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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung emissionsarmer
Polymerblends aus einer Polyoxymethylen-Matrix und darin dispergierten
thermoplastischen Elastomeren sowie die Verwendung von mikropelletierten
thermoplastischen Elastomeren zur Herstellung von Polyoxymethylen
enthaltenden Formmassen mit reduzierter Formaldehydemission.
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Aufgrund
der guten mechanischen Eigenschaften finden Polyoxymethylene in
vielen Anwendungsbereichen sowohl als Komponente in technischen
Bauteilen als auch als Verkleidungselemente ihre Anwendung, wobei
durch die Beimischung bestimmter weiterer Polymere das mechanische
Eigenschaftsprofil der Polyoxymethylene weiter verbessert werden
kann. So werden z. B. thermoplastische Polyurethane einem Polyoxymethylen
beigemischt um Polymerblends mit verbesserten mechanischen Eigenschaften,
insbesondere mit verbesserter Kerbschlagzähigkeiten zu erhalten. Solche
Elends sind z. B. aus
US 5,310,822 oder
US 2001/0049415 A1 bekannt.
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Dabei
hängt die
Verbesserung der mechanischen Eigenschaften nicht nur von der Zusammensetzung der
Polymermischung ab. Auch das zugrunde liegende Verfahren zur Herstellung
der Polymerblends besitzt Einfluss auf das mechanische Eigenschaftsprofil
der daraus erhältlichen
Formteile.
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Üblicherweise
werden bei der Herstellung der Elends aus einem Polyoxymethylen
und einem thermoplastischen Elastomeren deren Granulate gemischt,
aufgeschmolzen und mit einer geeigneten Vorrichtung, wie z. B. Mischern,
Knetern oder Extrudern vermischt. Dabei muss mit hohen Scherkräften gearbeitet
werden, was zu einem teilweisen Molekulargewichtsabbau der einzelnen
Polymere und zu einer erhöhten
Formaldehydemission führt.
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Um
dem Abbau der Polymermischung entgegenzuwirken, können in
das Polyoxymethylen bei erhöhter
Temperatur die TPU-Aufbaukomponenten eingearbeitet werden, die erst
nach der Vermischung mit dem Polyoxymethylen ausreagieren (
EP 0 277 630 ). Mit einem
solchen Verfahren können
Elends aus thermoplastischen Polyurethanen und Polyoxymethylenen
mit verbesserter Kaltschlagzähigkeit
erhalten werden. Durch die nötige
katalytische Abreaktion in der Polyoxymethylenmatrix ist die Handhabung
des Verfahrens allerdings schwierig. Zudem kann der Abbau des Polyoxymethylens
nur bedingt reduziert werden, was die Herstellung emissionsarmer
Produkte erschwert.
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DE 10319745 A1 offenbart
thermoplastische, teilkristalline Formmassen mit reduziertem Oberflächenglanz.
Die Formmassen enthalten unter anderem Polyacetal und partikuläre Polymere
sowie zwingend ein weiteres unvernetztes Polymer. Die der
DE 10319745 A1 zugrunde
liegende Aufgabe liegt in der Bereitstellung von Formmassen basierend
auf teilkristallinen technischen Thermoplasten, mit denen der Oberflächenglanz materialseitig
eingestellt werden kann.
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US 5,310,822 offenbart allgemein
den Einsatz von Gemischen bestehend aus Polyoxymethylen, thermoplastischen
Elastomeren, Füllern
und herkömmlichen
Additiven.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es nun ein Verfahren zur Herstellung
von Polymerblends aus Polyoxymethylenen und einem thermoplastischen
Elastomeren mit guter Kerbschlagzähigkeit und geringer Formaldehydfreisetzung
bereitzustellen, wobei auf eine mechanische Vermischung der beiden
polymeren Komponenten zurückgegriffen
wird.
