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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Reduzierung von
Wolfstönen,
die bei Saiteninstrumenten, vorzugsweise bei Streichinstrumenten nahezu
unvermeidbar auftreten.
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Wolfstöne sind
störende
und somit ungewollte Töne,
die bei bestimmten Anregungsfrequenzen beim Spiel eines Saiteninstrumentes,
insbesondere eines Streichinstrumentes, wie bspw. eine Geige, Bratsche,
Cello oder Kontrabass auftreten und dazu neigen periodisch zu flackern,
wodurch ein schwebender, zumeist heulender Klang entsteht, der namensgebend
für diese
akustische Erscheinung ist. Die Ursache für das Auftreten derartiger
Wolfstöne liegt
in der Natur des Klangkörpers
bzw. Resonanzkörpers
des jeweiligen Instrumentes begründet,
auf den die Schwingungen zur Klangverstärkung übertragen werden. Jedem Klangkörper sind
Hauptresonanzen zueigen, bei denen der Korpus über eine dynamische Eigenbeweglichkeit
verfügt,
wobei zumindest Teilbereiche oder Teilflächen des Klangkörpers in
Schwingungen geraten. In der Hauptresonanz des Klangkörpers wird
der Saitenschwingung mehr Energie entzogen als durch den Bogen nachgeliefert
werden kann. Die Schwingung der Saiten wird durch die starke Klangkörperschwingung
gestört,
wodurch die Saitenschwingung zusammenbricht, sich jedoch wieder
aufbaut, zumal der Bogen kontinuierlich weiter über die Saite gestrichen wird
und der Saite Schwingungsenergie zuführt. Damit aber regt sie den
Klangkörper
erneut zum Schwingen in seiner Hauptresonanz an, wodurch sich letztlich
ein periodischer Wechsel zwischen Schwingungsaufbau und -zusammenbruch
meist mit einer Wechselfrequenz unter 25 Hz einstellt. Der ständige Wechsel
aus Schwingungsaufbau und Schwingungszusammenbruch, der sich zumeist
bei einer psychoakustisch als lästig
empfindbaren Frequenz einstellt, ist letztlich der akustische Hintergrund
des sogenannten Wolfstonheulens.
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Als
bekannte Maßnahme
zur gezielten Dämpfung
der bei bestimmten Frequenzen auftretenden Wolfstöne wird
im Bereich der frei schwingenden Saite zwischen Steg und Saitenhalter
des jeweiligen Saiteninstrumentes ein exakt in seiner Dämpfung und
Masse abgestimmtes, sogenanntes „Anti-Resonanz-Röhrchen" montiert, das aus
einem Metallrohr mit entsprechender Gummifüllung besteht und dessen geometrische
Abmessungen sowie dämpfende Eigenschaften
exakt auf die Hauptresonanz des Klangkörpers abgestimmt wird.
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Eine
weitere Möglichkeit
der gezielten Dämpfung
von Wolfstönen
erfolgt mittels Einspannen eines Masseelementes zwischen zwei Saiten
im Bereich zwischen Steg und Saitenhalter, wobei die Masse jeweils über zwei
Federn mit den Saiten verspannt ist.
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Schließlich sei
auf ein Dämpfungssystem verwiesen,
das innwandig an die Decke des Klangkörpers des Instrumentes appliziert
ist. Das Dämpfungssystem
besteht aus einer einseitig eingespannten Blattfeder, an deren frei
schwingendem Ende ein Massenelement angebracht ist. Das mit der
innwandigen Decke des Klangkörpers
verbundene Dämpfungssystem
stellt gleichsam wie die beiden vorstehenden Vorkehrungen zur Reduzierung
sich ausbildender Wolfstöne
ein sogenanntes Tilgersystem dar, das durch ein Masse-Feder-System
beschreibbar und in Abhängigkeit
der Massen- und Federwahl auf bestimmte Resonanzfrequenzen einstellbar
ist, bei denen das Tilgersystem eine jeweils maximale Schwingungsenergie
durch resonante Schwingungsanregung aufzunehmen vermag, die dem
angekoppelten Klangkörper
entzogen und letztlich in Wärmeenergie
umgewandelt wird.
