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Die Erfindung betrifft ein aus einem Waffenrohr verschießbares leitwerkstabilisiertes Vollkaliber-Übungsgeschoss mit einem massiven, Kopfteil und einem sich heckseitig an das Kopfteil anschließenden rohrförmigen Leitwerkskörper, wobei das Übungsgeschoss umfangsseitig mit einem Dichtungssystem versehen ist.
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Ein derartiges Vollkaliber-Übungsgeschoss ist aus dem Dokument
DE 10 2010 034 33 A1 bekannt. Dabei handelt es sich um ein großkalibriges, beispielsweise aus einer Panzerkanone mit dem Kaliber 120 mm verschießbares Übungsgeschoss. Im Gegensatz zu vergleichbaren bekannten Vollkaliber-Übungsgeschossen, die üblicherweise ein Kopfteil mit einer sich daran anschließenden Geschosshülle und einem sich an die Geschosshülle anschließenden Schaft mit Flossenbaugruppe umfassen, ist bei dem eingangs erwähnten Übungsgeschoss die Geschosshülle selbst als rohrförmiger Leitwerkskörper ausgebildet, so dass ein separater Schaft mit daran befestigter Flossenbaugruppe entfallen kann. Die bei Abschuss des Übungsgeschosses entstehenden Treibladungsgase gelangen bei diesem Vollkaliber-Übungsgeschoss in den Innenraum des rohrförmigen Leitwerkskörpers und wirken zur Beschleunigung des Übungsgeschosses auf den heckseitigen Bereich des Kopfteiles, der den Innenraum geschosskopfseitig begrenzt.
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Um sicherzustellen, dass beim Abschuss des in der
DE 10 2010 034 33 A1 offenbarten Übungsgeschosses keine Treibladungsgase zwischen der Innenwand des Waffenrohres und der Außenwand des Übungsgeschosses an diesem vorbeiströmen können, ist etwa im hinteren Drittel des rohrförmigen Bereiches des Leitwerkskörpers außenseitig ein an sich bekanntes Dichtungssystem angeordnet. Dieses besteht im Wesentlichen aus einem in die äußere Oberfläche des Leitwerkskörpers eingelassene Ringnut, in die ein aus Kunststoff bestehender Dichtring eingreift.
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Beim Abschuss großkalibriger Übungsgeschosse tritt innerhalb des rohrförmigen Leitwerkskörpers ein hoher Innendruck der Treibladungsgase auf, die auf die Seitenwand des rohrförmigen Leitwerkskörpers insbesondere im Bereich zwischen dem Dichtungssystem und dem Kopfteil stark einwirken. Das kann auf die Abschussfestigkeit, insbesondere bei Verwendung eines Leitwerkskörpers aus einem Leichtmetall, Einfluss nehmen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Vollkaliber-Übungsgeschoss der eingangs erwähnten Art anzugeben, dessen Abschussfestigkeit auf kostengünstige Weise sichergestellt ist.
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Diese Aufgebe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
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Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, auf ein Dichtungssystem im rohrförmigen Bereich des Leitwerkskörpers zu verzichten, so dass die beim Abschuss des Übungsgeschosses entstehenden Treibladungsgase auch auf die Außenseite der Seitenwand des rohrförmigen Leitwerkskörpers wirken und somit der auf die Außenseite des rohrförmigen Leitwerkskörpers wirkende Druck dem auf die Innenseite der Seitenwand des Übungsgeschosses wirkenden Innendruck entgegenwirkt. Zur Vermeidung eines außenseitigen Vorbeiströmens der Treibladungsgase an dem Übungsgeschoss innerhalb des Waffenrohres ist als Dichtungssystem eine Kolbenringdichtung im Bereich des massiven Kopfteiles des Übungsgeschosses angeordnet, wobei ein radial verschiebbarer Dichtungsring in eine Ringnut im heckseitigen Bereich des Kopfteiles oder in einem Bereich des das Kopfteil übergreifenden Leitwerkskörpers eingreift. Dabei ist der Nutengrund der Ringnut über mehrere im Wesentlichen radiale Bohrungen mit mindestens einer axial verlaufenden Ausnehmung des Kopfteiles verbunden, die an dem stirnseitigen Ende des Kopfteiles mündet, welches den Innenraum des Leitwerkskörpers geschosskopfseitig begrenzt.
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Vorzugsweise weist der Dichtungsring einen T-förmigen Querschnitt auf und ist über zwei Umgriffsleisten der Ringnut gesichert, so dass der Dichtungsring nach Abschuss des Übungsgeschosses an diesem verbleibt.
