23 g/(m2d) aufweist.
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Die
verwendeten Copolyamide sind dadurch charakterisiert, dass sie aus
einem Lactam (vorzugsweise aus 85 bis 80 Ma% ε-Caprolactam) und aus einem
aliphatischen Diamin in Kombination mit einer aliphatischen Dicarbonsäure (vorzugsweise
20 bis 15 Ma% eines aliphatischen Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen
im äquimolaren
Verhältnis
zu einer aliphatischen Dicarbonsäure
mit 6 Kohlenstoffatomen) bestehen.
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Dabei
sind folgende Kombinationen besonders geeignet:
Copolyamid
6/66 aus
- a) 85 bis 80 Ma% ε-Caprolactam und
- b) 20 bis 15 Ma% eines aliphatischen Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen
in Kombination mit einer aliphatischen Dicarbonsäure mit 6 Kohlenstoffatomen.
Copolyamid
6/12 aus - a) 85 bis 80 Ma% ε-Caprolactam und
- b) 20 bis 15 Ma% Laurinlactam
Copolyamid 6/69 aus - a) 85 bis 80 Ma% ε-Caprolactam und
- b) 20 bis 15 Ma% eines aliphatischen Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen
in Kombination mit einer aliphatischen Dicarbonsäure mit 9 Kohlenstoffatomen.
Copolyamid
66/610 aus - a) 85 bis 80 Ma% eines aliphatischen
Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen in Kombination mit einer aliphatischen
Dicarbonsäure
mit 6 Kohlenstoffatomen und
- b) 20 bis 15 Ma% eines aliphatischen Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen
in Kombination mit einer aliphatischen Dicarbonsäure mit 10 Kohlenstoffatomen.
Copolyamid
66/6 aus - a) 85 bis 80 Ma% eines aliphatischen
Diamins mit 6 Kohlenstoffatomen in Kombination mit einer aliphatischen
Dicarbonsäure
mit 6 Kohlenstoffatomen und
- b) 20 bis 15 Ma% ε-Caprolactam.
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Die
Zähmodifikation
der Polymermatrix der Folie gelingt durch Modifizieren mit Vertretern
verschiedener Produktgruppen, ausgewählt aus
- – einem
zähelastischen
Polyolefinhomopolymer,
- – einem
Ethen-α-Olefin-Copolymer,
vorzugsweise im Dichtebereich 0,868 bis 0,904 g/cm3,
z. B. Ethen-1-Hexen-Copolymer,
- – einem
Polyethylen-Copolymer wie Polyethylen-Vinylacetat-Copolymer,
- – einem
Wachs wie Polyethylenwachs,
- – aus
einem Elastomer wie EPDM-Kautschuk,
- – aus
einem 1,4-Polydien wie Polyisopren,
- – aus
einem thermoplastischen, elastomeren Blockcopolymeren wie Styrol-Ethenbuten-Styrol-Block-Copolymer,
- – aus
einem Blend bestehend aus mindestens 2 Polyolefinhomopolymeren oder
- – aus
einem Blend bestehend aus mindestens 2 Polyolefincopolymeren.
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Die
eingesetzte chemische Verbindung wird vorzugsweise in einem Bereich
von 1,0 Ma% bis 10 Ma% dosiert.
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Eine
zweite Variation der gesteuerten Modifizierung des als Polymermatrix
eingesetzten Copolyamids ergibt sich aus der möglichen Vernetzung der Polymerketten.
Die Dampfbremsfolie kann modifiziert werden mit einer zur Vernetzung
der Copolyamid-Polymermatrix befähigten
chemischen Verbindung wie Ethen-Acrylester-Maleinsäureanhydrid Terpolymer.
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Damit
ist aber auch die Möglichkeit
gegeben, dass das Material aus Copolyamid modifiziert ist mit einem
Blend aus einer oder mehreren zur Vernetzung der Copolyamid-Polymatrix
befähigten
chemischen Verbindung(en) wie Ethen-Acrylester-Maleinsäureanhydrid Terpolymer.