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Allen
bisher bekannten als mechanische Tilgersysteme ausgebildeten Lösungen zur
gezielten Reduzierung auftretender Wolfstöne bei Saiteninstrumenten haftet
der Nachteil an, dass die Tilgersysteme auf fix vorgegebene Frequenzen,
die jeweils den Klangkörperhauptresonanzen
entsprechen, fest einzustellen sind. Beginnen sich im Laufe der
Zeit bspw. durch Alterungserscheinungen sowie auch durch äußere sich ändernde
Einwirkungen, wie Temperaturschwankungen, Luftfeuchteänderungen durch
Bespannen mit verschiedenartigen Saiten oder durch Verrutschen des
Steges relativ zum Klangkörper
die Hauptresonanzen des Klangkörpers
etc. zu verändern,
so verlieren sämtliche
bisher bekannte Tilgersysteme ihre Wirkung. Derartige Variationen des
Resonanzverhaltens von Klangkörpern
können häufig und
spontan auftreten, so dass mit den bisher bekannten Massnahmen die
Begegnung von Wolfstönen
dennoch unbefriedigend bleibt.
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Der
DE 92 08 580 U1 ist
eine Vorrichtung zur Dämpfung
von Wolfstönen
bei einem tief klingenden, mehrere Saiten aufweisenden Streichinstrument
entnehmbar. Die bekannte Vorrichtung besteht aus einem Hohlkörper, in
dessen Innenraum ein Dämpfungskörper in
einer viskosen Flüssigkeit
frei beweglich angeordnet ist, wobei der Hohlkörper über zwei Federn zwischen zwei
Saiten im Bereich zwischen Steg und Saitenhalter eingespannt wird.
Die beschriebene Vorrichtung stellt somit einen Resonator, d.h.
ein Tilgersystem, dar, das mechanische Schwingungsenergie aufnimmt
und diese letztlich in Wärme umsetzt.
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In
der
AT 176 731 ist eine
Vorrichtung zur Beseitigung von Wolfstönen bei Streichinstrumenten, insbesondere
bei Violoncellos, beschrieben. Die Vorrichtung besteht aus einem
starren, im wesentlichen zungenförmigen
Organ, das an einem Ende ein Befestigungsmittel aufweist, welches
derart ausgebildet ist, dass es im Schallloch des Instrumentes in
den Instrumentenkörper
hineinragend montierbar ist, wodurch eine mechanische Koppelung
der gegenüberliegenden
Ränder
des Schallochs hergestellt wird. Das zungenförmige Organ wird durch Schwingungen des
Instrumentenkörpers
selbst zu Schwingungen angeregt, wodurch letztlich auch in diesem
Fall mechanische Schwingungsenergie in Wärme überführt wird.
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In
der
DE 28 18 168 A1 ist
ein Resonanzwolfdämpfer
für Streichinstrumente
beschrieben, bestehend aus einer Masse, die federnd aufgehängt ist und
deren Schwingung gedämpft
ist, wobei die Dämpfung
derart bemessen ist, dass das aus dem Resonanzkreis des Instruments
und dem des Wolfdämpfers
bestehende Mehrfachresonanzsystem kritisch gekoppelt ist.
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Darstellung der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Vorrichtung zur Reduzierung
von Wolfstönen
bei einem Saiteninstrument, das zur Klangverstärkung einen Klang- bzw. Resonanzkörper aufweist,
derart anzugeben, dass eine Beseitigung auftretender Wolfstöne selbst
bei einem sich verändernden
Resonanzverhalten des Klangkörpers
zuverlässig
möglich wird.
