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Die
Erfindung betrifft einerseits ein Verfahren zur quantitativen Lokalanalyse
und Verteilungsanalyse zur Bestimmung von Elementkonzentrationen
und der in-situ Charakterisierung von Probenoberflächen (Topographie)
vor und nach der chemischen Analyse. Ferner betrifft die Erfindung
eine zur Durchführung der vorgenannten Verfahren geeignete
Vorrichtung.
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Stand der Technik
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Als
Analysenmethode zur Messung von lateralen Elementverteilungen im μm
Bereich und zur Bestimmung von Spurenelementen bis in den ng/g und sub-ng/g-Konzentrationsbereich
werden derzeit in der Massenspektrometrie zur direkten Ablation
des zu untersuchenden festen Probenmaterials verschiedene Verfahren
z. B. unter Verwendung von fokussierten Laserstrahlen angewandt.
Bekannt ist beispielsweise das Verfahren der Laserablation – induktiv
gekoppelten Plasmamassenspektrometrie (LA-ICP-MS) in der Spuren-
und Mikrolokalanalyse. Dieses Verfahren ist nachteilig jedoch nicht
in der Lage, Elementverteilungen und -konzentrationen im nanoskaligen
Maßstab, insbesondere unterhalb von 1000 nm zu bestimmen,
wie sie beispielsweise bei der Analyse an einzelnen Zellen oder
auch Zellorganellen gefordert wird.
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In
zunehmendem Maße werden in der Analytik Laser, wie beispielsweise
der Nd-YAG-Laser mit einer Wellenlänge im UV-Bereich (λ-266
nm oder 213 nm) eingesetzt. Diese Laser werden häufig für
den Probeneintrag in nachweisstarke ICP-Massenspektrometer (LA-ICP-MS:
laser ablation inductively coupled plasma mass spectrometry) verwendet.
Zurzeit sind Nd-YAG-Lasersysteme mit einem Laserspotdurchmesser
von einigen μm bis zu einigen hundert μm zur Mikrolokalanalyse
kommerziell verfügbar (z. B. LSX 213, 500 CETAC Technologies,
Ohama, USA oder UP 213, 266 New WAVE Research, Fremont, USA). Nachteilig
reicht die Leistungsdichte solcher Lasersysteme in der Regel nicht
aus, um bei einem lateralen Auflösungsvermögen
der LA-ICP-MS im unteren μm-Bereich biologische Matrizes
direkt mit hoher Effizienz zu ablatieren. Der begrenzende Faktor
ist dabei die Beugungsgrenze, die ein Laser regelmäßig
nicht unterschreiten kann. Dies bedeutet, dass die mögliche
minimale Auflösungsgrenze im Bereich einer Wellenlänge
des Lasers liegt. Ortsaufgelöste Analysen unterhalb von
1 μm sind daher regelmäßig gar nicht
möglich.
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Für
viele medizinisch-molekularbiologische Fragestellungen wird jedoch
ein laterales Auflösungsvermögen des zu verwendenden
Analysenverfahrens von einigen hundert nm bis in den unteren nm-Bereich
gefordert. Eine solche Ortsauflösung könnte dazu
führen, dass eine direkte Nanolokalanalytik an einzelnen
Zellorganellen durchführbar wäre, und gleichzeitig
eine ortsaufgelöste Verteilungsanalytik (1D-Linescan, 2D-
oder 3D-Imaging oder Mapping) im Nanometerbereich der interessierenden
Elemente, wie beispielsweise Cu, Zn, S, Fe und P ermöglicht
würde.
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In
[1] wird ein Verfahren beschrieben, das die Nahfeld-Laserablation
zur Erzeugung neutraler Moleküle aus einer Antracen-Kristalloberfläche
nutzt. Diese wurden über ein Interface (suction tube: 20 μm Stahlkapillare)
in eine Elektronenstoßionenquelle eines Quadrupol-Massenspektrometers
extrahiert. Die Laserablation des organischen Materials wurde mit Hilfe
eines, die Frequenz verdreifachenden, Nd-YAG-Lasers mit einer Wellenlänge
von 355 nm und mit 250 μJ Energie pro Puls durchgeführt,
dessen Laserstrahl in eine speziell präparierte optische Faser
mit ausgezogener Spitze für die Nahfeldoptik eingekoppelt
wurde. Diese Spitze hatte eine 170 nm Apertur. Die mit Hilfe der
Laserablation erzeugten Krater auf der Antracen-Kristalloberfläche
wiesen dabei etwa denselben Durchmesser auf.