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Die
zur Vernetzung der Polymermatrix befähigte chemische Verbindung
wird vorzugsweise in einem Bereich von 0,5 Ma% bis 10 Ma% dosiert.
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Insgesamt
werden Dampfbremsfolien mit erhöhter
Reißdehnung
in Längs-
und Querrichtung als Bestandteil des Wärmedämmungssystems von Gebäuden aus
einem Material auf Copolyamidbasis verwendet, bei denen das Material
bei einer relativen Feuchte der die Dampfbremsfolie umgebenden Atmosphäre von 100%
und einer Umgebungstemperatur von 0°C einen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
im Bereich von 4,5 bis 8 g/(m2d) und bei
einer relativen Feuchte der die Dampfbremsfolie umgebenden Atmosphäre von 85%
und einer Umgebungstemperatur von 23°C einen Wasserdampf-Diffusionswiderstand
im Bereich von 11 bis 23 g/(m2d) aufweist,
wie es in der Tabelle beispielshaft dargestellt ist.
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Die
mit der Erfindung erzielbaren Vorteile liegen insbesondere darin,
dass durch die Verwendung von Copolymeren des Polyamids und die
gesteuerte Zähmodifikation
bzw. Vernetzung der Polymermatrix der Folie im Verlauf des Extrusionsprozesses
eine deutliche Verbesserung der Werte im Niedrigtemperaturbereich
erreicht wird.
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Der
erzielte Fortschritt betrifft vor allem die die Festigkeit und Deformationsfähigkeit
beschreibenden Kennwerte (Weiterreißkraft, Zugfestigkeit, Reißdehnung)
bei unterschiedlichen Temperaturen. Die Verbesserung der Folie in
Bezug auf die Erhöhung
der Weiterreißkraft
ist sowohl bei Normaltemperatur (20°C) als auch bei deutlich niedrigerer
Temperatur (0°C)
im Anwendungsfall der Folie gegeben.
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Überraschend
ist, dass die Zugfestigkeit der Dampfbremsfolie bei 0°C sich in
Längs- und Querrichtung der
Folie um den Faktor 1,3 bzw. 1,2 im Vergleich zum Stand der Technik
(z. B. Homopolyamidfolie) erhöht, wie
es die Tabelle zeigt.
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Weiterhin
neu und überraschend
ist, dass die Reißdehnung
bei 0°C
sich in Längs- und Querrichtung der
Folie um den Faktor 1,2 bzw. 2,5 und bei 20°C sich in Längs- und Querrichtung der Folie um den Faktor 1,3
im Vergleich zum Stand der Technik (z. B. Homopolyamidfolie) erhöht.
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Überraschend
ist, dass die Beeinflussung des Wasserdampfdiffusionswiderstandes
durch das neuartige Foliendesign nur in einem sehr geringen Maße entsprechend
der ausgewählten
Modifizierung erfolgt. Die Standardanforderung an eine feuchteadaptive
Dampfbremse bezüglich
des Wasserdampfdiffusionswiderstandes beträgt 8 bis 204 g/(m2d)
(85% relativen Feuchte, Umgebungstemperatur = 23°C) und wird unabhängig von
der Modifizierung in jedem Fall beibehalten.
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Aus
der Literatur ist bekannt, dass die Vernetzung eines Kunststoffs
einen kleineren Permeationskoeffizienten zur Folge hat, da der Diffusionskoeffizient
kleiner wird. Deshalb ist es überraschend,
dass durch den Einsatz von vernetzenden Additiven in diesem Fall
eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften und der Erhalt
der Wasserdampfdurchlässigkeit
im angestrebten Wertebereich realisiert werden konnte.
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Die
vorteilhaften Eigenschaften der Dampfbremsfolie werden durch die
Werte der folgenden Tabelle deutlich, die im Ergebnis verschiedener
Beispiele erhalten wurden: Untersucht wurde ein Copolyamid 6/66
mit der Zusammensetzung von 86 Ma% ε-Caprolactam und 14 Ma% des
1,6 Hexendiamin in Kombination mit Adipinsäure.
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