Da das Auftreten von Wolfstönen
eine dem Klangkörper
inhärente
Eigenschaft ist, die selbst bei idealer Bauweise des Klangkörpers unvermeidlich gegeben
ist, bedarf es sich autonom an sich verändernde Klangkörperresonanzen
anpassende Maßnahmen
zur optimalen Beseitigung von Wolfstönen.
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Die
Lösung
der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Den Erfindungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind Gegenstand
der Unteransprüche
sowie der Beschreibung im Weiteren zu entnehmen.
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Die
erfindungsgemäße Lösung sieht
den Einsatz eines multifunktionalen Werkstoffes vor, der mittel-
oder unmittelbar mit dem Klangkörper
in Kontakt steht, so dass im Falle einer resonanten Schwingungsanregung
des Klangkörpers
der mit diesem verbundene multifunktionale Werkstoff mitschwingt und
infolgedessen dynamisch deformiert wird, wodurch innerhalb des multifunktionalen
Werkstoffes eine Umwandlung der Schwingungsenergie in elektrische
Energie erfolgt, die letztlich dem schwingenden System in Form von
Wärmeenergie
entzogen wird.
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Von
allen verfügbaren
multifunktionellen Werkstoffen, die grundsätzlich Werkstoffklassen der nachfolgenden
Gattung umfassen: Piezo-Keramik, Piezo-Polymer, elektrostriktive Keramik, elektroviskose
Flüssigkeiten,
Polymergel, magnetostriktive Legierung, magnetoviskose Legierung,
Formgedächtnislegierung,
Formgedächtnispolymer,
eignen sich besonders bevorzugt piezokeramische Wandlersysteme,
die in unterschiedlichen Bauformen für eine Applizierung an oder
Integration in bestimmten Teilbereichen des Klangkörpers geeignet
sind.
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Zur
technischen Umsetzung des lösungsgemäßen Konzeptes
einer gezielten Reduktion von Wolfstönen bei Saiteninstrumenten
stehen verschiedene Funktionsprinzipien zur Verfügung, auf die im weiteren Bezug
genommen wird.
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Grundsätzlich wird
zwischen einer reinen Dämpfung
und einem aktiven Entgegenwirken bei auftretenden Wolftönen unterschieden.
Bei der Dämpfung
wird dem Schwingungssystem die Schwingungsenergie entzogen und zumeist
in Wärmeenergie
umgewandelt, wie es bei den bekannten Tilgersystemen der Fall ist.
Bei einem aktiven Entgegenwirken gilt es die Schwingungsamplituden
der in Schwingungen geratenen Teilbereiche des Klangkörpers durch
aktorische Gegenschwingungseinkopplung in die Teilbereiche des Klangkörpers regelrecht auszulöschen. Sowohl
im Falle der Dämpfung
als auch der Kompensation auftretender Wolfstöne im Wege der Erzeugung entsprechender Gegenschwingungen
innerhalb des Klangkörpers
ist der mit dem Klangkörper
in Wirkverbindung stehende multifunktionale Wandlerwerkstoff mit
einer elektrischen Schaltung verbunden, die je nach Funktionsprinzip über rein
passiv wirkende elektronische Elemente verfügt, wie beispielsweise Widerstände, Induktivitäten und/oder
Kapazitäten,
oder zudem aktive Bauelemente aufweist, durch die eine kontrollierte
Erzeugung von Gegenschwingungen möglich ist.
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Grundsätzlich ist
die mit dem wenigstens einen elektromechanischen Wandlerwerkstoff
verbundene elektrische Schaltung derart ausgelegt, dass sich die
Schaltungsparameter an die jeweiligen Schwingungsfrequenzen des
Klangkörpers
autonom anzupassen vermögen
und sich auf diese Weise eine selektive Reduktion von Wolfstönen trotz
sich ändernder
Frequenzlage ergibt.