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Die
Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, bei dem das thermoplastische
Elastomere durch Unterwassergranulierung mikropelletiert wird und
im Anschluss in die Polyoxymethylen-Matrix bei geringen Scherkräften dispergiert
wird.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung
von Polymerblends enthaltend mindestens ein Polyoxymethylen und
mindestens ein thermoplastisches Elastomer, wobei
- a)
das thermoplastische Elastomer durch Granulierung mikropelletiert
wird und
- b) das unter a) erhaltene Granulat in der Polyoxymethylen-Matrix
durch Schmelzen der Komponenten und deren Vermischen dispergiert
wird, und wobei das verwendete mikropelletierte thermoplastische
Elastomere einen mittleren Partikeldurchmesser zwischen 200 μm und 700 μm aufweist.
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Als
thermoplastische Elastomere kommen z. B. thermoplastische Polyester
(TPE), thermoplastische Polyamide (TPA) und besonders bevorzugt
thermoplastische Polyurethane (TPU) zum Einsatz. Insbesondere bevorzugt
sind thermoplastische Polyurethane des Typs Elastollan® (Firma
Elastogran), insbesondere Elastollan® B85A,
Elastollan® SP853
oder Elastollan® G2902.
Unter die thermoplastischen Polyurethane fallen insbesondere auch
Polyurethankautschuke, die neben Polyurethan-Segmenten noch Polyester-
und/oder Polyether-Segemente enthalten.
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Gemäß der Erfindung
wird ein Granulat aus thermoplastischem Elastomer mit einem mittleren
Teilchendurchmesser zwischen 200 μm
und 700 μm
verwendet (mikropelletiertes thermoplastisches Elastomer). Granulate
aus einem thermoplastischen Elastomer mit einem solch geringen mittleren
Teilchendurchmesser werden bevorzugt mittels Unterwassergranulierung
hergestellt, wobei die Struktur des thermoplastischen Elastomers
intakt bleibt. Abbauprozesse im Elastomer konnten nicht festgestellt
werden. Die Unterwassergranulierung des thermoplastischen Elastomers
wird bevorzugt unter Verwendung eines Schneckenextruders ausgeführt, wobei
das Elastomer bevorzugt bei einer Temperatur zwischen 100°C und 300°C, besonders
bevorzugt zwischen 150°C
und 250°C
bei einem bevorzugten Druck zwischen 1 und 200 bar, geschmolzen
wird. Die Zonentemperatur liegt bevorzugt zwischen 150°C und 250°C, besonders
bevorzugt zwischen 170°C
und 200°C. Die
Unterwasserpelletierung erfolgt dann über das Verdüsen durch
eine Lochplatte mit einem bevorzugten Lochdurchmesser zwischen 0,05
mm und 1 mm, besonders bevorzugt zwischen 0,2 mm und 0,7 mm, wobei die
Platte eine auf eine Temperatur zwischen 100°C und 500°C, besonders bevorzugt zwischen
200°C und 350°C aufgeheizt
ist. Die verdüsten
thermoplastischen Elastomere lassen sich problemlos schneiden, so
dass ein mittlerer Partikeldurchmesser im oben genannten Mikrometerbereich
erreicht wird.
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In
einer bevorzugten Variante werden die mittels Unterwassergranulierung
gewonnenen mikropelletierten Granulate getrocknet, bevor sie in
der Polyoxymethylen-Matrix dispergiert werden. Dabei können Restfeuchten
von unter 1 Gew.-%, bevorzugt von unter 0,5 Gew.-%, bezogen auf
das Gewicht des thermoplastischen Elastomers, erreicht werden. Die
Trocknung erfolgt bevorzugt bei Raumtemperatur oder leicht erhöhten Temperaturen
zwischen 20°C
und 100°C,
besonders bevorzugt zwischen 30°C
und 60°C,
wobei auch unter verringertem Druck (unter 1 bar) gearbeitet werden
kann.
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Die
Dispergierung des mikropelletierten Granulates in der Polyoxymethylen-Matrix
erfolgt durch das Aufschmelzen der Komponenten, bevorzugt bei einer
Temperatur zwischen 180°C
und 260°C,
besonders bevorzugt zwischen 190°C
und 210°C,
und der Vermischung der einzelnen Komponenten in herkömmlichen Mischaggregaten,
wie z. B. Knetern oder Extrudern. Bei Verwendung von Niedrigdruckmischaggregaten
kann das Schmelzen und Mischen auch bei niedrigeren Temperaturen,
bevorzugt zwischen 20°C
und 180°C,
erfolgen. Die Verarbeitung der einzelnen Komponenten erfolgt in
der Regel bei einem Druck zwischen 1 und 200 bar, bevorzugt zwischen
10 und 30 bar.
