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Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Insbesondere geht es um ein Verfahren zum Noteinlegen einer Feststellbremse eines Fahrzeugs, wobei
- - ein Betriebsbremssystem mit Betriebsbremse und ein Feststellbremssystem mit der Feststellbremse Bestandteile eines elektropneumatischen Bremssystems sind,
- - das Feststellbremssystem Federspeicherbremszylinder aufweist,
- - das Betriebsbremssystem eine Betriebsbremsen-Steuereinheit zur Ansteuerung von Komponenten der Betriebsbremse umfasst,
- - mindestens ein Bremskreis für die Betriebsbremse und die Feststellbremse vorgesehen ist, wobei die Bremskreise für Betriebsbremse und Feststellbremse auch getrennt sein können, und
- - die Federspeicherbremszylinder entlüftet werden können, wenn ein Vorratsdruck in mindestens einem Bremskreis für die Betriebsbremse abfällt.
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Moderne Nutzfahrzeuge weisen ein elektropneumatisches Bremssystem auf. Bestandteil des Bremssystems sind Federspeicherbremsen als Feststellbremsen. Diese werden auch als Parkbremsen bezeichnet. Die Feststellbremsen wirken durch Federkraft und sind durch Belüftung von Federspeicherbremszylindern lösbar bzw. durch Entlüftung feststellbar.
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Innerhalb des Betriebsbremssystems werden Ventile zur Regelung des Betriebsbremsdrucks elektronisch angesteuert. Die Ventile können in sogenannten Achsmodulatoren oder außerhalb derselben vorgesehen sein.
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Auch die Feststellbremsen werden elektronisch angesteuert. Durch Betätigung eines Magnetventils wird die Belüftung oder Entlüftung der Federspeicherbremszylinder geregelt. Aus Sicherheitsgründen muss das Magnetventil stets eine eindeutige Schaltposition einnehmen, die bei Ausfall der Spannungsversorgung beibehalten werden muss. Das Magnetventil ist deshalb als bistabiles Magnetventil ausgeführt.
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Die Federspeicherbremszylinder können mit Betriebsbremszylindern kombiniert sein, sodass Federspeicherbremse und Betriebsbremse auf dieselben Bremskolben wirken. Zur Vermeidung einer mechanischen Überlastung der Bremskolben durch Addition von Bremskräften aus den Betriebsbremsen und den Federspeicherbremsen können geeignete konstruktive Maßnahmen getroffen sein. Werden die Betriebsbremsen betätigt, während die Feststellbremsen wirksam sind, erfolgt zugleich eine Belüftung der Federspeicherbremszylinder, um so die Addition der Bremskräfte zu vermeiden.
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In einigen Märkten ist aus Sicherheitsgründen eine Entlüftung der Federspeicherbremszylinder vorgesehen, sofern der Vorratsdruck im Betriebsbremssystem abfällt. Betriebsbremse und Feststellbremse können unterschiedlichen Bremskreisen zugeordnet sein. Bei einer Zuordnung von unterschiedlichen Bremskreisen wird teilweise über eine sogenannte Bleed-Back-Funktion sichergestellt, dass ein Vorratsdruckabfall im Bremskreis für die Betriebsbremse auch den Bremskreis für die Federspeicherbremse entlüftet. In einigen Ländern müssen Betriebsbremse und Feststellbremse keine getrennten Bremskreise aufweisen. Der Bremskreis für die Feststellbremse ist dann zugleich der Bremskreis für die Betriebsbremse, sodass bei Vorratsdruckabfall im Bremskreis ohnehin die Federspeicherbremszylinder entlüftet werden.
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Die Feststellbremse muss durch den Fahrer einlegbar sein. Im Fehlerfall ist der Fahrer gehalten durch bewusst herbeigeführtes Absenken des Vorratsdrucks im Bremskreis für die Betriebsbremse die Federspeicherbremszylinder zu entlüften und so die Feststellbremse zu aktivieren. Hierzu bremst der Fahrer das Fahrzeug mit der Betriebsbremse ab, stellt den Motor ab, sodass die Druckluftförderung unterbrochen ist, und betätigt anschließend mehrfach die Betriebsbremse. Dadurch wird der Bremskreis für die Betriebsbremse nach und nach entlüftet. Als Folge daraus werden auch die Federspeicherbremszylinder entlüftet. Für den geschilderten Ablauf sind die Aufmerksamkeit und das rechtzeitige Eingreifen des Fahrers erforderlich.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens zum Noteinlegen einer Feststellbremse, unabhängig vom Eingreifen des Fahrers.
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Zur Lösung der Aufgabe weist das erfindungsgemäße Verfahren die Merkmale des Anspruchs 1 auf. Insbesondere bewirkt die Betriebsbremsen-Steuereinheit unter definierten Bedingungen programmgesteuert eine Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem Bremskreis für die Betriebsbremse. Die definierten Bedingungen sind im Programm der Betriebsbremsen-Steuereinheit hinterlegt und können dort an unterschiedliche Bedingungen angepasst werden, etwa durch Aufspielen einer neuen Software oder durch Updates derselben. Durch die Absenkung des Vorratsdrucks im Bremskreis für die Betriebsbremse werden auch die Federspeicherbremszylinder entlüftet. Die Absenkung des Vorratsdrucks erfolgt soweit, dass die Federspeicherbremsen wirken. Das Verfahren ist auf die Aufmerksamkeit und das Eingreifen des Fahrers nicht angewiesen. Der Fahrer sollte lediglich das Fahrzeug zum Stillstand bringen.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass für die Betriebsbremse mehrere Bremskreise vorgesehen sind und die Betriebsbremsen-Steuereinheit eine Absenkung des Vorratsdrucks in nur einem Bremskreis für die Betriebsbremse bewirkt. Vorzugsweise bleibt der Vorratsdruck in Bremskreisen an anderen Achsen erhalten. Ein erneutes Belüften der Federspeicherbremszylinder ist dann schneller möglich. Auch kann die Betriebsbremse weiter genutzt werden. Vorteilhafterweise wird der Vorratsdruck in einem Bremskreis mit für eine Entlüftung des Bremskreises besonders gut geeigneten, regelbaren Ventilen abgesenkt. Insbesondere wird der Vorratsdruck in einem Bremskreis für eine Vorderachse abgesenkt. Möglich ist aber auch die Nutzung eines Bremskreises für eine Hinterachse, insbesondere dann, wenn an der Vorderachse eine größere Bremswirkung erzielbar ist und die Betriebsbremse dort weiter genutzt werden soll.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit eine Absenkung des Vorratsdrucks in allen Bremskreisen für die Betriebsbremse bewirkt. Dadurch wird die Entlüftung der Federspeicherbremszylinder in besonders hohem Maße sichergestellt.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit nach Eintritt wenigstens einer der nachfolgenden Bedingungen eine Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem Bremskreis für die Betriebsbremse bewirkt:
- a) die Betriebsbremsen-Steuereinheit erkennt einen Fehler im Feststellbremssystem,
- b) aufgrund definierter Randbedingungen,
- c) nach Betätigung eines gesonderten Bedienelements,
- d) nach Betätigung eines Bremspedals für die Betriebsbremse in Kombination mit einem erkannten Fehler im Feststellbremssystem,
- e) aufgrund eines dedizierten Signals einer zusätzlichen elektronischen Steuereinheit.