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Ein
besonderer Vorteil des Einsatzes multifunktionaler Wandlerwerkstoffe
zur gezielten Reduktion von Wolfstönen in Saiteninstrumenten ist
darin zu sehen, dass der Wandlerwerkstoff möglichst ungedämpft an
den Klangkörper
des Saiteninstrumentes appliziert wird, um eine möglichst
maximale Schwingungsenergieaufnahme bei bestimmten Schwingungsresonanzen
zu erzielen. Demgegenüber
sehen bis dahin im Einsatz befindliche mechanische Tilgersysteme
Dämpfungselemente
vor, durch die die Tilgersysteme resonante Schwingungen innerhalb
eines durch die Dämpfung
verbreiterten Bandbreitebereiches umzusetzen vermögen, dies
jedoch in einem durch die Dämpfung
nur begrenztem Umfang. Da die lösungsgemäße Vorrichtung
jedoch selbständig
in der Lage ist, sich, wie eingangs besprochen, auf verändernde
resonante Schwingungsüberhöhungen innerhalb
des Klangkörpers
einzustellen, bedarf es keinerlei, die Breitbandigkeit des Tilgersystems
verbessernde Dämpfungsmaßnahmen, so
dass der lösungsgemäß am oder
im Klangkörper applizierte
oder integrierte multifunktionale Werkstoff ungedämpft und
somit geeignet zur optimalen Schwingungsaufnahme eingesetzt werden
kann.
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Im
Falle einer semiaktiven Dämpfung
wird vorzugsweise ein als Piezokeramikplättchen ausgebildeter multifunktionaler
Werkstoff an einen Teilbereich des Klangkörpers appliziert, wobei das
piezokeramische Plättchen
elektrisch gesehen wie ein Plattenkondensator mit der Kapazität C wirkt.
Das piezokeramische Plättchen
ist darüber
hinaus mit einer elektrischen Schaltung verbunden, in der eine elektrische
Impedanz in Form beispielsweise eines Ohm'schen Widerstandes und gegebenenfalls
in Kombination mit einer zusätzlichen
Induktivität
L verschaltet ist. Im Falle von sich innerhalb des Klangkörpers ausbildenden
Schwingungen wird ein Teil der mechanischen Schwingungsenergie mit
Hilfe der Piezokeramik zunächst
in elektrische Energie umgewandelt, die letztlich in den mit dieser
verbundenen elektrischen Schaltung in Wärme umgesetzt wird. Hierbei
gilt es zu beachten, dass die vorstehend beschriebene semiaktive
Dämpfung
nicht zu verwechseln ist mit der an sich bekannten konventionellen Materialdämpfung,
bei der die mechanische Energie direkt in thermische Energie übergeführt wird.
Im Gegensatz zur Materialdämpfung
ist über
die Plazierung der Piezokeramik sowie die Ausbildung des elektrischen
Schaltkreises durch entsprechende Wahl des Ohm'schen Widerstandes sowie der Induktivität eine gezielte
Anpassung der Dämpfung
an die jeweiligen Anforderungen des in Schwingungen zu geratenden Klangkörpers möglich.
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In
einer einfachsten Ausführungsform
der elektrischen Beschaltung ist die mit dem Klangkörper verbundene
Piezokeramik, vorzugsweise in Form einer Folie, eines Patch, eines
Plättchen
oder einer Faser, parallel zu einer elektrischen Impedanz geschaltet,
die entweder als Ohm'scher
Widerstand R, als Induktivität
L oder in Form einer Kombination von R und L ausgebildet ist. Bei
der Auslegung und Dimensionierung der entsprechenden elektronischen
Bauelemente innerhalb der elektrischen Schaltung ist eine möglichst
effektive Umsetzung der in der Piezokeramik gebildeten elektrischen
Energie in thermische Energie anzustreben. Hierbei gilt es überdies
zu berücksichtigen,
dass der in Form einer Piezokeramik vorliegende, mit dem Klangkörper verbundene
multifunktionale Werkstoff zumeist nicht als separates Bauteil sondern
mit einer Trage- oder Haftstruktur gekoppelt ist, über die
die Piezokeramik mit dem Klangkörper
des Seiteninstrumentes verbunden ist. Dies führt letztlich auch dazu, dass
lediglich ein geringerer Teil der Schwingungsenergie des in Schwingungen geratenen
Klangköpers
in elektrische Energie umgewandelt werden kann, ein Umstand, den
es bei der Auslegung und Dimensionierung der elektrischen Impedanz
im Wege sogenannter Koppelfaktoren zu berücksichtigen gilt.
