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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Unterstützen des Fahrers eines Zugfahrzeugs
beim Rückwärtsrangieren
mit einem Fahrzeuggespann, welches aus dem Zugfahrzeug und einem
an das Zugfahrzeug angekoppelten Anhänger besteht.
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Beim
Rückwärtsrangieren
eines aus einem Zugfahrzeug und einem Anhänger bestehenden Fahrzeuggespanns
ist es für
den Fahrer oftmals sehr schwierig, einen Radeinschlagswinkel einzustellen, der
das Fahrzeuggespann auf eine gewünschte
Sollbahn bringt, da die Bahn des Anhängers für den Fahrer nur schwer vorauszuberechnen
ist.
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Zur
Unterstützung
des Fahrers eines Fahrzeuggespanns ist es aus der deutschen Patentschrift
DE 195 02 702 C2 bekannt,
den Radeinschlagswinkel beim Rangieren automatisch so zu steuern,
dass der Anhänger
auf einer berechneten Sollbahn unter ein Gestell gefahren wird.
Dabei wird ein Regler verwendet, in dem Regeln hinterlegt sind,
die für
verschiedene Winkelstellungen der Längsachse des Zugfahrzeugs und
des Anhängers
in Bezug auf den Radeinschlagswinkel die Richtung der Bewegung des
Anhängers
angeben. Anhand dieser Regeln wird der Radeinschlagswinkel dann
so bestimmt, dass er die Bewegung des Anhängers näher zu der Sollbahn führt.
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Zur
Bestimmung der Position des Gestells wird das Bild einer Kamera
ausgewertet, die im Heckbereich des Anhängers angeordnet ist. Das Gestell wird
dabei anhand des charakteristischen Abstands seiner Stützbeine
zueinander identifiziert.
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Somit
ist die bekannte Rangierhilfe darauf beschränkt, den Fahrer beim Anfahren
einer bestimmten vorgegebenen Anordnung zu unterstützen. Im
Allgemeinen müssen
mit einem Fahrzeuggespann jedoch beliebige Anordnungen angefahren oder
durchfahren werden, die in der Regel nicht im Vorhinein charakterisierbar
sind.
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In
dem Artikel „Steering
assistance for backing up articulated vehicles" von D.Zöbel, D. Polock, P. Wojke, Fachbereich
Informatik, Universität
Koblenz-Landau wird ein System vorgestellt, in dem die Position
des Fahrzeugs und des Anhängers
zueinander mit den zu erwartenden Fahrtrajektorien in ein „head up
display" eingeblendet
werden, um dem Fahrer die zu erwartende Bewegung des Gespanns anzuzeigen.
Eine Einbindung dieser Darstellung in die Umgebung mit den zu erwartenden
Hindernissen fehlt.
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Fahrer eines
Fahrzeuggespanns beim Durchfahren von beliebig angeordneten Hindernissen
und beim Anfahren von beliebig angeordneten Positionen zu unterstützen.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
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Nach
der Erfindung wird dabei eine Vorrichtung der eingangs genannten
Art geschaffen, die folgende Komponenten umfasst: Eine im Heckbereich des
Anhängers
montierbare Kamera, mit der ein Abbild eines in rückwärtiger Fahrtrichtung
liegenden Umfeldbereichs des Anhängers
erfassbar ist, einen Lenkwinkelgeber, mit dem ein Radeinschlagswinkel von
lenkbaren Rädern
des Zugfahrzeugs erfassbar ist, und/oder einen Knickwinkelgeber,
mit dem ein Knickwinkel zwischen den Längsachsen des Anhängers und
des Zugfahrzeugs erfassbar ist, sowie einen Simulationsrechner,
in dem eine Trajektorie wenigstens eines Aufpunktes des Anhängers aus
dem Radeinschlagswinkel und/oder dem Knickwinkel berechenbar ist,
und eine Anzeigeeinrichtung, mit der das Kamerabild darstellbar
ist, wobei die mittels des Simulationsrechners berechnete Trajektorie
des Aufpunktes des Anhängers
in das Kamerabild einblendbar ist.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
ermöglicht
es, dem Fahrer eines Fahrzeuggespanns mittels der Anzeigvorrichtung
das Bild des Rückraums
des Anhängers
und innerhalb dieses Bildes die Trajektorie darzustellen, die sich
für einen
Aufpunkt des Anhängers
bei einem gegebenen Knickwinkel und/oder bei einem gegebenen Radeinschlagswinkel
ergibt.