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Dabei kann die eine Umgriffsleiste der Ringnut durch den äußeren Wandbereich des Kopfteiles und die zweite Umgriffsleiste durch den äußeren Wandbereich des Leitwerkskörpers gebildet werden.
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Es kann aber auch vorgesehen werden, dass der Dichtungsring einen rechteckigen Querschnitt aufweist, sofern er beim Abschuss des Übungsgeschosses durch den Mündungsgasdruck reproduzierbar zerstört und vor dem Waffenrohr von dem Übungsgeschoss abgeworfen wird. In diesem Falle können die Umgriffsleisten der Ringnut entfallen. Um ein Abscheren des Dichtungsringes zwischen den Lücken von Kopfteil und Leitwerkskörper sicher zu verhindern, kann vorzugsweise ein aus einem Metall (z. B. Stahl) bestehendes Unterlegband vorgesehen sein.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der in dem Kopfteil verlaufenden axialen Ausnehmung um einen Drehspalt.
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Statt eines Drehspaltes kann es sich bei der in dem Kopfteil verlaufenden axialen Ausnehmung aber auch um eine Bohrung handeln.
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Um sicherzustellen, dass beim Abschuss des Übungsgeschosses innerhalb des Waffenrohres die Außenseite des Leitwerkskörpers von den Treibladungsgasen beaufschlagt wird, ist vorgesehen, dass der rohrförmige Leitwerkskörper voneinander beabstandete, noppenförmig ausgebildete Führungselemente aufweist, über die der Leitwerkskörper an dem Waffenrohr abstützbar ist, wobei die noppenförmigen Führungselemente einen um den Leitwerkskörper herum angeordneten Führungsring bilden, und wobei die Treibladungsgase zwischen benachbarten Führungselementen hindurchströmen können.
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Der Dichtungsring besteht vorzugsweise aus Kunststoff.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden, anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispiel. Es zeigen:
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1 den Längsschnitt durch ein erfindungsgemäßes, aus einem Kopfteil und einem rohrförmigen Leitwerkskörper bestehenden Vollkaliber-Übungsgeschoss, wobei außenseitig an dem Kopfteil ein Dichtungssystem angeordnet ist, welches eine Ringnut und einen Dichtungsring umfasst;
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2 die vergrößerte Ansicht eines Querschnittes durch das in 1 dargestellte Übungsgeschoss entlang der dort mit II-II bezeichneten Schnittlinie und
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3 eine vergrößerte Ansicht des Kopfteiles des in 1 dargestellten Übungsgeschosses, wobei das Kopfteil derart um seine Längsachse gedreht wiedergegeben ist, dass zwei gegenüberliegende radiale Bohrungen sichtbar sind, welche die Ringnut des Dichtungssystems mit einem Drehspalt verbinden.
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In 1 ist mit 1 ein aus einem nicht dargestellten Waffenrohr verschießbares leitwerkstabilisiertes Vollkaliber-Übungsgeschoss bezeichnet. Mit dem Übungsgeschoss 1 ist ein Hülsendeckel 2 verbunden, der die Verbindung des Übungsgeschosses 1 mit einer nicht dargestellten, die Treibladung enthaltenden Treibladungshülse bildet.
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Das Übungsgeschoss 1 umfasst ein massives Kopfteil 3 mit einem heckseitig angeordneten Leuchtspurkörper 4 und einen sich heckseitig an das Kopfteil 3 anschließenden rohrförmigen Leitwerkskörper 5.
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Der rohrförmige Leitwerkskörper 5 ist derart ausgebildet, dass die beim Abschuss des Übungsgeschosses 1 entstehenden Treibladungsgase auch auf die Außenseite 6 der Seitenwand 7 des rohrförmigen Leitwerkskörpers 5 wirken.
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Hierzu ist der Leitwerkskörper 5 unterkalibrig ausgebildet und stützt sich über voneinander beabstandete, noppenförmig ausgebildete Führungselemente 8 an der Innenwand des nicht dargestellten Waffenrohres ab. Dabei sind die noppenförmigen Führungselemente 8 derart um den Leitwerkskörper 5 herum angeordnet, dass sie einen Führungsring 9 bilden (2), wobei die Treibladungsgase zwischen benachbarten Führungselementen 8 hindurchströmen können.
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Um zu vermeiden, dass die Treibladungsgase innerhalb des Waffenrohres außenseitig an dem gesamten Übungsgeschoss 1 vorbeiströmen können ist ein Dichtungssystem 10 im Bereich des massiven Kopfteiles 3 des Übungsgeschosses 1 angeordnet.