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Die
Grundlagen und Prinzipien der Nahfeld-LA-ICP-MS sind bereits in
DE 103 54 787 B4 beschrieben.
Der experimentelle Aufbau zur NF-LA-ICP-MS ist aus [2] bekannt.
Theoretische Überlegungen und die Grundlagen des Nahfeldeffektes
bei Laserablation wurden bereits in [3] zusammengefasst und diskutiert.
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Genaue
Berechungen auf der Basis der Maxwell-Gleichungen in der so genannten
Nahfeldzone ergeben, dass es je nach der Form und den optischen
Eigenschaften des Objektes eine optimale Objektgröße
und eine Strahlungswellenlänge gibt, bei der der Feldverstärkungsfaktor
am größten ist. Beispielsweise weist ein sphärisches
Teilchen aus Silber einen maximalen Feldverstärkungsfaktor
von ca. 40 an seiner Oberfläche auf, wenn es mit Licht
mit einer Wellenlänge von 400 nm bestrahlt wird. Streckt man
dieses Teilchen bis auf ein Achsenverhältnis von 1:4, so
erhöht sich der Feldverstärkungsfaktor auf 500,
wobei sich die Resonanzwellenlänge auf 575 nm verschiebt.
Dabei wird vorausgesetzt, dass der elektrische Vektor der einfallenden
Lichtwelle entlang der großen Hauptachse des Teilchens
liegt. Einen ähnlichen Feldverstärkungseffekt
kann man nicht nur bei isolierten Teilchen beobachten, sondern auch
an der nm-scharfen Spitze einer Metallnadel, die mit Licht aus rotem
oder infrarotem Spektralbereich bestrahlt wird, und bei der der
elektrische Vektor der einfallenden Lichtwelle entlang der Spitzachse
angeordnet ist.
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Beträgt
die eingestrahlte Laserleistungsdichte mehr als 109 W/cm2, so wird das Probenmaterial nahezu stöchiometrisch
ablatiert. Unter einer stöchiometrischen Ablation im Sinne
dieser Erfindung wird verstanden, dass die atomare Zusammensetzung des
durch die Laser-Festkörperwechselwirkung entstandenen Dampfes
identisch der des laserbestrahlten Festkörpers ist. Dies
ermöglicht vorteilhaft eine einfache semiquantitative Analyse
des Probenmaterials, wobei die Elementkonzentrationen in beliebigen Probenmaterialien
mit einem Fehlerfaktor von 2 bis 3 bestimmbar sind. Bei dieser eingestrahlten
Laserleistungsdichte wird die Quantifizierung der massenspektrometrischen
Analysendaten wesentlich vereinfacht, da Fraktionierungseffekte
in der Regel minimiert werden.
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Zur
Charakterisierung der Oberflächentopographie und -morphologie
im Nanometerbereich werden beispielsweise in der optischen Nahfeldmikroskopie
elektroakustische Sensoren eingesetzt. Ferner sind Raster-Tunnelmikroskope
(STM = Scanning Tunneling Microscope) in der Lage, zerstörungsfrei und
hoch auflösend die Topographie von Proben zu erfassen.
Mit der Entwicklung des Atomkraftmikroskopes (AFM = Atomic Force
Microscope) ist es auch möglich geworden, diese Untersuchungen
auf nicht-leitfähige Proben auszuweiten. Die AFM ist heutzutage
eine oft verwendete Oberflächenanalysentechnik, die es
demzufolge erlaubt, mit hoher Ortsauflösung beliebige Materialien
(elektrisch leitende, halbleitende oder isolierende Proben, wie
z. B. auch biologische Proben) zu analysieren. Hierbei tastet eine
scharfe, idealerweise in einem einzigen Atom endende Spitze die
Probenoberfläche in geringem Abstand, dem so genannten
Nahfeldbereich, ab. Zwischen der meist auf einem Hebelarm (Cantilever)
angeordneten Spitze und dem jeweils nächstgelegenen Atom
der Probenoberfläche wirken zwischenmolekulare schwache
van-der-Waals-Kräfte. Die Auslenkung des Cantile vers kann
dabei direkt, z. B. mittels eines Lasers, oder auch interferometrisch oder
kapazitiv bestimmt werden. Heute erfolgt die Erfassung der Auslenkung
oft durch direkt am Cantilever bzw. – im Nicht-Kontaktmodus – am
Schwinger angeordnete, auf Verbiegung derselben ansprechende piezoelektrische
Elemente.