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Sehr
vorteilhaft bei der Dispersion mikropelletierter thermoplastischer
Elastomere in Polyoxymethylenen ist, dass die verwendeten Mischaggregate
mit niedrigen Scherkräften
betrieben werden können.
Unter „niedrigen” Scherkräften werden
dabei Werte verstanden, die unter den Scherkräften liegen, die bei der Herstellung
einer vergleichbaren Polymermischung enthaltend ein Polyoxymethylen
und einem thermoplastischen Elastomeren mit üblichen mittleren Partikeldurchmessern
von über
1 mm verwendet werden müssen,
um gute Kerbschlagzähigkeiten
der Polymermischung zwischen 10 und 20 kJ/m2 (nach
Charpy) zu erreichen. Durch die Verwendung von mikropelletierten
thermoplastischen Elastomeren wird deren gute Dispersion in einer
Polyoxymethylen-Matrix bei niedrigen Scherkräften erst möglich, wodurch polymere Formmassen
erhalten werden, die neben einer vergleichbar guten Kerbschlagzähigkeit
eine deutlich verringerte Formaldehyd-Emission aufweisen. So erfolgt
z. B. die Dispersion des thermoplastischen Elastomeren in einer
Polyoxymethylen-Matrix in einem Schneckenextruder bei einer spezifischen
Energie von 0,2–0,25
kWh/kg, um die oben genannten Kerbschlagzähigkeiten zu erreichen. Die
spezifische Energie, die nötig
ist um Polyoxymethylen-Formmassen mit
einer ebenso guten Kerbschlagzähigkeit
zu erhaltenist ein Energieeintrag von deutlich weniger als 0,2 kWh/kg.
Bevorzugt erfolgt die Dispersion des Elastomeren mit einer spezifischen
Energie zwischen 0,05 und 0,180 kWh/kg, besonders bevorzugt zwischen
0,08 und 0,15 kWh/kg.
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Um
eine möglichst
homogene Verteilung der einzelnen Komponenten in der Polyoxymethylenformmasse
zu erzielen ist es selbstverständlich
ebenfalls von Vorteil das feste mikropelletierte thermoplastische Elastomere
und gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe vor dem Aufschmelzen gut
mit den eingesetzten Polyoxymethylenen und gegebenenfalls weiteren
Polymeren zu vermischen.
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Die
so erhaltenen Formmassen können
einfach zu den gewünschten
Formteilen weiterverarbeitet werden und besitzen bevorzugt einen
Schmelzindex zwischen 1 und 30 ml/10 min (MVR-Wert bestimmt nach
ISO 1133). Die erhaltenen Formteile zeichnen sich durch gute mechanische
Eigenschaften, insbesondere eine hohe Kerbschlagzähigkeit
aus. Weiterhin kann durch das erfindungsgemäße Verfahren die Formaldehydemission
aus den erhaltenen POM/thermoplastisches Elastomer-Formmassen und Formteilen
erheblich gesenkt werden. So können
mit dem beanspruchten Verfahren Formmassen, insbesondere POM/TPU-Formmassen, erhalten
werden, deren Formaldehydemission unter 20 mg/kg, bevorzugt unter
10 mg/kg Formmasse liegt. Bei einzelnen Polyoxymethylenen kann die
Emission an Formaldehyd sogar auf exzellente Werte von deutlich
unter 5 mg/kg der Formmasse gesenkt werden.
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Unter
die verwendbaren Polyoxymethylene fallen insbesondere Homo- oder
Copolymere, die Oxymethylen-Einheiten umfassen. Bevorzugte Polyoxymethylene
sind unverzweigt und besitzen einen Anteil an Oxymethyleneinheiten
(-CH2-O-) von mindestens 50 Mol-%, bevorzugt
von über
80 Mol-%, besonders bevorzugt von über 90 Mol-%. Die Polymere
sind z. B. erhältlich
durch die Polymerisation von Formaldehyd-Monomeren oder von zyklischen
Formaldehyd-Oligomeren, wie z. B. Trioxan oder Tetraoxocan, und
gegebenenfalls geeigneter Comonomere.