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Dabei greift ein aus Kunststoff bestehender Dichtungsring 11 mit T-förmigem Querschnitt in eine umlaufende nutenförmige Ausnehmung (Ringnut) 12 im heckseitigen Bereich des Kopfteiles 3 ein, wobei zwecks einfacher Montage die Ringnut 12 heckseitig durch das vordere stirnseitige Ende des Leitwerkskörpers 5 begrenzt wird. Zur Sicherung des T-förmigen Dichtungsringes 11 sind zweit Umgriffsleisten 13, 14 vorgesehen, wobei die eine Umgriffsleiste 13 der Ringnut 12 durch den äußeren Wandbereich des Kopfteiles 3 und die zweite Umgriffsleiste 14 durch den äußeren stirnseitigen Wandbereich des Leitwerkskörpers 5 gebildet wird.
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Bei dem Dichtungssystem 10 handelt es sich um eine Kolbenringdichtung. Dabei ist der Nutengrund 15 der Ringnut 12 des Kopfteiles 3 (vgl. auch 3) über mehrere (z. B. acht) radiale Bohrungen 16 mit einer axial verlaufenden Ausnehmung 17 des Kopfteiles 3 verbunden, die sich von den radialen Bohrungen 16 bis zu dem stirnseitigen Ende 18 des Kopfteiles 3 erstreckt, welches den Innenraum 19 des Leitwerkskörpers 5 begrenzt (1).
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In dem dargestellten Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der radialen Ausnehmung 17 um einen Drehspalt. Dieser wird dadurch erhalten, dass das Kopfteil 3 sich aus einem Außenteil 30 und einem in das Außenteil 30 einschraubbaren Innenteil 31 zusammensetzt. Dabei weist das Innenteil 31 bis in den Bereich der radialen Bohrungen 16 einen kleineren Außendurchmesser auf als der Innendurchmesser des Außenteiles 30, so dass sich zwischen Innen- und Außenteil 30, 31 die Ausnehmung 17 ergibt.
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Die bei Abschuss des Übungsgeschosses 1 in den Innenraum 19 des Leitwerkskörpers 5 gelangenden Treibladungsgase gelangen dann teilweise über den Drehspalt 17 in die radialen Bohrungen 16 und wirken über eine Kunststoff-Folie 20 zur Abdichtung von Feuchtigkeit und ein elastisches Unterlegband 21 auf den Dichtungsring 11, so dass dieser relativ großflächig nach Außen gegen die Innenwand des nicht dargestellten Waffenrohres gedrückt wird und die an dem Leitwerkskörper 5 außenseitig vorbeiströmenden Treibladungsgase zurückhält. Die Kunststoff-Folie 20 kann entfallen, wenn Dichtungsring 11 ohne/mit Unterlegeband 21 direkt auf das Kopfteil 3 aufgepresst oder aufgeschrumpft wird.
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Der Dichtungsring 11 kann beispielsweise vor der Montage von Kopfteil und Leitwerkskörper entweder auf das Kopfteil 3 aufgepresst oder aufgespritzt und anschließend auf Maß abgedreht werden und/oder ohne Abdrehung direkt auf das Kopfteil 3 aufgezogen werden.
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Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann beispielsweise das Unterlegband entfallen.
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Ferner kann auch vorgesehen werden, dass der Dichtungsring lediglich einen rechteckigen Querschnitt aufweist, sofern er beim Abschuss des Übungsgeschosses durch den Mündungsgasdruck reproduzierbar zerstört und vor dem Waffenrohr von dem Übungsgeschoss abgeworfen wird.
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Außerdem kann der in dem Kopfteil vorgesehene Drehspalt durch eine oder mehrere axiale Bohrungen ersetzt werden, so dass die zweiteilige Ausbildung des Kopfteiles entfällt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vollkaliber-Übungsgeschoss, Übungsgeschoss
- 2
- Hülsendeckel
- 3
- Kopfteil
- 30
- Außenteil
- 31
- Innenteil
- 4
- Leuchtspurkörper
- 5
- Leitwerkskörper
- 6
- Außenseite
- 7
- Seitenwand
- 8
- Führungselement
- 9
- Führungsring
- 10
- Dichtungssystem, Kolbenringdichtung
- 11
- Dichtungsring
- 12
- nutenförmige Ausnehmung, Ringnut
- 13, 14
- Umgriffsleisten
- 15
- Nutengrund
- 16
- radiale Bohrung
- 17
- Ausnehmung, Drehspalt
- 18
- Ende (Kopfteil)
- 19
- Innenraum
- 20
- Kunststoff-Folie
- 21
- Unterlegband
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10201003433 A1 [0002, 0003]