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Sprühbares, filmbildendes Mittel zur Herstellung eines Wundverbandes
Die Erfindung betrifft ein sprühbares, filmbildendes, als Lösung oder als Emulsion
vorliegendes Mittel zur Herstellung eines Wundverbandes auf Kunststoffbasis mit
Weichmachern. Es ist bekannt, Hautschutzmittel aus thermoplastischen Polymerisationsprodukten,
Weichmachern und gegebenenfalls Wachs-, Paraffin-oder Fettsubstanzen herzustellen.
Es ist weiter bekannt, derartige Gemische in flüchtigen Lösungsmitteln zu lösen
und die Lösung auf die abzudeckende Oberfläche aufzubringen, damit ein schützender
Film entsteht. Ferner ist die Verwendung von Celluloseäthern in solchen filmbildenden
Gemischen bekannt. Celluloseacetatbutyrat wird als Bestandteil von Hautschutzsalben
genannt. Für Hautschutzsalben sind ferner Kondensationsprodukte aus Formaldehyd
und Phenol im Gemisch mit Celluloseestern und Desinfektionsmitteln, ferner Kautschukmilchkonzentrate
mit Desinfektionsmitteln und schließlich auch Gemische synthetischer Harze bekannt.
Schließlich ist ein filmbildender, als Lösung oder Paste vorliegender Wundverband
bekannt, der aus polymerisiertem Methylmethacrylat, gegebenenfalls kleinen Mengen
Polystyrolharz oder polymerisiertem Athylmethacrylat, sowie einem als Weichmacher
wirkenden Ester der Salicylsäure und einem flüchtigen organischen Lösungsmittel
besteht. Die Lösung bzw. Paste kann als zusätzlichen Weichmacher Dibutylphthalat
oder Trikresylphosphat enthalten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, sprühbare, als Lösung oder
als Emulsion vorliegende Mittel zur Herstellung von Wundverbänden auf Kunststoffbasis
mit Weichmachern so zu modifizieren, daß man Filme mit besonders günstigen Kohäsions-und
Adhäsionseigenschaften erhält. Es soll nämlich die Kohäsion der daraus gebildeten
Filme etwas größer als ihre Adhäsion sein, derart, daß der Film zwar einerseits
fest auf der Haut haftet, sich aber andererseits auch wieder von der Haut abziehen
läßt. Bei den bekannten Wundverbänden dieser Art muB der sich auf der Haut gebildete
Film durch ein organisches Lösungsmittel oder auch durch heißes Wasser entfernt
werden, was äußerst schmerzhaft ist, wenn die durch den Film abgedeckte Wunde noch
nicht völlig verheilt ist.
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Das erfindungsgemäBe Mittel zur Herstellung eines Wundverbandes enthält
neben einem für solche Wundverbände üblichen Kunstharz, wie einem Vinylpolymeren,
einem Polyacrylsäure-bzw. Polymethacrylsäureester, Celluloseacetatbutyrat oder Athylcellulose
oder Gemischen dieser Stoffe als Haftmittel nochGlycerinphthalsäureester (Stoeckhart,
» Kunststofflexikon «, 1953, S. 104), Abietinsäureglycerinester (Kunststofflexikon,
a. a. o., S. 2), durch eine organische Säure und bzw. oder ein Phenol modifi-
zierten
Abietinsäureglycerinester (vgl. Wagner,-Sarx, » Lackkunstharze «, 3. Auflage, 1950,
S. 144), ein Aminaldehydharz (vgl. Wagner-Sarx, a. a. o., S. 35 ff.) oder durch
Maleinsäureanhydrid oder ein Phenol, z. B. Kresol modifiziertes Kunstharz, oder
ein Gemisch dieser Stoffe. Diese Stoffe bewirken ein lösbares Haften des Filmes.
Zu dem gleichen Zweck können aber auch in Verbindung mit anderen Filmbildnern Acryl-und
Polyacrylsäureharze verwendet werden. Als Vinylpolymere kommen für die Zwecke der
Erfindung Mischpolymerisate aus Vinylchlorid und Vinylidenchlorid und-acetat oder
Vinylacetat sowie carboxylierte oder hydroxylierte Modifikationen dieser Mischpolymerisate,
Mischpolymerisate aus Vinylchloriden und Butadien und schließlich Polymerisate aus
Vinylbutyrat oder Vinylacetat in Fr, age.
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Als Lösungsmittel sind organische Ester wie Athylacetat, Ketone wie
Aceton, Ather oder organische Oxyde wie Athylenoxyd, aromatische Kohlenwasserstoffe
wie Toluol oder chlorierte aliphatische Kohlenwasserstoffe wie Methylenchlorid oder
Mischungen der vorgenannten Verbindungen geeignet.