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Auf
diese Weise erhält
der Fahrer eine Vorausschau auf die zu erwartende Bahn des Anhängers und
kann den Radeinschlagswinkel so einstellen, dass die Trajektorie
des Anhängers
auf der von ihm gewünschten
Sollbahn des Anhängers
liegt. Da ihm das dargestellte Bild ebenfalls im Rückraum befindliche
zu umfahrende Hindernisse oder anzufahrende Positionen zeigt und
somit die relative Lage der Trajektorie zu den Hindernissen bzw.
der Position entnehmbar ist, kann der Fahrer insbesondere ermitteln,
ob anhand eines aktuellen Radeinschlagswinkels das Umfahren der
Hindernisse oder das Anfahren der Position möglich ist.
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Bei
dem Aufpunkt kann es sich beispielsweise um die Mitte einer Achse
des Anhängers
handeln. Es kann zudem auch die Trajektorie für mehrere Aufpunkte, wie beispielsweise
die Mittelpunkte bzw. Auflagepunkte der Räder des Anhängers dargestellt werden, oder
es kann die Fläche
angezeigt werden, die von dem Anhänger voraussichtlich überstrichen wird,
wobei die Aufpunkte, deren Trajektorien hierbei dar-gestellt werden,
auf einer zur Anhängerquerachse
parallelen Geraden durch den Anhänger
liegen.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung ist darüber
hinaus vorgesehen, dass zusätzlich
eine Trajektorie wenigstens eines Aufpunktes des Zugfahrzeugs in
das Kamerabild einblendbar ist.
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Auf
diese Weise erhält
der Fahrer des Fahrzeuggespanns zusätzlich zu der Information über die zu
erwartende Bahn des Anhängers
eine Information über
die zu erwartende Bahn des Zugfahrzeugs und kann diese ebenfalls
mit einer gewünschten
Sollbahn vergleichen.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung handelt
es sich bei der Anzeigeeinrichtung um das Anzeigemittel eines mobilen
Gerätes.
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Vorzugsweise
enthält
das mobile Gerät
dabei auch den Simulationsrechner.
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Insbesondere
handelt es sich bei dem mobilen Gerät in einer vorteilhaften Ausgestaltung
der Erfindung um einen Personal Data Assistant oder um ein Mobiltelefon.
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In
einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist
es vorgesehen, dass ein Signalaustausch zwischen wenigstens zwei Komponenten
der Vorrichtung über
eine Funkverbindung durchführbar
ist.
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Bei
der Funkverbindung handelt es sich in einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung um eine Bluetooth-Verbindung.
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In
einer ebenso bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung handelt es sich bei der Funkverbindung um eine Wireless-LAN-Verbindung.
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Sowohl
die Bluetooth-Verbindung als auch die Wireless-LAN-Verbindung entsprechen
bekannten und häufig
verwendeten Standards, die in der Regel insbesondere von den genannten
mobilen Geräten
unterstützt
werden. Somit können
im Rahmen der Erfindung mobile Geräte, wie beispielsweise Personal
Data Assistants oder Mobiltelefone, eingesetzt werden, die insoweit
in herkömmlicher
Weise ausgestaltet sind.
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Vorzugsweise
ist es dabei vorgesehen, dass die Kamera und der Knickwinkelgeber
einen Funksender aufweisen, mit dem Funksignale an den Simulationsrechner übertragbar
sind.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist
es zudem vorgesehen, dass die Vorrichtung eine Schnittstelle umfasst, über die der
Simulationsrechner mit einem Datenbus des Zugfahrzeugs verbindbar
ist, wobei über
den Datenbus ein den Radeinschlagswinkel repräsentierendes Signal in dem
Simulationsrechner empfangbar ist.
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In
dieser Ausführungsform
kann die Berechnung der Trajektorie des Aufpunktes des Anhängers auf
der Grundlage eines den Radeinschlagswinkel repräsentierenden Signals berechnet
werden, das mittels eines bereits in dem Fahrzeug vorhandenen Winkelgebers
bestimmt wird. Es kann somit der Umstand genutzt werden, dass mit
einem ESP-System ausgerüstete
Fahrzeuge bereits in ihrer Erstausstattung über einen Winkelgeber zum Bestimmen
des Radeinschlagswinkels verfügen,
dessen Signale über
den Datenbus des Fahrzeugs abrufbar sind.
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Vorzugsweise
ist es bei der Erfindung weiterhin vorgesehen, dass die Trajektorie
des Aufpunktes des Anhängers
und/oder die Trajektorie des Aufpunktes des Zugfahrzeugs in dem
Simulationsrechner in einer Fahrbahnebene berechenbar ist, und dass
der Simulationsrechner eine Transformationseinheit um fasst, mit
der die in der Fahrbahnebene berechnete Trajektorie in das Kamerabild
projizierbar ist.