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Die Erkennung eines Fehlers im Feststellbremssystem kann aus unterschiedlichsten Ereignissen resultieren. Auch können die definierten Randbedingungen, unter denen der Vorratsdruck im Bremskreis für die Betriebsbremse abgesenkt wird, vielfältiger Art sein. Als gesondertes Bedienelement kann im Fahrzeug/Fahrerkabine ein gesondertes Bedienelement vorgesehen sein, welches zusätzlich betätigt werden muss, beispielsweise nach Abgabe eines programmgesteuerten Warnsignals und/oder einer programmgesteuerten Verminderung der Fahrzeuggeschwindigkeit bis hin zum Stillstand. Als auslösende Bedingung für die Absenkung des Vorratsdrucks im Bremskreis für die Betriebsbremse kann zur Verbesserung der Sicherheit auch die Erkennung des Fehlers im Feststellbremssystem mit der Betätigung eines Bremspedals für die Betriebsbremse kombiniert werden. Schließlich kann die Absenkung des Vorratsdrucks im Bremskreis für die Betriebsbremse auch aufgrund des dedizierten Signals einer zusätzlichen elektronischen Steuereinheit erfolgen. Bei der Steuereinheit kann es sich um eine elektronische Steuereinheit des Bremssystems oder außerhalb des Bremssystems handeln.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit einen Fehler im Feststellbremssystem erkennt, weil wenigstens eines der nachfolgenden Ereignisse eingetreten ist:
- aa) der Betriebsbremsen-Steuereinheit liegt eine Fehlermeldung einer Feststellbremsen-Steuereinheit vor,
- ab) der Betriebsbremsen-Steuereinheit liegt ein erwartetes Signal der Feststellbremsen-Steuereinheit nicht vor,
- ac) die Betriebsbremsen-Steuereinheit stellt einen Ausfall von Signalen auf einem angeschlossenen CAN-Bus fest.
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Die Feststellbremsen-Steuereinheit kann so konfiguriert sein, dass die Übermittlung einer Fehlermeldung an die Betriebsbremsen-Steuereinheit möglich ist. Die Feststellbremsen-Steuereinheit kann derart konfiguriert sein, dass zyklisch oder zu vorgegebenen Zeitpunkten oder ereignisabhängig Signale mittelbar oder unmittelbar an die Betriebsbremsen-Steuereinheit übermittelt werden. Entsprechend kann die Betriebsbremsen-Steuereinheit ein Signal erwarten. Wenn dieses ausbleibt, stellt die Betriebsbremsen-Steuereinheit einen Fehler im Feststellbremssystem fest. Der Ausfall von Signalen kann auch darin bestehen, dass ein angeschlossener CAN-Bus keine Signale mehr übermittelt. Insbesondere liegt dann ein sogenannter CAN-Timeout vor.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass für die Absenkung des Vorratsdrucks im Bremskreis für die Betriebsbremse aufgrund definierter Randbedingungen wenigstens eine der nachfolgenden Randbedingungen erfüllt sein muss,
- ba) dediziertes Notparksignal eines virtuellen Fahrers,
- bb) allgemeine Parkanforderung eines virtuellen Fahrers an das Bremssystem, in Kombination mit erkanntem Stillstand des Fahrzeugs,
- bc) allgemeine Parkanforderung eines virtuellen Fahrers an das Bremssystem, in Kombination mit einem erkannten Fehler im Feststellbremssystem,
- bd) allgemeine Parkanforderung eines virtuellen Fahrers an das elektronische Bremssystem, in Kombination mit nicht aktiver Druckluftförderung.
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Ein virtueller Fahrer soll hier eine programmgesteuerte Automatisierung sein, die einen Teil oder die volle Regelung von Fahrzeugfunktionen übernimmt, entsprechend Automation-Level 2 bis 5. Die Parkanforderung durch den virtuellen Fahrer ist vorzugsweise ein CAN-Signal oder ein anderes elektrisches Signal.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit eine Druckluftförderung in die Bremskreise deaktiviert. Ziel ist die Vermeidung der Möglichkeit einer Druckzunahme im Bremskreis für die Betriebsbremse. Die Nachförderung von Druckluft in den Bremskreis kann durch Drucklufterzeugung mittels eines Kompressors oder durch Druckluftzufuhr aus einem Druckluftvorrat erfolgen. Vorzugsweise wird die Druckluftzufuhr unterbunden durch Stilllegung des Kompressors. Möglich ist aber auch eine mittelbare Abschaltung des Kompressors durch Absperren der Druckluftzufuhr über ein programmgesteuert schaltbares Ventil. Nach Erreichen eines Druckgrenzwerts schaltet sich der Kompressor automatisch ab. Ein programmgesteuertes Ventil kann auch die Zufuhr von Druckluft aus einem Druckluftvorrat absperren.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit durch eine Betätigung der Betriebsbremse die Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse bewirkt. Das heißt, der Vorratsdruck im Bremskreis wird durch die insbesondere mehrfache Betätigung der Betriebsbremse abgesenkt, also vorzugsweise durch mehrfaches Belüften und Entlüften von Bremszylindern der Betriebsbremse.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Betriebsbremsen-Steuereinheit durch Betätigung der Betriebsbremse die Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse bewirkt, sofern das elektronische Bremssystem einen Stillstand des Fahrzeugs oder einen Fehler im Feststellbremssystem erkennt und ein Bremspedal für die Betriebsbremse für einen definierten Mindestzeitraum vollständig betätigt wird. Die Betriebsbremsen-Steuereinheit berücksichtigt demnach zwei Nebenbedingungen. Zum einen muss der Fahrer das Bremspedal für die Betriebsbremse für einen Mindestzeitraum vollständig betätigen. Der Mindestzeitraum beträgt vorzugsweise zwischen drei und zehn Sekunden oder ist größer als fünf Sekunden. Als zweite Nebenbedingung muss das elektronische Bremssystem einen Stillstand des Fahrzeugs oder einen Fehler im Feststellbremssystem erkennen. Bei Stillstand des Fahrzeugs kann auf diese Weise die Feststellbremse allein durch Betätigung des Bremspedals eingelegt werden. Bei Fehler im Feststellbremssystem ist ohnehin eine zügige Abbremsung geboten.