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Durch
eine entsprechende adaptive Einstellung der elektrischen Impedanz
des mit dem multifunktionalen Werkstoff verbundenen elektrischen Schaltkreises
durch geeignete Wahl der Induktivität und/oder des Ohm'schen Widerstandes
ist somit ein adaptives Tilgungssystem geschaffen, das sich weitgehend
selbständig
auf die Hauptresonanzfrequenz des Klangkörpers einzustellen und dieser
auch zu folgen vermag, falls sich durch äußere Einflüsse, wie beispielsweise Feuchte,
Temperatur, Höhe
des Kammertons „a" etc., Änderungen
der Systemeigenschaften des Saiteninstrumentes ergeben.
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Die
für den
Betrieb des semiaktiven Dämpfungssystems
erforderliche elektrische Energie gewinnt das lösungsgemäße Tilgersystem aus der durch
die Schwingungsenergie der Piezokeramik initiierten Ladungsverschiebung,
so dass es sich hierbei um ein vollständig autonomes System handelt. Das
vorstehend beschriebene autonom arbeitende Tilgersystem zeichnet
sich somit durch eine technisch einfache Ausgestaltungsform und
eine damit verbundene geringe Störanfälligkeit
gegenüber äußeren Einwirkungen
aus und bietet letztlich eine kostengünstige Lösung zur wirkungsvollen Reduzierung von
in Saiteninstrumenten auftretenden Wolfstönen.
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Eine
weitere lösungsgemäße Ausführungsform
sieht den Einsatz multifunktionaler Werkstoffe zur Reduzierung von
in Saiteninstrumenten auftretenden Wolfstönen im Rahmen eines Aktor-Sensorsystems
vor, bei dem mit Hilfe eines geeignet ausgebildeten Sensors der
Schwingungszustand des Klangkörpers
erfaßt
und als Basis zur gezielten Ansteuerung eines Aktors genutzt wird,
um den Schwingungszustand des Klangkörpers durch eine aktorische
Gegenbewegung möglichst
zu kompensieren.
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In
einer ersten Ausführungsalternative
dient hierzu ein kollokiert, d.h. möglichst ortsnah und kompakt
zueinander angeordnetes Paar aus einem Aktor- und einem Sensorelement,
die jeweils beide aus einem multifunktionalen Werkstoff bestehen
und an einen Teilbereich des Klangkörpers appliziert sind, der
im Falle der Klangkörperresonanz
Schwingungen mit maximalen Schwingungsamplituden ausführt. Weist
der Klangkörper
mehrere Bereiche mit merklichen Schwingungsüberhöhungen auf, so sind entsprechend
mehr Sensor-Aktor-Paare am Klangkörper anzubringen.
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Im
Rahmen einer sogenannten proportionalen Signalrückführung wird das Sensor- und Aktor-Element-Paar
derart miteinander elektrisch verschaltet, dass die schwingungsinitiierten
Sensorsignale als Eingangssignale auf den Aktor zurückgeführt werden,
der proportional zum Sensorsignal Deformationen erfährt und
somit Schwingungen erzeugt. Die Signalrückführung erfolgt in Anlehnung
an ein Ein-Massen-Schwingersystem,
bei dem eine Masse gegenüber
einem festen Gegenlager über
eine Feder mit vorgebbarer Federsteifigkeit sowie ein Dämpfungsglied
mit vorgegebener Dämpfungskonstante gelagert
ist. Zusätzlich
wirkt ein Aktor auf die Masse ein, dessen Aktorstellsignal durch
Messen und Auswerten einer auf die Masse einwirkenden Beschleunigung
durch Integration und anschließender
invertierender Verstärkung
mit einem Faktor-G gewonnen wird, wodurch der störenden Massenauslenkung aktorisch
entgegen getreten wird.