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Im
völlig zerstörungsfreien so genannten Nicht-Kontaktmodus
wird die Spitze eines AFM der Probenoberfläche lediglich
stark angenähert, was z. B. die Möglichkeit eröffnet,
auch weiche Materialien, z. B. sehr kleine biologische Proben, Zellproteine oder
auch lebende einzelne Zellen mit höchster Ortsauflösung
zu untersuchen. Hierbei oszilliert die Mikroskopspitze – angeregt
durch einen piezoelektrischen Wandler – nahe ihrer Resonanzfrequenz.
Bei Annäherung der vibrierenden Spitze an die Probenoberfläche
wirken schwache Anziehungskräfte mit sehr geringer Reichweite
zwischen Spitze und Probe, sogenannte van-der-Waals-Kräfte.
Deren Wirkung wird gegebenenfalls durch die Oberflächenspannung
von Gas- und Flüssigkeitsadsorbaten (z. B. Kohlenwasserstoffmoleküle,
Wasserdampf oder kondensiertes Wasser aus der Umgebungsluft) auf der
Probenoberfläche verstärkt. Die schwachen van-der-Waals-Anziehungskräfte äußern
sich in einer Verringerung der Resonanzfrequenz und mit ihr in der
Vergrößerung der Amplitude der Schwingung der
AFM-Spitze, die beispielsweise laserinterferometrisch werden kann.
Wird die Schwingungsamplitude über eine Rückkopplungselektronik
während der Untersuchung von ausgewählten Oberflächenbereichen (Imaging – durch
Scanning der x- und y-Koordinaten) konstant gehalten, was einer
Abstands- und Kraftkonstanz entspricht, kann analog zu den vorgenannten
AFM-Mikroskop-Varianten ein Oberflächenprofil der Probe
aufgenommen werden. Die Ortsauflösung im Nicht-Kontaktmodus
ist jedoch vor allem beim Einsatz unter Atmosphärenbedingungen
durch den die Topographie-Information verfälschenden Einfluss
der Adsorbatschichten auf die Schwingungsdämpfung der Mikroskopspitze
meist sehr begrenzt.
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Praktische
Bedeutung hat vor allem der intermittierende Betriebsmodus des AFM
erlangt, bei dem die Mikroskopspitze mit einer größeren
Amplitude als im Nicht-Kontaktmodus vibriert. In der Nähe
der Probenoberfläche wird die Oszillation infolge der dort wirkenden
Kräfte gedämpft, die Amplitude wird verkleinert
und die Spitze berührt die Probenoberfläche pro
Messpunkt vielmals leicht. Dieses Verfahren wird auch als so genannter
Tapping Modus bezeichnet. Dies erfolgt mit einem gegenüber
dem Kontaktmodus wesentlich verringerten Energieumsatz, so dass auch
gegen Beschädigungen anfällige Proben, wie biologische
Mate rialien oder Halbleiterwafer, untersucht werden können.
Die dämpfungsbedingt erniedrigte Schwingungsamplitude wird
durch eine Rückkopplungselektronik konstant gehalten, so
dass die mittlere z-Koordinate der Spitze der Probentopographie
folgt.
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Zur
Charakterisierung von Probenoberflächen ist darüber
hinaus auch das Nahfeld-Scanning-Mikroskop (NSOM = „Nearfeld
Scanning Optical Microscope”) geeignet. Diese Methode kann
in Kombination mit Atomkraftmikroskopen oder dessen Varianten verwendet
werden, indem beispielsweise eine optische Faser als AFM-Spitze
dient. Bei dieser Art von NSOM wird eine Probe punktweise gerastert
und von Laserlicht be- bzw. durchstrahlt. Das hierzu benutzte Licht
wird meist mittels eines Lichtwellenleiters an die Probe herangeführt,
der an seinem Ende eine opake Schicht trägt, die eine Apertur
im Subnanometerbereich aufweist. Ein Detektor registriert ortsabhängig
das mit der Probe wechselwirkende Licht – z. B. im Transmissions-,
Reflexions- oder Fluoreszenz-Modus – so dass die Aufnahme
eines Rasterbildes der unmittelbar vor der Apertur angeordneten Probe
ohne Begrenzung der Auflösung durch Beugung möglich
ist.
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Aufgabe und Lösung
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Die
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu Verfügung
zu stellen, welches einerseits eine qualitative Lokal- und Verteilungsanalyse
im Nanometerbereich sowie gleichzeitig die quantitative Bestimmung
von Elementkonzentrationen in verschiedenen Probenmaterialien ermöglicht,
als auch in der Lage ist, auf einfache Weise zeitnah die untersuchte Probenoberfläche
vor und nach der Analyse darzustellen und zu charakterisieren. Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, eine zur Durchführung
des Verfahrens geeignete Vorrichtung zu schaffen.