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Vorratsdruck in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse durch Entlüften über ein Ventil im Betriebsbremssystem abgesenkt wird. Die Betätigung der Betriebsbremse ist dann nicht erforderlich, kann aber möglich bleiben. Für das Entlüften kann ein separates oder ein ohnehin vorgesehenes Ventil verwendet werden. Letzteres spart zusätzlichen Aufwand. Sofern ein separates Ventil nur für diesen Zweck verwendet wird, können Funktionskollisionen sicher vermieden werden. Als Ventile zum Entlüften gelten auch Ventileinrichtungen, die wiederum mehrere Ventile aufweisen, etwa Einlassventile und Auslassventile.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Vorratsdruck in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse durch Entlüften über ein Ventil zum Regeln einer Blockierverhinderung abgesenkt wird. Vorzugsweise handelt es sich um ein sogenanntes ABS-Magnetventil, über das der Bremsdruck in den Bremszylindern der Betriebsbremse abgebaut werden kann. Derartige Ventile können auch in einen sogenannten Achsmodulator integriert sein.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse über Ventile mit überdurchschnittlich großer Nennweite erfolgt, bezogen auf alle im Betriebsbremssystem vorhandenen Ventile. Die Nennweite beträgt vorteilhafterweise 8-12 mm, 9-11 mm oder 10 mm und bezieht sich insbesondere auf Entlüftungsausgänge der Ventile. Vorzugsweise handelt es sich um die bereits genannten Ventile zum Regeln der Blockierverhinderung, insbesondere an einer Vorderachse des Fahrzeugs. Die ABS-Ventile sollen bei einer Blockierneigung der Räder einen schnellen Druckabbau gewährleisten und weisen deshalb eine relativ große Nennweite auf. Dieser Umstand wird vorteilhaft für die Entlüftung des Vorratsdrucks im Bremskreis der Betriebsbremse genutzt.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass parallel zur Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse wenigstens ein Teil des Betriebsbremssystems zum Bremsen angesteuert wird, insbesondere ein anderer Bremskreis. Dadurch kann das Fahrzeug bis zum Wirksamwerden der Feststellbremse gesichert oder abgebremst werden. Insbesondere soll eine stets ausreichend hohe Bremswirkung gesichert sein.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass wenigstens ein Teil des Betriebsbremssystems zum Bremsen angesteuert wird oder noch angesteuert ist, und dass dann das Betriebsbremssystem zur Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse über mindestens ein Ventil entlüftet wird und dabei an mindestens einem anderen Ventil ein Bremsdruck in wenigstens einem Betriebsbremszylinder zurückgehalten wird, sodass dieser Bremszylinder nicht entlüftet wird. Dadurch kann das Fahrzeug sicher festgehalten werden, auch wenn die Federspeicherbremsen noch nicht wirksam sind.
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Vorteilhafterweise wird der Bremsdruck durch gezielte Ansteuerung des erwähnten ABS-Ventils im Betriebsbremszylinder zurückgehalten. Vorzugsweise wird der Bremsdruck in allen Betriebsbremszylindern einer Achse oder Achsgruppe zurückgehalten, während die Betriebsbremszylinder einer anderen Achse entlüftet werden. In vielen Ländern üblich und vorgeschrieben ist eine Aufteilung des Bremskreises für die Betriebsbremse in zwei oder mehr Teilbremskreise, zumindest mit einem Teilbremskreis für die Vorderachse und einem weiteren Teilbremskreis für die Hinterachse. Vorteilhaft ist dann eine Trennung nach Teilbremskreisen, sodass die Betriebsbremszylinder eines Teilbremskreises entlüftet werden, während die Betriebsbremszylinder des anderen Teilbremskreises belüftet bleiben.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Betriebsbremssystem zur Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse über mindestens ein Ventil an einer Vorderachse entlüftet wird und dabei an mindestens einem Ventil einer Hinterachse ein Bremsdruck in wenigstens einem Betriebsbremszylinder zurückgehalten wird, sodass dieser Bremszylinder nicht entlüftet wird. Diese Aufteilung ist für das Bremsverhalten des Fahrzeugs vorteilhaft. Vorzugsweise wird der Bremsdruck in allen Betriebsbremszylindern der Hinterachse zurückgehalten.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse gepulst erfolgt, nämlich durch wechselseitiges Belüften und Entlüften von Betriebsbremszylindern. Insbesondere werden die Betriebsbremszylinder wechselseitig belüftet und entlüftet durch Betätigung entsprechender Einlassventile und Auslassventile.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse kontinuierlich erfolgt. Diese Ausführung ist besonders vorteilhaft, da durch eine permanente Bremswirkung während der Absenkung des Vorratsdrucks der Fahrzeugstillstand besser abgesichert ist.