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Idealerweise
sollte der Verstärkungsfaktor frequenzunabhängig sein,
reale Verstärkersysteme beginnen
jedoch bei höheren
Frequenzen signifikante Phasendrehungen zu verursachen, was im vorliegenden
Anwendungsfall zur Umkehrung des Vorzeichens der Verstärkung und
damit zur Entdämpfung des
Schwingungssystems bishin zur Instabilität führen würde. Bei der Wahl der Signalverstärkung ist
es daher erforderlich, auf die Stabilität des gesamten Schwingungssystems
zu achten, insbesondere in Fällen,
in denen das Schwingungssystem mehrere in Überlagerung tretende Freiheitsgrade
aufweist, was bei Musikinstrumenten, die Gegenstand der lösungsgemäßen Vorrichtung
sind, zweifelsohne der Fall ist. Zur Ermittlung geeigneter Signalverstärkungsfaktoren
bietet sich im vorliegenden Falle die Methode der unabhängigen Modalraumregelung
an, kurz IMSC: Independent Modal Space Control, mit der es möglich ist,
dynamische Systeme mit n Freiheitsgraden in n Systeme mit je einem
Freiheitsgrad zu zerlegen. Mittels Linearkombination und modaler
Filterung der Sensorsignale kann eine beliebige Schwingung des Klangkörpers als Überlagerung
von Schwingungen eines vorstehend bezeichneten „Ein-Massen-Schwingers" dargestellt werden.
Für jeden
einzelnen Schwingungsmode ist es möglich, eine Regelung nach der
oben beschriebenen Vorgehensweise vorzunehmen, d.h. für jeden
einzelnen Schwingungsmode wird eine rückstellende Aktorkraft ermittelt,
mit der dem aktuellen Schwingungszustand des Gesamtsystems entgegengetreten
wird. Hierbei ist es jedoch erforderlich, eine Vielzahl geeignet
positionierter Aktor-Sensorpaare an Stellen oder Bereichen des Klangkörpers anzubringen,
an denen relevante Schwingungsanteile auftreten, die entsprechend
erfasst und wie vorstehend beschrieben, aktiv entgegengetreten werden
kann.
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Das
vorstehend beschriebene kollokierte Aktor-Sensorsystem mit einer
Regelung auf Basis proportionaler Signalrückführung zwischen Sensor und Aktor
bedarf grundsätzlich
keines vom Schwingungszustand des Klangkörpers entkoppelten Schwingungsgenerators,
durch den der Aktor in Schwingungen versetzt wird. Vielmehr wird
das Gegenschwingungsverhalten des Aktors unmittelbar vom aktuellen durch
den Sensor erfassten Schwingungszustand des Klangkörpers bestimmt.
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Ein
weiteres Ausführungsbeispiel
für die
lösungsgemäße Vorrichtung
zur Reduktionen von Wolfstönen
beim Spiel von Saiteninstrumenten basiert auf dem Grundprinzip der
so genannten adaptiven Gegensteuerung. Hierbei wird davon ausgegangen,
dass die störenden
als unangenehm empfundenen Wolfstöne durch iterative und besonders
harmonische Erregungen entstehen, so insbesondere durch impuls-
oder stoßartige
Schwingungsanregungen, wie sie im Falle von Streichinstrumenten
häufig vorkommen.
Zur Unterdrückung
derartiger Störungen
bietet sich ein Ansatz an, der auf dem Prinzip der Gegensteuerung
beruht und in der akustischen Regelungstechnik als ANC (Active Noise
Control) Eingang gefunden hat. Da die Störungen lediglich einzelne Frequenzen
enthalten, können
die dadurch im Klangkörper
angeregten Schwingungen mit Hilfe eines Referenzsensors erfaßt werden,
der einen Signalgenerator aktiviert, durch den ein Referenzsignal generiert
wird, dass zur gezielten Gegensteuerung der störenden Frequenzen an einen
Aktor angelegt wird, durch den das schwingende System entsprechend
beeinflusst wird.