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Die
Aufgaben der Erfindung werden gelöst durch ein Verfahren
mit der Gesamtheit an Merkmalen gemäß Hauptanspruch
sowie durch eine Vorrichtung mit der Gesamtheit an Merkmalen gemäß Nebenanspruch.
Vorteilhafte Ausführungen des Verfahrens und der Vorrichtung
finden sich in den jeweils darauf rückbezogenen Ansprüchen.
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Gegenstand der Erfindung
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Ziel
der erfindungsgemäßen neuen experimentellen Anordnung
und des Verfahrens zur ortsaufgelösten Lokal- und Verteilungsanalyse
chemischer Elemente und der in-situ Charakterisierung von Oberflächen
ist es, die Vorteile der Nahfeld-LA-ICP-MS zur Nanolokal- und Verteilungsanalyse
chemischer Element mit einer mikroskopischen Anordnung, basierend
auf dem Prinizip der Rasterkraftmikroskopie (AFM – atomic
force microscopy), zu verbinden, um beispielsweise die zu untersuchende
Probenoberfläche auf einfache Weise vor und nach der Ablation
mit NF-LA-ICP-MS mikroskopisch darzustellen und zu charakterisieren.
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Die
Erfindung betrifft somit auch ein Verfahren, bei dem ein laserinduziertes
Nanoplasma zur stöchiometrischen Laserablation des untersuchten Materials
eingesetzt wird. Dabei können neben beliebigen Festkörperproben
auch vorteilhaft biologische Materialien untersucht werden. Unter
biologischen Materialien sind dabei insbesondere Materialien in Zellorganellen
(z. B. Mitochondrien), biologische Gewebeschnitte oder biologische
Nanostrukturen zu verstehen. Die Laserablation des biologischen
Materials erfolgt in der Regel in einer Laserablationskammer mit
einem gekühlten Targethalter. Die Laserablationskammer
ist vorteilhaft mit einem ICP-MS oder auch weniger empfindlichen
ICP-OES (OES – optical emission spectrometry) gekoppelt.
Der Beschuss der Probenoberfläche erfolgt mit Photonen
eines Lasers, wobei eine Ortsauflösung (Laserspotdurchmesser) auf
der Oberfläche der Probe von weniger als 1 μm, insbesondere
unterhalb von 0,5 μm, und vorteilhaft sogar unterhalb von
0,1 μm, realisierbar ist. Besonders vorteilhaft wird eine
Ortsauflösung sogar bis in den Bereich von 20 bis 30 nm
erreicht.
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Zusätzlich
können aber mit diesem laserinduzierten Analysenverfahren
ebenso Bulkanalysen, das bedeutet Multielementanalysen am Probenmaterial
mit einem Laserspotdurchmesser im unteren μm bis zu 300 μm
Bereich und Verteilungsanalysen (Imaging) der Isotope und Elemente,
durchgeführt werden.
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Während
der analytischen Messung wird auf die Probenoberfläche
ein gepulster Laserstrahl der Leistungsdichte von wenigstens 109 W/cm2, vorteilhaft
sogar bis 1010 W/cm2,
mit einem Spotdurchmesser in einem weiten Bereich von einerseits
20–30 μm, bis andererseits unterhalb von 100 nm,
fokussiert. Die Ortsauflösung bis in den Nanometerbereich
wird erfindungsgemäß durch die Anwendung des Nahfeldeffektes
bei der Laserablation ermöglicht.
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Dabei
wird der defokussierte Laserstrahl in der Nähe der vom
Laser bestrahlten Oberfläche an einer Metall aufweisenden
Spitze im Nahfeld verstärkt, die in der Nähe des
auf die Oberfläche der Probe strahlenden Lasers angeordnet
werden kann. Dazu ist beispielsweise eine ultrafeine ganzmetallische
Spitze geeignet, die aus Gold oder Silber besteht. Durch eine solche
metallische Spitze können regelmäßig
Zerstörungen aufgrund der sehr hohen Laserleistung verhindert
werden.