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In
einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform
der Erfindung ist es darüber
hinaus vorgesehen, dass der Simulationsrechner einen Speicher aufweist,
in dem Geometriedaten des Fahrzeuggespanns speicherbar sind, wobei
die Geometriedaten für
die Berechnung der Trajektorie heranziehbar sind.
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Vorzugsweise
ist dabei mit dem Simulationsrechner ein Eingabemittel verbunden, über das
die Geometriedaten des Fahrzeuggespanns eingebbar sind.
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Anhand
bevorzugter und vorteilhafter Ausführungsformen ermöglicht es
die Erfindung insbesondere, die Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
die nicht in der Erstausstattung eines Fahrzeugs bzw. Anhängers enthalten
sind, in einfacher Weise nachzurüsten
und über
eine Funkverbindung miteinander zu verbinden. Zudem können diese Komponenten
in sehr einfacher Weise an dem Fahrzeug angebracht und wieder von
dem Fahrzeug entfernt werden.
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Dies
ist vor allem bei PKW sehr vorteilhaft, die nur ab und zu als Zugfahrzeuge
für einen
Anhänger
eingesetzt werden.
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Weitere
Vorteile, Besonderheiten und zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der nachfolgenden Darstellung bevorzugter Ausführungsbeispiele
anhand der Figuren.
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Von
den Figuren zeigt
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1 eine
schematische Darstellung eines mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
ausgestatteten Fahrzeuggespanns,
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2 eine
Darstellung eines Knickwinkelgebers in einer Aufsicht,
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3 eine
schematischen Darstellung der Anzeige eines Bildes der erfindungsgemäß eingesetzten
Kamera, in welche die Trajektorie eines Aufpunktes des Anhängers eingeblendet
ist und
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4 eine
Veranschaulichung eines Einspurmodells eines Fahrzeuggespanns.
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Wie
in 1 dargestellt ist ein aus einem Zugfahrzeug 110 und
einem Anhänger 112 bestehendes
Fahrzeuggespann, welches als Ganzes mit der Bezugsziffer 114 bezeichnet
ist, in erfindungsgemäßer Weise
mit einer Kamera 116, einem Knickwinkelgeber 118 und
einem mit einer Anzeigeeinrichtung verbundenen Simulationsrechner 120 ausgerüstet. Das
Fahrzeuggespann 114 besteht dabei beispielsweise aus einem
vierrädrigen
Zugfahrzeug 110 und einem einachsigen Anhänger 112,
wobei die Erfindung nicht auf Fahrzeuggespanne 114 beschränkt ist,
die in dieser Weise ausgestaltet sind.
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Die
Kamera 116 ist vorzugsweise als Videokamera ausgeführt und
somit dazu in der Lage kontinuierlich Bilder zu liefern.
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Sie
ist mit einem bestimmten Elevationswinkel und in einer bestimmten
Höhe von
der Fahrbahn an der Rückseite
des Anhängers 114 angebracht
und erfasst ein Bild eines in rückwärtiger Fahrtrichtung des
Fahrzeuggespanns 114 liegenden Umfeldbereichs 122 des
Anhängers 114.
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Der
Knickwinkelgeber 118 kann in einer dem Fachmann grundsätzlich bekannten
Art ausgeführt sein
und erfasst den Knickwinkel zwischen den Längsachsen des Zugfahrzeugs 110 und
des Anhängers 112.
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Eine
besonders vorteilhafte Ausgestaltung des Knickwinkelgebers 118 ist
in der 2 dargestellt. Dabei besteht der Knickwinkelgeber 118 aus zwei
Elementen 210 und 212, die über ein ringförmiges Drehgelenk 214 miteinander
verbunden sind.
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Das
erste Element 210 ist dabei U-förmig ausgebildet und wird so
an der Anhängerdeichsel 216 bzw.
einer an der Anhängerdeichsel
befestigten Kupplungseinrichtung befestigt, dass die Drehachse 218,
um die der Anhänger 112 relativ
zu dem Zugfahrzeug 110 schwenkbar ist, durch das Zentrum
des Drehgelenks 214 verläuft. Die Kupplungseinrichtung ist
dabei längs
der Öffnung
in der U-Form des ersten Elements angeordnet, wobei der üblicherweise
zur Bedienung der Kupplungseinrichtung vorgesehene Handgriff 219 nach
oben aus dem der Spaltöffnung des
ersten Elements 210 herausragt.