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Gegenstand der Erfindung ist auch ein elektropneumatisches Bremssystem mit den Merkmalen des Anspruchs 18. Das Bremssystem ist für ein Fahrzeug vorgesehen und weist ein Betriebsbremssystem mit Betriebsbremsen-Steuereinheit zur Ansteuerung von Komponenten einer Betriebsbremse, einen Bremskreis für die Betriebsbremse, ein Feststellbremssystem mit Feststellbremse und Federspeicherbremszylinder auf, wobei die Federspeicherzylinder systembedingt entlüftet werden, wenn ein Vorratsdruck in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse abfällt. Insbesondere weist die Betriebsbremsen-Steuereinheit eine Software zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 17 auf, sodass über die Betriebsbremsen-Steuereinheit unter definierten Bedingungen programmgesteuert eine Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse bewirkbar ist.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass durch die Betriebsbremsen-Steuereinheit eine Druckluftförderung in die Bremskreise deaktivierbar ist. Die Betriebsbremsen-Steuereinheit kann Einfluss nehmen auf die Förderung der Druckluft, insbesondere durch Ausschalten eines Kompressors oder durch Absperren über ein entsprechend ansteuerbares Ventil.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass durch die Betriebsbremsen-Steuereinheit in Verbindung mit einer Betätigung des Bremspedals für die Betriebsbremse eine Entlüftung eines Bremskreises für die Feststellbremse bewirkbar ist, sofern das elektronische Bremssystem einen Stillstand des Fahrzeugs oder einen Fehler im Feststellbremssystem erkennt und das Bremspedal für die Betriebsbremse für einen definierten Mindestzeitraum vollständig betätigt wird. Dabei kann das Bremssystem getrennte Bremskreise bzw. Teilbremskreise für die Betriebsbremse und die Feststellbremse aufweisen. Auch kann ein gemeinsamer Bremskreis für Feststellbremse und Betriebsbremse vorgesehen sein.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann wenigstens der Bremskreis für die Betriebsbremse über eine Ansteuerung eines separaten Ventils bei gleichzeitiger Ansteuerung der Betriebsbremse entlüftbar sein. Während mit der Betriebsbremse gebremst wird, erfolgt über das separate Ventil eine Entlüftung des Bremskreises.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann das separate Ventil mit dem Betriebsbremssystem verbunden sein. Vorzugsweise ist das separate Ventil an den Bremskreis für die Betriebsbremse angeschlossen.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann zum Entlüften wenigstens eines von mehreren vorhandenen Bremskreisen mindestens ein Ventil im Bremskreis für die Betriebsbremse ansteuerbar sein. Bei mehreren vorhandenen Bremskreisen kann so eine Entlüftung der Federspeicherbremszylinder durch eine an sich bekannte Bleed-Back-Funktion erfolgen. Sofern nur ein Bremskreis vorhanden ist, findet die Entlüftung innerhalb dieses Bremskreises statt.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann das Feststellbremssystem zur elektropneumatischen Betätigung der Feststellbremse ein Relaisventil mit Vorsteuereinheit und Rückschlagventil aufweisen, wobei ein Eingang der Vorsteuereinheit über das Rückschlagventil mit einem Eingang des Relaisventils verbunden ist. Dadurch wird die gewünschte Entlüftung sichergestellt.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann eine Verbindung vom Eingang des Vorsteuerventils zum Rückschlagventil mit einem Anschluss an einen Bremskreis für die Betriebsbremse verbunden sein. Die gewünschte Entlüftung erfolgt dann in den Anschluss an den Bremskreis für die Betriebsbremse.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann vorgesehen sein, dass Betriebsbremssystem und Feststellbremssystem elektrisch voneinander unabhängig sind, sodass bei elektrischem Ausfall des Feststellbremssystems eine Bremsung durch Ansteuerung des Betriebsbremssystems möglich bleibt. Diese Konfiguration ist besonders ausfallsicher. Insbesondere ist für das Betriebsbremssystem eine eigene Spannungsversorgung vorgesehen.
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Nach einem weiteren Gedanken der Erfindung kann ein gesondertes Bedienelement mit Verbindung zur Betriebsbremsen-Steuereinheit und speziell für das Auslösen der programmgesteuerten Absenkung des Vorratsdrucks in mindestens einem der Bremskreise für die Betriebsbremse vorgesehen sein. Durch das Bedienelement kann ein programmgesteuerter Ablauf der gewünschten Druckabsenkung eingeleitet werden.
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Gegenstand der Erfindung ist auch eine Betriebsbremsen-Steuereinheit nach Anspruch 26, insbesondere mit einer Software zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 17.
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Schließlich ist Gegenstand der Erfindung auch ein Fahrzeug gemäß Anspruch 29, insbesondere mit einem Bremssystem nach einem der Ansprüche 18 bis 27.
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Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung im Übrigen und aus den Zeichnungen. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines elektropneumatischen Bremssystems für ein Fahrzeug,
- 2 ein Schaltbild mit elektropneumatischen Bauteilen eines Feststellbremssystems,
- 3 eine Ventilanordnung innerhalb eines Betriebsbremssystems,
- 4 eine strukturelle Darstellung des elektropneumatischen Bremssystems,
- 5 eine vereinfachte schematische Darstellung eines Fahrzeugs mit dem Bremssystem gemäß 1,
- 6 eine vereinfachte Darstellung einer Logik zur Bedingungsprüfung im Bremssystem,
- 7 eine vereinfachte Darstellung eines Bremsdrucks nach Betätigung eines Bremspedals in Verbindung mit einer Fahrzeug-Geschwindigkeit,
- 8 eine vereinfachte Darstellung eines Bremsdruckverlaufs zum Absenken eines Vorratsdrucks in einem Bremskreis.
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Gemäß dem Ausführungsbeispiel der 1, 4 und 5 weist ein elektropneumatisches Bremssystem 10 für ein Fahrzeug FG, insbesondere für einen Lastkraftwagen, ein elektronisches Bremsensteuergerät ECU auf, welches hier die Funktion einer Betriebsbremsen-Steuereinheit hat und über Signalleitungen 11, 12 einen Achsmodulator AMV für eine Vorderachse AXV und einen Achsmodulator AMH für eine Hinterachse AXH ansteuert. Über eine Signalleitung 13 ist das Bremsensteuergerät ECU außerdem mit einem Fahrzeug-Datenbus 14 verbunden.
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Bei dem Fahrzeug-Datenbus 14 handelt es sich vorzugsweise um einen CAN-Bus oder einen anderen, fahrzeugspezifischen Datenbus, über den elektronische Geräte im Fahrzeug FG Informationen und Anweisungen austauschen können. Entsprechend handelt es sich bei den Signalleitungen 11-13 vorzugsweise um CAN-Verbindungen, mit oder ohne Spannungsversorgung.
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Über elektrische Leitungen 15, 16, 17 ist das Bremsensteuergerät ECU verbunden mit einem Bremspedal BP und zwei Magnetventilen MV. Die Magnetventile MV sind hier sogenannte ABS-Ventile.
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Der Achsmodulator AMH für die Hinterachse AXH ist Teil eines ersten Bremskreises BK1 und erhält Vorratsdruck RP1 aus einem Vorratstank V1 über pneumatische Leitungen 18, 19. Aufgrund der Vorgaben des Bremsensteuergerätes ECU wird im Achsmodulator AMH ein Bremsdruck erzeugt und über Leitungen 20, 21 Kombibremszylindern KBZ zugeführt. In den Kombibremszylindern KBZ sind in bekannter Weise jeweils ein Federspeicherbremszylinder FZ einer Feststellbremse PB und ein Betriebsbremszylinder BZ einer Betriebsbremse SB in einer Einheit zusammengefasst.