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Bei
einer Leistungsdichte des Lasers von wenigstens 109 W/cm2, vorteilhaft sogar bis 1010 W/cm2, auf der Oberfläche der Probe,
erfolgt die Ablation des Probenmaterials in der Laserablationskammer
in der Regel stöchiometrisch. Das so ablatierte Probenmaterial
wird anschließend mit einem Trägergas, beispielsweise
einem Argon-Strom, in das induktiv gekoppelte Plasma (inductively
coupled plasma = ICP) eines hochselektiven ICP-Massenspektrometers
transportiert und ionisiert. Anschließend werden die Ionen
nach ihrem Masse-zu-Ladungsverhältnis im Trennsystem des
Massenspektrometers separiert und empfindlich detektiert. Eine Bestimmung
der elementaren Zusammensetzung bis in den Ultraspurenbereich und
eine Verteilungsanalyse des untersuchten Probenmaterials sind dabei
mit diesem erfindungsgemäßen Verfahren möglich.
Als alternatives Analysengerät kommt beispielsweise auch
die ICP-OES in Betracht.
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Weitere
Details dieser Messung für die ortsaufgelöste
Lokal- und Verteilungsanalyse chemischer Elemente sind aus
DE 103 54 787 A1 bekannt, deren
Inhalt explizit in dieser Anmeldung als mit offenbart angesehen
wird.
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Zusätzlich
zu dieser Messung für die ortsaufgelöste Lokal-
und Verteilungsanalyse chemischer Elemente weist das erfindungsgemäße
Verfahren nur die Schritte auf, dass die untersuchte Probenoberfläche
vor und/oder auch nach der erfolgten Ablation dargestellt und charakterisiert
werden kann. Dazu erfolgt vor und/oder auch nach einer Ablation von
Probenmaterial eine Messung der Probenoberfläche im Nanometerbereich
mit einer mikroskopischen Anordnung basierend auf dem Prinzip der Rasterkraftmikroskopie
(AFM – atomic force microscopy). Erfindungsgemäß muss
dazu die Probe aber weder verändert oder transportiert
werden, sondern kann vorteilhaft in ihrer Position auf dem Probentisch verbleiben.
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Für
die mikroskopische Untersuchung wird ein modifiziertes AFM mit einem
elektroakustischen Wandler (atomic force sensor) im Nicht-Kontaktmodus
eingesetzt, welches erfindungsgemäß dieselbe Metall
aufweisende Spitze verwendet, wie sie für die Nahfeldverstärkung
des Laserstrahls bei der analytischen Messung mit NF-LA-ICP-MS eingesetzt
wird. Während der AFM-Messung wird zunächst die
Metall aufweisende Spitze in direkte Nähe der Probenoberfläche,
z. B. auf eine biologische Probe oder eine einzelne Tumorzelle,
gebracht, so dass nur die van-der-Waals-Kräfte zwischen
den Atomen der metallischen Spitze und den Atomen oder Molekülen wirken,
die sich in Nähe der metallischen Spitze befinden. Eine
geeignete Spitze könnte beispielsweise aus Silber oder
Gold bestehen oder mit Silber oder Gold beschichtet sein. Bei Annäherung
der vibrierenden, bzw. nahe ihrer Resonanzfrequenz oszillierenden
Spitze an die Probenoberfläche wirken schwache Anziehungskräfte
mit sehr geringer Reichweite zwischen Spitze und Probe, sogenannte van-der-Waals-Kräfte.
Die schwachen van-der-Waals-Anziehungskräfte äußern
sich in einer Verringerung der Resonanzfrequenz und mit ihr in der
Vergrößerung der Amplitude der Schwingung der
AFM-Spitze, die durch Messung der Änderung der Frequenz
im Schwingquarz bestimmt werden kann. Alternativ kann man die Spitze
auch soweit angenähert betreiben, dass eine Abnahme der
Amplitude zu verzeichnen ist.
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Durch
definiertes Scannen der Nadel über die Probenoberfläche
als Funktion der xyz-Koordinaten und durch Messung der Änderung
der Frequenz im Schwingquarz kann die Oberflächentopographie der
Probe vorteilhaft an gerade der Stelle abgebildet werden, an der
die Ablation erfolgen soll, bzw. schon erfolgt ist.
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Die
Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung, die zur Durchführung
des vorgenannten Verfahrens geeignet ist. Die Vorrichtung umfasst
dabei einen Laser mit einer Leistungsdichte von wenigstens 109 W/cm2 auf der Oberfläche
einer zu analysierenden Probe, eine Laserablationskammer sowie ein
nachgeschaltetes Massenspektrometer. Zur Anwendung der Nahfeldtechnik
weist die Laserablationskammer eine Metall aufweisende Spitze auf,
die in die Nähe des auf die Oberfläche der Probe
strahlenden Lasers angeordnet werden kann. Dazu ist beispielsweise eine
ultrafeine ganzmetallische Spitze geeignet. Diese besteht vorteilhaft
aus Gold oder Silber. Die Spitze bewirkt vorteilhaft eine Verstärkung
des elektrischen Feldes des Laserlichtes.