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Das
zweite Element 212 ist vorzugsweise ebenfalls U-förmig ausgebildet
und weist insbesondere eine Spaltöffnung zur Aufnahme der mit
dem Zugfahrzeug 210 verbundenen Kupplungsdeichsel 220 auf.
Beim Ankuppeln des Anhängers 112 wird der
an dem der Kupplungsdeichsel 220 angebrachte Kupplungskopf
durch das Drehgelenk 214 hindurch in die Kupplungseinrichtung
eingebracht, wobei die Kupplungsdeichsel 220 in die Spaltöffnung des
zweiten Elements 212 eingeführt wird.
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Der
dem Knickwinkel entsprechende Winkel zwischen den beiden Elementen 210 und 212 wird mittels
einer Anordnung erfasst, bei der ein ringförmiger Codeträger konzentrisch
zu dem Drehgelenk 214 an einem der Elemente 210, 212 angeordnet
ist, und an dem anderen Element 210, 212 ein Sensor
angeordnet ist, welcher durch eine Abtastung des Codeträgers ein
Signal ermittelt, welches die relative Winkelstellung der beiden
Elemente 210, 212 und/oder eine Änderung
der relativen Winkelstellung der Elemente 210, 212 beschreibt.
Aus diesen Signalen wird in einer Auswerteeinheit der Knickwinkel
ermittelt.
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Der
Codeträger
kann dabei einen Absolutcode aufweisen, bei dem jeder Winkelstellung
eindeutig ein Codewort zugeordnet ist, so dass der Knickwinkel in
der Auswerteeinheit anhand der erfassten Codeworte des Absolutcodes
bestimmbar ist. Alternativ kann der Codeträger einen Inkrementalcode tragen,
so dass aus den Sensorsignalen lediglich die Änderung der Winkelstellung
bestimmbar ist. Die Ermittlung des absoluten Wertes des Knickwinkels
erfolgt dabei ausgehend von einem Ausgangswert nach Maßgabe der
Inkrementalsignale, wobei als Ausgangswert beispielsweise ein Knickwinkel von
0° vorgesehen
sein kann, dessen Vorliegen mittels eines weiteren Sen sors erfasst
wird, der eine Referenzmarke abtastet, die in einer entsprechenden Winkelstellung
auf einer weiteren Spur des Codeträgers angeordnet ist. Bei dieser
Ausführungsform kann
der Knickwinkel nach einem erstmaligen Einstellen eines Winkels
von 0° ermittelt
werden.
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Der
Simulationsrechner 120 ist vorzugsweise in einem programmierbaren
mobilen Gerät
enthalten, welches einen Prozessor zum Durchführen von Berechnungen, einen
Speicher sowie eine Eingabeeinrichtung, wie beispielsweise eine
Tastatur, aufweist. Mittels der Eingabeeinrichtung können dabei für die Berechnung
der Bahn des Anhängers 112 bzw.
der Trajektorie eines Aufpunktes des Anhängers 112 erforderliche
Geometriedaten, die später
noch im Einzelnen angegeben werden, eingegeben werden.
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Beispielsweise
handelt es sich bei dem mobilen Gerät um einen Personal Data Assistent
(PDA), ein Mobiltelefon oder ein vergleichbares mobiles Gerät. Das mobile
Gerät kann
dabei in eine im Bereich der Armaturentafel des Zugfahrzeugs 110 angeordnete
Haltevorrichtung eingebracht werden, wie sie zumindest für Mobiltelefone
bereits in vielen Fahrzeugen vorhanden ist.
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Grundsätzlich kann
im Rahmen der Erfindung jedoch jede zur Durchführung von Berechnungen geeignete
programmierbare Einheit, die mit einer Anzeigeeinrichtung und einer
Eingabeeinrichtung verbunden ist, als Simulationsrechner 120 eingesetzt werden.
Insbesondere muss diese nicht in einem mobilen Gerät integriert,
sondern kann gleichfalls fest im Bereich des Fahrzeugs angeordnet
sein. Zumindest die das Fahrzeug betreffenden Geometriedaten können dabei
auch bei der Ersteinrichtung in einem nicht-flüchtigen Speicher der Einrichtung
abgespeichert werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist der Simulationsrechner 120 über eine Schnittstelle 124 passiv
mit dem Datenbus des Zugfahrzeugs 110 verbunden, bei dem
es sich beispielsweise um das üblicherweise
in Fahrzeugen eingesetzte Controller Area Network (CAN) handelt. Über die
Schnittstelle 124 ist es dem Simulationsrechner 120 dabei
insbesondere möglich,
ein den Radeinschlagswinkel der lenkbaren Räder 126 des Zugfahrzeugs 110 repräsentierendes
Signal zu empfangen. Dieses Signal wird dabei mittels eines Lenkwinkelgebers
des Zugfahrzeugs 110 ermittelt, mit dem Fahrzeuge, die über ein
ESP-System (ESP: Elektronisches Stabilitätsprogramm) verfügen, üblicherweise bereits
ausgestattet sind.