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Die Leitungen 20, 21 versorgen die Betriebsbremszylinder BZ in den Kombibremszylindern KBZ mit Bremsdruck. Der Achsmodulator AMH ist hier zweikanalig ausgebildet, sodass der Bremsdruck in den Leitungen 20, 21 unterschiedlich sein kann. Auch beinhaltet der Achsmodulator AMH Ventilanordnungen für die Funktion einer Blockierverhinderung.
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Der Achsmodulator AMV ist Bestandteil eines zweiten Bremskreises BK2 und wird aus einem Vorratstank V2 mit Vorratsdruck RP2 über eine Leitung 22 versorgt. Im Achsmodulator AMV wird nach Maßgabe der Ansteuerung durch das Bremsensteuergerät ECU ein Bremsdruck erzeugt, der über Leitungen 23, 24, 25, 26 und die Magnetventile MV Betriebsbremszylindern BZ zugeführt wird. Der Achsmodulator AMV ist hier ein einkanaliges System, sodass in den Leitungen 23, 25 gleiche Bremsdrücke ausgesteuert werden. Eine Differenzierung der Bremsdrücke kann über die Magnetventile MV erfolgen, insbesondere zur Blockierverhinderung.
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Raddrehzahlsensoren S sind über Leitungen 27, 28, 29, 30 an die Achsmodulatoren AMH und AMV angeschlossen, sodass stets aktuelle Informationen über die tatsächlichen Raddrehzahlen vorliegen.
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In einer nicht gezeigten Fahrerkabine ist ein Bremspedal BP angeordnet und vom Fahrer zu bedienen. Dabei ist das Bremspedal BP an den Vorratstank V1 und an den Vorratstank V2 angeschlossen. Durch Betätigung des Bremspedals BP wird über pneumatische Steuerleitungen 31, 32 Steuerdruck an die Achsmodulatoren AMH, AMV zugeführt.
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Die bisher beschriebenen Teile sind Bestandteile eines Betriebsbremssystems SBS, welches Sub-System des elektropneumatischen Bremssystems 10 ist, siehe insbesondere 4.
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Ein weiteres Sub-System ist ein Feststellbremssystem PBS. Dieses wird auch als elektronische Handbremse bezeichnet. Dessen Hauptbauteil EPH weist eine elektropneumatische Ventilanordnung VA mit Bremsensteuergerät PCU auf. Das Bremsensteuergerät PCU ist über eine elektrische Leitung 33 mit einer Bedienvorrichtung PX für eine Feststellbremse PB verbunden. Die Bedienvorrichtung PX ist ebenso wie das Bremspedal BP in einer nicht gezeigten Fahrerkabine angeordnet.
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Das Bremsensteuergerät PCU ist über eine Signalleitung 34 mit dem Datenbus 14 verbunden. Auch die Signalleitung 34 ist vorzugsweise eine CAN-Verbindung. Die Ventilanordnung VA ist Bestandteil eines dritten Bremskreises BK3 und wird über eine pneumatische Leitung 35 mit Vorratsdruck RP3 aus einem Vorratstank V3 versorgt.
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Aufgabe des Bremsensteuergeräts PCU ist die Steuerung der Belüftung und Entlüftung der Federspeicherbremszylinder FZ in den Kombibremszylindern KBZ. Hierzu sind die Kombibremszylinder KBZ über pneumatische Leitungen 36, 37 an die Ventilanordnung VA angeschlossen. Zusätzlich wird der Ventilanordnung VA über eine pneumatische Steuerleitung 38 Bremsdruck des Achsmodulators AMH für die Hinterachse AXH als Steuerdruck zugeführt, siehe auch Verbindungspunkt 39 zwischen den Leitungen 20, 38.
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Die drei Bremskreise BK1, BK2, BK3 (mit den jeweiligen Vorratstanks V1, V2, V3) sind vorzugsweise gemäß 4 über ein Mehrkreisschutzventil MSV miteinander verbunden, sodass ein Druckabfall des Vorratsdrucks RP1, RP2, RP3 in einem der Bremskreise nicht automatisch einen starken Druckabfall in einem der anderen Bremskreise verursacht. Allerdings ist eine sogenannte Bleed-Back-Funktion in bekannter Weise vom dritten Bremskreis BK3 zu wenigstens einem der beiden anderen Bremskreise BK1, BK2 vorgesehen. Dadurch ist sichergestellt, dass ein starker Druckabfall im ersten Bremskreis BK1 oder zweiten Bremskreis BK2 auch einen Druckabfall im dritten Bremskreis BK3 bewirkt, sodass die Federspeicherbremszylinder FZ entlüftet werden.
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Alternativ können die Bremskreise BK1, BK2, BK3 auch Teilbremskreise eines einzigen größeren Bremskreises sein. Entsprechend wird dann nur Vorratsdruck über einen Vorrat zugeführt (nicht gezeigt).
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Das Bremssystem 10 ist für einen Motorwagen vorgesehen und enthält weitere Komponenten zum Anschluss eines Anhängerbremssystems. Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit sind diese Komponenten hier nicht eingezeichnet. Gleiches gilt für mögliche weitere Bremskreise für andere Verbraucher bzw. pneumatische Einrichtungen.
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Die Ventilanordnung VA des Feststellbremssystems PBS wird nachfolgend anhand der 2 näher erläutert.
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Ein pneumatisches Relaisventil 40 wird über die Leitung 35 und eine interne Leitung 41 mit Vorratsdruck RP3 aus V3 versorgt. Ausgangsseitig speist das Relaisventil 40 eine interne Leitung 42 mit Verbindung 43 zu den Leitungen 36, 37, welche zu den Federspeicherbremszylindern FZ führen.
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Zur Ansteuerung des Relaisventils 40 ist eine Vorsteuereinheit 44 vorgesehen, die hier als elektromagnetisch regelbares 3/2-Wegeventil ausgebildet ist und einen Eingang 45, Ausgang 46 und Entlüftungsausgang 47 aufweist. In 2 ist das Relaisventil 40 in Entlüftungsstellung bzw. Sperrstellung gezeigt, in der Ausgang 46 und Entlüftungsausgang 47 miteinander verbunden sind. In einer nicht gezeigten Durchlassstellung sind Eingang 45 und Ausgang 46 miteinander verbunden, sodass über eine interne Leitung 48 einem Steuereingang 49 des Relaisventils 40 Steuerdruck zugeführt werden kann. Nach Maßgabe des Steuerdrucks wird ein am Eingang 50 anliegender Druck über einen Ausgang 51 in die interne Leitung 42 gespeist. Die mit dem Eingang 50 verbundene interne Leitung 41 ist über eine Verbindung 52 mit der Leitung 35 und einer Leitung 53 zum Eingang 45 verbunden.