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Als
geeignete Comonomere sind insbesondere zyklische Ether und zyklische
Acetale bzw. lineare Polyacetale oder deren Derivate zu nennen.
Bevorzugt sind zyklische Ether mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen bzw. zyklische
Acetale mit 3 bis 5 Kohlenstoffatomen. Als Beispiele für bevorzugte
Comonomere sind Ethylenoxid, 1,2-Propylenoxid, 1,2-Butylenoxid,
1,3-Butylenoxid, 1,3-Dioxan, 1,3-Dioxolan und 1,3-Dioxepan, lineare
Oligo- oder Polyformale, wie z. B. Polydioxolan oder Polydioxepan
zu nennen.
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Bevorzugte
verzweigende Comonomere sind multifunktionelle Verbindungen, die
mindestens zwei reaktive Gruppen besitzen, die unabhängig voneinander
ausgewählt
sind aus der Gruppe der zyklischen Ether und der zyklischen Acetale,
die über
einen Ether- oder Polyether-Rest mit 2 bis 20 Kohlenstoffatomen
verknüpft
sein können.
Dabei sind zyklische Ether mit 2 bis 4 und zyklische Acetale mit
3 bis 5 Kohlenstoffatomen bevorzugt. Spezielle Comonomere dieser
Art sind durch die Formel (I) A-CH2-Z-CH2-A' zu
fassen, worin A und A' eine
zyklische Ether oder Acetalgruppe darstellen und Z gleich -O- oder
-O-R-O-, mit R gleich (C1-C8)-Alkylen,
ist. Besonders bevorzugte verzweigende Comonomere der Formel (I)
sind Ethylendiglycid, Diglycidylether, Diether aus Glycidylen und
Formaldehyd, bevorzugt im Molverhältnis 2:1, Diether aus Glycidylen
und aliphatischen (C2-C8)-Diolen,
bevorzugt im Molverhältnis
2:1, wie z. B. Diglycidylether von Ethylenglykol, 1,4- Butandiol, 1,3-Butandiol,
Cyclobutan-1,3-diol, 1,2-Propandiol oder Cyclohexan-1,4-diol, sowie Diglycerindiformal.
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Die
genannten Comonomere können
darüber
hinaus gleiche oder verschiedene Substituenten tragen, die bevorzugt
ausgewählt
sind aus der Gruppe der (C1-C30)-Alkyl-, (C3-C20)-Cycloalkyl-
und (C1-C30)-Alkoxy-Substituenten.
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Der
Anteil der Comonomer-Einheiten in den Oxymethylen-Copolymeren beträgt bevorzugt
zwischen 0,1 und 20 Mol-%, besonders bevorzugt zwischen 0,5 und
10 Mol-%. Besonders bevorzugte Copolymere sind Polyoxymethylene
aus 99,5–95
Mol-% Trioxan und 0,5 bis 5 Mol-% eines der vorgenannten Comonomere.
Geeignete Copolymere sind z. B. auch
US
5,310,822 bekannt.
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Die
Hydroxylendgruppen der verwendeten Polyoxymethylene, insbesondere
der Oxymethylen-Homopolymere sind bevorzugt gegen einen chemischen
Abbau geschützt.
Bevorzugt geschieht dies durch Veresterung oder Veretherung der
endständigen
Hydroxylgruppen.
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Die
bevorzugten POM-Polymerisate haben in der Regel einen Schmelzpunkt
von mindestens 150°C und
Molekulargewichte (Gewichtsmittelwert) Mw im
Bereich von 5.000 bis 200.000, vorzugsweise von 7.000 bis 150.000.
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Bevorzugte
Polyoxymethylenhomo- oder -copolymerisate besitzen einen Schmelzindex
(MVR Wert) von 2 bis 50 ml/10 min, besonders bevorzugt zwischen
5 und 35 ml/10 min (bestimmt nach ISO 1133). Insbesondere mit Polyoxymethylen-Copolymere mit einem
Comonomeren-Gehalt zwischen 0,5 und 5 Gew.-% und mit einem MVR Wert
zwischen 15 und 30 als Matrix können
Elastomer-modifizierte POM-Formmassen mit extrem niedrige Formaldehyd-Emissionswerte
hergestellt werden.