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Die
metallische Spitze ist erfindungsgemäß gleichzeitig
Teil eines modifizierten Rasterkraftmikroskops, welches mit einem
elektroakustischen Wandler für die Nahfeldmikroskopie ausgestattet
ist. Es sind verschiedene Ausführungen von akustischen Wandlern
bekannt, die jeweils Einfluss nehmen auf die Steifigkeit des Sensors,
seine Resonanzfrequenz sowie auf die Ausrichtung seiner Schwingungsmoden,
z. B. lateral oder vertikal.
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So
wird die sogenannte Tuning forke, eine miniaturisierte Stimmgabel,
die lateral oder vertikal montiert werden kann, vorteilhaft in der
Nahfeldmikroskopie eingesetzt. Die auf einer senkrecht montierten
Stimmgabel basierende Methode zur Abstandsdetektion einer rastersondenmikroskopischen Anordnung
wird auch als Scherkraftdetektion bezeichnet. Bekannt als elektroakustischer
Wandler sind auch Nadelsensoren aus Quarzglas, die geometrisch anders
aufgebaut sind, und auf Grund ihrer hohen Güte vorteilhaft
im Ultrahochvakuum eingesetzt werden. Als einen weiteren Vertreter
der elektroakustischen Wandler ist der Q-plus Sensor für
Lateralkräfte, ein Cantilever aus Quarz für höchstauflösende Rasterkraftmikroskopie,
zu nennen, der eine besonders hohe Steifigkeit aufweist und deswegen
zur Detektion von subatomaren Strukturen eingesetzt werden kann.
Ein Fachmann kann vorteilhaft je nach Fragestellung, Anwendungsgebiet
und Auswerteverfahren einen dafür geeigneten elektroakustischen Wandler
auswählen.
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Die
metallische Spitze des Rasterkraftmikroskops (AFM) mit gleichzeitiger
Funktion der Nahfeldverstärkung für die Laserablation
ist auf einer Vorrichtung zur Positionierung der Spitze in der Nähe
der Probe angeordnet. Diese Positionierungsvorrichtung lässt
sich vorteilhaft in allen drei Raumrichtungen verschieben. Die Schrittweitenauflösung
sollte insbesondere bei wenigstens 2 μm liegen.
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Auch
der gesamte Probentisch mit der Laserablationskammer und der Positioniervorrichtung
für die Spitze ist vorteilhaft auf einer 3-dimensionalen Verschiebeeinheit
angeordnet, die ebenfalls eine Verschiebeauflösung von
wenigstens 2 μm aufweisen sollte.
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Erfindungsgemäß wird
die Anordnung zur Nahfeld-Laserablation um ein spezielles hochauflösendes
Mikroskop (Rasterkraftmikroskop – atomic force microscope – AFM)
mit elektroakustischem Wandler (atomic force sensor) erweitert und
mit diesem vorteilhaft gekoppelt, so dass vor und nach einem Probenabtrag
durch die Laserablation unter Anwendung des Nah feldeffektes auch
eine mikroskopische Untersuchung im Nanometerbereich an der Probenoberfläche
vorgenommen werden kann. Somit können die mittels NF-LA-ICP-MS
zu analysierenden Bereiche im nm-Bereich (z. B. Membranproteine
in Einzelzellen) gezielt ausgewählt und auf Phosphor- oder
Metallbindungen (Phosphoproteine bzw. Metalloproteine) definiert
untersucht werden.
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Während
mit Hilfe der Rasterkraftmikroskopie (AFM) allein lediglich die
Topographie einer Probenoberfläche räumlich aufgelöst
dargestellt werden kann, können mit der Nahfeld-Laserablations-ICP-Massenspektrometrie
(NF-LA-ICP-MS) essentielle und toxische Metalle (z. B. Cu, Zn, Fe,
Mn, Ni, Ca, K, Mg, Ti, Co, Pb, U. Cd, Hg u. a.) oder auch Nichtmetalle
(C, S, P, Cl u. a.) detektiert und quantifiziert werden. Vorteil
der erfindungsgemäßen Kombination der NF-LA-ICP-MS
mit AFM ist die Möglichkeit der zerstörungsfreien
Analyse der Probenoberflache in-situ vor und nach der zerstörenden
Laserablation. Damit lassen sich insbesondere auch neue Erkenntnisse
zum Laserablationsprozess im Nahfeldbereich erzielen.