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Das Lösungsmittel wird, je nach der gewünschten Trockengeschwindigkeit,
die gewöhnlich etwa 5 Minuten beträgt, und der Viskosität des Wundverbandes, unter
Berücksichtigung der jeweiligen Verwendung, der erforderlichen Haltbarkeit und der
traumatischen Schmerzwirkung usw. gewählt.
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Als Weichmacher können folgende monomere Stoffe oder Kombinationen
dieser Stoffe verwendet werden : Dioctylphthalat, Butylphthalylbutylglycolat (The
Condensed Chemical Dictionary, New York, 1950, S. 582,1. Spalte), Di-2 (äthyl-hexyl)-azeleinsäureester
acetyliertes Rizinusöl, Umsetzungsprodukte von Phthalsäureanhydrid und Pflanzenölen
(vgl.
Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, Bd. 10, S. 769), Trikresylphosphat,
o-und p-Toluolsulfonamide, chloriertes Paraffin (K i r k-Othmer, a. a. o., Bd. 3,
S. 781, und Bd. 10, S. 770), Cumaronindenharze, Sebacinsäurepolymerisate (vgl.
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Kunststofflexikon, a. a. o., S. 231), zwecks Mischbarkeit mit Filmbildnern
vorbehandelte Pflanzenöle wie Oiticicaöl (vgl. Römpp, Chemielexikon, 3. Auflage,
S. 1278).
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Als bakteriostatischer Zusatz ist Maleinsäureanhydrid geeignet, das
bereits in den als Haftkleber verwendeten Stoffen enthalten sein kann, und ferner
physiologisch unbedenkliche Quecksilberverbindungen.
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Der erfindungsgemäße Wundverband hat die bemerkenswerte Eigenschaft,
daß der aus einer Lösung oder Emulsion gebildete Film auf gesunder Haut lösbar haftet,
jedoch auf rohem Fleisch nicht klebt und sich ohne Erweichen oder eine andere Behandlung
wieder abziehen läßt. Der Film ist unlöslich in Körperflüssigkeiten und unempfindlich
gegenüber Wasser, jedoch genügend durchlässig für Wasserdampf, so da8 die Bildung
von Hautblasen unter dem Film vermieden wird. Die Lösung bzw. Emulsion übt lediglich
eine geringe Schmerz-, jedoch keine Reiz-und Giftwirkung auf das in offenen Wunden
oder Verbrennungen freiliegende Gewebe aus. Der Film ist praktisch undurchlässig
für Bakterien.
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Zur Herstellung des Mittels wird der Filmbildner zur Vermeidung von
Agglomerationen langsam unter Rühren in dem gewünschten Lösungsmittel gelöst ; der
Lösung werden die weiteren Stoffe zugesetzt und das Rühren fortgeführt, bis praktisch
alles gelöst ist.
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Eventuell vorhandene Fremdstoffe werden dann durch Filtrieren entfernt
und die Lösung z. B. in einen Aerosolzerstäuber zusammen mit bekannten Treibmitteln,
wie chlorierten aliphatischen Kohlenwasserstoffen, abgefüllt. Der Wundverband kann
aber auch mittels komprimierter Gase, durch Streichen oder Tauchen aufgebracht werden.
Vorteilhafterweise werden etwa 100 Gewichtsteile Filmbildner und 5 bis 80, vorzugsweise
50 Gewichtsteile des ein lösbares Haften des Filmes bewirkenden Stoffes, bis zu
80, vorzugsweise 50 Gewichtsteile Weichmacher, bis zu 2, vorzugsweise 0,25 Gewichtsteile
bakteriostatisches Mittel und etwa 800 Gewichtsteile eines flüchtigen Lösungsmittels
verwendet.
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Befriedigende Ergebnisse wurden beispielsweise mit folgenden Lösungen
erhalten : Beispiel 1 Gewichtsteile Hydroxyliertes Mischpolymerisat aus Vinylacetat
und Vinylchlorid....... 100 Maleinsäureanhydridmodifiziertes Glycerinabietinsäureharz
(vgl. Kunststofflexikon, a. a. O., S. 154,155, » Maleinsäure «) 50 Sebacinsäuremischpolymerisat
als Weichmacher 50 Athylacetat.......................... 600 Aceton..............................
200 Beispiel 2 Gewichtsteile N-Butylmethacrylatpolymerisat........ 120 Butylphthalylbutylglycolat..........
30 Phenolmodifiziertes Glycerinabietinsäureharz......................... 50 Athylacetat..........................
800
Beispiel 3 Gewidhtsteile Athylcellulose....................... 80 Dioctylphthalat......................