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Die
hier beschriebenen bevorzugten Homo- und Copolymere, insbesondere
wenn sie Endgruppen-stabilisiert sind und/oder 0,1 bis 20 Mol-%
einpolymerisierte Comonomere, insbesondere Oxyethylenmonomere, aufweisen,
bevorzugt wenn diese statistisch in der Polymerkette verteilt sind,
zeichnen sich durch eine sehr geringe Formaldehyd-Emission aus,
die bei der Einarbeitung von mikropelletierten thermoplastischen Elastomeren
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
auch weitgehend erhalten bleibt, während durch die Verwendung üblicher
Herstellungsverfahren, z. B. durch einfaches extrudieren einer Mischung
aus einem Polyoxymethylen mit einem üblichen Granulat eines thermoplastischen
Elastomeren die Formaldehyd-Emission der erhaltenen Formmasse deutlich
ansteigt. Häufig
sind handelsübliche
Granulate selbst unter Anwendung hoher Scherkräfte während des extrudierens nicht
richtig in der Polyoxymethylen-Matrix dispergierbar wodurch keine optimale
Kerbschlagzähigkeit
der erhältlichen
Formmassen erreicht wird.
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Darüber hinaus
können
in dem erfindungsgemäßen Verfahren
die mikropelletierten thermoplastischen Elastomere auch in eine
Polymermischung aus einem Oxymethylen-Homo- oder Copolymere und
weiteren Polymeren bevorzugt aus der Gruppe der Polyolefine, der
Polyvinylverbindungen, wie z. B. Polyvinylchlorid, der Polystyrole,
der Polyvinylacetate, der Polyvinylalkohole, der Poly(meth)acrylate,
der Polyacetale, der Polyamide, der Polyether, der Polyester, der
Polycarbonate oder der Polyurethane eingearbeitet werden, wobei der
Anteil der Polyoxymethylene in der Mischung bevorzugt über 50 Gew.-%,
besonders bevorzugt über
80 Gew.-% liegt.
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Neben
den thermoplastischen Elastomeren können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
auch noch weitere dem Fachmann geläufige Verbindungen in die Polyoxymethylen-Matrix
eingearbeitet werden. Dazu zählen
insbesondere Zusatzstoffe wie Formaldehydfänger, Antioxidantien, Säurefänger, UV-
bzw. Licht-Stabilisatoren,
Verarbeitungshilfen, Haftvermittler, Gleitmittel, Nukleierungsmittel
oder Entformungsmittel, Füllstoffe, Verstärkungsmaterialien,
Farbstoffe und Pigmente oder elektrisch leitende Additive.
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Die
Einarbeitung der einzelnen Zusatzstoffe erfolgt durch Vermischen
der Komponenten mit dem mikropelletierten thermoplastischen Elastomeren
und dem Polyoxymethylen vor oder während der Herstellung des Polymerblends
nach Schritt b).
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Unter
Formaldehydfängern
sind insbesondere stickstoffhaltige Verbindungen zu verstehen, die
mit Formaldehyd reagieren können.
Darunter fallen z. B. Amide, wie Dicyandiamide oder Polyamide, Aminoverbindungen,
wie aliphatische Diamine, Aminotriazine, Melamin oder Melamin-Derivate,
heterozyklische Verbindungen, wie Pyridazine, Pyrimidine, Pyrazine,
Pyrrolidone oder Aminopyridine, aber auch Piperidine und Harnstoff
sowie Harnstoff-Derviate. Insbesondere bevorzugt sind Dicyandiamid,
Allantoin, Hydantoin und Melamin. Die genannten Formaldehydfänger werden
bevorzugt in einer Menge von bis zu 2 Gew.-% der Mischung zugesetzt
Als Beispiele für
Antioxidantien seien sterisch gehinderte Phenole genannt, die bevorzugt
in einer Menge von bis 2 Gew.-% der Mischung zugesetzt.