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Das
erfindungsgemäße Laserablationssystem unter Anwendung
der nanoskaligen Nahfeldoptik in Kombination mit einem modifizierten
Rasterkraftmikroskop, das mit einem hochempfindlichen ICP-Massenspektrometer
(z. B. doppelfokussierendem Sektorfeld-ICP-MS oder Quadrupol-ICP-Massenspektrometer)
gekoppelt ist, ist insbesondere dazu geeignet, molekularbiologische
Untersuchungen mit einem Auflösungsvermögen von
einigen hundert nm und darunter durchzuführen, um beispielsweise
Akkumulationen oder Defizite von Metallen (Cu, Fe, Zn, Mn, Ca u.
a.) in-situ in einzelnen Zellen und Zellorganellen zu erfassen,
die Ursachen schwerer Erkrankungen des Menschen sein können.
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Mittels
der erfindungsgemäßen Nahfeld-Laserablations-ICP-Massenspektrometrie
in Kombination mit der Rasterkraftmikroskopie-AFM (NF-LA-ICP-MS/AFM)
kann beispielsweise über ein schnelles Scanningverfahren
zur quasi-simultanen und direkten Elementanalyse eine einfache Diagnose
von mitochondrialen Speichererkrankungen beim Menschen ermöglicht
werden.
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Spezieller Beschreibungsteil
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Nachfolgend
wird der Gegenstand der Erfindung anhand von zwei Figuren näher
erläutert, ohne dass der Gegenstand der Erfindung dadurch
eingeschränkt werden soll. Dabei zeigt die 1:
Detaillierte Anordnung der Laserablationskammer mit Nahfeldverstärkung
durch eine verstellbare metallische Spitze, die über einen
elektroakustischen Wandler aus Quarzglas an ein AFM gekoppelt ist:
in Aufsicht (a) und Vorderansicht (b).
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Dabei
bedeuten in der 1:
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- 1
- Laserablationskammer
- 2
- dünne
metallische Spitze aus Silber oder Gold zur Erzielung der Nahfeldverstärkung
- 3
- Elektroakustischer
Wandler (Quarzglas)
- 4
- Positioniervorrichtung
der Spitze und Vorrichtung zur Signalaufbereitung
- 5
- x-y-z-Scanner
der mit dem Probentisch verbunden ist
- 6
- vibrationsgedämpfter
Tisch
- 7
- Probentisch
zur Aufnahme der zu analysierenden Probe
- 8
- defokussierter
Laserstrahl für Nahfeld-Laserablation
- 9
- Deckglas
der Laserablationskammer
- 10
- Trägergasstrom
- 11
- Trägergasstrom
mit gegebenenfalls ablatiertem Probenmaterial zur Einleitung ins
ICP-MS
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer Ablationskammer
ist für die direkte Analyse von Gewebeschnitten oder einzelnen
Zellen mittels NF-LA-ICP-MS in Kombination mit einer speziellen Rastersondenkraftmikroskopie
(AFM) im Nahfeldbereich (Nahfeldmikroskopie) geeignet. Dabei wird
die dünne Spitze, insbesondere eine Ag-Draht-Spitze, mit
einem elektroakustischen Wandler (atomic force sensor) gekoppelt
(siehe 1). Man ist damit in der Wahl
der Steifigkeit des Sensors, seiner Resonanzfrequenz sowie der Ausrichtung
seiner Schwingungsmoden (lateral und vertikal) frei und kann sich
den Anforderungen der NF-LA-ICP-MS anpassen. Die Positionierung
der Spitze in x-y Richtung für die Laserablation im Nahfeld
und die AFM Messungen und die Signalaufbereitung der AFM Daten erfolgt über eine
speziell entwickelte Steuerelektronik.
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Um
biologische Proben, wie Gewebeschnitte, einzelne Zellen oder Zellorganellen,
direkt zu analysieren, kann der Probenhalter optional in der Laserablationskammer,
beispielsweise mit einem Peltierelement gekühlt werden.