80 Maleinsäureanhydridmodifiziertes Glycerinabietinsaureharz........... 40 Athylacetat..........................
800 Beispiel 4 Gewichtsteile Vinylchloridvinylacetatharz........... 100 Weichmacher
vom Typ der expodierten Öle............................... 50 Maleinsäureanhydridmodifiziertes
Glycerinabietinsäureharz 50 Athylacetat.......................... 800 Das in den
Beispielen angegebene Lösungsmittel wurde wegen seiner geeigneten Trocknungsgeschwindigkeit
gewählt ; es können jedoch erforderlichenfalls auch andere Lösungsmittelgemische
angewendet werden, um entsprechend besonderen Anforderungen das Trocknen zu verlangsamen.
Es wurde beispielsweise gefunden, daß flüchtige chlorierte Lösungsmittel keine nachteilige
Wirkung auf die Eigenschaften des trokkenen Films haben, wenn sie im Verhältnis
von 2 Volumteilen Lösungsmittel auf 1 Volumteil des Gemisches angewendet werden.
Die Konzentration des Weichmachers kann-ebenfalls geändert werden, um die sich aus
den Erfordernissen des Gebrauches ergebende Flexibilität bzw. Weichheit zu erzielen.
Das durch Maleinsäureanhydrid modifizierte Harz wirkt einerseits als Haftkleber
und bildet andererseits die bakteriostatische Komponente. Die Mengenverhältnisse
können innerhalb eines begrenzten Bereiches verandert werden, um die gewünschte
Härte, Haftfestigkeit und Flexibilität je nach den Erfordernissen des besonderen
Falles zu erreichen. Eine gemäß der Erfindung zusammengesetzte Lösung kann nachträglich
mit Hilfe geeigneter Emulgiermittel, Antischaummittel und Wasser emulgiert werden.
Bei einer wäßrigen Emulsion kann der Schmerz bei Berührung mit rohem Fleisch geringer
sein als beim Gebrauch flüchtiger organischer Lösungsmittel.
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Eine wäßrige Emulsion besteht erfindungsgemäß aus ungefähr 200 Gewichtsteilen
Latex oder einer Emulsion mit 50g/@ Nichtflüchtigem als Filmbildner, bis zu 80,
vorzugsweise 5 Gewichtsteilen eines ein lösbares Haften des Filmes bewirkenden,
gegebenenfalls bakteriostatischen Stoffes, bis zu 80, vorzugsweise 1 Gewichtsteil
Weichmacher und gegebenenfalls bis zu 2, vorzugsweise 0,25 Gewichtsteilen eines
bakteriostatischen Mittels und bis zu 20, vorzugsweise 5 Teilen flüchtigem Lösungsmittel.
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Das Gemisch wird mit einem geeigneten Emulgator, einem Schutzkolloid
und gegebenenfalls einem Verdickungsmittel und ferner einem Antischaummittel emulgiert,
so daß eine Emulsion mit einer den praktischen Anforderungen entsprechenden Konsistenz
erhalten wird. Für die vorstehend angegebenen Mengen werden etwa 450 Teile Wasser
verwendet.
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Der in Form einer wäßrigen Emulsion oder als Latex vorliegende filmbildende
Bestandteil kann irgendeiner der oben angegebenen Filmbildner sein ; Celluloseacetatbutyrat
und Athylcellulose sind jedoch für eine Lösung geeigneter als für eine Emulsion.
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Der ein lösbares Haften des Filmes bewirkende Stoff kann irgendeiner
der oben angegebenen Stoffe sein, und die Weichmacher und bakteriostatischen Stoffe
schließen
diejenigen ein, die für eine Lösung angegeben sind. Geeignete Lösungsmittel sind
Alkohol und die oben angegebenen Verbindungen.
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Die Frage, ob ein nichtionischer, anionischer oder kationischer oberflächenaktiver
Emulgator angewendet wird, richtet sich nach der Art des den Film bildenden Latex
und der Verträglichkeit mit diesem ; die Wahl des Emulgators hängt auch von der
Möglichkeit ab, den Haftstoff in eine stabile Emulsion zu überführen. Als Schutzkolloid
können z. B. Methylcellulose, Carboxymethylcellulose, Polyvinylalkohol oder löslich
gemachtes Protein wie Albumin von solcher Art verwendet werden, daß der Wundverband
die gewünschte Viskosität hat, die wiederum von der Anwendungsweise abhängt.
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Zur Herstellung des Mittels nach der Erfindung dient eine handelsübliche
Emulsion filmbildender Kunststoffe, wie sie üblicherweise für solche Wundverbände
verwendet werden, wie Vinylpolymere, Polyacrylsäure-oder Polymethacrylsãureester,
Celluloseacetatbutyrat, Athylcellulose oder Gemische dieser Stoffe. Eine zweite
Emulsion wird durch Auflösen des ein lösbares Haften des Filmes bewirkenden Stoffes,
des bakteriostatischen Mittels und des Weichmachers in der geringstmöglichen Menge
eines flüchtigen Lösungsmittels, welche eine vollständige Lösung ergibt, hergestellt.