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Beispiele
solcher handelsüblicher
Verbindungen sind Pentaerithrityl-tetrakis-[3-(3,5-di-tert.butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat]
(Irganox 1010, Firma Ciba, Schweiz), Triethylenglykol-bis-[3-(3-tert.butyl-4-hydroxy-5-methylphenyl)-propionat]
(Irganox 245, Firma Ciba, Schweiz), 3,3'-bis[3-(3,5-di-tert.butyl-4-hydroxyphenyl)-propionohydrazid]
(Irganox MD 1024, Fa. Ciba, Schweiz), Hexamethylenglykol-bis-[3-(3,5-di-tert.butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat]
(Irganox 259, Firma Ciba, Schweiz), 3,5-di-tert.butyl-4-hydroxytoluol
(Lowinox BHT, Firma Great Lakes). Bevorzugt sind Irganox 1010 und
vor allem Irganox 245.
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Beispielhaft
für UV-
bzw. Licht-Stabilisatoren können
Benzotriazole Benzophenonderivate oder aromatische Benzoatderivate,
Oxalanilide oder gehinderte Amine (HALS) genannt werden. Bevorzugt
sind 2,2,6,6-tetramethyl-4-piperidyl-Verbindungen,
z. B. Bis-(2,2,6,6-tetramethyl-4-piperidyl)-sebazat (Tinuvin 770, Firma
Ciba, Schweiz) oder das Polymer aus Bernsteinsäuredimethylester und 1-(2-Hydroxyethyl)-4-hydroxy-2,2,6,6-tetramethyl-4-piperidin
(Tinuvin 622, Firma Ciba, Schweiz), die bevorzugt in einer Menge
von bis zu 2 Gew.-% zu der Mischung zugegeben werden können.
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Als
Verarbeitungshilfen können
z. B. Dispergierhilfen, wie Polyoxyalkylene hoher Molmassen (insbesondere
mit einer Molmasse über
25000 g/mol), Amidwachse, Olefinwachse oder Metallsalze von Fettsäuren verwendet
werden. Dazu gehören
insbesondere Polyalkylenoxide, beispielsweise Polyethylenglykol,
Alkali- und Erdalkalisalze oder Salze anderer zweiwertiger Kationen,
wie z. B. Zn2+, von langkettigen Fettsäuren mit mehr
als 12 C-Atomen, beispielsweise Stearate, Laurate, Oleate, Behenate,
Montanate und Palmitate.
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Als
Gleitmittel kommen bevorzugt bis zu 25 Gew.-%, besonders bevorzugt
bis zu 5 Gew.-% eines Polytetrafluorethylen-Pulvers, eines Molybdändisulfid-Pulvers,
eines Calciumcarbonat(Kreide)-Pulvers, eines Propf-Copolymeren,
das ein Olefinpolymer als Pfropfgrundlage und darauf ein gepfropft
mindestens ein Vinylpolymer oder ein Etherpolymer aufweist, und/oder
eines Pfropf-Copolymer, das einen kautschukelastischen Kern auf
Basis von Polydienen und eine harte Pfropfhülle aus (Meth)acrylaten und/oder
(Meth)acrylnitrilen aufweist, eines ultrahochmolekularen Polyethylen-Pulvers
(mit Molekularewicht > 106 g/mol), eines Stearylstearates, eines Silikonöls, insbesondere
mit Molekulargewicht > 20000
g/mol, eines oxidierten Polyethylen-Wachses (z. B. Licowachs PED
191, Hersteller Clariant GmbH, Deutschland), eines Amidwachses (z.
B. Licowachs C, Hersteller Clariant GmbH, Deutschland), eines aliphatischen
Esterwachses aus einer Fettsäure
und einem einwertigen Alkohol, eines Polyethylenwachs beispielhaft
in Frage.
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Bevorzugte
Beispiele für
Nukleierungsmittel oder Entformungsmittel sind Polyoxymethylen-Terpolymere
oder Talk, die üblicherweise
in einer Menge von 0,01 bis 5 Gew.-%, bevorzugt zwischen 0,1 und
2 Gew.-%, der Formmasse zugesetzt werden. Als Füllstoffe oder Verstärungsmaterialien
können
beispielsweise Glaskugeln, Wollastonit, Lehm oder Graphit, anorganische
oder organische Fasern wie Glasfasern, Carbonfasern oder Aramidfasern
und duroplastische Kunststoffadditive eingesetzt werden. Solche
Füll- und
Verstärkungsmaterialien
können
mit bis zu 40 Gew.-% in die Polymermischung eingehen.