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Der Vorsteuereinheit 44 nachgeordnet ist hier ein 2/2-Wegeventil, welches eine Modulation des Drucks in der internen Leitung 48 ermöglicht und im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung von untergeordneter Bedeutung ist. Zur Vereinfachung wird davon ausgegangen, dass das 2/2-Wegeventil 54 in der in 2 gezeigten Durchlassstellung steht.
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Sofern die Leitung 35 mit Vorratsdruck RP3 beaufschlagt ist und die Vorsteuereinheit 44 in der nicht gezeigten Durchlassstellung steht, wird das Relaisventil 40 durchgesteuert, sodass über die Leitungen 36, 37 die Federspeicherbremszylinder FZ belüftet werden.
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Zwischen dem Steuereingang 49 und der internen Leitung 48 ist ein Wechselventil 55 vorgesehen (wird auch als ODER-Ventil bezeichnet). Dessen Ausgang 56 ist an den Steuereingang 49 angeschlossen. Zusätzlich zur internen Leitung 48 wird das Wechselventil 55 aus einer internen Leitung 57 gespeist, welche an die Steuerleitung 38 angeschlossen ist. Über das Wechselventil 55 kann Betriebsbremsdruck als Steuerdruck dem Relaisventil 40 zugeführt werden, sodass die Federspeicherbremszylinder FZ in ungefähr demselben Maße belüftet werden, wie auch die Betriebsbremszylinder BZ. Auf diese Weise wird eine mechanische Überlastung der Kombibremszylinder KBZ und damit zusammenwirkender Bauteile vermieden.
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In der internen Leitung 41 ist zwischen dem Eingang 50 und der Verbindung 52 ein Rückschlagventil 58 vorgesehen, welches eine Rückströmung zur Verbindung 52 verhindert. Aufgrund der Anordnung des Rückschlagventils 58 zwischen der Verbindung 52 und dem Relaisventil 40 ist außerdem eine Rückströmung vom Relaisventil 40 zum Eingang 45 der Vorsteuereinheit 44 nicht möglich.
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Die Vorsteuereinheit 44 und das 2/2-Wegeventil 54 sind durch das Bremsensteuergerät PCU ansteuerbar. Dabei ist die Vorsteuereinheit 44 als bistabiles Schaltelement ausgeführt. Demgegenüber befindet sich das 2/2-Wegeventil 54 stromlos in seiner Durchlassstellung und wechselt nur nach Bestromung in seine Sperrstellung. Schließlich detektiert ein mit dem Bremsensteuergerät PCU verbundener Drucksensor 59 den Druck hinter dem Ausgang 51 des Relaisventils 40.
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Das Relaisventil 40 weist noch einen Entlüftungsausgang 60 auf, der über eine interne Leitung 61, Verbindung 62 und interne Leitung 63 zu einem Entlüftungsausgang 64 der Ventilanordnung VA führt. Außerdem ist der Entlüftungsausgang 47 über eine interne Leitung 65 und die Verbindung 62 mit der Leitung 63 verbunden. In der in 2 gezeigten Entlüftungsstellung der Vorsteuereinheit 44 können die Federspeicherbremszylinder FZ über das Relaisventil 40 entlüften.
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3 zeigt den Aufbau eines der Magnetventile MV. Insbesondere handelt es sich um eine Ventilanordnung mit zwei elektromagnetischen Schaltventilen SV1, SV2. Hier sind beide Schaltventile als 2/2-Wegeventile ausgebildet. Schaltventil SV2 verbindet in Durchlassstellung die pneumatischen Leitungen 23, 24 bzw. 25, 26. Über das Schaltventil SV2 kann eine Modulation des Bremsdrucks durchgeführt werden.
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Schaltventil SV1 ist mit einer internen Leitung 65 zwischen Schaltventil SV2 und Leitung 24 bzw. 26 verbunden, siehe auch Verbindung 66. Das Schaltventil SV1 ist unbestromt in Sperrstellung, während das Schaltventil SV2 unbestromt in Durchlassstellung steht.
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Über das Schaltventil SV1 und dessen Ausgang 67 ist in Durchlassstellung eine Entlüftung des Bremsdrucks in der Leitung 24 bzw. 26 möglich. Diese Funktion wird im Zusammenhang mit einer Blockierverhinderung benötigt. Zugleich kann die Entlüftung über den Ausgang 67 im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung genutzt werden.
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Die beiden Schaltventile SV1 und SV2 werden vom Bremsensteuergerät ECU angesteuert, siehe elektrische Leitungen 16'1, 16'2, 16'3, welche in 1 als Leitung 16 zusammengefasst sind.
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Im vorliegenden Zusammenhang wird das Bremsensteuergerät ECU als Steuergerät des Betriebsbremssystems SBS angesehen, während das Bremsensteuergerät PCU Steuergerät des Feststellbremssystems PBS ist. Im Bremsensteuergerät ECU ist unter anderem eine besondere Software zum Noteinlegen der Feststellbremsen PB durch mittelbares Entlüften der Federspeicherbremszylinder FZ vorgesehen. Die Absenkung erfolgt programmgesteuert nur mittels des Bremsensteuergeräts ECU des Betriebsbremssystems SBS. Das heißt, das Bremsensteuergerät PCU wird in diesem Fall umgangen bzw. bleibt untätig oder ist ohnehin ausgefallen.
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Die Feststellbremse PB wird aktiviert durch Absenkung des Vorratsdrucks RP3 im dritten Bremskreis BK3 aufgrund der Absenkung des Vorratsdrucks RP1, RP2 im ersten oder zweiten Bremskreis BK1, BK2 des Betriebsbremssystems SBS. Möglich ist dies durch die Verbindung des Bremskreises BK3 für die Feststellbremse PB mit den Bremskreisen BK1, BK2 für die Betriebsbremse SB in Verbindung mit der sogenannten Bleed-Back-Funktion oder sofern die genannten Bremskreise BK1, BK2, BK3 ohnehin nur verbundene Teilbremskreise eines gemeinsamen Bremskreises sind. Vorzugsweise sind die Bremskreise BK1, BK2, BK3 über ein Mehrkreisschutzventil MSV verbunden, welches auch die Bleed-Back-Funktionalität aufweisen kann.