Dies wird, wie gefunden wurde, mit einer Konzentration von annähernd 50°/o nichtflüchtiger
Anteile erreicht. Der Emulgator und das Antischaummittel werden der Lösung zugegeben
und durch Rühren gut dispergiert. Unter starkem Rühren wird die ausreichende Menge
Wasser zugesetzt, um die gewünschte Emulsion mit ungefähr 25e/o nichtflüchtigen
Anteilen zu erhalten. Zu diesem Zweck werden beispielsweise 200 Teile des filmbildenden
Latex in einen aus rostfreiem Stahl bestehenden Mischtank gegeben und dann 25e/o
der zweiten Emulsion langsam unter gutem aber nicht zu heftigem Rühren zugesetzt.
Dann wird eine genügende Menge Wasser zugegeben, um den nichtflüchtigen Teil der
Mischung gegebenenfalls auf ungefähr 15 bis 25ego herabzusetzen. Schließlich wird
eine ausreichende Menge einer Lösung von 3 Teilen Methylcellulose in 97 Teilen kaltem
Wasser zugesetzt, um die gewünschte Viskosität und Stabilität zu erreichen. Die
Menge an flüchtigen Lösungsmitteln ist absichtlich niedrig, um die Schmerzwirkung
bei der ersten Berührung mit dem rohen Fleisch herabzusetzen.
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Der Grad der Entflammbarkeit des erfindungsgemäßen Mittels kann ebenfalls
leicht eingestellt werden. Eine Emulsion der vorbeschriebenen Art ist praktisch
nicht entflammbar ; eine Lösung von Vinylmischpolymerisat als Filmbildner, Aminaldehyd
als Haftstoff und Phosphorsäureester als Weichmacher in Methylenchlorid weist nur
einen sehr geringen Entflammbarkeitsgrad auf.
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Das erfindungsgemäße Mittel ergibt sowohl in Lösung als auch in Form
einer Emulsion beim Trocknen eine hervorragende Abdeckung. Die Abwesenheit von Arzneimitteln
bzw. der niedrige Gehalt an solchen verbürgt eine völlige Sicherheit, wenn solche
Abdekkungen oder Überzüge von nichtausgebildeten Personen angelegt werden. Der nach
der Verdampfung der flüchtigen Lösungsmittel bzw. nach dem Trocknen der wäßrigen
Emulsion gebildete plastische Film ist zäh, elastisch, transparent und haftet auf
gesunder Haut in ganz bestimmter Stärke. Der Film ist wasserfest ; seine Bestandteile
werden in einem praktisch
völlig zu vernachlässigenden Maße durch Wasser oder Körperfliissigkeit
extrahiert. Das erfindungsgemäße Mittel braucht keine bakteriziden Mittel oder andere
Arzneimittel zu enthalten.
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Die Lösungen oder Emulsionen nach der Erfindung sind stabil, sie
üben keine Oxydationswirkung aus und besitzen, wenn sie als Spray angewendet werden,
die erforderliche niedrige Viskositãt. Das Aufbewahren bereitet praktisch keine
Schwierigkeiten, da nicht unbedingt luftdicht abgeschlossene Behälter oder Druckbehälter
erforderlich sind. Der Film kann von gesunder Haut ohne Erweichen oder eine andere
Behandlung und ohne weitere Anwendung eines Lösungsmittels oder Wasser abgezogen
werden. Der Film klebt praktisch nicht auf rohem Fleisch und weist nach dem Trocknen
keine Klebwirkung für unter ihm gebildete neue Haut auf, so daß nach der Entfernung
der Filmabdeckung das Heilen der Wunde praktisch nicht beeinträchtigt wird. Obgleich
der Film wasser, beständig und undurchlässig für Colibakterien ist, ist er durchlässig
für Wasserdampf, der sich sonst unterhalb des Uberzuges ansammeln und entweder Wasserblasen
oder Kanäle durch den Überzug nach außen bilden könnte, so daß Eingänge für Krankheitskeime
entstehen könnten. Es bildet sich ein einheitlicher, praktisch von Blasen freier
Film, der keine Gaskanäle oder sonstige Öffnungen für Krankheitskeime aufweist.
Da der getrocknete Film praktisch keine Arzneimittel durchläßt, kann er angewandt
werden, um bestimmte Hautteile von Arzneimitteln freizuhalten, die nur auf bestimmte
Körperteile angewendet werden sollen.