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Das
erfindungsgemäße Analysensystem ist insbesondere
gekennzeichnet durch ein Laserablationssystem zur quantitativen
ortsaufgelösten Lokal- und Verteilungsanalyse chemischer
Elemente und in-situ Charakterisierung von Oberflächenstrukturen mit
folgenden Eigenschaften:
- – Ag-Nadel
(metallische Spitze) und Mikromanipulator
- – Blitzlampengepumpter Nd-YAG Festkörperlaser mit
Pulsbreite < 5
ns, Wellenlänge (z. B. für Ag-Spitzen von 532
nm), Wiederholraten von bis zu 20 Hz und gausförmigem transversalen
Strahlenprofil. Die minimal benötigte Laserleistungsdichte
des defokussierten Laserstrahls beträgt 105–106 W/cm2. Durch Anwendung
des Nahfeldeffektes erhöht sich die Laserleistungsdichte
auf 109–1010 W/cm2.
- – Echtzeit Probenbeobachtung mit Hilfe eines Zoommikroskops,
einer CCD Kamera und einer Bildbearbeitungssoftware während
des Ablationsprozesses (erforderliche Auflösung < 2 μm)
- – 3-dimensionale Probenpositionierung mit einer Auflösung
von < 2 μm.
- – Einsatz eines zusätzlichen, stark vergrößernden optischen
Mikroskops (< 500 ×)
außerhalb der Strahlachse zur Feinpositionierung der Nanospitze.
- – Ablationskammer mit Eintrittsfenster für
Laserstrahlung, Beobachtung und Mikromanipulatorversteller. Die
dünne Silbernadel ist an einen elektroakustischen Wandler
(Quarzglas) montiert, der mit einer Steuerelektronik zur Positionierung
der Spitze in x-y-Richtung für die Laserablation und Mikroskopie
der Probenoberfläche im Nahfeld und zur Signalaufbereitung
verbunden ist.
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Alle
Eintrittsfenster der Laserablationskammer sind abgedichtet.
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Die
Quantifizierung der Analysenresultate der erfindungsgemäßen
NF-LA-ICP-MS kann über bekannte Quantifizierungsstrategien,
beispielsweise unter Verwendung von zertifizierten Standardreferenzmaterialien
oder Matrix-angepasster Laborstandards oder mit Hilfe der Isotopenverdünnungsanalyse
erfolgen.
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Ein
wesentlicher Vorteil der Erfindung ist die quantitative intra- und
extrazelluläre Elementverteilung in gesunden und pathologischen
Zellen und Geweben mit gleichzeitiger rastersondenmikroskopischen
Untersuchung im Nahfeldbereich der Probenoberfläche vor
und nach der Laserablation. Zudem sind aber auch Nanolokalanalyse
an beliebigen Festkörperproben mit hoher Ortsauflösung,
wie beispielsweise in der Mikroelektronik, der Werkstoffforschung,
der Geologie oder auch der Umweltanalytik, möglich.
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Die
erfindungsgemäße Analysenmethode eignet sich vorteilhaft
insbesondere für folgende Anwendungsbeispiele:
- • Nanolokal- und ortsaufgelöste Verteilungsanalyse
an Gewebeschnitten (z. B. von Hirnproben zum Studium neurodegenerativer
Erkrankungen) und Zellorganellen (z. B. Mitochondrien) mittels NF-LA-ICP-MS.
- • Nanolokal- oder Verteilungsanalyse an Festkörperoberflächen
(z. B. S-Layer, Nanocluster, Nanodrähte, Mikro- und Nanoarrays)
an Interfaces oder an dünnen Schichten (Mikro- und Nanoelektronik, Materialforschung).
- • Nanolokal- oder Verteilungsanalyse an biologischen
Proben (z. B. an sehr kleinen Ausschnitten pflanzlichen und tierischen
Gewebes), medizinischen Proben (Zähnen, Knochen, Haare
u. ä.) oder auch an geologischen Proben (Einschlüsse, Inhomogenitäten).
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In
der Anmeldung zitierte Literatur:
- [1] R. Stöckle
et al., "Nanoscale Atmospheric Pressure Laser Ablation
Mass Spectrometry", Anal. Chem. 73, 2001, 1399–1402.
- [2] M. V. Zoriy, M. Kayser, J. S. Becker, „Possibility
of nano-local element analysis by near-field laser ablation inductively
coupled plasma mass spectrometry (LA-ICP-MS): New experimental arrangement
and first application", International Journal of Mass Spectrometry
273 (2008) 151–155.
- [3] J. S. Becker, A. Gorbunoff, M. Zoriy, A. Izmer,
M. Kayser, "Evidence of near-field laser ablation inductively
coupled plasma mass spectrometry (NF-LA-ICP-MS) at nanometer scale
for elemental and isotopic analysis an gels and biological samples", J.
Anal. At. Spectrom., 2006, 21, 19–25.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10354787
B4 [0006]
- - DE 10354787 A1 [0021]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - R. Stöckle
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