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Darüber hinaus
kann über
die Schnittstelle 124 auch eine Information über den
im Getriebe des Zugfahrzeugs 110 eingelegten Gang empfangen werden.
Wird dabei festgestellt, dass ein Rückwärtsgang eingelegt worden ist,
kann die Berechnung der Bahn des Anhängers 112 automatisch
gestartet werden.
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Alternativ
kann es jedoch vorgesehen sein, dass im Bereich eines Lenkrads des
Zugfahrzeugs 110 ein Lenkwinkelgeber an der Lenksäule angebracht
und signalmäßig mit
dem Simulationsrechner 120 verbunden wird.
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Die
Datenübertragung
zwischen den zuvor dargestellten Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann in herkömmlicher
Weise über
Kabel erfolgen. Im Bereich des Zugfahrzeugs 110 können die
Kabel dabei in den vorgesehenen Kabelkanälen geführt werden. Zur Anbindung der
Kamera 116 und des Knickwinkelgebers 118 kann
dabei eine im Bereich des Hecks des Zugfahrzeugs 110 angeordnete Steckverbindung
vorgesehen sein, wie sie üblicherweise
verwendet wird, um eine elektrische Verbindung zwischen dem Zugfahrzeug 110 und
einem Anhänger 112 herzustellen.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist es jedoch vorgesehen, dass zumindest der Datenaustausch
zwischen der Einheit, welche den Simulationsrechner 120 umfasst, und
der Kamera 116 sowie dem Knickwinkelgeber 118 über eine
Funkverbindung erfolgt. Die genannten Komponenten verfügen hierfür über entsprechende Sende-
und Empfangsmittel, wie sie in mobilen Geräten, wie den zuvor beispielhaft
genannten, üblicherweise
bereits vorgesehen sind. Die Funkverbindung ist dabei vorzugsweise
gemäß einem
bestehenden Standard ausgeführt.
Insbesondere handelt es sich dabei beispielsweise um eine Bluetooth-Verbindung oder
Wireless-LAN-Verbindung (LAN: Local Area Network), die dem Fachmann
grundsätzlich
bekannt ist.
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Weiterhin
kann auch die Schnittstelle 124 zur Anbindung des Simulationsrechners 120 an
den Datenbus des Zugfahrzeugs 110 als eine entsprechend ausgebildete
Funkschnittstelle ausgeführt
sein. Ist anstelle der Schnittstelle 124 ein zusätzlicher
Lenkwinkelgeber vorgesehen, so erfolgt die Datenkommu nikation zwischen
dem Lenkwinkelgeber und dem Simulationsrechner vorzugsweise ebenfalls über eine
Funkverbindung der zuvor genannten Art.
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Von
der Kamera 116 wird insbesondere das von dem Umfeldbereich 122 erfasste
Bild an den Simulationsrechner 120 bzw. die den Simulationsrechner 120 umfassende
Einheit übermittelt
und dem Fahrer des Zugfahrzeugs an der Anzeigeeinrichtung angezeigt.
Vorzugsweise geschieht dies permanent während des Betriebes des Zugfahrzeugs 110,
d.h. sowohl während
der Vorwärts-
als auch während
der Rückwärtsfahrt,
so dass der Fahrer den Umfeldbereich 122 hinter dem Anhänger 112 einsehen
kann. Die Kamera erfüllt
damit insbesondere die Funktion eines "zusätzlichen
Außenspiegels" bzw. Rückspiegels
und erlaubt es, den sonst in der Regel nicht einsehbaren Rückraum hinter
dem Anhänger 112 einzusehen.
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Zur
Unterstützung
des Fahrers beim Rückwärtsrangieren
des Fahrzeuggespanns 114 ist es erfindungsgemäß vorgesehen,
in das mittels der Anzeigeeinrichtung dargestellte Kamerabild die
in dem Simulationsrechner 120 berechnete Trajektorie wenigstens
eines Aufpunktes des Anhängers 112 einzublenden.