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Das
Referenzsignal, das mittels des Signalgenerators erzeugt wird, wird
durch ein adaptives Filtersystem nach Betrag und Phase so verändert, dass die
störenden
Vibrationen und damit die Schallabstrahlung durch den Klangkörper des
Musikinstrumentes unterdrückt
werden. Die Gegensteuerung bewirkt somit eine Minimierung des gemessenen
Referenzsensorsignals, das idealerweise vollständig ausgelöscht wird. Der Vorteil dieser
Vorgehensweise zur Reduktion auftretender Wolfstöne bei einem Saiteninstrument
betrifft die Adaptivität,
durch die auch bei Veränderungen
des Klangkörpers
ausreichend gute Unterdrückungen
der Störgrößen erreicht
werden können.
Ferner sieht eine auf dem Prinzip der adaptiven Gegensteuerung beruhende
Vorrichtung außerordentlich
große
Stabilitätsbereiche
vor, zumal keine Sensorsignale auf den Klangkörper selbst rückgekoppelt
werden, vielmehr dienen die Sensorsignale einzig und allein der
Optimierung und Erzeugung der die Schwingungsgegensteuerung initiierenden
Referenzsignale. Treten hingegen stochastische und transiente Schwingungsanregungen
innerhalb des Klangkörpers
auf, die nicht vom Referenzsensor erfaßt werden können, so vermag die auf der
adaptiven Gegensteuerung beruhende Vorrichtung keine entsprechenden
Referenzsignale zu erzeugen.
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Um
die mit der adaptiven Gegensteuerung verbundenen Nachteile wenigstens
teilweise zu überwinden
ist es denkbar und möglich,
eine derartige Vorrichtung mit einer Vorrichtung zu kombinieren, die
auf einer nicht adaptiven Rückkopplung
basiert, wie bereits vorstehend beschrieben. Auf dieser Weise können die
Vorteile beider Systeme miteinander kombiniert werden, wodurch sowohl
die stochastischen bzw. transienten Störungen im Wege nicht adaptiv
rückgekoppelter
Tilgersystem gedämpft,
als auch die harmonischen Störungen
mit Hilfe adaptiver Gegenkopplung unterdrückt werden können.
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In
allen Fällen
der vorstehend beschrieben möglichen
Ausführungsbeispiele
zur wirkungsvollen Unterdrückung
in Saiteninstrumenten auftretender Wolfstöne ist der Ort der Anbringung
der wenigstens einen multifunktionalen Werkstoff aufweisenden Vorrichtung
am Saiteninstrument und insbesondere im Bereich des Klangkörpers von
großer
Bedeutung. Im Falle eines Streichinstrumentes, wie beispielsweise einer
Geige, einer Bratsche, eines Cellos oder Kontrabasses, bei der die
Saiten jeweils im Bereich des Klangkörpers über einen Steg geführt und
einseitig in einem mit dem Klangkörper verbundenen Saitenhalter
befestigt sind, ist es besonders vorteilhaft, die lösungsgemäße Vorrichtung
innwandig im Klangkörper im
Bereich zwischen Steg und Saitenhalter applikativ oder in integraler
Bauform vorzusehen. Der genaue Anbringungspunkt bzw. Anbringungsbereich
für den multifunktionalen
Werkstoff, sei es in Form einer Folien, eines Patches, eines Plättchen oder
in Faserform, gilt es in Abhängigkeit
des jeweiligen Instrumentes optimiert zu wählen. Der geeignetste Bereich scheint
jedoch die Innenseite des Deckels des Klangkörpers im vorstehend bezeichneten
Bereich zu sein.