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Als
Farbstoffe oder Pigmente können
beliebige anorganischen Pigmente, wie z. B. Titanoxid, Zinkoxid, Zinksulfid,
Ultramarinblau, Kobaltblau oder beliebige organische Farbstoffe
oder Pigmente, wie z. B. Phthalocyanine, Anthrachinone, Azofarbstoffe, Kohlenstoffschwarz
oder Ruß entweder
einzeln oder als Gemisch eingesetzt werden. Die Farbmittel können bevorzugt
in einer Menge von bis zu 5 Gew.-% der Mischung zugesetzt werden.
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Als
elektrisch leitende Additive können
der Mischung z. B. Metallpulver oder -fasern, Leitfähigkeitsruß oder elektrisch
leitfähige
Polymere zugegeben werden.
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Die
vorgenannten Gew.-%-Angaben beziehen sich, sofern nicht explizit
anders definiert, auf das Gesamtgewicht des Polymerblends.
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Ausführungsbeispiele:
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In
den Ausführungsbeispielen
wurden die folgenden Verbindungen eingesetzt:
Oxymethylen-Copolymer
1 mit einem Schmelzindex von MVR 8 ml/10 min, hergestellt aus einer
Monomermischung enthaltend Trioxan und 3,4 Gew.-% 1,3-Dioxolan bezogen
auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Monomeren.
Oxymethylen-Copolymer
2 mit einem Schmelzindex von MVR 24 ml/10 min hergestellt aus einer
Monomermischung enthaltend Trioxan und 3,4 Gew.-% 1,3-Dioxolan bezogen
auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Monomeren.
Elastollan
B85A (Hersteller: Elastogran), handelsübliches Granulat mit einem
mittleren Teilchendurchmesser von 5 mm bzw. in mikropelletierter
Form.
Elastollan SP853 (Hersteller: Elastogran), handelsübliches
Granulat mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 5 mm bzw. in
mikropelletierter Form.
Irganox 1010 (Antioxidans, Hersteller:
Ciba)
Licowachs C (Hersteller: Clariant)
Terpolymer (Hostaform
T1020, Hersteller Ticona)
Eurelon 975 (Hersteller Vantico)
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Beispiel 1: Mikropelletierung
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Die
Mikropelletierung der Elastollane B85A und SP853 wurde mittels Unterwassergranulierung
durchgeführt.
Dazu wurden Plättchen
des jeweiligen Elastollans in einem Extruder bei einem Druck von
ca. 155 bar und einer Temperatur von ca. 190°C aufgeschmolzen und über eine
Düsenplatte
mit einem Lochdurchmesser von 0,38 mm mit einem Elastollandurchsatz
von 150 kg/h bis 170 kg/h verdüst
und pelletiert. Die Düsenplattentemperatur
betrug zwischen 260°C
und 290°C.
Die erhaltenen mikropelletierten Granulate wurden im Anschluss in
einem Galatrockner getrocknet. Die Restfeuchte des erhaltenen mikropelletierten
Granulates am Zentrifugen-Ausgang des Trockners lag zwischen 0,7
und 1,5 Gew.-%.
Das Granulat wurde anschließend über eine
25 m lange Trocknungsstrecke mit kalter Luft verblasen. Die Restfeuchte
nach Trocknung betrug 0,7 Gew.-%. Der mittlere Teilchendurchmesser
der erhaltenen Granulate lag bei ca. 400 μm.
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Beispiel 2: Herstellung modifizierter
Polyoxymethylen-Formmassen
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Zur
Herstellung der Polyoxymethylen-Formmassen werden die im folgenden
genannten Ansätze
intensiv gemischt und anschließend
in einem Extruder mit Stabilisatorschnecke unter den in Tabelle
1 aufgelisteten Bedingungen unter geringen Scherkräften vermischt
und granuliert.
- Mischung 1: 90,65 Teile eines Oxymethylen-Copolymeren
1 (Flake MVR 8 ml/10 min), 9 Teile Elastollan B85A, 0,2 Teile Irganox
1010, 0,15 Teile Licowachs C.