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Als
Aufpunkt kann dabei beispielsweise der Mittelpunkt der Anhängerachse
gewählt
werden. Alternativ kommt es auch in Frage, die Trajektorien der Radmittelpunkte
des Anhängers 112 bzw.
der Radauflagepunkte anzuzeigen oder die Fläche, die von dem Anhänger beim
Rückwärtsrangieren überstrichen
wird.
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Beispielhaft
ist in 3 schematisch ein Kamerabild dargestellt, welches
sich hierbei ergibt. Das Bild zeigt verschiedene Hindernisse 310,
die sich in dem in rückwärtiger Fahrtrichtung
gelegenen Umfeldbereich 122 des Anhängers 112 befinden,
sowie eine Trajektorie entlang der sich der Mittelpunkt der Anhängerachse
bei einem gegebenen Radeinschlagswinkel voraussichtlich bewegt,
welche mit der Bezugsziffer 320 versehen ist.
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Ferner
kann auch die Trajektorie eines Aufpunktes des Zugfahrzeugs 110,
beispielsweise des Mittelpunktes der Hinterachse des Zugfahrzeugs 110 in
das Kamerabild eingeblendet werden, wobei in der 2 beispielhaft
eine solche Trajektorie eingezeichnet ist, welche mit der Bezugsziffer 322 versehen
ist.
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Zur
Berechnung der Trajektorie 320 wird in dem Simulationsrechner
vorzugsweise ein entsprechendes Softwareprogramm ausgeführt. Die
Berechnung erfolgt dabei anhand eines Einspurmodells des Fahrzeuggespanns 114,
welches in 4 veranschaulicht ist. Beispielhaft
wird dabei wiederum von einem vierrädrigen Zugfahrzeug 110 mit
einem einachsigen Anhänger 112 ausgegangen.
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Als
Parameter bzw. Eingangsgröße des Modells
dienen der Radeinschlagswinkel δ der
lenkbaren Räder 126 des
Zugfahrzeugs 110, der Knickwinkel γ zwischen den Längsachsen
des Zugfahrzeugs 110 und des Anhängers 112, sowie Geometriedaten des
Fahrzeuggespanns, die wie bereits erwähnt über ein mit dem Simulationsrechner 120 verbundenes Eingabemittel
eingegeben werden können.
Dabei handelt es sich um den Radstand lF des
Zugfahrzeugs, den Abstand lAK zwischen dem
Mittelpunkt der Hinterachse des Zugfahrzeugs und des Kupplungskopfes
der Anhängerkupplung
sowie den Abstand lA zwischen dem Kupplungskopf
der Anhängerkupplung
und dem Mittelpunkt der Anhängerachse.
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Anhand
dieses Modells erfolgt in dem Simulationsrechner 120 die
Berechnung der Bahn des Mittelpunktes der Anhängerachse beim Rückwärtsrangieren
des Fahrzeuggespanns 114. Der Berechnung wird dabei die
Annahme zugrunde gelegt, dass die Geschwindigkeit des Fahrzeuggespanns 114 beim Rückwärtsrangieren
klein ist, so dass der Schräglaufwinkel
der lenkbaren Räder 126 des
Zugfahrzeugs 110 vernachlässigbar klein ist.
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Unter
diesen Annahmen bewegt sich das Zugfahrzeug 112 während der
Fahrt entlang einer Kreisbahn, deren Radius in dem Fachmann bekannter
Weise durch den Radeinschlagswinkel δ und den Radstand lF des
Zugfahrzeugs 110 bestimmt ist. Dieser Zusammenhang ermöglicht die
Berechnung der Bahn des Kupplungskopfes der Anhängerkupplung in einem ortsfesten
zweidimensionalen Koordinatensystem, dessen Koordinatenebene vorzugsweise
der Fahrbahnebene entspricht und dessen Ursprung beispielsweise
auf den Mittelpunkt der hinteren Achse des Zugfahrzeugs gelegt werden
kann. Als Bahnparameter kann dabei ein Zeitparameter oder der bei der
Bewegung des Zugfahrzeugs auf der Kreisbahn überstrichene Winkel verwendet
werden.
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Die
Trajektorie des Mittelpunktes der Anhängerachse ergibt sich daraus
als eine sogenannte Schleppkurve, deren Berechnung dem Fachmann grundsätzlich bekannt
ist, und die beispielsweise durch den Zusammenhang zwischen dem
Knickwinkelwinkel γ und
dem verwendeten Bahnparameter charakterisiert ist. Als Anfangswert
für die
Berechnung dieses Zusammenhangs wird dabei der aktuelle, mittels
des Knickwinkelgebers 118 gemessene Knickwinkel γ verwendet.