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Das Bremsensteuergerät ECU führt die Absenkung des Vorratsdrucks RP1, RP2 im Bremskreis BK1 oder BK2 für die Betriebsbremse SB unter eigens dafür vorgesehenen Nebenbedingungen BE1, BE2, BE3 und insbesondere in Verbindung mit einem Stillstand des Fahrzeugs FG durch, beispielsweise:
- 1. das Bremsensteuergerät PCU meldet eine Fehlfunktion über den Datenbus 14,
- 2. das Bremsensteuergerät ECU erwartet regelmäßige Statusnachrichten PS des Bremsensteuergeräts PCU und erhält aber keine in einem definierten Zeitraum;
- 3. eine andere an den Datenbus 14 angeschlossene elektronische Steuereinheit ZEC des Fahrzeugs FG übersendet ein dediziertes Signal ZS an das Bremsensteuergerät ECU;
- 4. das Fahrzeug weist Automatisierungsfunktionen im sogenannten Automation Level 2, 3, 4 oder 5 auf und im Rahmen dieser Funktionen wird das Bremsensteuergerät ECU zum Einlegen der Feststellbremsen PB angesteuert;
- 5. ein im Rahmen der Automatisierung vorgesehener virtueller Fahrer (als Teil der Software zur Steuerung) sendet über den Datenbus 14 eine entsprechende Anforderung an das Bremsensteuergerät ECU.
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Das Absenken des Vorratsdrucks RP1, RP2 im Bremskreis BK1, BK2 für die Betriebsbremse SB kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Vorzugsweise wird zunächst die Zufuhr von Druckluft aus einer Druckluftquelle, insbesondere einem Kompressor K, unterbrochen. Anschließend oder parallel dazu wird die Betriebsbremse SB betätigt, um auf diese Weise Druckluft zu verbrauchen und den Vorratsdruck im Bremskreis BK1, BK2 abzusenken. Typischerweise findet der Druckluftverbrauch beim Lösen der Betriebsbremsen SB statt. Die Betriebsbremszylinder BZ werden dann entlüftet, beispielsweise über die Magnetventile MV, insbesondere das Schaltventil SV1, oder in den Achsmodulatoren AMV, AMH.
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Möglich ist auch eine programmgesteuerte Entlüftung des Bremskreises BK1, BK2 für die Betriebsbremse SB ohne vorherige Betätigung derselben, nämlich ebenfalls über das Schaltventil SV1. Eine Entlüftung über dieses Ventil SV1 ist besonders günstig, da die hier vorgesehenen Querschnitte wegen der Funktion als ABS-Ventil relativ groß sind.
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Möglich ist auch eine parallele Belüftung und Entlüftung im Bereich desselben Betriebsbremszylinders BZ. Wird in das Magnetventil MV vom Achsmodulator AMV über die Leitung 23 Bremsdruck eingesteuert, sodass der Betriebsbremszylinder BZ über die Leitung 24 belüftet wird, kann das Schaltventil SV1 in seine Durchlassstellung geschaltet werden. Es bildet sich dann in der Leitung 24 ein Staudruck mit einer Restbremswirkung, während zugleich eine Entlüftung über das Schaltventil SV1 erfolgt. Dadurch ist die Betriebsbremse SB wenigstens teilaktiv, während der Bremsdruck im Bremskreis BK2 abgesenkt wird und die Federspeicherbremszylinder FZ entlüftet werden.
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Möglich ist auch eine nach Bremskreisen BK1, BK2 oder nach Achsen AXV, AXH getrennte Ansteuerung. Beispielsweise wird der Achsmodulator AMH für die Hinterachse vom Bremsensteuergerät ECU zum Belüften der Betriebsbremszylinder BZ angesteuert, während über die Magnetventile MV und deren Schaltventile SV1 eine Entlüftung des Bremskreises BK2 erfolgt. Diese Entlüftung hat zur Folge, dass auch der Bremskreis BK3 drucklos wird und die Federspeicherbremszylinder FZ entlüftet werden.
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Gerade bei getrennten Bremskreisen BK1, BK2 im Betriebsbremssystem SBS kann eine Überschneidung der Bremswirkungen des Betriebsbremssystems SBS und des Feststellbremssystems PBS erzielt werden. Das Fahrzeug FG wird über einen Bremskreis BK1 des Betriebsbremssystems SBS eingebremst oder gehalten, während die Entlüftung des anderen Bremskreises BK2 eine Entlüftung des Bremskreises BK3 des Feststellbremssystems PBS bewirkt.
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In der strukturellen Darstellung der 4 sind die Aufteilung in Bremskreise BK1, BK2, BK3 und deren Zuordnung zum Betriebsbremssystem SBS und zum Feststellbremssystem PBS erkennbar, ebenso die Verbindung der Bremskreise BK1, BK2, BK3 über das Mehrkreisschutzventil MSV. Letzteres ist in 1 nur aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.
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Der Kompressor K füllt über das Mehrkreisschutzventil MSV die Vorratstanks V1, V2, V3. Letztere sind zur Vereinfachung in 5 nicht dargestellt.
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Anhand der 6-8 wird ein möglicher Ablauf erläutert:
- Im Bremsensteuergerät ECU des Betriebsbremssystems SBS wird durch eine geignete Software fortlaufend überwacht, ob wenigstens eine von mehreren abgespeicherten Nebenbedingungen BE1, BE2, BE3 eingetreten ist. Falls ja, steuert das Bremsensteuergerät ECU Maßnahmen zur Absenkung des Vorratsdrucks RP1, RP2 in den Bremskreisen BK1, BK2. Eine sogenannte Nebenbedingung BE1, BE2, BE3 kann auch eine Gruppe von Bedingungen enthalten, die zugleich erfüllt sein müssen.
- Beispielsweise enthält die Nebenbedingung BE1 in 6 die Bedingungen
- 1. Fahrzeugstillstand, entsprechend Geschwindigkeit v = v0 = 0 und
- 2. Bremspedal nach Fahrzeugstillstand über einen Zeitraum dt voll durchgetreten, entsprechend Bremsdruck p = p1.
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Bei Erfüllung dieser beiden Bedingungen wird der Vorratsdruck RP1, RP2 durch das Bremsensteuergerät ECU abgesenkt. Ein die Geschwindigkeit repräsentierendes Signal erhält das Bremsensteuergerät ECU von den Raddrehzahlsensoren S oder über den Datenbus 14. Der Bremsdruck p kann durch einen nichtgezeigten Drucksensor im Bremskreis BK1 bzw. BK2 bereitgestellt werden.