- Mischung 2: 81,65 Teile eines Oxymethylen-Copolymeren 1 (Flake
MVR 8 ml/10 min), 18 Teile Elastollan B85A, 0,2 Teile Irganox 1010,
0,15 Teile Licowachs C.
- Mischung 3: 89,19 Teile eines Oxymethylen-Copolymeren 2 (Flake
MVR 24 ml/10 min), 10 Teile Elastollan SP853, 0,4 Teile Terpolymer,
0,35 Teile Irganox 1010, 0,01 Teile Tricalciumcitrat, 0,05 Teile
Eurelon 975.
- Mischung 4: 79,19 Teile eines Oxymethylen-Copolymeren 2 (Flake
MVR 24 ml/10 min), 20 Teile Elastollan SP853, 0,4 Teile Terpolymer,
0,35 Teile Irganox 1010, 0,01 Teile Tricalciumcitrat, 0,05 Teile
Eurelon 975.
Tabelle 1: Probe | Schraubengeschwindigkeit (min–1) | T (°C) (Zonen) | T (°C) (Düsenplatte) | T (°C) (Masse) | Druck (bar) | Drehmoment (%) | Durchsatz (kg/h) |
Mischung 1 | 100 | 190 | 200 | 196 | 23 | 40 | 10 |
Mischung 2 | 100 | 190 | 200 | 197 | 24 | 40 | 10 |
Mischung 3 | 100 | 190 | 200 | 198 | 22 | 34 | 10 |
Mischung 4 | 100 | 190 | 200 | 195 | 14 | 31 | 10 |
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Die
erhaltenen Granulate wurden zur Bestimmung der mechanischen Eigenschaften
und der Formaldehydemission zu den entsprechenden Prüfteilen
verspritzt.
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Als
Vergleichsbeispiele 1 und 2 wurden Oxymethylen-Copolymere 1 analog
der Mischungen 1 und 2 verwendet, in die 9 Teile bzw. 18 Teile Elastollan
B85A – Granulat
mit einem mittleren Teilchendurchmesser von ca. 5 mm eingearbeitet
wurden. Um eine ausreichende Vermischung der Komponenten zu erreichen,
muss gegenüber
den erfindungsgemäßen Beispielen
mit hohen Scherkräften
beim extrudieren gearbeitet werden.
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Die
Bestimmung der Eigenschaften der Formmassen erfolgt nach:
- – VDA
Empfehlung Nr. 275, Dokumentation Kraftfahrwesen e. V. Juli 1994
- – ISO
527-1/-2 (Zug-Dehnungs-Messung, E-Modul-Messung)
- – ISO
179-1/1eA (Kerbschlagzähigkeit
nach Charpy)
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Die
Ergebnisse zu den Vergleichsbeispielen sind in Tabelle 2 zusammengefasst,
die Ergebnisse der erfindungsgemäß hergestellten
Formmassen sind in Tabelle 3 zusammengestellt.
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Wie
aus Tabelle 2 und 3 hervorgeht unterscheiden sich die mechanischen
Eigenschaften der mit dem beanspruchten Verfahren erhaltenen Polyacetal-Formmassen kaum von
den Formmassen aus den Vergleichsbeispielen. Die erfindungsgemäß hergestellte
Polyacetalformmasse auf Basis von Hostaform S 9063 (Mischung 1)
weist eine durchschnittliche Kerbschlagzähigkeit von 12,7 kJ/m2 und ein durchschnittliches E-Modul von
1933 MPa auf, die entsprechende Formmasse aus dem Vergleichsbeispiel
besitzt eine Kerbschlagzähigkeit
von 13,0 kJ/m2 und ein durchschnittliches
E-Modul von 2010 MPa. Gleiches gilt für die Formmassen auf Basis
von Hostaform S 9064, die eine durchschnittliche Kerbschlagzähigkeit
von 18,0 kJ/m2 (17,4 kJ/m2)
und ein durchschnittliches E-Modul von 1548 MPa (1640 MPa) aufweisen.
Die gemessene Formaldehydemission ist allerdings bei den gemäß dem beanspruchten
Verfahren hergestellten Prüfteilen
um ca. die Hälfte
geringer.
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