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Eine
detaillierte Darstellung der Kinematik von Fahrzeuggespannen kann
dabei beispielsweise der Veröffentlichung
D. Zöbel "Mathematical Modeling
of the Kinematics of Vehicles" in
Kamil Hrubina (Editor), Mathematical Modeling of Technical Processes,
Seiten 178-200, Sokrates/Erasmus Summer School, Presov, Slowakische
Republik, 2.-13. Juli 2001 (abzurufen unter http://www.unikoblenz.de/∼zoebel/pdf/Mamotep2.pdf.)
entnommen werden, die in einfacher Weise auf die im Rahmen der Erfindung durchzuführende Berechnung übertragbar
ist.
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Anhand
der Bahn des Mittelpunktes der Hinterachse des Zugfahrzeugs 110 und
des Zusammenhangs zwischen dem Bahnparameter und dem Knickwinkel γ lässt sich
dann die Trajektorie des Mittelpunktes der Anhängerachse in dem gewählten Koordinatensystem
in Abhängigkeit
von dem gewählten Bahnparameter
bestimmen, die sich beim Rückwärtsrangieren
aufgrund des aktuellen Radeinschlagswinkels δ ergibt. Sie wird dabei vorzugsweise bis
zu dem Punkt berechnet, an dem der maximale Knickwinkel γ des Fahrzeuggespanns
erreicht ist, der in dem Speicher des Simulationsrechners 120 gespeichert
ist.
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Aus
dieser Trajektorie lassen sich dann die Trajektorien beliebiger
Aufpunkte anhand ihrer relativen Lage zu dem Mittelpunkt der Anhängerachse
berechnen.
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Vorzugsweise
ist es dabei vorgesehen, dass der Simulationsrechner 120 Stützstellen
für die
Trajektorien der gewählten
Aufpunkte in Abhängigkeit von
mehreren Werten des Bahnparameters berechnet und die vollständige Trajektorie
anhand der Stützstellen
in geeigneter Weise interpoliert.
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Die
in dieser Weise berechneten Trajektorien der gewählten Aufpunkte des Anhängers 112 werden dann
mittels einer in dem Simulationsrechner 120 integrierten
und vorzugsweise ebenfalls als ein Softwareprogramm ausgeführten Transformationseinheit in
das Kamerabild eingeblendet bzw. hineinprojiziert.
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Dafür ist es
erforderlich, das Kamerabild mit dem bei der Berechnung der Trajektorie
verwendeten Koordinatensystem in Beziehung zu setzen. Um dies zu
ermöglichen,
müssen
die Position der Kamera 116 an dem Anhänger 112 und der Elevationswinkel
sowie der Öffnungswinkel,
unter dem das Kamerabild aufgenommen wird, bekannt sein.
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Dabei
ist es vorgesehen, dass die Kamera 116 auf der Mittelachse
des Anhängers 112 in
einer bestimmten Höhe über der
Fahrbahn montiert wird, die vorzugsweise mittels des Eingabemittels
in den Simulationsrechner 120 eingegeben wird. Der Elevationswinkel
ist vorzugsweise bauartbedingt durch die Halterung der Kamera 116 vorgegeben
und ebenfalls in dem Simulationsrechner 120 gespeichert.
Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass der Elevationswinkel bei
der Montage der Kamera 116 bestimmt und in den Simulationsrechner 120 eingegeben
wird. Der ebenfalls in dem Simulationsrechner 120 gespeicherte Öffnungswinkel
der Kamera 116 ist durch deren Bauart bestimmt und zu dem
Speicher des Simulationsrechners 120 gespeichert.
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Insbesondere
anhand dieser Angaben ermittelt die Transformationseinheit dann
den von der Kamera 116 erfassten Ausschnitt der Koordinatenebene,
der in dem Kamerabild in einer ebenfalls anhand der Angaben ermittelbaren
perspektivischen Verzerrung dargestellt ist. Dann bestimmte die
Transformationseinheit den in dem von der Kamera erfassten Ausschnitt
der Koordinatenebene liegenden Abschnitt der Trajektorien der gewählten Aufpunkte
des Anhängers 112 und
blendet ihn in einer entsprechenden Verzerrung in das mittels der
Anzeigeeinrichtung dargestellte Kamerabild ein.
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Zudem
kann, wie bereits erwähnt,
auch die Trajektorie wenigstens eines Aufpunktes des Zugfahrzeugs 110,
die aus der berechneten Bahn des Mittelpunktes der Hinterachse des
Zugfahrzeugs 110 bestimmt wird, in gleicher Weise ebenfalls
in das Kamerabild eingeblendet wird. Die Trajektorien der gewählten Aufpunkte
des Zugfahrzeugs 110 und des Anhängers 112 können dabei
beispielsweise farblich unterschieden werden.