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In 7 ist dargestellt, dass der Fahrer aufgrund eines Warnsignals die Betriebsbremse SB zum Zeitpunkt t1 betätigt, dadurch der Bremsdruck p von p0 bis p1 ansteigt und parallel dazu die Geschwindigkeit des Fahrzeugs FG von v1 bis v0 (Stillstand) absinkt.
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Trotz des zum Zeitpunkt t2 erreichten Stillstands bremst der Fahrer weiter mit vollem Bremsdruck p1.
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Nach Ablauf der Zeit dt = t3 - t2 sind die genannten Bedingungen erfüllt. Das Bremsensteuergerät ECU erkennt dies, deaktiviert den Kompressor K und steuert beispielsweise die Achsmodulatoren AXH und AXV pulsweise an, so dass die Betriebsbremszylinder BZ pulsweise belüftet und entlüftet werden, während das Fahrzeug FG steht. Als Folge daraus sinkt der Vorratsdruck in den Bremskreisen BK1, BK2, ebenso der mögliche Bremsdruck p, wie in 8 ersichtlich.
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Durch die im Mehrkreisschutzventil MSV vorgehene Bleed Back-Funktion sinkt auch der Vorratsdruck RP3 im Feststellbremskreis BK3 und die Federspeicherbremszylinder FZ werden entlüftet. Die Feststellbremse PB ist wirksam, ohne vom Fahrer betätigt zu werden.
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Nebenbedingung BE2 in 6 kann sich beispielsweise auf ein Signal PS des Bremsensteuergeräts PCU beziehen. Entweder repräsentiert hier das Signal PS einen vom Bremsensteuergerät PCU erkannten eigenen Fehler, der an das Bremsensteuergerät ECU übermittelt wird, oder es handelt sich um ein zyklisches Statussignal, dessen Ausbleiben eine Aktion des Bremsensteuergerätes ECU auslöst.
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Nebenbedingung BE3 in 6 kann sich beispielsweise auf ein Signal ZS der mit dem Datenbus 14 verbundenen zusätzlichen Steuereinheit ZEC beziehen, etwa eines Motorsteuergeräts.
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Die Absenkung des Vorratsdrucks RP1, RP2 im Betriebsbremssystem SBS kann auf unterschiedliche Weise realisiert werden. Eine Möglichkeit ist die möglichst schnelle Entlüftung aller Bremskreise BK1, BK2. Eine andere Möglichkeit ist die Entlüftung nur eines Bremskreises BK2 oder BK1, während der andere Bremskreis BK1 oder BK2 nicht entlüftet wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Differenzierung innerhalb eines Bremskreises BK1, BK2. Beispielsweise wird im Bremskreis BK2 der Vorderachse AXV ein Betriebsbremszylinder BZ belüftet gehalten, also gebremst, während über das Magnetventil MV des anderen Betriebsbremszylinders BZ entlüftet, also Vorratsdruck RP2 abgesenkt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- elektropneumatisches Bremssystem
- 11
- Signalleitung
- 12
- Signalleitung
- 13
- Signalleitung
- 14
- Datenbus
- 15
- elektrische Leitung
- 16
- elektrische Leitung
- 16'1
- elektrische Leitung
- 16'2
- elektrische Leitung
- 16'3
- elektrische Leitung
- 17
- elektrische Leitung
- 18
- pneumatische Leitung
- 19
- pneumatische Leitung
- 20
- pneumatische Leitung
- 21
- pneumatische Leitung
- 22
- pneumatische Leitung
- 23
- pneumatische Leitung
- 24
- pneumatische Leitung
- 25
- pneumatische Leitung
- 26
- pneumatische Leitung
- 27
- elektrische Leitung
- 28
- elektrische Leitung
- 29
- elektrische Leitung
- 30
- elektrische Leitung
- 31
- pneumatische Steuerleitung
- 32
- pneumatische Steuerleitung
- 33
- elektrische Leitung
- 34
- Signalleitung
- 35
- pneumatische Leitung
- 36
- pneumatische Leitung
- 37
- pneumatische Leitung
- 38
- pneumatische Steuerleitung
- 39
- Verbindung
- 40
- Relaisventil
- 41
- interne Leitung
- 42
- interne Leitung
- 43
- Verbindung
- 44
- Vorsteuereinheit
- 45
- Eingang
- 46
- Ausgang
- 47
- Entlüftungsausgang
- 48
- interne Leitung
- 49
- Steuereingang
- 50
- Eingang
- 51
- Ausgang
- 52
- Verbindung
- 53
- interne Leitung
- 54
- 2/2-Wegeventil
- 55
- Wechselventil
- 56
- Ausgang
- 57
- interne Leitung
- 58
- Rückschlagventil
- 59
- Drucksensor
- 60
- Entlüftungsausgang
- 61
- interne Leitung
- 62
- Verbindung
- 63
- interne Leitung
- 64
- Entlüftungsausgang
- 65
- interne Leitung
- 66
- Verbindung
- 67
- Ausgang
- AMH
- Achsmodulator Hinterachse
- AMV
- Achsmodulator Vorderachse
- AXH
- Hinterachse
- AXV
- Vorderachse
- BE
- Bedienelement
- BE1
- 1. Bedingung
- BE2
- 2. Bedingung
- BE3
- 3. Bedingung
- BK1
- Bremskreis
- BK2
- Bremskreis
- BK3
- Bremskreis
- BP
- Bremspedal
- BZ
- Betriebsbremszylinder
- ECU
- Bremsensteuergerät
- EPH
- Hauptbauteil
- FG
- Fahrzeug
- FZ
- Federspeicherbremszylinder
- K
- Kompressor
- KBZ
- Kombibremszylinder
- MSV
- Mehrkreisschutzventil
- MV
- Magnetventile
- PB
- Feststellbremse
- PBS
- Feststellbremssystem
- PCU
- Bremsensteuergerät
- PS
- Signal
- PX
- Bedienvorrichtung
- RP1
- Vorratsdruck Bremskreis BK1
- RP2
- Vorratsdruck Bremskreis BK2
- RP3
- Vorratsdruck Bremskreis BK3
- S
- Raddrehzahlsensoren
- SB
- Betriebsbremse
- SBS
- Betriebsbremssystem
- SV1
- Schaltventil
- SV2
- Schaltventil
- VA
- Ventilanordnung
- V1
- Vorratstank Bremskreis BK1
- V2
- Vorratstank Bremskreis BK2
- V3
- Vorratstank Bremskreis BK3
- ZEC
- zusätzliche Steuereinheit
- ZS
- Signal