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Die
Berechnung der Trajektorien bzw. ihre Einblendung in das Kamerabild
wird gestartet, wenn der Simulationsrechner über die Schnittstelle 124 ermittelt,
dass ein Rückwärtsgang
in das Getriebe des Zugfahrzeugs 110 eingelegt worden ist,
oder wenn der Fahrer die Berechnung manuell durch eine entsprechende
Eingabe über
die mit dem Simulationsrechner 120 verbundene Eingabeeinrichtung
startet. Sie wird beendet, wenn über
die Schnittstelle 124 ermittelt wird, dass in dem Getriebe
ein Vorwärtsgang eingelegt
ist, oder wenn über
das Eingabemittel manuell ein Beendigungssignal eingegeben wird.
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Während des
Rückwärtsrangierens
erfolgt die Berechnung bzw. Einblendung der Trajektorien in das
Kamerabild in jeweils aneinander anschließenden Zyklen einer durch eine
Taktfrequenz des Simulationsrechners 120 bestimmten Dauer
in Abhängigkeit
von den aktuellen Werten des Radeinschlagswinkels δ und des
Knickwinkels γ,
so dass die erwarteten Trajektorien jeweils in das aktuelle Kamerabild eingeblendet
werden.
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Somit
wird eine vorteilhafte Vorrichtung zur Unterstützung des Fahrers eines Fahrzeuggespanns 114 beim
Rückwärtsrangieren
geschaffen, bei der diesem die erwarteten Trajektorien ausgewählter Aufpunkte
des Anhängers 112 im
Bild einer in rückwärtige Fahrtrichtung
ausgerichteten Kamera angezeigt werden, so dass er die erwartete
Bahn insbesondere in Bezug auf hinter dem Anhänger 112 befindliche
Hindernisse 210 bewerten bzw. so einstellen kann, dass
diese Hindernisse umfahren werden oder eine bestimmte Position angefahren
wird.
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Die
Erfindung ist dabei jedoch nicht auf die bislang dargestellten Ausführungsformen
beschränkt.
Insbesondere kann die Vorrichtung an beliebig ausgestaltete Fahrzeuggespanne 114 angepasst
werden. Bei Fahrzeuggespannen 114 mit Zweiachsanhängern ist
dabei insbesondere ein zweiter Winkelgeber erforderlich, mit dem
neben dem Knickwinkel zwischen der Längsachse des Zugfahrzeugs und
der Anhängerdeichsel
der relative Winkel zwischen den beiden Anhängerachsen bestimmt wird.
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Weiterhin
kann auf die Erfassung des Radeinschlagswinkels δ oder auf die Erfassung des Knickwinkels γ mit Hilfe
von Winkelgebern verzichtet werden und der fehlende Parameter durch
eine Bilderkennung bestimmt werden, wobei jedoch mit einer geringeren
Genauigkeit bei der Berechnung der Trajektorien zu rechnen ist.
Alternativ kann auch der Radeinschlagswinkel bei der Berechnung
mit δ =
0° angenommen
werden, wodurch die Genauigkeit bei der Berechnung der Trajektorie
jedoch ebenfalls erheblich abnimmt.
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- 110
- Zugfahrzeug
- 112
- Anhänger
- 114
- Fahrzeuggespann
- 116
- Kamera
- 118
- Knickwinkelgeber
- 120
- Simulationsrechner
- 122
- von
der Kamera erfasster Umfeldbereich
- 124
- Schnittstelle
zur Busanbindung
- 126
- lenkbare
Räder des
Fahrzeugs
- 210
- erstes
Element des Knickwinkelgebers
- 212
- zweites
Element des Knickwinkelgebers
- 214
- Drehgelenk
- 216
- Anhängerdeichsel
- 218
- Drehachse
- 219
- Handgriff
- 220
- Kupplungsdeichsel
- 310
- Hindernis
- 320
- Trajektorie
- 322
- Trajektorie
- δ
- Radeinschlagswinkel
- γ
- Knickwinkel
- lAK
- Abstand
zwischen dem Mittelpunkt der Hinterachse des
-
- Zugfahrzeugs
und dem Kupplungskopf der Anhängerkupplung
- lA
- Abstand
zwischen dem Kupplungskopf der Anhängerkupplung
-
- und
dem Mittelpunkt der Hinterachse des Anhängers
- lF
- Radstand
des Zugfahrzeugs